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Der rote Ball

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26.12.2011
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Der rote Ball

"Lass die Finger vom roten Ball!"

Erschrocken drehe ich mich um. Frau Maag steht am Fenster und schaut grimmig zu mir hinunter. Ich antworte nichts, jage nur erschrocken davon.

"Komm nicht wieder, hast du verstanden?", brüllt sie mir wütend nach.

So schnell ich kann, renne ich zur Mauer und verstecke mich dahinter. Den Schulsack werfe ich ins hohe Gras und bleibe, nach Luft japsend, stehen. Als ich wieder ruhiger atme, schleiche ich zum Spalt in der Wand. Mein Herz klopft laut. Vorsichtig schiebe ich mein Auge an die Lücke in der Steinmauer und beobachte den roten Ball. Er liegt einfach dort.

"Verschwinde von hier! Der Ball frisst Kinder!"

Ich zucke zusammen und knalle mit meinem Kopf an den Stein. Wo ist sie? Wie konnte sie mich sehen? Ich fühle ihre Nähe. Sie macht mir Angst. Ich renne nach Hause. Blut rinnt mir übers Gesicht.

Sobald mich meine Mutter sieht, beginnt sie ein Theater. "Hast du dich geprügelt? Warum blutest du? Was ist passiert?", will sie wissen.

"Ich bin von der Schaukel gefallen." Mehr will ich nicht erzählen. Mein Vater meint, dass ich nur durch Schaden klug werde. Nur so würde ich lernen vorsichtiger zu sein.

Ich gehe früh zu Bett, doch schlafen kann ich nicht. Die ganze Nacht träume ich vom roten Ball, wie ich mit ihm spiele.

Am nächsten Morgen klebt meine Mutter ein grosses Pflaster über die verkrustete Beule. "Die Wunde muss steril bleiben", erklärt sie.

Auf dem Weg zur Schule schleiche ich wieder zu Frau Maags Garten. Vorsichtig schaue ich, ob sie da ist. Sie ist nirgends zu sehen. Ich muss den roten Ball unbedingt sehen.

"Geh keinen Schritt näher zum Ball! Sonst passiert es!"

Ihre Stimme trifft mich wie ein Schlag. In meinem Bauch steigt eine Hitze auf. Ohne auch nur einmal zurückzuschauen renne ich zur Schule. Von wo konnte sie mich sehen? Vor Anstrengung muss ich mich auf dem Pausenhof übergeben. Mein Kopf pocht, mein Herz hämmert.

Während dem Unterricht kann ich mich nicht konzentrieren. Die Schulstunden ziehen sich endlos in die Länge. Überall sehe ich den roten Ball. Endlich dröhnt die Pausenglocke. Als erster stürme ich aus dem Klassenzimmer. Ich sollte direkt nach Hause. Doch der rote Ball, er zieht mich an wie ein Magnet. Ich kann nicht anders. Auf Händen und Knien krieche ich ganz vorsichtig etwas näher. Ich will ihn sehen.

"Verschwinde von hier! Der Ball frisst Kinder! Du bist der Nächste!"

Plötzlich, aus dem Nichts, taucht Frau Maag auf. Mit gespreizten Beinen, die Arme in ihre Hüfte gestützt, steht sie vor mir. Ihr Blick will mich töten, ihre muskulösen Arme wollen mich erwürgen, ihr Geifer tropft auf mich hinunter. Voller Angst aale ich mich auf allen Vieren ein paar Meter vorwärts, weg aus ihren Klauen. Zitternd stehe ich auf und flüchte, so schnell ich kann, nach Hause.

Mutter hat Spaghetti gekocht. Doch ich habe keinen Hunger. Trotzdem würge ich ein paar Nudeln hinunter in der Hoffnung, sie sagt nichts.

"Was ist mit dir los?", fragt mein Vater.

"Ach nichts, mein Kopf schmerzt noch etwas."

"Was ist gestern wirklich passiert? Die Art der Wunde passt nicht zu deiner Geschichte", stellt meine Mutter scharfsinnig fest.

Ich denke kurz nach und entscheide mich für die Wahrheit. "Auf dem Schulweg, hinter der Mauer im Garten von Frau Maag, liegt ein roter Ball."

"Welche Frau Maag? Welcher Garten?"

"Die Frau Maag mit den muskulösen Armen und dem tötenden Blick. Sie mit dem roten Ball im Garten!"

"In dieser Strasse sind links und rechts nur Felder. Da wohnt keine Frau Maag mit einem roten Ball im Garten", antwortet sie.

Ich stehe vom Mittagstisch auf und gehe zum Fenster. Vorsichtig hebe ich den Vorhang etwas an und schaue in Richtung Schulhaus. Ich sehe nur gelb blühende Rapsfelder, die Dorfkirche und daneben das alte Schulhaus. In der Scheibe spiegelt sich die Küche, schemenhaft sehe ich meine Eltern. Mein Vater kommt auf mich zu, er hält etwas, etwas Rotes, …

 

Hallo Rosalia...

Ich finde, die Geschichte hat gute Ansätze, aber leider ein paar inhaltliche Fehler. zB.

Die dicke Frau Maag steht am Fenster
und nachher
ihre muskulösen Arme wollen mich erwürgen

ist sie jetzt dick oder muskulös?

Und was mich besonderst störrt: das Ende ist viel zu offen, man hat ja gar keine Richtung, in die man weiterdenken kann :(.

überarbeitet kann man daraus eine wirklich tolle Geschichte machen :)

Gruß Verchiel

 

Hallo Rosalia

Die kleine Geschichte liest sich durchaus amüsant. Doch wie bereits Verchiel erwähnte, fehlt dem Leser letztlich die Perspektive, die ihn weiter denken lässt, das Ende bleibt auf unbefriedigende Art offen.

Ich kann mir zwar verschiedene psychologische, biologische oder chemische Ursachen vorstellen, die die visionären Wahrnehmungen des Jungen auslösten. Doch ist dies zu vage, es fehlen da Indizien. Oder aber für das Phänomen gibt es eine überraschende aber plausible Erklärung, die sich auf irgendeine Art darstellt.

Am nächsten Morgen klebt meine Mutter ein viel [zu] grosses Pflaster über die verkrustete Beule. Die Wunde muss steril bleiben, erklärt sie.

Dennoch hat mir der kurze Text Spass gemacht.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Verichel und Anakreon

Danke vielmals für Eure Rückmeldung, die mich sehr gefreut hat. Das Ende dieser Kurzgeschichte habe ich bewusst so offen gestaltet. Ich wollte dem Leser oder der Leserin die eigene Fantasie lassen. Inspiriert durch Ray Bradbury.
Weil die Geschichte ein unklares Bild vermittelt, habe ich sie in die Rubrik seltsam gesetzt. Die Fantasie eines Kindes kann sehr lebendig sein. Ich versuche meine nächste Geschichte besser abzurunden.

Danke auch für den Hinweis dick oder muskulös. Das habe ich korrigiert ebenfalls das fehlende zu.

Schöne Grüsse und nochmals Danke
Rosalia

 

Hallo Rosalia.

Erstmal: es heißt Verchiel und nicht Verichel :D.

grade bei dieser Geschichte ist es sogar sehr gut, dass Ende offen zu lassen. Aber der Leser braucht eine Richtung in die er denken kann. Indizien dafür, warum der Junge so eine komische Fantasie hat.

Gruß Verchiel :)

 

Hallo Rosalia,

BRADBURY? Der ist der allergrößte und hat mich eigentlich erst zum Schreiben gebracht. Ich wünsche Dir Inspiration und Ausdauer, baue die Geschichte aus oder schreibe eine Bessere, Talent hast Du jedenfalls.

Ciao Nastro.

 

Der rote Ball, liebe Rosalia, hat etwas Magnetisches. Stumm, lockend liegt er da. Vielleicht bräuchte es da die Beschreibung der stämmigen Frau gar nicht ..

Jedenfalls, gefällt mir die Idee um den statischen roten Ball um den sich Ängste und Phantasien auftürmen.

schnee.eule

 
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Hallo Verchiel

Deinen Namen werde ich zukünftig korrekt schreiben, bitte entschuldige.

Vielen Dank für Deine Anregung. Ich verstehe, was Du meinst. Es fehlt mir noch die zündende Idee zur Umsetzung. Ich bin immer noch am überlegen, wie ich ein Indiz in die Geschichte hinein bringen kann, ohne den Inhalt zu verändern. Gruss Rosalia

Hallo nastroazzurro

Danke auch Dir für Deinen motivierenden Kommentar. Ja, Bradbury ist ganz bestimmt einer, zu dem ich hoch schaue. Gruss Rosalia

Hallo schnee.eule

Vielen Dank für Deine positive Rückmeldung. Mir gefällt Deine Umschreibung sehr. Das ist das Gefühl, das ich in die Geschichte bringen wollte.
Du hast recht, die Beschreibung der stämmigen Frau, könnte ich weglassen. Ich will mir über diese Geschichte nochmals Gedanken machen. Vielleicht kann ich noch eine Verbesserung finden. Gruss Rosalia

 
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Hallo Rosalia,

mir gefällt deine kleine Geschichte – zügig erzählt und mit einer passenden Wende am Schluss.

Mir fehlt ein Hinweis, was denn mit dem Jungen los ist – ein offenes Ende finde ich prinzipiell nicht schlecht, doch wenn die Möglichkeiten der Interpretation durch die Geschichte eingeschränkt sind, macht es mehr Spaß aufgrund von geschichtsspezifischen Indizien über Lösungen nachzudenken.-

Bradbury habe ich auch gerne gelesen, ist aber nur ein Aspekt der Kurzgeschichtenwelt.

L. G.,

Woltochinon

 

Hoi Woltochinon
ich habe die Geschichte überarbeitet und versucht an alles zu denken.
Gruss Rosalia

 

Hallo Rosalia,

mja, ich habe so meine Probleme mit dem Text. Ich brauchte etwas, um reinzuflutschen und eh mir das gelungen ist, war der Text dann auch schon zu Ende. Grundidee findeich gut, viel mehr der Erklärung braucht es auch nicht, was es mit dem Ball auf sich hat, aber mir bleibt der Prot einfach zu blass. Da wird es schwer mitzufühlen. Und dann das Gewicht auf diese Frau Maag, hm, für mich ist da die Balance nicht stimmig.
Denke, hier muss noch mal gefeilt werden.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Rosalia,

Mit hat Deine kleine Geschichte ganz gut gefallen. So ganz klar bin ich mir aber noch nicht, was Du mir damit erzählen willst. Also, der rote Ball ist etwas, das für Verlockung steht, aber auch für etwas gefährliches. So was wie der Paradiesapfel. Und Frau Maag ist die Stimme aus dem Off für mich, das schlechte Gewissen, dass auf die Kehrseite des Apfels verweist.

Oder - der Ball und dessen Begleiterscheinung Frau Maag stehen für eine Gefahr, die bildhaft in der blutenden Wunde am Kopf wird. Auch die bedrohliche Positionierung der Frau Maag zum Ende hin, könnte dafür stehen.
Und am Ende hat der Vater diese Bedrohung aufgehoben, indem er den Ball hält, aber Frau Maag verschwunden ist.

Als ich wieder ruhiger atmen kann, schleiche ich zum Spalt in der Wand.

Als ich wieder ruhiger atme, schleiche ...

Ich sehe nur gelb blühende Rapsfelder, die Dorfkirche und daneben das alte Schulhaus.

Wenn die Kirche zwischen Haus und Schule steht, dann wäre ja noch eine Interpretation zulässig.
Entweder, der Maagsche Garten ist ein komplettes Phantasiedings oder es ist die Kirche, vor der der rote Ball liegt.

Ja. Ist schon hübsch. Aber jetzt sitze ich hier mit meinen Ideen und denke mir: Ja schade, was soll ich jetzt damit? Mir eine aussuchen? Vielleicht habe ich aber auch einen Hinweis auf eine Richtung überlesen, der mir den klaren Weg vorgibt. Gut möglich. Ich eiere (irre) halt durch die Geschichte und für mich ist das nicht befriedigend und ich finde das wirklich schade, weil ich denke, dass Du hier schon was Konkretes erzählen wolltest, nur leider komme ich nicht hinter das was. Zu viele Möglichkeiten ;).

Liebe Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer

Danke für's lesen und kommentieren. Ich denke mit reinzuflutschen meinst Du eine Einleitung. Diese habe ich weggelassen, weil die Versuchung ja oft unerwartet kommt. :(
Der Prot. bleibt dir zu blass… hmm, ich überlege, wie ich das verbessern kann. :)
Freundliche Grüsse Rosalia

hallo Fliege

Vielen Dank auch Dir für's lesen und Deinen Kommentar. Du bringst mich ins Schwitzen. Ja, der Maagsche Garten mit dem Ball ist ein Phantasiedings.

Der Junge kämpft in seinem Innern gegen die Versuchung, die der Ball verkörpert. Frau Maag, sein schlechtes Gewissen, hält dagegen. Damit will ich ausdrücken, dass er weiss, dass er einer Versuchung nicht nachgeben darf.
Die Eltern realisieren, dass etwas nicht stimmt und fragen nach. Doch der Ball und Frau Maag existieren nicht wirklich. Als er vor dieser Tatsache, seinem Phantasiegespinst, steht, löst er das Problem in seinem Kopf - sein Vater hat den Ball, rettet ihn.
Die Wunde am Kopf symbolisiert bildlich, dass ein Fehlverhalten wirklich Folgen haben kann. Dies ist die Verbindung zur Realität.
Tja, meine Idee des Gefühlchaos' kommt noch nicht so ganz durch. :( Ich setzte mich nochmals dahinter und versuche meine Message klarer rüberzubringen.
Liebe Grüsse Rosalia

 

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