Was ist neu

Der Schrei

Mitglied
Beitritt
03.08.2003
Beiträge
386
Zuletzt bearbeitet:

Der Schrei

„Sie müssen aufpassen, dass Ihnen die Sache mit Ihrem Hobby nicht aus dem Ruder läuft. Warum entspannen Sie sich nicht mal? Verreisen Sie, gehen Sie wandern. Das wird Ihren Nerven guttun“, hatte mir meine Psychologin geraten, und da war ich nun, in einem Örtchen an der Westküste Irlands.
In den ersten Tagen kam ich allmählich zur Ruhe. Morgens hielt ich ein Schwätzchen mit Mrs. O’Donnell bei einem deftigen Irish Breakfast mit Rührei, Bacon, Sausages und Porridge. Danach wanderte ich Kilometer um Kilometer die malerische Küste entlang und durch stille Orte abseits des Weltgeschehens. Ich erinnere mich an einen dreibeinigen Hund, der mir entgegenhumpelte. Ein Radfahrer hielt an, als ich auf einer Steinbrücke rastete. „Oh, from Germany, great! Welcome to Ireland!“ Ich entdeckte eine kleine Bucht, wo ich nachmittags gerne auf einem Felsbrocken saß und meine Beine ins Wasser baumeln ließ. Die Tage klangen im „Old Henry“ mit Live-Musik bei einem Guinness aus. Die Nächte waren angefüllt mit tiefem, traumlosem Schlaf und morgens fühlte ich mich, als wäre ich gerade einem Jungbrunnen entstiegen. Doch nach ein paar Tagen wurde ich wieder rastlos.
Im Stillen verfluchte ich meine Sammelleidenschaft, oder sollte ich sie nicht besser Sucht nennen? Ja, eine Sucht ist es, dieses zwanghafte Suchen nach Menschen mit merkwürdigen Passionen, um die Begegnung mit ihnen für meine Sammlung zu dokumentieren. Wie im Fieber streifte ich durch die Küstenorte und beobachtete abends im Pub die Gäste.
Vorbei war es damit, meine freien Tage unbeschwert zu genießen, aber ich fühlte auch gleichzeitig mein Blut schneller in den Adern pulsieren. Es war dieses Gefühl, das mich bisher noch nie getäuscht hatte. Ich stand kurz vor dem Moment, in dem ich fündig werden würde.
Dieser Moment kam eines Tages, als ich an der Steilküste des „Ring of Kerry“ entlangwanderte. Bleigraue Wolken bedeckten den Himmel und hingen tief herab, als wären sie entschlossen, auch die wenigen noch vorhandenen Farben auszulöschen. Linker Hand begrenzte steiler Fels den Weg, rechter Hand erstreckte sich tief unter mir die spiegelglatte See. In der Ferne konnte ich im Dunst die Plasketts ausmachen. Mit ihren kahlen Rücken wirkten sie wie abtauchende Meeresungeheuer. Nur einige dicke Steinbrocken trennten mich vom Abgrund. An einem dieser Steinbrocken bemerkte ich hinter einer Biegung einen alten Mann. Er trug derbe Stiefel, Regenhose und -jacke und die unvermeidliche Schirmmütze. Damit sah er wie ein Fischer aus, aber das blasse Gesicht passte nicht zu seinem Aufzug.
Ich blieb stehen.
Der Mann stand dem Meer zugewandt da und hatte die Hände in die Seiten gestützt. Seine Stirn war gerunzelt, der Mund weit aufgerissen. Die Augen hielt er geschlossen. Er stand reglos und seine ganze Erscheinung machte den Eindruck völliger Selbstversunkenheit. Die Selbstversunkenheit eines Klaviervirtuosen in den Sekunden, bevor der erste Ton durch den Saal hallt.
Es fiel mir schwer, den Mann zu stören, aber ich musste einfach. Nach einigen Minuten des Schweigens räusperte ich mich.
Der Mann reagierte nicht und so sprach ich ihn an: „Entschuldigen Sie bitte.“
Endlich erwachte er aus seiner Versunkenheit und drehte sich zu mir. Ärger spiegelte sich in seiner Miene.
„Darf ich fragen, was Sie da tun, Mister?“, fragte ich.
Der Alte schwieg und ich dachte schon, er würde nicht antworten, doch schließlich entgegnete er: „Geht Sie zwar nichts an, Mister, aber ich stelle einen Schrei her.“
Meinen Körper überlief es prickelnd wie von tausend Ameisenbissen. Da war es wieder, dieses Gefühl, das ich brauchte wie ein Süchtiger die Nadel. Aber ich musste mehr wissen!
„Einen Schrei? Das ist doch ganz einfach“, sagte ich und stieß einen Schrei aus.
Der Mann verzog seine Lippen zu einem abfälligen Lächeln. „Das kann jeder. Keine Seele, kein Gefühl! Nichts daran ist echt!“
„Aber wie soll denn Ihr Schrei aussehen, ich meine aushö..., äh – sich anhören?“ Vor lauter Aufregung verhaspelte ich mich.
Der Alte reckte sich. „Schreie zu produzieren, das ist Kunst, Mister“, sagte er. „Und ich will ein Meisterwerk herstellen, eine Mischung aus Angst und Überraschung. Und einer kleinen Prise Wut. Nicht zu schrill, sonst wäre es ein Entsetzensschrei. Aber auch nicht zu dumpf. Es soll ja kein Stöhnen sein. Aber das Allerwichtigste: Er muss vollkommen echt wirken – wie jedes gute Kunstwerk. Ich versuche schon seit Stunden, das hinzukriegen.“
Der Alte war richtig aus sich herausgegangen. Ich merkte ihm die Leidenschaft des Künstlers an. Wieder einmal hatte ich gefunden, wonach ich gesucht hatte. Aber etwas fehlte. Einen möglichst echten Schrei wollte er herstellen? Ich könnte ihm helfen, schoss es mir durch den Kopf.
Ich sah mich zu ihm treten, ihm einen kräftigen Stoß versetzen …

… und hätte es um ein Haar getan. Erschrocken stand ich vor dem Abgrund, der sich plötzlich in mir auftat. Hatte ich wirklich mit der Möglichkeit gespielt, nur um einen möglichst echten Schrei zu erzeugen? Das war doch verrückt! Was würde meine Psychologin dazu sagen?
Stattdessen stellte ich mich neben den Alten, drehte mich zum Meer und stemmte wie er die Hände in die Seiten. Ich konzentrierte mich. Die Wespe, die mich neulich gestochen hatte, fiel mir ein.
„Was halten Sie davon?“, fragte ich und stellte einen Schrei her, der in meinen Ohren sehr echt klang.
Der Alte wiegte den Kopf. „Ein Schmerzensschrei, oder nicht?“, meinte er. „Short and sweet. War das ein Mückenstich? Sie müssen mehr Inbrunst in den Schrei legen, die Tonlage variieren. Hören Sie mal!“
Sein Schrei klang gehaltvoller, das konnte selbst ich mit meinem ungeschulten Ohr hören. Ja, das war der Stich einer Wespe, wenn nicht sogar der einer Hornisse.
Ich versuchte es ihm nachzumachen und wir übten eine Weile. Dann hatten wir beide genug. Zusammen machten wir uns auf den Weg in den nächsten Pub, um unsere Kehlen für noch mehr Schreie zu ölen.

Sein Meisterwerk hat der Alte an diesem Tag nicht hergestellt. Doch manchmal, nachts in meinen Träumen, reißt er die Augen weit auf, stolpert einen Schritt zurück und sein Fuß tritt ins Leere. Er rudert mit den Armen, verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich stehe erschrocken vor dem Abgrund. Dann höre ich den Schrei – eine aufregende Mischung aus Angst, Überraschung und Wut – und so echt.

 

Lieber @Sturek ,

Toll, eine Fortsetzung von der Supermarktleiter-Geschichte! Ich finde die Idee mit der Sammelleidenschaft (nach wie vor) sehr originell. Interessant ist, wie sehr sich die Darstellung dieser Leidenschaft in den beiden Texten unterscheidet. Erst habe ich sie noch für ein harmloses Hobby gehalten, aber hier zeigt sich nun, dass sie auch krankhafte Züge annehmen kann bzw. bereits angenommen hat.

Mir gefällt die Stimmung in dem Text, diese Mischung aus Komik und Spannung. Die Einleitung könnte allerdings ein bisschen packender sein. Vielleicht könntest du vorher andeuten, dass es ein schwerwiegenderes Problem gibt. Die Psychologin könnte zum Beispiel als einleitenden Satz sagen: „Sie müssen aufpassen, es könnte Ihnen gefährlich werden … “ Oder vielleicht die Idee, dass die Leidenschaft schon zu einer Sucht wird, der Psychologin in den Mund legen? Dann fragt man sich, was das für eine Leidenschaft/Sucht sein könnte und wird neugierig auf den Text. Andererseits hat der Text so ein Überraschungsmoment, wenn nach der harmlosen Einleitung plötzlich klar wird, dass man es wohl mit einem Geisteskranken zu tun hat.

Im Folgenden einige Stellen, die ich für besonders gelungen halte und ein paar Rechtschreibfehler, die mir aufgefallen sind:

Wie im Fieber streifte ich durch die Küstenorte und beobachtete abends im Pub die Gäste.
Vorbei war es damit, meine freien Tage unbeschwert zu genießen, aber ich fühlte auch gleichzeitig mein Blut schneller in den Adern pulsieren.
Das ist toll. Hier wittert man direkt die Gefahr, die von der Figur ausgeht.

Es war dieses Gefühl, dass mich bisher noch nie getäuscht hat.
"das" mit einem s.

Mit ihren kahlen Rücken wirkten sie wie abtauchende Meeresungeheuer.
Das gefällt mir! Ich freue mich ja immer über schöne Vergleiche. ;-)

Er trug derbe Stiefel, Regenhose- und jacke und die unvermeidliche Schirmmütze.
Der Bindestrich muss nach dem "und" stehen: Regenhose und -jacke.

Der Mann stand dem Meer zugewandt da und hatte die Hände in die Seiten gestützt. Seine Stirn war gerunzelt, der Mund weit aufgerissen.
Interessante Begegnung! Die Schilderung des Mannes ist dir sehr gut gelungen, man hat direkt ein Bild im Kopf.

„Darf ich fragen, was Sie da tun, Mister?“, fragte ich.
Der Alte schwieg und ich dachte schon, er würde nicht antworten, doch schließlich entgegnete er: „Geht Sie zwar nichts an, Mister, aber ich stelle einen Schrei her.“
Toll! Das ist das, was ich eingangs erwähnt habe, diese Mischung aus Komik und Spannung.

„Und ich will ein Meisterwerk herstellen, eine Mischung aus Angst und Überraschung. Und einer kleinen Prise Wut. Nicht zu schrill, sonst wäre es ein Entsetzensschrei. Aber auch nicht zu dumpf. Es soll ja kein Stöhnen sein.
Das hat mich auch fasziniert. Irgendwie habe ich mir noch nie Gedanken über die verschiedenen Arten von Schreien gemacht.

Aber etwas fehlte. Einen möglichst echten Schrei wollte er herstellen? Ich könnte ihm helfen, schoss es mir durch den Kopf.
Ich sah mich zu ihm treten, ihm einen kräftigen Stoß versetzen …
Sehr spannend! Ich glaube, den letzten Satz braucht es nicht. Darauf kommt man als Leser selbst. Spätestens nach dem nächsten Absatz ...

Sein Meisterwerk hat der Alte an diesem Tag nicht hergestellt. Doch manchmal, nachts in meinen Träumen, reißt er die Augen weit auf, stolpert einen Schritt zurück und sein Fuß tritt ins Leere. Er rudert mit den Armen, verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich stehe erschrocken vor dem Abgrund. Dann höre ich den Schrei – eine aufregende Mischung aus Angst, Überraschung und Wut – und so echt.
Ein gelungenes Ende! Da ist ja doch noch alles gut ausgegangen. Und trotzdem merkt man die Faszination, die der Protagonist für den echten Schrei beim Todessturz empfindet. Sehr gerne gelesen!

LG Jorinde

 

Hallo @Sturek,

schöne Geschichte, skurrile Idee, hat Spaß gemacht. Ein paar Überlegungen
zum Stil:

In den ersten Tagen kam ich tatsächlich allmählich zur Ruhe

Holpert aus meiner Sicht etwas mit "tatsächlich allmählich" und dem Zeitraum
der ersten Tage.


Danach wanderte ich endlos lange die malerische Küste entlang und durch stille Ort

Endlos lange entlang sollte man vielleicht umformulieren.


Die Nächte waren angefüllt mit tiefem, traumlosem Schlaf.

Mit Schlaf angefüllte Nächte klingt für mich etwas eigenartig, vielleicht Geschmackssache.

Gute Idee, gute Geschichte, schönen Gruß
Jaylow

 

Hallo @Sturek,
ein gelungener Text!

Besonders diese beiden Formulierungen / Bilder (...oder schon Gemälde?!) abseits der Handlung haben mir sehr gut gefallen:

Danach wanderte ich Kilometer um Kilometer die malerische Küste entlang und durch stille Orte abseits des Weltgeschehens.
Bleigraue Wolken bedeckten den Himmel und hingen tief herab, als wären sie entschlossen, auch die wenigen noch vorhandenen Farben auszulöschen.

Gruß,
Emhyr

 

Hallo @Jorinde21

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Du hast recht, das nimmt langsam krankhafte Züge an. Hoffen wir, dass der Protagonist die Kurve kriegt. Aber von Leidenschaft zu Besessenheit ist es eben manchmal nur ein kleiner Schritt.
Die Rechtschreibfehler habe ich korrigiert und auch deine Anregung, den Anfang zu nutzen, um mehr Spannung aufzubauen, dankbar aufgegriffen.

Aber etwas fehlte. Einen möglichst echten Schrei wollte er herstellen? Ich könnte ihm helfen, schoss es mir durch den Kopf.
Ich sah mich zu ihm treten, ihm einen kräftigen Stoß versetzen …
Sehr spannend! Ich glaube, den letzten Satz braucht es nicht. Darauf kommt man als Leser selbst. Spätestens nach dem nächsten Absatz ...
Das ist immer die Frage. Wie viel kann man dem Leser zutrauen? Davon abgesehen brauche ich den Satz, damit ich im letzten Absatz daran anschließen kann.

Hallo @Jaylow,

Auch dir vielen Dank für dein Feedback. Freut mich, dass du Spaß hattest.

Danach wanderte ich endlos lange die malerische Küste entlang und durch stille Ort Endlos lange entlang sollte man vielleicht umformulieren.
Verflixt. In einer ersten Version hieß es: Danach wanderte ich endlos lange entlang der malerischen Küste. Nun glaubte ich, durch das Verschieben von entlang an das Satzende das Problem gelöst zu haben.
Habe jetzt statt "endlos lange" "Kilometer um Kilometer" geschrieben.
Deine anderen Überlegungen behalte ich im Hinterkopf. Ich finde, dass man da nicht unbedingt stolpern muss. Du schreibst ja selbst, das ist vielleicht Geschmackssache. Mal sehen, ob sich noch jemand daran stört.

Hallo @Emhyr
Vielen Dank auch für dein Feedback, schön, dass dir der Text gefallen hat.

Die erste der von dir genannten Formulierungen habe ich vor kurzem noch auf Anregung von @Jaylow geändert (siehe meine Anmerkungen zu seinem Kommentar). Jetzt scheint sie also in Ordnung zu sein.

Grüße
Sturek

 

„Geht Sie zwar nichts an, Mister, aber ich stelle einen Schrei her.“

Jeder, der mal auf den Brettern stand, welche die Welt bedeuten, weiß, dass so wohl zu schreien wie vor allem ein Schrei geübt werden muss - das Publikum soll ja nicht zugleich taub werden und die laute Rede durchaus mitbekommen (was gestresste Vorgesetzte oder anderweitig Lautmaler idR vergessen),

lieber @Sturek,

was selbst in einem Pub gilt

Die Tage klangen im „Old Henry“ mit Live-Musik bei einem Guiness aus.
in dem nicht nur das Bier auf Doppel-s endet, sondern selbst das mittlere n verdoppelt wird zu einem ordentlichen "Guinness".
Aber hier
Es war dieses Gefühl, das mich bisher noch nie getäuscht hat.
schlag ich die Einheit der Zeitenfolge vor - also besser „hatte“, die Zeitenfolge im Satz zu wahren ..., selbst wenn die präsent(ierte) Täuschung auch schon vergangen ist ...

Aber was ist das

Ich stand kurz vor dem Moment, in dem ich fündig werden würde.
wo der Konjunktiv im Prinzip das „fündig werden“ wieder aufzuheben droht ... und damit einen Alleinvertretungsanspruch durchsetzen will im "fündig würde".

Der Mann stand dem Meer zugewandt da und hatte die Hände in die Seiten gestützt.
Da, denn ist das da nicht eher entbehrlich?

Der Mann reagierte nicht und so sprach ich ihn an: „Entschuldigen Sie[,] bitte.“
und zudem bin ich immer noch auf dem Kreuzzug „Rettet das Ausrufezeichen!“

„Einen Schrei? Das ist doch ganz einfach“, sagte ich und stieß einen Schrei aus.
Der Mann verzog seine Lippen zu einem abfälligen Lächeln. „Das kann jeder. Keine Seele, kein Gefühl! Nichts daran ist echt.[“]

Sein Schrei klang irgendwie gehaltvoller, das konnte selbst ich mit meinem ungeschulten Ohr hören.
Ist nicht alles „irgendwie“?, lieber Sturek!

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Friedrichard

Da gibt man sich nun solche Mühe und du findest immer noch was, lieber Friedel. Recht vielen Dank dafür. Aber ein Text ohne Fehler, den gibt es wohl nicht. Immerhin hatte ich einige Ausrufungszeichen gesetzt, um deinen Kreuzzug zu unterstützen! Und jetzt habe ich noch eins hinzugefügt!

in dem nicht nur das Bier auf Doppel-s endet, sondern selbst das mittlere n verdoppelt wird zu einem ordentlichen "Guinness".
Huch, da habe ich zu hastig getrunken und ein N des Guinness verschluckt. Ändere ich
Es war dieses Gefühl, das mich bisher noch nie getäuscht hat.
schlag ich die Einheit der Zeitenfolge vor - also besser „hatte“, die Zeitenfolge im Satz zu wahren ...,
Ich mag das Wörtchen „hatte“. Ich weiß auch nicht, was mich zurückgehalten hat, äh hatte. Ändere ich.
Ich stand kurz vor dem Moment, in dem ich fündig werden würde.
wo der Konjunktiv im Prinzip das „fündig werden“ wieder aufzuheben droht ... und damit einen Alleinvertretungsanspruch durchsetzen will im "fündig würde".
Ach, das Kreuz mit diesem Konjunktiv. Im Prinzip muss ich dir recht geben. „Fündig würde“ klingt doch aber so furchtbar verschroben/gehoben.
Der Mann stand dem Meer zugewandt da und hatte die Hände in die Seiten gestützt.
Da, denn ist das da nicht eher entbehrlich?
„Da, da!“, würde ein Russe, der sich im Deutschen auskennt, dir wohl beipflichten. Ich rede mich hier mit der Satzmelodie heraus. Bis zum „da“ steigt die Melodie und jetzt muss für mich ein Abschluss kommen, bevor der nächste Gedanke einsetzt.
Sein Schrei klang irgendwie gehaltvoller, das konnte selbst ich mit meinem ungeschulten Ohr hören.
Ist nicht alles „irgendwie“?, lieber Sturek!
Irgendwie schon! Also weg damit.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek,

interessanter Blickwinkel auf eine ´Banalität´. Ich werde ab jetzt bestimmt jeden Schrei, den ich höre, analysieren;).

Was mir noch aufgefallen ist:

Dieser Moment kam eines Tages, als ich an der Steilküste des „Ring of Kerry“ entlangwanderte.
Hört sich für mich nach ewig an; vielleicht streichen? Dann wäre die Tatsache eindringlicher. Oder ´kurz darauf, bald darauf, unweigerlich´?

Da war es wieder, dieses Gefühl, das ich brauchte wie ein Süchtiger die Nadel. Aber ich musste mehr wissen.
Das würde ich auch streichen; er muss ja mehr wissen, weil er süchtig ist.
Da könntest du sogar noch ein ! unterbringen;).

Das war es dann schon meinerseits.

Viele Grüße,
Kerzenschein

 

Hallo @Kerzenschein.

Vielen Dank auch dir fürs Lesen und deine Gedanken zum Text, die auf jeden Fall eine Anregung für mich waren, auch wenn ich deine Vorschläge nach einigem Überlegen nicht übernommen habe.

Halloween rückt ja näher und da gibt es vielleicht Gelegenheit, ein paar Schreie zu analysieren…

Dieser Moment kam eines Tages, als ich an der Steilküste des „Ring of Kerry“ entlangwanderte.
Hört sich für mich nach ewig an; vielleicht streichen? Dann wäre die Tatsache eindringlicher. Oder ´kurz darauf, bald darauf, unweigerlich´?
Hmm, deine Vorschläge treffen es meiner Meinung nach nicht ganz. Er soll einige Tage wie im Fieber durch die Gegend laufen, bevor er die entscheidende Begegnung hat. Das wollte ich auch zeitlich hervorheben.
Da war es wieder, dieses Gefühl, das ich brauchte wie ein Süchtiger die Nadel. Aber ich musste mehr wissen.
Das würde ich auch streichen; er muss ja mehr wissen, weil er süchtig ist.
Auch hier bin ich (noch) nicht überzeugt davon, das „aber“ wegzulassen. Das Gefühl alleine reicht ihm nicht, deshalb das „Aber“. Aber das Ausrufezeichen übernehme ich!

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek

Eine sehr interessante Geschichte hast du uns hier erzählt.

Sammeln ist ja einerseits etwas gutes, oft auch heilsames. Andererseits kann es natürlich auch ins pathologische kippen, vor allem wenn mit dem Verhalten etwas kompensiert werden soll.

Ich horte mittlerweile selbst Unmengen von Schallplatten, Kassetten, Büchern, Comics, Zeitschriften und Videospielen. Daher kann ich mich mit dem Thema sehr identifizieren. Vielleicht schreibe ich selbst auch mal was in der Richtung.

Über deine Charakter baust du auch noch eine interessant Verbindung zur Psychopathie. Mehr dazu weiter unten.

Ich möchte noch anmerken, dass ich den Vorgänger dieser Story leider noch nicht kenne. Die Geschichte hat aber auch ohne diese Kenntnisse gut funktioniert.

Zum einzelnen:

In den ersten Tagen kam ich tatsächlich allmählich zur Ruhe.
Doppelt gemoppelt. entweder tatsächlich oder allmählich rausnehmen.

Als wäre ich gerade einem Jungbrunnen entstiegen, wachte ich auf.
Klingt für mich nicht ganz so schön. Vielleicht eher ich fühlte mich als wäre ich gerade einem Jung….

zwanghafte Suchen nach Menschen mit merkwürdigen Passionen, um die Begegnung mit ihnen für meine Sammlung zu dokumentieren. Wie im Fieber streifte ich durch die Küstenorte und beobachtete abends im Pub die Gäste.
Das hier ist die beste und unheimlichste Stelle im Text. Es ist ja auffällig, dass viele Serienmörder ihre Opfer ,,sammeln‘‘ wollen. Gut, nicht jeder Messie ist deshalb ein potenzieller Serienmörder. Aber der schmale Grad auf dem dein Charakter wandelt ist schon verdammt unheimlich.

Ich sah mich zu ihm treten, ihm einen kräftigen Stoß versetzen … … und hätte es um ein Haar getan.

Schön, dass er hier doch noch die Kurve bekommt. Aber jetzt fragen wir uns natürlich: Was lauert da in ihm? Wirklich gut gemacht!

Hat mir in dieser Form gut gefallen. Zudem lese ich bei den Schreien auch eine Verbeugung vor Edvard Munch heraus. Zufall?

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo @Rainbow Runner

Recht vielen Dank für deine Gedanken zum Text und die Vorschläge. Wenn du selbst Sammler bist, kannst du dich natürlich gut in die Welt des Protagonisten hineinversetzen. Bin gespannt, ob du mal etwas von deiner Sammelleidenschaft in eine Geschichte verpackst.

Ich möchte noch anmerken, dass ich den Vorgänger dieser Story leider noch nicht kenne. Die Geschichte hat aber auch ohne diese Kenntnisse gut funktioniert.
Es gibt mehrere Vorgänger, die alle (hoffentlich) als eigenständige Geschichten funktionieren, deswegen habe ich sie nicht als Serie gekennzeichnet:
Das Hobby des Supermarktleiters, Wattenmeer, Der Mann von der Stange.
In den ersten Tagen kam ich tatsächlich allmählich zur Ruhe.
Doppelt gemoppelt. entweder tatsächlich oder allmählich rausnehmen.
Du bist ja schon der Zweite, der diese Stelle moniert hat. Dann ändere ich das „tatsächlich“.
Als wäre ich gerade einem Jungbrunnen entstiegen, wachte ich auf.
Klingt für mich nicht ganz so schön. Vielleicht eher ich fühlte mich als wäre ich gerade einem Jung….
Habe ich auch ein wenig angepasst.
Aber der schmale Grad auf dem dein Charakter wandelt ist schon verdammt unheimlich.
Ich behaupte mal, dass dieser schmale Grad in uns allen existiert. Es braucht nur die passenden Umstände, um ihn zum Vorschein kommen zu lassen.
Zudem lese ich bei den Schreien auch eine Verbeugung vor Edvard Munch heraus. Zufall?
Die Assoziation zu Edvard Munch hat sich zufällig ergeben. Der Schrei soll hier als Synonym für das perfekte Kunstwerk stehen, weil er nichts Gekünsteltes an sich hat.

Grüße
Sturek

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom