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Der Schrei des Geziefers

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29.03.2013
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Der Schrei des Geziefers

„Von wegen harmlos“, knurrte Norris und starrte angeekelt auf die Blasen, die sich auf seinem Handrücken gebildet hatten. Es war gerade mal eine Minute her, dass der kleine fliegende Fransenteppich ihn gestochen hatte, aber die Quaddeln waren bereits so groß wie sein Daumennagel. Comanche runzelte die Stirn.
„Hab‘ gedacht, es wär’n Schmetterling oder sowas. Sah doch genau so aus …“
„Gedacht, gedacht … und jetzt? Scheisse, die Dinger jucken wie verrückt!“
„Bloß nicht kratzen. Davon wird’s nur schlimmer.“
„Du hast gut reden. Wie lange braucht der Trottel eigentlich? Es kann doch nicht so schwer sein, den verfluchten Sender zu reparieren.“
„Ein, zwei Stunden, schätze ich“, erwiderte Comanche, wischte sich den Schweiß von der Stirn und musterte die Umgebung. „Wir haben verdammtes Glück gehabt.“
„Ach ja? Der Gleiter steckt bis zum Arsch im Boden, und du willst mir was von Glück …“ Norris verstummte und hob die Hand.
„Hörst du das?“
„Das ist der Wind – die Blätter rauschen.“
„Seit wann können Blätter sprechen?“
„Ich werd verrückt, du hast recht! Das sind sie, wir haben sie gefunden!“

Die Fähre mit den Touristen war vor zwei Tagen gestartet. Die Ramses, ein ausgedienter Raumfrachter, der von der Digital-Fruit-Company zu einem Kreuzfahrtschiff umgebaut worden war, hatte den Planeten in einer niedrigen Umlaufbahn umkreist. Der Kontakt zur Fähre war nach wenigen Stunden abgebrochen, doch der Kapitän hatte einige Zeit verstreichen lassen, bevor er das kleine Suchkommando, bestehend aus Norris, Comanche und einem Security Robot losgeschickt hatte. Sie überflogen das dicht bewaldete Gebiet, aus dem das letzte Funksignal gekommen war, als die Antriebsaggregate plötzlich aussetzten. Norris hatte gerade noch Zeit, den Gleiter mit CR-Schaum zu fluten, bevor sie aufschlugen. Zum Glück war der Boden weich, und nachdem sich der Schaum aufgelöst hatte, waren sie benommen ins Freie gekrochen. Es stellte sich heraus, daß die Ansaugrohre der Triebwerke von einer derartig großen Menge Fluginsekten verstopft worden waren, dass sie augenblicklich ihren Dienst aufgegeben hatten.

Das Geräusch, das Norris und Comanche hörten, wurde für einen Moment leiser, um gleich darauf wieder anzuschwellen. Es klang wie das Wispern einer entfernten Menschenmenge, ein Flüstern, Zischeln und Raunen, das den beiden eine Gänsehaut bescherte. Dazu gesellte sich das Summen großer Schwärme grünlich schimmernder Fliegen, Libellen und Falter, die durch die Baumwipfel trieben. Norris rieb über seine juckende, angeschwollene Hand und stellte mit Schrecken fest, das sich seine Haut dort, wo sich noch vor wenigen Augenblicken Blasen befunden hatten, rau und uneben anfühlte. Die Panik, die ihn erfasste, als er die winzigen Stoppeln sah, die sich durch seine Haut bohrten, ließ ihn aufstöhnen.
„Ach du Scheiße! Sieh dir das mal an …“
Ohne Comanches Reaktion abzuwarten, rannte er zum Heck des Gleiters, das wie eine verzogene Scherbe aus dem Waldboden ragte, und verschwand in der Heckklappe.
„Analysier das“, befahl er dem Robot, der gerade dabei war, ein Schnittstellenmodul zu reinigen. Der Droid entnahm einer Öffnung an seinem Unterarm einen geriffelten, mit Leuchtdioden besetzten Metallstift und strich damit über Norris‘ Hand.
„Darf man fragen, was …“
„Darf man nicht!“ fuhr ihn Norris an. „Also, was hab ich da?“
Schweißtropfen brannten in seinen Augen. Die Hitze war unerträglich geworden. Mit einem Knacken dehnte sich die Hülle des Wracks. Aber da waren auch noch andere Geräusche: ein Schaben, als versuche jemand, mit einem Metallspachtel die äußere Farbschicht des Gleiters abzukratzen. Leises Trippeln und Klopfen. Es fiel ihm schwer, die Hand ruhig zu halten, der Juckreiz war kaum noch auszuhalten. Eine große Schmeißfliege hatte den Weg ins Halbdunkel gefunden und umkreiste Norris‘ Kopf.
Der Robot ließ den Stift in einer Öffnung an seinem linken Oberarm einrasten. Schweigend warteten sie auf das Ergebnis der Analyse.

Sie krochen aus dem Boden, ließen sich an schimmernden Fäden aus dem Astwerk herab, landeten aus der Luft. Comanche war einige Sekunden lang außerstande, auch nur einen Finger zu rühren. Er sah fasziniert zu, wie der Gleiter unter einer Decke von Ungeziefer verschwand. Fliegen, Spinnentiere, Schmetterlinge, fingergroße, metallisch schimmernde Raupen. Ameisen, absurd groß, behaart, und grün wie das Laub der Bäume. Als die ersten Tiere, darunter einige armlange Tausendfüßler, die Heckklappe erreichten und ins Innere krochen, löste sich seine Starre und er setzte sich in Bewegung. Plötzlich schossen blaue Flammen aus der Öffnung, und der Robot erschien, gefolgt von Norris. Beide hielten ihre Strahler in den Händen und bestrichen das Wrack langsam und sorgfältig mit breitgefächertem Strahl. Der wimmelnde Teppich färbte sich schwarz und die verkohlten, rauchenden Überreste der Insektenarmee regneten zu Boden. Beißender Gestank lag in der Luft und verflüchtigte sich nur langsam.
„Heiliges Kanonenrohr … “ flüsterte Comanche.
„Einen Moment“, sagte der Droid und verschwand wieder im Wrack. Wenige Augenblicke später kehrte er mit einem der Erste-Hilfe Sets zurück, entnahm dem kleinen Metallkoffer ein Röhrchen und überreichte es Norris.
„Gegen den Juckreiz“, sagte er und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: „und die Schmerzen.“
„Was für Schmerzen?“
„Ich fürchte, Sie müssen sich fürs erste von ihrer Hand trennen, Mr. Norris.“
„Wie war das? Was soll das heißen: trennen?“
„Dieses Insekt, das Sie stach, hat kleine Eier unter ihrer Epidermis hinterlassen und etwas, dessen Eigenschaften mir nicht bekannt sind. Irgendetwas scheint da heranzuwachsen, und zwar mit beachtlicher Geschwindigkeit. Um zu vermeiden daß es sich ausbreitet, ist eine Amputation dringend angeraten.“
Norris starrte ihn an, als habe der Robot ihm soeben ein unzüchtiges Angebot unterbreitet.
„Du machst Witze – Amputation? Du willst mir die Hand abschneiden?“
„Er wird schon recht haben“, sagte Comanche. „Auf der Ramses kriegst du eine schöne Neue. Kein großes Ding.“ Er hielt seine Rechte hoch und bewegte die Finger. „Sieh mal: das ist bereits meine Dritte … funktioniert wunderbar. Oder willst du zum Insekt mutieren? Guck dir doch bloß mal die Stacheln an, die da aus dir raus wachsen.“
Norris willigte schließlich ein und schluckte das Schmerzmittel. Der Robot holte eines der intakten Kühlaggregate aus dem Wrack und machte sich ans Werk. Ein sauberer Schnitt mit dem Strahler, der zugleich das Gewebe kauterisierte – alles in allem war es eine Sache von wenigen Minuten. Die Hand wurde in einem Seitenfach des Aggregats verstaut, der Droid verschwand damit im Innern des Gleiters und fuhr anschließend mit der Reparatur des Senders fort. Eine Stunde später konnten sie mit der Ramses sprechen und Hilfe anfordern.
Norris betrachtete die ganze Zeit über seinen Stumpf, der nun mit einem transparenten Sprühverband überzogen war. Jedesmal, wenn er trotz des Medikaments irgendwo einen leichten Juckreiz verspürte, oder eine Mücke oder Fliege ihn umkreiste, brach ihm der Angstschweiß aus. Comanche ließ sich von ihm anstecken und schon bald bildete auch er sich an allen möglichen Stellen ein Jucken ein. Obgleich die Hitze ihnen zu schaffen machte, wagten sie nicht, ihre Overalls auszuziehen.
„Was ich nicht verstehe – warum möchte jemand ausgerechnet hier Urlaub machen?“
„Wahrscheinlich gibt’s auf diesem Scheißplaneten auch Ecken, wo’s richtig schön ist. Strände, schneebedeckte Berge – was weiß ich. Hierhin wollten sie bestimmt nicht.“
„Wie viele Menschen waren auf der Fähre?“
„Fünfunddreißig, inklusive der Crew. Weißt du, was ich glaube? Die Stimmen vorhin – oder was wir dafür gehalten haben – das war nur Einbildung. Ich schätze mal, die Scheißinsekten haben sie alle gefressen.“
„Glaubst du?“
Bevor Comanche antworten konnte, hörten sie ein Röcheln, das unmittelbar hinter ihnen aus dem Boden zu kommen schien. Sie sprangen auf. Eine Kreatur, bedeckt mit Moosfetzen und vermoderten Blättern, zwischen denen glänzende Schnecken krochen, bewegte sich nahezu lautlos auf sie zu. Bewegliche Fühler wuchsen aus ihrem Rücken und tasteten unentwegt das Erdreich ab. Norris zählte vier dichtbehaarte Beinpaare mit scherenartigen Auswüchsen. Das Ding versuchte sich aufzurichten, und er sah, daß es an der Unterseite zwei unterschiedlich lange, aber zweifellos menschliche Arme hatte, die es nach ihnen ausstreckte. Schmutzig weiße Stoffetzen hingen daran. In seinem verformten Kopf öffnete sich ein schmaler, mit Fransen bewachsener Spalt. Norris griff nach seinem Strahler, als er das Symbol der Digital Fruit Company auf dem Stoff erkannte. Die Kreatur öffnete ihr Maul immer weiter und stieß ein weiteres Röcheln aus. Was Norris jedoch am meisten schockierte, war die Tatsache, dass an den verkrüppelten Armen Hände saßen, deren lange Nägel leuchtend rot lackiert waren.
Hinter dem grotesken Geschöpf bewegte sich der Boden zwischen den Bäumen.
„Da sind noch mehr“, stieß Comanche angewidert hervor und legte an.
„Die sind viel zu langsam“, sagte Norris, räusperte sich und holte tief Luft. „Die können uns nicht gefährlich werden. Weißt du was? Ich wette, es sind fünfunddreißig …“
Wenige Minuten später schwebte das Rettungsboot über ihnen und tauchte das Gebiet in helles Licht, und sie sahen, dass sich in den Wipfeln der Bäume einige der monströsen Wesen an die Äste klammerten. Sie besaßen transparente Flügel, die jedoch mit Löchern übersät waren, von deren Rändern eine schleimige Flüssigkeit tropfte.
Als sie in den Transportkörben saßen und langsam nach oben schwebten, stießen die bemitleidenswerten Wesen einen kollektiven Schrei aus, der Norris und Comanche noch jahrelang in ihren Träumen verfolgen sollte.

 

Hallo harry!

Der Titel hat mich angezogen, der gefällt mir. Und die Geschichte fand ich auch ziemlich unterhaltsam. Obwohl ich Geschichten dieser Art schon ziemlich oft gesehen habe - ich mochte deine Version.

Es gelingt dir in deinen Texten oft, mit wenigen Sätzen ein Bild von der Umgebung zu zeichnen und Atmosphäre zu schaffen, und mir gefällt gut, dass du Dinge, die aus Alltagssicht ungewöhnlich erscheinen - wie die Tatsache, dass die Amputation einer Hand bloß noch eine vorrübergehende Unannehmlichkeit ist - mit großer Selbstverständlichkeit in den Text einbaust, ohne den Leser da so draufzustoßen: guck, hier, Science Fiction! :)

Was mich gestört hat, war, dass die "Insekten" auf dem Planeten so beschrieben werden, als wären es echte Insekten, also welche von der Erde. Das finde ich nicht besonders überzeugend, dass die Evolution auf einem anderen Planeten, selbst wenn der sehr sehr erdähnlich ist, Wesen hervorbringt die 1) fast identisch aussehen wie Tiere, die wir von hier kennen, aber 2) offensichtlich die Fähigkeit haben, ihre DNA auf andere Lebewesen zu übertragen und einen Prozess auszulösen, der den Empfänger selbst in eine Art Insekt verwandelt.

Würde die Geschichte in Horror stehen, und die Leute wären auf einer noch unentdeckten Insel auf der Erde gelandet statt einem fremden Planeten, würde ich wahrscheinlich die gleiche Idee nicht groß bekritteln. Aber in der Science-Fiction-Abteilung habe ich die Erwartungshaltung, dass die Grundidee wenigstens halbwegs plausibel klingt. Das ist natürlich total subjektiv, und die Grenzen zwischen den Genres sind auch fließend, aber ich finde das würde sich leicht beheben lassen, wenn du die extraterrestrischen Insekten ein bisschen fremdartiger beschreiben würdest - dann kann man sich leichter vorstellen, dass die auch so einen fiesen DNA-Übertragungs-und-Umwandlungsmechanismus haben. :)

Außerdem hätte es mich noch interessiert, wie die PR-Abteilung der Digital Fruit Company mit so einem Vorfall umgeht. Aber deine Geschichten finde ich ja sowieso immer zu kurz :p

Grüße von Perdita

 
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Hallo Harry,

ich habe mir noch mal angeschaut, wie Du die Geschichte "Der Plan" ins Rollen gebracht hast. Meinem Eindruck nach ist "Der Schrei des Geziefers" die bessere Geschichte. Du verzettelst Dich nicht auf Nebenpfaden der Story und die Erklärungen und Beschreibungen ufern nicht aus – ich finde, dass Du hier die Schwächen der anderen Geschichte vermieden hast.

Hier ein paar Anmerkungen ohne wertende Reihenfolge.

1) Die Struktur der Story folgt einem klassischen SF-Muster. Die Abfolge der Ereignisse sieht ungefähr so aus:

A) Szene nach dem Absturz des Suchgleiters/ Infizierung von Norris Hand
B) Rückblick auf das verschwundene Touristenschiff
C) Analyse der Infizierung
D) Erster Ansturm der Insekten
E) Amputation der Hand
F) Pointe mit angreifenden Monsterinsekten -> das sind die vermissten Touristen, nun zu Insekten mutiert

Dass eine Personengruppe irgendwo verlorengeht, ein Rettungsteam während der Suche von Monstern tyrannisiert wird, nur um Ende festzustellen, dass es sich bei jenen Monstern um die eigentlich Gesuchten handelt, haben wir in vielen SF-Stories so oder ähnlich erlebt. Die Frage ist nun, ob man das als Autor wiederholen darf oder nicht. Ich finde, man darf – vorausgesetzt, man betrachtet es als Übungsarbeit, die nicht für die Veröffentlichung gedacht ist.

Das ist allerdings kein leicht begründbares Urteil. Alle Geschichten ähneln anderen Geschichten. Wo nun die Grenze zu ziehen ist, welches Muster nicht wiederholt werden sollte, das ist sehr schwer zu sagen.

Ich versuche in meinen Geschichten zumindest in ein oder zwei markanten Punkten von den klassischen Mustern abzuweichen. (In meiner Geschichte "Das Auge des Jägers" habe ich die traditionell männliche Rolle des Scharfschützen mit einer Frau besetzt, und allein das macht schon eine ganze Menge aus.)

2) Der sprachliche Stil, die Dialoggestaltung, die Detailtreue, das Szenariodesign – das alles gefällt mir schon sehr gut. Es macht Spaß, das zu lesen. Natürlich kann man das immer weiter perfektionieren, aber ich denke, da bist Du auf dem richtigen Weg.

3) Die Gestaltung der Charaktere ist noch unvollkommen. Zunächst einmal muss eine SF-Kurzgeschichte keine so tiefgründigen Charaktere aufweisen, wie man das bei einem Roman erwartet. Trotzdem sollte man bedenken, dass neben der Ereigniskette gerade die Gestaltung der Charaktere für Spannung und Lesefreude sorgen. Die beste Story bleibt für die meisten Leser irgendwie unbefriedigend, wenn die handelnden Charaktere gesichtslos sind.

Im Fall Deiner Geschichte kann ich die drei Charaktere kaum unterscheiden. Sie sind temperamentsmäßig nahezu identisch, obwohl einer von ihnen sogar ein Roboter ist. Als Autor siehst Du das natürlich anders, aber ein Leser achtet meist nicht auf Nuancen. Ich empfehle Dir deshalb, die Charaktere in Deiner nächsten Geschichte drastisch unterschiedlich anzulegen. Baue den Weisen und die Hure, den Clown und den schweigsamen Killer, den Frauenheld und die Nonne. Vielleicht wirst Du es am Anfang etwas übertreiben und musst später zurückrudern. Aber es wird dann nicht passieren, dass der Leser Deine Leute nicht auseinanderhalten kann.

Sobald Du kraftvolle Charaktere in der Story hast, entwickeln sich die Ereignisse auch in einer anderen Weise, als Du es bisher vielleicht gewohnt bist. Die Charaktere übernehmen die Führung. Am Ende müssen Deine Charaktere natürlich die Story tragen können. Wenn Du einen Buchhaltertyp in den Dschungel Südamerikas auf einen Survivaltrip schickst, wird das vielleicht ein vorschnelles Ende nehmen, also wähle die Charaktere, die Deiner Story dienlich sind, aber dann lass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. (Wie würde Charles Bronson das Problem mit Deinen Insekten regeln? Wie würde Sherlock Holmes daran gehen?)

Okay, das wars erst mal von mir.

Gruß Achillus

 

Moin moin, harrytherobot

Beim Lesen achte ich immer als erstes einmal auf die für mich persönlich wichtigsten Kriterien
a) Werde ich von den Worten in die Geschichte hineingezogen?
b) Gibt es irgendeinen (oder mehrere) Punkt(e), wo dieses Abtauchen plötzlich gestört wird? (Sei es durch nicht-logische Handlung, schlechter Schreibstil, grammatikalische Grobheiten, etc.)

In diesem beiden Punkten hast Du nach meinem Empfinden eine wirklich solide Arbeit abgelegt. Die Dialogform zu Beginn zieht den Leser schnell in das Geschehen und die Spannung, was nun mit diesen Eiern unter der Haut (liest man ja sofort raus, dass das nur auf das hinzielen kann) geschehen wird, hält ihn auch darin.

Hier würde ich meinen ersten kleinen Kritikpunkt ansetzen: Das Hauptproblem des Protagonisten ist - ob er es nun weiss oder nicht - das, was da unter seiner Haut heranwächst.
Dieses Problem wird aufgelöst durch die Amputation der Hand. Damit ist der Spannungsbogen fertig. Die Geschichte eigentlich auch. Sie darf nach meinem Empfinden hier dann vielleicht noch leise auströpfeln, mehr aber nicht. In Deiner Geschichte jedoch baut sich an dieser Stelle dann nochmal ein neuer, kleiner Spannungsbogen auf, der den Leser aber nicht mehr so richtig mitzureissen vermag.
Solltest Du die Geschichte einmal überarbeiten wollen, wäre hier meine persönliche Empfehlung: Lass die Geschichte bei
„Was ich nicht verstehe – warum möchte jemand ausgerechnet hier Urlaub machen?“ enden. Und konzentriere Dich mehr auf den Konflikt des Protagonisten. Der will auf keinen Fall, dass ein übereifriger Roboter ihm die Hand absäbelt. (Was jedem Leser nachvollziehbar sein sollte)
Gleichzeitig wächst da aber etwas unter seiner Haut heran, was so gar nicht gesund aussieht. Da steckt einiges an Potential drin, wie ich finde.

Ich würde den Protagonisten in die gedankliche Zwickmühle schicken. Wenn man das jetzt einfach schlüpfen lässt? Schlimmer als die Hand zu verlieren kann es doch eigentlich auch nicht werden, oder? Oder eben doch? Wenn das schlüpft, wird es sich durch die Haut nach aussen fressen, die Flügel recken und davon surren? Oder - und das wäre irgendwie dann doch eine echt blöde Nummer - wird sich das, was aus den Eiern schlüpft nach innen fressen?
Wie löst man so einen Konflikt? Mit einer Entscheidung. Wie trifft man eine Entscheidung? Indem man die Informationen abwägt. Ergo wäre eine weitere gute Komponente, um Spannung aufzubauen: Warum zur Hölle braucht der Roboter so ewig lang mit der Analyse? (rebooted der alle drei Minuten, weil ihm der Saft ausgeht?)

Abschliessend noch ein paar Worte von mir zum Schreibstil:

„Von wegen harmlos“, knurrte Norris und starrte angeekelt auf die Blasen, die sich auf seinem Handrücken gebildet hatten.
Du vermittelst ein Bild, bei dem Du ganz sicher gehen willst, dass der Leser Dich versteht.
Anders ausgedrückt: Du willst ganz sicher sein, dass der Leser das Bild genau so sieht, wie Du es siehst.
Nochmal anders ausgedrückt: Du willst ganz sicher sein, dass der Leser exakt das Bild ganz genau so sieht, das Du willst.
Kurz gefasst: Ich würde empfehlen, dem Leser mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Die meisten Menschen reagieren mit einer gewissen Skepsis, wenn sie das Gefühl haben, ihnen wird eine Entscheidung abgenommen.

„Von wegen harmlos“, sagte Norris und starrte auf die Blasen, die sich auf seinem Handrücken gebildet hatten.
Fehlt Dir hier wirklich etwas? Ob Norris das nun mit einem Schrecken flüstert oder verärgert knurrt, kann der Leser selbst entscheiden. Und etwas zu lesen, was dem Leser die Freiheit lässt, die Phantasie spielen zu lassen, macht mir persönlich jedenfalls meistens mehr Spass.

Es war gerade mal eine Minute her, dass der kleine fliegende Fransenteppich ihn gestochen hatte, aber die Quaddeln waren bereits so groß wie sein Daumennagel.
der kleine fliegende Fransenteppich - da klingt eine Wertung des Erzählers durch. Das ist oftmals eine gefährliche Entscheidung.
Es war gerade mal eine Minute her, dass das grün schillernde Insekt ihn gestochen hatte, aber die Quaddeln waren bereits so groß wie sein Daumennagel.
Ich finde, ein Leser hat es schwer, ein Bild im Kopf zu erzeugen, dass sich mit "fliegender Fransenteppich" deckt. Ein grün schillerndes Insekt dagegen hat jeder recht schnell vor dem inneren Auge, der einmal ein Libelle oder wenigstens eine dicke Stubenfliege näher betrachtet hat.

Den folgenden Dialog zwischen dem Protagonisten und Comanche finde ich super. Fliesst gut, ist authentisch und glaubwürdig.
Lediglich

„Gedacht, gedacht … und jetzt?"
hört sich für mich ein kleines bißchen nach amerikanischem Blockbuster-Kinofilm an. Aber das passt ja durchaus auch zum Genre.

Die Fähre war gestartet. Die Ramses, ... , der umgebaut worden war, umkreiste .... Der Kontakt war abgebrochen, doch der Kapitän hatte Zeit verstreichen lassen, bevor er das Suchkommando losschickte.
Einmal so komprimiert fällt die etwas inkonsiquente Anwendung der Zeitform auf. Es handelt sich um eine Rückblende.
Ergo
Die Fähre war gestartet. Die Ramses, der umgebaut worden war, hatte umkreist. Der Kontakt war abgebrochen, doch der Kapitän hatte verstreichen lassen, bevor er das Suchkommando losgeschickt hatte.
So bleibt die ganze Zeit deutlich, dass der Erzähler noch in der Rückblende ist.

Das Geräusch, das Norris und Comanche hörten, wurde für einen Moment leiser, um gleich darauf wieder anzuschwellen.
Aufgrund der anderen Zeitform ist sofort klar, dass der Erzähler von der Rückblende wieder zurück in der Aktion ist. Und den Protagonisten haben wir schon begleitet, sind schon recht nah an ihm dran. Wir fühlen als Leser ja selbst schon das verdächtige Jucken aus dem Handrücken.
Das Geräusch wurde für einen Moment leiser, um gleich darauf wieder anzuschwellen.
reicht daher aus meiner Sicht völlig aus.

„Ach du Scheiße! Sieh dir das mal an …“
Ohne Comanches Reaktion abzuwarten, rannte er zum Heck des Gleiters
Das hat mich ein bißchen gestört. Man sagt eigentlich nie "Sieh dir das mal an" und rennt sofort weg. Also entweder
„Ach du Scheiße!“
Ohne Comanches Reaktion abzuwarten, rannte er zum Heck des Gleiters
oder
„Ach du Scheiße! Sieh dir das mal an …“
Comanche betrachtete die geschwollene Hand, zeigte jedoch keine erkennbare Reaktion. Norris wartete nicht länger und rannte er zum Heck des Gleiters

So weit mal von meiner Seite. Ich hoffe, ich komme nicht zu klugscheisserisch rüber... Was ich schrieb, spiegelt nur meine persönliche Meinung, mein persönliches Empfinden wieder.

Summend-brummenden Gruß,
Oli

 

Also, die Story ist recht ordentlich. Sie haut mich aber auch nicht um.
Lassen wir mal kurz außen vor, dass die Grundidee nichts besonderes ist. Das muss sie auch nicht. Du kannst trotzdem eine spannende Geschichte daraus machen. Das ist Dir auch zum Teil gelungen.
Warum "zum Teil"?
Weil Du meines Erachtens einige Gelegenheiten auslässt.

Der Einstieg ist gelungen. Da passiert gleich was. Schön wären noch ganz grobe Charakterisierungen der Figuren. Zwar sind diese Attribute nicht wichtig für die eigentliche Geschichte, aber für die Identifikation des Lesers mit den Figuren, und das ist bei einer Horrorstory wie dieser wichtig. Ich leider doch nicht mit einer Figur, die mir egal ist.
Der zweite Abschnitt ist aber ein Infodump. Dabei ist das darin beschriebene Geschehen es durchaus wert, "ausformuliert" zu werden, in Form einer Rückblende zum Beispiel.
Das zweite ist die Amputation. Wie Perdita richtig feststellt, ist es ein plausibles SF-Element, die problemlos durchführen zu können. Aber wenn sie gefährlich oder schmerzhaft ist, ist es viel "schöner" für eine dramatische Geschichte!
Das Ende geht mir dann zu schnell. Man rechnet ja schon damit, dass die Touristen "assimiliert" wurden, eine Überraschung ist es nicht. Und auch die Spannungskurve steigt nicht nochmal.

Fazit: Nicht übel, aber in Sachen Spannung viel Potenzial verschenkt.

Uwe
:cool:

 

Hallo Perdita, Achillus, Osh und Uwe!
Zunächst seid bedankt für eure Kommentare, die wieder mal zeigen, wie aufschlussreich die Sicht von außen sein kann. Da hockt man im Gestrüpp seiner kleinen Geschichte (die eigentlich nur ein Happen für den kleinen SF-Hunger zwischendurch sein will), und der/die Leserinnen haben von oben eine viel klarere Sicht auf die Geschehnisse. Das ist ungemein hilfreich, obwohl man im ersten Moment kaum glauben kann, was man auf knappen drei Seiten so alles versäumt, verschenkt oder vergessen haben soll. Bei näherer Betrachtung stellt man aber fest: fuck! sie haben mit vielem recht!

Perdita: ursprünglich gab es auschließlich stinknormale Insekten, also nichts mutiertes oder so, bis mich jemand darauf hinwies, dass in einer SF-Story fremdartiges Gewürm und Geziefer unbedingt angesagt sind, womit er, genau wie Du, natürlich völlig recht hat. Und so habe ich aus dem Schmetterling, der Norris gestochen hat, einen kleinen Fransenteppich gemacht, den Ameisen Wachstumshormone gegeben, ihnen ein grünes Fell verpasst und geglaubt, das müsse reichen. Genug Gewürz für den Happen zwischendurch. Irrtum. Ich schätze, da muß ich nochmal nachlegen.
Dass Dir der Rest gefallen hat, freut mich sehr. Und länger werden die Stories auf jeden Fall. Danke nochmal für den Kommentar.

Achillus: Du lieferst mir hier eine sehr ausführliche und kompetente Analyse der Geschichte, in die du höchstwahrscheinlich viel Zeit und Sorgfalt gesteckt hast. Das weiß ich sehr zu schätzen und danke Dir dafür. So was hilft dabei, sich weiter zu entwickeln. Ich bin mir nicht sicher, ob es was bringt, die Geschichte umzuschreiben und den beiden nachträglich Charakterzüge zu verpassen. Aber du hast natürlich recht, und ich werde bei der nächsten Geschichte versuchen, darauf zu achten, dass die Figuren nicht wie Gemüts-Klone agieren. Unterm Strich lese ich mal heraus, dass du dich zumindest nicht gelangweilt hast.
Danke für die Arbeit, die du dir gemacht hast.

Osh: Wenn ich mich nicht irre, ist deine Kritik auch zugleich dein erster Beitrag hier im Forum. Also, herzlich willkommen!
Auch dir muß ich sagen: Respekt, du hast dir Zeit genommen, sehr ausführlich deine Bedenken angemeldet und auch, was mir natürlich sehr gefallen hat, nicht mit Lob gegeizt. Genau so stelle ich mir konstruktive, inspirierende Kritik vor. Die Zeitfehler in der Rückblende werde ich korrigieren, aber an der Geschichte selbst aus oben erwähnten Gründen nichts mehr ändern.
Übrigens hat mich deine profunde und phantasievolle Kritik neugierig auf deine erste Geschichte hier gemacht, und siehe: hab sie gerade gelesen und muss sagen, sehr spannend, sehr professionell, eine wirklich guter kleiner Text. Eine erstklassige Schreibe, wenn der Ausdruck gestattet ist.

Uwe: Danke auch dir für deinen Kommentar. Tja, so ist das - Perdita wünscht sich mehr mutierte Insekten, und du hättest gern eine kleine Splattereinlage gesehen. Total verständlich - auch für mich eigentlich unverzichtbare Details einer solchen Geschichte, aber der Gedanke an eine richtig schöne blutige Szene ist mir nie gekommen. Vielleicht habe ich unbewusst darauf verzichtet, weil ich die schmale Grenze zum Horror nicht übertreten wollte. Alles nicht so einfach, wenn man alles auf (oder in?) drei Seiten packen möchte. Aber man lernt dazu, eine neue Story wartet, und vielleicht geraten dann echte Persönlichkeiten irgendwo im Weltraum in große Schwierigkeiten und werden von grauenhaften Kreaturen zur Ader gelassen... Ich versuch's jedenfalls.
Herzliche Grüße
Harry

 

Wenn ich mich nicht irre, ist deine Kritik auch zugleich dein erster Beitrag hier im Forum. Also, herzlich willkommen!

Er trat durch die Schwingtür. Die Gespräche verstummten. Köpfe wendeten sich ihm zu. Das Piano ließ die letzten Töne ausklingen. Der Barmann spuckte auf den Boden und fuhr damit fort, die Gläser zu polieren. Nachdem sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, ging er zum Tresen. Dutzende Augenpaare folgten jeder seiner Bewegungen. "Was darf's denn sein, Fremder?" fragte der Barmann.

Ich dachte ja, ich könnte mich unauffällig hier rein mogeln ... ;)

Vielen Dank fürs Willkommen und natürlich auch für Dein doppeltes Lob.

wilde Westgrüße
Oli

 

Servus Harry,

zu Beginn will ich gestehen, dass mir viele deiner Texte bis jetzt entgangen sind, für mich warst du bis heute einfach der schräge Vogel, der die Geschichte von Fichte und Rettich und die mit dem herrlich verrückten Alten im Heim geschrieben hat. Vielleicht ist es dir ein kleiner Trost, wenn ich sage, dass du nicht das einzige der zehntausend Mitglieder hier bist, von dem ich noch nicht alle Geschichten kenne. Na ja, zumindest ist es dir gelungen, mich jetzt einmal in die SF-Abteilung zu locken.

Und gleich noch was will ich an den Anfang stellen, nämlich mein Resümee zu dieser Geschichte:

Die fand ich stilistisch gelungen, originell, kurzweilig, spannend, teilweise sogar witzig, sie war also ein rundum erfreuliches Leseerlebnis für mich.
Natürlich las ich dann auch die bisherigen Kommentare zum Text und ich muss sagen, dass ich die verschiedenen Einwände durchaus nachvollziehen konnte, dass erst die wirklich klugen Analysen von perdita, Uwe und vor allem Achillus und Oli mir die Augen geöffnet haben für kleine Schwächen bzw. Unzulänglichkeiten der Story, die mir selbst überhaupt nicht aufgefallen sind. Allerdings bin ich in diesem Genre völlig unbedarft (ja, irgendwann vor fünfunddreißig Jahren oder so las ich mal Sachen von Lem und natürlich nahezu alles von Jules Verne) und obendrein bin ich überhaupt nicht firm was die Theorie des Schreibhandwerks betrifft, nur ein sehr intuitiver Leser halt, also was ich sagen will: Für mich funktionierte deine Story einwandfrei und machte mich neugierig auf deinen ganzen anderen Kram, du scheinst ja was die Genres betrifft sehr vielseitig zu sein.

Bis bald, Harry.

offshore

 

Hallo Offshore,
dein Lob ist ja ziemlich uneingeschränkt, wird allerdings durch einen Umstand ein winziges bisschen geschmälert, nämlich, dass du, wie du selbst sagst(oha - böse Kommafalle. Keine Ahnung, ob man da heil rauskommt), keine Ahnung von der Materie SF hast. Macht aber nichts, denn allein schon mit dem Wort 'rundum erfreuliches Leseerlebnis' bin ich mehr als zufrieden. Das kriegt man schließlich nicht so oft zu hören. Dafür also herzlichen Dank.

Immerhin hast du als Kind (oder Jugendlicher) was von Lem gelesen. Vielleicht das Falsche? Vielleicht 'Memoiren, gefunden in der Badewanne' ? Wäre das mein erster Text von Lem gewesen, hätte ich schätzungsweise nie wieder was von ihm angerührt. Ich habe glücklicherweise 'Eden' in die Finger bekommen (als zweibändiges Groschenheft!), und war angefixt.
Herzliche Grüße nach Wien
Harry

 

Hallo harrytherobot,

das ist ein echt genialer Titel :)
Der Anfang gefällt mir überhaupt gut. Ich hab nach der Geschichte noch drei von dir angeklickt, und das waren allesamt gute Anfänge, immer schön gleich in die Handlung rein. Behalt das bei, das macht Spaß zu lesen!

Hier gefällt mir der Rest der Story nicht so besonders, weil der Spannungsbogen irgendwie so ... wegsackt. Es steigert sich nicht zur Mitte hin, sondern nimmt ab (die Insekten werden denen nie gefährlich, die Amputation ist kein Problem, höchstens lästig). Und das Ende ist auch halt ... ja, da besteht nie Gefahr, es gibt keinen Widerstand zu überwinden, das Rätsel ist blitzschnell aufgeklärt, Auftrag ausgeführt, holt uns hier ab, okay, ich und mein Kollege schlafen demnächst ein bisschen schlechter.
Das ist alles ein bisschen unbefriedigend. Zu wenig Gefahr, zu wenig Probleme.
Und, das wurde auch schon mehrfach angesprochen, die Charaktere sind nicht plastisch genug, um mit denen mitzufiebern. Hat sich zB irgendeine Figur entscheidend weiterentwickelt durch das Erlebte? Nö, oder? (Ok, es gibt die Alpträume. Da geht doch aber bestimmt noch mehr ...)

Dass die Insekten auf dem fremden Planeten halt Insekten sind - in der pimped-up-alien-Version - störte mich weniger. Sonst häng ich mich gerne mal an solchen Details auf, aber ich bin von SF-Filmen (und den meisten Büchern) gar nichts anderes gewohnt. In Avatar zum Beispiel sieht man ja wirklich in jedem Vieh und jeder Pflanze, welches irdische Vorbild da genommen wurde. Farne, Pusteblumen, Lianen, Pilze, Panther-Wolf-Chimären, irgendwelche Saurier, ...
Wenn man eine außerirdische Fauna und Flora plausibel beschreiben wollte, müsste man sich erstmal fragen, ob es überhaupt eine Trennung in Fauna und Flora geben würde, und dann dürfte man solche Sätze schon mal nicht schreiben:
"Sie überflogen das dicht bewaldete Gebiet"
denn, was ist ein Wald? Warum sollte es da einen Wald geben?
Will sagen: eigentlich müsste man so viel Energie allein in das Setting stecken und den Aufwand ist es meist nicht wert. Es lenkt entweder von der Story ab oder macht die Story sogar unmöglich. Falls das außerirdische Leben wirklich fremdartig dargestellt wird, ist es dann auch Thema der Story.
Dann lieber erstmal Gehirnschmalz in Plot und Figuren investieren.
Und vielleicht als Kompromiss: die Aliens nicht mit den Namen Ameise, Schnecke und Moos nennen, sondern betonen, dass die menschlichen Beobachter durch deren Anblick an Ameisen, Schnecken und Moos erinnert werden.

Ansonsten: Dran bleiben! :)

 

Hallo harry!
Der Titel, jawohl. Zumindest ist er auffällig, was ja wohl wenigstens eine Eigenschaft eines Titels sein sollte.

Ansonsten habe ich die Geschichte in einem unterhaltsamen Rutsch gelesen, habe mir kaum Notizen gemacht und man möchte meinen, ich hätte kaum etwas daran auszusetzen.
Aber, je länger ich darüber nachdenke (schon das ist ein Pluspunkt für den Text!), fehlt mir eine genaue Zuordnung des Stückes. Was will er sein.
Ich gebe zu, dass ich einen ganzen Teil während des Lesens geglaubt habe, wir hätten es mit einer Groteske à la Sheckley zu tun. Doch ich glaube, die Story kann sich dann nicht recht entscheiden, ob sie nicht vielleicht doch lieber eine klassische Abenteuergeschichte eines Weinbaum wäre.

Wobei der Eindruck natürlich streng subjektiv ist.

Der Einstieg hat mir gut gefallen, gerade mir, der sich an Dialogen abarbeiten kann und trotzdem immer wieder daran scheitert. Du hättest aber hier schon die Möglichkeit gehabt, deine Charaktere auszuarbeiten. Ich für meinen Teil hatte Mühe zu wissen, wer spricht.

Den Fransenteppich hätte ich geändert, nicht zuletzt er hat mich denken lassen, wir sind hier in einem recht lustigen Setting.

Ein wirklich vages Ding:

„Hab‘ gedacht, es wär’n Schmetterling oder sowas. Sah doch genau so aus …“

Um der Verknappung und damit der Umgangssprachlichkeit Willen hätte ich die beiden Sachen auch noch rausgenommen.

In der ersten Hälfte wähnte ich mich auf dem Weg zu einem wirklich innovativen, modernen Werwolf-Motiv, aber du hast es vorgezogen (na ja, wahrscheinlich von Anfang an), die konventionelle Variante zu wählen, die für den Leser nun wirklich keine Belohnung in Form einer Überraschung bereit hält. Ich hab's nicht auf dem Plan gehabt, weil es halt ... konventionell ist.

Aber dafür hast du recht geschickt gearbeitet, das Hopsen von Absatz zu Absatz, in dem jeweils eine Information enthüllt wird, hat schon was. Doch du hast es nicht unbedingt konsequent durchgezogen.

Wie gesagt, ich gebe ziemlich viel Schuld dem Fransenteppich, der mich auf die falsche Fährte lockte. Wenn ich gleich von einer reinen Spannungsstory ausgegangen wäre, hätte das Stück mir vielleicht sogar noch besser gefallen, als es das letzten Endes schon getan hat.


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Möchtegern und Hanniball!
Zunächst bedanke ich mich für eure Ideen und Vorschläge das Geziefer betreffend. Im Grunde hatte ich nicht mit so einer(für meine Verhältnisse) großen Zahl von Kommentaren für diesen kleinen Text gerechnet. Und unterm Strich höre ich sogar mehr Zustimmung als Ablehnung raus, was mich sehr freut.
@Möchtegern : tja, der Anfang gefällt mir selbst. Allerdings find ich auch den Rest nicht übel. Du hast schon recht, man hätte mehr Action und Spannung reinbringen und auch die Figuren plastischer beschreiben können, allerdings hätte das den 3-Seiten Rahmen, den ich mir gesteckt hatte, natürlich gesprengt. Dein letzter Satz enthält eine wertvolle Anregung, was das Beschreiben von außerirdischen Lebensformen betrifft. Ich werd's mir merken und bei der nächsten Story, sofern wieder irgendwelche Kreaturen auftauchen(womit stark zu rechnen ist), auf jeden Fall beherzigen. Danke für deine Meinung und für's mutmachen,Möchtegern.
@Hanniball : Dass Du mit einer Werwolfstory gerechnet hast, ist allerdings kurios. Damit hab ich nun wirklich nicht gerechnet. Tut mir fast leid, Dich enttäuscht zu haben. Das wäre wohl wirklich mal was Neues gewesen, wenn ich so drüber nachdenke - aber ich hatte in der Tat eine ganz und gar konventionelle Story in der Tradition des 'Golden Age' im Auge.
Aber wenn dir die Geschichte trotzdem, wenn auch mit Abstrichen, gefallen hat, freut mich das sehr. Ich rede mal ein ernstes Wort mit dem Fransenteppich, der Dich in die Irre geführt hat. Das jemand den Namen Stanley Weinbaum in Verbindung mit meiner Geschichte erwähnt, freut mich außerordentlich... Auch Dir danke ich sehr für Deine kompetente Kritik.
Herzliche Grüße
Harry

 

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