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Der süße Tod
„Es hört einfach nicht mehr auf“, stöhnte Anja, während das Rascheln der Bettdecke die Ruhe im dunklen Zimmer empfindlich störte.
Sie konnte das unangenehme Brennen zwischen ihren Beinen nicht ignorieren. Ihre Handballen krallten sich in das weiche Bettlaken und sie konnte dem Drang, die Stelle zu kratzen kaum wiederstehen. Völlig entnervt wälzte sie sich herum, presste schließlich eine Handfläche auf ihren Slip und winselte ins Kopfkissen hinein, während ihr Tränen der Scham in die Augen stießen.
Sie drückte fester zu, so als wolle sie eine Wunderheilung vollbringen.
Anja wünschte sich nichts sehnlicher als das Kühlspray, mit welchem der Doktor die Reizung kurzzeitig gestoppt hatte. „Es müsste nur ungefähr zehnmal so stark sein.“
Wenn sie an den gestrigen Arztbesuch dachte, stieß ihr immer noch die Schamesröte ins Gesicht. Ausgerechnet der Hausarzt der Familie, musste den empfindlichsten und intimsten Bereich ihres Körpers mit Kühlspray betäuben.
Sie knipste die kleine Nachttischlampe an und legte das Oberbett zögerlich beiseite.
Das schummrige Licht unter dem Lampenschirm zauberte unzählige Schattenwürfe auf ihren Körper. Mit zittriger Hand griff sie sanft nach dem Bund ihres Slips und erschrak fürchterlich, als sie die schwarze Flechte bemerkte, die mittlerweile schon bis knapp unter ihren Bauchnabel gekommen war.
Anja presste sich entsetzt die Hand auf den Mund, während ein eiskalter Schauder ihren Körper durchfuhr. Sie schluchzte und hatte Mühe, durch die dicken Tränen klar zu sehen. Schwarze, rötlich umrandete Pusteln sprossen unter ihrer Haut hervor und bahnten sich den Weg von ihrer Scheide nach oben. Als sie vor ein paar Stunden zu Bett ging, waren sie noch nicht da gewesen. Panisch schaute Anja auf das beleuchtete Display ihres Funkweckers.
Es war kurz nach vier. Vor knapp drei Stunden hatte sie das letzte Mal auf die Uhr gesehen. Die letzte Inspektion war schon etwas länger her.
Anja fing an zu weinen und warf ängstlich das schwere Bettdeck zurück auf ihren Körper, bevor sie das Licht wieder ausmachte und aphatisch in die Dunkelheit blickte.
Gedanklich spielte sich bei ihr immer der gleiche Film ab ...
*
„Kommst du noch mit zu mir“, hatte Carsten sie gefragt und dabei in sein Bierglas hineingelächelt.
Anja saß an der Theke und grinste verlegen zurück, zog an einem Strohhalm und genoss die kühle Erfrischung eines Batida Kirsch.
„Ich weiss nicht genau“, sagte sie, während ihre Blicke über die Tanzfläche huschten und im Sekundentakt irgendwelche Leute observierten. Der Abend verlief bisher äußerst amüsant. Carsten war ein wirklich symphatischer Fang, ohne Frage. Aber vor allen Dingen war er groß, blond und kräftig. Die vier Jahre Altersunterschied machten ihn für Anja umso interessanter.
Aber ein One Night Stand? Sie war sich nicht sicher, ob sie so etwas konnte, obwohl das elektrisierende Kribbeln in ihrem Unterleib sie momentan ganz verrückt machte.
Ihre Freundinnen waren vor kurzem gegangen, Anja war ehrlich gesagt nur seinetwegen noch hier.
„Komm mal her“, sagte er leise und unterstützte seine Worte durch eindeutige Handzeichen, die auch nebst der lauten Discomusik zu verstehen waren.
Anja ließ sich nicht lange bitten und landete prompt auf seinem Schoß. Das Siebzehnjährige Mädchen hatte schon diverse Freunde gehabt. Aber diesmal fühlte sie sich leicht verdorben, schließlich kannte sie Carsten erst seit knapp fünf Stunden. Er zögerte nicht lange und presste ihr einen Kuss auf die Lippen. Nachdem Anja diese Geste sanft erwiderte, setzte er mit der Zunge nach.
Anja war das leicht unangenehm und viel zu schnell und gefühllos, aber trotzdem machte sie mit.
Hier tanzten keine Schmetterlinge in ihrem Bauch. Es war das pure Verlangen, das sie steuerte.
Die Beule in seiner Hose stimulierte sie noch mehr. Doch nachdem die Lust nur noch schwer zu bremsen war, ließ sie von ihm ab und sah sich um.
„Zu viele Leute?“, fragte Carsten und grinste ihr frech ins Gesicht.
„Lass uns zu dir fahren“, sagte Anja mit fester Stimme, um gegen den Discolärm anzukommen.
*
Als Anja aufwachte, spürte sie einen pochenden Schmerz zwischen ihren Beinen. Ihr Oberkörper wurde von zwei kräftigen Armen umklammert und an ihrem Ohr hörte sie das leise Stöhnen von Carsten.
„Was machst du“, fragte sie leise, während die Müdigkeit von einer Sekunde auf die andere von ihr abfiel.
„Schlaf ruhig weiter“, sagte er mit bebender Stimme, während er seinen Unterleib in rythmischer Bewegung auf und ab bewegte.
Anja konnte zunächst nichts erwidern. Sie war schockiert über die Seelenruhe, mit der Carsten fortfuhr. Sein Penis tobte in ihr noch größer und praller als zuvor.
„Lass das bitte sein“, sagte sie verärgert und die Verdorbenheit der ganzen Sache wurde ihr wieder schlagartig bewusst.
Carsten seufzte kurz auf und zog sich augenblicklich aus ihr zurück.
Während er sich selbst befriedigte, zitterte Anja neben ihm. Sie konnte gar nichts mehr sagen. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
Warum war sie hier geblieben? Nach dem Sex schon wollte sie eigentlich nur noch nach Hause. Carsten war ihr danach auf einen Schlag völlig gleichgültig geworden.
Nie zuvor hatte sie schlechteren Sex gehabt. Die Wut stieg in ihr hoch, als das Bett auch nach Minuten immer noch bebte und sie Carsten hörte, wie er lustvoll schnaubend neben ihr im Bett sein Glied bearbeitete.
Anja musste sich völlig unbefriedigt und angewidert in den Schlaf zwingen ...
*
Die ganze Sache lag jetzt knapp eine Woche zurück. Zwei Tage nach ihrem One Night Stand mit Carsten kam der Juckreiz und am Morgen nach den ersten Symptomen die schwarzen Pusteln.
Anja schaute ungeduldig auf die grünen Ziffern ihres Weckers.
Um acht Uhr, kurz vor Schulbeginn wollte sie den Doktor anrufen und die Testergebnisse abfragen.
Sie betete dafür, das es sich um einen harmlosen Tripper handelte, aber ihr Körper brannte vor Angst, bei der Vorstellung es könne etwas schlimmeres sein.
Innerlich verdammte sie Carsten dafür, dass er sie an diesem Abend angesprochen hatte. Aber am meisten sauer war sie auf sich selber.
Wie konnte ein so schöner junger Mann nur ein dermaßen verdammter Reinfall sein?
In Anjas Kopf spielten sich immer wieder die gleichen Szenen ab.
Nach einer unruhigen Nacht, in der sie nie länger als eine Stunde am Stück geschlafen hatte, blickte sie das nächste Mal um kurz vor Acht mit panischer Anspannung auf die Tasten ihres Handys ...
*
„Hier spricht Anja Müller. Ich wollte nur einmal fragen, ob die Testergebnisse schon eingetroffen sind?“
Anja versuchte mit so einer Gelassenheit und Freundlichkeit an die Sache heranzugehen, als ginge es lediglich um den Termin für eine Grippeimpfung. Ihr Puls allerdings raste und ihre Stimme brach gelegentlich vor Angst zusammen.
Eine längere Pause entstand, in der Anja unruhig mit ihren Locken spielte.
Als der Doktor persönlich ans Telefon kam und ihren Namen mit einer unheilvollen Tonlage wiederholte, rutschte ihr das Herz in die Hose.
„Anja, ihre Testergebnisse sind heute morgen eingetroffen. Zuerst einmal möchte ich allerdings gerne von ihnen wissen, wie der Name des Jungen war, mit dem sie sexuell in Kontakt getreten sind.“
Anja brauchte eine kurze Sprechpause um sich wieder zu fangen. Irgendetwas war also nicht in Ordnung. Wie in Trance versuchte sie zu antworten.
„Carsten“.
„Carsten, wie weiter?“, fragte der Doktor.
Wieder eine kurze Pause. Anja fing an zu schluchzen.
„Ich weiss es nicht. Doktor, bitte was habe ich denn?“
„Ich würde das wirklich lieber unter vier Augen mit ihnen klären, aber keine Sorge, es ist nichts, nunja, nichts lebensbedrohliches.
„Bitte sagen sie mir, was ich habe“, flehte Anja, die zunehmend ihre Fassung verlor.
Am anderen Ende der Leitung hörte man ein kurzes Räuspern, dann die Stimme des Doktors.
„Also gut, Anja. Der Test hat eindeutig ergeben, dass es sich bei ihrem Juckreiz um einen Pilz handelt. Allerdings, und bitte nehmen sie das jetzt sehr ernst ...“
„Es handelt sich hierbei um einen Leichenpilz.“
Anjas Augen weiteten sich, als die Erkenntnis sie wie ein Hammerschlag traf.
Die Leitung war nun belegt von weinerlicher Reue und Verzweiflung ....
Ende