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Der Sand

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08.01.2021
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Der Sand

Es ist später Vormittag. Sie sucht ihr Buch zwischen den ganzen leeren Bierdosen. Sie trinkt ihr Bier lieber aus einem Glas.

Der Weg runter zum Strand ist recht steil, eine Mischung aus Sand und Erde, zwischendrin lugen freigelegten Wurzeln hervor. Die kleinen Sandkörner findet sie auch noch Wochen später überall wieder. In ihren Schuhen, zwischen den Seiten ihrer Bücher, in ihren Hosentaschen, immer eine kleine Erinnerung an eine Zeit, die dann so weit entfernt scheint, als wäre sie in einem anderen Leben gewesen.

Das Buch unter ihren Arm geklemmt, eine Tasse mit tiefschwarzen Kaffee in der einen Hand und ihr flaches Handy in der anderen. Das Smartphone hat einen Riss im Bildschirm, sie spürt ihn jedes Mal, wenn sie alle paar Minuten mit ihrem Daumen darüberstreicht, als müsse sie sich vergewissern, dass er nicht verschwunden ist. Reparieren hält sie für überflüssig. Sie geht, noch etwas steif vom Schlafen, langsam zum See hinab. Der süße Duft der Kiefern und Pinienbäume vermischen sich mit der kühlen Luft. Heute ist ein schöner Tag.

Sie legt sich auf die sonnengelbe Decke. Der Sand darunter passt sich durch mehrmaliges Hin- und- her-rutschen allmählich an ihren Körper an. Die Sonne ist nicht zu warm, eine leichte Brise weht die Intensität der Strahlen hinfort. Im Hintergrund das Rauschen der Wellen. Sie sieht die Wellen nicht, denn sie blickt lieber in den Wald. Tage wie diese haben eine gewisse Ruhe und Endlosigkeit. Alle Probleme, Ziele und Wünsche erscheinen banal. Alles ist hell und weich, fast wie in einem impressionistischen Gemälde. Impressionismus hat ihr schon immer am besten gefallen, vor allem der aus Kanada. Den kennt niemand.

Sein Lachen lässt sie aufblicken. Er ist groß, trägt wildgemusterte Badeshorts, seine Sonnenbrille sitzt schief auf dem Kopf, ganz versteckt in seinem verwuschelten, dunkelblonden Haar. Seine helle Haut blendet sie fast, im Winter sieht man seine blau-lila Adern besonders deutlich. Aber jetzt ist Sommer. Sie muss schmunzeln, als er ihr entgegenstolpert. Er erzählt von der neuen kleinen Bäckerei am Ende der Straße, dem schlechten Kaffee und von dem letzten Formel Eins Rennen. Es ist ihr alles egal. Sie versucht die Sommersprossen auf seinem Gesicht zu zählen. Er hört auf zu reden und lässt sich neben ihr in den noch kühlen Sand fallen. Seine Augen sehen verschlafen aus, sein drei-Tage-Bart lässt ihn älter wirken als er ist. Er lächelt sie an. Jetzt sieht er wieder aus wie ein kleiner Junge. Stumm hebt sie die Tasse an und streckt sie ihm entgegen. Er blinzelt kurz, nickt und nimmt sie dankend an. Sie sitzen eine Weile schweigend nebeneinander da. Hier ist die Stille niemals laut.

Sie schlägt das Buch auf und versucht die richtige Seite zu finden, etwas rötlicher Sand rieselt auf die Decke. Er stellt die Tasse neben ihr in eine kleine Mulde ab und steht auf. Es ist warm. Es gibt keine Sorgen. Er fängt an eine bekannte Melodie zu summen, ihre Füße graben sich tiefer in den Sand, sie kann nun die Kühle und die Feuchtigkeit spüren. Er sagt er geht jetzt. Er müsse irgendetwas erledigen. Sie nicht. Er geht. Kurz vor dem Wald dreht er sich nochmal zu ihr um, als wollte er noch etwas sagen. Sie sieht von ihrem Buch auf und lächelt ihn an. Er verschwindet wortlos zwischen den Bäumen in das seichte Grün. Was ein schöner Tag, denkt sie sich.

 
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Hallo @lwuest ,

herzlich willkommen erstmal. Es ist sicher nicht verkehrt, mit kleinen Szenen anzufangen, das Problem ist nur, dass ohne Plot, Konflikt und Charakterzeichung keine Kurzgeschichte herauskommt. Ich lege dir mal ans Herz, hier ein bisschen nachzuliefern.

Bis dahin - momentan kann ich hierzu nicht viel sagen, da eben die Bestandteile einer Erzählung fehlen - nur ein paar Details, vielleicht magst du ja mit frischem Blick nochmal Hand anlegen und editieren.


der Sand

Der Sand
Die Sonne steht noch nicht ganz im Zenit. Sie sucht ihr Buch zwischen den ganzen leeren Bierdosen. Sie trinkt ihr Bier lieber aus einem Glas.
Bezugsfehler
zwischendrin lugen freigelaufene Wurzeln hervor. Die kleinen Sandkörner findet sie auch noch Wochen später überall wieder. In ihren Schuhen, zwischen den Seiten ihrer Bücher, in ihren Hosentaschen, immer eine kleine Erinnerung an eine Zeit, die dann so weit entfernt scheint, als wäre sie in einem anderen Leben gewesen.
Freilaufende (freigelaufen existiert nicht) Wurzeln haben mich überlegen lassen, ob ich in sowas wie Day of the Triffids gelandet bin.
Bezug: Die Sandkörner -> ihrer (liest sich wie Plural). Hier fing ich an, einen surrealistischen Text zu erwarten und dachte an ein Prinzip. Dann zeigte sich, dass es ein weiterer Bezugsfehler war. Fast ein bisschen schade.
Das Buch unter ihren Arm geklemmt, eine Tasse mit tiefschwarzen Kaffee in der einen Hand und ihr flaches Handy in der anderen. Das Smartphone hat einen Riss im Bildschirm, sie spürt ihn jedes Mal, wenn sie mit ihrem Daumen darüberstreicht, als müsse sie sich alle paar Minuten vergewissern, dass er nicht verschwunden ist.
Ich merke an: Das sie bezieht sich hier immer noch auf die Sonne. Ein Name könnte Abhilfe schaffen.
Flaches Handy = Smartphone. Vllt. kannst du das zusammenziehen, damit du nicht krampfhaft Euphemismen suchen musst.
Durch den Einschub sagst du, sie spürt ihn, weil sie sich vergewissert, nicht, weil sie drüberstreicht. Satz nochmal ordenen?

Kennst du die Sache mit der Pistole im Krimi? Wenn du eine in die Geschichte schreibst, musst du sie abfeuern. Ich erwarte, dass das Handy für die Geschichte eine Bedeutung hat, weil du diesen Tick sehr prominent setzt - dann kommt aber nix.

Im Hintergrund hört man das Rauschen der Wellen.
Perspektivfehler. Außerdem: wer ist hier man?
Tage wie diese haben eine unbeschreibliche Ruhe und Endlosigkeit.
Das ist natürlich ungünstig, denn was tun Schreibende, wenn sie nicht Dinge, Eindrücke oder Zustände beschreiben? Das hier ist dein Job. ;-)

den Bäumen in das seichte Grün
seicht = flach (wie bei Wasser)
Ich kann keinen Vorschlag machen, weil ich nicht weiß, was du ausdrücken willst. Das hier ist jedenfalls semantisch falsch. (Sehe ich oft in letzter Zeit, ich frage mich, woher das kommt.) Falls du nicht sicher bist, was Wörter genau bedeuten, kannst du hier nachschauen.

Dies nur als ein paar kleine Hinweise, tut mir leid, wenn ich mit dem Fragment nix anfangen kann. Es entwickelt sich nix, die Figur bleibt blass, die Thematik nur angerissen. Das reicht mir nicht, selbst bei Flash Fiction (die auch o.g. Bestandteile braucht, dieser Text ist einfach noch keine Prosa). Mal schauen, was du hier draus machst, ich wünsche viel Spaß und viel Erfolg beim Frickeln.

P.S. Den Tag Philosophisches würde ich entfernen. Ein paar Gedanken am Strand machen den Bock noch nicht fett.

Viele Grüße,
Katla

 

@Katla

Danke für die Antwort!
Ich habe mich gleich dran gesetzt um es etwas zu ändern. Ich hatte den gleichen Gedanken mit dem Smartphone, dass da noch mehr kommen muss. Ich wollte vor allem einfach einen kleinen Ausschnitt beschreiben, eher wie ein kurzer Einblick in etwas größeres. Und auch ohne Namen, deswegen war das "sie" als Mädchen gemeint. Aber danke, dass du dir die Zeit genommen hast! Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

 

Hallo @Iwuest

und willkommen hier.

Ich habe den Titel geändert (der --> Der).

Und auch ohne Namen, deswegen war das "sie" als Mädchen gemeint.
Btw: Streng genommen, bzw. korrekt wäre Mädchen = "es", nicht "sie", weil "das Mädchen".

Viel Spaß hier beim Lesen, Kommentieren und Geschichten schreiben.

Liebe Grüße, GoMusic

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Danke! Ach, ich meinte eher junge Frau und da müsste "sie" wieder stimmen, oder? :)

 

Hi Iwuest,

Danke! Ach, ich meinte eher junge Frau und da müsste "sie" wieder stimmen, oder?
:)
Yepp!

mehrmaliges Hin- und- her-rutschen
Hin- und Herrutschen

Sein Lachen lässt sie aufblicken. Er ist groß, trägt wildgemusterte Badeshorts, seine Sonnenbrille sitzt schief auf dem Kopf, ganz versteckt in seinem verwuschelten, dunkelblonden Haar. Seine helle Haut blendet sie fast, im Winter sieht man seine blau-lila Adern besonders deutlich.
Possesivpronomen-Overkill :Pfeif:

Es geht auch mit weniger, zumal klar sein sollte, dass es "seine" und nicht ihre oder die eines anderen sind.
Vorschlag:
Sein Lachen lässt sie aufblicken. Er ist groß, trägt wildgemusterte Badeshorts, die Sonnenbrille sitzt schief auf dem Kopf, ganz versteckt im verwuschelten, dunkelblonden Haar. Die helle Haut blendet sie fast, im Winter sieht man seine blau-lila Adern besonders deutlich.

Ciao.
GoMusic

 

Hi @Iwuest und @GoMusic

Ich ganz kurz. :Pfeif:

Btw: Streng genommen, bzw. korrekt wäre Mädchen = "es", nicht "sie", weil "das Mädchen".

Na ja, nein. Oder vielmehr: Ich würde sagen, das ist Geschmackssache. Oder, anders ausgedrückt:

Wird heute ein Pronomen auf Mädchen bezogen, steht gewöhnlich die neutrale Form des Pronomens, d. h., das grammatische Genus ist ausschlaggebend: Das Mädchen, das (nicht: die) ihm die Blumen überreichte, war völlig unbefangen. Was hatte das Mädchen von seinem (nicht: ihrem) Leben? Nur wenn das Pronomen weiter entfernt steht, kommt dem natürlichen Geschlecht entsprechend auch die feminine Form des Pronomens vor: Silke war ein aufgeschlossenes Mädchen, das guten Kontakt zu seinen Kameradinnen fand. Besonders bemühte sie sich auch um ihre Schwester.

Angeblich aus dem Duden zitiert (hier), oder, wie die Süddeutsche Zeitung dazu schreibt:

WÖRTER, bei denen grammatisches und natürliches Geschlecht auseinanderklaffen, haben oft einen Wechsel zwischen grammatisch korrekter und sinnentsprechender Kongruenz zur Folge: "Ein langes junges Mädchen (...) strich dicht an Hans Castorp vorbei, indem es ihn fast mit dem Arme berührte. Und dabei pfiff sie" (Thomas Mann, "Zauberberg"). Dieser Wechsel fällt umso leichter, je weiter das Pronomen von seinem Bezugswort entfernt steht (...)

Ich wäre also vorsichtig damit zu behaupten, "es" (und "ihm" und "seine" und so weiter) wären die "korrekten" Pronomen zum Mädchen und "sie" und "ihr" und "ihre" (und so weiter) nicht zulässig.

Nichtsdestotrotz kann es trotzdem helfen, den Namen einer Figur zu nennen, um beim "sie" Verwechslungen mit Objekten wie der Sonne zu vermeiden. ;)

Cheers,
Teddy

 

Ah, super Erklärung und Recherche, @TeddyMaria
Werde ich mir abspeichern, falls mal wieder jemand behauptet, "Mädchen" sei unbedingt immer "es" :)

Danke dir!

Prost!
GoMusic

 

Hallo lwuest,

Ich habe mich gleich dran gesetzt um es etwas zu ändern.
:thumbsup: Klasse!


Hallo ihr beiden @TeddyMaria und @GoMusic ,

soweit ich weiß, wird Mädchen -> sie heute vom Duden anerkannt. Zur Not kann man Constructio ad sensum geltend machen, was ich in diesem Fall tatsächlich sinnvoll finde, weil sich Mädchen -> das komplett bescheuert und antiquiert anhört. Sprache ist lebendig und das hier ganz eindeutig ein aktiver Prozeß bzw. eine Übergangsphase. Genau wie bei "ich realisierte" (für erkennen, nicht umsetzen), was ich nun wieder hasse, aber das sind nicht aufzuhaltende Dynamiken. Wer das nicht will, muss Latein verwenden. :-)

Es sieht allerdings aus, als sei dies kein abgeschlossener Text (so liest er sich auch).

Ich wollte vor allem einfach einen kleinen Ausschnitt beschreiben, eher wie ein kurzer Einblick in etwas größeres.

Liebe Grüße,
Katla

 

Hallo @lwuest

die geschriebene Szene liest sich nett, flüssig, ich mag Deinen Schreibstil. Kann mir die Prota und die Location gut vorstellen. Allerdings ist das für mich keine fertige Geschichte. Da fehlt eindeutig was. Eine Entwicklung. Auch wird nicht klar, bei wem es sich um den Mann handelt. Die Geschichte hat Potential, nur leider lässt Du mich als Leser im Regen stehen, da ich keine Ahnung habe, um was es Dir geht.

Hier ein paar Anmerkungen:

Das Buch unter ihren Arm geklemmt, eine Tasse mit tiefschwarzen Kaffee in der einen Hand und ihr flaches Handy in der anderen.

Hier fehlt ein Verb.
Vorschlag: Sie geht Schritt für Schritt, ohne Eile, das Buch unter unter den Arm geklemmt, eine Tasse Kaffee in der einen Hand, das Handy in der anderen.
Die Adjektive kannst Du streichen, da unnötig.

Es ist ihr alles egal.

Ihr ist alles egal.

Hier frage ich mich, warum ihr alles egal ist. Was ist ihre Geschichte? Du erwähnst leider nichts davon.

Seine Augen sehen verschlafen aus, sein drei-Tage-Bart lässt ihn älter wirken als er ist.

der

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Silvita

 

soweit ich weiß, wird Mädchen -> sie heute vom Duden anerkannt.
Hallo Katla,

vielen Dank für deine Erläuterungen. Das mit dem Stilmittel gefällt mir.

Nur, was ich da über den Duden gelesen habe, das mit der heimlichen Anpassung ... (z.B. Weiblicher Mörder demnach: weibliche männliche Person, die gemordet, einen Mord begannen hat). ? (Die Welt, 08.01.2021)
Für mich ist der Duden so kein Sprachrohr mehr. ?

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi @lwuest,
auch ich konnte mir die Umgebung und die Situation an sich gut vorstellen, da du detailliert und flüssig schreibst. Das hat mir gut gefallen. :)

Aber ich finde, dass der Tag Romantik nicht richtig passt. Die Romantik kommt später in Form des Mannes kurz vorbei, doch verabschiedet sich dann ziemlich schnell.
Beim Lesen deiner Geschichte ging mir eher das Wort Melancholie nicht aus dem Kopf, sozusagen positive Traurigkeit, Nachdenklichkeit. Die Protagonistin betont, dass es ein schöner Tag ist, doch irgendwie ist die Stimmung ruhig, fast schon träge, nachdenklich und kommt nicht in Fahrt. Aber vielleicht kommt das auch nur bei mir so rüber. :D

Insgesamt erzählst du von einer kurzen Szene, doch gibst keine Hintergrundinformationen. Dadurch lese ich den Text und denke: "Ja, das ist nett, aber was willst du mir damit sagen?" Da kannst du bestimmt mehr schreiben :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

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