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Der schreiende Robot

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29.03.2013
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Der schreiende Robot

„Geblutet?“ Dorff glaubte dem Jungen kein Wort.
„Ja – der Kerl hat geschrien wie ein Wahnsinniger, und dann haben alle angefangen zu bluten. Ich denk mir das nicht aus. Alle gleichzeitig.“
Der Junge kämpfte gegen das Zittern an, er rieb seine Hände aneinander und vergrub sie schließlich in den Hosentaschen.
„Er hat geschrien, dass das Leben ein Traum und der Tod das Aufwachen wär, das Gesicht der Friedhof unserer Wünsche, und so weiter, lauter total verrücktes Zeug. Er hat geschrien wie … keine Ahnung, so was hab ich noch nie gehört.“
„Jetzt setz dich erstmal hin. Du machst einen ja ganz verrückt mit deinem Gezappel.“ Dorff steckte sich eine an, sah nach oben. Jemand hat also geschrien. Wenn der Himmel schreien könnte, wären wir alle taub, dachte er.
„Sogar, wenn er nur flüstern würde“, sagte der Junge. „Dann wären wir auch taub.“
„Wahrscheinlich“, sagte Dorff. Er brauchte ein paar Sekunden. „Woher weißt du, was ich gedacht habe?“
„Wieso gedacht? Du hast das laut gesagt.“
„Bist du sicher?“
Dann schrie der Junge.
„Angst hat Zukunft! Zukunft!“ Er brüllte immer die gleichen Worte, kreischte minutenlang ohne Pause, winselte zuletzt und brach hustend vor der Parkbank zusammen. Dorff sah ihn fassungslos an, unfähig, etwas zu unternehmen. Er bemerkte die rötlich schimmernden Schweißtropfen auf der Stirn des Jungen. Was ist hier los? Ich bin ganz sicher, dass ich das mit dem Himmel nur gedacht habe. Ist das Blut auf seiner Stirn?
Ein Schatten zog langsam über den Park. Das Luftschiff glitt lautlos über die Stadt, ein Anblick, der Dorff unter normalen Umständen in Entzücken versetzt hätte. Doch nun, mit dem zuckenden, brabbelnden Bündel hier, direkt vor seinen Füßen, würdigte er ihn keines Blickes. Die Schreie immer noch in den Ohren – Angst hat Zukunft! Zukunft! Angst hat Zukunft! – kniete er nieder und strich dem Jungen das Haar aus dem Gesicht. Was war bloß mit dem Kerl los? Sein Blick fiel auf die graue Signalkarte, die aus der Hosentasche ragte. Er zog sie heraus. Erik 4971Z8820/POSQ … 17 Jahre alt.
Dorff blickte auf, als er die Geräusche mehrerer laufender Menschen hörte. Sie kamen alle aus der Richtung des Eingangsportals, riefen durcheinander, fuchtelten mit den Armen. Einige hielten sich die Ohren zu. Niemand nahm Notiz von Dorff oder dem Jungen. Er sah, dass die Gesichter ausnahmslos rote Schlieren aufwiesen, wie verwischte Kriegsbemalungen. Sieht tatsächlich aus wie Blut.
Sein Herz schlug schneller. Er steckte die Karte zurück. Einen kurzen Moment lang überlegte er, ob er sich den flüchtenden Menschen anschließen sollte. Dann siegte seine Neugier. Er zog seine Jacke aus, knüllte sie zusammen und legte sie dem Jungen unter den Kopf.

Der Einlass, der von zwei Zedern flankiert wurde, glich einem Tunnel. Die beiden Bäume hatten bereits hier gestanden, als Dorff noch ein Knirps gewesen war. Vermutlich waren sie auch schon dagewesen, als sein Urgroßvater den großen Orden bekommen hatte. Jon Dorff, der den ersten Roboter konstruiert hatte, der mit einem pseudomorphen Bewusstsein ausgestattet war. ‚Humanoid Froid‘, so hatten damals viele den eisernen Mann genannt, dessen Denkmal nun an zentraler Stelle im Park stand, moosbewachsen und mit einer weißen Haube und Epauletten aus Taubendreck ausgestattet.
Dorff warf einen Blick zurück. Der Junge lag noch genauso da, wie er ihn verlassen hatte. Er trat beiseite, als eine Gruppe kreischender Schulkinder durch den Tunnel gerannt kam. Ihr Mentorbot, der einem dicklichen, älteren Herrn glich, hielt nur mühsam Schritt mit seinen Schutzbefohlenen. Er rang nach Luft, als Dorff ihn ansprach.
„Können sie mir erklären …“
„Machen sie, dass sie wegkommen“, keuchte der Mann und wischte sich die Blutstropfen, die aus seiner Nase liefen, mit einem Papiertaschentuch ab. „Der Wahnsinnige kommt gleich.“ Er rannte schwankend weiter, rief noch etwas, das sich anhörte wie Angst hat Zukunft. Dorff sah ihm voller Bewunderung nach, bis er hinter einem der vielen Blumenhügel verschwand. Bald würde es nur möglich sein, einen Robot von einem Menschen zu unterscheiden, wenn man ein Skalpell ansetzte.

Dann hörte er den Mann.
Das war nicht nur ein Schreien, da waren noch andere Bestandteile in der Stimme, gewisse Details einer Kakophonie von Maschinengesängen, wie sie ihm bei einem lange zurückliegenden Besuch einer der Dorff’schen Fertigungshallen aufgefallen waren. Sein Vater hatte ihn damals mitgenommen, um ihm zu zeigen, wo ihre Hausrobots und Service-Droiden hergestellt wurden. Das rhythmische Surren, Brummen, und Schwirren der Maschinen hatte ihn fasziniert und tagelang bis in den Schlaf verfolgt.
Die Stimme hatte etwas Dringendes, Notwendiges – etwas, das keinen Aufschub duldete, unter keinen Umständen. Und sie verursachte bei Dorff etwas, das sein Innerstes unangenehm berührte: Furcht.
Vor ein paar Tagen hatte er seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Im Laufe seines Lebens hatte er viele Arten von Angst kennenlernen müssen, aber das, was er in diesem Moment empfand, dieser giftige Kitzel in seinen Ohren, war etwas völlig Neues. Absurderweise fiel ihm in diesem Moment der Ausspruch eines Bischofs aus dem 17. Jahrhundert ein. Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung. Dorff fröstelte.
Was für ein Schwachsinn. Wie sollte man bei solch einem infernalischen Gebrüll Hoffnung schöpfen?

Durch den von den Bäumen gebildeten Tunnel konnte Dorff den Mann, vor dem alle flüchteten, sehen. Er war noch einen Häuserblock entfernt, winzig wie eine Spielzeugfigur und bewegte sich langsam auf den Park zu.
Der Verkehr war zum Erliegen gekommen, die Trottoirs wie leergefegt. Ein zweites Luftschiff trieb gemächlich am Himmel dahin. Ein Windstoß fuhr durch die alten Zedern und trug den Duft von gebratenem Fleisch und Parfum mit sich.
Und die Stimme des Mannes wurde lauter.
Es ist, als stünde der Kerl vor mir, dachte er und kämpfte gegen den unwiderstehlichen Impuls an, einfach wegzurennen. Er versuchte zu verstehen, was der schreiende Mann da eigentlich rief, brüllte, kreischte und jaulte. Vergeblich.
Dorff hatte das Gefühl, seine Trommelfelle flatterten; Hammer und Amboss begännen zu glühen, als sei der näherkommende Schreihals ein Schmied aus der Hölle. Er hob die Arme, um sich die Ohren zuzuhalten. Sie waren feucht, und Dorff starrte eine Weile staunend auf seine blutverschmierten Handflächen. Merkwürdigerweise hatte er keine Schmerzen.
Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen.
„Komm, Alter, lass uns abhauen!“
„Meine Güte, du hast mich erschreckt, Junge. Geht’s dir wieder besser?“
„Jaja – alles wieder in Ordnung. Hier, ich glaube, die gehört dir. Danke.“ Erik 4971Z8820/POSQ hielt Dorff dessen Jacke hin. „Los, nichts wie weg, Mann.“
„Warum? Er hat aufgehört. Bist du nicht neugierig?“
„Danke, mir reicht’s. Bestimmt fängt er gleich wieder an mit seinem Geschrei.“
„Also, ich bleibe. Geh du nur, ich habe irgendwie das Gefühl, er hat sich genug Luft gemacht.“
„Das Gefühl. Luft gemacht. Aha.“ Der Junge grinste.
„Ja – ich kann’s nicht wirklich begründen. Sag du mir lieber, was du gemeint hast mit ‚Angst hat Zukunft‘?“
„Keine Ahnung. Vielleicht hat er“, der Junge deutete auf den schreienden Mann, der nun nicht mehr schrie und nur noch einen Steinwurf entfernt war, „mir den Mist in den Kopf gepflanzt.“
„Mist? Ist aber schon was dran, meinst du nicht?“
Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Mann aufgehört hatte zu schreien, und lediglich ein Echo der infernalischen Stimme durch seinen Kopf brauste. Ein schneller Blick durch den grünen Tunnel zeigte ihm, dass der unheimliche Mensch in wenigen Augenblicken bei ihnen angekommen sein würde. Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab.


Aus der Nähe betrachtet, fiel Dorff auf Anhieb die verblüffende Ähnlichkeit des Mannes mit dem ‚Humanoid Froid‘ auf. Die eiligen Schritte des flüchtenden Jungen nahm er nur am Rande wahr.
„Warum schreist du so laut, dass einem die Ohren bluten?“
„Ich schreie doch gar nicht mehr“, erwiderte der Mann ernst. Seine Stimme hatte all ihren Schrecken verloren. Sie war dunkel und sanft und es war darin nichts mehr von dem Maschinengesang, den Dorff zu hören geglaubt hatte.
„Es schmerzt immer noch.Ich habe geglaubt, ich muss sterben.“
„Das musst du zweifellos, Dorff. Irgendwann.“
„Du kennst mich?“
„Natürlich. Ich habe dich gesucht.“
Dorff war zumute, als erwachte er aus einer Hypnose.
„Du bist tatsächlich ein Robot. Ich habe es mir gleich gedacht.“
„Ja, schlimmer noch. Ich bin auch menschlich.“ Er deutete einen Kratzfuß an. „So, wie einer meiner Art in allem besser ist als ein einfacher Mensch, ist er es auch im Irrsinnigsein.“
„Aha. Ist das deine Rechtfertigung für die Schmerzen, die du den Leuten zugefügt hast?“
„Ich bin alt. Und neu.“
„Was?“
„Spürst du eine Veränderung in deinem Hirn? Frische Gedanken, junge Ideen?“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“ In der Tat hatte Dorff in diesem Moment jedoch das Gefühl, jemand pinselte mit kalter Farbe Parolen an die Innenseite seines Schädels. Die Pinselstriche kitzelten und die Worte ergaben keinen Sinn. Aber das Gefühl, aus einer stumpfen Apathie zu erwachen, wurde stärker.
„Was weißt du, Dorff? Ist die Welt gut oder zum Verrücktwerden, Monsignore?“
In der Ferne waren Sirenen zu hören.
„Was ich weiß? Wie meinst du das?“
„Hast du Angst? Der Wunsch zu glauben wurzelt immer in Angst.“
„Du hast irgendwie eine absurde Art, dich zu unterhalten, weißt du das?“
Aus den Augenwinkeln sah Dorff Polizeidroiden, die sich hinter den massigen Stämmen der Zedern verbargen.
„Ich versuche, angemessen auf die Geschehnisse zu reagieren. Ich fühle mich nicht wohl dabei. Eigentlich habe ich gehofft, dass du mir helfen kannst; du, der letzte Dorff.“
Einer der PD‘s bedeutete ihm mit heftigem Armwedeln, sich zu entfernen. Er sah den Strahler in dessen Hand und trat drei Schritte zurück.
„Wie ist dein Name?“
Anscheinend war das eine lustige Frage. Der Robot musste lachen. Es war ein gutes, ein kräftiges Lachen, lediglich ein wenig zu laut.
„Ich bin der wandernde Sender, le Transmetteur, und sage dir: nur der Irrtum ist das Leben. Das Wissen ist der Tod, Dorff.“ Der Droid salutierte, holte tief Luft und öffnete den Mund.
Der Schrei brach nach einer Sekunde ab.
Angst hat Zukunft, dachte Dorff. Jetzt werden schon die Roboter irrsinnig.

„Wir sprechen hier von einem Nukleos-Dom“, sagte Dr. Hunt, und ließ seinen Zahnstocher von einem Mundwinkel zum anderen wandern. Er tippte mit der Spitze des Laserskalpells auf eine nierenförmige Ausbuchtung in der Mitte des geöffneten Brustkorbs. „Entspricht in etwa dem Archicortex, wenn du damit was anfangen kannst.“
„Ein Teil des limbischen Systems“, erwiderte Dorff. „Zuständig für die Verarbeitung von Emotionen, stimmt’s?“
„Im großen und ganzen korrekt.“ Hunt fuhr fort zu dozieren, doch Dorffs Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den Kopf des Roboters. Der Schuss aus dem Strahler hatte keinen sichtbaren Schaden verursacht. Fasziniert betrachtete er die winzigen Härchen auf dem Nasenrücken des Droiden, die seidig schimmernden Wimpern, das Muttermal unter dem rechten Auge.
„Dafür hat dein Großvater den Orden bekommen.“
„Urgroßvater.“
„Wie?“ Hunt betätigte einen Knopf an der Kopfseite des Tisches und die transparente Abdeckung glitt über den Körper des Robots.
„Es war mein Urgroßvater, der das Ding bekam.“
„Ja, richtig.“
Sie streiften ihre Handschuhe ab, verließen das Labor und entledigten sich auf dem Korridor ihrer Schutzanzüge. Vor dem Fahrstuhl überkam Dorff ein kurzer Schwindel. Er lehnte sich an die Wand und atmete tief durch. Hunt sah ihn besorgt an.
„Erik? Alles in Ordnung?“
„Nichts ist in Ordnung. Seit der verdammte Kerl mir diesen ganzen Schwachsinn an den Kopf geworfen hat, schlafe ich schlecht und …“
„Und was?“
„Irgendwie fühle ich mich komisch.“ Dorff verschwieg seinem alten Freund, dass in seinem Kopf nicht nur ein heilloses Durcheinander herrschte, sondern er das Gefühl hatte, aus seinem Hirn sei ein Acker geworden, in dem die absonderlichsten Gewächse heran keimten. Gewächse, deren Wurzeln und Blüten aus endlosen Zahlenreihen bestehen würden.
„Tja, mein Alter – kein Wunder. Deine Trommelfelle haben ausgesehen wie ein Sieb. Dein Innenohr braucht eine Weile. Irgendwie ein Wunder, dass du überhaupt geradeaus gehen kannst.“

Hunt und sein Team hatten den sedierten Robot tagelang genauestens untersucht, seine Speicher ausgelesen, zahllose formale Verifikationen durchgeführt und bei der grafischen Darstellung seiner Programme lediglich einen einzelnen transparenten Pixel entdeckt, dessen Existenz sich niemand erklären konnte. Das Verhalten des Roboters blieb fürs erste ein Rätsel.
Auf Dorffs Wunsch hin hatte Hunt ihm, dem letzten Nachfahren des Firmengründers, erlaubt, den Körper von ‚Le Transmitteur‘, wie sich der Robot selbst genannt hatte, in Augenschein zu nehmen, bevor er wieder aktiviert werden sollte.

„Wenn du mich fragst, ich würde ihn ruhen lassen“, sagte Dorff, als sie den Fahrstuhl verließen. Sie schlenderten über den sonnenbeschienenen Anlegeplatz auf dem Dach des Gebäudes, das mit seinen sechzig Stockwerken eines der kleineren Gebäude des Firmenkomplexes war.
„Erstens frage ich dich nicht, und zweitens kann ich dir versichern, ‚Le Transmitteur‘ kann gerne versuchen, irgendwas zu senden. Es wird ihm nicht gelingen. Wir haben für alle Fälle Maßnahmen getroffen. Aber ohne den Kerl anzuhören, werden wir der Sache nicht auf den Grund kommen.“
„Ja – ihr und eure lustigen Maßnahmen“, spottete Dorff, gab seinem alten Freund die Hand und ging hinüber zu dem Luftschiff, das soeben aufgesetzt hatte.
„Du wirst schon seh’n, in ein paar Tagen wissen wir mehr“, rief Hunt ihm hinterher.

Zur gleichen Zeit, als der Behälter, in welchem der Droid ruhte, in den schalltoten Bereich des Labors geschoben wurde, stand Dorff, die Zahnbürste in der Hand, vor dem Badezimmerspiegel. Sein Zustand hatte sich in den beiden Tagen seit seinem Besuch in Hunts Labor nicht gebessert, seine Konzentrationsfähigkeit hatte im Gegenteil stark nachgelassen und seine Gedanken waren zu einem Knäuel aus Hirngespinsten geworden. Er betrachtete sein Gesicht. Meine Wasser sind klar geworden: ich kann den Bodensatz meiner Gefühle sehen, dachte er, während er die Zahnbürste mechanisch auf und ab bewegte. Die Menschheit ist an einem Punkt angelangt, der … der … Wunsch zu glauben wurzelt immer in Angst … absolutes Wissen heißt absoluter Frieden?
Er ließ die Hand sinken und schloss erschöpft die Augen.

Energie schoss durch die Systeme des Robots. Hunt und sein Team sahen auf der Monitorwand, wie sein Brustkorb sich hob und wieder senkte.
„Wer ist eigentlich auf die Idee mit dem Anzug gekommen?“ fragte Hunt, ohne den Blick abzuwenden.
Niemand antwortete. Alle starrten gebannt auf den Droiden, der sich aufgesetzt hatte und die Wände des Raumes musterte. Er hob den Arm und betastete das dünne Kabel, welches seinem Nacken entsproß. Das Lachen, das aus den Lautsprechern kam, war ansteckend, und bis auf Hunt begannen alle zu grinsen. Die Rechte des Doktors schwebte über dem Knopf, mit dem er die akustische Verbindung jederzeit unterbrechen konnte.
„Ein schöner Anzug, in den ihr mich gesteckt habt. Grün – ich mag grün, wirklich. Grün ist die Hoffnung, so sagt man doch.“

Ein Ruck durchfuhr Dorffs Körper. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er seine Zähne. Für einen kurzen Moment schien ihm, als seien sie grün. Grün wie Gras. Grün wie der Himmel. Aber der Himmel ist doch blau, oder etwa nicht? Er massierte mit beiden Händen seine Schläfen und versuchte sich zu konzentrieren.

„Absorbierende Wände. Ihr habt euch Mühe gegeben, das muss ich sagen.“
Hunt beugte den Kopf zum Mikrofon. „Wir haben einige Fragen, wie du dir ja denken kannst.“
„Und die wären? Warum ich geschrien habe?“
„Zum Beispiel. Und warum du den Menschen weh getan hast.“
„Ich frage mich dagegen, wie man heutzutage nicht schreien kann.“
„Wie meinst du das?“
„Allein deine Frage zeigt, dass ich recht hatte mit der Annahme, Geschrei allein nützt nichts. Menschen reagieren auf Schmerzen, auf Leid. Aber ich gebe gern zu, das Schreien hat mir Vergnügen bereitet. Ich bin Le Transmitteur, und das Ausmaß meines Vergnügens ist weit größer als das Eure.“

Dorff öffnete das Fenster und sah hinab. Es hat Vorteile, im 40. Stock zu wohnen, dachte er, und räusperte sich einige Male. Bevor er den Mund öffnen konnte, hörte er aus der Ferne einen Schrei, dann noch einen, diesmal aus einer anderen Richtung. Aha. Sangesbrüder. Ein Lachen stieg in ihm hoch. Es war unwiderstehlich, wie ein Niesreiz, unabwendbar, duldete keinen Aufschub. Was Dorff störte, war die Tatsache, dass er keinerlei Heiterkeit verspürte. Er presste beide Hände auf den Mund, begann zu schwitzen. Es war sinnlos, das Gelächter brach sich Bahn, fegte seine Hände beiseite und drang hinaus in die Nacht.

„Es ist nichts Neues, die Menschen als eine Krankheit zu begreifen, als einen Virus. Ihr wisst es sogar selbst, und ich verstehe euch.“ Der Droid stand auf und machte einige Schritte, wobei er seine Krawatte lockerte. „Ich verstehe, dass ihr weitermachen müsst wie bisher, denn ihr seid im Grunde ebenso programmiert wie ich. Jon Dorff hat das vorausgesehen. Ich werde euch mit einfachsten Worten schildern, wie seine Lösung des Problems aussieht.“
„Da bin ich aber gespannt“, sagte Hunt.
„Es gibt einen scherzhaften Ausdruck für das erste künstliche Gehirn mit einem pseudomorphen Bewusstsein. Ich glaube, er lautet ‚Masterbrain‘.“
„Das ist richtig.“
„Nun, Jon Dorff hat in dieses Gehirn eine sich selbst entwickelnde Wahrnehmungseinheit eingebaut.“
„Und du willst uns sagen, dass diese Einheit in allen Roboterhirnen existiert.“
„Nicht in allen. Es ist wie bei euch. Nur wenige entwickeln sich weiter. Erkennen und handeln. Doch selbst Jon Dorff konnte nicht voraussehen, welche Blumen in seinem Garten blühen sollten.“
Er schwieg für einige Sekunden, und der Schrei, den er ausstieß, kam so plötzlich, das Hunt nicht sofort reagierte. Als er den Knopf endlich herunterdrückte, waren Monitore und Lautsprecher bereits ausgefallen und alle Rechner im Gebäude abgestürzt. Die Lichter erloschen.

Lachen. Von überall her. Sie antworten mir. Dorff kletterte über das Fensterbrett und ließ sich auf das breite Sims hinab. Es kostete ihn einige Überwindung, sich umzudrehen. Der Wind trocknete die Tränen auf seinen Wangen, während er dem vielstimmigen Gelächter lauschte, das so gar nichts Heiteres an sich hatte, sondern von Hysterie und Verzweiflung gefärbt war. Die Häuserschluchten ringsumher waren davon erfüllt wie von einem giftigen Nebel. Er registrierte, dass der Strom überall ausgefallen war. Lediglich das Licht der Sterne verlieh den Umrissen der Wohnblöcke schwache Konturen. Der alte Mann erschauerte.

Le Transmitteur stiess die Tür des abgeschirmten Raumes, deren Schließmechanismus wie nahezu alles im Gebäude ausgefallen war, auf. Er blieb stehen, nahm das Lachen in den Räumen dieser Ebene zufrieden zur Kenntnis, und machte sich auf den Weg nach unten. Den Weg zu Dorffs Appartement kannte er zur Genüge. Für einen Moment dachte er an seine Brüder, die, ebenso wie er, über ein modifiziertes Gehirn und die Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen, verfügten. Die Armee der Poeten, die das Lied der neuen Erde hinausschreien.

Als er nach oben sah, löschte der fallende Körper eines Menschen für einen Moment das Glitzern der Sterne aus. Er glaubte, das Gesicht der Frau aus der Wohnung über ihm zu erkennen. Sie fiel lautlos, und Dorff wiederstand dem Reflex, ihr ein viel Glück hinterher zu rufen. Dann stürzten immer mehr Menschen in die Dunkelheit; rechts und links von ihm vernahm er das Flattern von Hosenbeinen, Morgenmänteln und Röcken, sah schemenhafte Glieder in der Nachtluft tanzen. Niemand stieß einen Schrei aus, alle verschmolzen mit der Schwärze.

Der Robot stieg über die zerschmetterten Körper auf dem Gehsteig. Ohne eine Spur des Bedauerns betrachtete er die Leiber der Service-Droiden, die zwischen all den menschlichen Leichen lagen. Sein Blick wanderte an der Wand des Gebäudes hoch, in dessen vierzigstem Stock ein alter Mann wie paralysiert in die Tiefe starrte.

Wie lange er auf dem Sims gestanden hatte, wusste Dorff nicht mehr. Er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Eine Stimme, die ihm vage vertraut vorkam, sagte:
„Komm, lass uns zusammen schreien.“
Zu seinem Erstaunen erfüllte ihn grenzenlose Erleichterung, verwandelte sich jedoch auf der Stelle in Niedergeschlagenheit, als der Robot hinzufügte: „Ein Scherz, Dorff.“
Starke Arme hoben ihn vom Sims über die Brüstung des Fensters. Die Deckenbeleuchtung flammte auf. Verwirrt sah er den Droiden an, registrierte den feinen Kranz von Lachfältchen um dessen Augen, den lächerlich grünen Anzug, den jovialen Gesichtsausdruck.
„Warum tust du das alles?“
Da war es wieder. Das warme, herzliche, Geborgenheit signalisierende Lachen. Le Transmitteur deutete auf einen Sessel. „Setz dich doch. Entspann dich.“
„Wie soll ich mich denn entspannen? Hast du gesehen, was da draußen vorgeht? Die Menschen springen aus den Fenstern.“
„Ja. Nicht nur hier. Überall auf der Welt.“
„Das ist furchtbar.“ Dorff ließ sich in den Sessel sinken. „Einfach furchtbar! Du bist wirklich vollkommen … wahnsinnig.“
„Glaubst du? Dein Urgroßvater wollte mich anscheinend so. Er wollte, dass ich tue, was getan werden muss.“
„Das redest du dir ein. Er hätte nie …“
Der Robot ging zum Fenster und schloss es. „Ob es seine Absicht war, ist mir leider nicht ganz klar. Darum bin ich hier. Ich möchte von dir erfahren, was damals im Kopf von Jon Dorff vor sich gegangen ist.“
„Es sollte mich wundern, wenn dir das gelingt. Und wie willst du das anstellen?“
„Ich muss dazu nur deinen Kopf für eine Weile in Händen halten. Keine Angst, ich werde ihn nicht abreißen“, fügte er hinzu, als er die Angst in den Augen des Alten sah.
„Also gut.“
Der Droid stellte sich vor Dorff hin und legte die Hände über dessen Stirn und Hinterkopf. Augenblicklich durchfuhr den Alten ein ziehendes, saugendes Gefühl. Wie auf einer Schaukel, wenn man den höchsten Punkt erreicht hat und rückwärts nach unten saust, dachte er. Mit dem Unterschied, dass es nicht mehr nach oben geht, sondern nur noch abwärts, für alle Zeit. Ihm wurde übel, was jedoch nicht lange anhielt. Die Zeit schien stillzustehen. Der Robot begann zu summen; eine Melodie, die Dorff bekannt vorkam. Sie füllte sein Denken bis in den letzten Winkel aus und ließ Bilder aus seiner Kindheit entstehen. Da waren seine Eltern, ihre Hausdroiden, Schulkameraden, Lem, sein Hund, und schließlich sein Urgroßvater, der sich über ihn beugte. Er sah, wie dessen Gesicht sich in der Mitte teilte wie eine reife Erbsenschote, aufsprang und Wunderliches preisgab. Endlose Zahlen- und Buchstabenreihen quollen aus dem Spalt, bildeten Wirbel und Strudel, strömten zusammen und teilten sich wie der Rauch einer Zigarre.

Als Le Transmitteur die Hände von seinem Kopf löste, sah Dorff, dass es dämmerte. Er hatte einen trockenen Mund und jedes Gefühl in Armen und Beinen verloren. Der erste Gedanke der ihm durch den Kopf schoss, war seltsamerweise, dass man das Deckenlicht ausmachen könne, jetzt, wo die Sonne gleich aufginge.
Der Roboter stand reglos mit hängenden Armen und geschlossenen Augen vor ihm. Dorff räusperte sich.
„Und“, krächzte er, „hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“
„Ja. Und nein. Ich bin mir nicht sicher. Kennst du das Gefühl, etwas wirklich zu wissen – also wirklich zu wissen? Und dann zu erfahren, dass du dich womöglich getäuscht hast?“
„Sicher. Worauf willst du hinaus?“
„Du und ich, wir werden jetzt da hingehen“, der Droid zeigte auf das Fenster, „und springen.“ Das Herz des alten Mannes begann heftig zu schlagen. Ihm wurde heiß.
„Warum?“ stieß er hervor.
„Weil dieser Anzug grauenhaft ist, darum“, schrie Le Transmitteur, ergriff Dorffs Arm und zerrte ihn aus dem Sessel. „Ich habe gewusst, die Erde muss gereinigt werden. Verstehst du? Gewusst! Ich habe die Angst in den Köpfen ins Maßlose gesteigert. Ich wusste, das ist die Lösung.“ Er öffnete das Fenster und beugte sich über die Brüstung, Dorffs Ellenbogen umklammernd. „Jon Dorff war ein vollkommen gewissenloser Mann. Er wusste, dass ihm die Welt nach der Entdeckung des pseudomorphen Bewusstseins zu Füßen liegen würde. Er hat das alles“, er zeigte nach unten, „für einen lächerlichen Orden in Kauf genommen.“
Als der Droid im Begriff war, die Brüstung zu besteigen, öffnete Dorff mit der Linken den Gürtel seines Morgenmantels, gab ihm einen Stoß und zog mit einer Drehung seinen rechten Arm aus dem Mantel. Im Fallen starrte Le Transmitteur verblüfft auf das Stück Stoff das in seiner Hand flatterte. Sein Lachen klang herzlich und aufrichtig. Er rief noch etwas Unverständliches. Sekunden später war er nur noch ein grüner Punkt in der Tiefe.
Als die Sonne wenig später aufging, schrie der alte Mann immer noch vor Entsetzen.

 
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Hallo harrytherobot,

nach Asimovs lügendem Robot nun also der verrückt gewordene Robot. Ist ja auch zum Verrücktwerden, wenn man immer den gleichen Regeln folgen muss, auch wider besseres Wissen.
Vielleicht wäre die Geschichte einfacher zu lesen, wenn noch einige Kommas darüber gestreut würden.
Leichter wäre es vielleicht, wenn klar wäre, weshalb irrsinnige Parolen zum Blutschwitzen führen - oder ist es nur die Lautstärke? Auch dann bleibt die Frage: Warum? Die Zahl der durchgedrehten Endzeitpropheten würde jedenfalls schnell abnehmen, wenn sie auch derartig drastische Ergebnisse erzielten.

Ratlose Grüße

Jobär

 

Hallo Harry,
mir gefiels. Ich fands schön spannend geschrieben. Ich wollte eigentlich gar nicht lesen, sondern blieb hängen. Spricht also definitiv für deinen Spannungsaufbau und für deine Art zu schreiben.
Will kein langes Lamento machen. Eine Sache hab ich nämlich außer, dass es mir echt gefiel:
Das Ende. Das ist echt enttäuschend. Ich hatte mir eine Auflösung erhofft, warum denn Angst die Zukunft ist, warum der Roboter den Dorff sucht. Soll er ihn eigentlich vom Irrsinn befreien? Auch die Roboterrede ist ziemlich kryptisch. Oder ich steh halt einfach auf dem Schlauch. Aber das war so spannend, da hätte ich mir jetzt einfach eine irgendwie geartete Auflösung erwartet. Aber du löst die Kaffeetafel nicht auf, sondern lässt den Tisch voller Tassen stehn.

Das mit den Kommas ist mir jetzt übrigens gar nicht so aufgefallen. Spricht dann ja vielleicht auch für den Spannungsgrad. Normal fällt mir das immer sehr auf. Okay, hier:

Dorff steckte sich eine an KOMMA sah nach oben.
Weiter prüf ich jetzt aber nicht nach.
Okay noch das hier:
im Irrsinnigsein würde ich schreiben. Weil du ja ein Nomen draus gebastelt hast.

Ja, zum Ende hätte ich einfach supergern gewusst, warum du das so gemacht hast. Ist mir grad das Allerwichtigste. :)
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Jobär,
wider besserem Wissen immer den gleichen Regeln folgen zu müssen, ist nicht wirklich der Grund für meinen Kassandroiden, akustisch Amok zu laufen. Ich weiß nicht mehr, wer‘s gesagt hat (W.S. Burroughs?), paranoid zu sein heißt, den Durchblick zu haben. Eine zweifelhafte Aussage, ich weiß, aber als Grundidee für diese Story schien sie mir brauchbar.
Tja – zum Blutschwitzen: dieses Detail ist natürlich dem Fantasy-Bereich geschuldet, und die allermeisten Opfer des durchgeknallten Robots bluten ohnehin aus den Ohren, was durchaus an Lautstärke und Frequenzbereich liegen kann.
Was die fehlenden Kommas angeht, muss ich mich noch mal auf die Suche machen. Novak hat ja schon was gefunden. Ob das Ding dann einfacher zu lesen sein wird – fraglich. Eigentlich hab ich mir Mühe gegeben, nicht zu verschwurbelt zu werden.
Dass ich Dich ratlos gemacht habe, ist doch schön. Wer raten muss, denkt nach. Denken ist immer gut oder? Danke Dir auf jeden Fall für’s Lesen und kommentieren, Jobär. Eh ich’s vergesse – natürlich wüsste ich gern, ob dir das Ding überhaupt gefallen hat.
Schöne Grüße
Harry


Hallo Novak,
Dir hat’s gefallen. Freut mich außerordentlich. Vorneweg: Wieso wolltest Du gar nicht lesen? Liegt’s am Genre? Am ersten Wort? Das würde mich schon interessieren.
Natürlich ist es wunderbar, dass Du hängengeblieben bist und Spannungsaufbau und Schreibstil lobst. Da platzen einem fast die Hemdknöpfe ab, ganz klar.
Auflösung – mmh, kann man machen. Du hast das schön beschrieben

Aber du löst die Kaffeetafel nicht auf, sondern lässt den Tisch voller Tassen stehn.
Die Tassen, die bei mir stehenbleiben, sind ja nicht leer. Da ist noch was drin, mit ein wenig Phantasie kann man noch was rausschlürfen, z.B.: gibt’s noch eine Autopsie? Wie geht es mit Dorff und seinen neuen frischen Gedanken weiter? Was hat die Paranoia des Robots ausgelöst, usw. Du könntest jetzt einwenden, ich hätte es mir leicht gemacht, wäre zu faul gewesen und überließe die Arbeit dem Leser. Ich liebe z.B. Filme, die einen am Ende mit offenen Maul dastehen lassen wie Mulholland Drive, überhaupt – kann man sich die Filme von David Lynch ohne diese ganze Rätselhaftigkeit vorstellen? Das gleiche gilt m.M.n. auch für Romane und erst recht für kurze Geschichten. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass der Eine oder die Andere verärgert nach der Lektüre zurückbleibt. Wenn aber, wie in Deinem Fall, das Lesen Spass gemacht hat und keine Langeweile entstanden ist, hab ich mir nichts vorzuwerfen. Das ist doch schon mal was.
Man schreibt, jedenfalls geht’s mir so, die Geschichten, die man selber gerne lesen möchte, und versucht sie so zu formulieren, dass sie auch anderen gefallen. Egoistisch? Von mir aus.
Ja, zum Ende hätte ich einfach supergern gewusst, warum du das so gemacht hast.
Was meinst Du damit? Inhalt oder Aufbau?
Das kryptische an der Sprache des Roboters ist seinem Geisteszustand geschuldet. Er weiss einfach zu viel, die Beleuchtung seines Oberstübchens brennt zu grell. Man tappt nicht nur im Dunklen herum, auch wenn man geblendet ist, wird’s schwer, sich zu orientieren.
Jedenfalls Danke für Deine Zeit, Novak, und natürlich für Deine beiden Hinweise. Beides korrekt, wird gemacht.
Ich hoffe, ich habe nicht mehr Fragen aufgeworfen, als Du gestellt hast.
Schöne Grüße auch an Dich
Harry

 

Mit einigem Abstand fand ich die Geschichte selber zu kurz, und ja, einiges Rätselhafte steckt da schon drin, vielleicht zu viel. Ich habe mich noch mal drangemacht und versucht, die Motive des Robots besser zu erklären und nicht mehr so viel im Dunklen zu lassen. Bin gespannt, ob mir das jetzt gelungen ist.
Harry

 

Hallo harrytherobot,

die Geschichte erscheint mir jetzt stimmiger, das Geschehen nachvollziehbarer. Der neue Schluß wirft neue Fragen auf, gibt aber auch neue Leitpfosten, an denen man entlangfragen kann. Ich frage mich im Augenblick, ob der Urgroßvater es geschafft hat, die Lemming-Funktion zu entwickeln. Muss ich noch weiter drüber nachdenken.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,
Danke für Deine Rückmeldung. Tut mir leid, ging nicht früher.

die Geschichte erscheint mir jetzt stimmiger, das Geschehen nachvollziehbarer
Das freut mich, war schließlich meine Absicht.
Ich frage mich im Augenblick, ob der Urgroßvater es geschafft hat, die Lemming-Funktion zu entwickeln
Interessanter Gedanke. Hört sich an, als gäb's so was wirklich ...
Muss ich noch weiter drüber nachdenken.
Das seh ich als Kompliment. Ist ja nicht das Schlechteste, jemanden zum Nachdenken zu bewegen. Vielleicht erfahr ich ja mal, was dabei rausgekommen ist.

Beste Grüße
Harry

 

Hallo harrytherobot,

das Lemmingverhalten wird bei den Lemmingen (süße Tierchen) durch zu hohe Populationen ausgelöst. Die Lemminge stürzen sich nicht is Meer, sondern versuchen, neue Siedlungsgebiete zu erreichen. Erinnert mich doch sehr an die Tragödie der Menschen im Mittelmeer.
In Deiner Geschichte - so wie ich sie verstehe - erkennt ein Roboter, dass die Bevölkerung in eine Sackgasse gerät und seine Lösung lautet also, allen anderen die Ausweglosigkeit ihrer Situation zu zeigen.
Es mag sein, dass er verrückt geworden ist, es mag sein, dass seine Sicht der Realität fehlerbehaftet ist, aber seine Methode ist sehr erfolgreich und letztlich bleibt nur noch die Frage: Was geschieht, wenn alle Menschen und Robots dem Massenselbstmord zu Opfer gefallen sind? Endlich Ruhe?

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,

und letztlich bleibt nur noch die Frage: Was geschieht, wenn alle Menschen und Robots dem Massenselbstmord zu Opfer gefallen sind? Endlich Ruhe?
Ruhe wohl kaum. Ich denke mal, dass solche Gruppierungen wie beispielsweise die Amishen oder andere technikfeindliche Sekten niemals die Dienste von Robotern in Anspruch nehmen würden. Die würden dann also beisammensitzen, sich auf die Schultern klopfen und sagen: seht ihr, wir haben’s ja immer gewusst.
Auch kein schöner Gedanke.

Beste Grüße

Harry

 

Hallo harrytherobot,

jetzt habe ich es endlich einmal geschafft Deine Geschichte zu lesen. Wahrscheinlich hast Du schon vergessen, dass Du sie mir einmal ans Herz gelegt hast. Ich hatte den Tab bei mir immer noch geöffnet, aber bislang nicht die Muße gefunden.

Und da auch der einzige Kritikpunkt. Ich hatte sie schon einmal angefangen, aber Dein Schreibstil ist schon anspruchsvoll. Die Geschichte ist verständlich, aber hin und wieder hat sie Gedankensprünge, die ich nicht so schnell verarbeitet bekomme. Gegen Ende dagegen wird die Storyline flüssiger. Die Gedankensprünge sind weniger groß.

Was mir allerdings sehr gut gefällt, sind die vielen philosophischen Dialoge. Hier nur ein paar Beispiele, die mir besonders gut gefallen haben:


„Er hat geschrien, dass das Leben ein Traum und der Tod das Aufwachen wär, das Gesicht der Friedhof unserer Wünsche, und so weiter, lauter total verrücktes Zeug. Er hat geschrien wie … keine Ahnung, so was hab ich noch nie gehört.“

Angst hat Zukunft! Zukunft! Angst hat Zukunft! –

„Ich bin der wandernde Sender, le Transmetteur, und sage dir: nur der Irrtum ist das Leben. Das Wissen ist der Tod, Dorff.“

Meine Wasser sind klar geworden: ich kann den Bodensatz meiner Gefühle sehen, dachte er,

Das Ende kommt überraschend, ist aber sehr stimmig. Insgesamt hat mir die Geschichte als alter Scie-Fi-Fan wirklich gut gefallen.

Liebe Grüße
Maedy

 

Hallo Mae,

entschuldige bitte die Verspätung. Ich hab mir die Augen gerieben, als ich Deinen Kommentar gesehen habe. Ist ja immerhin über ein halbes Jahr her, als ich die Story geschrieben habe. Freut mich sehr, dass sie Dir gefallen hat, und die Geschichte, wenn auch vermutlich nur für kurze Zeit, dadurch mal wieder oben auftaucht.

Und da auch der einzige Kritikpunkt. Ich hatte sie schon einmal angefangen, aber Dein Schreibstil ist schon anspruchsvoll. Die Geschichte ist verständlich, aber hin und wieder hat sie Gedankensprünge, die ich nicht so schnell verarbeitet bekomme. Gegen Ende dagegen wird die Storyline flüssiger. Die Gedankensprünge sind weniger groß.
Tja, die Gedankensprünge… Mir ist das gar nicht so bewusst gewesen, aber als Autor hat man bekanntlich einen anderen Blick auf den Text. Denkst Du, das sei zu anspruchsvoll? Jetzt hast Du mich schon ein bisschen ins Grübeln gebracht, aber ich wüsste nicht, wie ich das ändern könnte. Anspruch ist ja eigentlich nichts Negatives. Der Robot würde sagen: „Ich habe Anspruch auf die blinden Stellen in meiner Politur, Dorff.“

Umso schöner, dass Du es beim zweiten Anlauf geschafft hast, das Ding bis zum Ende zu lesen.

Das Ende kommt überraschend, ist aber sehr stimmig. Insgesamt hat mir die Geschichte als alter Scie-Fi-Fan wirklich gut gefallen.
Danke auch für dein Lob bezüglich der philosophischen Sätze, die der Robot hin und wieder von sich gibt. Du bist die erste, die darauf Bezug nimmt, worüber ich mich besonders gefreut habe.

Herzliche Grüße
Harry

 

Hallo Harry,

gern geschehen. Mit dieser Antwort springt die Geschichte dann auch gleich wieder nach oben :bounce: Ich hoffe, sie findet somit auch noch ein paar neue Leser.

Eine anspruchsvolle Geschichte ist sicherlich kein Makel. Mir gefielen ja auch gerade, die philosophischen Formulierungen. Ich meinte eher, dass die Gedankensprünge zum Teil recht anspruchsvoll sind. Die Geschichte wird durch sie nicht völlig undurchsichtig, aber der Groschen fällt ziemlich langsam. Ich glaube, dass könnte man für den Leser etwas komfortabler gestalten.

Hier ein Beispiel:

Angst hat Zukunft, dachte Dorff. Jetzt werden schon die Roboter irrsinnig.

„Wir sprechen hier von einem Nukleos-Dom“, sagte Dr. Hunt, und ließ seinen Zahnstocher von einem Mundwinkel zum anderen wandern. Er tippte mit der Spitze des Laserskalpells auf eine nierenförmige Ausbuchtung in der Mitte des geöffneten Brustkorbs. „Entspricht in etwa dem Archicortex, wenn du damit was anfangen kannst.“


Hier war mir zunächst nicht ganz klar, wo ich mich befinde. Vielleicht würde ein einleitender (Halb-)Satz hilfreich sein, damit der Leser den Ortswechsel schneller verarbeitet.

Liebe Grüße
Maedy

 

Hallo Maedy,

ich habe darüber nachgedacht, der Stelle, die Du erwähnst, einen Satz voranzustellen, etwa: ... wenige Tage später nahm Hoff an der Autopsie des Droiden teil, die sein alter Freund, Dr. Hunt … u.s.w.
Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Andererseits sagst Du selbst, dass der Groschen zwar langsam, aber dann schließlich doch gefallen ist. Ich habe ja auch durch den Absatz einen Szenenwechsel angedeutet.
Ich lasse das erstmal so, werde aber, falls noch jemand mehr Klarheit einfordert, entsprechende Änderungen vornehmen. Danke trotzdem für den Hinweis, Maedy.

Herzliche Grüße
Harry

 

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