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Der Schlächter
Einst schien die Sonne über die Berge,
erstrahlte die Flüsse und die Erde.
Es wird ein Tag wie jeder andere.
Dies war ein Tag, an dem die Welt sich wandelte ...
- Die Ballade vom Schlächter / Geralt von Beckstein (934)
Kapitel 1 - die Brücke
Rauschen. Der Fluss plätscherte und zerrte mit sich das Wasser der Berge bis er in die See mündete. Das Wasser kann sich nicht wehren und erliegt seinem Schicksal, aber wir können Steine legen und sehen das hilflose Wasser, wie es einen neuen Weg finden muss.
Geralt blickte in die Reflektionen und hing seinen Gedanken nach. Diese Muse konnten sich nur wenige leisten. Die meisten arbeiteten auf dem Feld oder standen in der Küche. Der Schmied schleifte Messer für den kleinen Mann. Aber Geralt war ein Barde, ein Dichter des freundlichen Gemüts. Obwohl er manchmal wenig oder nichts tat wurde er respektiert. “Niemand kann so mit Worten umgehen wie du.”, sagte Selka, die Dorfälteste. “Auch wenn man dich nicht schwitzen sieht machst du einzigartiges.” Dank Selka wurde Geralt akzeptiert. Aber er wollte bald weiter reisen. Er mochte von Abenteuer singen, wie die Barden von einst.
Sein Blick wanderte den Fluss entlang zur Brücke. Die Sonne erschien auf das alte Gemäuer, welches bald ausgebessert werden musste. Ein Fischer saß immer an der Brücke aber nicht heute. Geralt stand auf. Seine Schritte waren laut hörbar als er die Brücke überquerte. Der Dichter hielt an. Er stand vor einer einsamen Angel.
“Wo ist er habt ihr ihn gesehn?” Geralt fragte schon zum zweiten Mal den Schmied. “Woher soll ich das wissen. Vielleicht wollte er die Fische heute mal von Nahem sehen” Der Sarkasmus war zum Greifen nah. Der Schmied war nicht gut Freund mit dem Fischer, aber etwas Sorge schwang trotzdem in seiner Stimme mit. Geralt ließ den Schmied mit seinen Sorgen allein und wandte sich zum nächsten Haus. Gerade als er zur Tür hinaus wollte hörten beide Schreie. Die Tochter des Schmieds rannte ins Haus. “Er wurde gefunden. Sven ist tot.” Sie rannte schluchzend durch den Raum in die Küche. Geralt teilte mit ihr einen besorgten Blick. Bevor er ging.
Die Romanze zwischen dem Fischer und Marie, der Tochter des Schmieds, wurde vor wenigen Tage den Barden anvertraut. Der Vater der Marie hatte einiges vermutet, aber nun war es vorbei. Ein gebrochenes Herz und eine Leiche war alles was davon übrig blieb. Obwohl Maries Schmerz eines Liedes wert war bleibt dieser unbesungen. Die Leiche von Sven wollte zuerst niemand anfassen. Der Bauch war aufgerissen und die Innereien waren verstreut, als wäre der Bauch geplatzt. Dies war das erste Werk des Monsters von Nechtingen.
Die Wochen vergingen und jeder Tag wurde schöner. Der Frühling kam in voller Pracht. Doch am Fluss wurde es düster. Die Stelle des Fischers lag brach. Der Boden begann sich zu verdunkeln. Es entglitt alle Farbe an der Stelle, wo der Fischer einst war. Eine Angst machte sich breit. “Dies ist nicht natürlich.”, stellte Selka, die Dorfälteste fest. Alle machten einen Bogen um den trostlosen Ort. Die Brücke wurde nicht mehr benutzt. Jedes Mal wenn ein Händler kam, hielt Orno ihn auf und wies ihn auf eine provisorische Brücke, welche Orno selber gebaut hat. Die Händler waren zunächst überrascht über die einfache Konstruktion aus Baumstämmen. Diese Absurdität sprach sich schnell herum.
Kapitel 2 - von Blut und Verzweiflung
Schwäche machte sich breit. Es wurde immer schwerer sich zu bewegen. Roach brach zusammen. Eine Bitterkeit nahm seinen Verstand ein. Nach Jahren des Trainings zu sterben, nur wegen einer Handvoll Diebe. Welch eine Schmach. Roach wollte schreien. Er wusste es aber besser. Das würde nur Energie verbrauchen.
Es war der dritte Tag ohne Vorräte. Der Durst wurde unerträglich. Die Gedanken wurden schleierhaft. Eine Erinnerung verfestigte sich vor den Augen des Wanderers. Roach sah wie der das Blut einer Andera sammelte. Die rote Flüssigkeit sammelte er in einen Schlauch. Er erinnerte sich an den Geruch von totem Fleisch. Dies wollte Roach nicht. Der Tod schien ihn zu rufen. Angst ballte sich auf. Sein Blut geriet in Wallung.
Roach blickte auf. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Er wird nicht sterben. Seine Hand fand den einzigen Trinkschlauch, welcher ihn nicht gestohlen wurde. Mit einer Geschwindigkeit, welcher man ihm nie zugetraut hätte, leerte Roach den Schlauch. Die Lebensgeister kamen zurück. Seine Sicht verbesserte sich und Roach erblickte die verfluchte Brücke und das Dorf, welches dahinter lag.
Schiere Freude ergriff den Wanderer und er betrat die Brücke. Seine Eingeweide rumorten. Sein Atem stockte. Ein Feuer schien in ihm zu lodern. Er spürte wie seine Hand zitterte. Seine Haut fühlte sich an, als ob sie Blasen werfen würden. Der Mund wurde trocken. Es bildete sich eine Frage im Geist vom Wanderer. “Wie nah sind wir mit dem Potatem verwandt?”
Es wurde schwarz vor seinen Augen. Roach sah den Tod. Er sah ins nichts. Er war nichts.
Kapitel 3 - Das Monsters von Nechtingen
“So helft ihm doch.”
“Was ist mit ihm?”
“Ich weiß nicht.”
“Er lag auf der Brücke.”
Roach hörte Stimmen. Sie schienen aus weiter Ferne zu kommen. Oder waren die Stimmen nahe, aber gedämpft. Er bemühte sich die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Das einzige was er mitbekam waren die Stimmen, welche sich nun so anhörten als würde die Luft sie nicht tragen wollen. Er fiel erneut in Ohnmacht.
“Wie geht es dem Fremden” Geralt betrat den Raum mit besorgter Miene. Der Wanderer lag schon seit einem Tag in seinen Bett. “Er wird doch bald gesund?” Der Wirt, Geralt’s Vermieter, stand genervt auf. “Willst du ihn doch nicht dein Bett geben?” Die angespannte Stimmung erreichte den Dichter sofort. “Ja. Er soll mein Bett haben, solange wie nötig.” Geralt wusste nicht, was er noch machen sollte. Er verließ die Schankstube und wandte sich zur Brücke. Er sah die Stelle an der dieser Reisende gefunden wurde und begann zu summen.
“Ein schönes Werk soll es werden. Voller Trauer und Leid.” Dies sagte der Dichter als er anfing ein Lied über die Brücke und den Fischer zu schreiben. Seitdem ging er immer wieder zur Brücke und er fragte alle Bewohner des Dorfes über die Geschichte der Brücke.
Dass eines Tages ein Fremder es wagen würde die Brücke zu betreten war nicht vorgesehen aber er versuchte dies in seine Ballade einzubauen. Er erinnerte sich, wie er den Fremden, welcher ein Schwert trug, von der Brücke gezerrt und dann um Hilfe gerufen hatte. <<Darf ein Dichter in seiner eigenen Ballade sein?>> Diese Frage ließ Geralt nicht los.
Am nächsten Tag erwachte Roach. Noch bevor der Wanderer etwas aß oder trank dankte er Geralt leidenschaftlich. “Ich stehe in deiner Schuld und in der Schuld dieses Dorfes. Ihr habt mir aus einer Not geholfen. Dies soll nie vergessen werden. Ich werde mich gerne revanchieren.”
Die Dörfler wunderten sich über den Fremden. Er hatte viele komische Gerätschaften an seinem Gürtel. Schließlich fragte gegen Mittag der Schmied danach. “Entschuldigen Sie, Herr?” Roach lächelte der Fremde entgegen. “Ich bin kein Herr.” “Roach.” Der Schmied entspannte sich. “Was sind dies für Geräte? Ich habe soetwas noch nie gesehen.”
Roach zeigte nacheinander auf komplizierte silbern glänzende Geräte.
“Dies ist zum Extrahieren von Blut, dies ist zum Ausweiden, das kann Saft aus Blüten pressen und das kann Pulver versprühen. Normalerweise ist dies immer in einem Lederbeutel. Dieser trocknet allerdings im Moment.” “Bist du ein führender Arzt?” “Nein” Lächelte Roach zurück. “Ich töte Monster.” Der Schmied war nun erstaunt, noch nie hat jemand von einem Monstertöter gehört. Es gibt immer wieder Halunken, welche alles töten was einem vorgeschrieben wird. Diese machen dies aber nie mit Verstand. Vermutlich, weil sie keinen haben.
Begeisterung machte sich im Dorf breit. Es dauerte nicht lange bis die Älteste vom Dorf zu Roach kam. “Roach, richtig?” Der Reisende nickte. “Wir hatten vor einem Monat einen tragischen Vorfall, seitdem ist die Brücke verflucht. Kannst du da was machen?” “Wo ist die Stelle?” Der Fremde wirkte interessiert. “Gleich am Fuße der Brücke auf dieser Seite des Flusses.” Roach verlangte Wasser, etwas hochprozentiges und eine Pflanze von der Niemand im Dorf gehört hat. Nachdem er das Wasser und den Alkohol bekam ging er zur Brücke um sich die Stelle anzusehen.
Der Boden war schwarz. Es gab kein Blut. Aber zwei Abdrücke, welche von Stuhlbeinen hätten sein können, die deutlich zu sehen waren. Dies war kein gewöhnlicher Ort mehr. Roach erklärte es den Umstehenden. “Dies sind die Zeichen eines Potats.” Er zeigte auf die Abdrücke. Der Schmied schnappte hörbar nach Luft. Der Rest der Menge konnte ich nicht so gut kontrollieren. Einige traten zurück, andere fluchten leise. Kevin, das einzige Kind, welches sich getraut hatte herzukommen, hatte sich eingenässt.
Potatem sind die gefährlichsten Monster aller Zeiten. In unserer heutigen Sprache würde man den Namen mit Nachtgespenster oder Monster des Schattens übersetzen.
“Aber das sind nur Märchen. Sowas gibt es doch nicht.” schlotterte der Wirt. Roach antwortete “Hier haben wir ein Nash. Beziehungsweise eine Markierung von ihm. Er hat vor wieder zurückkommen sonst würde wieder Gras wachsen. Habt ihr nicht gesagt die Organe wären verstreut gewesen und lägen entfernt vom Körper?” Ein zustimmendes Murmeln antwortete Roach. “Somit ist es klar. Es ist ein Nash.” Der Schmied machte eine ernste Mine. “Wir haben den Körper nicht hier gefunden. Sondern …” Roach unterbrach ihn.
“Der Nash, auch Meister der Zeit genannt, wählt eine Stelle der Wiederkehr. Wenn jemand in der Nähe seiner Stelle ist, so sieht er wie die Welt die Farbe verliert. Falls dies ihn nicht abschreckt nimmt ihn der Nash zu einer anderen Stelle und das Opfer erscheint dort Stunden, Tage oder manchmal Jahre später.”
Ein Raunen ging durch die Menge. Kevin zog den Kopf ein, als ob ein Adler auf hin hinabstürzen wollte. Roach wandte sich an den Schmied. “Ich habe gesehen du benutzt Detrenium. Davon brauche ich etwas.” “Detrenium” Der Schmied war verdutzt. “Was ist das?” “Sternenstaub, Obgliri?” “Auch das. Davon kann ich dir etwas geben.”
Roach und der Schmied standen gemeinsam in der Schmiede. Der Wanderer füllte ein Instrument mit glitzernden Metall. Der Schmied beobachtete ihn. “Wie oft hast du das gemacht?” Der fragende Blick des Schmieds beobachtete die komplizierte Apparatur. “Dies ist mein erster Kampf gegen ein Nash. Ich habe aber schon viele schwache Monster getötet, wenn du das meinst.” In der kurzen Stille hörte sich das Klacken des Instruments bedrohlich an. Der Schmied ließ nicht locker. “Hast du Angst? Ich meine ein Nash ist ein Potat.” Der kühle Blick des Reisenden überprüfte die Werkzeuge. “Ich habe Angst. Genau diese Angst ist mein Vorteil.” Der Schmied blickte Roach verwundert an, während Roach eine Flüssigkeit über die Klinge goss. “Angst macht uns spitzfindig. Deshalb bereite ich mich auf den Kampf vor. Ich wäge ab was ich wie und wann benutze. Ein Nash hat keine Angst. Es wird sich zeigen, wenn ich es rufe.” “Ist es uns somit nicht überlegen?” Der Einwand des Schmieds wandte Roach ab. “Es ist siegessicher und furchtlos, denn es lernt uns das Fürchten. Deshalb ist es kalt und berechenbar.” Roach drehte nun sein Schwert um. Die Klinge schien nun grün, wie Gras an einem Frühlingsmorgen. “Angst ist mein Vorteil. Es verlangsamt den Fluss der Zeit.” Der Schmied blickte auf. “Du macht mir Mut. Mögen die Götter über dich wachen.” Roach lächelte ihn zu, während er ein kleines Messer schlief.
“Ich fordere dich, Krieger des Schatten, heraus. Komme her Herrscher der Zeit. Mögen wir kämpfen um die Freiheit meines Schattens.” Roach stand an der verfluchten Stelle. Das Schwert im ausgestreckten Arm. Ein schrilles Lachen ertönte auf der leeren Straße. Kein Nash konnte eine Einladung zum Kampf ablehnen, denn sie hatten Stolz, wie ein Drache. Eine Stimme, spitz und kalt, wie Schwerter im Winter, ertönte im Wind. “Du willst mich herausfordern, Krieger dreier Blute?” Roach wusste nicht was der Nash meinte. Er war ein Krieger zweier Blute. Was wusste der Nash? Furcht vor dem Kommenden schnürte ihm die Kehle zu. Sein Mund war trocken. Dennoch musste er antworten.
“Ich, der seinen alten Namen verlor, fordere dich heraus.”
Der Boden bebte. Alles schwarz sammelte sich und nahm eine Form an. Zuerst von Beinen, welche lang waren und spitz auf den Boden standen. An dem Torso waren vier Klauen. Es hatte keinen Kopf. Als es die Form verfestigte wurde alle Farbe aus der Umgebung gerissen. Die Sonne schien weiß. Innerhalb von einem Wimpernschlag war das Detrenium in der Luft. Es blitzte wie ein Regenbogen. Der Nash wich zurück. Roach sprang nach vorne. Die leere linke Hand war ausgestreckt mit angewinkelten Fingern. Wusch. Die Luft sprang von seiner Hand weg und nahm das Detrenium. Das Metall gelangt auf die Haut des Nash und beißte sich darin fest.
Der Nash schrie schrill. Der Schrei hörten die Dorfbewohner und hielten sich die Ohren zu. Ein Ton voller Hass auf das Leben vernahm Roach bis in den letzten Knochen. Seine Miene erhellte sich. Weiter schrille Töne erzeugte der Nash. Seine Klauen versuchten Roach zu packen. Der Wanderer passierte den ersten Hieb, er wisch den Zweiten aus und tanzte um die dritte Kralle.