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Der Rosenkavalier

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02.01.2002
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Der Rosenkavalier

"Haben Sie Rosen?"

"Natürlich".
Die Blumenverkäuferin kommt hinter dem Tresen hervor und geht in die Ecke des Ladens.

"Hier haben wir ein sehr schönes Sortiment. Was sollen es denn für Rosen sein? Langstielige? Wir haben welche in rot, in weiss, in gelb ... -"

"In gelb bitte nicht. Das steht für die Untreue, nicht wahr?"

"Nun ja." Die Verkäuferin lächelt dem jungen Mann über ihre Brille zu. Er zwinkert. "Wenn man gelbe Rosen geschenkt bekommt, heisst es, der Partner habe ein schlechtes Gewissen und möchte sich damit entschuldigen. Ich nehme aber an, das ist hier nicht der Sinn ..."

"Nein, ganz und gar nicht." Die tiefblauen Augen des Mannes strahlen. "Ich möchte meinem Liebling nur eine kleine Freunde machen, das ist alles. Kein besonderer Anlass."

"Wenn doch nur mehr Männer so liebevoll wären wie Sie", lacht die Frau und sucht ein paar dunkelrote Rosen zusammen. "Was halten Sie von diesen hier?"

"Großartig. Sie liebt Rosen einfach über alles, wissen Sie."

"Vielleicht noch ein paar weiße dazwischen? Und ein paar grüne Zweige ..."

"Ja, so hab ich mir das vorgestellt. Nehmen Sie bitte fünfundzwanzig Rosen insgesamt."

"Fünfundzwanzig!"

Sie wirft ihm einen Seitenblick zu. "Und das ohne besonderen Anlass. Na, Sie sind wohl frisch verliebt, hm?"

Eine leichte Röte überzieht sein Gesicht bei diesen Worten.

"Frisch verliebt, aber dafür umso heftiger", grinst er schließlich, und zückt die Geldbörse. "Was macht es zusammen?"

Sie nennt ihm den Preis und überreicht ihm den riesigen Strauß.
Er schnuppert daran.

"Die duften gut. Hm ... Mein Liebling ist auch so eine Rose..."

Er bemerkt den neugierigen Blick der Frau und räuspert sich leicht verlegen.
Die Verkäuferin sieht ihm noch lange nach, als der den Laden verlässt.
"Jaja, die Liebe ...", murmelt sie lächelnd.

*

"Kann ich Ihnen helfen?"

"Äh ja, ich suche ein Geschenk für meine Freundin. Eine Kleinigkeit. Etwas Romantisches."

Der Verkäufer, ein älterer Mann, mustert den Jüngling der vor ihm steht und einen riesigen Rosenstrauss in der Hand hält.

"Ein Geburtstagsgeschenk?"

"Nein, nur so einfach. Um ihr eine Freude zu machen."

Der junge Mann lächelt. Ein sehr glückliches Lächeln.

"Ich verstehe. Sehen Sie sich mal hier um."

Die Abteilung ist voll mit kleinen Stofftieren die rote Herzen tragen, Gegenständen aus Glas, Kerzen in allen Farben, romatischen Bildern mit Sonnenuntergängen. Der Mann nimmt eines der Plüschtiere in die Hand. Es ist ein kleiner Bär, der ein Schild mit der Aufschrift "Für immer Dein" um den Hals trägt. Nach kurzem Zögern tritt der Käufer damit an die Kasse.

"Ich glaube, das wird ihr gefallen."

"Wenn Sie mich fragen, sie wird schon von dem Blumenstrauss begeistert sein", entgegnet der Verkäufer verschmitzt.

"Das hoffe ich doch", lacht der Mann und zahlt das Geschenk.

"Sie haben sich einen schönen Abend augesucht", meint der Verkäufer, "wo gehts denn hin?"

"Wir bleiben zuhause", antwortet der junge Kavalier, wir machen uns einfach einen angenehmen Abend." Wieder lächelt er, und der Verkäufer kann nicht anders, als mitzulächeln.

"Na, ihre Freundin kann sich glücklich schätzen. Ich damals ... ich hätte vielleicht öfter mal eine Kleinigkeit schenken sollen, dann wären mir die Mädchen nicht immer weggerannt."
Er gluckst leicht vor sich hin und der junge Mann grinst breit, steckt das Geschenk in die Tasche und verabschiedet sich.

*

Die Sonne ist schon fast untergangen, als er vor ihrem Haus steht. Der glühende Ball ist in ein tiefes Rot getaucht und die Bäume werfen ihre Schatten. Ein leichter Wind streift dem Mann durch die Haare und lässt das Papier rascheln. Er bemerkt es nicht, sondern starrt auf das Haus. Dann atmet er einmal tief durch und tritt vor die Tür.

Er hebt die Hand zum Klingelknopf. Hält inne. Blickt sich um. Die Straße ist leer. Blickt in die andere Richtung. Niemand zu sehen. Er ist allein.

Er drückt. Das Läuten schrillt in seinen Ohren. Hastig legt er seine Gaben auf die Türschwelle, dreht sich um und hetzt aus dem Vorgarten zum Bürgersteig und zum nebenliegenden Haus.
In Windeseile zieht er einen Schlüssel aus der Tasche und schließt die Tür auf, schlägt sie hinter sich zu und rennt zum Fenster.

Im gleichen Moment öffnet sich die Haustür nebenan. Eine junge Frau tritt hinaus.
Mit angehaltenem Atem beobachtet er jede ihrer Regungen. Zögernd nimmt sie den Strauß und das kleine Päckchen auf. Ihr Blick schweift umher. Einmal sieht sie genau in seine Richtung, doch die Gardinen verdecken sein Gesicht.
Sie zuckt die Schultern und tritt wieder ins Haus.
Der junge Mann lächelt.

"Wenn du nur wüsstest wie sehr ich dich liebe", murmelt er leise. Es ist still im Zimmer.

[ 02.08.2002, 22:08: Beitrag editiert von: Ginnyrose ]

 

Hi Ginny!

Dein Protagonist ist aber verdammt verliebt...!
Allerdings viel zu schüchtern, oder wird er sich eines Tages trauen, vor der Tür stehenzubleiben, statt davonzulaufen? ;)

Gut und flüssig erzählt, aber eigentlich eine traurige Pointe... :(

Beim Lesen fand ich zwei Fehler, hier ist einer,...

"Hier haben wir ein sehr schöne Sortiment." - schönes

...der zweite ging mir leider verloren und ich konnte ihn nicht wiederfinden. War aber in der Art des ersten... Vielleicht nimmt ihn ja einer der nächsten Leser mit. :) (oder Du hast ihn schon editiert...)

Und die "Sie" in der Anrede, gehörten eigentlich auch klein, aber ich denke, das ist nicht so schlimm, da liest man drüber. ;)

Alles liebe
Susi

[ 01.08.2002, 00:58: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hallo Ginnyrose,

schöne Geschichte. Ich kann mich gut in den Mann hineinversetzen. :shy:
Die Schüchternheit kommt gut rüber.
Das Ende gibt der Story die nötige Würze.

Hier noch ein Fehler:

Eine leichte Röte überzieht sein Gesicht bei diesem Worten.
muss natürlich "bei diesen Worten" heißen.

Ich persönlich würde auch Blumenstrauß schreiben.

Gruß, bd

 

Danke fürs Lesen Euch Beiden. :shy:
Yeah, er ist wirklich ziemlich schüchtern. :D
Ob er sich mal traut sie anzusprechen...? Hoffentlich ... ;)

Ich wollte am Anfang eine romantische Atmosphäre schaffen die dem Leser suggeriert wie ein glücklich Verliebter zu seiner Freundin fährt und ihm mit dem Ende dann zeigen dass es nicht so ist wie es scheint ... :sad:

Naja, und ich hoffe man fühlt ein wenig mit dem Protagonisten, muss ja schlimm sein seine Gefühle immer so zu verbergen. :)

Danke für die Korrekturen , sind editiert worden.

 

Hei Ginny, ich denke diese Geschichte sollte man einfach schön finden, oder es lassen. Ich find sie schön! Genau, man kann Geschichten schreiben, und sie einfach nur schön finden lassen!!

Ähm....ich könnte aber auch n paar Erbsen zählen. hahahaha

Warte mal, was fällt mir denn da auf, wollen mal sehen ggg

1. Wie heisst die Blumenverkäuferin, und in welche Ecke des Ladens
geht sie?

2. Warum gerade 25 Rosen?

3. Was für ne Brille hat die Verkäuferin auf? Schwarz, Silbern.....

ich hoffe Du weisst was ich meine, Liebe Grüsse Archetyp

 

Danke für Deine Kritik, Archetyp. :) Wenn die Geschichte gefallen hat freuts mich, dafür hab ich sie geschrieben.

P.S.: Viel Spaß mit den Erbsen ... verzähl Dich nicht. :p

 

Guten Morgen!

Ach, Ginny, was machen wir nur mit Dir? Die Geschichte ist wirklich super! Du hast mich mit dem Schluß echt überrumpelt - ich hätte was ganz was anderes erwartet... Z.B. daß er auf den Friedhof fährt und die schönen Rosen zusammen mit dem Geschenk auf ein Grab legt... *schnüff* Und dann so was! ;)
Geschrieben ist die Story wirklich sehr gut und auch inhaltlich finde ich alles korrekt. Da gibt's gar nichts zu meckern!

Gruß,
stephy

 

Hey stephy, danke für die positive Kritik. :)

Ich hab auch erst an ein Ende gedacht wo er auf einen Friedhof geht oder so (also beim schreiben, nicht beim lesen :D), ich fände das eigentlich noch besser ... aber ich wollte die Geschichte nicht ganz so traurig machen. ;)

Vielleicht beim nächsten Mal wieder ... :D

Danke nochmal. :shy:

 

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