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Der Schein trügt
Für den frühen Abend waren Gewitter angesagt, aber der Himmel blieb blau und der Wind hatte nachgelassen.
Eine ganze Weile stand er schon da. Schweißperlen tropften ihm angesichts der Hitze über die Stirn und sein Blick blieb fokussiert auf die Frau, die gerade nach Hause ging.
Langsam setzte er sich in Bewegung und seine Finger ertasteten den Gegenstand in seiner Hosentasche. Der Tag war für ihn grauenhaft verlaufen. Erst die vermasselte Reservierung, dann war da noch die Sache mit Beatrix. Seine überbordende Fantasie spielte ihm einige Bilder vor, die er lieber nicht preisgab. Tipp, Tapp, Tipp, Tapp, die Stöckelschuhe klapperten und schienen ihn direkt einzuladen. Komm näher ... noch näher.
Er war ihr jetzt so nahe, dass er ihr Parfum riechen konnte und sog den Duft begierig in sich hinein. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, und sein Verlangen wurde immer größer. Er hatte den Tag in seinen Gedanken schon so oft durchgespielt und jetzt konnte er es gar nicht erwarten. Er wusste ihr Schicksal und letztendlich auch seines war besiegelt. Niemand konnte sie jetzt noch trennen, niemals. Eben als sie bereits an der Haustüre angelangt war, packte er sie von hinten an den Hüften und wirbelte sie herum.
Ihr Schreckensschrei blieb ihr im Halse stecken, als sie erkannte wer da vor ihr stand.
„Verdammt wie konntest du mich nur so erschrecken!“ Lachend fiel sie Philippe um den Hals und umarmte ihn. Er kniete sich nieder und zog das Etui mit dem Ring aus der Hosentasche.
Die Tränen verwischten ihren Lidschatten und liefen ihr über das Gesicht, als er ihr die Frage aller Fragen stellte, die schon seit Menschengedenken so bedeutend ist und ein ganzes Leben verändern kann.