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Der Puppenspieler und der König

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30.08.2024
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Anmerkungen zum Text

Liebe Wortkrieger-Gemeinschaft, dies ist der erste Text, den ich hier veröffentliche. Ich bin gespannt auf eure Meinung und freue mich über Rückmeldungen. Best Grüße

Der Puppenspieler und der König

Der Puppenspieler kam im Morgengrauen. Aus dem Nebel, der das Hügelland um die Königsburg bedeckte, schälte sich sein alter Karren mit dem bunten Aufbau hervor und rollte den steilen Weg hinauf dem Burgtor entgegen. Nach kurzen Rufen öffneten die Wachen und das Gefährt rumpelte in den Burghof.

Der Puppenspieler wurde vom Torwächter in Empfang genommen, der ihn nach seinem Begehr fragte und sich seinen Wagen genau ansah.

Im Inneren fand er eine Menge von Brettern und Holztruhen, Bündel aus Seilen und Ballen aus buntem Tuch, und dazwischen die beiden Gehilfen des Puppenspielers, der eine dürr und groß, mit einem blinden Auge, der andere klein und rund. Sie hatten zwischen den Tuchballen geschlafen, nickten dem Torwächter nur kurz zu und erhoben sich wortlos.

Der Puppenspieler kam von weither. Er erzählte von ein paar Städten in der Ferne, wo er gespielt hatte und nannte sein Ansinnen: Zur Belustigung des Königs und seiner Untertanen wollte er am Abend eine Vorführung seiner Kunst geben.

Diese Nachricht wurde sofort dem Haushofmeister gemeldet, der sie dem König überbrachte.

Lange schon waren keine Gaukler oder Sänger mehr in der großen Halle aufgetreten, deshalb stimmte der König sofort zu. In der Burg verbreitete sich schnell die Nachricht über die Ankunft des Puppenspielers und die bevorstehende Aufführung am Abend. Von den Stallungen bis in die große Küche, von der Wache am Burgtor bis zum Wächter auf dem höchsten Turm war man sich einig, dass der König vor allem seiner Gemahlin eine Freude machen wollte. Sie lebte seit langem zurückgezogen in ihrer Kammer und man sah sie nur selten.

Auf dem Burghof war der Puppenspieler mit seinem Karren schnell umgeben von vielen Neugierigen und vor allem von vielen Kindern.

Auf seinen Wunsch hin wurde sein Pferd nicht in den Stall geführt. Ein Bursche spannte es aus und gab ihm direkt im Hof Wasser und eine große Portion Hafer.

Der Puppenspieler selbst besah sich in Begleitung des Haushofmeisters den großen Saal und begann damit, dort sein Theater aufzubauen. Seine Gehilfen, der Einäugige und der kleine Runde trugen die Bretter und Hölzer aus dem Karren in den Thronsaal.

Nach den Brettern folgten die großen Holztruhen, in denen die Burgbewohner die Puppen für die Aufführung vermuteten, dann die Bündel mit Seilen und die Ballen aus buntem Tuch. Sogar die Seitenwände des Karrens wurden auseinandergenommen und in den Saal gebracht.

Die seltsamen Gehilfen erledigten die Arbeit mit geschickten Handgriffen und sprachen die ganze Zeit kein einziges Wort, während sie Brett um Brett, Truhe, Seile und Tuchballen durch die Menge der Neugierigen trugen. Sie reagierten auch nicht auf die Ansprache einiger Burgbewohner. Unter den Neugierigen machte sich schon ein verärgertes Murmeln breit, bis der Haushofmeister aus dem Thronsaal kam und berichtete, der Puppenspieler habe ihm gesagt, dass beide Gehilfen völlig taub seien.

Dann scheuchte er mit schroffen Worten alle zurück an ihre Arbeit, schließlich sollte es vor der Aufführung noch ein Festmahl geben. Alle Kinder mussten ebenfalls in der Küche helfen. Die Größeren kneteten den Teig und schälten Gemüse, die Kleineren holten Holz für die Backöfen und Feuerstellen.

Im Thronsaal hämmerte der Puppenspieler die ganze Zeit unermüdlich. Er ließ sich von dem Treiben in der Burg nicht stören und hatte am Nachmittag ein so kompliziertes Holzgerüst zusammengebaut, wie es noch kein Burgbewohner gesehen hatte. Es wirkte wie die Fachwerkhäuser in den Dörfern, doch eben so, als hätte ein verrückter Zimmerman die Balken mehrerer Häuser übereinander und ineinander gebaut.

Als die Gehilfen des Puppenspielers auf dem leeren Burghof auch noch den Unterbau des Karrens zerlegten und in den Thronsaal brachten, sah niemand mehr zu. Am Ende trugen sie die Deichsel, das Pferdegeschirr und die großen Räder hinterher.

So konnte niemand Einspruch erheben, als sie auch das Pferd über die breite Treppe in den Thronsaal führten. Gehorsam folgte das Tier und ging mit klappernden Hufen über den Steinfußboden in die Holzkonstruktion hinein. Hinter ihm und den Gehilfen wurden die Tuchbahnen heruntergelassen.

Nun stand mitten im Thronsaal die Bühne für das Puppenspiel. Sie war auf allen Seiten völlig verhüllt von den bunten Tuchbahnen wie ein großes, eckiges Zelt. Daraus waren nur noch gedämpfte Geräusche von den letzten Vorbereitungen für die Aufführung zu hören.

Vor der Bühne und an den Seiten wurden nun die langen Tafeln für das Mahl aufgebaut. Geschirr und Besteck wurden verteilt. Und wie das Wasser in den Töpfen der großen Küche heiß wurde, stiegen die Aufregung und die Freude auf das Puppenspiel am Abend. Die feinen Damen und Herren des Hofes legten ihre besten Gewänder an, das Gesinde die Kleidung mit den wenigsten Flicken. Aus den Dörfern der Umgebung kamen einige verdiente Männer und Frauen, die von Boten des Königs Einladungen erhalten hatten.

Langsam füllte sich der Thronsaal mit der Puppenbühne darin. Die langen Bänke und Tische waren bald dicht besetzt. Schließlich erschien der Haushofmeister. Mit lauter Stimme kündigte er den König und die Königin an, die in einem wunderschönen weißen Kleid mit einem Blumenkranz auf dem Kopf erschien.

Das Essen begann. In dampfenden Kesseln wurden Suppen von den kräftigen Gehilfen des Kochs aufgetragen. Es folgten große Braten am Spieß und Schüsseln mit Gemüse und Haferbrei. Dazu gab es gewürzten Wein und Bier.

Der Puppenspieler saß neben dem Haushofmeister und lange zu, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Der Haushofmeister ließ ihm freigiebig nachlegen und ermunterte ihn, denn er müsse sich vor seiner Aufführung doch sicher kräftigen.

Seine Gehilfen waren nirgendwo zu sehen und niemand fragte nach ihnen.

Während sonst ein Festmahl in der Burg sehr lange dauerte, manchmal den ganzen Abend, war es diesmal schnell zu Ende. Die Aufregung, die den ganzen Tag geherrscht hatte, war durch das Essen ein wenig gedämpft worden, doch nun war sie wieder überall im Saal zu spüren, von den langen Tischen, wo sich das Gesinde drängte, über die Reihen der edlen Damen und Herren bis hin zu Ehrentafel mit dem König und seiner Gemahlin.

So wurden schnell die Reste der Speisen, das Geschirr und dann die Tische und Bänke selbst abgetragen. Der Puppenspieler verneigte sich vor dem König und verschwand in der Bühnenkonstruktion. Die Bewohner der Burg, Männer, Frauen und Kinder, versammelten sich dicht gedrängt vor der Empore mit dem König und seiner Gemahlin und blickten gespannt auf die Bühne.

Nach kurzer Zeit trat der Puppenspieler hervor. Er verneigte sich noch einmal tief und bedankte sich beim König für dessen Gnade und die Erlaubnis, hier seine Kunst vorführen zu dürfen.

„Eure Majestät, werte Damen und Herren, verehrtes Publikum, ich danke von ganzem Herzen dafür, heute hier an diesem Ort eine Aufführung geben zu dürfen. Das Stück wird gleich beginnen.“

Nach diesen wenigen Worten ging er zu der Konstruktion, schob eine Bahn aus Tuch beiseite und verschwand dahinter.

Nun erhob sich der Vorhang aus hellem Stoff und die eigentliche Bühne kam zum Vorschein. Sie war ein Meisterwerk, wie es noch niemand gesehen hatte. Durch die bemalten Stoffbahnen, die hintereinander gehängt waren, hatte man die Ansicht einer herrlichen, weiten Landschaft mit Bäumen, Hügeln und einer Burg im Vordergrund. In der Ferne sah man eine kleine Mühle an einem Fluss vor hohen Bergen.

Die Vorführung begann. Der Puppenspieler zeigte eine der Geschichten, wie die Menschen sie in ähnlicher Weise schon oft von Sängern und Geschichtenerzählern gehört hatten, von denen sie aber nie genug bekommen konnten.

Schon mit dem Auftauchen der ersten Figuren waren die Zuschauer gebannt, denn die Puppen wirkten trotz ihrer Holzgesichter so echt in ihren bunten Gewändern. Die Fäden, mit denen sie geschickt bewegt wurden, waren kaum zu sehen.

Ein tapferer Ritter in blauem Umhang mit bunter Lanze und Holzschwert erhielt von einem grimmigen König mit weißem Bart drei Aufgaben, in denen er sich bewähren sollte.

Zunächst musste er einer alten, grauhaarigen Hexe, die seinem kleinen, runden Gehilfen ähnelte, einen goldenen Apfel entreißen. Das gelang ihm, indem er sie mit einem anderen, golden bemalten Apfel täuschte. Er konnte den wahren goldenen Apfel greifen und mit ihm entkommen. Die ganze Szene, die das Publikum atemlos verfolgte, fand in einer Hügellandschaft weiter hinten auf der Bühne mit kleineren Puppen statt.

Dann steigerte sich die Spannung, denn der Ritter musste gegen einen dürren Riesen, der nur ein Auge hatte, antreten. Der Kampf wurde im Hintergrund der Bühne gezeigt, wo der Ritter als kleine Figur gegen den großen Riesen antrat. Nach hartem Kampf gelang es ihm, den Riesen zu Fall zu bringen, indem er ein langes Band um seine Beine schlang.

Dann erschien der tapfere Ritter wieder als große Figur im Vordergrund und erhielt seinen dritten und letzten Auftrag, eine holde Maid aus den Klauen eines schwarzen Drachen zu befreien.

Eine Stoffbahn mit einer aufgemalten Felsenhöhle wurde herabgelassen und dahinter kam der Drache hervor. Es war eine Figur aus schwarzem Holz mit roten Augen, die nicht nur die Kinder im Publikum erschreckte. Aus seinem Maul spuckte er eine Lohe von echtem Feuer in den Saal. Die Zuschauer schrien auf, als sie die Hitze spürten, doch alle blickten gespannt auf das weitere Geschehen.

Die tapfere Ritterpuppe wich den Angriffen des Drachen aus und schaffte es, mit einem beherzten Sprung an das Untier heran zu kommen und ihm das Holzschwert in den Hals zu stoßen. Unter dem Johlen der Zuschauer sackte der Drache in sich zusammen und war besiegt. Auf der Bühne stand nun nur noch die Ritterpuppe und reckte triumphierend das Holzschwert in die Höhe. Das Publikum applaudierte begeistert.

Dann erschien einen neue Puppe auf der Bühne, die vorher noch nicht dagewesen war. Sie trat aus der Höhle des Drachen in einem weißen Kleid mit einem Blumenkranz im Haar. Ein Raunen bis hin zu unterdrückten Rufen ging durch die Reihen, als die Burgbewohner sahen, dass die Puppe der Königin zum Verwechseln ähnelte.

Gebannt betrachtete das Publikum, wie sich die holde Maid und der tapfere Ritter in der Mitte der Bühne begegneten. Sie blieben dort stehen und bewegten sich nicht mehr.

Nun wurde eine Stoffbahn an der Seite der Bühne hochgezogen und der Puppenspieler erschien. Er schritt auf die Ehrentafel zu und die Zuschauer bildeten wie auf einen lautlosen Befehl eine Gasse, durch die er hindurchging. Er wandte sich an die Königin, ohne den König zu beachten, neigte ehrerbietig den Kopf und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie stand, ohne einen Moment zu zögern, mit einem Lächeln auf und ergriff sie. Gemeinsam gingen sie an die Seite der Bühne, verschwanden in der Konstruktion und die Stoffbahn wurde wieder heruntergelassen.

Für die Bewohner der Burg war das wie im Traum geschehen. Auch der König hatte sich nicht geregt, wie alle andern auch, vom Haushofmeister, über die edlen Damen und Herren, bis zum Küchenjungen.

Dann ging das Geschehen auf der Bühne weiter. Der tapfere Ritter warf seinen blauen Umhang ab. Darunter kamen bunte Kleider zum Vorschein, wie sie auch der Puppenspieler trug. Nun erkannten die Zuschauer erst, dass das Holzgesicht des Ritters dem Puppenspieler glich, als wäre es sein eigenes.

Die Ritterpuppe und die Puppe, die wie die Königin aussah, wendeten sich ab und gingen Hand in Hand in die Ferne. Und tatsächlich wirkte es, als würden sie immer kleiner werden. Sie bewegten sich langsam, ohne besondere Hast, bis sie an der kleinen Mühle vor den Bergen weit im Hintergrund der Bühne ankamen.

Dort erschien ein kleiner Karren mit einem braunen Pferd davor. Es wirkte täuschend echt, wie die kleinen Puppen auf den Kutschbock kletterten. Die Puppe des Ritters wendete sich noch einmal um. „Verehrtes Publikum“, rief sie und wie aus weiter Ferne schien die Stimme zu kommen, „hiermit endet die Geschichte.“

Dann lenkte er den Karren hinter die Mühle, an seiner Seite die Puppe in den Kleidern der Königin, die sich nicht einmal umdrehte.

Nun erst erwachte das Publikum aus seiner Starre. Ungläubige Rufe waren zu hören. Einige begannen zögernd zu applaudieren. Doch die meisten starrten nur verstört auf den König und den leeren Platz an seiner Seite.

Dann ertönte durch den anschwellenden Lärm die wütende, befehlsgewohnte Stimme des Königs. „Holt sofort die Königin da heraus und bringt diesen verdammten Kerl zu mir. Ich will ihn auf den Knien sehen, sofort!“

Die Wachen stürzten aus allen Richtungen vor und zogen die Stoffbahnen beiseite. Dahinter waren aber nur neue Stoffbahnen, Seile und zusammengenagelte Balken.

Sie fanden dort die Puppen, die kleine runde Hexe, der die Perücke mit den grauen Haaren abgefallen war, die Puppe, die den Riesen dargestellt hatte, die Königspuppe mit dem weißen Bart und das schwarze Holz der Drachenfigur. Sie rissen die Stoffbahnen schließlich herunter und suchten und suchten, doch waren weder der Puppenspieler noch die Königin zu finden, nicht einmal die Puppen, die sie im Spiel dargestellt hatten.

Schließlich stand nur noch das nackte Holzgerüst zwischen Haufen aus Tuch und Seilen, dazwischen die ratlosen Wachen. Der König schrie auf vor Wut, suchte schließlich selbst inmitten der Holzkonstruktion jeden Fußbreit ab, doch auch er konnte nichts finden. Niemand hatte gesehen, dass der Puppenspieler oder die Königin aus dem Gerüst herausgekommen waren, niemand hatte die Türen geöffnet, niemand den Saal verlassen. Auch die Burgtore waren an diesem Abend die ganze Zeit verschlossen gewesen.

Auf den wütenden Befehl des Königs hin wurde die gesamte Burg von den Türmen bis hinunter in die Kerker abgesucht. Unter jeden Strohhaufen im Stall und in jeden rußigen Kamin wurde geschaut, doch der Puppenspieler und die Königin blieben verschwunden.

Der König tobte und schrie den ganzen Tag. Jeder Mann, der reiten und ein Schwert tragen konnte, wurde ausgesandt, nach ihnen zu suchen. Die Männer suchten in den Dörfern am Fuße des Burgberges, in den Höfen der Umgebung und auch in den weiter entfernten Siedlungen und Städten. Doch kein Reiter bekam die beiden zu Gesicht.

Nach einigen Tagen kehrten sie alle unverrichteter Dinge wieder zurück. Nur ein Reiter kam als Letzter nach acht Tagen müde und erschöpft in die Burg. Er berichtete, dass einige Bauern die beiden gesehen hatten. Das sei bei einer alten Mühle an der Grenze des Königreiches gewesen. Sie hätten auf einem Karren mit einem bunten Aufbau gesessen und seien in die Berge verschwunden.

 
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Hallo @Beowolf ,

(hehe, netter Nick), herzlich willkommen im Forum!

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, die Inspiration wäre "Des Sängers Fluch", besser bekannt als "Spielmannsfluch". Falls ja, hast du dem einen sehr schönen, unerwartet positiven Twist gegeben, also wirklich eher als Märchen. Passt auch insofern perfekt, als dass die Ballade - trotz ihres mittelalterlichen Settings - aus der Zeit des Kunstmärchens stammt.

Ich finde es in Ordnung, die Geschichte in Märchenmanier so nachzuerzählen *), andererseits könnte wörtliche Rede ein bisschen mehr Leben reinbringen (und ich bin nicht mal großer Fan von Dialogen). Wird ja durchaus klassisch so gemacht: 'Und dann sprach der König: "...' und so.

*) Ich meine nicht, dass du die Ballade nacherzählen würdest, sondern, dass du deine Erzählung stark retrospektiv gestaltest, also aus großer Entfernung, berichtet von einem unbeteiligten Erzähler - daher also, als ob er etwas lange Zurückliegendes und ggfs. oft Gehörtes nacherzählt.

Weitere Vorschläge: Die Aufbauzeit der Bühne gegenüber der Vorführungszeit weniger stark gewichten, d.h. hier vllt. straffen, die Vorstellung ruhig noch bissl ausbauen, vllt. mit Zwischenrufen oder weiteren Details.

Der Sprachstil schwankt ziemlich zwischen altmodisch-hehrer Hochsprache und moderner Alltagssprache. Ich meine, diese Geschichte könnte - so wie sie ist - in beiden Stilen erzählt werden, aber ich würde noch mal durchgehen und schauen, ob du das nicht vereinheitlichen könntest. Immer, wenn so ein Bruch kommt (und das ist recht häufig), werd ich aus dem Lesefluss gerissen, denke über das Gemachte nach und bin nicht mehr im Text.

Kommt natürlich auch drauf an, wen du erreichen willst: Leichtsprache für alle, oder eben klassische Märchensprache mit (fürs Setting) Mittelalterstil und -formen, was dann vielleicht ein paar Leute abschreckt. Aber da gibt es ja tolle Sachen, so 'mich deucht', was man in zeitgenössischen Texten nicht unterbringen kann, nutz doch die Gelegenheit. Gibt auch mehr 'Setting-Feeling'.

Deine Geschichte ist (falls meine Vermutung mit der Inspiration überhaupt richtig ist!) an vielen Punkten komplexer als der "Spielmannsfluch", und [EDIT] ich hatte erst geschrieben, dass mir eine Herleitung fehlte: die Beleidigung des Königs und die Rettung der Königin erschienen mir im ersten Durchgang zwar geplant (die Masken), aber ohne Hintergrundstory zu ein. Dann dachte ich: Sekunde! Das eine Auge, oder? War der Geselle mal als Ritter am Hof, und der König hat ihn auf einem Auge blenden lassen, weil er mit der Königin geflirtet hat, oder die beiden zusammen waren, vielleicht sogar, bevor sie an den Herrscher verheiratet wurde? Oh, das wäre super cool gemacht, hab ich fast übersehen!
Denn vergleiche die Ballade: Die Königin macht dem jungen Sänger schöne Augen und er singt ihr quasi ganz naiv eine Minne. Der König ist ein Arsch und es ist klar, wohin das führen könnte, wenn er nicht eingreift: Seine junge Gattin merkte, dass sie mit dem falschen zusammen ist.

Ich wünsche dir auf jeden Fall noch viel Spaß hier, hoffe auf rege Beteiligung und finde das einen sehr schönen Text von dir zum Einstieg,

Herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo Katla, vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung und das positive Fazit am Ende. ;-) Den "Spielmannsfluch" kannte ich gar nicht und habe eben mal nachgelesen. Da gibt es tatsächlich Ähnlichkeiten. Meine Grundidee für die Geschichte war aber die magische Verbindung der realen Welt und der Geschichte im Puppenspiel. Die Sprache sollte märchenhaft klingen, deine Anregung werde ich aber aufgreifen und mir alles noch einmal mit Blick darauf ansehen. Deine Interpretation des einäugigen Gehilfen fand ich sehr interessant. Insgesamt habe ich ja noch richtig Arbeit und ich dachte, die Geschichte wäre schon fertig! Beste Grüße Beowolf

 

Grüß dich, @Beowolf !

Ich habe dein Märchen jetzt mehrmals durchgelesen, und die Handlung hat mir zunehmend gefallen, einschließlich das Ende.
Allerdings ist die textliche Umsetzung noch ausbaufähig:
Der Anfang, wo du beschreibst, wie der Karren Stück für Stück ab- und als Bühne wieder aufgebaut wird und sie das Fest vorbeireiten etc., hat zu viele unwichtige Details, die nix zur Handlung beitragen. Ich denke, die ganze Passage könntest du in ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen, sonst könnte es sein, dass manch ein Leser hier schon gelangweilt aussteigt.

Dein Sprachstil ist sehr nüchtern und schnörkellos - hat es für mich nicht so interessant gemacht, wie es vielleicht sein könnte, ließ sich aber leicht runterlesen, von daher brauchbar. Ich weiß nicht - war der nüchterne Stil deine Absicht? Falls nicht, könntest du an manchen Stellen die Szenen mit ein paar Details würzen (wenn sie etwas zur Stimmung/Handlung beitragen, nicht wie die unnötigen Details, die ich oben erwähnt habe). Meine damit, z.B. nicht einfach zu schreiben, dass die Kinder staunen, sondern dass ihnen die Münder offen stehen und sie sich um den Karren drängelten etc. Natürlich nur in Maßen, sonst wirds wieder überladen.
Rechtschreibfehler sind mir keine aufgefallen, außer dem hier:

Der Puppenspieler saß neben dem Haushofmeister und lange zu
langte

Die Idee mit den Gehilfen, die sich am Ende als Puppen entpuppen (no pun intended), fand ich gut, aber eine Stelle fand ich etwas unlogisch:

Sie reagierten auch nicht auf die Ansprache einiger Burgbewohner. Unter den Neugierigen machte sich schon ein verärgertes Murmeln breit, bis der Haushofmeister aus dem Thronsaal kam und berichtete, der Puppenspieler habe ihm gesagt, dass beide Gehilfen völlig taub seien.
Auch Taube können auf ihre Mitmenschen reagieren, wenn sie sehen was sie machen, und wenns nur Gesten sind. Oder stehen die anderen nur murmelnd still im Eck?

Nun erhob sich der Vorhang aus hellem Stoff und die eigentliche Bühne kam zum Vorschein. Sie war ein Meisterwerk, wie es noch niemand gesehen hatte. Durch die bemalten Stoffbahnen, die hintereinander gehängt waren, hatte man die Ansicht einer herrlichen, weiten Landschaft mit Bäumen, Hügeln und einer Burg im Vordergrund. In der Ferne sah man eine kleine Mühle an einem Fluss vor hohen Bergen.
Die Beschreibung von der Bühne mit mehreren Schichten hat mir irgendwie gefallen :-) Symbolisiert schön die mehreren Existenzebenen, auf denen sich der Puppenspieler bewegt und hat was Geheimnisvolles.

Noch was zum Stil: Oft baust du Worte ein, die die Sätze nur unnötig verlängern. Ein paar Beispiele:

Gehorsam folgte das Tier und ging mit klappernden Hufen über den Steinfußboden in die Holzkonstruktion hinein.
Der Haushofmeister ließ ihm freigiebig nachlegen und ermunterte ihn, denn er müsse sich vor seiner Aufführung doch sicher kräftigen.
Das Publikum applaudierte begeistert.
Dann ertönte durch den anschwellenden Lärm die wütende, befehlsgewohnte Stimme des Königs.
Worte wie diese machen den Text etwas langatmig. Du könntest sie ersatzlos streichen, ohne, dass dem Leser etwas entgeht, da er sich das schon durch den Kontext denken kann.
Oder hier:
Nun erkannten die Zuschauer erst, dass das Holzgesicht des Ritters dem Puppenspieler glich, als wäre es sein eigenes
Das Gesicht gleicht schon dem des Puppenspielers, dann ist klar, dass es aussieht wie sein eigenes.

So weit meine Tipps, vielleicht kannst du was mit ihnen anfangen.
Trotzdem gern gelesen!

VG
MD

 

Hallo MorningDew, bitte entschuldige die verspätete Antwort. Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, mit dem ich viel anfangen kann, und die freundliche Rückmeldung. Ich werde mir den Text noch einmal ansehen, wo zu viele Details die Handlung verzögern und zu wenig zur Stimmung beitragen, denn ich will die Leserinnen und Leser ja nicht verlieren.
Deinen Einwand zu den beiden tauben Gehilfen finde ich sehr gewichtig. Den Eindruck, den du hattest, wollte ich in keinem Fall erzeugen. Da stimme ich deiner Kritik zu.

Beste Grüße
Beowolf

 

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