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Der Ruf, der mich nicht stört.

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21.05.2002
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Der Ruf, der mich nicht stört.

Der Ruf, der mich nicht stört.

"Ah, Herr Karstens! Bitte, nehmen sie platz", der Psychiater reichte seinem Patienten die Hand und geleitete ihn zu einem der bequemen Besuchersessel aus schwarzglänzendem Leder. "Das ist Doktor Helmich, mein Assistent", ergänzte Doktor Freisinger und zeigte mit seiner linken Hand auf einen noch sehr jungen Arzt, der Herrn Karstens zur Begrüßung freundlich zulächelte, und der sich ebenfalls an den leeren Couchtisch setzte. Doktor Freisinger holte die Akte seines Patienten, schaute eine Weile hinein und setzte sich auf den letzten verblieben Sessel in der Runde. "Wie geht es ihnen, Herr Karsten", fragte er, schaute seinen Gast kurz an und vertiefte sich wieder in die Mappe. "Mir geht es gut, Herr Doktor", beeilte sich Herr Karstens zu sagen, wobei er zur Verstärkung seiner Worte nickte und dabei zwischen den beiden Ärzten hin und her blickte. "Das freut mich zu hören", erwiderte Doktor Freisinger, der die Mappe schloss und sie auf die Tischplatte aus Glas legte. Er schaute Herrn Karstens an. "Hören sie diese Geräusche immer noch?" "Ja, das tue ich", antwortete der Patient und fügte hinzu, "aber ich weiß nun, ob ich mir diese Geräusche nur einbilde, oder ob sie wirklich existieren." "Wirklich", wollte Doktor Freisinger wissen, "erzählen sie uns das bitte." Herr Karstens lächelte und sagte stolz: "Wenn ich ein Geräusch höre, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich gehört habe, dann frage ich meine Frau. Sie sagt mir dann, ob sie es auch gehört hat oder nicht." Der Psychiater lächelte gutmütig. "Aber das funktioniert natürlich nur, wenn ihre Frau", er unterbrach seinen Satz. "Barbara", ergänzte der Besucher schnell. "Wenn ihre Frau Barbara bei ihnen ist." "Ja, natürlich", pflichtete Herr Karstens bei, "ich weiß, sie kann nicht immer an meiner Seite sein, wenn ich wieder Geräusche höre, aber wenn sie da ist, dann funktioniert das." "Und diese Geräusche", fuhr Doktor Freisinger fort, "ich meine die, die ihre Frau nicht gehört hat, haben die sich verändert? Sind sie lauter geworden oder mehr?" Herr Karstens überlegte einen Moment. "Das Hämmern erscheint mir nun lauter. Die Stimmen kann ich immer noch nicht richtig verstehen. Manchmal werde ich gerufen." "Und wie reagieren sie, wenn sie gerufen werden?" Herr Karstens zog leicht eine Augenbraue hoch, als er antwortete: "Wenn ich allein bin und keinen sehe, dann bleibe ich ganz still. Wenn aber meine Frau bei mir ist, dann frage ich sie, ob ich gerufen wurde. sagt sie mir darauf hin, dass sie nichts gehört habe, dann ignoriere ich diesen ruf einfach. Er stört mich dann nicht, weil ich ja Gewissheit habe." Doktor Freisinger stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er drückte die Funktaste und rief nach Schwester Anke. "Herr Karstens, ich möchte, dass sie für uns noch einmal etwas Blut spenden", sagte der Psychiater grinsend, "dann reden wir noch einmal." Schwester Anke klopfte an, kam in das Untersuchungszimmer und geleitete Herr Karstens zur Blutabnahme. Als Anke die Tür hinter ihr geschlossen hatte, griff Doktor Freisinger nach dem Telefonhörer. Als er eine Nummer wählte, sagte er zu seinem Assistenten: "Das tut mir leid, aber Herr Karstens ist eine Gefahr für sich selbst. Wir müssen ihn unter Beobachtung stellen." Doktor Helmich schaute den Psychiater verblüfft an. "Eine Gefahr für sich? Aber hat der Patient denn seine Wahrnehmungsstörungen nicht unter Kontrolle? Seine Frau hilft ihm doch dabei!" Doktor Freisinger schaute den jungen Arzt ernst an. "Sie sollten die Akte aufmerksamer lesen. Herr Karstens ist ledig."

 

Kurz und knapp, kurz und gut.
Die Überschrift hat zwar andere Assoziationen in mir geweckt, als was der Text schließlich hergab, trotzdem
:thumbsup: eine nette kleine Geschichte, die mit ihren Charakteren und Wendungen begeistern kann.

Doktor Freisinger stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er drückte die Funktaste und rief nach Schwester Anke. "Herr Karstens, ich möchte, dass sie für uns noch einmal etwas Blut spenden", sagte der Psychiater grinsend, "dann reden wir noch einmal."
Ja,ja, immer diese blutrünstigen Ärzte ;)
Weiß nicht, ob das fachspezifisch beim Psychiater auch so ist, aber es hat in jedem Falle seine Aussagequalität.

Roll on
:teach:

[ 25.05.2002, 12:27: Beitrag editiert von: Mad Scientist ]

 

Hallo Barde,

gut erzählt, aber das Ende ist so ... äh... unbefriedigend. :( Es kommt zudem keine richtige "Spannung" auf, um dann mit dieser Pointe zu enden.

Aber, wie gesagt, gut geschrieben. :)

 

bei einem psychiater wird auch blut abgenommen oder sonstige körperlichen untersuchungen vorgenommen.
diese geschichte ist eigentlich gar keine geschichte - wahrscheinlich eher ein witz. sie lebt nur von dem moment, in dem der leser sich am ende mit dr. helmich identifiziert und erkennen muss, dass er auch nicht an die möglichkeit gedacht hatte, dass seine frau ...barbara ein segment seiner wahrnehmstörungen war.
deswegen keine spannung - sondern eher etwas zum schmunzeln - und ohne anspruch auf tieferen sinn!
danke :-)
barde

 

Ein doppeldeutiger Titel. Ich habe erst etwas anderes erwartet. Ich fand sie ganz gut.

schaute eine Weile hinein und setzte sich auf den letzten verblieben Sessel in der Runde. "Wie geht es ihnen, Herr Karsten",
Karstens oder Karsten? Außerdem fehlt das Fragezeichen.

diese geschichte ist eigentlich gar keine geschichte - wahrscheinlich eher ein witz.
Dann stell sie in demn Kaffeekranz "Bruhahaha!". ;)

 

Hi Barde

nicht schlecht, und die Pointe gefällt.
Hat was von einem alten Medizinerwitz... :D

Vielleicht noch etwas mehr gliederung im Text, bezüglich Absätze könnte nicht schaden, auch wenn sich die Augenermüdung bei der Kürze des Textes in Grenzen hält..

der Lord

 

Ich finde die Geschichte ebenfalls sehr gut. Viel Kritik habe ich nicht. Über den Titel kann man sich streiten. Aber die Pointe, der Schluss, der ist super.
Ich habe die Story gerne gelesen. :)

 

Tach auch, Barde.

Deine Geschichten wissen aber auch jedesmal wieder zu entzücken. So auch diese hier.
Ich begann zu lesen, wollte nicht wieder aufhören und die simple Schlusswendung kam für ich vollkommen unverhofft. Deine Story zu lesen war ein Vergnügen von kurzer Dauer.
Allerdings ist die Idee hinter der Geschichte absolut ... mager. Ich meine, wieso schreibst du über eine doch eher sehr triviale Begebenheit ? Das wie gesagt sehr gut, aber warum nicht mal etwas komplexer ?

MfG,
maxl.
edit: Upsi. Da hab` ich doch glatt gepostet ohne die bereits existierenden Kritiken zu lesen. Du hattest ja schon erklärt, Barde, was es mit der Einfachheit der Geschichte auf sich hat. Folglich kannst du meinen obigen Einwand in die Tonne treten.

[ 27.05.2002, 01:56: Beitrag editiert von: Storyteller X ]

 

Lieber Barde,

diese geschichte ist eigentlich gar keine geschichte - wahrscheinlich eher ein witz. (...)deswegen keine spannung - sondern eher etwas zum schmunzeln - und ohne anspruch auf tieferen sinn!
Dein Ziel hast Du erreicht: Diese Geschichte ist eine schöne Auflockerung, und die Pointe sitzt. Dass die Figuren dabei sehr blass bleiben, ist bei so einer kurzen, mehr auf den "oberflächlichen" Witz bedachten Geschichte wohl nicht zu vermeiden (das erwähne ich nur, weil Du die Identifikation mit Dr. Helmich ansprichst). Nichtsdestotrotz eine tolle Beine-hochleg-Geschichte!

Timm

[ 28.05.2002, 08:49: Beitrag editiert von: Timm ]

 

Hallo Barde!

Eine nette kleine Geschichte, die mich zum Schmunzeln brachte. ;)

Das war also Dein Einstieg auf kg.de...
Da hast Du noch nicht gewußt, wie pedant Du selbst mit der Zeit wirst, was die Fehler betrifft, hehe... :D :p

Aber auf die Pointe wäre ich nicht gekommen, dachte eher in die Richtung, daß der Arzt ihn fertigmachen will, weil er was mit seiner Frau hat und die vielleicht mitspielt... Daß da gar keine Frau existiert, kam für mich völlig unerwartet. :thumbsup:

Alles liebe,
Susi

 

Hallo BArde!

Das war also Deine erste? Abgesehen davon, dass Du in die letzten ein paar Absätze eingabeut hast, fand ich sie gut! Richtige kurz und frisch die Pointe zum Schluss, ja ich fand das gut. Der Titel, der viel diskutierte, der ist absolut passen. ja, jeder kann glücklich werden...:)

Grüße, Anne

 

Hallo Barde, wenn ich sie mit "Ich bin eine Geschichte vergleiche, dann würd ich jetzt nicht auf "Antworten" drücken, den bei eben erwähnter habe ich mit Begeisterung gedrückt. So, nun lass ich aber das Theatralische beiseite.

Sie plätschert so vor sich hin. Sie mag den Einen zum Schmunzeln anregen, mich eigentlich auch, aber doch nicht so richtig. Hängt damit zusammen, dass ich mir dachte, dass die Frau tot ist. Okay...er ist ledig, kommt dann auf´s selbe heraus. Nein, nicht schlecht, aber eben...vorprogrammiert nicht in Erinnerung zu bleiben.

Nun, noch ´ne andere Sache. Warum ist er, der Darsteller eine Gefahr für alle? Auch wenn man mit einer nicht existierenden Person spricht, würd ich mal sagen, dass das immer noch kein Grund zu Zwangseinweisung ist. Also ich sag´s mal. In der Praxis, sperrt man ihn nicht unbedingt ein. Hier klingt es selbstverständlich.

Ich schätze dich eh so ein, dass dir diese Kritik, wo ich doch auch ein Scönfärber bin von Natur aus, beim Kritisieren, eigentlich nur Willkommen sein kann.

Liebe grüsse Arche

 

Jetzt merk ich das erst, das ist ja deine erste Story, also dafür ein Hit;)
Das wäre doch n schönes Spiel, wir holen die erste Geschichte an die Oberfläche, sie wird wiederbeatmet. Meine erste ist gut. die zweite ist so unendlich scheisse:p

achso, hab heute meinen witzigen tag.

liebe grüsse barde,

 
Zuletzt bearbeitet:

mensch arch ... [...] <--- platz für mein schweigen.

kannst du dich an: È pericoloso sporgersi

erinnern? gleiche intention. da habe ich doch auch nicht angefangen, als kritiker in die tiefe zu gehen. gerade von dir hatte ich es wegen "È pericoloso sporgersi" nicht erwartet.

sicherlich chuckgestört *hehe*

übrigens - gebt mir alle bitte - bitte keinen erstgeschichtsbonus - das ist mir soooo peinlich, sie ist nämlich nicht im entferntesten meine erste. *urgs*

übrigens - meine echte erste ... pfoten davon *hehe*. sie war mein früher versuch in gesellschaftskritik - misslungen natürlich.

danke anne, susi & *kick* stefan und verspätet kristin!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hehe, Barde, so funktioniert die Gerüchteküche... :D
Aber im Ernst: Ich bin völlig unschuldig, schrieb ja nur von "Einstieg" - und das war sie ja noch... ;)
Nachher ist es mir dann auch nicht mehr aufgefallen, um zu widersprechen. :D :)

Alle liebe,
Susi

 

Ey Barde, du Gurke;)

1. Ich hab doch gesagt, dass ich nicht wusste, dass das Werk deine 1. story ist.

2. auch

3. E pericoloso Spagetthi, willst ja wohl nicht mit deinem Gekleckse vergleichen, ausserdem hast du selber geschrieben, dass sie gut ist. Andere haben es aber auch geschrieben, ja... da waren welche.;)

4. Sporgerssi, war schon meine 18. oder so...ja kannst mal sehen!

5. ja...genau;)

die story, die hat was, echt!

Liebste grüsse arche

 
Zuletzt bearbeitet:

*seufz* keiner versteht mich!
meine einstiegsgeschichte war: "Könige zu Bettlern"
in den kritiken wurde ich auch herzlich willkommen geheissen.
aber .. ist das wichtig??? *hehe*

arch - irgendwie reizt mich da ein wortspiel mit deinem nick *hehe* - aber - ach nee *smile*!

um es noch mal gaaaanz klar zu stellen - meine geschichten haben in der regel keine tiefe tiefe. und diese geschichte ist die einzige von den meinen, die GAR keine tiefe hat - sie war nur ein witz, wie arches e' pisco dings da!
warum ... *grrr* warum reitet ihr auf diese geschichte herum??? weil sie so schön kurz ist? *stichel*
pfoten weg ihr banausen - geht was vernünftiges lesen!
(nein - NICHT chuck-geschichten) *urgs*

 

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