Der schönste Tag
Es versprach, ein wundervoller Tag zu werden. Die Sonne gab ihr bestes, die Natur schlug Purzelbäume.
Die Zeremonie war kurz vor ihrem Höhepunkt. Alle Gäste sahen gespannt auf die Hauptakteure. Alles war bestens geplant, schon Monate vorher. Die Herzen der Anwesenden begannen leise zu klopfen. Sie lauschten mit freudiger Erwartung.
Die Gedanken der Gäste beschäftigten sich mit dem vor ihnen liegenden Fest. Sie waren froh, jetzt hier hinter den ehrwürdigen Mauern zu sitzen und einfach nur zu lauschen. Sie freuten sich auf den vor ihnen liegenden Abend.
Einige von ihnen hatten eine längere Anreise, hatten sich extra einen Tag Urlaub genommen. Ausnahmslos alle Gäste fuhren vorher mit ihrem Auto noch in die Waschanlage, egal ob die Karosse Schmutzspuren aufwies oder nicht. Alles sollte für den bevorstehenden Tag schön sein, selbst das Auto.
Es wurden Geschichten und Gedichte geschmiedet, Geschenke wurden gebastelt, gemalt oder sonst irgendwie künstlerisch zusammengeschustert. Einige der anwesenden Damen und Herren kleideten sich neu ein. Es würde ein besonderes Fest werden, da waren sie sich sicher.
Sie kannten ihre Gastgeber und ihre ausgefallene Art, Parties auszurichten. Was würden sich Mark und Tina für dieses heutige Fest haben einfallen lassen?
Die Luft knisterte. Jetzt war es so weit. Tina hatte ihre Sache gut gemacht. Sie war gerührt. Einige Gäste wischten sich ein paar herunterkullernde Tränen aus dem Gesicht. Der ehrwürdige Herr in Schwarz richtete nun die gleiche Frage an Mark. Sie sahen auf Mark, hörten im Geiste schon seine Antwort, als dieses Wort sich fast schon gehört wandelte in ein lautes und deutliches „NEIN!“ Hatten sie richtig gehört? War es eine vokabuläre Fata Morgana? Gesagt war gesagt. Sie bekamen dieses Wort nicht noch einmal zu hören.
Nach anfänglicher Totenstille hörte man Tina schluchzen. Gemurmel erfüllte den Raum. Die Gedanken der Anwesenden gingen kreuz und quer, wussten nicht in welche Richtungen sie sich festigen sollten. Es wurde gemunkelt, gemutmaßt und getratscht. Einige der geladenen Gäste wandten sich scheinbar wissend an ihren Sitznachbarn. Einige antworteten heftig nickend, andere wiederum gaben sich bestürzt.
So war er, der 1. Mai, geplant als schönster Tag im Leben von Tina und Mark.