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Der Schuh Emil
Der Schuh Emil
Schuhe sind wie Menschen – oftmals mutiger und willensstärker, wie Emil beweisen wird.
Emil wurde hergestellt in der Schuhmacherei Alfred Haferl, auch genannt Haferlschuh Alfred.
Alfred war der beste Schuhmacher weit und breit. Bei ihm gingen die bekanntesten Persönlichkeiten ein und aus. Ob Staatssekretäre, oder Volksschauspieler, Alfred kannte sie alle und nicht immer war er gut auf sie zu sprechen. So schimpfte er oft auf die Politiker, die bei ihm grosse Reden schwangen, aber doch alle nur auf das eine achteten – ihren eigenen Geldbeutel.
Einer war einmal da und sagte zu Alfred.“ Weißt Alfred, du könntest doch mehr aus dir machen, als dieses kleine mickrige Gschäft, schau mich an. Und ich hab net mal eine abgschlossene Schul!“ Da wurde Haferlschuh Alfred ziemlich bös.
Und an jenem Abend ward dann der Emil entstanden. Mit all seinem Herzensblut setzte Alfred sich daran und ruhte nicht eher, bis Emil und sein Bruder fertig waren. Doch bei der Bearbeitung von Emil wünschte der Schuhmacher, dass dieser Schuh den „gescheiten“ Politiker wieder auf dem Boden holen würde. Blamieren sollte er sich damit, bis auf die Knochen, ja springen sollte der Schuh, wenn er wieder „rumlog“. „Ach“ dachte der Alfred, „wenn ich ihn nur verwünschen könnte!“
Und so also wurde Emil von Alfred geboren – und- hatte sogar noch einen Zwillingsbruder, der hier aber nicht viel zur Sache tut.
Der Schuhmachermeister stellte Emil samt Bruder ins Schaufenster, um ihn zu verkaufen. Voller Schadenfreude dachte er an den zukünftigen Besitzer.
Tatsächlich kam am nächsten Tag ein äusserst fein aussehender Herr daher, der Emil (und Bruder natürlich, er hatte ja nun mal 2 Füsse) mitnehmen wollte. Da Emil aus sehr feinem Leder war, wollte er auch nur zu einem feinem Herren, dieser hier gefiel ihm. Und als er merkte, dass Alfred immer „sehr wohl der Herr, ...natürlich,...ganz wie sie meinen,...!“ sagte, merkte er der Mann musste fein sein.
„Na Alfred, wie geht´s denn immer? Ham´s gnua z´doa?” “Ja ja, konn me ned beschwern, dankschön!” Alfred schaute den Mann böse an. Dieser bemerkte, dass der Schuhmacher ärgerlich wurde und stoppte das Gespräch.
Er probierte den Schuh an, ging ein paar Schritte in ihm, erklärte „Wunderbar, den nehme ich!“ und – schwupp- ab in den Karton mit Emil – doch das war erst der Anfang.
Der feine Herr war Politker, wie sich herausstellte. Dieser Herr, genannt Herbert Näureiter, war derjenige, der Alfred damals so verärgerte.
Hatte ein wunderbares Leben, eine Villa in Traumlage,- 3 Auto´s- 2 Frauen, oh, Emil vergass, sie lesen ja mit – also nur eine Frau! Und wir lassen die andere einfach, wie in Politikerkreisen üblich, unter den Tisch fallen! – 2 Kinder (einen Sohn und eine Tochter) und einen Hund. Ganz wie es sich gehört, als Vorzeigemann.
Emil also war ab sofort überall dabei. Ob zur Stadtratssitzung, bei der sein Träger heftigst diskutierte und gegen ein Jugendzentrum kämpfte oder in der Bürgerbefragung, wo er sich für ein solches aussprach. Oder beim Politstammtisch, wo er nach der dritten Mass brüllte, was für Volldeppen die Bürger doch wären.
Emil lernte, dass man zu nichts eine feste Meinung braucht, zumindest nicht sein Träger.
Und nächstens lag er bei seiner„Manuela“ und machte sich schöne Stunden mit ihr, vorher aber rief er Monika, die Ehefrau, an und entschuldigte sich wegen der kurzfristig angesetzten Konferenz.
Wenn sie bei Manuela waren, verhielt sich Herbert wie ein junger Spunt. Er umgarnte diese Frau, nannte sie Hasi und machte allerlei merkwürdiges, um diesem Mädchen zu imponieren. Emil hatte das noch nie bei ihm gesehn....... .
Sollte Alfred doch recht gehabt haben mit seiner Behauptung „Politiker san doch de grässdn Sei was umananda laffand- Dregsei!“ Nie hatte er dem Haferlschuh Alfred geglaubt, aber nun, ja- doch irgendwo war ein wahrer Kern.
Sein Träger, mal solcher und mal solcher Meinung, mal Lug und Betrug im Hirn- doch was sollte Emil der Haferlschuh schon ausrichten?
Er war es leid seinem Träger zuhören zu müssen, wenn er wilde Reden schwang und den potentiellen Wählern das Blaue vom Himmel versprach. 2 Stunden später aber mit seinen Kumpanen heftigste Spässe darüber riss und Schwarzgeld verteilte.
Nein, Emil musste etwas dagegen unternehmen. Er würde nicht mehr herhalten, solle er doch barfuss oder in den alten Schuhen vor die Leute treten- nicht mehr mit ihm!
Er versteckte sich! Ein gutes Versteck war im Schlafzimmer von Monika, dort war der „feine“ Herr nie anzutreffen. Er hatte andere Vergnügen- und Schlafzimmer.
„Sakramenta, kreizkruzefix, wo is´n etza der zwoate Schua? Wo hamsn den wieda higstellt? Resi!“ „ Ja, Herr, i hab de net wega do. De werns scho selba wieda verschmissn ham!” „ Gall etza langsam- sonst hams de längste zeit da garbat!“ „ Scho guat. Aber i habs net!“ „ Fix!“
Herr Näureiter war mit den Nerven am Ende- aber er musste nun wohl oder übel andere Schuhe anziehen. Doch in der Zwischenzeit, als Emil so im Schlafzimmer von Monika stand, schienen die Gedanken, die Alfred damals bei Emils Geburt hatte, in ihn einzudringen und er wusste, was zu tun war und stellte sich tapfer seinem Auftrag- und neben seinen Bruder.
Als der feine Herr nach Hause kam fand er beide Schuhe fein säuberlich nebeneinanderstehend vor. „So a Schlamperei – de Resi, de alte Trutschn!“
Am nächsten Tag war eine Gemeinderatssitzung angesetzt- Emil war mit von der Partie.
Sein Träger war wiedereinmal in voller Fahrt, diesmal waren die Verkehrsbeförderungsgebühren dran. „Also, des is doch ganz klar, dass die Kosten hier nun nicht wieder der kleine Mann tragen kann! Wo komm mer denn da hin?“ „ Ja aba mir ham doch nix mehr in der Staatskasse, wir müssen die Preise erhöhen!“ „ Ach krampf, des kriang ma schon irgendwie – sie da vo der Zeidung- schreims – ich versichere den Bürgern keine Gebührenerhöhungen!“
Und plötzlich, wie von Sinnen sprang der Träger durch den Saal. Sein linkes Bein stand gefährlich ab und im nächsten Augenblick verrenkte er es, als sei er Artist. Die Gemeinderatssitzungsmitglieder konnten sich nicht mehr bremsen und lachten, brüllten und machten ihre Spässe. Sie wussten ja nicht warum ihr Kollege sich so verhielt. „Ja schaugts eich den oh, ja sag amal bist du bled worn? Schaugts hi, der is bled worn- schaugts eich de Haxn oh..!“
Herbert fand das allerdings alles andere als lustig, krampfhaft versuchte er seinen linken Fuss wieder auf den Boden zurückzubefördern- ohne grossen Erfolg.
Emil war voll in Fahrt. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und drückte das Bein nach oben- versuchte es schlenkern zu lassen und zu hüpfen. Und es gelang ihm. Denn Emil wollte, dass der „feine Herr“ keine Lügen mehr verbreitete.
Der Haferlschuhträger war nun völlig am Ende – er sass am Boden hielt seinen Fuss fest und rief nach Schnaps. „ Gebt´s ma an Schnaps i brauch an Schnaps. Ja was isn des- mei Haxn, mei Haxn – holt´s an Dokta- mei Haxn.“
Doktor Balthasar, der seine Praxis über der Strasse hatte, wurde sofort herbeigeholt, er konnte aber nichts feststellen.
„Lieber Herr, keine Ahnung, was sie gehabt haben, aber sie haben nichts. Vielleicht waren sie zu nervös- oder aufgeregt?“ „Krampf nervös – i bin nie nervös! Was is etz da los mit meim Fuass? I hupf da umananda wia a Depp. Was sollnan de Leid von mir denga? Was moanans wenn mir des vor alle Leid vor da Wahl passiert? Da bin i hinüber, da sangs der is deppad. Nana nana, da miassns ma etz irgandwas gem, a Spritzn, oder operiern oder sonst was.“
Emil war sehr zufrieden mit sich, er hatte ganze Arbeit geleistet. Der Träger ging mit ihm nach Hause und Emil hatte keinen Grund mehr gefunden rumzuhüpfen.
Als sie zu Hause ankamen, zog der Träger sofort seinen Schuhe aus, Emil, der Haferlschuh landete in der Ecke und der „feine Herr“ genehmigte sich ein Weissbier und einen doppelten Schnaps.
„ Resi, sie glaum net was mia heid passiert is, sie wern des nicht glauben!“ „ Jaja, gnä Herr, i glaub allas was sie sang- allas!“ „ So an Krampf, sie solln net allas glaum!“ „Ja i gaub net allas!“ „ Ja, aber sie solln des glaum, was i erzahl! Das is doch koa Kas. Glaums, da war i heid bei da Gemeinderatssitzung und da hupfe umanander wia a Depp. Der Haxn haut aus und da Dokta sagat i hab nix, ja ja – Resi gems ma etz mein Schnaps!“ „ Ja is recht!“
Das Tagesgespräch „da hupfade Neireiter“ kam auch in der Schuhmacherei an. Alfred war sehr verblüfft. Konnte es denn wirklich sein, dass das sein Schuh ausmachte, den Schuh, den er damals verwünschen wollte- oder gar hatte?
Emil freute sich schon auf den morgigen Tag, da stand der Gillamoos auf dem Programm. Wählerstimmenfang- besser gesagt. Emil erwartete dort wieder einige Unwahrheiten von der Seite seines Besitzers.
Der nächste Tag begann wie immer, der „feine Herr“ motzte erst einmal quer durch die Bank jeden an. Monika, Resi, jeder der ihm über den Weg lief bekam sein Fett ab.
„Wo is mei Kaffee, der is z hoas, wo is mei Zeidung, wo san meine Schua...!“
Nach einer Weile war Emil an der Reihe. Er wurde angezogen, von Resi nochmals aufpoliert. Und dann gings los zum Gillamoos.
Natürlich kam es auch dort wie erwartet zum Eklat. Der Haferlschuhträger erklärte feierlich: „Wennds mi walds Leid nachad, geht’s wida bergauf bei uns. Da verschaffe e eich wida an Arbat. Da bau ma unsane Bäder aus, na hama wida an Tourismus ect. ect.!“
Wahrheit aber war, der Staatssäckel war leer, also konnte nichts gebaut werden, geschweige denn Industrie angelockt, um sich hier niederzulassen.
Das war nun Emils Part. Der Träger begann wieder seinen „Hexentanz“.
Das Bierzelt tobte. Dem „feinen Herren“ wurde mords heiss und er betet, dass es nun endlich vorüber sei. Doch Emil dachte nicht daran zu stoppen. Die Bürger jolten. „Da schaugts hi, an Zirkus ham ma scho! Des is an ganz an neie Industrie- super sage – des kennan fei sie prima. I glab sie wan als Artist besser als als Politiker!“ Beifall folgte. Der Träger konnte nicht zuhören er versuchte, wie beim ersten Mal, sein Bein wieder auf den Boden zu bekommen, aber es gelang ihm nicht – Emil war stärker.
Nach einiger Zeit kamen die Sanitäter herbeigelaufen und versuchten Herbert zu helfen. Der sass nun wieder am Boden und war am Ende. Es war wieder passiert, vor seinen Wählern. Es war aus und vorbei. Seine Karriere war gelaufen – er konnte nicht einmal mehr in die freie Wirtschaft gehen – wer wollte schon jemanden der irre ist?!
Er schämte sich in Grund und Boden und hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht. Was würden diese Menschen nun von ihm denken?
„Wie geht es ihnen?“ ein Sanitäter brachte ihn wieder auf den Boden des Bierzeltpodiums zurück. „ I woas net Leid. Des is doch ned normal. Des is etz scho des zwoate Mal, dass mir des passiert. Letztens hat da Dokta gmoant, vielleicht der Stress, oder weil i nervös war, aber richtig festgstallt hod er a nix!“
Einige Stunden später befand sich der Träger samt Emil wieder Zuhause. Diemal gab es kein Weissbier und keinen Schnaps. Es gab Kamillentee und Bettruhe. Er bat sogar Monika zu ihm zu kommen und ihm zuzuhören.
„Monika, woast i bin doch net narrisch, oder? I woas ja das ma net de beste Ehe führn und des is net dei Schuld! Aber bitte, du muast ma etz halfa. I bin fix und fertig – i bin gläutert – i woas net was los is mit mir!“ „ Ja mein Lieber, vielleicht wird dir die ganze Lügerei mit der Zeit doch etwas viel!“ „ Aber Monika i liag doch net! Naja, net allaweil!“ „Vielleicht schaffst du das psychisch nicht mehr. Was allerdings was ganz was neues wäre. Du hast ja eher ein Gefühl wie ein Fleischerhund. Aber es gibt ja immer wieder die merkwürdigsten Dinge!“ „Ach Monika, sei doch net ungerecht. Im Grund hab i immer nur di glibt. I hobs halt net imma so zoagt!“ „Weißt du was– morgen früh machen wir einen Termin bei einem Spezialisten, die sollen dich mal durchchecken. Da wird sich schon was finden. Ja?!“ „ Ja Monika, wennst meinst.“
Monika verschaffte ihrem Mann also einen Termin beim hiesigen Psychologen. Der „feine Herr“ schämte sich so dorthin zu gehen, dass er sich einen grossen Hut und eine Sonnenbrille aufsetzte, bevor er dessen Praxis betrat. Emil war auch dabei!
Alfred erfuhr natürlich auch von diesem „Irrentanz“ und nun war er sich ganz sicher, das war sein Schuh. Er hatte es wirklich geschafft den Schuh zu verwünschen. Genugtuung überkam ihn.
„Sie haben also Spasmen, die zeitlich begrenzt sind sagen sie.“ „ Ja, da hupfe rum wir an Depp. Und nachana Zeit is allas vorbei und wia vorher!“ „ Sehr schwierig, sehr schwierig. Da müssten wir einige Spezialuntersuchungen machen. Haben sie einige Tage Zeit? Wir müssten sie ins Krankenhaus bringen dafür!“ „Nana, des is unmöglich – es is doch Wahlkampf und etza is ma des scho vor de Wähler passiert, wenn i etza no ins Krankenhaus geh, nachad glam de das i wirklich bled bin – na des is unmöglich, des missma andas macha!“
„Na gut, ich gebe ihnen mal Tabletten mit, die sie dreimal täglich nehmen, vor den Mahlzeiten! Aber bitte denken sie daran, dass wir sie schnellst möglichst durchchecken müssen – im Krankenhaus!“ „ Jaja, scho guat! Dankschön derweil!“
Emil war sehr zufrieden. Vielleicht würde sich der Träger nun doch endlich mal des Guten besinnen und die Wahrheit sagen.
Das Telefon schien nie stillzustehen.
„ Ja sag amal spinnst du – wia solln na mir de Wahl gwinna, wen du so an Kasperltheater veranstaltst? Ha? Hast as du ned alle? Wennst schon Drogen nema muast, na nimm bloss sovul wiast vatrogst. Des brachma uns nimma erlaubn sonst sama weg vom Fensta!“
.....“Griaste. Host dein Rausch schon ausgschlaffa? Du spinnst fei ganz sche, so zum Gillamoos zum kumma!“ ...
Niemand fragte wie es unserm „feinen Herrn“ ginge, oder ob er krank war. Das alles waren aber seine Politfreunde!! Schöne Freunde!
Er sass in seinem Lehnstuhl und überlegte. Er dachte immer dies seien seine wahren Freunde. Die, mit denen er die Spenden teilte, die, mit denen er immer wieder ein „Ding“ gedreht hatte, alle liessen ihn nun links liegen– drohten ihm sogar noch. Aber was sollte er machen– er wusste ja selbst nicht was mit ihm los war.
„Ja was soll e na macha? I bin doch nix mehr. Koana holt mehr wos von mir. Koana will me mehr haben. Nur d´Monika is da für mi. De, de i imma links lieng hab lassn. Oh mei oh mei....!“
Eine Woche später trafen sich der Haferlschuhträger und seine Politkollegen zu einem ausserordentlichen Parteitag.
„Also, etz schau her. Du trittst zruck und nachad ham a vielleicht no a Schaaz. Aba mit dir geht nix mehr! Host me!“
Aus und vorbei. Nein, das hatte er sich nicht gedacht, dass sie ihn so schnell fallen lassen. „Gehst in a Krankahaus und lasst de sche vasorgn. Nachad sang ma du hast de so eigsetzt für die Partei, dass`d des nimma ganz packt hast nervlich.“ „Na, i geh net ins Krankenhaus. Sads narrisch.“ „Ja eahm schaug oh- mir watdn etza narrisch, du gall, etza musst fei nachdenga wost sagst!“
Herbert wurde klar, er war bereits abgesägt. Weg vom Fenster. Ja er musste fast ins Krankenhaus gehen, um den Schein zu wahren.
„Also mir ham dem Dokta gsagt, dass du nächste Wocha kimmst. Und am Sonntag gibst dein Rücktritt bekannt, aus gesundheitlichen Gründen. Als Nachfolger schlagst den Meier Sepp vor- klar!“ „Ja, wenns moants!“
Monika und der Haferlschuh Alfred sahen, wie Herbert ein Resüme über seine Partei zog, das sehr negativ für seine „Freunde“ ausfiel.
Alfred war, nachdem er gehört hatte, das der Politiker, der seine Schuhe trug, in die Irrenanstalt gekommen sei, auf dessen Ehefrau zugekommen und erklärte ihr, warum ihr lieber Mann sich so eigenartig benahm. Natürlich dachte sie erst, der Schuhmachermeister wolle sich bei all der Schande auch noch über sie lustig machen. Doch er liess nicht locker und nach und nach schien Monika diese Erklärung auch einzuleuchten und sie schenkte ihm Glauben.
„Meinst wir solltens ihm schon sagen?“ „ I woas fei net, Monika, i dädn no a weng henga lassn!“
Herbert fand sich in der Nervenanstalt wieder. Privatzimmer natürlich, aber Nervenanstalt. „Oh mei, oh mei, etza bin i echt deppad. Etz hams me. Springe umanander wiar a Depp. Hocke do.......Koana ko me versteh....Bin i etz bled, oder de da?“
„Also Alfred, jetzt müssen wir dem Herbert schon sagen, was los ist. Schaug ihn dir doch an, ganz elend sieht er aus!“
Die beiden sassen im Nebenzimmer, von dem aus man in Herberts Zimmer sehen konnte. Herbert selbst sah nur einen grossen Spiegel. Wie ein Häufchen Elend weilte er auf seinem Bett. Er starrte gegen die Wand. In seinem Kopf ging einiges vor. „Warum bin i do? Bin i etz echt narrisch? I bin doch net bled? Wos soll des sei? Ham de doch recht? ..........“
„Herr Näureiter- kummans doch bitte mal raus!“ ein Mann in weissem Kittel stand im Türbogen und blickte Herbert an. Der stand auf und folgte der Aufforderung.
„Es haads da vielleicht a dregade Bagasch, mi do eiliefern lassn und ganz genau wissen, das net i des bin, sondern blos der dregs Schua!“ so fauchte Herbert Monika und den Haferlschuh Alfred an. Nun wusste er die Wahrheit. Von Alfred, seinem Wunsch und davon, dass der Schuh es war und nicht er. Zwar war unser Herr natürlich erleichtert über die Tatsache, nun doch nicht „depperd“ zu sein. Aber dafür hatte er wiederum auch seinen Kanditaturposten verloren und das wurmte ihn sehr.
„Geh schau Bertl! Helfen wollt ma dir. Ein Dämpfer wird dich zum Überlegen bringen, dachten wir- hat es ja nun letzendlich doch auch.“ Monika versuchte ihren Mann etwas zu beruhigen. Fragend blickte diese zum Schuhmachermeister hinüber. Alfred wusste auch nicht genau, welche Worte Herbert nun helfen könnten. „Ja, schaungs i hob me a bloss imma gärgert, wenns bei mir einamaschiert han und ham oan af grossn Macker gmacht und mi higstellt wia an letzten Deppn! Und na hab i ma hold amol dengt, wenn der Schua etza da wos ändern kannt. I hob doch nia glaubt, das sowos gibt!“ Nach und nach beruhigte sich der angeblich Irre und ging mit Monika letztendlich nach Hause.
Die Tage vergingen und die Wahl stand unmittelbar vor der Tür. Herr Näureiter wollte seinem Nachfolger noch ein Abschiedsgeschenk überbringen. Freude blitzte in seinen Augen – Schadenfreude!
„Host as scho fertig?“ „Logisch, ollas beinanda, wia nei schaungs aus!“ Das war der Haferlschuh Alfred und unser feiner Herr, war in seinem Laden um das Geschenk abzuholen. „Schaug her wia de blitzn.....neie Sohln, poliert und so weida........tipp-topp, guat, das der de gleiche Schuagress hot wia du, war fei koa leichte Arbat dem des letze Mol de andan Schua auszumredn!“ „ Is scho klar, wievui wuistn?“ „Noja, so um de 500 scho......!“ „Saubande! Da hast as!“
„Ja Herbert, geh des waar doch net nötig gwesen. Ja mei san de sche. Aber warum schengst nachad du mia Schua?“ „Schaug, in deim neian Job muasst standfest sei. Und de Schua vom Alfred han einfach de Bestn. Da konnst Gift draf nema!“ „ Na dann- Dankschön!“ „Gern gescheng Sepp! Wirklich gern gscheng, sollns de imma begleitn und dir an guadn Stand verleihn!“