Der Rhythmus der Unentschlossenheit
Der Rhythmus der Unentschlossenheit
Seine Beine lagen verschränkt und lässig auf dem Schreibtisch. Er kippelte mit dem Stuhl und schaute dabei aus dem Fenster, wo er den goldgelben Blättern beim herab rieseln zu sah. Die dreckigen Schuhe hinter ließen ihre Spuren auf der Tischplatte.
Er stellte eine zufriedene Mine zur schau. Die Arme hinter dem Kopf gelegt, genoss er seine Untätigkeit. Er blieb so sitzen nur ab und zu wechselte er die Beine.
Letzte Nacht hatte es den ersten Frost gegeben und er war jetzt froh über den Sonnenschein, der sich über den klaren, eisblauen Himmel ergoss. Der Wind fegte durch die Blätterhaufen, die Straßenfeger zu ärgern und die Kinder zu erfreuen. Er zog den Schal aus, der noch um sein Hals geschlungen war.
Die Sonne strahlte mit Kraft durch die leer gefegten Äste und wärmte seinen Bauch. Sie blendete ihn, weshalb er noch etwas tiefer in den Stuhl hinein rutschte und die Augen schloss.
Er hörte durch die geschlossenen Fenster das Kinder lachen herauf dringen, die im Blättergestöber herum tobten. Alle ganz dick von ihren Müttern eingepackt, sahen sie aus wie kleine Michelin Männchen, die unsichtbaren Kobolden hinter rannten. An den Ärmeln baumelten die Handschuhe, die durch eine Schnur mit einander verbunden sind, einmal hinten durch die Jacken gezogen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es richtig frostig werden würde und die Seen zu frieren.
Langsam wurde es lauter und ein geschäftiges treiben scharte an der Tür und kündigte das Ende der Untätigkeit an. Doch war ihm das egal. Er wollte erst noch die letzten Sonnenstrahlen vor dem Winter genießen bevor man ihn wieder zur Arbeit anhalten würde.
Sollten sie doch zetern, das störte ihn nicht weiter. Die Geräusche die durch die Tür drangen wurden lauter und er verkrampfte etwas. Schritte wurden lauter, klackklack klack. Gleich würde die Tür auf schwingen. Er presste die Augen zusammen. Nichts geschah.
Er blinzelte mit einem Auge um zusehen, ob jemand in der Tür steht. Die Tür war unverändert geschlossen. Er begann sich zu wundern.
Er setzte sich richtig auf und legte die Hände auf die Oberschenkel. Es war jetzt sehr still. Es war absolut nichts zu hören. Nichts von vor der Tür und auch nichts von draußen. Er wand sich seinem Schreibtisch zu und wischte mit seinem Ärmel die Fläche sauber. Er guckte in die Ablage für die zu erledigende Arbeit und stutzte. Es war nichts darin. Absolut nichts. „Das kann doch gar nicht sein. gestern da ... . Wo sind die ganzen Sachen hin?“
Er blieb noch einige Zeit so sitzen. Er wusste nichts mit sich anzufangen. Es gab nichts zu tun und saß am Schreibtisch, die Holzmaserung betrachtend. Er reinigte seine Fingernägel als er damit fertig war trommelte er mit ihnen den Rhythmus der Unentschlossenheit.
Die Sonne war weg und auch die Kinder waren nicht mehr da, zu mindest konnte er sie nicht mehr hören. ‚Was war bloß los mit der Welt? Irgend etwas war nicht ganz in Ordnung.’ dachte er. Die Zeiger der Uhr an der Wand schienen sich gar nicht zu bewegen. Es begann langsam dunkel zu werden und er zermarterte sich den Kopf warum Niemand zu ihm kam um ihm Arbeit auf zuhalsen.