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Der schwarze, schmale Grat des Wahnsinns oder blühende Sommerwiesen die brennen
Der schwarze, schmale Grat des Wahnsinns oder blühende Sommerwiesen die brennen
Der Raum war klein, dunkel und schwarz. Kein normales schwarz, sondern ein fast greifbares Gefühl von schwarz. Jeder Atemzug beinhaltete diese Farbe, jeder Gedanke endete automatisch in einem schwarz. Kein Ende in Sicht. Leben wurde ausgesaugt wie eine überreife Frucht. In der Mitte dieses Zustandes saß sie. Sie saß gekrümmt da, die Arme um die Beine geschlungen, leicht wippend und vor sich hin singend. Lange blonde Locken fielen fast bis auf den verdreckten Boden vor ihren nackten, zierlichen Füßen. Ein dunkler,schmutziger Mantel diente ihr als sitzfläche. Große, blaue Augen blickten apatisch aus ihrem schmalen, fast elfenhaften Gesicht. Eine einzelne, kristallförmige, glockenreine Träne rollte über ihre blaße Wange, ran an ihren lächelnden Lippen hinab, und fand ihr Ende auf einem Gegenstand vor ihren Füßen. Der Gegenstand war lang und metallisch. Ein japanisches, wunderschönes Schwert. Ein Schwert, daß im Licht tausend prächtige Farbspiele wiedergab. Doch an diesem Abend glitzerte es weder im Hellen noch im Dunkeln. Sondern dicke Bluttropfen waren dran zu erkennen, nur Blut und immer wieder dieser eine Ausdruck auf ihren Lippen: endlich frei. die Luft roch nach Gerechtigkeit, Blut und Freiheit. Den Geruch von dem Blut empfand sie als erfrischend und auf eine seltsame Art und Weise befriedigend. Das erste wirklich wohltuende, angenehme Gefühl im Bauch seit Jahren. Ihre Seele spendete höflich Applaus und zog sich dann wieder zurück. Ein Tier wie an einer Eisenkette. Ausgehungert, verbraucht, gedemütigt und vieles mehr. Ihr Gehirn fühlte sich an wie ein feines Spinnennetz. Ein bißchen zu fest in einander verstrickt, um klare Gedanken zu erfassen. Und doch von einem Wahnsinn erfüllt, der beinahe zu fühlen war. Fast automatisch ergriffen ihre Hände das Schwert. Ihre oberen Extremitäten drehten es spielerisch in der Luft. Bluttropfen spritzten in den Raum, hüllten sie ein, wie ein süßer, nie enden wollender Traum. Sie genoß es. Ihre Seele begann sich zu entfalten- nur ein wenig, aber es reichte um eine der vielen Persönlichkeiten zu erschrecken, die in ihr wohnten. Die Persönlichkeit- welche auch immer, atmete seit Jahren zum ersten mal kein Schmerz und Pein, sondern echte, reine Freude. Zu gleich begann der Raum sich zu drehen. Und tausend Stimmen auf einmal krochen in ihren Kopf und redeten auf sie ein. Sie verstand nicht ein Wort. Aber sie wollte die Stimmen vertreiben und fing an ihnen entgegen zu schreien. Immer lauter gellte ihr Schreien, bis nicht ein Stück Platz mehr im Raum war für etwas anderes. Das Schwert fiel hin und endlich war Ruhe. Zitternd stand sie da, ohne sagen zu können, wann sie aufgestanden war. Das Zittern wurde so stark, daß ihre Seele den Kampf um Freiheit zu verlieren begann. Sie hielt es nicht aus, die Kontrolle zu verlieren. Also versuchte sie sich zu setzen- kein Erfolg in Sicht. Sie konnte nicht sagen wozu dieser Raum diente - für sie war er Schutz und Abschied zugleich. Den Schutz erklärte sie sich , weil sie allein war und dieses wabbernde Schwarz sie umgab. Sie wußte, daß niemand diesen Raum betreten konnte, ohne daran zu verrecken. Es wäre wohl kein schöner Tod dachte sie grinsend. Viel Blut und Qualen und so!
Ihr Zittern verlangsamte sich. Es schien ihr als würde es verblassen. Sehr undeutlich nahm ihr Unterbewußtsein das wahr - und erst war sie unfähig darauf zu reagieren. Doch dann guckte sie auf ihre Hände die sie beinahe ruhig von sich strecken konnte und eine ihrer Persönlichkeiten ihrem Körper klar das daß ein Grund zur Freude war.
Innerlich begann sich jemand anderes darauf vorzubereiten Abschied zu nehmen - Abschied von ihm. er war tot. er :Monster, Abnormalität; Pervers und brutal! Eigentlich gäbe es noch viel mehr Worte ihn zu beschreiben - aber mehr gestattete irgend jemand ihr nicht. Denn ihr Kern geschütz durch den Seelenvogel begann sich ängstlich zu drehen und zu winden, als eines der Worte ihn berührte und somit eine Erinnerung auslösten.
Schnell hielt sie sich die Hände vor die Ohren und begann zu singen : "Wenn der Himmel da ist , ist Frieden !" Sie sang diesen Satz mit leichten, wippender Körperhaltung solange bis ihr Kern sich wieder in Embryo-stellung begab und friedlich weiterschlief. Der Kern dankte es ihr mit leisen Schlummergeräuschen und schmatzend Gurgellauten.
Sie hatte das Bedürfnis nach Essen, witternd zog sie die Luft ein, wenn es etwas Eßbares in diesem schwarz gab, würde sie es riechen können - das wußte sie. Ihre Nasenflügel bewegten sich hin und her und tatsächlich da war etwas. Ein süßlicher und zugleich herber Geruch stieg in ihr Sinnesorgan.
Speichel sammelte sich in ihrem Mund - Hunger. Ein Raubtier auf Beutesuche. Doch egal, wohin sie sich bewegte, die Intensität des Geruchs blieb immer gleich. Schmerzen vor Hunger. Im Bauch, im Kopf. Ruhelos schlich sie umher. Immer witternd, immer angespannt. Und dann - es war mehr Intuition als Gewißheit - schob sie fast automatisch ihren Ärmel und entdeckte etwas Wundervolles. Herrlich dachte sie, wie sich rot von weiß abheben kann.
Ihr Mund kribbelte, sie öffnete ihn und zuckte angewidert zurück. Ein Schrei so laut wie ein Preßlufthammer entfuhr ihren Lippen und dann ging alles sehr schnell. Ihr Kopf ruckte vor und herzhaft biß sie in dieses wünderschöne farbspiel von rot und weiß.
Einer ihrer Urkerne wachte auf und krümmte sich vor Schmerzen. Sofort kam ein größerer, nahm ihn in den Arm und wiegte ihn beruhigend hin und her.
Es klappte wie millionenmal davor. Blut tropfte von ihrem Mund und ihr Arm zuckte - viel Blut überall!!! Fleisch. Menschenfleisch, oder eher sich selbst zu essen, ist eine Angelegenheit, wo der Geist den Körper verläßt um sich den Schmerz von oben anzugucken. Erstaunlich. Nicht oft passiert sowas. Und selbst bei ihr nicht, obwohl- sie muß grinsen bei dem Gedanken, daß sie es mindestens schon 100mal- nein sie korrigierte sich leise lächelnd 1000mal erlebt hatte. Irre kichernd mit rohem Arm im Mund fing sie an sich zu drehen. Einer ihrer Arme hing allerdings mehr als wertlos an ihr herunter. Aber legal, illegal, scheißegal oder wie war das? Sie tanzte ihren letzten Tanz. Sie wußte das sie sterben würde, aber was machte das schon. Sie hatte lange genug gelebt, zumindest so lange bis sie ihre geraubte Freiheit wiederhatte. Und das war schon mehr als sie gedacht hätte wiederzubekommen. Ihr Arm hatte gut geschmeckt- Hunger. Das Zittern war wieder da. Ihre Augen flackerten, ein Gefühl von Überlegenheit überkam sie- oder war es doch nur die jahrelange Erziehung, die eine Lücke in ihrem Kopf gefunden hatte um in ihr Herz zu dringen. Eine Erziehung, die von Schmerz, Pein und Demütigung geprägt war. Hektisch wischte sie das Blut von sich. Immer wieder tropfte es auf sie, um sie und in den Raum. Noch einmal biß sie in ihre Wunde, die ein Mahnmal der Freiheit darstellen sollte. Es schmeckte danach. Benommen setzte sie sich wieder hin. Jemand zog sie mit sanfter Gewalt nach hinten und sie legte sich auf ihren Mantel - es war vorbei. In wenigen Momenten würde sie diese Dimension verlassen und ein neues Dasein beginnen. Sie weinte vor Freude. und sie merkte wie sich ihre vielen Kerne um den Urkern versammelten, um sich von ihm zu verabschieden. Einige weinten, andere schrien und wieder andere standen starr vor Entsetzen. Dann gingen sie. Es wurden immer weniger bis schließlich der Urkern nackt und gekrümmt da lag und begann sich leise lachend aufzurichten. Er winkte ihr zu und sie zurück. Wenig später wurde ihr Atem flacher und Blut perlte aus ihrem Mund. Ein letzter Gedanke an die nie gekannte Freiheit und dann blies der Tod ihre Lebenskerze aus und alles war nur noch schwarz- kein normales schwarz- nein, kein normales schwarz-
MORD.