Der Schuldner
Der Schuldner
Die Straßen. Der Himmel ist schwarz. Er geht geradeaus, biegt ab, alles ist gleich. Links und rechts drohende Schatten – eine Welt, vor und hinter ihm, und um ihn herum. Kälte durchdringt seine Jacke, hüllt ihn ein und lässt ihn nicht mehr los. Die Sterne saugen Kraft aus ihm heraus, leuchten stärker durch seinen Saft.
Und immer wieder die Straßen; kalt und rau, wegweisend, nicht wirklich vorhanden, nur in den Köpfen der Menschen. Dort liegen Hände auf dem Asphalt, sie greifen nach ihm – aber er sieht sie nicht. Ein Lachen aus den Hecken, doch er hört es nicht. Kinderleichen auf dem Bordstein, kaum größer als ein Leib Brot. Vergänglichkeit wischt all das von ihm, von seiner Jacke, von seiner Welt.
Die Straßen. Ein Geheimnis saugt das nächste auf, wie Furien das Gewissen.
Er kniet nieder. Es ist kalt. Er sieht zu den Sternen empor und lächelt.
Dann küsst er den Asphalt.
„Auf bald“, flüstert er und wischt all das fort.
© by Stefanie Kißling, 26. Sep. 2003