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Der Salamander und die Sonnenblume

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06.08.2003
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Der Salamander und die Sonnenblume

Eine kleine Sonnenblume stand tagein tagaus auf ihrem Feld, den Kopf stets zur Sonne geneigt und lebte ihr Leben. Oftmals war sie unzufrieden, traurig und auch mutlos. Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, doch es war keiner da, der diese Fragen hören wollte. Alle anderen Sonnenblumen waren mit ihrem Schicksal glücklich, wollten nichts von einer neuen Welt hören und lachten die Sonnenblume im Stillen für ihre absurden Gedanken aus.

Ein paar mal gelang es der Sonnenblume sich wegzustehlen, leicht war es nicht, oft bekam sie Ärger von dem Bauer, auf dessen Feld sie stand. Aber sie konnte nicht anders, tat es immer und immer wieder, wollte weg aus dieser ihr längst zu klein gewordenen Welt.

Oftmals hörte sie bei einem ihrer Ausflüge, wie sich andere Wesen miteinander unterhielten, gerne hielt sie an und wagte ein Schwätzchen. Gelang sie doch genau durch diese Gespräche in eine Welt, in der man ihr zuhörte, sie ernst nahm und auch ihren Rat gebrauchen konnte. Endlich fühlte sie sich wichtig, gebraucht und nicht mehr nur eine Sonnenblume unter vielen. Die Leute redeten gerne mit ihr, sahen sie gerne an und erzählten ihr, was für eine wunderschöne Blume sie doch sei. Es schmeichelte ihr, ohne sie Glauben zu machen, diese Welt bestünde nur aus guten Wesen. Stets war sie vorsichtig und auch oft ging sie keinem Streit aus dem Weg, vertrat ihre Meinung und verschaffte sich auch so den nötigen Respekt.

Eines Tages lernte sie bei einem ihrer Abseitswege einen Salamander kennen, sie hörte ihn nur, hörte was er sagte und wunderte sich, wieso dieser doch so kleine Salamander so arrogant erschien. Lange hörte sie ihm zu, nicht ohne sich dann doch an dem Gespräch zu beteiligen und zu versuchen dem schwächeren Wesen dabei zu helfen. Doch der Salamander machte sich nur lustig über sie, nannte sie naiv, und auch dumm. Seine Worte trafen sie sehr, aber insgeheim wollte sie sich das nicht anmerken lassen, gab nach wie vor Kontra und behauptete sich. Als sie an diesem Abend wieder zuhause war, war ihr gelber Sonnenkopf voll von Gedanken, sie war wütend auf den Salamander. Was gab ihm das Recht sie so zu behandeln? Sie nahm sich fest vor, ihn bei einem der nächsten Ausflüge aufzusuchen, seine Stimme zu hören und ihn zu fragen, was in seinem Salamanderherzen vor sich geht.

Lange Zeit verging und sie hörte ihn nicht mehr, aber denken musste sie oft an ihn. Manchmal wunderte es sie selbst, aber ihr wurde klar, dass viele der Gedanken aus ihrer gekränkten Eitelkeit heraus kamen. Also beschloss sie ihm das nächste mal freundlich zu begegnen. Plötzlich war er wieder einmal da, sie lauschte seiner Stimme und überlegte ob sie ihn wohl ansprechen könnte, ohne das er ihr wieder so abwehrend wie beim ersten Mal begegnete. Also nahm sie ihren Mut zusammen und versuchte ihr Glück, ihre Ellenbogen stets auf Gegenwehr gerichtet. Doch dann geschah etwas mit dem sie nicht gerechnet hatte: Der Salamander war freundlich zu ihr, höflich fast. Sie ließ die angespannten Ellenbogen sinken und kam ruhig und entspannt mit ihm ins Gespräch. Seine Worte gefielen ihr, er war sehr intelligent und mit ihm konnte man sich über Dinge unterhalten, die sonst niemand hören wollte.

Immer öfter begegneten sich ihre Stimmen, die Worte wurden sanfter, das Vertrauen größer. Der Salamander erzählte ihr von seiner Welt, von seinen Gerüchen, seinen Farben und von den Zielen, die er noch hatte in seinem Leben. Er erzählte von Geschichten, von Büchern und von Erlebnissen. Jedes Mal hörte sie ihm gespannt zu, lächelte manchmal vor sich hin und hatte immer öfter die Sehnsucht ihn einmal in ihre Arme zu nehmen. Ihm einfach zu sagen, wie lieb sie ihn doch gewonnen hatte in der Zeit ihrer Gespräche. Einmal redeten sie die ganze Nacht miteinander und als der Morgen da war, ging die Sonnenblume rasch zurück auf ihr Feld, bevor die anderen Sonnenblumen ihr Verschwinden bemerken konnten. Immer öfter jedoch zog es sie an den Platz, an dem sie sich trafen. Die Freude der Zwei sich zu treffen, wurde immer offensichtlicher und eines Tages überlegten sie ob es nicht an der Zeit wäre sich in die Augen zu schauen. Die Sonnenblume freute sich über diesen Tag, sie freute sich endlich denjenigen zu sehen, an den sie ihre Gedanken schickte, wenn sie tagsüber auf ihrem Feld stand und der Sonne nachblickte. Die Welt war nicht mehr so eintönig, nicht mehr so leer, sie hatte doch ihn, den besten Freund den man haben konnte. Ein Problem hatten sie jedoch, der Salamander war viel zu weit unten, die Sonnenblume viel zu weit oben, wie also sollte das gehen. Aber auch dafür wusste der kluge Salamander Rat, er nahm sich einen Baum, lief geschwind hinauf und setzte sich auf einen Ast der auf der gleichen Höhe war, wie die Augen der Sonnenblume.

Die Sonnenblume hatte Angst, das sie dem Salamander nicht gefallen könnte, überlegte hin und her wie sie ihre Blätter tragen sollte und kam dann doch zu dem Entschluss nichts an sich zu verändern, der Freund sollte sie so sehen wie sie war. Als sie sich das erstemal in die Augen schauen konnten, waren sie beide ein wenig vorsichtig, fast verwirrt. Keiner der beiden konnte die Reaktion des Anderen so richtig deuten. Also standen sie lange da, schauten sich an und vertieften ihre Blicke ineinander. Der Salamander strich der Sonnenblume über ihre Blätter und die Sonnenblume streichelte ihn sanft auf seiner Haut damit...

Als die Blume an diesem Abend auf ihr Feld zurückkehrte, war ihr klar, dass es nicht mehr so wie zuvor war, es war anders, sie war anders, ihr Fühlen nahm eine nie geglaubte Intensität an. Kaum stand sie auf ihrem Feld, sehnte sie sich nach seinen Berührungen, nach seinen Augen und nach seiner Stimme. Es war absurd, doch sie war verliebt, ihr Herz klopfte und ihre Sinne waren wie betäubt. Im Stillen fragte sie sich wie es dem Salamander wohl ging und nahm sich fest vor ihn das auch zu fragen. Viel zu neugierig war sie doch und viel zu sehr hätte sie sich es gewünscht von ihm das gleiche zu hören. Gleich am nächsten Tag sahen sie sich wieder. Die Freude kannte keine Grenzen, sie nahmen sich in die Arme, gesprochen wurde nicht mehr viel, sie spürten sich nur, sahen sich an und waren überglücklich über das Gefühl das dort in ihnen zu wachsen begann. Doch die Zeit die sie miteinander haben durften war begrenzt, immer öfter fiel ihr Fehlen auf dem Feld auf, die alten Sonnenblumen tadelten sie und schimpften sie aus, sich nicht einfach so vom Acker zu machen. Auch die Zeit des Salamanders wurde knapper und knapper, hatte doch auch er Verpflichtungen denen er sich nicht entziehen konnte. Seine Arbeit musste erledigt werden, seine Freunde brauchten ihn. Trotz ihrer großen Liebe zueinander, getrauten sie sich nicht, irgendjemandem von dieser Liebe zu erzählen, viel zu groß war die Angst, dass sie jemand auslachen könnte. Ein Salamander und eine Sonneblume, wie lächerlich, wie sollte so was funktionieren. Auch wenn sie den Mut gehabt hätten, wie hätte ihr Leben ausgesehen, eine Sonnenblume konnte nicht in Steinritzen wachsen, ein Salamander würde in einem Sonnenblumenfeld untergehen. Lange verdrängten sie diesen Gedanken, wollten einander nur nahe sein, nutzen jede Gelegenheit sich zu fühlen.

Nach einer Nacht die sie zusammen verbracht hatten, beschlossen sie dieses Wagnis einzugehen, viel zu groß war die Sehnsucht nacheinander. Der Salamander richtete es so ein, dass er in Zukunft ein anderes Revier kam, bei dem er nach dem Rechten zu sehen hatte, verließ Freunde und Bekannte und begab sich auf ein Stück Land, das ihm bisher unbekannt war. Die Sonnenblume nahm ihre Zöglinge und verließ ihr Feld um auf einem anderen weiterzuwachsen. Die Trennung von dem Bauer fiel ihr schwer, war er doch jahrelang um sie, hatte sie gedüngt und ihr auch Wasser in trockenen Zeiten gegeben, doch die Liebe zu ihrem Salamander war stärker als alles andere. Die Zeit der Abnabelung war schwer, die Sonnenblume schaute oft auf ihre Kameraden, vermisste sie sie doch. Der Salamander hatte in seinem neuen Revier einiges zu tun, vieles musste geklärt werden, vieles neu gelernt werden. Oft besuchte er seine ehemaligen Freunde, gaben sie ihm doch ein Stückchen alte Heimat wieder zurück. Die Sonnenblume verließ ihr Feld immer weniger, hatte sie doch allerhand zu tun ihren Zöglingen das neue Feld vertraut zu machen, sie machte sich Sorgen, hatte Ängste und manchmal auch nicht den Mut das Feld zu verlassen. Immer öfter drängte sie der Salamander nach einem Treffen, jetzt da sie sich näher waren, sollte dies doch kein Problem mehr sein. Doch die Sonnenblume wurde immer trauriger und trauriger. Sie stand am Feldesrand, schaute in die Sonne und fragte sich wohin ihre Träume gewandert sind. Hatte sie jemals Träume oder waren dies nur Ausgeburten ihrer Fantasie. Sie sehnte sich nach dem Salamander und doch konnte sie ihm nicht begegnen. Einerseits plagte sie ein schlechtes Gewissen, war er doch wegen ihr in dieses neue Revier gezogen. Andererseits übermannten sie Nachts die Sorgen um ihre Zöglinge, sie wollten nicht so recht gedeihen, brauchten noch mehr Schutz vor dem Regen und vor der noch viel zu starken Kraft der Sonne. Die Blume war verzweifelt, sie konnte doch nicht einfach fortgehen, hier auf dem neuen Feld war niemand der ihre Zöglinge solange annehmen konnte. Auch Fragen fiel schwer, schließlich sagte man ihr oft genug, dass sie sich dieses neue Feld ausgesucht hatte und nun auch darin leben musste.

Der Salamander wurde immer trauriger, hatte er nicht soviel Energie, soviel Hoffnung in ein Leben mit seiner geliebten Sonnenblume gesteckt, oft stritten sie sich wenn sie ihre Stimmen hörten. Zuviel Druck lag auf den Liebenden. Keiner konnte ihnen helfen, die wenigen die inzwischen von ihrer Liebe wussten, machten mit ihren ach so klugen Ratschlägen alles nur noch schlimmer. Gaben Tipps die nicht angebracht waren und versuchten schließlich auch die Sonnenblume und den Salamander gegeneinander auszuspielen. Der Salamander litt schrecklich unter der Situation, er wollte doch bei seiner Geliebten bleiben, mit ihr den Rest seines Lebens verbringen, so waren seine Träume, so waren seine Wünsche. Oft versuchte er der Sonnenblume die Augen zu öffnen. Viele seiner Versuche dabei, gingen daneben, sie schienen das Gefühl füreinander verloren zu haben. Die Sonnenblume stand immer öfter mit hängendem Kopf auf ihrem Feld und war nicht mehr fähig ihn gen die Sonne zu halten. Viel zu schwer waren ihre Blätter, viel zu schwer die Verantwortung, viel zu schwer auch ihr Herz. Manchmal liefen ihr die Tränen aus ihren Augen, fielen auf den Boden und nährten ihre Zöglinge mit neuem Wasser.

Der Salamander wurde ungeduldiger, wollte nicht mehr warten bis die Sonnenblume ihr Feld von alleine verließ, drängte sie und hielt ihr so oftmals die Sense an ihren Kopf, ohne das es ihm bewusst war. Jedes seiner Worte traf sie in ihr Herz, sie wurde immer mutloser und stellte sich immer öfter die Frage ob ein Salamander und eine Sonnenblume wirklich zueinander passten. Als der Salamander ihre Zweifel spürte, wurde er wütend, mehr als einmal machte er sie darauf aufmerksam, das er nur ihretwegen seine Heimat verlassen hatte. Sie alleine war der Grund alles hinter sich zu lassen und dieser Liebe Leben zu geben.

Die Sonnenblume weinte immer mehr, hatte das Gefühl nicht mehr von ihm verstanden zu werden, bat ihn um Zeit um ihre Gefühle wieder zu sortieren. Doch es war zu spät. Der Salamander war gekränkt, verzweifelt und wusste sich keinen Rat mehr, die in sich gekehrte Sonnenblume zu neuem Leben zu erwecken. Zum erstenmal in seinem Leben stand er da und wusste nicht wie er einem geliebten Wesen helfen konnte, das machte ihn unendlich traurig. Er beschloß, noch ein wenig rabiater an die Sache heranzugehen, drohte der Sonnenblume damit wieder in seine alte Heimat zurückzukehren. Als er auch mit diesem Verhalten keine von ihm gewünschte Reaktion erreichte, sondern nur Gegenwehr, gab er auf. Er zog sich von ihr zurück und begann neue Freunde zu finden. Er musst sich zwingen nicht mehr an die Sonnenblume zu denken, war sein Herz doch noch voller Liebe zu ihr. Nachts lag er zwischen seinen Steinmauern und dachte an die wundervolle Zeit die sie doch miteinander verbringen durften. Er verstand ihr Verhalten nicht, dachte es läge an der mangelnden Liebe ihm gegenüber. Doch das war es nicht, die Sonnenblume liebte ihn mit einer solchen Intensität wie nie zuvor. Sie war einfach nur Mutlos geworden und hoffte jeden Tag aufs Neue, er möge ihr diesen Mut wieder zurück geben.

Doch die Gespräche wurden seltener, wenn sie dann miteinander reden konnten, waren die Sätze voller Schwermut und auch voller Vorwürfe, jedes Mal kauerte sich die Sonnenblume mit Tränen in den Augen in ihre Blätter und war nicht mehr fähig die Sonne zu sehen. Der Salamander ging seinen Weg. Es war seine Art mit diesem Schmerz über diese Liebe umzugehen. Immer mal wieder näherten sie die Zwei einwenig, aber sie fanden keinen Weg mehr. Er war wütend, bat sie ihn endlich gehen zu lassen. Er hatte doch noch soviel Träume und wollte noch soviel erreichen. Gerne hätte er der Sonnenblume geholfen bei der Aufzucht ihrer Zöglinge, doch noch viel lieber wollte er einen kleinen Salamander , ein Kind der Liebe. Diese Liebe glaubte er bei der Sonnenblume verloren, also ging er seinen Weg...


Wenn du in diesem Herbst an einem Sonnenblumenfeld vorbeigehst und eine Blume ihren Kopf tief gesenkt hat, dann streichle über ihre Blätter, lächle sie an und rede mit ihr. Sie wird ihr Feld nie mehr verlassen, bis die Ernte kommt...

 

Eine wunderschöne Geschichte über Liebe und Sehnsucht und wie schnell man doch alles verlieren kann, wenn man den Blick für das Wesentlich verliert und sich zu sehr wünscht, Unmögliches möglich zu machen, koste es, was es wolle, auch die Freundschaft, die einen miteinander verbindet.

Du hast noch ein paar Flüchtigkeitsfehler in der Geschichte, die solltest Du noch ausbügeln. Schreib mir eine PM, wenn Du sie nicht findest.
Ein größerer Fehler:

Nachts lag er zwischen seinen Steinmauern und dachte an die wundervolle die sie doch miteinander verbringen durften.
Hier fehlt wohl "Zeit".

Willkommen auf kg.de!

 

hi seelenhexe :)

nachdem ich mich jetzt hier schon registriert habe
wollt ich Dir wenigstens einen Gruß da lassen.
Auch wenn es ein trauriger Schluß ist, nach jedem
Regenwetter kommt ein Sonnenschein ;)
Laß den Kopf nicht hängen und sieh weiter nach vorne.

Liebe Grüße

Dein Wildi :rolleyes:

 

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