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Der Schneemann

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12.10.2019
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Der Schneemann

Auslöser: Florian Meimberg@tiny_tales 23. Dez. 2009: "Eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Außerdem war ihr Mann weg. Ein Zusammenhang, der ihr erst im März klar werden sollte."

Meine Geschichte dazu:

Seit Wochen war es kalt. Immer wieder hatte es ein wenig geschneit, aber es reichte nicht, dass die Kinder eine Schneeballschlacht machen oder mit ihren Bobs die kurzen Hänge hinuntersausen konnten. Endlich - Mitte Januar - kündigte der Wetterfrosch ausgiebige Schnellfälle an und eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Die Kinder hatten nach Rüebli, Hut, Schärpe und Knöpfen gefragt und den Reisigbesen aus der Garage genommen.

Julia freute sich. Sie liebte Schnee, nicht auf den Strassen, aber in den Gärten. Sie mochte die veränderten Lichtverhältnisse, die Helligkeit tat ihr gut.

Eine Stunde später fing sie an sich Sorgen zu machen. Martin hatte Nachtschicht gehabt und sie hatte ihn auf 8 Uhr erwartet, wie immer. Die Nachtschicht erforderte von ihnen beiden Flexibilität, insbesondere auch für ihre Beziehungspflege. Beide liebten die Zeit, wenn Martin am Morgen nach Hause kam. Die Kinder waren in der Schule. Julia bereitete immer ein Frühstück vor, das auch Spiegeleier oder Rühreier oder ein Käse- oder Fleischplättli enthielt. Martin hatte meistens richtig Hunger, wenn er nach Hause kam. Nach dem Frühstück ging er duschen und Julia räumte die Küche auf. Wenn sich Martin ins Bett legte, kuschelten sie, bis Julia spürte, dass er eingeschlafen war, dann stand sie wieder auf.

Wo blieb Martin? Was war geschehen? Die Fragen blieben unbeantwortet, Martin kam nicht mehr nach Hause.

Julia ging es nicht gut. Sie litt unter dem Verschwinden von Martin. Traurig sass sie am Fenster. Es war März und es schneite. Sie schaute den Flocken zu, wie sie tanzten. Ihre Augen folgten den Schneekristallen, wie sie umhergewirbelt wurden. Immer wieder versuchte sie, eine bestimmte Flocke zu fixieren. Sie fiel, wurde wieder hinaufgewirbelt, fiel, wurde nach rechts und nach links und diagonal nach oben und nach unten, von Julia weg und auf Julia zu gewirbelt. Irgendwann fing sich etwas in Julia zu regen. Sie fing wieder an zu denken. Das, was in ihr wie zusammen gefroren war, begann sich zu lösen. Julia wurde bewusst, dass an dem Tag, an dem der Schneemann gekommen war, Martin, scheinbar ohne vorgängig zu informieren, verschwand bzw. nicht nach Hause kam. Julia zog sich warm an und stapfte durch den Schnee zum Schneemann. Sie ging um den Schneemann herum und schaute sich um. Da sah sie Martin, beim Frühstück, in einem anderen Haus.

Julia hatte sich, im Schneesturm, der im Januar den ersten Schnee gebracht hatte, in der Hausnummer geirrt, als sie am Vorabend, bevor der Schneemann kam, an der Tankstelle noch rasch ein Fondue gekauft hatte und dann nach Hause zurückgekehrt war.

 

Hallo @Irene Heggli ,

herzlich Willkomen bei den Wortkriegern.
Ich liebe es ja, solche prompts zu entdecken und mich gedanklich in ihnen zu verlieren. Schön, dass dich auch einer von ihnen angestoßen hat.

Auslöser: Florian Meimberg@tiny_tales 23. Dez. 2009: "Eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Außerdem war ihr Mann weg. Ein Zusammenhang, der ihr erst im März klar werden sollte."
Als Leser interessiert mich das allerdings nicht. Es ist der erste Schritt, den ich in deine Geschichte tue und huch... dann merke ich, dass ich mich noch gar nicht in deiner Geschichte befinde. Wenn du so etwas mitteilen möchtest, dann über die Infobox, die man füllen kann, wenn man einen Text einfügt oder als seperaten post unter den eigentlichen Text.

So, jetzt aber weiter im Text. Ich gehe da nicht groß stilistisch rein, habe vielmehr ein paar allgemeine Anmerkungen und Fragen.

Wo blieb Martin? Was war geschehen? Die Fragen blieben unbeantwortet, Martin kam nicht mehr nach Hause.
Und Julia ruft nicht der Polizei? Was ist mit den Kindern? Wenn ein Partner/Elternteil verschwindet, dann ist das doch eine Katastrophe, es reißt alles nieder, es ist in jedem Atemzug spürbar. Hier nicht.
Julia ging es nicht gut. Sie litt unter dem Verschwinden von Martin. Traurig sass sie am Fenster. Es war März und es schneite.
Es ging ihr also nicht gut. Hm. Sie leidet. Ok. Das sagst du mir so. Zeigen tust du es mir nicht. Ich meine, ich hoffe wirklich, dass du sowas noch nie erlebt hast, aber stell es dir mal in einer mutigen Minute vor. Schreib mal auf, was dir da durch den Kopf geht, wie sich dein Körper anfühlt.
Du willst ja mit deinem Text Gefühle im Leser auslösen (Man, Julia und Martin lieben sich. Verdammt, wo ist er nur hin? Ohje, es muss Julia richtig schlecht gehen), dann schaffst du aber nicht, wenn du einfach nur erklärst. Die Szene, mit der Morgenroutine der Beiden, dass war schon mehr zeigen als erklären.

Sie schaute den Flocken zu, wie sie tanzten. Ihre Augen folgten den Schneekristallen, wie sie umhergewirbelt wurden. Immer wieder versuchte sie, eine bestimmte Flocke zu fixieren. Sie fiel, wurde wieder hinaufgewirbelt, fiel, wurde nach rechts und nach links und diagonal nach oben und nach unten, von Julia weg und auf Julia zu gewirbelt.
Hier frage mich beim Lesen, was du mir sagen willst, denn ich gehe davon aus, das jeder Satz in deiner Geschichte wichtig ist und du mir hier nicht einfach nur die Bewegung von Schneekristallen beschreiben willst. Oder?
Das, was in ihr wie zusammen gefroren war, begann sich zu lösen.
zusammengefroren zusammenschreiben
An sich ein schönes Bild. Aber noch wirkungsvoller wäre es gewesen, wenn du es vorher schon eingebaut hättest. Wenn Julia mit jeder Stunde, in der sie auf Martin wartet, bewegungsloser wird, ihre Gedanken zäher. Da hättest du mir auch ein wenig gezeigt, wie schlecht es Julia geht.
Julia wurde bewusst, dass an dem Tag, an dem der Schneemann gekommen war, Martin, scheinbar ohne vorgängig zu informieren, verschwand bzw. nicht nach Hause kam.
Der Satz klingt sehr nach einem Bericht. "Vorgängig" ist ein sehr ungewöhnliches Wort für einen fiktionalen Text. Und der Schneeman war ja nicht einfach gekommen (Im Übrigen, "kommt" ein Schneeman nicht. Er wird gebaut, oder taucht vielleicht sogar überraschend auf). Ihre Kinder haben den doch gebaut, sie haben doch eine Karotte und so geholt, oder?

Und dann kommt die Pointe. Der Zusammenhang zwischen Schneeman und vermissten Mann. So wie es der prompt oben ja verspricht. Du hast ihn mir ja gegeben.

Julia hatte sich, im Schneesturm, der im Januar den ersten Schnee gebracht hatte, in der Hausnummer geirrt, als sie am Vorabend, bevor der Schneemann kam, an der Tankstelle noch rasch ein Fondue gekauft hatte und dann nach Hause zurückgekehrt war.
:susp: Watt?? Sie verläuft sich auf einer kleinen Besorgungstour, betritt ein Nachbarhaus, das genauso (!) aussieht wie das Eigene (Nicht nur von Außen, nein, auch von innen, jedes Detail, selbst der Schlüssel), das leer steht, sonst würden sich die Bewohner ja fragen, was die Fremde da tut. Julia fragt sich nicht, wo ihre Kinder sind, und überhaupt, wenn der Schneemann nach ihrem Verlaufen aufgetaucht ist, dann müssen ihre Kinder sich auch verlaufen haben, denn sie fragen ja danach nach Karotten und dem Reisigbesen aus der Garage und leben dann mit der trauernden Mutter in dem falschen Haus? Und Martin sucht in all der Zeit nicht nach seiner verschwundenen Frau? Hängt keine Zettel auf, klingelt bei Nachbarn.
Und was ist der Zusammenhang zwischen Schneemann und vermisstem Martin?

Da müsstest du noch mal ran, Irene Heggli, nicht mal an den Stil und die Sprache, ne, in erster Linie an den Plot.

man liest sich
huxley

 

Hallo huxley, ganz herzlichen Dank für dein ausführliches Feedback! Ich bin am Suchen, wie viel ich in meinen Geschichten schreiben "muss" und wie viel ich offen lassen darf. Wie viel "künstlerische Freiheit" habe ich? Der Leser entscheidet und ich setze mich sehr gerne mit deinen Anregungen auseinander. Die tiny tales setze ich gerne an den Anfang, damit der Leser eine Idee erhält und ich ihn - hoffentlich - mit meiner Version überraschen kann. Herzliche Grüsse, Irene

 
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Liebe Tadita, auch dir, vielen Dank für dein wohlwollendes Feedback! Ich bleibe dran! Herzliche Grüsse, Irene

 

Moin Irene,

Auslöser: Florian Meimberg@tiny_tales 23. Dez. 2009: "Eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Außerdem war ihr Mann weg. Ein Zusammenhang, der ihr erst im März klar werden sollte."

Meine Geschichte dazu:

Ich finde, das braucht es nicht. Würde ich definitiv streichen und direkt mit der Geschichte beginnen.

Seit Wochen war es kalt. Immer wieder hatte es ein wenig geschneit,
Würde ich streichen. Wenn es immer wieder geschneit hatte, ist es klar, dass das Wetter auch kalt ist

Nimm es mir nicht übel, aber ich möchte dir mein ehrliches Feedback geben, Irene, denn nur so lernt man etwas und bekommt die Möglichkeit, besser zu werden.
Der Plot funktioniert deswegen nicht, weil er nicht nur absolut unglaubwürdig ist, sondern auch unlogisch.

Julia hatte sich, im Schneesturm, der im Januar den ersten Schnee gebracht hatte, in der Hausnummer geirrt, als sie am Vorabend, bevor der Schneemann kam, an der Tankstelle noch rasch ein Fondue gekauft hatte und dann nach Hause zurückgekehrt war.

Also Julia geht während eines Schneesturms einkaufen, irrt sich auf dem Nachhauseweg in der Hausnummer und wohnt mehrere Wochen in einem fremden Nachbarhaus? Wie kommt sie da rein? Wundern sich die Bewohner des Hauses nicht, dass dort eine Fremde wohnt? Und würden Julias Kinder oder ihr Ehemann sie nicht nebenan ab und zu sehen? Und ist das wirklich logisch, dass das einer Frau passieren kann (außer sie leidet an einer schweren psychiatrischen Krankheit - davon lese ich aber hier im Text nichts und sehe auch keine Hinweise platziert).

Also ich sehe hier die Ambition, eine Geschichte erzählen zu wollen, auch das Gefühl der Autorin, einen Plottwist am Ende erzeugen zu wollen, aber so funktioniert das nicht. Es ist unglaubwürdig und unlogisch und das sage ich jetzt nicht, um dich zu kränken, sondern um dir die Möglichkeit zu geben, an deinen Baustellen zu arbeiten. Ich sehe eine gewisse Fantasie und Vorstellungsvermögen, mach etwas daraus und probiere eine neue Story und achte darauf, sie glaubwürdig und plausibel zu gestalten.

Beste Grüße
zigga

 

Moin Irene,

Auslöser: Florian Meimberg@tiny_tales 23. Dez. 2009: "Eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Außerdem war ihr Mann weg. Ein Zusammenhang, der ihr erst im März klar werden sollte."

Meine Geschichte dazu:

Ich finde, das braucht es nicht. Würde ich definitiv streichen und direkt mit der Geschichte beginnen.

Seit Wochen war es kalt. Immer wieder hatte es ein wenig geschneit,
Würde ich streichen. Wenn es immer wieder geschneit hatte, ist es klar, dass das Wetter auch kalt ist

Nimm es mir nicht übel, aber ich möchte dir mein ehrliches Feedback geben, Irene, denn nur so lernt man etwas und bekommt die Möglichkeit, besser zu werden.
Der Plot funktioniert deswegen nicht, weil er nicht nur absolut unglaubwürdig ist, sondern auch unlogisch.

Julia hatte sich, im Schneesturm, der im Januar den ersten Schnee gebracht hatte, in der Hausnummer geirrt, als sie am Vorabend, bevor der Schneemann kam, an der Tankstelle noch rasch ein Fondue gekauft hatte und dann nach Hause zurückgekehrt war.

Also Julia geht während eines Schneesturms einkaufen, irrt sich auf dem Nachhauseweg in der Hausnummer und wohnt mehrere Wochen in einem fremden Nachbarhaus? Wie kommt sie da rein? Wundern sich die Bewohner des Hauses nicht, dass dort eine Fremde wohnt? Und würden Julias Kinder oder ihr Ehemann sie nicht nebenan ab und zu sehen? Und ist das wirklich logisch, dass das einer Frau passieren kann (außer sie leidet an einer schweren psychiatrischen Krankheit - davon lese ich aber hier im Text nichts und sehe auch keine Hinweise platziert).

Also ich sehe hier die Ambition, eine Geschichte erzählen zu wollen, auch das Gefühl der Autorin, einen Plottwist am Ende erzeugen zu wollen, aber so funktioniert das nicht. Es ist unglaubwürdig und unlogisch und das sage ich jetzt nicht, um dich zu kränken, sondern um dir die Möglichkeit zu geben, an deinen Baustellen zu arbeiten. Ich sehe eine gewisse Fantasie und Vorstellungsvermögen, mach etwas daraus und probiere eine neue Story und achte darauf, sie glaubwürdig und plausibel zu gestalten.

Beste Grüße
zigga

Hallo Zigga, vielen Dank! Ich nehme nichts übel, sondern danke allen herzlich, die sich Zeit für ein Feedback nehmen. Bis vor kurzem wurde ich nur von Menschen gelesen, die mich kennen. Das ist nicht dasselbe, wie für unbekannte Leser zu schreiben. Beim unbekannten Leser schwingt nichts mit, man "hört" den Autor nicht. Ich weiss noch nicht, ob ich am Schneemann noch arbeiten werde. Allenfalls stelle ich mich mit einer anderen Geschichte den unbekannten Lesern. Vielleicht wird irgendwann eine Entwicklung sichtbar. Ich wünsche dir einen guten Tag! Herzliche Grüsse, Irene

 

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