Der Schneemann
In Finnland lag bereits eine Menge Schnee. Wohin man blickte, überall sah man weiß bedeckte Wiesen und verschneite Wälder. Die Leute waren mit ihren Schlitten unterwegs und die Kinder spielten stundenlang im Schnee. Auch die Freunde Jan, Björn und Niklas beschlossen, nach der Schule einen Schneemann zu bauen. Jan nahm Nüsse für die Augen und den Mund des Schneemannes mit, Björn packte einen schönen Hut und einen dicken Schal ein, und Niklas brachte eine große Karotte für die Nase des Schneemannes und einen Besen den er in der Hand halten sollte.
Die drei Buben gingen zur großen Wiese vor dem nahe gelegenen Wald und suchten einen geeigneten Platz für ihren Schneemann. Sie formten drei verschieden große Schneekugeln und setzten sie der Reihe nach übereinander. Dann bekam ihr Schneemann zwei Arme und zum Schluss machten sie aus den Nüssen zwei Augen und einen Mund, setzten dem Schneemann den Hut auf, wickelten ihm den roten Schal um den Hals und steckten den Besen in seine rechte Hand. Jetzt fehlte nur noch die Nase. Niklas suchte die Karotte, konnte sie aber nicht mehr finden. „Die Karotte ist weg“ sagte er zu den beiden anderen. „Da, schaut“ rief Jan „ein Hase rennt dort drüben, mit der Karotte zwischen seinen Zähnen“. Schnell liefen die drei hinter dem Hasen her, aber der sprang so flink durch den Schnee, dass sie ihn nicht mehr einholen konnten. Es war schon spät und Jan, Björn und Niklas mussten nach Hause und den Schneemann ohne Karottennase zurücklassen.
Am nächsten Tag kam ein Eichhörnchen aus dem Wald gelaufen. Es rannte beim Schneemann vorbei und sah dass er keine Nase hatte, es spottete: „Ha, ha, ein Schneemann ohne Nase, ein Schneemann ohne Nase“. Lachend sprang das Eichhörnchen in den Wald zurück und erzählte allen Waldbewohnern die es traf, was es gesehen hatte. Schon bald hatte sich herumgesprochen, dass auf der verschneiten Wiese vor dem Wald ein Schneemann ohne Nase stand. Alle wollten ihn sehen und so versammelten sich viele Tiere beim Schneemann, manche lachten ihn aus und andere starrten ihn mit offenem Mund an.
Das Rentier Olaf war gerade auf dem Weg zurück in den Wald, als es die versammelte Runde sah und fragte: „Was ist hier los, warum seid ihr alle hier?“ Der Elch erklärte dem Rentier: „Da schau mal, da steht ein Schneemann ohne Nase“ und begann laut zu lachen. Auch die anderen Tiere fingen zu kichern an und manche wälzten sich sogar am Boden vor Lachen. Das Rentier sah den traurigen Schneemann an und brüllte: „Hört auf über den Schneemann zu lachen, er kann doch nichts dafür dass ihm seine Erbauer keine Nase gegeben haben. Seht ihr nicht, dass der Schneemann schon ganz traurig ist? Geht wieder zurück in den Wald!“ Die schadenfrohen Tiere hörten auf das Rentier und gingen wieder nach Hause.
„Danke dass du mir geholfen“ sagte der Schneemann zum Rentier. „Ist doch klar! Aber warum hast du keine Nase?“ fragte Olaf verwundert. Der Schneemann antwortete: „Der Hase hat die Karotte gefressen, bevor die Kinder die mich gebaut haben, sie befestigen konnten. Kannst du mir nicht eine Karottennase besorgen?“ Olaf versprach dem Schneemann, dass er ihm helfen werde und ging weiter in den Wald.
Zwei Tage waren vergangen, und der Schneemann hatte Olaf nicht wieder gesehen. Er zweifelte bereits daran, dass das Rentier sein Versprechen, ihm eine Nase zu besorgen, halten würde. Immer wieder kamen die Tiere aus dem Wald bei ihm vorbei und tuschelten, weil er keine schöne Nase wie andere Schneemänner hatte. Besonders das Eichhörnchen hatte es auf ihn abgesehen, jedes Mal wenn es den Schneemann sah, lachte es ihn laut aus.
Es war schon spät am Abend, als der Schneemann plötzlich von weitem das Läuten von Glöckchen hörte. Das Geräusch kam langsam näher und der Schneemann konnte erkennen, dass sechs Rentiere auf ihn zukamen, die einen großen Schlitten zogen. Die Rentiere hielten den Schlitten genau vor dem Schnee-mann an, und ein Mann mit weißem Bart und einem dicken Bauch stieg herab. Er hatte einen roten prächtigen Mantel an, darunter eine rote Hose und auf dem Kopf trug er eine lange rote Zipfelmütze. „Hallo Schneemann“ sagte er, „ich bin der Weihnachtsmann und bringe dir dein Geschenk“. Der Schneemann wusste nicht von welchem Geschenk der Weihnachtsmann sprach, eigentlich bekamen nur brave Kinder Weihnachtsgeschenke. Der Weihnachtsmann ging zum Schlitten und holte eine große, orange Karotte herunter. Er ging zum Schneemann, brachte die Karotte im Gesicht des Schneemannes an und sagte: „Das ist Dein Geschenk! Olaf hat mir erzählt, dass du dir so sehr eine Karottennase wünscht“. Der Schneemann war begeistert, er freute sich so sehr über seine Nase. Jetzt erkannte er dass eines der Rentiere die den Schlitten zogen Olaf war und er rief ihm zu: „Danke Olaf! Du bist ein wahrer Freund.“ Der Weihnachtsmann stieg auf seinen Schlitten und die Rentiere liefen los.
Am nächsten Morgen kamen die Tiere aus dem Wald und staunten über die schöne große Karottennase des Schneemannes. „Wo hast Du die Karotte her, Schneemann?“ fragte das Eichhörnchen. „Der Weihnachtsmann hat sie mir gebracht. Hast du denn nichts von ihm bekommen?“ fragte der Schneemann und lachte das Eichhörnchen aus. Beleidigt ging es daraufhin in den Wald. Die anderen Tiere blieben beim Schneemann und starrten ihn an, diesmal aber nicht weil sie sich über ihn lustig machen wollten, sondern weil er der schönste Schneemann war, den sie je auf der Wiese gesehen hatten.