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Der Prophet

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20.04.2002
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Der Prophet

Als die Götter kämpften, hielten die Menschen den Atem an und schauten zu Boden.
Das Kriegsgeschrei, als Donner wahrgenommen, hallte von den Bergen wieder, durchdrang die Täler und setzte sich fest in jeder Pore, jedem Haar, jeder Ritze der furchterfüllten Menschenkörper.
Wie blauer Stahl trafen die Gewalten aufeinander, zerfetzten die Ordnung der Zeit und verwirbelten den Raum in jener Rücksichtslosigkeit, wie sie nur die Götter zu pflegen wissen.
Blitze stachen in das Herz der Erde, zerstörten Häuser und vernichteten Felder und Farmen, welche aufzubauen mehrere Menschenleben gekostet hatten.

Als die Götter kämpften hielten die Menschen den Atem an, lauschten ängstlich dem Getöse und schwiegen.

Nur ein Einziger, ein alter Mann mit langem, grauem Haar, in ein Bettlergewand gehüllt und einem knorrigen Stab in der geballten Faust, hielt sich nicht an dieses ungeschriebene Gesetz.

„ Ihr Mächtigen,“ schrie er, mit wehendem Haar auf einem Felsen stehend, den Blick auf die dunkelroten, blutigen Wolkenberge gerichtet, „ Ich habe euer Taten lange geduldet, habe eure Willkür, euer Morden hingenommen und mir gesagt, eines Tages werden sie sich besinnen, sich an ihre Aufgabe erinnern und uns wieder gerecht und edel auf den Pfad des Guten führen, wie es nur die Götter vermögen .“

Er hielt kurz inne, wischte sich die peitschenden Regentropfen aus Gesicht und Haar, riss seinen Stab mit beiden Armen in die Höhe und Schrie mit aller Kraft , die seine alte Lunge in sich barg: „Aber es ist nicht geschehen, denn ihr seid eitel geworden, habt vergessen was ihr uns schuldet.
Ihr herrscht nicht für, sonder nur noch wider uns.
Ich werde dies nicht länger dulden.“

Ein leises aber dennoch markerschütterndes Donnern hallte von den nunmehr tiefschwarzen Wolken zu ihm hinüber.
Das Geräusch war kaum hörbar, aber es durchdrang ihn in Gänze und durchfuhr seinen Köper, um sein Herz, nicht das Gehör, direkt zu erreichen.

„ Was maßt du dir an kleiner Menschensohn, der du nicht mehr wert als ein Käfer bist, über uns die Göttlichen, deren Handlungen und Beweggründe dein schwacher Geist zu erfassen nicht im Stande ist, zu urteilen?“

Zitternd, der Ohnmacht nahe stand er da, auf seine Stab gestützt , als sich die göttliche Stimme auf sein Herz ergoss.
Nach Luft ringend, mit der letzten ihm zu Gebote stehenden Kraft, richtete er sich auf und begann langsam, kaum hörbar zu flüstern :
„ Ja, ihr seid Götter und eure Weisheit und Macht übersteigen das menschliche Verständnis über jedes Maß, aber ihr nutzt diese Weisheit nicht, ihr missbraucht eure Macht, um zu morden, morden wie es der dümmste Mensch zu tun versteht.
Geboren um zu schaffen , lebt ihr nur noch um zu zerstören und verschenkt somit eure Göttlichkeit . Den letztlich seid ihr nun nicht mehr als wir.“

Ein Blitz wenige Meter neben ihm eingeschlagen versengte ihm die Haut, und er sprach nun schneller, da er sein Ende kommen sah:
„Ihr denkt ihr braucht uns nicht, seht uns als Gewürm und Dreck, lacht über jeden Menschling der durch euer böses Spiel zu unrecht stirbt, doch irrt ihr euch gewaltig.“
Ein mächtiger Wind, wie eine Faust geformt, traf ihn am ganzen Körper und schleuderte ihn mit solcher Wucht an die Felswand, dass jeder Knochen seines Körpers barst.
Schreiend vor Schmerz wälzte er sich in der vom Sturm aufgewühlten Erde als die Stimme erneut zu seinem Herzen sprach:
„ Warum du Wurm sollten wir euch brauchen? Sprich , du dünnes Blatt im Wind?“

Krächzend, schon mehr im Tode als im Leben sprach der Alte ein letztes Mal:
„ Ihr seid Herrscher und geschaffen zum herrschen, was soll aus euch werden, wenn ihr all eure Untertanen ermordet habt?“

Die Stimme antwortete nicht und die Gewitterwolken verblassten.
Die Götter lachten nicht als der alte Mann die Augen schloss.

[ 24.05.2002, 22:52: Beitrag editiert von: Marot ]

 

:thumbsup: Hey, super Geschichte... Das Thema habe ich mir auch schon mal überlegt... ist ein typischer "Fantasy-Herrscher-über-Untertanen"-Gedanke :)
Aber du hast ihn echt toll ausgelegt....
Die Sprach ist manchmal etwas komplizierter, als sie sein müsste, aber ich denke, dass es zum Thema passt....
Zum Rechtschreiben hab' ich da noch ein paar Sachen gefunden:

Als die Götter kämpften, hielten die Menschen den Atem an
"Ich habe euer Taten lange geduldet, habe eure Willkür, euer Morden hingenommen und mir gesagt, eines Tages werden sie sich besinnen.
, sich an ihre Aufgabe erinnern und uns wieder gerecht und edel auf den Pfad des Guten führen, wie es nur die Götter vermögen ."
Das mit dem besinnen., sich ist denke ich aber ein Fehler, der passiert ist, nachdem du etwas anderes ausgebessert hast...

Ein Blitz wenige Meter neben ihm eingeschlagen versenkte ihm die Haut, und er sprach nun schneller, da er sein Ende kommen sah:
:rotfl: der blitz versengte ihm die Haut, denke ich *g*

Ein mächtiger Wind, wie eine Faust geformt, traf ihn am ganzen Körper und schleuderte ihn mit solcher Wucht an die Felswand, dass jeder Knochen seines Körpers barst.
dem alten Mann wird ein bisschen viel angetan, finde ich... aber ich denke, das ist diskutabel!

Manchmal fehlen noch Beistriche, aber das ist ja nicht so schlimm!
Alles in allem hats mir echt gefallen! (huh, reimt sich ja...)

Liebe Grüße
Christine

 

Hi Marot. Prima die Geschichte - aber eines fand ich doch komisch:

Ich habe euer Taten lange geduldet, habe eure Willkür, euer Morden hingenommen
Ich werde dies nicht länger dulden
Oh nein! Hilfe!
Bitte, wie will er die Götter denn daran hindern? Und warum schnippen die ihn nicht einfach mit dem Finger weck - wo er doch nervt?

Ansonsten driftet die Geschichte etwas stark ins kitschige ab - der alte Mann, der sein Leben müde ist und keine Angst mehr vor dem Tod hat...

Jo. Grüße Daniel

 

Sprich , du dünnes Blatt im Wind?“
besser "!"
aber der spruch kam cool *g*.
eine schöne geschichte. etwas mit klischee behaftet, allein dieses bild:
mit wehendem Haar auf einem Felsen stehend, den Blick auf die dunkelroten, blutigen Wolkenberge gerichtet
konnte ich mir sehr gut, weil schon oft gesehen, vorstellen.
aber - es ist nicht unbedingt verkehrt, wenn man sich klischees bedient; das gesamtbild der geschichte ist entscheidend, und das ist meiner ansicht nach sehr gut gelungen!
barde

 

Hi Leute, danke für die Kritiken. :)

@Wanderer: Natülich ist diese Geschichte recht klischehaft und genau das soll sie auch sein, denn ich finde gerade Bei fantasy wirken klisches offt viel stärker als orginelle Bilder.
Warum die Götter ihn nicht gleich töten wissen nur die Götter selbts.
Vieleicht merken sie ja das er recht hat mit dem was er sagt. ;)

 

OK - du hast die Geschichte geschrieben, du musst es wissen. Aber ich bin trotzdem dafür dass wir einen Benimmregelparagraphen für Götter einrichten: Wie habt ihr euch zu verhalten - z. B.
§1 Hört nicht auf sterbliche
...
;)
Gruß Daniel

 

:D
2. Blize , Donner und wirbelstürme dürfen nicht sinnlos sondern nur mit politischem hintergedanken eingesetzt werden.

3. das sprechen zu Sterblichen ist streng untersgt, da selbiges die Moral und Stimmbänder junger idealistischer Götter gefärden könnte.

4. das Dragen von Karoboxerschorts streng verboten

 

Tach auch, Marot.

Das Lesen deiner Geschichte hat mir sehr viel Spaß bereitet. Er hielt nicht lange an, aber er war da. ;)

Ich stimme mit dir überein, dass Klischees in Fantasy-Stories keineswegs deplatziert sind, sondern eher der Geschichte gut tun.

MfG,
maxl.

 

Hi Marot!

Die Geschichte hat mir von ihrer Idee her gut gefallen, auch finde ich es nicht negativ, wenn sich der Autor typischen Klischees einer Rubrik bedient, wenn das durchgängig eingehalten wird, was Du machst, um die typischen Fantasy-Bilder vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden zu lassen.

Du hast in den direkten Reden die Anredepronomen "Eure, Euer, Euch, Ihr" klein geschrieben. Diese werden jedoch auch nach neuer Rechtschreibung groß geschrieben.

An einigen Stellen fehlen Kommas, an anderen ist mal eins zuviel. Ausserdem hast Du manchmal eine Leerstelle vor einem Satzzeichen, das da auf keinen Fall hingehört.

Ich finde es zwar toll, wenn ein Text übersichtlich gegliedert ist, aber Deine Geschichte hat mMn teilweise Absätze, die nicht nötig wären und den Inhalt, den Handlungsverlauf nicht in sinnvolle Abschnitte gliedern.

Ich habe euer Taten
...Eure...

riss seinen Stab mit beiden Armen in die Höhe und Schrie
...schrie...

Donnern hallte von den nunmehr tiefschwarzen Wolken zu ihm hinüber.
Ist der Felsen, auf dem der alte Mann steht so hoch, dass der Donner "hinüberhallen" kann oder sollte es vielleicht besser "hinunter" heissen oder "herunter".

als sich die göttliche Stimme auf sein Herz ergoss.
Besser: in sein Herz.

Den letztlich seid ihr nun nicht mehr als wir
Denn...

geschaffen zum herrschen
...Herrschen

Wie gesagt, schöne Idee.
Editier noch die Kommafehler, damit der Lesefluss nicht gestört wird ;) .

Kitana

 

Moin Marot!

Eine mit archetypischen Fantasy-Elementen gespickte Geschichte über das Verhältnis der Götter zu den Menschen.
Auf die diversen Fehler hat Kitana schon hingewiesen, deshalb etwas zu Handlung:
Ich fand das ganze recht spannend, aber das Ende enttäuschte mich ein Wenig. Die Götter können ja, wenn sie alle Untertanen ermordet haben, einfach neue Erschaffen, sonst wären sie ja keine Götter mehr, oder?
Oder sie killen bloß die Hälfte der Untertanen. Wie gesagt, die Beweggründe der Götter kennen nur die Götter selbst, deshalb weiß der alte Mann ja nicht, ob alle Menschen beim Kampf der Götter auf der Strecke bleiben würden.
Allerdings scheint der alte Mann Recht gehabt zu haben, sonst hätten die Götter nicht aufgehört, zu kämpfen. ;)

 

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