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Der schweigende Raum

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03.07.2017
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Der schweigende Raum

Ich stolpere über den Bordstein. Mama umklammert meine Hand, quetscht die Finger und zerrt mich unbeirrt weiter. Das Gehen in den steifen Lackschuhen fällt mir schwer, die Fersen schmerzen schon.
„Mamaaa.“ Die Absätze knallen auf den Asphalt. „Mama, du tust mir weh!“ Ich reiße die Hand los und bleibe stehen. Hitze steigt in mein Gesicht.
Wirsch dreht sie sich um. „Merle, wir müssen ...“ Als sie mich sieht, wird ihr Gesicht weich. Sie hockt sich hin, tippt mir auf die Nasenspitze. Ihre Hände riechen nach Vanille. Vor mir baumelt die silberne Kette, Jesus am Kreuz schaut mich klagend an.
„Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun.“ Vorsichtig streicht Mama über den Kragen meiner weißen Bluse. Es ist gar nicht Sonntag, trotzdem sollte ich meine besten Sachen anziehen. „Wir haben einen wichtigen Termin. Da möchte ich nicht zu spät kommen.“
„Wo gehen wir hin?“
Sie richtet sich auf, streckt mir die Hand entgegen. „Komm.“

Mama und ich sitzen vor dem riesigen Schreibtisch und Pastor Karlin schaut uns ungewöhnlich streng an. Er ist tatsächlich streng, aber er sieht sonst nie so aus. Normalerweise lächelt er und schüttelt Hände; seine sind immer warm, sogar nach der Christmette, wenn meine trotz Handschuhen kaum noch zu spüren sind.
Aber heute lächeln weder er noch Mama.
Der Stuhl ist kalt. Ich quetsche meine Hände zwischen Oberschenkel und das Holz, aber da die Finger auch kalt sind, bringt es wenig.
„Merle, hör auf zu zappeln. Setz dich ordentlich hin.“ Mama zupft an ihrem Rock herum und streicht sich eine Strähne hinters Ohr.
„Merle.“ Der Pastor legt die Hände zusammen, als wolle er beten. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass es dir nicht gut geht.“
„Mir ist kalt.“
„Nicht jetzt. Sondern in letzter Zeit.“
Als ich zu Mama schaue, nickt sie kurz und blickt dann auf ihre Knie.
„Ich hatte Kopfschmerzen. Die waren so schlimm, dass ich manchmal nichts mehr sehen konnte.“
„Deine Mutter hat mir erzählt, dass du dich sogar nicht mehr bewegen konntest, ist das wahr?“
„Ich weiß nicht. Alles tat weh.“ Ich schlage meine Schuhe gegeneinander. Der schwarze Lack quietscht bei jeder Berührung. „Aber jetzt geht es mir gut.“
Neben mir knetet Mama ihre Hände. „Sie weint manchmal, einfach so. Selbst unsere Gebete können ihr dann nicht helfen.“ Ihre Stimme ist leise, ich kann sie kaum verstehen. „Es macht mir Angst, Herr Pastor.“
„Warum weinst du, Merle?“, fragt Pastor Karlin.
Manchmal bin ich einfach traurig. Die Welt ist dann so wie auf den alten Fotos, die ich mir manchmal mit Mama anschaue. Schwarzweiß. Aber irgendwann geht das Gefühl wieder, und dann möchte ich nicht mehr darüber nachdenken. „Ich weiß es nicht.“
„Möchtest du weniger weinen? Und keine Kopfschmerzen mehr haben?“
Ich schaue Pastor Karlin an. Seine Lippen bilden eine Linie, so dünn, als hätte er gar keine. „Natürlich. Das wäre super.“
Er nickt. Mama wischt sich über die Wange, aber die Träne sehe ich trotzdem.
„Mama? Habe ich was Falsches gesagt?“
„Nein, mein Schatz. Alles gut.“ Sie versucht, mich anzulächeln, aber die Mundwinkel zeigen nach unten.

Nachdem Mama und Pastor Karlin einige Minuten alleine gesprochen haben und ich im zugigen Flur warten musste, folgen wir dem Pastor in den Keller. Mama schweigt und schaut mich nicht an. Ich greife nach ihrer Hand, aber sie liegt schlaff in meiner; ich kann sie kaum halten und lasse sie schließlich los.
Wir gehen vorbei an den Klapptischen, die an der Wand lehnen, und den Türmen aus Holzstühlen. Die Eisentür, die Pastor Karlin aufschließt, habe ich noch nie bemerkt, obwohl ich mit der Kindergruppe schon oft Sachen aus dem Keller geholt habe. Durch den Flur dahinter gelangen wir in ein Zimmer. Ohne Fenster wirkt es wie eine Höhle. Die Luft ist angenehm warm.
Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes liegt ein grauer Kittel, wie ein großes Nachthemd sieht er aus.
Pastor Karlin deutet darauf.
„Ist das für mich?“ Ich schüttele mich. „Das zieh ich nicht an.“
„Merle, du wolltest doch, dass wir dir helfen.“ Pastor Karlins Blick ist starr und ich frage mich, wie ich seine braunen Augen jemals lustig finden konnte. Sie sehen aus wie gefrorene Erde.
Mama schweigt.
Mit steifen Fingern trenne ich mich von meinen Lackschuhen, der Bluse und dem Faltenrock und streife das Nachthemd über. Es kratzt.
„Wozu ist das gut?“ Meine Füße versinken in dem flauschigen Teppich.
Ohne zu antworten, schließt der Pastor eine kleine Tür auf, die von dem Zimmer abgeht. Sie ist dicker als jede Tür, die ich je gesehen habe, ihre Innenseite sieht aus wie Omas Sofa. Der Raum dahinter liegt im Dunkeln.
„Merle, bitte gehe dort hinein. Du wirst dort alleine sein, aber ich verspreche, dir wird nichts passieren.“
Ich wage mich an die Schwelle, dahinter sehe ich nichts als Schwarz. „Kann man das Licht anmachen?“
Pastor Karlin schüttelt den Kopf. „Leider nicht.“
„Ich möchte dort nicht hinein.“ Ich weiche ein paar Schritte zurück. „Mama?“
Aber Mama hat die Augen geschlossen, eine Hand an der Stirn. Ihre Schultern zucken.
Pastor Karlin kommt auf mich zu. „Merle, dir geht es schlecht, weil etwas Böses in dir wohnt. Aber wir müssen vertrauen und dich in die Hände desjenigen geben, der das richten kann. Und danach wird es dir besser gehen.“ Er faltet die Hände. „Hast du Vertrauen?“
Trotz der Wärme zittern meine Knie. Ich nicke.
Ich gehe zu der kleinen Tür, schaue in die Dunkelheit und hab das Gefühl, verschluckt zu werden. Fratzen blitzen im Schwarz und ich stolpere zurück, laufe zum Ausgang und rapple an der Klinke. „Ich bin gesund! Mama!“
Mama schluchzt, aber sie kommt nicht zu mir, verlässt nicht mit mir diesen schrecklichen Ort. „Merle, mach es uns bitte nicht noch schwerer.“
Pastor Karlin kommt auf mich zu, ich presse mich an die Wand, kann ihm nicht entkommen.
„Merle. Glaubst du, du bist ein Sünder?“
Ich schweige, presse die Lippen aufeinander.
Pastor Karlin kommt einen Schritt näher, wie ein schwarzer Turm ragt er vor mir auf. „Glaubst du, du bist ein Sünder?“ Seine Stimme donnert durch den Raum.
Ich schlucke. „Ja, das glaube ich.“
„Und glaubst du an die Vergebung durch das Sakrament der Buße?“
„Ja, das glaube ich“, flüstere ich, wiederhole die Worte, die ich schon so oft gesagt habe.
Pastor Karlin nickt und tritt einen Schritt zurück. Sein Arm weist mir den Weg.
Ich trete in die Dunkelheit. Der Boden ist weich, ich setze mich in das kleine Rechteck, das noch erhellt wird. Pastor Karlin tritt in die Tür, sperrt das Licht mit seinem Körper aus und sagt: „Und nun möge die Dunkelheit das Böse bedecken, den Samen ersticken und den Weg ebnen für das Licht, die Helligkeit, die uns alle erlösen wird.“
Bevor die Tür ins Schloss fällt, höre ich Mama schluchzen, dann ist es still.

Ich öffne die Augen, und schließe sie wieder. Dann lege ich einen Finger ans Lid, überprüfe, ob es sich wirklich bewegt. Ja, alles richtig. Es ist so dunkel, dass es keinen Unterschied macht.
Der Raum erscheint mir unendlich groß und mich überkommt das Gefühl, jemand stehe hinter mir und starre auf meinen Rücken. Ich krabble los, stoße mit dem Kopf gegen die weiche Verkleidung.
„Mamaaa! Pastor Karlin!“ Ich trommle gegen die Wand, meine Schläge verpuffen. „Lasst mich bitte wieder raus!“ Ich atme tief durch, ziehe meine Nase hoch und lausche.
Meine Ohren fühlen sich merkwürdig an, wie auf dem Flug, den ich einmal mit Mama gemacht habe. Ich wackle mit dem Zeigefinger darin herum, aber es ändert nichts. Das Rauschen ist das einzige Geräusch.
„Mama, bitte!“ Ich heule und schreie, bis ich Kopfschmerzen bekomme, aber nichts passiert. Alles bleibt schwarz.
Vorsichtig richte ich mich auf, strecke meine Arme nach oben. Ich stoße gegen die Decke, meine Finger fahren daran entlang bis zur Wand. Ich folge ihr rundherum und komme pro Seite auf vierzehn oder fünfzehn Gänsefüßchen.
Hier müsste irgendwo die Tür sein. Meine Finger fahren über die Verkleidung, aber ich kann keinen Spalt, keine Klinke finden. Vielleicht bin ich an der falschen Stelle. Zentimeter für Zentimeter arbeite ich mich vor, taste die Wand von oben bis unten ab. Ich wische Tränen aus den Augen, gehe ein paar Schritte vorwärts, dann wieder zurück,
um sicherzugehen. Mein Atem klingt, als hätte ich einen Hundertmetersprint hinter mir.
Da! Diese Stelle fühlt sich anders an. Härter. Ein Viereck innerhalb der weich gepolsterten Wand. Ich drücke dagegen und die Stelle gibt nach, schwingt zurück wie eine Tür. Aber die ist viel zu klein für mich. Mein Kopf würde durchpassen, die Schultern schon nicht mehr. Ich drücke die Klappe weiter nach hinten. Sie stößt gegen einen Gegenstand, der scharrend über den Boden rutscht. Vorsichtig stecke ich eine Hand in die Öffnung und ziehe ihn hervor. Fühlt sich an wie ein kleiner Eimer oder eine große Schüssel. Wofür soll das gut sein? Ich stelle es zurück, lasse die Klappe zu schwingen.
Auch an der nächsten Wand finde ich eine kleine Kammer. Sie enthält eine Flasche. Ich öffne sie, schnuppere und trinke einen Schluck. Der Inhalt schmeckt merkwürdig. Nachdem ich die Flasche zurückgestellt habe, krieche ich weiter. Mehr Fächer finde ich nicht.
Ich setze mich in eine der Ecken und warte. Meine Beine kribbeln und als ich mit den Händen darüber reibe, habe ich den Eindruck, dass sie dünner sind als sonst. Oder länger?
Ein Brummen schreckt mich auf. Es ist tief und lässt meinen Körper vibrieren. Dann tanzen Lichtblitze durch den Raum. Sie sind überall, schwirren umher wie Glühwürmchen. Eins taucht direkt vor mir auf. Ich greife danach, doch meine Finger spüren nur Luft.
Das Funkeln und das Brummen verschwinden. Es ist wieder dunkel und still.
„Mama?“ Meine Stimme ist unangenehm laut. „Wann kann ich wieder hier raus?“ Ich höre ein Flüstern, aber wegen des Rauschens in meinen Ohren kann ich nichts verstehen. „Du musst lauter sprechen, Mama!“ Ich weine und wische mein Gesicht mit den Ärmeln des Nachthemdes ab. Der Stoff klebt kalt auf der Haut. „Mir geht es gut! Ich werde bestimmt nicht wieder krank.“
Ich rolle mich in einer der Ecken zusammen. Vielleicht schlafe ich gerade und das ist alles nur ein Alptraum. Während ich darauf warte, dass ich aufwache, macht sich meine Blase bemerkbar.
„Ich muss mal“, rufe ich. „Mama? Pastor Karlin?“ Keine Antwort.
Ich versuche, das Gefühl zu ignorieren, doch das macht es nur schlimmer. Dann fällt mir die Schüssel in dem Fach ein. Ich krabble dorthin und ziehe sie hervor, schiebe sie wieder weg. Ich bin doch kein Kleinkind mehr, das ins Töpfchen macht.
Aber schließlich sticht die volle Blase so sehr, dass ich Angst habe, mich zu bepinkeln. Also hocke ich mich doch über die Schüssel und seufze erleichtert als der Druck endlich nachlässt. Ich stelle die Schale wieder zurück in das Fach, der warme Inhalt schwappt hin und her. Als ich mich umdrehe, steht ein Drache vor mir.
Er ist nicht zu übersehen, denn er leuchtet blau, wie das Meer, wenn man taucht und zur Oberfläche schaut.
Auf seinen Hinterbeinen stehend schaut er mich an. Ich muss an die Erdmännchen im Zoo denken. Aber das Wesen vor mir ist definitiv ein Drache – ich sehe einen Schwanz und zusammengelegte Flügel.
„Hi“, sagt er. Er hebt die Hand und ich mache es nach. Mein Hi ist so leise, dass ich es selbst nicht höre. Ich glaube, ich habe es gar nicht gesagt.
„Ganz schön duster hier drin.“
Ich nicke.
„Aber schön weich, da kann man nichts sagen.“ Er stellt sich auf seine vier Füße und wuselt durch den Raum. Wie eine Echse schlängelt er an der Wand entlang bis zur Decke. Direkt vor mir bleibt er stehen und lässt sich herunterhängen, eingehüllt in seine Flügel.
„Buh!“, sagt er und breitet die Schwingen aus.
Ich zucke zusammen und falle auf meinen Hintern. „Hey, was soll das?“
„Ich wollte prüfen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Du wirktest etwas phlegmatisch.“ Er lässt die Decke los und schwebt wie ein Blatt zu Boden.
„Was geht hier so?“ Der Drache schnüffelt den Boden ab, der Schwanz wedelt hin und her.
„Eigentlich nichts.“
Er dreht sich um, seine Flügel stellen sich auf. „Nichts? Warum bist du dann hier?“
„Ich bin krank.“
„Und hier wird man wieder gesund?“
„Ich hoffe es.“
„Wie soll man hier wieder gesund werden? Ich dachte, ihr Menschen braucht dann frische Luft und Sonne und so’n Zeug.“
„Ich weiß es nicht.“ Schon wieder kullern Tränen aus meinen Augen. So viel geweint habe ich im ganzen letzten Jahr nicht.
„Hört sich bescheuert an. Also ich würde gehen.“
„Ich kann nicht. Ich muss vertrauen.“
„Aaalles klar. Das ist überzeugend.“ Der Drache setzt sich und schaut mich mit schrägem Kopf an. „Ich bin übrigens Ezra.“
„Du bist ein Weibchen?“
„Ein Drache eben. Das reicht, oder?“
Ich nicke. „Ich heiße Merle.“ Im Schneidersitz rutsche ich näher. „Warum bist du hier?“
„Damit du nicht so allein bist.“
„Das ist lieb.“
Ezra nickt. „So bin ich.“
Mein Magen knurrt so laut, dass ich zusammenzucke. Ich lege die Hände auf den Bauch.
Der Drache zieht die Augenbrauen hoch. „Das hört sich aber nicht gesund an.“
„Ich habe nichts zu essen. Nur etwas Wasser.“ Besser als nichts, denke ich mir, und krabble zu dem Fach. Neben der Flasche spüre etwas Weiches. Ich ziehe es hervor und rieche daran. Ein belegtes Brot! Erst als ich schon kaue, denke ich an meinen Gast. „Ezra, willst du auch etwas?“
„Nee, danke. Ich brauche so was nicht.“
Nach dem Essen geht es mir besser. Ezra vertreibt Dunkelheit und Stille und der Knoten in meiner Brust lockert sich ein wenig.
Ich kuschele mich in eine Ecke. Ezra legt sich dazu, nutzt einen Flügel als Decke. Das sanfte Leuchten des Drachens beruhigt mich und meine Augen werden schwer.
„Du kannst ruhig schlafen. Ich pass auf.“
„Danke“, flüstere ich und schlafe ein.

Ich öffne die Augen und sehe nichts. Ich reibe über mein Gesicht, blinzle. Und dann fällt mir ein, wo ich bin. Ich setze mich auf und ziehe die Beine an den Körper, umschlinge sie. Ich komme mir vor wie ein Paket, das vom Wagen gefallen ist und nun vergessen in der Nacht steht. Was ist, wenn ich für immer hier drin bleiben muss? Ein Schluchzen schüttelt meinen Körper. Ich weine und weine, Rotz und Tränen reibe ich in die Ärmel meines Nachthemdes. Ich schreie und jammere in die Dunkelheit, fühle mich so alleingelassen, wie noch nie in meinem Leben. Niemand ist da, der mich tröstet. Niemand sagt mir, dass alles gut wird.
„Es wird alles wieder gut.“ Ezra sitzt vor mir und legt eine Pfote auf meinen Fuß. Der Drache schaut mich mit großen Augen an.
„Ich dachte, du warst ein Traum“, sage ich und schniefe.
„Ich bin das, was du brauchst. Vielleicht schau ich auch mal in einem deiner Träume vorbei. Wenn du möchtest.“
Ich wische mir noch einmal durchs Gesicht und lächle. „Das wär’ bestimmt schön.“
Es knackt und ein grelles Licht durchflutet den Raum. Ich rieche Vanille, dann höre ich meine Mutter: „Merle?“
„Mama!“ Halbblind torkele ich auf das Licht zu und falle Mama in die Arme. Meine Hände krallen sich in den Stoff an ihrem Rücken. „Lass mich bitte hier raus.“
Sie streichelt über meine Haare. „Natürlich, meine Kleine. Es tut mir so leid.“
Ich schaue auf, ihr Gesicht ist tränennass.
„Ich bin auch gesund. Das verspreche ich!“
„Nie wieder schicke ich dich dort hinein. Egal, was passiert.“
Ich höre ein Räuspern und sehe jetzt erst, dass auch Pastor Karlin in dem Raum steht. Seine Arme sind verschränkt, sein Blick finster.
„Es ist falsch die Behandlung abzubrechen. Sie haben doch selbst gesehen, wie sie mit einer unsichtbaren Wesenheit gesprochen hat. Sie ist eindeutig besessen!“
Meine Mama steht auf und hält meine Hand, fest und warm. „Wir gehen.“
„Die Welt muss vor solch negativen Entitäten beschützt werden. Denken Sie doch nach!“ Er stellt sich vor die Tür, versperrt den Ausgang.
„Kein Vertreter Gottes sollte zu solchen Maßnahmen greifen. Ich hätte nicht auf sie hören dürfen.“ Mama quetscht meine Finger. An ihrem Hals leuchten rote Flecken, aber sie schaut Pastor Karlin fest in die Augen. „Ich werde für sie beten, damit sie wieder auf den rechten Pfad zurückfinden.“
Pastor Karlin schüttelt den Kopf, tritt aber langsam zur Seite. Mama und ich verlassen den Raum, werden immer schneller, rennen schließlich die Treppe hinauf und stolpern aus der Tür des Gemeindehauses.
Draußen holen wir schnaufend Luft. Es regnet und trotzdem erscheint mir alles eine Spur heller, bunter und lauter, als ich es in Erinnerung habe. Es ist wunderschön.
Ich trage immer noch das kratzige Nachthemd, aber es ist mir egal. Neben mir leuchtet Ezra, fliegt einen Looping nach dem anderen, so übermütig, dass ich laut lachen muss.
Mama lächelte mich an, streicht über meine Haare. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“
„Das ist wohl kaum dein Verdienst!“, brummt Ezra, aber Mama reagiert nicht auf den Drachen.
Plötzlich bliebt sie stehen. „Oh, nein! Ich habe meine Handtasche vergessen.“ Sie schaut zum Gemeindehaus. „Du musst nicht mit, Merle. Ich bin sofort zurück.“
Ich nicke tapfer.
Mama entfernt sich mit zügigen Schritten. Die losen Strähnen ihres Dutts flattern.
„Wie meintest du das? Es wäre nicht ihr Verdienst?“, frage ich Ezra. „Sie hat mich aus dem Raum geholt. Sie hat mich doch gerettet.“
„Wer hat dich denn dort hinein gesteckt?“ Ezra verzieht den Mund.
„Pastor Karlin?“, frage ich und reibe mit den Händen über meine Oberarme. Der Wind treibt dunkle Wolken über den Himmel.

 

Moin, moin @Nichtgeburtstagskind ,

Ich liebe Deine Geschichte! Hier gibts bestimmt gleich richtig Ärger, denn eigentlich wartet ein Riesenberg Büroarbeit auf mich, aber ich hab Deine Geschichte angelesen und durchgelesen. Mit Drachen! Ich bin schwer begeistert. Also kriegst Du jetzt einen Kommentar, ich hangle mich mal an ein paar Zitaten entlang.

Der schweigende Raum
Ich stolpere über den Bordstein. Mama umklammert meine Hand, quetscht die Finger und zerrt mich unbeirrt weiter.
Den Titel finde ich super, und der Einstieg hat bei mir prima geklappt. Ich sehe ein ca. 5 Jähriges ?Mädchen an der Hand seiner Mutter

Wirsch dreht sie sich um.
Das Wort "Wirsch" ist toll, aber hier passt es für mich subjektiv nicht so ganz. Harsch, ruckartig - mh, auch alles nicht gut.

Ihre Hände riechen nach Sanddorn
Interessante Wahl, aber ich halte Sanddorn für wirklich unangenehm riechend, hat die Kosmetikindustrie da dran geschraubt?

Der Stuhl ist kalt. Ich quetsche meine Hände zwischen Oberschenkel und das Holz, aber da die auch kalt sind, bringt es wenig.
Wahrscheinlich ist alles richtig, denn das "die" bezieht sich ja auf Oberschenkel und Holz, trotzdem musste ich zweimal ran, vielleicht etwas vereinfachen?

„Merle.“ Der Pastor legt die Hände zusammen, als wolle er beten. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass es dir nicht gut geht.“
Hier wusste ich, auf was es hinausläuft, finde ich super, denn Deine Hinweise sind ja gering.

Ich schaue Pastor Karlin an. Macht er Witze?
„Natürlich. Das wäre super.
Lackschuhe, Sonntagskleidung, also ich bin irgendwo in den 50gern. Dann finde ich vor allem das fettgedruckte nicht so ganz stimmig, vielleicht liege ich ja aber auch mit der Zeit völlig falsch.

obwohl ich mit der Jugendgruppe schon oft Sachen aus dem Keller geholt habe.
Hier stutze ich dann nochmal über meine Altersschätzung. Lieg ich völlig falsch?

„Dieses hässliche Ding soll ich anziehen?“ Ich schüttele mich.
Ein kleiner Überleitungssatz mehr? Oder weis das Kind wirklich sofort, was der Pastor will? Dann vielleicht etwas mehr streuben, und sei es innerlich ...

Mit steifen Fingern trenne ich mich von meinen Lackschuhen, der Bluse und dem Faltenrock und streife das Nachthemd über. Es kratzt tatsächlich.
finde ich super beschrieben

Pastor Karlin tritt in das helle Rechteck und sagt: „Und nun möge die Dunkelheit das Böse bedecken, den Samen ersticken und den Weg ebnen für das Licht, die Helligkeit, die uns alle erlösen wird.“
Du hast nicht zufällig Theologie studiert? :gelb:

Dann lege ich einen Finger ans Lid, überprüfe, ob es sich wirklich bewegt. Ja, alles richtig.
cooler Test

„Mama, bitte!“ Ich heule und schreie, bis ich Kopfschmerzen bekomme, aber nichts passiert. Alles bleibt schwarz.
Vorsichtig richte ich mich auf, strecke meine Arme nach oben. Ich stoße gegen die Decke, meine Finger fahren daran entlang bis zur Wand. Ich folge ihr rundherum und komme pro Seite auf vierzehn oder fünfzehn Gänsefüßchen.
Hier geht es mir einfach zu Schnell. Du beschreibst schon alles richtig, aber es sind halt nur wenige Sätze, ich denke die Panik braucht länger. Vielleicht eine Zeitangabe verstecken ...

Ich wische Tränen aus den Augen, gehe drei Schritte vorwärts, und zwei wieder zurück um sicherzugehen. Mein Atem klingt, als hätte ich einen Hundertmetersprint hinter mir.
Auch hier ist mir das zu fix. Ganz sachlich die Schritte zählend und dazu habe Schockatmung.

habe ich den Eindruck, dass sie dünner sind als sonst. Oder länger?
das wiederum ist super

Als ich mich umdrehe, steht ein Drache vor mir.
ich liebe Dich!:herz:

„Ganz schön duster hier drin.“
Ich nicke.
„Aber schön weich, da kann man nichts sagen.“ Er stellt sich auf seine vier Füße und wuselt durch den Raum. Wie eine Echse schlängelt er an der Wand entlang bis zur Decke. Direkt vor mir bleibt er stehen und lässt sich herunterhängen, eingehüllt in seine Flügel.
und der, ne die ist so super im Dialog, Ich mag "Eragon" so gerne, weil die Dialoge mit Saphira so gut sind. Bitte mehr!

„Ich wollte prüfen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Du wirktest etwas phlegmatisch.“
Jo, ich mag sie wirklich!

Ich nicke. „Ich heiße Merle.“ Im Schneidersitz rutsche ich näher. „Warum bist du hier?“
„Damit du nicht so allein bist.“
„Das ist lieb.“
Ezra nickt. „So bin ich.“
:herz:

Ich komme mir vor wie ein Paket, das vom Wagen gefallen ist und nun vergessen in der Nacht steht.
schöner Vergleich

„Ich dachte, du warst ein Traum“, sage ich und schniefe.
„Ich bin das, was du brauchst. Vielleicht schau ich auch mal in einem deiner Träume vorbei. Wenn du möchtest.“
:huldig:
Es stört mich überhaupt nicht, das der Drache Einbildung ist, genauso muss es hier sein!

Es knackt und ein grelles Licht durchflutet den Raum. Ich rieche Sanddorn, dann höre ich meine Mutter:
gefällt mir, das erst der Geruch kommt, dann die Stimme. Ich muss dringend nochmal an Sanddorn riechen, in meinem Kochtopf riecht das nicht gut ...

„Es ist falsch die Behandlung abzubrechen. Sie haben doch selbst gesehen, wie sie mit einer unsichtbaren Wesenheit gesprochen hat. Sie ist eindeutig besessen!“
Jo, du mich auch ...

Mama wirbelt mich herum, drückt mich an sich. „Was lachst du denn so, mein Schatz?“
„Ich freu mich einfach, nicht mehr alleine zu sein“, sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
und ein wunderbarer Schluss, vor allem die Zweideutigkeit ist Klasse.

Danke, liebes Nichtgeburtstagskind, ich habe es sehr genossen
Beste Wünsche, vorallem für hinübergleiten
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Nichtgeburtstagskind,
eine neue Geschichte. Logo, mit seltsam-tag.

„Ich hatte Kopfschmerzen. Die waren so schlimm, dass ich manchmal nichts mehr sehen konnte.“
„Deine Mutter hat mir erzählt, dass du dich sogar nicht mehr bewegen konntest, ist das wahr?“
Uah, kommt jetzt so ne Exorzistengruselgeschichte? Die Diagnose kam aber schnell. Nur wegen Kopfschmerzen und ein bisschen Trübsal blasen? Das könntest du ausbauen, die Symptome krasser werden lassen.

Manchmal überfällt mich eine dunkle Wolke, die so schwer ist, dass sie mich niederdrückt, und ich das Gefühl habe zu ersticken.
Arme Merle. :(


Die Schüssel stelle ich wieder zurück in das Fach, der warme Inhalt schwappt hin und her. Als ich mich umdrehe, steht ein Drache vor mir.
Ist es nicht stockfinster? Wie kann sie ihn so genau sehen?

Er leuchtet blau,
Ach so. Vllt. ziehst du das sichtbare Leuchten vor?

Er stellt sich auf seine vier Füße und wuselt durch den Raum. Wie eine Echse schlängelt er an der Wand entlang bis zur Decke.
Du könntest beschreiben, wie sein leuchtetener Körper die Wandstellen, an der gerade entlang geht, erhellt. Vielleicht sieht Merle dabei andere Dinge, als die sie zuvor ertastet hatte.

„Ich wollte prüfen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Du wirktest etwas phlegmatisch.“
Die kleine Merle denkt bestimmt: Was für ein eloquenter Drache. :Pfeif:

„Ich habe nichts zu essen. Nur etwas Tee.“ Besser als nichts, denke ich mir, und krabble zu dem Fach. Neben der Flasche spüre etwas Weiches. Ich ziehe es hervor und rieche daran. Ein belegtes Brot!
Hellt der Drache die ganze Kammer aus, aber nicht bis in das Fach hinein? Wenn er, pardon sie so stark leuchtet, hätte Merle die Drachendame schon vor dem Umdrehen bemerkt.

Ich schreie und jammere in die Dunkelheit, fühle mich so alleingelassen, wie noch nie in meinem Leben. Niemand ist da, der mich tröstet. Niemand sagt mir, dass alles gut wird.
„Es wird alles wieder gut.“ Ezra sitzt vor mir und legt eine Pfote auf meinen Fuß. Der Drache schaut mich mit großen Augen an.
„Ich dachte, du warst ein Traum“, sage ich und schniefe.
Wo hatte sich Ezra denn versteckt, dass Merle ihr Leuchten in der winzigen Kammer nicht sehen konnte? Vllt. stellst du Merle etwas schlaftrunkener da.

Neben mir leuchtet Ezra, fliegt einen Looping nach dem anderen, so übermütig, dass ich laut lachen muss.
Mama wirbelt mich herum, drückt mich an sich. „Was lachst du denn so, mein Schatz?“
„Ich freu mich einfach, nicht mehr alleine zu sein“, sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.

:schiel:Ahh. Mensch, Nichtgeburtstagskind. Ich habe Merles eingebildeten Drachen zu Ernst genommen und deshalb manche Detaillogik in Frage gestellt. MMn kann der seltsam-tag raus. Ein Mädchen mit einer Psychose ist nicht seltsam, sondern halt anders, besonders. Da darf es in der Geschichte ruhig passgenau absurt nach ihrem Kopf abgehen.

Viele Grüße
wegen

 

man o man @Nichtgeburtstagskind
gerade las ich eine amüsante Geschichte von Dir und dachte erwartungsfroh, kiekste gleich die nächste an - und dann das!
Da schilderst Du so eine schreckliche Situation mit einer widerlichen, idiotischen Kuh von Mutter und dann wird das mit einem kitschigen Happy End einfach weg gebügelt. Die Alte gehört eingesperrt. Oder noch besser: Der Drache sollte ihr in den Arsch beißen.
Ist das die berühmte Solidarität unter Frauen, die die Autorin da gnädig drüber hinweg gehen lässt? Wäre ein Vater genauso glimpflich davon gekommen? Dir ist hoffentlich klar, dass solche Dinge, religiös oder pädagogisch motiviert, wirklich ablaufen und die Kinder ein lebenslanges Trauma mit sich herumschleppen.
Und das ist der nächste Punkt: Der entsetzliche Vertrauensbruch, der die Welt des Kindes erschüttert, ist gerade mal ein paar Tränchen wert. Ganz ohne Quatsch: Wenn Du Dich an so ein ernstes Thema machst, dann solltest Du es auch ernsthaft behandeln.

Ne, so gefällt mir das gar nicht.

empörte Grüße!
Kellerkind

 

Hi @greenwitch,

Ich liebe Deine Geschichte!
wow, das ist ja ein traumhafter erster Kommentar. Vielen Dank! :herz:

Mit Drachen! Ich bin schwer begeistert.
Mit Drachen kriegt man mich auch immer ...

Den Titel finde ich super, und der Einstieg hat bei mir prima geklappt. Ich sehe ein ca. 5 Jähriges ?Mädchen an der Hand seiner Mutter
Bei mir ist sie ein wenig älter. So sieben oder acht. Sie geht auf jeden Fall schon zur Schule. Ich hoffe, das passt für dich noch einigermaßen zusammen.

Das Wort "Wirsch" ist toll, aber hier passt es für mich subjektiv nicht so ganz. Harsch, ruckartig - mh, auch alles nicht gut.
Der Duden sagt: ärgerlich; aufgeregt. Das passt für mich schon ganz gut.

Interessante Wahl, aber ich halte Sanddorn für wirklich unangenehm riechend, hat die Kosmetikindustrie da dran geschraubt?
Ich empfehle die Sanddorn-Handcreme von Weleda.

Wahrscheinlich ist alles richtig, denn das "die" bezieht sich ja auf Oberschenkel und Holz, trotzdem musste ich zweimal ran, vielleicht etwas vereinfachen?
Nee, bezieht sich eigentlich auf die Hände. Ich überleg mal.

Hier wusste ich, auf was es hinausläuft, finde ich super, denn Deine Hinweise sind ja gering.
Schön, dass das Mitgrübeln so funktioniert.

Lackschuhe, Sonntagskleidung, also ich bin irgendwo in den 50gern. Dann finde ich vor allem das fettgedruckte nicht so ganz stimmig, vielleicht liege ich ja aber auch mit der Zeit völlig falsch.
Das soll schon heute spielen. Und ich denke es gibt noch genug Gemeinden, in denen sich man sich Sonntags besonders schick macht. Ich hab auf jeden Fall schon Mädchen so rumlaufen gesehen. Und die Jungs in kleinen Anzügen ...

Hier stutze ich dann nochmal über meine Altersschätzung. Lieg ich völlig falsch?
Ach, wegen dem Wort Jugendgruppe? Stimmt, das passt nicht ganz. Aber wie heißt es dann? Kindergruppe?

Ein kleiner Überleitungssatz mehr? Oder weis das Kind wirklich sofort, was der Pastor will? Dann vielleicht etwas mehr streuben, und sei es innerlich ...
Da hatte ich länger drüber nachgedacht. Wie schnell schaltet sie? Ich wollte sie auch nicht auf dem Schlauch stehen lassen. Aber ja ein extra Gedanke wäre vllt etwas.

Du hast nicht zufällig Theologie studiert?
:lol: Weit davon entfernt.

Hier geht es mir einfach zu Schnell. Du beschreibst schon alles richtig, aber es sind halt nur wenige Sätze, ich denke die Panik braucht länger. Vielleicht eine Zeitangabe verstecken ...
Auch hier ist mir das zu fix. Ganz sachlich die Schritte zählend und dazu habe Schockatmung.
Och, mensch. Da hetze ich also doch wieder. Ich habe schon versucht da etwas auszubauen, aber irgendwie ist es dann doch immer das gleiche, dunkel, weinen, schreien. Aber ich mach mir noch mal Gedanken dazu.

Vielen Dank für die Erwähnung der ganzen Stellen, die du magst! Das ist toll. Da sitz ich grinsend vor dem Laptop und lese den Kommentar gleich noch mal.

Danke, liebes Nichtgeburtstagskind, ich habe es sehr genossen
Danke auch, liebe grüne Hexe, ich hab deinen Kommentar auch genossen.

Liebe Grüße,
NGK


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Hi @wegen,

eine neue Geschichte. Logo, mit seltsam-tag.
Heee, das ist meine erste seltsame Geschichte! Ansonsten jibbet nur Fantasy.

Uah, kommt jetzt so ne Exorzistengruselgeschichte? Die Diagnose kam aber schnell. Nur wegen Kopfschmerzen und ein bisschen Trübsal blasen? Das könntest du ausbauen, die Symptome krasser werden lassen.
Die Mutter und der Pastor haben darüber schon oft gesprochen. Und jetzt eben erst mit Merle. Da stand die Diagnose eigentlich schon fest.

Ist es nicht stockfinster? Wie kann sie ihn so genau sehen?
Ach so. Vllt. ziehst du das sichtbare Leuchten vor?
Mhhh. Ich mag dieses einfache in „ steht ein Drache vor mir.“ Das möchte ich eigentlich nicht abschwächen durch zum Beispiel „steht ein leuchtender Drache vor mir“. Aber vielleicht in dem Satz danach.

Ich habe Merles eingebildeten Drachen zu Ernst genommen und deshalb manche Detaillogik in Frage gestellt.
Ich hoffe, es ist okay, wenn ich jetzt nicht auf diese logischen Fragen eingehe. Denn wie du sagst, Merle bildet sich den Drachen nur ein. Deswegen kann er auch einfach verschwinden, oder beleuchtet eben nicht Dinge, die sie nicht sieht.

MMn kann der seltsam-tag raus. Ein Mädchen mit einer Psychose ist nicht seltsam, sondern halt anders, besonders.
Ich dachte, dass eben ein wenig offen lässt, was da wirklich mit dem Drachen los ist. Aber wahrscheinlich ist es unnötig. Ich überlege.

Wie fandest du die Geschichte denn nu? :confused:

Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße,
NGK


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Hallo @Kellerkind,

huch, jetzt habe ich mich ganz schön über deinen Kommentar erschrocken. Tut mir leid, dass meine Geschichte dich so aufregt.

Da schilderst Du so eine schreckliche Situation mit einer widerlichen, idiotischen Kuh von Mutter und dann wird das mit einem kitschigen Happy End einfach weg gebügelt. Die Alte gehört eingesperrt. Oder noch besser: Der Drache sollte ihr in den Arsch beißen.
Finde ich eigentlich super. Du hast die Geschichte gelesen und gehst sogar emotional mit.

Ist das die berühmte Solidarität unter Frauen, die die Autorin da gnädig drüber hinweg gehen lässt? Wäre ein Vater genauso glimpflich davon gekommen? Dir ist hoffentlich klar, dass solche Dinge, religiös oder pädagogisch motiviert, wirklich ablaufen und die Kinder ein lebenslanges Trauma mit sich herumschleppen.
Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich unverschämt. Du kennst mich nicht und ich werde nicht anfangen mich zu verteidigen. Ich möchte über den Text reden und diesen verteidige ich auch gerne.

Ich möchte nur kurz daran erinnern, dass die Meinung des Textes nicht der Meinung des Autors entsprechen und dieser das Verhalten seiner Figuren nicht richtig finden muss.

Der entsetzliche Vertrauensbruch, der die Welt des Kindes erschüttert, ist gerade mal ein paar Tränchen wert. Ganz ohne Quatsch: Wenn Du Dich an so ein ernstes Thema machst, dann solltest Du es auch ernsthaft behandeln.
Mir ist bewusst, dass solche Methoden tatsächlich angewandt werden. So kam ich erst auf die Geschichte.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Merle geschrieben, sie ist in meinen Augen ungefähr acht. Mit acht Jahren wird sie kaum begreifen was da passiert. Sie wird auch nicht nach der Befreiung die Mutter davonstoßen und ihr sagen, wie beschissen die Aktion war. Vielleicht in ein paar Jahren, nach ein paar Therapien ...
Von daher finde ich Merles Verhalten am Ende realistisch, auch wenn es nicht gerade schön ist.

Schade, dass du mit dieser Geschichte nichts anfangen konntest.

Viele Grüße,
NGK

 

Ich dachte, dass eben ein wenig offen lässt, was da wirklich mit dem Drachen los ist. Aber wahrscheinlich ist es unnötig. Ich überlege.

Wie fandest du die Geschichte denn nu? :confused:

Ausbaufähig! :D

Du hast geschrieben, Merle wäre für dich ca. 8 Jahre alt. Dafür stellst du sie mir zu kindlich, süß da. Ich wünsche mehr inneren Konflikt, mehr Psychose, mehr Drama, Baby! Und ehrlich gesagt, den Drachen könntest du für mich besser durch eine menschliche Fiktion ersetzen, um aus der Fantasyecke rauszukommen. So, du hast gefragt.:Pfeif: Und ich schreibe dir das, weil ich dir eine tiefgründigere Geschichte zu diesem Thema zutraue.
LG
wegen

 

Hallo @wegen,

Du hast geschrieben, Merle wäre für dich ca. 8 Jahre alt. Dafür stellst du sie mir zu kindlich, süß da. Ich wünsche mehr inneren Konflikt, mehr Psychose, mehr Drama, Baby!
Alles klar. Damit kann ich was anfangen. @greenwitch hätte sie ja auch jünger geschätzt. Dann muss ich da wohl mal ran. Mehr Reflektion, vielleicht auch mehr Widerstand.

Und ehrlich gesagt, den Drachen könntest du für mich besser durch eine menschliche Fiktion ersetzen, um aus der Fantasyecke rauszukommen.
:eek: Nein! Nicht der Drache.

So, du hast gefragt.
Immer her damit. :D

Und ich schreibe dir das, weil ich dir eine tiefgründigere Geschichte zu diesem Thema zutraue.
Das ist lieb.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass die schon voll tiefgründig wär. :Pfeif: Also du würdest dir mehr Gefühle wünschen? Oder noch eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema, warum das alles passiert?
Vielleicht sollte Merle doch hinterfragen, was da passiert und nicht einfach gehorchen. Mehr Zweifel wären vielleicht gut. Die Rädchen in meinem Kopf drehen sich ...

Danke für die Rückmeldung und liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

@Nichtgeburtstagskind ,

ach jeh, mein klitzekleines Seitenhiebchen war wohl doch etwas überdosiert. !ass uns nicht zanken - wir Kinder müssen doch zusammenhalten. Na, das war ein allgemeines, emotionales Feedback, und Du hast recht; das sollte ich fachlich genauer darlegen.
Ich denke, wir disharmonieren bezüglich der Einstellung des Autors zum Text.

Nichtgeburtstagskind : "Ich möchte nur kurz daran erinnern, dass die Meinung des Textes nicht der Meinung des Autors entsprechen und dieser das Verhalten seiner Figuren nicht richtig finden muss. "

Richtig und doch auch falsch. Das Verhalten, oder die Eigenschaften der Figuren müssen natürlich nicht das Wohlwollen des Autors oder auch des Lesers erhalten. Die Meinung des Textes schon. Denn es handelt sich um ein fiktives Ergebnis des Schaffensprozesses des Autors. Ein Journalist sollte objektiv und wertfrei berichten. Ein Literat erschafft einen Text, weil er etwas erzählen und natürlich eine Haltung vermitteln will. Die Schwierigkeit besteht darin, das auf anspruchsvolle Weise, hintenrum zu erreichen. Kunst die nichts auslösen soll, braucht keine Öffentlichkeit, da sie belanglos für das Publikum bleibt.
Soweit meine Meinung dazu.
Nun möchte ich durch Beispiele zeigen, dass du genau das eben auch tust. Allerdings in eine Richtung, die mir sauer aufstößt.

Als sie mich sieht, wird ihr Gesicht weich. Sie hockt sich hin, tippt mir auf die Nasenspitze. Ihre Hände riechen nach Sanddorn. Die Sommersprossen über der Lippe sind kaum zu sehen, sie haben fast die Farbe der Haut.
„Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun.“

Bereits zu Beginn erhält die Mutter Absolution für ihre Grobheit aber auch vorauseilend für noch folgende Verfehlung. Sie ist die Getriebene, unschuldig, will nur helfen und wird mit Weichzeichner bearbeitet.

Neben mir knetet Mama ihre Hände. „Sie weint manchmal, einfach so. Selbst ich kann sie dann nicht trösten.“ Ihre Stimme ist leise, ich kann sie kaum verstehen.
Die Mama als hilfloses Ding, die nur das Beste fürs Kind will. Herzzerreißend.

Mama wischt sich über die Wange, aber die Träne sehe ich trotzdem.
Sie tut mir schon fast mehr leid als ihr Opfer. Denn dessen Gefühlslage rutscht immer weiter aus dem Fokus. Hier wird die Täterin zum Objekt meiner Empathie gemacht.

Ich greife nach ihrer Hand, aber sie liegt kalt in meiner; ich kann sie kaum halten und lasse sie schließlich los.
Eine von mehreren Gelegenheiten, deutlich auf die Auswirkungen der Zurückweisung auf das Kind einzugehen. Dazu müsste man aber die Mutter aus ihrer leidenden Rolle schubsen.

Sie streichelt über meine Haare. „Natürlich, meine Kleine. Es tut mir so leid.“
Ich schaue auf, ihr Gesicht ist tränennass.

Immer stärker wird mein Eindruck, das Kind wäre verantwortlich für das Leid der Mutter und als Krönung wird Mama auch noch zur Retterin stilisiert.

Dass die Kleine im Moment der Befreiung erstmal der Mama in den Arm fällt, da gehe ich mit. Aber Achtjährige, selbst Sechsjährige verfügen in einem so eklatanten Fall von Vertrauensbruch selbstverständlich über die Fähigkeit zu Reflexion des Verhaltens der Mutter. Nicht unbedingt über das Urteilsvermögen bei komplexen Sachverhalten, aber dass Mama zulässt, dass sie ohne Essen in einen dunklen Raum gesperrt wird und gezwungen ist, ihre Notdurft irgendwie zu verrichten, was eine extreme Demütigung für Kinder darstellt, das nimmt ein Kind sehr deutlich wahr. Wie es damit umgeht, ist verschieden. Aber gerade die Ich Perspektive böte Gelegenheit zur Innensicht.

Im Gegensatz zur mitleiderweckenden Mama, wird der Pastor komplett eindimensional, verachtenswert dargestellt. Mag sein, dass das Kind es so empfindet. Ein Autor verfügt aber über das Mittel, die Figuren durch ihre Handlungen in bestimmte Richtungen zu gestalten.
Und ich habe bereits bei meinen eigenenTexten erfahren, dass die abmildernde Haltung-Sie will doch nur das Beste fürs Kind- als Entschuldigung für Arschloch-Mütter üblich ist. Da werden von Lesern und Autoren moderne psychologische Erkenntnisse über Auswirkungen von Liebesentzug einfach beiseite gefegt.
Hier wird mir ein Dreieck präsentiert: Das Kind als Opfer, der Pastor als Täter und die Mutter unverschuldet irgendwo dazwischen. Meiner Ansicht nach, ist das unangebracht. Gerade den Geistlichen würde ich als Opfer seiner psychotischen Wahnvorstellung eher als willenloses Werkzeug sehen. Der Mutter gelingt es nicht, ihre einzige Verantwortung zu erfüllen: Ihr Kind zu lieben. Wenn sie dazu nicht in der Lage ist, sollte sie diese Verantwortung abgeben. Aber das können solche Bratzen dann auch nicht.
Ich glaube immer noch, dass, mindestens unbewusst, das Geschlecht eine Rolle bei der Darstellung spielt. Nach allgemein tief verwurzelter Vorstellung, sind Frauen grundsätzlich gefühlvoller und quasi von Natur aus besser geeignet, für Kinder zu sorgen. Da fällt es schwer, zu akzeptieren, dass eine Frau auch einfach nur einen beschissenen Charakter haben kann. Und die meisten beschissenen Männer hatten so eine als Mutter.

Ich hoffe, ich konnte die Gründe für meinen negativen Eindruck besser darlegen. Wie immer gilt: Das ist nur eine Meinung unter vielen. Und niemand hat recht. Jeder liest eine Geschichte mit seinen Augen. Es besteht keine Veranlassung, entgegen Deiner Sichtweise etwas zu verändern.

Übrigens gefällt mir die Idee mit dem Drachen-Kumpel. Ihr Eskapismus in dieser Situation rettet ihre Seele und tröstet mich als Leser. Ich liebe Pan's Labyrinth

Beste Grüße!
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!


Die Geschichte ist interessant, etwas außergewöhnlich und einfallsreich, ich würde gerne wissen, wie du auf die Idee kamst.
Ich denke zum Weiterlesen hat mich zunächst die Frage angetrieben, weshalb der Gang zum Pastor erfolgte und als das Mädchen nun eingesperrt wurde, musste man natürlich weiterlesen. Überhaupt erst neugierig hat mich schon diese Stelle werden lassen:

Mama umklammert meine Hand, quetscht die Finger und zerrt mich unbeirrt weiter.
Hier wird deutlich, dass Spannung in der Luft hängt und etwas nicht stimmt, wenn man nicht einfach drüberliest, möchte man natürlich wissen, was Ursache ist.


Ich kann die Meinung von @Kellerkind zudem nicht teilen, wenngleich nicht gänzlich verneinen. Dass die Mutter hier von Beginn an mit dem Vorhaben hadert, empfinde ich als authentisch und nachvollziehbar, es gibt der Sache einen interessanten Beigeschmack. Dass die Mutter nun so dargestellt wird, sagt ja viel über diese Person aus - und soll es mit Sicherheit auch, ganz im Sinne des Autors. Ich kann mich jedoch dem Gefühl nicht erwehren, dass die Helden- bzw. Retterrolle, welche der Mutter am Ende dann zuteil wird, nicht passend erscheint oder zumindest ein Stirnrunzeln heraufbeschwört. Die Rolle(n) der Mutter lassen in ihrer Gesamtheit betrachtet die Geschichte etwas seltsam erscheinen. Warum bringt die Mutter das Kind widerstrebend zum Pastor, nur um sich später umzuentscheiden, und warum wird sie dann auch noch als Heldin gefeiert? Welche Gedankengänge liegen dem zugrunde? Und was will denn der Autor damit letztendlich ausdrücken? Ich denke nicht, dass die 'Meinung des Textes' der Meinung des Autors entspicht, ganz und gar nicht, im Gegenteil kann ja beispielsweise die Glorifizierung eines heiklen Themas eine kritische Stellungnahme des Rezipienten erwirken, was vom Autor natürlich dann mitunter auch so gewollt ist.
Aber warum wird der Mutter ein solch chaotisches Rollengemisch angehängt? Als Leser blicke ich da nicht durch, kann mir keine klare Meinung zu dieser Person bilden. Zumal die Frage offenbleibt, warum sie denn überhaupt erst, trotz Zweifel, diese radikale Maßnahme eingeläutet hat, nur um dann später wieder davon abzulassen. Je radikaler ein Vorgehen, desto unwahrscheinlicher ist es doch, dass man von seiner Entscheidung später ablässt oder? Dass sie dann auch noch als Heldin gefeiert wird, möchte ich weder moralisch noch logisch in Frage stellen, ich wundere mich lediglich darüber und Frage mich, wo hier die Intention des Autors lag.


Hier noch:

Er stellt vor die Tür, versperrt den Ausgang.
Hier fehlt glaube ich ein "sich"?
sogar nach der Christmette,
Der Verdacht ruft laut, das solle so sein.


MfG Putrid Palace

 

Liebes @Nichtgeburtstagskind,

du hast dir eine interessante Geschichte ausgedacht. Ich habe keine Ahnung, inwieweit du dabei auf reales Geschehen zurückgreifst. Aber ich kann mir eine solche Szene schon vorstellen, kann nachvollziehen, dass eine Mutter, vielleicht eine alleinerziehende, nicht fertig wird mit den Phantasien ihrer kleinen Tochter, ängstlich sich an einen Pfarrer wendet und der, von der Idee besessen, da säßen teuflische Wesen in dem kleinen Körper, zu einer exorzistischen Handlung greift. Das alles leuchtet mir schon ein. Und doch hatte ich ein paar Probleme mit deiner Geschichte. Ich habe mir ein paar Textstellen markiert, an denen ich dir aufzeigen will, was für mich ein bisschen hakelig war.

Da ist zuerst die Einordnung des Alters des Kindes. Ich hatte ein kleines Mädchen im Kommunionsalter vor Augen:

Ich stolpere über den Bordstein. Mama umklammert meine Hand, quetscht die Finger und zerrt mich unbeirrt weiter. Das Gehen in den steifen Lackschuhen fällt mir schwer

Aber dazu passen mMn ein paar andere Textstellen nicht so gut:

Ihre Hände riechen nach Sanddorn.

Ein Kind kann natürlich Gerüche wahrnehmen, aber kann es sie auch so genau benennen? Das können in der Regel nur Erwachsene.

Die Stahltür, die Pastor Karlin aufschließt, habe ich noch nie bemerkt, obwohl ich mit der Jugendgruppe schon oft Sachen aus dem Keller geholt habe.
Ein kleines Kind hätte wohl eher von einer Eisentür gesprochen. Und auch mich verwirrt die Jugendgruppe an dieser Stelle. Wie alt soll das Mädchen denn sein?

Da finde ich diese Wahrnehmung und den Vergleich gelungener:

Sie ist dicker als jede Tür, die ich je gesehen habe, ihre Innenseite sieht aus wie Omas Sofa.
So denken Kinder.

Und auch die Rationalität, mit der sie ihre Situation analysiert, passt für mein Empfinden nicht so recht zu einem kleinen Kind:

Ich öffne die Augen, und schließe sie wieder. Dann lege ich einen Finger ans Lid, überprüfe, ob es sich wirklich bewegt. Ja, alles richtig. Es ist so dunkel, dass es keinen Unterschied macht.
Da ist ein Kind in einen dunklen Raum gesteckt und schreit nicht etwa, dass es wieder raus will, sondern überprüft, ob seine Wahrnehmung wirklich stimmt?

Das Rauschen meines Blutes ist das einzige Geräusch.
Auch hier könnte ich mir vorstellen, dass das Kind dieses Rauschen wahrnimmt, aber ob es das wirklich auf die Ursache zurückführen kann.

Vielleicht schlafe ich gerade und das ist alles nur ein Alptraum.
Kennt ein Kind diesen Begriff?

Darüber hockend hoffe ich, in der richtigen Position zu sein, aber eigentlich ist es mir egal.

Auch hier die rationale Bewertung der Situation. Ich weiß nicht. Zumindest ist das für mich keine kindliche Betrachtungsweise. Ich bin mir nicht sicher, aber da stimmt etwas mit der Erzählstimme nicht: Manchmal höre ich ein kleines Mädchen sprechen, dann wieder einen Erwachsenen, der die Situation analysiert oder bewertet.

Aber das Wesen vor mir ist definitiv ein Drache – ich sehe einen Schwanz und zusammengelegte Flügel. Er leuchtet blau, wie das Meer, wenn man taucht und zur Oberfläche schaut.

Das ‚definitiv‘ würde ich streichen. ‚Wesen‘ wahrscheinlich auch. Das ist nicht die Sprache eines Kindes. Und auch bei dem Vergleich, so schön er ist, bin ich mir nicht sicher, ob dieses kleine Mädchen mit den Lackschuhen diese Erfahrung schon gemacht hat. Natürlich deutest du an anderer Stelle an, dass sie schon eine Flugreise gemacht hat.

Noch ein paar andere Stellen, die ich mir notiert habe:

Das Gehen in den steifen Lackschuhen fällt mir schwer, die Fersen schmerzen schon.

‚die Fersen schmerzen schon‘ ist eine Analyse. Ich würde das ‚schon‘ streichen und hier ‘meine Fersen schmerzen‘ schreiben.

Wirsch dreht sie sich um.

Ich glaube, dass hier das gebräuchlichere Wort ‚unwirsch‘ weniger hakelig wäre.

„Wir haben einen wichtigen Termin. Da möchte ich nicht zu spät kommen.“
Redet eine Mutter so mit ihrem Kind?

… seine sind immer warm, sogar nach der Christmette, wenn meine trotz Handschuhen kaum noch zu spüren sind.
‚trotz Handschuhen‘ empfinde ich als nicht gut formuliert. Vielleicht besser: ‚… wenn meine so kalt sind, dass ich sie kaum noch spüre, obwohl ich Handschuhe trage.

Ich quetsche meine Hände zwischen (die) Oberschenkel und das Holz, aber da die auch kalt sind, bringt es wenig.

Hier würde ich das Holz weglassen, dann wird der Satz auch in sich logischer.

Nachdem Mama und Pastor Karlin einige Minuten alleine gesprochen haben und ich im zugigen Flur warten musste,

… während ich im Flur warten musste, …

Sie sehen aus wie gefrorene Erde.

Augen, die aussehen wie gefrorene Erde. Das mag dem Kind durch den Kopf gehen. Mir teilt sich dieser Vergleich leider nicht mit.

„Merle, bitte gehe (geh) dort hinein. Du wirst dort alleine sein, aber ich verspreche, dir wird nichts passieren.“

Ich gehe an die Schwelle, … „Das geht leider nicht.“
„Ich möchte dort nicht hinein.“ Ich gehe ein paar Schritte zurück. „Mama?“
Aber Mama … „Merle, dir geht es schlecht, weil etwas Böses in dir wohnt. Aber wir müssen vertrauen und dich in die Hände desjenigen geben, der das richten kann. Und danach wird es dir besser gehen.“


Der Boden ist weich, ich setze mich in den Lichtstrahl, der aus dem angrenzenden Raum hineinfällt. Pastor Karlin tritt in das helle Rechteck und sagt:
Lichtstrahl – helles Rechteck?

An dieser Stelle habe ich mich – wie auch an anderen – darüber gewundert, wie folgsam dieses Kind doch ist, am Anfang alles mit sich machen lässt, sich kaum sträubt.

Erst hier kommt eine Reaktion:

Mamaaa! Pastor Karlin!“ Ich trommle gegen die Wand, meine Schläge verpuffen. „Lasst mich bitte wieder raus!“ Ich atme tief durch, ziehe meine Nase hoch und lausche.

Gefehlt hat mir am Ende eine Vorstellung davon, was mit dem Mädchen eigentlich los ist. Ich vermute, dass es geschwisterlos ist und sich eine Phantasiewelt geschaffen hat und immer noch schafft. Was ist daran aber so eigenartig und auffällig gewesen, dass die Mutter einen Pfarrer aufsucht und diese Exorzismus-Situation zulässt? Ihre Motivation wird mir nicht wirklich klar. Mir hätten hier ein paar Charaktereigenschaften der Mutter geholfen. So weiß ich nur, dass sie mit der Tochter schon einmal eine Flugreise gemacht hat, also nicht völlig weltabgeschieden lebt. Weshalb wendet sie sich mit ihrem Problem dann ausgerechnet an einen Pfarrer? Da sind mir die Informationen über die Mutter zu spärlich.

Liebes Nichtgeburtstagskind, unterm Strich gefällt mir deine Idee und auch über weite Strecken ihre Ausführung. Probleme habe ich mit der Darstellung des Kindes. Da ergibt sich für mich kein klares Bild. Mal scheint mir seine Denk- und Ausdrucksweise die eines Erwachsenen zu sein, dann wieder sehe ich das kleine Mädchen deutlich vor mir:

Ich trage immer noch das kratzige Nachthemd, aber es ist mir egal. Neben mir leuchtet Ezra, fliegt einen Looping nach dem anderen, so übermütig, dass ich laut lachen muss.
Sehr schön.

Liebe Grüße

barnhelm

 

Hi, @Nichtgeburtstagskind

Nachdem ich Deine Geschichte mit Spannung gelesen habe, hat mich eines ziemlich massiv gestört: das Ende. Was passiert denn da? Provokant gesprochen: Der Pastor knirscht mit den Zähnen, Merle umarmt ihre Mutter, der Drache macht Purzelbäume ... Das Gute hat gesiegt. Aber ich als Leserin glaube das einfach nicht.

Das Problem ist ja, dass die Geschichte zwei wesentliche Probleme der Prota aufzeigt:
1. Sie ist krank. Das ist die Ausgangslage.
2. Sie wird in einen dunklen Raum gesperrt. Dieses Problem ergibt sich aus der Ausgangslage.

Nur das zweite Problem wird aber im Verlaufe der Geschichte geklärt. Merle erscheint ein Drache, durch den sie nicht mehr so einsam ist. Die Mutter kommt zur Vernunft und wird Merle sicherlich keinem weiteren Exorzismus unterziehen.

„Ich bin auch gesund. Das verspreche ich!“
„Nie wieder schicke ich dich dort hinein. Egal, was passiert.“

Ende gut, alles gut? Das glaube ich einfach nicht. Denn: Ezra ist ja ein Symptom. Ein Symptom dafür, dass sich das erste Problem, nämlich Merles Krankheit, noch verschlimmert hat. Es fällt ihr zunehmend schwer zu erkennen, was real ist. Und da sie noch sehr jung ist, wird die Prognose für einen weiteren Verlauf der Krankheit denkbar schlecht ausfallen.

Zumal sich das Ende wie ein "Weiter so!" anfühlt, denn welcher Fortschritt ist es wirklich, dass die Mutter nicht mehr zum Exorzisten geht? So, wie ich das lese, war sie ohnehin zum ersten Mal da. (Nicht zum ersten Mal in der Kirche, aber zum ersten Mal für einen Exorzismus da.)

Welchen Fortschritt macht Merle also dadurch, dass sie wieder mit ihrer Mutter nach Hause gehen darf? Wo sie auch schon hergekommen ist? Keinen. Durch Ezras Auftauchen wissen wir, dass sie eher einen Rückschritt gemacht hat. Das heißt, das erste Problem hat sich verschlimmert.

Natürlich könnte die Geschichte trotzdem so enden, aber in seiner momentanen Form fühlt sich das Ende schrecklich naiv an. Wir wissen doch alle, dass jetzt nicht alles gut ist. Aber keine der Figuren scheint es zu wissen, und eine Reflexion findet auf keiner Ebene statt. Und so wirkt das Ende, als solle es irgendwie tröstlich sein, es kann mich aber nicht trösten, weil ich das Gefühl habe, dass ALLE (und irgendwie auch die Autorin, denn sie gibt keine weiteren Hinweise in diese Richtung) etwas Wichtiges übersehen.

Mir fallen drei recht niedrigschwellige Eingriffe ein, um das zu retten:
1. Die Mutter sagt: "Morgen gehen wir zu Doktor Hausarzt." Das würde mir zeigen, dass sie nicht einfach so weitermachen wird wie bisher.
2. Der Drache verschwindet. Das würde mir zeigen, dass durch die Befreiung aus dem Raum auch das erste Problem zumindest ein wenig gelockert wurde.
3. Jemand (am besten Merle) reflektiert, dass die Krankheit nach wie vor da ist. Das würde mir zeigen, dass die Autorin es nicht bloß einfach nicht so wichtig fand.

„Ich freu mich einfach, nicht mehr alleine zu sein“, sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.

Natürlich könntest Du auch eine Geschichte darüber schreiben, welche Vorteile Merle durch die Halluzinationen hat. Das erscheint mir lohnenswert, schließlich ist der "Krankheitsgewinn durch die Neurose" etwas, das nicht nur Tiefenpsycholog/inn/en immer im Blick haben, sondern etwas, das zur Aufrechterhaltung einer solchen Störung maßgeblich beiträgt und deshalb sicherlich auch eine literarische Untersuchung wert ist.

Aber ich glaube, dazu bräuchtest Du eine gänzlich andere Geschichte oder zumindest ein gänzlich anderes Ende. Denn das müsste sich doch zumindest irgendwie auf die Mutter auswirken. Selbst wenn sie so durchgeknallt oder nachgiebig ist, dass sie es voll okay findet, dass ihre Tochter einen kleinen Drachen für völlig real hält (im Alter von acht Jahren doch eigentlich ziemlich besorgniserregend), wäre dies doch einen eingehenden Blick der Autorin wert. Denn das macht die Mutter ja zu einer bemerkenswerten Person. Ich könnte mir eine wirklich tolle Geschichte vorstellen, in der eine begeisterte, nicht-einsame Merle mit einem Drachen zusammenlebt und ihre überforderte Mutter ihm jeden Raum einräumt, den Merle für ihn fordert.

Aber eine Reflexion dieses Zustands, auf den Du da hinarbeitest, würde ich mir wünschen. So wirkt es so, als solle ich wirklich glauben, dass jetzt alles gut ist, als hätte die Autorin einfach vergessen, dass das erste Problem da ist. Oder als wäre sie überzeugt davon, dass das kein Problem ist, sondern durch Händchenhalten und Akzeptanz zu etwas Positivem gewendet werden kann. Aber wenn sie davon überzeugt ist, muss sie in der Geschichte Überzeugungsarbeit leisten, um auch mich als Leserin davon zu überzeugen, würde ich sagen. ;)

Eine Kleinigkeit ist mir noch aufgefallen:

Die Welt muss vor solch negativen Entitäten beschützt werden.

Meiner Meinung nach sprechen nur solche Leute von "negativ", denen "böse" zu unwissenschaftlich klingen würde und die nicht kreativ genug sind, ein konkretes Wort zu wählen wie zum Beispiel "dämonisch", "verpestend", "verführerisch", "teuflisch" oder so. Sprich: Leute, die sich sehr rational ausdrücken wollen und zugleich keine Fantasie haben und nichts Konkretes über den Gegenstand wissen, sagen "negativ". Aber das alles trifft doch sicher nicht auf einen Pastor zu? Zumindest nicht auf einen, der sich regelmäßig (wozu sonst sollte er eine solche Kammer haben?) mit Exorzismus beschäftigt, oder?

Das also erstmal von mir. Ich hoffe, ich konnte darlegen, wie ich zu dem Schluss kam, dass das Ende jetzt aber auf eine Weise Friede-Freude-Eierkuchen ist, auf die ich es Dir nicht abnehmen konnte. Und vielleicht ist etwas dabei, dass Dir weiterhilft, denn ich glaube, dass auch andere Diskussionen hier aus einem ähnlichen Gefühl resultieren, nämlich dass die Leser/innen mit dem Ende unzufrieden sind, es nicht kaufen wollen. Ich zumindest will es nicht kaufen. Also, ne? Make it work!

Naive Grüße,
Maria

 

Hallo @Kellerkind

!ass uns nicht zanken - wir Kinder müssen doch zusammenhalten
Sehe ich auch so!

Das Verhalten, oder die Eigenschaften der Figuren müssen natürlich nicht das Wohlwollen des Autors oder auch des Lesers erhalten. Die Meinung des Textes schon. Denn es handelt sich um ein fiktives Ergebnis des Schaffensprozesses des Autors. Ein Journalist sollte objektiv und wertfrei berichten.
Ich habe nicht gesagt, dass eine Kurzgeschichte wertfrei sein sollte. Ich habe nur gesagt, dass die Meinung, die der Text auf den ersten Blick vermittelt, nicht die des Autors sein muss.

Ein Literat erschafft einen Text, weil er etwas erzählen und natürlich eine Haltung vermitteln will. Die Schwierigkeit besteht darin, das auf anspruchsvolle Weise, hintenrum zu erreichen. Kunst die nichts auslösen soll, braucht keine Öffentlichkeit, da sie belanglos für das Publikum bleibt.
Aber habe ich nicht genau das erreicht? Ich habe etwas bei dir ausgelöst. Ein Widerwillen gegen die Mutter, gegen ein System das so etwas zulässt, vielleicht sogar noch gut heißt?

Danke für das rauspicken, der für dich relevanten Stellen. Zusammenfassend schreibst du dazu:

Aber Achtjährige, selbst Sechsjährige verfügen in einem so eklatanten Fall von Vertrauensbruch selbstverständlich über die Fähigkeit zu Reflexion des Verhaltens der Mutter. Nicht unbedingt über das Urteilsvermögen bei komplexen Sachverhalten, aber dass Mama zulässt, dass sie ohne Essen in einen dunklen Raum gesperrt wird und gezwungen ist, ihre Notdurft irgendwie zu verrichten, was eine extreme Demütigung für Kinder darstellt, das nimmt ein Kind sehr deutlich wahr. Wie es damit umgeht, ist verschieden. Aber gerade die Ich Perspektive böte Gelegenheit zur Innensicht.
Die Geschichte wurde aus der Sicht von Merle geschrieben, und Merle betet ihr Mutter an, wie es viele Mädchen in dem Alter tun. Vielleicht gibt es Achtjährige, die damit anders umgehen würden, die merken, dass das nicht in Ordnung ist, was die Mutter da tut. Vielleicht kommen diese Gedanken Merle später auch, aber nicht in diesem Moment der Befreiung, da überwiegt die Erleichterung.
Vielleicht könnte ich noch kritischere Gedanken während Merles Zeit in dem dunklen Raum einbinden, die zeigen, wie wenig Verständnis sie hat, dass sie ihre Mutter vielleicht sogar kurzzeitig dafür hasst.

Im Gegensatz zur mitleiderweckenden Mama, wird der Pastor komplett eindimensional, verachtenswert dargestellt. Mag sein, dass das Kind es so empfindet.
Naja, eigentlich hat Merle den Pastor immer gemocht, bis sie dann seine andere Seite kennenlernt. Sein Handeln empfinde ich als genauso verachtenswert, wie das der Mutter. Aber hier hat Merle eben nicht die starke Liebe, die ihre Sicht vernebelt.

Und ich habe bereits bei meinen eigenenTexten erfahren, dass die abmildernde Haltung-Sie will doch nur das Beste fürs Kind- als Entschuldigung für Arschloch-Mütter üblich ist. Da werden von Lesern und Autoren moderne psychologische Erkenntnisse über Auswirkungen von Liebesentzug einfach beiseite gefegt.
Es ist eine Geschichte. Kein Gerichtsurteil. Die Mutter wurde nirgendwo freigesprochen.

Ich glaube immer noch, dass, mindestens unbewusst, das Geschlecht eine Rolle bei der Darstellung spielt. Nach allgemein tief verwurzelter Vorstellung, sind Frauen grundsätzlich gefühlvoller und quasi von Natur aus besser geeignet, für Kinder zu sorgen. Da fällt es schwer, zu akzeptieren, dass eine Frau auch einfach nur einen beschissenen Charakter haben kann. Und die meisten beschissenen Männer hatten so eine als Mutter.
Das verstehe ich nicht. Meiner Meinung nach zeigt die Geschichte doch den beschissenen Charakter der Mutter. Du hast ihn auf jeden Fall erkannt.
Und wäre es der Vater gewesen, der Merle darein gesteckt hätte, würde es heißen: War ja klar, dass nur Männer die Bösen spielen und das arme Mädel das Opfer ist.

Ich hoffe, ich konnte die Gründe für meinen negativen Eindruck besser darlegen. Wie immer gilt: Das ist nur eine Meinung unter vielen. Und niemand hat recht. Jeder liest eine Geschichte mit seinen Augen. Es besteht keine Veranlassung, entgegen Deiner Sichtweise etwas zu verändern.
Vielen Dank für deine Erklärungen. Ich finde das sehr interessant.

Habe da jetzt die Nacht drüber gegrübelt und zu einem wirklichen Ergebnis bin ich nicht gekommen. Was will ich mit einem Text erreichen? Mein erstes Ziel ist immer Unterhaltung. Dass diese hier aber von so viel Emotionen überdeckt wird, damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.
Denn für mich ist die Sache relativ klar. Der Pastor und die Mutter gehören ins Gefängnis, wie man sieht hat Merle von dem Aufenthalt einen nachwirkenden Schaden bekommen, denn sie halluziniert auch außerhalb des Raums.
Sollte ich jetzt deutlichere Hinweise einbauen, dass ich das nicht gut finde? Warum? Damit der Leser sich damit besser fühlt? Das soll jetzt nicht provokant klingen, sondern ist ernst gemeint.
Ich könnte das Ende abändern. Merle könnte ihrer Mutter ins Gesicht sagen, wie schlimm das war. Merle könnte zur Oma laufen und sagen, sie will nie wieder bei der bösen Mama wohnen. Und dann lehnt sich der Leser zurück und denkt: Puuh, da scheint ja doch alles in die richtige Richtung zu gehen.
Aber eigentlich zeigen doch die meisten Leser auch so eine starke Abneigung gegen das Verhalten der Mutter. Ziel erreicht?

Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, aber nicht wirklich zustimmen und bisher sehe ich keinen Grund das Ende zu ändern.
Ich werde versuchen Merles Zweifel und ihre Gefühle über diese Aktion mehr einzubauen, wenn sie noch in dem Raum sitzt. Da könnte sie tatsächlich etwas mehr reflektieren und das Handeln der Mutter in Frage stellen.

Übrigens gefällt mir die Idee mit dem Drachen-Kumpel. Ihr Eskapismus in dieser Situation rettet ihre Seele und tröstet mich als Leser. Ich liebe Pan's Labyrinth
Das freut mich. Ausgeprägte Halluzinationen treten bei Menschen in solchen abgeschotteten Räumen übrigens tatsächlich schon nach recht kurzer Zeit auf.

Also noch mal vielen Dank für den erneuten Kommentar. Ich habe das Thema noch nicht zu Ende gedacht. Vielleicht bilde ich mir in ein paar Tagen eine abschließende Meinung dazu. Es trudeln ja schon weitere Kommentare dazu ein.

Liebe Grüße,
NGK


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Hallo @Putrid Palace,

Die Geschichte ist interessant, etwas außergewöhnlich und einfallsreich, ich würde gerne wissen, wie du auf die Idee kamst.
Freut mich, dass du damit etwas anfangen kannst.

Die Idee verdanken wir der lieben @TeddyMaria und der Literaturzeitschrift ihrer Uni. Dort gabs eine Ausschreibung zum Thema Stille. Ich habe dazu etwas gegoogelt und bin auf die Experimente zu der Camera Silens (lat. Schweigender Raum) gestoßen, bei denen Menschen eben ins solche dunklen und schallisolierten Räume gesteckt werden. Ich finde es total interessant, was diese Abschottung schon nach kurzer Zeit mit dem Menschen macht.
Dann habe ich einen Bericht über ein Pärchen in Amerika gelesen, das ihre Kinder in dunklen Räumen großzog, weil sie dachten, die Kinder seien besessen. Noch ein paar Informationen über Exorzismus gesammelt und daraus wurde die Geschichte.

Hier wird deutlich, dass Spannung in der Luft hängt und etwas nicht stimmt, wenn man nicht einfach drüberliest, möchte man natürlich wissen, was Ursache ist.
So soll es sein. :)

Ich kann mich jedoch dem Gefühl nicht erwehren, dass die Helden- bzw. Retterrolle, welche der Mutter am Ende dann zuteil wird, nicht passend erscheint oder zumindest ein Stirnrunzeln heraufbeschwört. Die Rolle(n) der Mutter lassen in ihrer Gesamtheit betrachtet die Geschichte etwas seltsam erscheinen.
Die Handlungen der Mutter sind auch nicht wirklich gradlinig. In ihr kämpft nämlich die Liebe zu ihrer Tochter und ihr Glaube gegeneinander. Anfangs zwingt sie sich auf den Rat des Pastors zu hören, will glauben, dass das das beste für ihre Tochter sei. Später sieht sie ihre Tochter in der Kammer schreien und weinen und bricht die Behandlung ab.

Ich denke nicht, dass die 'Meinung des Textes' der Meinung des Autors entspicht, ganz und gar nicht, im Gegenteil kann ja beispielsweise die Glorifizierung eines heiklen Themas eine kritische Stellungnahme des Rezipienten erwirken, was vom Autor natürlich dann mitunter auch so gewollt ist.
Ich denke da ähnlich drüber. Ich merke ja, dass der Text ein komisches Gefühl beim Leser verursacht. Dass das Verhalten der Mutter nicht in Ordnung ist kommt also doch hervor, auch wenn ihr Verhalten durch Merles Sicht glorifiziert wird.
In meiner Antwort an Kellerkind habe ich dazu einiges geschrieben. Ich frage mich, wie sehr ich dem Leser entgegenkommen muss bzw. sollte, damit er sich nicht unwohl fühlt.

Als Leser blicke ich da nicht durch, kann mir keine klare Meinung zu dieser Person bilden. Zumal die Frage offenbleibt, warum sie denn überhaupt erst, trotz Zweifel, diese radikale Maßnahme eingeläutet hat, nur um dann später wieder davon abzulassen. Je radikaler ein Vorgehen, desto unwahrscheinlicher ist es doch, dass man von seiner Entscheidung später ablässt oder?
Vielleicht muss ich die Gläubigkeit der Mutter deutlicher machen. Für sie ist die Meinung des Pastors eben sehr wichtig, ihr fällt es schwer, sich dagegen zu wehren. Der Pastor und die Mutter können Merle in dem Raum beobachten und erst als die Mutter sieht, wie schlecht es ihrer Tochter geht, bricht sie die Behandlung ab.

Hier fehlt glaube ich ein "sich"?
Ohja, danke.

Der Verdacht ruft laut, das solle so sein.
Ja, das soll so. :)

Vielen Dank für deine Gedanken und liebe Grüße,
NGK


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Hallo @Tadita,

Nach der Lektüre eines Buches bleiben mir oft viele Fragen zu Personen oder Handlungen. Nur, das Buch ist nunmal gedruckt - der Autor hat die Rahmenbedingungen festgelegt.
Es stimmt, Bücher lese ich auch anders, als die Geschichten hier. Eben weil ich nichts mehr daran ändern kann, nehme ich die Dinge eher so hin, wie sie sind.

Deshalb habe ich mir keine Gedanken dazu gemacht, wieso und warum die Mutter und der Pastor so handeln wie sie gehandelt haben; es war ein Faktum. Für mich war es auch nicht so sehr entscheidend, wie alt das Kind ist; es ist ein Kind.
Freut mich, dass das für dich so funktioniert.

Eine viel wichtigere Rolle spielte (für mich) der Drache. Er (und nicht die Mutter) war das Symbol für Halt und Trost. Kinder, die sich in für sie ausweglosen oder schlimmen Situationen befinden, tendieren ganz oft dazu, sich stellvertretend Zuwendung und Hilfe (Beistand) zu erträumen. Eine Rettung, die sie ihre Angst überstehen lässt oder sie zumindest mildert.
Tatsächlich fangen Menschen ohne visuelle und akustische Reize sehr schnell an, ausgeprägt zu halluzinieren. Und da ich eben auf Drachen stehe ...
Und für Merle war die diese Halluzination tatsächlich ein Trostspender, das Licht in der Dunkelheit eben. ;)

Gern gelesen.
Das freut mich sehr.

Vielen Dank für deinen Eindruck und liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind ,

habe ich deine Geschichte doch tatsächlich schon zehn Minuten nach der Einstellung gelesen und es irgendwie nicht geschafft, direkt zu antworten. Das hole ich jetzt nach :D.

Ich sage es direkt vorweg: Probleme hatte ich mit dem Genre. Die erste Hälfte über, insbesondere bei dem Gespräch mit dem Pater, hatte ich so eine leicht-düstere Vorahnung, habe mich schon gefreut auf eine brutale Exorzisten-Story. Tatsächlich habe ich irgendwie damit gerechnet, dass, kaum eingesperrt, ein Dämon aus der Kleinen schießt, den Pater und die Mutter umbringt und die Kirche in Trümmer legt. Fände ich schon witzig.
Spätestens mit dem blauen Drachen aber wurde das ganze so grotesk, dass ich meine Erwartungen über Bord geworfen habe. Dämonen hin oder her, blaue, imaginäre Drachen mag ich, also her damit.
Kennst du Happy? Ist eine Serie auf Netflix. Da wird ein Mädchen vom Weihnachtsmann entführt und ihr imaginärer Freund, ein geflügeltes, sprechendes Zahnfee-Einhorn erscheint einem drogensüchtigen Auftragskiller, um die Kleine zu retten. Hat mich total daran erinnert.

Er ist tatsächlich streng, aber er sieht sonst nie so aus. Normalerweise lächelt er und schüttelt Hände; seine sind immer warm, sogar nach der Christmette, wenn meine trotz Handschuhen kaum noch zu spüren sind.

Keine Ahnung, was das heißt. Ich schätzt, das ist irgendetwas total kirchliches, woraus ich schließe, dass Merle und ihre Mutter oft in die Kirche gehen. Und ich glaube, dass muss ich wissen, um den Rest zu verstehen.

Er faltet die Hände. „Hast du Vertrauen?“
Trotz der Wärme zittern meine Knie. Ich nicke.

Einen Scheiß hätte ich! In Merles Alter wäre ich schreiend weg gerannt und hätte nie wieder einen Fuß in eine verdammte Kirche gesetzt! Ich finde, sie muss schon ein sehr großes Vertrauen in Gott (oder ihre Mutter) haben, um freiwillig in den Raum zu gehen. Das wird aber kaum bis gar nicht deutlich. Ihre Motivation, wirklich bei dieser Sache mitzumachen, will ich einfach nicht verstehen. Zumal Kinder sehr sprunghaft sind und Merle sich spätestens, wenn sie die Treppe heruntergehen, zweimal überlegt hätte, ob sie wirklich Kopfschmerzen hat.

Direkt vor mir bleibt er stehen und lässt sich herunterhängen, eingehüllt in seine Flügel.
„Buh!“, sagt er und breitet die Schwingen aus.

Klingt mehr nach Batman als nach einem Drachen :lol:.

„Aaalles klar. Das ist überzeugend.“ Der Drache setzt sich und schaut mich mit schrägem Kopf an. „Ich bin übrigens Ezra.“

Ich mag diesen Kerl.
Ist Ezra nicht auch eigentlich ein Männername? Habe ich zumindest so im Kopf.

„Die Welt muss vor solch negativen Entitäten beschützt werden. Denken Sie doch nach!“

Sollte es nicht das Hauptziel des Paters sein, Merle von dem Dämon zu befreien, und nicht, "die Welt vor ihm retten" bla bla Quatsch? Schließlich geht es doch darum, Mensch und Dämon zu trennen, damit der Mensch weiterleben kann. Das hat doch nichts mit der Welt zu tun.

Also ich mochte deine kleine Geschichte, auch wenn sie anders geworden ist als das, was ich mir vorgestellt habe. Jetzt fehlt nur noch ein Zombots-Drachen Crossover.

Liebe Grüße
Michel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Nichtgeburtstagskind,

gestern habe ich den Kommentar von @TeddyMaria gelesen. Sie brachte gute Vorschläge, dem Leser zu zeigen, dass eine Behandlung folgen sollte und Merles Umfeld ihre Wahnvorstellungen als Krankheit ernst nehmen muss, um ihr zu helfen.
Das fände ich als Geschichtenausgang mit Happy End auch ganz schnuckelig.
Meine Vorschläge mit mehr Psychose und mehr Drama, gingen ja eher in die entgegengesetzte Richtung :sealed: . Vllt. ähnlich, wie @Meuvinds Lesegefühl?
Aber wenn du die rosigen Zukunftsaussichten für Merle - na, ich würde ihr es schon gönnen - ausbaust, kreuze ich einfach die Finger für eine Copyright-Geschichte von @Proof. :D

Viele Grüße und einen bunten Funkelhimmel heute abend.
wegen

 

Hallo @barnhelm,

schön, dich hier zu lesen.

du hast dir eine interessante Geschichte ausgedacht. Ich habe keine Ahnung, inwieweit du dabei auf reales Geschehen zurückgreifst.
Das freut mich.
Es gab ein Paar in Amerika, dass ihren Kindern den Teufel austreiben wollte, in dem es sie über Jahre in dunklen Zimmer einsperrte. Die körperlichen Reaktionen in einem dunklen und schallisolierten Raum habe ich aus den Experimenten zu der Camera Silens. Den Rest habe ich mir zusammengebastelt.

Da ist zuerst die Einordnung des Alters des Kindes. Ich hatte ein kleines Mädchen im Kommunionsalter vor Augen
Ja, so sehe ich Merle auch.

Ein Kind kann natürlich Gerüche wahrnehmen, aber kann es sie auch so genau benennen? Das können in der Regel nur Erwachsene.
Wenn das Mamas Lieblingshandcreme ist, weiß das Mädchen bestimmt, wonach die riecht.

Ein kleines Kind hätte wohl eher von einer Eisentür gesprochen. Und auch mich verwirrt die Jugendgruppe an dieser Stelle. Wie alt soll das Mädchen denn sein?
Ja, das stimmt. Das Wort Jugendgruppe ist falsch. Das mit der Eisentür finde ich eine gute Idee.
Ich werde den Text mal durchforsten, nach weiteren solcher Stellen.

Da ist ein Kind in einen dunklen Raum gesteckt und schreit nicht etwa, dass es wieder raus will, sondern überprüft, ob seine Wahrnehmung wirklich stimmt?
Mhh, vielleicht ist das dieser Schockmoment, wo man erstmal die Situation begreifen muss. Dass es wirklich einfach schwarz ist. Ich überleg mal.

Auch hier könnte ich mir vorstellen, dass das Kind dieses Rauschen wahrnimmt, aber ob es das wirklich auf die Ursache zurückführen kann.
Guter Punkt.

Kennt ein Kind diesen Begriff?
Das würde ich schon denken. Wenn ein Kind schlecht träumt, dann nutzen die Eltern doch schnell dieses Wort. Du hattest nur einen Alptraum.

Auch hier die rationale Bewertung der Situation. Ich weiß nicht. Zumindest ist das für mich keine kindliche Betrachtungsweise. Ich bin mir nicht sicher, aber da stimmt etwas mit der Erzählstimme nicht: Manchmal höre ich ein kleines Mädchen sprechen, dann wieder einen Erwachsenen, der die Situation analysiert oder bewertet.
Ja, du hast absolut Recht. Danke fürs Rauspicken dieser Stellen, da muss ich noch mal drüber.

‚die Fersen schmerzen schon‘ ist eine Analyse. Ich würde das ‚schon‘ streichen und hier ‘meine Fersen schmerzen‘ schreiben.
Hier verstehe ich das Problem nicht ganz. Merle ist grade erst mit ihrer Mutter los und schon tun die Füße weh. Der ganze Text ist ja wertend, eben aus Merles Sicht. Also irgendwie stehe ich grade etwas auf dem Schlauch.

Ich glaube, dass hier das gebräuchlichere Wort ‚unwirsch‘ weniger hakelig wäre.
Der Duden sagt.
Wirsch: ärgerlich, aufgeregt
Unwirsch: mürrisch und unfreundlich
Da empfinde ich wirsch als wesentlich passender.

Redet eine Mutter so mit ihrem Kind?
Sie ist eben sehr angespannt. Und auch sonst nicht grade locker.

‚trotz Handschuhen‘ empfinde ich als nicht gut formuliert. Vielleicht besser: ‚… wenn meine so kalt sind, dass ich sie kaum noch spüre, obwohl ich Handschuhe trage.
Hmm, noch ein Nebensatz macht die Konstruktion für mich eher umständlicher.

Ich quetsche meine Hände zwischen (die) Oberschenkel und das Holz, aber da die auch kalt sind, bringt es wenig.
Hier würde ich das Holz weglassen, dann wird der Satz auch in sich logischer.
Ah, ich glaube, ich verstehe jetzt das Problem mit dem Satz. Das zweite die soll sich auf die Hände beziehen, nicht auf die Oberschenkel. Da muss ich wohl mal ummodeln.

Augen, die aussehen wie gefrorene Erde. Das mag dem Kind durch den Kopf gehen. Mir teilt sich dieser Vergleich leider nicht mit.
Das heißt, du empfindest den Vergleich nicht passend oder hast kein Bild vor Augen? Es
ist einfach zu warm.

Danke für die sonstigen Verbesserungen, werde ich alles beachten, wenn ich den Text überarbeite.

An dieser Stelle habe ich mich – wie auch an anderen – darüber gewundert, wie folgsam dieses Kind doch ist, am Anfang alles mit sich machen lässt, sich kaum sträubt.
Ja, da fehlt definitiv etwas. Da muss ich noch mal ran. Merle ist schon sehr gehorsam, liebt ihre Mutter über alles. Aber sie ist dann wohl doch etwas zu folgsam.

Ich vermute, dass es geschwisterlos ist und sich eine Phantasiewelt geschaffen hat und immer noch schafft. Was ist daran aber so eigenartig und auffällig gewesen, dass die Mutter einen Pfarrer aufsucht und diese Exorzismus-Situation zulässt? Ihre Motivation wird mir nicht wirklich klar.
Da habe ich wohl zu viele Informationen weggelassen. In meinem Kopf macht alles Sinn. :D
Merle hat schwere Migräneattacken. Die erscheinen als starke Schmerzen, die sie sogar lähmen können und lösen auch depressive Schübe aus. Diese Dinge sind aber auch Anzeichen für eine Besessenheit. Die Mutter erkennt die Symptome nicht als Anzeichen einer Krankheit, und da die Mutter sehr gläubig ist, hat sie sich an ihren Pfarrer gewandt, der sie dann von der Behandlung in dem dunklen Raum überzeugt. Die Halluzination ist ein Resultat der Dunkelkammer. Merles Zustand hat sich also verschlechtert.
Aber davon kommt einiges nicht rüber, da muss ich nachjustieren, bei der Mutter und bei Merle.

Probleme habe ich mit der Darstellung des Kindes. Da ergibt sich für mich kein klares Bild. Mal scheint mir seine Denk- und Ausdrucksweise die eines Erwachsenen zu sein, dann wieder sehe ich das kleine Mädchen deutlich vor mir:
Vielen Dank für deine Erläuterungen. Das hilft mir sehr bei der Überarbeitung.

Freut mich, dass dich die Idee erstmal überzeugen konnte. Ich werde mich bemühen es besser zu machen.

Liebe Grüße,
NGK


============


Liebe @TeddyMaria,

du bist so im Stress und schaust trotzdem vorbei. :kuss:

Nachdem ich Deine Geschichte mit Spannung gelesen habe, hat mich eines ziemlich massiv gestört: das Ende. Was passiert denn da? Provokant gesprochen: Der Pastor knirscht mit den Zähnen, Merle umarmt ihre Mutter, der Drache macht Purzelbäume ... Das Gute hat gesiegt. Aber ich als Leserin glaube das einfach nicht.
Ich finde es erstaunlich, dass dieses Ende als Happy End wahrgenommen wird. Denn Merle fantasiert, hat einen Schaden durch die Zeit in dem dunklen Raum erlitten. Du sagst es selbst:
Denn: Ezra ist ja ein Symptom. Ein Symptom dafür, dass sich das erste Problem, nämlich Merles Krankheit, noch verschlimmert hat.
Eigentlich hatte ich bzgl Merles Zustand etwas anderes im Kopf:
Merle hat schwere Migräneattacken. Die erscheinen als starke Schmerzen, die sie sogar lähmen können und lösen auch depressive Schübe aus. Diese Dinge sind aber auch Anzeichen für eine Besessenheit. Da die Mutter sehr gläubig ist, hat sie sich an ihren Pfarrer gewandt, der sie dann von der Behandlung in dem dunklen Raum überzeugt. Die Halluzination ist ein Resultat der Dunkelkammer. Merles Zustand hat sich also verschlechtert.

Zumal sich das Ende wie ein "Weiter so!" anfühlt, denn welcher Fortschritt ist es wirklich, dass die Mutter nicht mehr zum Exorzisten geht?
Genau, es ist gruselig, dass Merle bei so einer Mutter ist, die anscheinend kein Verständnis für ihren Zustand hat. Anstatt eines Exorzismus wird nun vielleicht mehr gebetet.

Das heißt, das erste Problem hat sich verschlimmert.
Genau.

Natürlich könnte die Geschichte trotzdem so enden, aber in seiner momentanen Form fühlt sich das Ende schrecklich naiv an.
Ich bin bei deinem Kommentar ähnlich verwirrt, wie bei dem vom @Kellerkind. Denn auch du erkennst doch, dass nicht alles gut ist. Trotzdem kritisierst du das Ende als Happy End.
Klar, für Merle ist es eins, die denkt in dem Moment keinen Schritt weiter, außer dass sie wieder frei ist und bei ihrer Mama. Und nen imaginären Freund hat sie auch noch, megageil.
Aber der Leser merkt doch, dass da mehr unter dieser Oberfläche lauert.

Wir wissen doch alle, dass jetzt nicht alles gut ist.
Genau! Und trotzdem soll ich es hinschreiben?

Mir fallen drei recht niedrigschwellige Eingriffe ein, um das zu retten:
Im Moment sehe ich noch keinen Grund das Ende „zu retten“.

An @Kellerkind habe ich schon geschrieben:
Sollte ich jetzt deutlichere Hinweise einbauen, dass ich das nicht gut finde? Warum? Damit der Leser sich damit besser fühlt? Das soll jetzt nicht provokant klingen, sondern ist ernst gemeint.

Ich könnte mir eine wirklich tolle Geschichte vorstellen, in der eine begeisterte, nicht-einsame Merle mit einem Drachen zusammenlebt und ihre überforderte Mutter ihm jeden Raum einräumt, den Merle für ihn fordert.
Das wäre dann die Fortsetzung. ☺

Meiner Meinung nach sprechen nur solche Leute von "negativ", denen "böse" zu unwissenschaftlich klingen würde und die nicht kreativ genug sind, ein konkretes Wort zu wählen wie zum Beispiel "dämonisch", "verpestend", "verführerisch", "teuflisch" oder so.
Grade die Exorzisten versuchen sich eher gemäßigt auszudrücken, denn sie wollen ja wirken wie die Ärzte, die die Welt von den teuflischen Krankheiten befreien. Seriös eben, nicht wie freakige Scharlatane.

Ich hoffe, ich konnte darlegen, wie ich zu dem Schluss kam, dass das Ende jetzt aber auf eine Weise Friede-Freude-Eierkuchen ist, auf die ich es Dir nicht abnehmen konnte.
Ich verstehe es nicht so richtig. Du beschwerst dich, dass dort etwas nicht steht, was du aber erkannt hast. Welchen Mehrwert hat es das aufzuschreiben? Ich bin verwirrt, aber ich grübele weiter.

Vielen Dank für deine Gedanken und bis bald,

NGK

 

Hallo @Meuvind,

ein frohes Neues wünsch ich dir!

habe ich deine Geschichte doch tatsächlich schon zehn Minuten nach der Einstellung gelesen und es irgendwie nicht geschafft, direkt zu antworten. Das hole ich jetzt nach .
Sehr löblich. :)

Probleme hatte ich mit dem Genre. Die erste Hälfte über, insbesondere bei dem Gespräch mit dem Pater, hatte ich so eine leicht-düstere Vorahnung, habe mich schon gefreut auf eine brutale Exorzisten-Story. Tatsächlich habe ich irgendwie damit gerechnet, dass, kaum eingesperrt, ein Dämon aus der Kleinen schießt, den Pater und die Mutter umbringt und die Kirche in Trümmer legt. Fände ich schon witzig.
Klar, ein bisschen Splatter ist immer schön. Aber ich wollte hier nicht in die Fantasyecke gehen, sondern im Bereich des Möglichen bleiben. Tut mir leid, dich enttäuscht zu haben. Und gerade sitze ich auch noch an ner Alltagsgeschichte ... naja, ob die je fertig wird ....? Irgendwann gibt’s wieder Monster!

Kennst du Happy?
Ich liebe Happy! Megacool dieser Gegensatz von Gewalt und diesem putzigen Einhorn.

Keine Ahnung, was das heißt. Ich schätzt, das ist irgendetwas total kirchliches, woraus ich schließe, dass Merle und ihre Mutter oft in die Kirche gehen. Und ich glaube, dass muss ich wissen, um den Rest zu verstehen.
Du bist der zweite der darüber stolpert. Wikipedia sagt:
Die Christmette ist vom Ursprung her das in der Heiligen Nacht gesungene Stundengebet (Matutin und Laudes) der Kirche zum Weihnachtsfest. Heute ist damit meist die heilige Messe gemeint, die zu Weihnachten in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember gefeiert wird.
Ich dachte, irgendwie das wär klar, ist eben ne Messe nachts, wenns kalt ist. Vielleicht schreib ich einfach Weihnachtsgottesdienst ... obwohl da gehen eben alle hin, auch die die sonst nicht in die Kirche gehen. Und die Christmette ist glaube eher was für die Härteren. Mal schauen, ob noch mehr Beschwerden kommen.

Einen Scheiß hätte ich! In Merles Alter wäre ich schreiend weg gerannt und hätte nie wieder einen Fuß in eine verdammte Kirche gesetzt! Ich finde, sie muss schon ein sehr großes Vertrauen in Gott (oder ihre Mutter) haben, um freiwillig in den Raum zu gehen. Das wird aber kaum bis gar nicht deutlich.
Merle ist gläubig erzogen worden und liebt ihre Mutter sehr. Gehorsam ist da sehr wichtig, gerade gegenüber Vertretern der Kirche. Eine frühere Klassenkameradin hat sich nicht getraut ihre Haare zu schneiden, weil das nicht gewünscht war. Ich denke, wenn man in so einer Gemeinschaft drinhängt, dann kann einen das ganz schön unter Druck setzen, besonders wenn man noch jung ist.
Aber du hast Recht, wenigstens etwas Rebellion wäre angebracht. Das werde ich noch etwas ändern. Und auch den Glauben der Mutter besser rausstellen.

Klingt mehr nach Batman als nach einem Drachen .
Haha, das Bild hatte ich dabei tatsächlich vor Augen.

Ist Ezra nicht auch eigentlich ein Männername? Habe ich zumindest so im Kopf.
Geht wohl tatsächlich beides. Naja, passt ja auch irgendwie. :D

Sollte es nicht das Hauptziel des Paters sein, Merle von dem Dämon zu befreien, und nicht, "die Welt vor ihm retten" bla bla Quatsch? Schließlich geht es doch darum, Mensch und Dämon zu trennen, damit der Mensch weiterleben kann. Das hat doch nichts mit der Welt zu tun.
Klar, er will Merle retten. Aber das Gemeinwohl überwiegt, deswegen hat er auch nicht so Probleme damit, Merle dieser Dämonenaustreibung zu unterziehen.

Also ich mochte deine kleine Geschichte, auch wenn sie anders geworden ist als das, was ich mir vorgestellt habe.
Das freut mich sehr. :)

Jetzt fehlt nur noch ein Zombots-Drachen Crossover.
:D Wer weiß was da noch so kommt ... :P

Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße,
NGK


================


Hi @wegen,

gestern habe ich den Kommentar von @TeddyMaria gelesen. Sie brachte gute Vorschläge, dem Leser zu zeigen, dass eine Behandlung folgen sollte und Merles Umfeld ihre Wahnvorstellungen als Krankheit ernst nehmen muss, um ihr zu helfen.
Das Problem ist, dass ich bisher keinen Grund sehe das Ende zu ändern, da ich das Gefühl habe, dass sehr wohl rüberkommt, was ich rüberbringen wollte.
Ich bin noch nicht ganz überzeugt, aber das kann ja noch kommen.

Aber wenn du die rosigen Zukunftsaussichten für Merle - na, ich würde ihr es schon gönnen - ausbaust, kreuze ich einfach die Finger für eine Copyright-Geschichte von @Proof.
Das wäre bestimmt ein Spaß. :naughty:

Dir auch ein frohes Neues,

NGK

 

Hi, @Nichtgeburtstagskind

Du beschwerst dich, dass dort etwas nicht steht, was du aber erkannt hast. Welchen Mehrwert hat es das aufzuschreiben?

Puh, schwierig. Ich verstehe das Problem, und es fällt mir total schwer, es anders zu erklären. Das Problem ist wohl, dass ich versucht habe, ein Gefühl von Enttäuschung, das das Ende in mir ausgelöst hat, zu erklären. Denn dass Du das nicht beabsichtigst, das habe ich mir ja gedacht.

Ich glaube, die Schlussfolgerung (die ich hier im Forum häufig lese, die Du vielleicht auch gar nicht in dieser Form ziehst, aber es wirkt wie eine Vorstufe davon), wenn ein Kommentar sich intensiv damit auseinandersetzt, welche Mängel am Ende erkennbar sind, das bedeutet, dass das Ziel eines offenen Endes erreicht wurde, ist erstmal falsch.

Ich versuche, nur kurz darauf einzugehen, weil ich nicht glaube, dass das wesentliche Problem ist, weshalb ich nicht deutlich machen konnte, was mein Problem ist: Ich lese einen Text erst sehr bewusst als Leserin und dann als Kommentatorin. Und bei offenen Enden, die ihre Wirkung nicht erzielen, denke ich mir als Leserin erst so: Pff, was für ein doofes Ende. Und lege die Geschichte weg, ohne weiter darüber zu reflektieren. In diesem Sinne hat es dann sein Ziel verfehlt. Als Kommentatorin komme ich genau in diesem Moment zurück, um zu reflektieren, warum dieser Gedanke, das Ende sei doof, in mir entsteht.

Und nun zum Geschäft:

Ich finde es erstaunlich, dass dieses Ende als Happy End wahrgenommen wird. Denn Merle fantasiert, hat einen Schaden durch die Zeit in dem dunklen Raum erlitten.

Es ist so ein Gefühl, eine Wahrnehmung. Ich habe versucht, darzulegen, woher dieses Gefühl kommen könnte. Offensichtlich ist das nicht besonders erhellend, also verzeihe mir meine total subjektive, ganz ungestützte, quasi Leserinnenmeinung:

Am Ende habe ich das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich habe das Gefühl, verarscht zu werden. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin zwei Handlungsfäden (Problem 1 und Problem 2) fest in der Hand hält, Problem 2 löst und danach – Schwupps! – alle Fäden fallen lässt. Das fühlt sich komplett unbefriedigend an, ja, als wäre etwas vergessen worden. Ich bin enttäuscht und frustriert.

Zurück in die Kommentatorinnenrolle: Meine feste Überzeugung ist es, dass, ein offenes Ende zu schreiben, das Leser/innen zum Nachdenken anregt, nicht bedeutet, dass man plötzlich alle Fäden fallenlässt. Es bedeutet, sie fest bis zum Ende zu spinnen und am Ende Interpretationsspielräume zu lassen.

Aber auch das hilft mir nicht weiter, meine Gefühle zu erklären, also wie ich es drehe und wende ..., ich glaube, ich kann dieses Gefühl nicht objektiv erklären oder belegen. Bitte verzeih mir also, dass das hier so unaufschlussreich ist.

Sollte ich jetzt deutlichere Hinweise einbauen, dass ich das nicht gut finde? Warum? Damit der Leser sich damit besser fühlt? Das soll jetzt nicht provokant klingen, sondern ist ernst gemeint.

Ich glaube, so eine Vorausdeutung, wie es weitergehen könnte, würde dem Ende in all seiner Offenheit nicht schaden. Zum Beispiel schreibst Du in Deinem Kommentar, dass jetzt vielleicht mehr gebetet wird. Warum vielleicht? Warum möchtest Du dieses Detail vorenthalten? Damit wirklich jede Lösung möglich ist?

Ich frage mich, worauf Du eigentlich hinauswillst, welche Geschichte Du eigentlich erzählen möchtest. Bezogen auf das Ende wirkt es auf mich fast so, als wolltest Du Dir alle Türen offenhalten. Das halte ich persönlich für eine schlechte Idee. Dadurch verkommt die Geschichte zum Blabla. Und nach all den Vorerwartungen ans große Drama bin ich enttäuscht.

Wenn ich mir die Kommentare anschaue, glaube ich, dass Dich vor allem die Kammer und der Exorzismus, also Problem 2, interessiert. Das hast Du ja auch behandelt, und darüber beschwere ich mich gar nicht. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Problem 1 nach meinem unqualifizierten Leserinnengefühl einfach unter den Tisch fällt. Es wirkt, als würdest Du das Fass am Anfang aufmachen und dann schnell beiseiteräumen, um das Fass zu behandeln, das Dich mehr interessiert.

Problematisch finde ich in dem Zusammenhang, dass keine wirkliche Entwicklung geschieht, zumindest nicht äußerlich. Natürlich verschlimmert sich Merles innerliches Problem, aber sie ist am Anfang in genau der gleichen Lage wie am Ende. Wenn Du den Anfang streichen und direkt in der Kammer anfangen würdest, ich wette, mein seltsames Endegefühl würde sich ebenfalls verflüchtigen. Weil ich eben nicht das Gefühl hätte, dass da in der Ecke ein Fass steht, das ich schleunigst vergessen soll. Weil keine Erwartungen geweckt und am Ende enttäuscht wurden.

Ich glaube nämlich, dass es nicht das Ziel sein sollte, objektiv über das Geschehen zu berichten. Also im Sinne von: Für Merle ist das so, und ich als Autorin habe keine Haltung dazu. Dann kannst Du auch Kurzmeldungen für ein Nachrichtenmagazin schreiben. Das würde mich ungefähr genauso persönlich berühren wie Merles nicht weiter abgehandeltes weiteres Schicksal. Hier schließe ich mich an die Drama-Forderung von @wegen an, denn:

Dadurch, dass es am Ende so scheinbar tröstlich abgehandelt wird, berührt es mich nicht als Leserin. Es berührt mich als Kommentatorin, weil ich auf einer objektiven Ebene weiß, dass hier was faul ist. Als Leserin aber denke ich mir: Voll das unbefriedigende, unreflektierte, undramatische Ende. Die Geschehnisse zu reflektieren und/oder zu dramatisieren, könnte mir als Leserin vielleicht dabei helfen, die Katastrophe zu erkennen und mitzufühlen, aus dem Häuschen zu sein, über Merles Schicksal nachzugrübeln.

NGK, ich hoffe, Du verzeihst mir meine totale Subjektivität. Das ist ja eigentlich nicht meine Art, aber ich habe das Gefühl, dass es hier wirklich nur um Gefühle geht. Das Ende frustriert mich als Leserin. Und es regt mich als Leserin nicht dazu an, weiterzudenken, sondern den Kopf zu schütteln und zur nächsten Geschichte überzugehen. Weil es keine Reflektion in mir anstößt. Um das anzustoßen, musst Du es anstoßen. :lol: Als Kommentatorin hat es natürlich die Reflektion angestoßen, weil ich ergründen wollte, woher das Gefühl der Enttäuschung mit dem Ende kommt. Ja, ich glaube, das ist es, kurz und bündig. Das Ende enttäuscht mich. Es strafft nicht, es fällt einfach.

Und das ist eben nur ein Gefühl, aber ich glaube eins, das sich eigentlich ganz gut in den Ton der restlichen Kommentare einfügt. Hoffentlich bin ich jetzt nicht noch diffuser in meinen Ausführungen geworden. Aber ich wollte Dich nicht mit den ganzen Fragezeichen stehenlassen. Vielleicht ist ja was Nützliches dabei. :D

Gefühlte Grüße,
Maria

 

Hi @TeddyMaria,

danke, dass du noch mal versuchst mir auf die Sprünge zu helfen.

Ich lese einen Text erst sehr bewusst als Leserin und dann als Kommentatorin. Und bei offenen Enden, die ihre Wirkung nichterzielen, denke ich mir als Leserin erst so: Pff, was für ein doofes Ende. Und lege die Geschichte weg, ohne weiter darüber zu reflektieren. In diesem Sinne hat es dann sein Ziel verfehlt. Als Kommentatorin komme ich genau in diesem Moment zurück, um zu reflektieren, warum dieser Gedanke, das Ende sei doof, in mir entsteht.
Das macht Sinn. Kellerkind hat im ersten Impuls ja auch „nur“ als Leser kommentiert, ist das negative Gefühl losgeworden. Und hat erst später als Kommentator bzw. Autor argumentiert.

also verzeihe mir meine total subjektive, ganz ungestützte, quasi Leserinnenmeinung:
Aunahmsweise. ;)

Ich habe das Gefühl, dass die Autorin zwei Handlungsfäden (Problem 1 und Problem 2) fest in der Hand hält, Problem 2 löst und danach – Schwupps! – alle Fäden fallen lässt.
Okay, verstehe. Problem 1 geht am Ende tatsächlich unter.

Es bedeutet, sie fest bis zum Ende zu spinnen und am Ende Interpretationsspielräume zu lassen.
Macht Sinn.

Ich glaube, so eine Vorausdeutung, wie es weitergehen könnte, würde dem Ende in all seiner Offenheit nicht schaden.
Also würde auch ein negativer Vorausblick genügen, der eben zeigt, dass es Merle eigentlich noch schlechter geht und die Mutter kaum etwas an ihrem Verhalten ändern wird. Hauptsache es geht in eine Richtung?

Ich frage mich, worauf Du eigentlich hinauswillst, welche Geschichte Du eigentlich erzählen möchtest. Bezogen auf das Ende wirkt es auf mich fast so, als wolltest Du Dir alle Türen offenhalten.
Ich wollte hauptsächlich erzählen, was ein solcher Raum mit einem Menschen machen kann, wie es ihm darin ergeht. Ergebnis können langfristige Schäden, z.B. Halluzinationen sein.
Der Nebenschauplatz ist ein fehlgeleiteter Glaube, resultierend im Exorzismus und dem Ablehnen der Schulmedizin (deswegen auch das nicht Erkennen der eigentlich Krankheit).

Es wirkt, als würdest Du das Fass am Anfang aufmachen und dann schnell beiseiteräumen, um das Fass zu behandeln, das Dich mehr interessiert.
Ja, da hast du irgendwie Recht. Ich brauchte halt nen Grund Merle da rein zu stecken und den habe ich dann wohl etwas vernachlässigt.

Wenn Du den Anfang streichen und direkt in der Kammer anfangen würdest, ich wette, mein seltsames Endegefühl würde sich ebenfalls verflüchtigen. Weil ich eben nicht das Gefühl hätte, dass da in der Ecke ein Fass steht, das ich schleunigst vergessen soll.
Aber würdest du dann nicht fragen, warum man das dem armen Kind antut?

Dadurch, dass es am Ende so scheinbar tröstlich abgehandelt wird, berührt es mich nicht als Leserin. Es berührt mich als Kommentatorin, weil ich auf einer objektiven Ebene weiß, dass hier was faul ist.
Verrückt und verwirrend. Das macht das Verwerten von Kommentaren noch schwieriger. Wer schreibt da grade, Leser oder Kommentator?

aber ich habe das Gefühl, dass es hier wirklich nur um Gefühle geht.
:lol:

Weil es keine Reflektion in mir anstößt. Um das anzustoßen, musst Du es anstoßen.
Oder eben der Kommentatorenmodus, verstehe.

Danke für deine Bemühungen, Maria. Ich habe das Gefühl dem Problem näher zu kommen, aber ehrlich gesagt habe ich noch keine wirkliche Ahnung wie ich das Umsetzen soll. Ich will das auf keinen Fall zu plakativ, nicht zu drängend. Etwas soll der Leser schon selbst merken. Aber ich habe verstanden, dass er dazu schon noch einen Schubser braucht.

Vielen Dank und liebe Grüße,
NGK

 

Hi, @Nichtgeburtstagskind

Solange meine Lernordner sich noch aktualisieren, nehme ich mir die Sekunde. :lol: Ist ja lange genug her, dass Du geschrieben und doch noch einige Fragen aufgeworfen hast. Die Antworten dazu sind mir eingefallen, aber das hilft Dir ja nicht, wenn ich keine Zeit zum Schreiben habe, ne? ;)

Das macht das Verwerten von Kommentaren noch schwieriger. Wer schreibt da grade, Leser oder Kommentator?

Ich glaube, zu beurteilen, aus welcher Perspektive jemand kommentiert, ist tatsächlich wichtig. Ich nehme an, dass die meisten Wortkrieger/innen sich Mühe geben, darauf zu achten, aber hin und wieder kommt es mir auch unter, dass ich das Gefühl habe, Leute kritisieren etwas nur deshalb als "falsch", weil sie gelernt haben, wie es "richtig" geht. Das ist natürlich eine völlig andere Kritik als die Kritik eines Lesers oder einer Leserin, der/die beurteilt, ob ihn/sie etwas beim Lesen packt oder nicht. Aber wie gesagt, ich denke, die meisten von uns achten darauf. Ich mache es möglichst so (natürlich habe ich auch Ausrutscher), dass ich die Geschichte erst einmal lese und mir dann die Stellen nochmal genau anschaue, die mich gepackt, verwundert, gelangweilt oder sonstwie reingezogen oder aus dem Tritt gebracht haben. Und die schaue ich mir dann aus der analytischen Perspektive nochmal an.

Wozu man sich als Kritisierte nicht verleiten lassen darf, ist, so denke ich, zu glauben, dass eine starke Auseinandersetzung der Kommentator/inn/en mit dem Text bedeutet, dass der Text auf die richtige Art polarisierend ist. Wir beide wissen aus Kommentatorinnenperspektive, dass das auch einfach bedeuten kann, dass der Text schlecht ist. Aber da stehen wir ja hier nicht. :lol:

Ich will das auf keinen Fall zu plakativ, nicht zu drängend. Etwas soll der Leser schon selbst merken. Aber ich habe verstanden, dass er dazu schon noch einen Schubser braucht.

Ich glaube nämlich, dass ein Schubser völlig genügt. Eine Art von Reflexion, eine Verstärkung des Dramas, irgendein winzigkleiner Richtungsweiser. Weil, Du willst ja nicht eine völlig beliebige Geschichte erzählen, die in jede Richtung deutungsoffen sein soll. Zumindest schreibst Du:

Ich wollte hauptsächlich erzählen, was ein solcher Raum mit einem Menschen machen kann, wie es ihm darin ergeht. Ergebnis können langfristige Schäden, z.B. Halluzinationen sein.

Das heißt, Du möchtest schon in eine bestimmte Richtung. Du möchtest Dich nicht hinstellen und sagen: "Jaaa, was das bedeutet, soll jede/r selbst entscheiden." Ich hoffe, ich lege Dir hier nichts in den Mund ... Aber wie ich in meinem ersten Kommentar schon schrieb, würden mir dafür ein, zwei Sätze reichen, die die unreflektierte Scheinbar-Rosigkeit des Endes brechen. Eben, dass es einen Hinweis darauf gibt, dass der Horizont nicht nur lustig-ezrafarben schimmert.

Also würde auch ein negativer Vorausblick genügen, der eben zeigt, dass es Merle eigentlich noch schlechter geht und die Mutter kaum etwas an ihrem Verhalten ändern wird. Hauptsache es geht in eine Richtung?

Ich würde sagen: Ja. Beziehungsweise: Vorausblick? Glaube ich gar nicht. Ein verkrampfter Kiefer der Mutter, ein heftiges Ziehen an Merles Hand, ein wiederkehrender Kopfschmerz, das würde ja schon einen Bruch bedeuten. Eine Winzigkeit.

Interessant eigentlich, dass dadurch, dass Du Merles kunterbunte-fröhlich-befreite Halluwelt mit einem düsteren Detail konstratieren würdest, für mich dazu führen würde, dass die Richtung deutlicher wäre. Man könnte fast meinen, es würde dadurch vielschichtiger werden. ;)

Aber am Schluss bleibt mir ja nur zu sagen, dass es Deine Geschichte ist und bleibt. Das sind nur meine Vorstellungen dazu und meine Wahrnehmung des Endes, wie es momentan ist.

Dazu, den Anfang wegzulassen:

Aber würdest du dann nicht fragen, warum man das dem armen Kind antut?

Na ja, wenn sie Halluzinationen kriegt, wäre das ja irgendwie ... Ich glaube nicht, dass man (vor allem in Kurzgeschichten) die Hintergründe sämtlicher Vorkommnisse beleuchten muss. Ich meine, ich könnte im jetzigen Zustand ja auch fragen, warum die Mutter die Schulmedizin ablehnt. Aber das interessiert mich aufgrund des gewählten Settings einfach nicht. Du steuerst den Blick der Leser/innen. Es ist alles eine Frage der Steuerung.

So viel oder wenig erstmal von mir. Wie gesagt, nimm Dir, was Du brauchst.

Richtungsweisende Grüße,
Maria

 

Hallo @TeddyMaria ,

vielen Dank noch mal für dein Feedback. Das war wirklich eine sehr interessante Diskussion. Jeder Text bringt doch so seine ganz eigenen Überraschungen und Lehren mit sich. :read:

Ich hoffe, du kommst gut mit dem Lernen voran und mein Kommentar lenkt dich nicht zu sehr ab. :Pfeif:

Ich habe das Ende jetzt etwas geändert.
Irgendwie tue ich mich bei dieser Geschichte echt schwer mit der Überarbeitung, keine Ahnung warum ... Naja, ich muss mich damit ja nicht hetzen, ein paar Kleinigkeiten habe ich schon geändert, aber da kommt bestimmt noch mehr.

Liebe Grüße,
NGK

 

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