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Der Ruhrpottkannibale

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10.04.2013
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Der Ruhrpottkannibale

Er ist ein sehr freundlicher Mann, aufrichtig und nett. Immer begrüßt er einen mit einem Lächeln. Er ist ein Nachbar, wie ihn sich nur die meisten Menschen wünschen könnten. Alten Müttern hält er die Türen auf und mit alten Herren im Haus ist er jederzeit zu einem heiteren Gespräch aufgelegt. Er pflegt „Grüß Gott“ zu sagen, statt „Guten Tag“, was in dieser Region sehr ungewöhnlich ist, jedoch von allen als äußerst sympathisch aufgefasst wird. Letztendlich zeigt es nur, wie gläubig und gottesfürchtig er in Wirklichkeit ist. Soweit man weiß, geht er seiner Arbeit gewissenhaft nach, er ist zudem fleißig und kollegial. Geht er mit seinen Kollegen in die Bierstuben lässt er sich nie lumpen und gibt oft mehrere Runden. Er ist stets gepflegt und adrett gekleidet, das Haar gekämmt und der Schnurrbart schwungvoll leicht nach oben gespitzt. Es ist ein verdächtiges Wunder, wieso der nette Junggeselle im Haus noch nicht verheiratet ist. Dies fragen sich vor allem die alten Weiber. Denn auch zu Kindern ist er nett und hat immer kleine Schokoladenstücke in seiner Tasche, die er gern verschenkt und der unter der hungernden Meute verteilt.

Ich habe bereits viel über den Mann in meinem Haus nachgedacht. Ich glaube, viele mögen ihn, weil er das ist, was wir in diesen Zeiten brauchen. Er ist ein Bindeglied zwischen dem Alten und dem Neuen. Er erinnert uns an Zeiten, in denen das Leben noch gut war und alles seine Ordnung hatte, in denen keiner leiden oder hungern musste, an denen der Himmel blauer und die Parkwiesen grüner waren. Tage an denen ein Mann seiner einfachen Tätigkeit nachging, um seine Familie zu nähren, die Kinder zur Schule zu schicken und seine Frau glücklich zu machen. Seine Augen sagen aber auch „Aufbruch! Das Alte ist vorbei, lasst uns nach vorn sehen! Jammern und Klagen hat noch nie geholfen! Wir müssen anpacken und für unsere Zukunft arbeiten!“. Insofern war er oft ein buntschimmernder Lichtblick im grauen, verdunsteten Essen. Hatte er je darüber nachgedacht in die Politik zu gehen?

Denn gute Politiker werden in diesem Jahrhundert gebraucht. Starke und standhafte Männer, bei denen alte Werte noch Bedeutung haben. Der bereit ist für seine Linie im Parlament zu kämpfen. Kein plumper Sozialdemokrat, sondern ein großer kaiserlicher Adler der Demokratie würde er sein. Er würde sich nicht scheuen unbequeme Fragen zu stellen, genauso wenig, wie er keine Scheu davor hätte dem Volk die Wahrheit zu sagen: „Die Jahre werden hart, aber wir werden es überstehen!“. Und wir wären ihm alle gefolgt.
Doch vielleicht steht ihm auch eine Eigenschaft im Weg, die ebenfalls so sympathisch macht, wie seine Tugendhaftigkeit, nämlich seine Bescheidenheit. Zuviel Trubel um seine Person, würde ihm bestimmt nicht gefallen, eher hält er sich im Hintergrund. Er beobachtet lieber, mit scharfem geübtem Blick. Er vermag stets die Situation richtig einschätzen zu können, Kosten und Nutzen abzuwägen, um dann alles zum Wohle der Allgemeinheit zu entscheiden. Ein Mann der Ökonomie, das ist er wohl ohne Zweifel.
Doch er hat wohl auch nicht immer Glück, was seinen Charakter jedoch nur stärken wird. Denn immer hört man in den Rohren des Hauses ein lautes Poltern, als würden schwere Teile in den Abflussrohren wüten. Keiner konnte sich diese Merkwürdigkeit erklären, die die Kinder nachts in Angst und Schrecken versetzte. Für sie musste es sich um einen Geist handeln. Das war natürlich Blödsinn, doch selbst der nette Herr Nachbar konnte sich keinen Reim auf dieses Rätsel machen, obwohl er gedankenvoll sein Kinn auf seine Hand stützte, während die andere damit beschäftigt war, seinen Schnauzbart zu zwirbeln. Allgemein vermute ich, dass er große Probleme mit seinen Abflüssen hatte. Vielleicht hatte er in Wahrheit auch Probleme mit seiner Verdauung. Das beschämt ihn natürlich sehr. Dass ich das wusste, war dem Umstand des städtischen Miteinanderlebens geschuldet. Manchmal konnte man alles hören, was sein Nachbar im Bad machte und der nette Herr Nachbar hat oft Ärger, so wie man das hört.

Einen Schrecken bekam ich jedoch, als ich neulich über den Schwarzmarkt ging. Beziehungsweise gingen musste. Denn die Zeiten nach dem Krieg waren nicht einfach, alles war rationalisiert, Kolonien gab es nicht mehr und so waren viele Menschen gezwungen auf dem Schwarzmarkt teuer und im Zwielicht der Illegalität zu kaufen. Und da sah ich auch meinen Herrn Nachbarn, den ich immer als zu ehrenhaft eingestuft hatte, als das er sich in solchen Gegenden aufhalten würde. Doch er trieb sich nicht nur da rum, er kaufte auch nichts… Er verkaufte. Fleisch von bester Sorte und Qualität.

Sofort ging ich wieder nach Hause und dachte über die Geschehnisse nach. Verdiente er so sein Geld? Konnte er deshalb stets Kollegen eine Extrarunde Bier ausgeben? Hatte er deshalb stets Schokolade in den Taschen? Tat er das alles aus Profit? An diesem Tag war Essen für mich wieder ein Stück grauer geworden.

Als ich wieder auf dem Schwarzmarkt war sah ich meinen Herrn Nachbarn wieder. Wieder verkauft er Fleisch. Von bester Sorte und bester Qualität natürlich. Als er mich, spitzfindig und mit einem breiten Lächeln unter dem Schnauzbart schon von weitem grüßte, da fiel es mir ein. Er verkaufte nicht aus Profit. Er verkaufte nicht um seines Willen. All das tat er stets für die Menschen. Mit seinem Fleisch konnten sie wieder einen Sonntagsbraten machen, es gab wieder Wurst und Schnitzel für die Menschen, die sich bereits begangen sich an mangelhafteste Qualität zu gewöhnen. Und somit war die Welt wieder in seinen Angern und ich hatte meinen Herrn Nachbarn wieder. Der nette Bierrunden ausgebende, Türen aufhaltende, Schokolade verschenkenden Junggesellen, der über mir wohnt. Und als Zeichen der Anerkennung ging ich zu ihm und bat ihm um ein gutes Stück Fleisch. Er gab ein Schnitzel zu einem nachbarschaftlichen Freundschaftspreis. Ich bedankte mich vielfach, ja sogar schon beinahe peinlich unterwürfig.

Jeder Bissen am Abend schmeckte voll Genugtuung und Zufriedenheit. Wie er es auch machte, es war das beste Schnitzel, dass ich jemals im meinem Leben gegessen hatte. Lag es an meinem Nachbarn oder lag es am Fleisch? Jetzt, wo ich nach all den Jahren darauf zurückblicken kann, muss ich sagen: das Fleisch.

 

Hallo florefly,
willkommen bei den Wortkriegern.

Aus deiner Geschichte bin ich leider nicht so recht schlau geworden. Aber ich hab viel gearbeitet heute, vielleicht hat sich das alles ein bisschen auf mein Hirn niedergeschlagen. :D

Hätte man den Titel nicht, käme man nie auf die Idee, dass es da um eine besondere Sorte Fleisch geht, wenn man das Ende deiner Geschichte liest. Und gleichzeitig hat der Titel den Nachteil, dass du schon alles vorher verrätst. Das finde ich von daher nicht so gut gelöst.

Ansonsten mag ich es ja prinzipiell, wenn man Menschen, die die Öffentlichkeit, jeder, wegen ihrer brutalen oder grausamen Taten eigentlich als verroht wahrnimmt, von einer anderen Seite zeigt. Aber ich bin hier einfach nicht auf den Trichter gekommen, wie du das denn meinst.
Wann spielt das überhaupt? Und wer ist denn nun der Ruhrpottkannibale? Der freundliche Nachbar? Oder der durch das Fleisch des Nachbarn Sozialisierte?

Ein weiterer Punkt ist die Art des Schreibens. Du berichtest halt nur. Du zeigst nicht Handlung, Dialoge, Interaktionen, sondern gibst eben nur wieder, wie der Nachbar gesehen wird.
Und - das merke ich an meinem eigenen Leseprozess - gestaltet sich (bei jedem) sehr sehr schwierig. Da darf sich noch weniger doppeln oder wiederholen als beim szenischen Schreiben. Da muss die Sprache richtig knallen und vor allem, muss man sich sehr kurz fassen.
Das sehe ich jedenfalls so.
Also ich habe an mir selbst beim Lesen diener Geschichte gemerkt, dass ich immer wieder dachte, ja weiß ich schon, weiß ich doch auch schon, und das auch, oh je. Also da entwickelte sich wenig Neuartiges. Und die Sache mit dem Schwarzmarkt, die dann neu war, die habe ich nicht verstehen können.
Von daher sehe ich deine Geschichte sehr sehr zwiegespalten. Ein guter Ansatz, wenn ich es auch persönlich mehr mag, wenn ich einen solchen Menschen in deiner Geschichte wirklich kennenlerne.
Du kannst dir mal anschauen, wie Andrea H. das gemacht hat, das finde ich nach wie vor grandios: Die Geschichte heißt Ein Schmetterling auf Lechners FUß.
Lies die mal, es lohnt sich total.
http://www.wortkrieger.de/showthread.php?47275-Ein-Schmetterling-auf-Lechners-Fu%DF&p=564732#post564732

So, wie du es jetzt geschrieben hast, ist der Kannibale ja aus der Sicht des Nachbarn geschildert. Und da kommt dann nicht mehr zustande als das Übliche: Wir haben alle nichts gemerkt, er war so freundlich und zurückhaltend immer. Das ist nichts Neuartiges oder nichts Individuelles, an dem man sehen könnte, wie Frau ider Herr florefly denn so einen Nachbarn beschreibt und sieht. Ihm vielleicht Facetten gibt, die ihn vielschichtiger machen, zu einem echten, wenn auch wirren und bösen Menschen. Aber eben nicht nur zu so einer Fassade. Oder es ist so, dass du das Ganze auf eine Pointe reduzieren wolltest, dass der Erzähler halt das Menschenfleisch so interessant findet. Kann man ja auch machen. Aber für eine Geschichte mit einer bösen Pointe solltest du die Sache auf jeden Fall mehr verdeutlichen und ihr zum besseren Verständnis etwas mehr Fleisch geben. :D

Naja, kannst ja mal schauen, ob du mit meinen Eindrücken was anfangen kannst.
Ich wünsche dir jedenfalls noch viel Spaß hier.
Novak

 

Wo kennze mich ei’ntlich her, mein

lieber florefly22 –
fraach ich mich, bevoo’ ich ää’s ma’ hää’tzlich willkommn hierorts!, sach.

QUOTE]Er ist ein sehr freundlicher Mann, … -[/QUOTE]
Eh, glaubze, dat binnich, wennich auch nich schietfreundlich bin un’ schon ja’nich nett (= schmuck, zierlich, niedlich sacht der olle Conny, der Duden, kennze doch auch, ne?, de Tünnes kommt aus Wesel, jleich nebnan), dä’ is abba auch nich

[d]er Ruhrpottkannibale
Abba kennze ei’ntlich’n Fritz Haa’mann ausm Hannova? Wä’ hat’en vonne Leine jelassn? Passt inne Zeit zu
Als ich wieder auf dem Schwarzmarkt war[,] sah ich meinen Herrn Nachbarn wieder.
Kennze doch dat Liedchen „in Hannova anne Leine“ und’e Strophe „waa’te, waa’te nur’n Weilchn, bald kommt Haa’mann auch zu dir, mit’em kleinn Hackebeilchen, macht’r Hackefleisch aus dir. Aus’n Augen macht’r Sülze, aus’m Hintern macht’r Speck, aus’n Därmen macht’r Würste und’n Rest, den schmeißt’r weg.“

Jut, in Düssbuurch jabet auch ma so’n Knallkopp, abba in Essen? Wüssich getz nich. Is dat nich an sich’n Bedürfnis ei’ntlich? Dat schrächste, wat ich bis getz üba Essn jehört hab, is’ die Antwoo’t aufe Frage, wat dat wär, wenn alldie Leut in Essn da mit’m Fahrrad rumführn. Antwoot weize doch, ne? Essn auf Rädern. Ha, wat habbich beim ää’sten Ma’ jelacht.
Aba tunse ja nich alle, gelle?
Aba wat is dat für’n Tex’? Wat soll dat sein? Is ne Ansammlung von Voo’urteiln, Ressantemangs und rückwää’zjewandten Ansichtn im Schema, frühr wär allet besser, schöner jewesn, da hätter Kaisa noch pe’söönlich für Friedn jesoo’cht bis hin zum Bismaaa’kaaa’chipl und’e Fraunsleut hättn nachts noch üba de Straßn jehn könn’n. Nee, Jung, wat suchn se denn auch aufe Straß, wenn ich mit’e Köters draußen bin, kannze mich dat ma sagn? Da isset nu’ folgerichtich, dat’e die Frau’nsleut diskriminierz

Dies fragen sich vor allem die alten Weiber.
Nee, Jung, dat is all nix und’et Novakchen hat schon wat jesacht, aba da jibdet nochne Ee’jänzung zu mitte Jezeitenwexel, zwo Beispiele, dat ää’ste düü’chaus positiv, wenn auch inne falsche Zeit für den Tex’ formliert, wenn allet annere Präteritum is:
Er pflegt „Grüß Gott“ zu sagen, statt „Guten Tag“, was in dieser Region sehr ungewöhnlich ist, jedoch von allen als äußerst sympathisch aufgefasst wird.
Kann ich nur bestätigen: Als ich weiland in einem Großbetrieb gearbeitet hab, sagte von statistisch 750 Vollbeschäftigten (um allein die Zahl zu begreifen, muss man den Unterschied und die Wirkung von Mehrarbeit und Überstunden kennen) ein einziger „grüß Gott“ zur Begrüßung, ausgerechnet ein Chefarzt. Aber das wär’s dann auch mit der korrekten Beobachtung. Wird gleich fortgesetzt,

aber zunächst noch ein delikates Beispiel zum Gezeitenwechsel, selbst wenn nur ein –e vergessen wurde (was schon aufs eigentliche Problem bei Dir hinweist):

Vielleicht hatte er in Wahrheit auch Probleme mit seiner Verdauung. Das beschämt ihn natürlich sehr.
… hatte … Das beschämt …

Die Zeichensetzung ist katastrophal
Da ist schon mal ein Komma zu viel, wie hier
Zuviel Trubel um seine Person, würde ihm bestimmt nicht gefallen …
Geht er mit seinen Kollegen in die Bierstuben[,] lässt er sich nie lumpen und gibt oft mehrere Runden.
Der hintere Teil ist der Hauptsatz …Hier sind Infinitv- („zu stellen“) und anschließend Relativsatz („dem Volk …“) vom Hauptsatz mit Zeichen abzutrennen
Er würde sich nicht scheuen[,] unbequeme Fragen zu stellen, genauso wenig, wie er keine Scheu davor hätte[,] dem Volk die Wahrheit zu sagen: …
Hier ist eine bloße Aufzählung gleichrangiger Adjektive
Er beobachtet lieber, mit scharfem[,] geübtem Blick
.

Hier ein grundlegender Mangel (eigentlich ein Zuviel), als wäre das Deine persönliche Regel: Der Punkt hinterm Gänsefüßchen ist entbehrlich, die wörtl. Rede endet hier allemal mit dem Ausrufezeichen!

„Aufbruch! … Wir müssen anpacken und für unsere Zukunft arbeiten!“. Insofern …
(musstu, wie überhaupt, noch weiter suchen, wiederholt sich alles – und ich will keineswegs den Muttertext abschreiben)

Hier sind die Auslassungspunkte durch Leerstelle vom vorhergehenden Wort zu trennen – die fehlende Leertaste symbolisiert, dass wenigstens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort fehlt, was beim nichts schön merkwürdig wäre

Doch er trieb sich nicht nur da rum, er kaufte auch nichts[…]…
Überhaupt scheint Flüchtigkeit Dein Problem zu sein. Hier kommt zum ersten Mal die Flüchtigkeit voll durch, wenn ein Pronomen, das zugleich Artikel ist, sich im Satz verirrt
… Schokoladenstücke in seiner Tasche, die er gern verschenkt und der unter der hungernden Meute verteilt.
Gefunden? Nee? Hier die entscheidende Passage, falls es nicht sofort beim Lesen einleuchtet:
… und […] unter der hungernden Meute verteilt
.
Das hier fällt aber nem blinden mit nem Krückstock auf
Beziehungsweise gingen musste.

Zwomal werden sogar das und dass verwechselt
Und da sah ich auch meinen Herrn Nachbarn, den ich immer als zu ehrenhaft eingestuft hatte, als das er sich in solchen Gegenden aufhalten würde.
…, es war das beste Schnitzel, dass ich jemals im meinem Leben gegessen hatte.

Auch die Inflation der Adjektive fällt auf. Zum Beleg nehm ich einen Satz, der das eingangs gesagte bestätigt, denn Essen ist garantiert keine „graue, verdunstete“ Stadt mehr (wie alle andern Gemeinden von Kamp-Lintfort/Moers/Rheinhausen bis Hamm/Unna, von südliche der Ruhr bis nördlich der Lippe)
Insofern war er oft ein buntschimmernder Lichtblick im grauen, verdunsteten Essen
Ohne Adjektive freilich offenbart der Satz seine ganze Absurdität
Insofern war er oft ein […] Lichtblick im […] Essen,
denn Lichtblick wäre es, gäbe es in einem Essen etwa kein Haar zu finden.

Gelegentlich hapert’s mit Singular und Plural, wie hier

Denn gute Politiker werden in diesem Jahrhundert gebraucht. Starke und standhafte Männer, bei denen alte Werte noch Bedeutung haben. Der bereit ist für seine Linie im Parlament zu kämpfen.
Fällt nicht sofort auf? Aber doch so (wobei das KOMMA auch weiter oben schon angezeigt werden könnte)
… gute Politiker werden … standhafte Männer … Der bereit ist[,] für seine Linie im Parlament zu kämpfen.
Oder hier
Der nette Bierrunden ausgebende, …, Schokolade verschenkenden Junggesellen, der über mir wohnt
.

Manchmal kommts zu kuriosen Formulierungen, wie hier mit den Verben

Er vermag stets die Situation richtig einschätzen zu können, …
Entweder vermag er, die Situation richtig einzuschätzen oder er kann es

Und hier mit den Substantiven

Jeder Bissen am Abend schmeckte voll Genugtuung und Zufriedenheit.
??? Etwas kann gut schmecken – aber genugtun und zufrieden kann man selbst nur werden oder sein.

Hier wird’s falsche Adverb oder Substantiv gewählt:

Tat er das alles aus Profit?
Klar doch, tun doch alle „um“ des Profits willen oder „aus“ Gier.

Hier wird „begehen“ mit „beginnen“ (begannen) verwechselt

…, die sich bereits begangen sich an mangelhafteste Qualität zu gewöhnen.
Und hier kommt noch mal einiges zusammen, Fälle-Falle und Wortschöpfung
Und somit war die Welt wieder in seinen Angern und ich hatte meinen Herrn Nachbarn wieder.
… die Welt … seinen …
Angern? Was’n das? Meinstu vielleicht „Angeln“, wie die Tür-angeln?, aus denen man das Türblatt ja herausheben kann. …

Fälle-Falle

… als Zeichen der Anerkennung ging ich zu ihm und bat ihm um ein gutes Stück Fleisch.
… ihm … ihn …

Selbst das letzte Fleisch fällt in den falschen Fall:

Lag es an meinem Nachbarn oder lag es am Fleisch? Jetzt, wo ich nach all den Jahren darauf zurückblicken kann, muss ich sagen: das Fleisch.

Getz binnich abba fettich!
Ich bedankte mich vielfach, ja sogar schon beinahe peinlich unterwürfig.

Friedel

 

Hallo Novak, Hallo Friedel,

erstmal Entschuldigung, dass Ich mich erst jetzt zu euren Anmerkungen melde:

Zu Novak:
Vielen Dank für die Tipps, Ich glaube, Ich weiß, was du meinst... weniger Beschreibung, mehr Handlung, das werde Ich mir zu Herzen nehmen und für zukünftige Geschichten verwenden. Vielleicht täte dem Text ja ein "Jetzt wurde er fast erwischt"-Moment ganz gut... vielleicht finde ich ja mal Zeit und Muse, um das zu ändern.

Und auch Danke für die Empfehlung der Geschichte "Ein Schmetterling auf Lechners Fuß", die ist wirklich sehr stark!

Ach ja und das ganze spielt nach dem ersten Weltkrieg und wie Friedel bereits herausgefunden hat, basiert der Ruhrpottkannibale auf Fritz Haarmann und Joachim Kroll. Fritz Haarmann hat tatsächlich nach dem Ersten Weltkrieg Menschen getötet und teilweise auf dem Schwarzmarkt als Schweinefleisch verkauft. Die Vorstellung finde Ich schon allein sehr krass und hat mich dazu veranlasst das zu schreiben. Aber das Ruhrgebiet fand Ich als Setting besser und urbaner als Hannover, daher die Vermischung der beiden real existierenden Kannibalen

Und auch danke an Friedel für deine Anmerkungen, auch wenn Ich nur die Hälfte deines Kommentars verstanden habe ;D

Kommst du aus Essen? Wenn ja Ich wollte natürlich nicht deine Heimatstadt schlecht machen... Als Ich das letzte mal da war kam sie mir aber typisch Ruhrpottmäßig vor... Und zur damaligen Zeit war es bestimmt noch schlimmer... Zugegebenerweise ist Essen aer noch die schönste Stadt in der Region, zumindest meiner Meinung nach (alle Ecken des Ruhrgebiets kenne ich auch nicht, auch wenn ich behaupten kann zumindest in jeder größeren Stadt schon gewesen zu sein)

Lg florefly :)

 

Mir un’ mich verwechsl ich nich,
Dat kommt bei mich nich vor,
Ich habn klein’ Mann im Ohr,
Der sacht mich allet vor.​

Und auch danke an Friedel für deine Anmerkungen, auch wenn Ich nur die Hälfte deines Kommentars verstanden habe ;D

Oha, ich hätt gewettet, Du hättest eine Hassliebe zu Essen und verstündest zumindest ein wenig Ruhrlatein, wärst gar ein Flüchtling aus einer Gegend, wo nieder- und rheinfränkische Dialekte auf sächsische (exakt: Westfälisch in seinen münster- und sauerländischen Ausprägungen) sich mit masurischen, polnischen und vor allem auch jiddischen Elementen vermengend auf die Benrather Linie treffen, die näherungsweise die Dialekte des platten von hohen deutschen Landen scheidet. Wobei die fränkischen Variationen eine eigene Hochsprache im Niederländischen gebildet haben,

lieber florefly22 –

aber darum hier die Übersetzung der Einleitung:„Woher kennstu* mich eigentlich, / lieber florefly22 – / frag ich mich, bevor ich „erst einmal herzlich willkommen hierorts!“, sage.

Er ist ein sehr freundlicher Mann, …
-Glaub mir, das bin ich, wenn ich auch nicht scheißfreundlich bin und schon gar nicht nett (bedeutet: schmuck, zierlich, niedlich, wie der Konrad Duden sagt, den Du doch auch kennst, der kommt aus Wesel, gleich nebenan), der ist aber auch kein
Ruhrpottkannibale
Aber kennstu eigentlich Fritz Haarmann aus Hannover. Wer hat den von der Leine gelassen? Passt in die Zeit des
Als ich wieder auf dem Schwarzmarkt war[,] sah ich meinen Herrn Nachbarn wieder.
Du kennst doch das Lied „In Hannover an der Leine“ und die Strophe „Warte, warte nur ein Weilchen, Bald kommt Haarmann auch zu Dir, Mit dem kleinen Hackebeilchen, Macht er Hackefleisch aus Dir. Aus den Augen macht er Sülze, Aus dem Hintern macht er Speck, Aus den Därmen macht er Würste Und den Rest, den schmeißt er weg.“
Gut, in Duisburg gab es auch mal einen solchen Knallkopf, aber in Essen? Wüsst’ ich jetzt nicht. Ist das [Anm.: Essen] nicht an sich ein Bedürfnis? Das schrägste, was ich bis jetzt über Essen gehört hab, ist die Antwort auf die Frage, was das sei, wenn alle Essener mit dem Fahrrad führen. Die Antwort kennstu doch, oder? Essen auf Rädern! Ha, was hab ich beim ersten Mal gelacht.
Aber tun ja nicht alle.
Aber was ist das für ein Text? Was soll das sein? Eine Ansammlung von Vorurteilen, Ressentiments und rückwärtsgewandten Ansichten des Schemas, früher war alles besser, schöner gewesen, da hätt’ der Kaiser noch persönlich für Frieden gesorgt bis hin zum Bismarckarchipel und Frauen hätten nachts noch über die Straße gehen können. Nein, mein Lieber, was suchen die denn auf der Straße, wenn ich mit den Hunden draußen bin. Kannstu mir das verraten? Da ist es nur folgerichtig, das Frauen diskriminiert werden
Dies fragen sich vor allem die alten Weiber.
Nein, das ist so recht nichts und Novak hat schon einiges gesagt, aber zum Gezeitenwechsel gibt’s noch einige Ergänzungen – zwei Beispiele, wovon das erste durchaus positiv ist, wenn auch im falschen Tempus, wenn’s Präteritum im Text vorherrscht:
Er pflegt „Grüß Gott“ zu sagen, …
& schon wären wirin neuhochdeuteschen Gefilden ...

Alles kein Beinbruch, findet der

Friedel

* Noch zwei letzte Geheimnisse: Nein, ich komm nicht aus Essen, aber direkt aus der nordwestlichen Nachbarschaft, aus der griechischsten Stadt unserer schönen Republik, und hab eine Vorliebe für Dia- und Soziolekte, aber auch fürs klangvollere Alt- und Mittelhochdeutsche (die ja nie das Vergnügen eines Luther, der Grimm bros. & des schon genannten Duden zur Vereinheitlichung der Sprache hatten), da hab ich mir auch – was im Dia- / Soziolekt wie selbstverständlich angewendet wird – die Verschmelzung von Wörtern, wie etwa von Verb und Personalpronomen, z. B. haben und du zum „hastu“ = „hast Du“. Das weiche d wird vom harten t i. d. R. auch im gesprochenen Wort verschluckt und ich bin überzeugt, dass diese schöne Endung und kleine Verkürzung sich durchsetzen wird. In der Standardsprache ist das nur noch rudimentär zugelassen, etwa wenn Präposition und Artikel (z. B. „an dem“) eine neue, bisher unbenannte Wortart im „am“ ergibt ...

 

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