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Der Preis eines Schattens

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27.07.2018
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Der Preis eines Schattens

„Jeder hat seinen Preis, ich weiß, dieser Spruch ist ein wenig abgegriffen, dennoch stimmt es.“
Der schwarz gekleidete Mann trank einen Schluck von dem blutroten Wein, welchen er sich bestellt hatte. Für ihn war das alles nur ein weiterer Job, wenigstens war der Wein gut.
„Also tun Sie, worum ich Sie gebeten habe?“, fragte die Frau, die ihm gegenüber auf der Bank saß. Ihr Name war Helena. In den Augen spiegelte sich Hass. Natürlich, was hatte er denn erwartet? Nur Hass trieb die Menschen dazu, sich bei ihm Hilfe zu suchen.
Die Nische, in denen die beiden saßen war bequem, das musste er dem Besitzer der Bar lassen. Er wusste, wie man einen Raum gemütlich einrichtete. Die Bilder an der Wand, die roten Sitzpolster auf den Bänken und der Schrank mit dem scheinbar endlosen Vorrat an Alkohol sorgten dafür, dass man die Bar am liebsten gar nicht mehr verlassen wollte.
„Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich mache es, aber nur, wenn du meinen Preis errätst.“
Die hübsche Frau sah nun leicht verärgert aus.
„Ich habe keine Zeit für so einen Schwachsinn“, zischte Helena. „Und wer zur Hölle hat Ihnen überhaupt erlaubt mich zu duzen?“
Der Mann, den seine Kundin als Herr Müller kannte, lächelte. Er las Helenas Gedanken wie eine Werbereklame am Straßenrand. Selbst in dem schummrigen Licht der Kneipe konnte er in den grünen Augen seiner Kundin all ihre Emotionen sehen. Besonders stach der Abscheu heraus, den sie ihm gegenüber verspürte. Das Lächeln provozierte sie besonders. Auf die Frau wirkte es wie eine schrecklich verzerrte Parodie von Freundlichkeit.
„Das warst du, Helena. Zu dem Zeitpunkt, an dem du mich um Hilfe gebeten hast.“
Man musste kein Genie sein, um zu wissen, was die Frau als nächstes sagen würde. Wenn man die Gefühle von Menschen kannte, war alles so durchschaubar.
„W-Woher kennen Sie meinen Namen, ich habe Ihnen meinen Vornamen doch überhaupt nicht verraten.“
Bingo. Furcht war leicht zu erkennen.
„Das tut hier nichts zur Sache. Bist du dir eigentlich wirklich sicher, dass du nichts trinken willst? Der Rotwein hier ist überraschend gut.“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, gab der Mann dem Barkeeper ein Handzeichen. „Noch einen Rotwein, bitte.“
Als er das Nicken des Barkeepers sah, wandte sich der, der sich Herr Müller nannte wieder Helena zu.
„Keine Angst, der geht auf mich“, sagte er, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen.
Die Frau lehnte sich zurück, ein verächtliches Schnauben entfuhr ihr.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich von Ihnen einladen lassen will.“
Der Mann trank noch einen Schluck von seinem Wein. Solch einen guten Wein in so einer Spelunke. Wie war so etwas nur möglich?
„Und das, obwohl man immer sagt, dass Schwaben so geizig seien.“
Helenas Miene verfinsterte sich augenblicklich.
„Sie sollten nicht allzu viel auf Klischees geben, Herr Müller.“
Ein junger Angestellter der Bar kam zu den Beiden und brachte den Wein.
„Danke, Jonas“, sagte der Mann. „Wenigstens einer hier, der sich sein Trinkgeld verdient.“
Der Junge machte ein verwundertes Gesicht und bedankte sich für das Kompliment, während er sich zweifellos darüber Gedanken machte, woher ein Mensch, den er noch nie zuvor getroffen hatte, seinen Namen kannte.
Helena trank einen Schluck aus ihrem Glas.
„Könnten wir jetzt zum eigentlichen Thema zurückkehren?“
„Natürlich können wir das. Was für einen Preis habe ich denn, laut dir?“
Es war dem Mann schon klar, was die Frau ihm anbieten würde, noch bevor sie anfing, in ihrer Handtasche herumzuwühlen. Das dicke Geldbündel, welches Helena, möglichst unauffällig auf den Tisch legte, beeindruckte Herrn Müller nicht im Mindesten.
„Zehntausend vorher und doppelt soviel, nachdem die Bande erledigt ist.“
Zum Glück war der Mann ein sehr guter Schauspieler, so gelang es ihm, auf Anhieb eine ungläubige Miene vorzutäuschen.
„Dreißigtausend Euro. Eine hohe Summe.“ Er stieß einen Pfiff aus.
„Sie sehen, es ist mir ernst damit. Lassen sie den ganzen Clan verschwinden und es gehört Ihnen.“
„Mit dem Geld kann man sich bestimmt so einiges kaufen, nicht wahr?“
Die Dame grinste über beide Ohren. Es war ein scheußliches Grinsen, ganz ohne Wärme.
„Tun Sie damit, was Sie wollen. Das geht mich nichts mehr an.“
Die Frau dachte sicherlich, mit Geld könne man jeden kaufen, wie dumm von ihr. Die ungläubige Miene verschwand von seinem Gesicht.
„Du hast meinen Preis falsch eingeschätzt und bitte, vertrödel nicht meine Zeit indem du versuchst mir mehr Geld anzubieten.“
Der Mann blickte in sein Weinglas. Geschätzt noch zwei Schluck.
„Was wollen Sie dann?“
Das Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück.
„Denk nach, Helena. Was ist wertvoller als Geld?“
Diese machte ein verdutztes Gesicht. Seine Kundin nahm einen großen Schluck Wein, an welchem sie sich verschluckte. Die rote Flüssigkeit lief ihr langsam über das Kinn und tropfte auf den Tisch.
Er beschloss ihr noch ein wenig mehr Zeit zum nachdenken zu geben, indem er sich selbst den vorletzten Schluck seines Weines gönnte.
„Ist es Liebe?“
„Richtig.“
„Ist das ihr ernst?“ Helena machte ein erstauntes Gesicht. Sie hatte wohl nicht gedacht, dass die Antwort richtig sein würde. Das Lächeln des Mannes wandelte sich zu einem breiten Grinsen.
„Entschuldigung ich konnte einfach nicht widerstehen. Liebe ist ohne Zweifel wertvoll, aber zu unbeständig. Sie hält nicht ewig. Ein wenig so wie bei einem Haus das immer baufälliger wird.“
Seine Kundin schien langsam ungeduldig zu werden.
„Was ist es dann?“
Herr Müller beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte in ihr Ohr.
„Loyalität. Ich will, dass du loyal zu mir stehst.“
„Und wie soll ich Ihnen das geben?“
Der schwarz gekleidete Mann lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme.
„Ganz einfach, du musst es mir nur versprechen. Dann bekommst du die Rache für deinen Mann.
Helena blieb ganz still. Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Der Schock saß tief. Sie hatte dem Mann nicht erzählt, dass der Kiosk ihres Mannes von Gangstern überfallen wurde, ebenso wenig von seinem Tod während des Überfalls. Und schon gar nicht von ihrer Freundin, bei der Polizei, die ihr erzählt hatte, dass der Räuber der Sohn einer angesehenen Mafia-Familie war.
„Ich habe in dein Herz geblickt. Ich weiß alles über dich.“
Er sagte das ohne jegliche Emotionen, als würde er über das Wetter reden.
„Dein Vater hat dich und deine Mutter früher oft geschlagen, bevor er verschwand, nicht wahr?“
„Sie...“, Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
„Wer, glaubst du, bin ich?“
Es kam nicht oft vor, dass er dies einem Menschen verriet. Für gewöhnlich setzte der Mann den Gedanken, sich an ihn zu wenden in seine potenziellen Kunden ein, ohne das dies von ihnen überhaupt bemerkt wurde. Er erfüllte ihre Aufträge und sie Versprachen ihm Loyalität, ohne sich etwas dabei zu denken. Doch ihm war langweilig, und so etwas entsprach seinem Humor.
Die Furcht, in Helenas Blick war nun stärker, es war pure Angst.
„Ein Dämon.“
Herr Müller begann zu lachen. Alle Anwesenden in der kleinen Bar drehten sich nach ihm um. Das Lachen kam von Herzen, trotzdem löste es ungeahnt schreckliche Gefühle aus, wenn man dieses Geräusch hörte, war einem eiskalt.
Der Mann blickte zum Barkeeper und zeigte auf seine Kundin.
„Sie hält mich für einen Dämon.“
Die Augen des Barmannes verrieten, dass er ähnliches dachte. Alles eine Frage der Ausstrahlung.
Helena war in sich zusammengesackt. Sie war den Tränen nahe.
„Dämonen können sterben und selbst der Teufel erfüllt einen Zweck“, jeder in der Bar hörte seine Stimme, „Ich bin Schlimmer, es gibt mich aus keinem Sinn. Ich war da als der erste Mensch entstand und ich werde da sein bis der Letzte von euch sein Leben aushaucht. Ich bin die Verkörperung eurer Schatten, der dunklen Seite in euch allen. Nennt mich die Finsternis, nennt mich die Geißel der Menschheit, denn das bin ich.“
Stille. Die Ansprache hatte alle Anwesenden schockiert. Menschen verließen gehetzt die Bar, ohne zu bezahlen. Der Barkeeper versteckte sich hinter seinem Tresen. Helena saß schluchzend auf der Bank, das Gesicht in den Händen vergraben
Der Mann trank ruhig den letzten Schluck Wein aus dem Glas.
„Lauf jetzt“, sagte er zu Helena, „Ich weiß, dass du wiederkommen wirst. Niemand entkommt seinem Schatten.“
Helena stand auf und lief davon, immer noch schluchzend.
Der Mann hingegen blieb sitzen und hob sein leeres Glas.
„Barkeeper, noch einen Rotwein“, sagte er.

 

Hi @Blutmond01

Deine Geschichte erinnert mich ein wenig an die Vampirgeschichten, die ich früher gelesen habe – mit dem geheimnisvollen, allen überlegenen Fremden und den Menschen, denen er sich langsam offenbart. Müsste ein Rezept sein, das eigentlich immer funktioniert, und auf Dialoggeschichten stehe ich auch sehr, also bin ich hier wohl richtig. :D

Schauen wir mal. Zunächst fällt mir Deine Zeichensetzung auf. Die ist nämlich ... na ja ... verbesserungswürdig. Fangen wir also an (ich gehe unten noch weiter auf den Inhalt ein):

„Jeder hat seinen Preis, ich weiß dieser Spruch ist ein wenig abgegriffen, dennoch stimmt es.“

Komma vor "dieser".

Der schwarz gekleidete Mann trank einen Schluck von dem blutroten Wein, welchen er sich bestellt hatte.

Ich sehe echt keinen Vorteil darin, "welchen" statt "den" zu schreiben. Es ist weniger geläufig und länger. Bisher hat mir noch niemand den Vorteil erklären können, vielleicht schaffst Du es?

„Also tun Sie worum ich Sie gebeten habe?“, fragte die Frau, die ihm gegenüber auf der Bank saß.

Komma vor "worum".

Nur Hass trieb die Menschen dazu sich bei ihm Hilfe zu suchen.

Komma vor "sich".

Die Nische in denen die beiden saßen war bequem, das musste er dem Besitzer der Bar lassen.

Komma vor "in", außerdem müsste es "in der" statt "in denen" heißen, denn es ist ja nur eine Nische und nicht mehrere, Komma vor "war".

Er wusste wie man einen Raum gemütlich einrichtete.

Komma vor "wie".

„Ich glaube du hast mich falsch verstanden.

Komma vor "du".

Ich mache es, aber nur wenn du meinen Preis errätst“

Ich würde ein Komma vor "wenn" setzen, der Punkt am Satzende ist obligatorisch.

„Ich habe keine Zeit für so einen Schwachsinn“, zischte Helena, „Und wer zur Hölle hat Ihnen überhaupt erlaubt mich zu duzen?“

Wenn Du den Redebegleitsatz einschiebst, heißt das, dass der Satz danach weitergeht. Er müsste also klein weitergehen, also, "und ..." Oder Du beendest den Satz nach dem Redebegleitsatz und fängst nochmal neu an, wenn also: ... zischte Helena. "Und wer ..."

Er las Helenas Gedanken, wie eine Werbereklame am Straßenrand.

Komma weg vor "wie".

Besonders stach der Abscheu heraus den sie ihm gegenüber verspürte.

"die Abscheu", Komma vor "den" und natürlich "die" statt "den".

Man musste kein Genie sein, um zu wissen was die Frau als nächstes sagen würde.

Komma vor "was".

„W-Woher kennen sie meinen Namen, ich habe Ihnen meinen Vornamen doch überhaupt nicht verraten.“

Höflichkeitsanreden werden groß geschrieben, also "Sie" groß.

Ohne ihre Antwort abzuwarten gab der Mann dem Barkeeper ein Handzeichen.
„Noch einen Rotwein, bitte.“

Komma vor "gab". Außerdem würde ich den Zeilenumbruch vor der wörtlichen Rede weglassen. Das macht er doch in einem Atemzug, oder?

Als er das nicken des Barkeepers sah, wandte sich der, der sich Herr Müller nannte wieder Helena zu.

"Nicken" groß. Und ich würde das erste "der" durch ein "er" ersetzen. Klingt irgendwie ... etwas hübscher.

„Und das obwohl man immer sagt, dass Schwaben so geizig seien.“

Komma vor "obwohl".

Ein junger Angestellter der Bar kam zu den Beiden und brachte den Wein.

"Angestellter der Bar", na ja ... Was spricht gegen "Kellner"? "beiden" klein.

„Danke, Jonas“, sagte der Mann, „Wenigstens einer hier, der sich sein Trinkgeld verdient.“

Hier dasselbe wie oben, was ich schon zum eingeschobenen Redebegleitsatz sagte. Eingeschoben bedeutet, dass der Satz in der wörtlichen Rede unterbrochen wird. Also entweder klein weiterschreiben ("wenigstens ...) oder nach dem Redebegleitsatz einen Punkt machen und groß weiterschreiben.

Der Junge machte ein verwundertes Gesicht und bedankte sich für das Kompliment, während er sich zweifellos darüber Gedanken machte woher ein Mensch, den er noch nie zuvor getroffen hatte, seinen Namen kannte.

"ein Gesicht machen", das finde ich furchtbar umgangssprachlich. Komma vor "woher".

Helena trank ein Schluck aus ihrem Glas.

"einen" statt "ein".

Es war dem Mann schon klar was die Frau ihm anbieten würde, noch bevor sie anfing in ihrer Handtasche herumzuwühlen.

Komma vor "was" und vor "in".

Das dicke Geldbündel, welches Helena, möglichst unauffällig auf den Tisch legte, beeindruckte Herr Müller nicht im Mindesten.

Wieder so ein "welches" ... Komma weg vor "möglichst" und "Herrn" statt "Herr".

„Zehntausend vorher und doppelt soviel nachdem die Bande erledigt ist.“

Komma vor "nachdem".

Zum Glück war der Mann ein sehr guter Schauspieler, so gelang es ihm auf Anhieb eine ungläubige Miene vorzutäuschen.

Komma vor "auf".

„Sie sehen es ist mir ernst damit.

Komma vor "es".

Ich höre hier erstmal auf. Die Zeichensetzungsfehler ziehen sich leider durch den ganzen Text. Das finde ich schade, denn auf mich wirkt (!) es so, als hättest die Sache einfach aufgeschrieben und sofort hier eingestellt. Selbst wenn das nicht so sein sollte (denn natürlich weiß ich nicht, wie Du überarbeitest), so hat es doch diese Wirkung auf mich, und ich ärgere mich, dass ich mich durch einen Text quälen muss, der derart unbehauen wirkt.

Es zieht mich von der genussvollen, nach Inhalt schauenden Leserinnenebene auf die genervte, fehlersuchende Kritikerinnenebene. Ich korrigiere zwar gerne Kommata, aber noch viel lieber lese ich eine spannende Geschichte. :) Also: Du würdest Dir selbst und Deinen Leser/inne/n einen Gefallen tun, wenn Du Deine Geschichte sorgfältig Korrektur liest und sie in einem bestmöglichen Zustand an die Öffentlichkeit bringst. Wenn Du weißt, dass Du Probleme mit Zeichensetzung hast, dann suche Dir am besten eine Korrekturleser/in. Bei mir liest meine Omi immer alles und korrigiert die Zeichensetzung, und das hat mir echt so viel geholfen und hilft mir immer noch.

Drei generelle Anmerkungen hätte ich noch:

Das erste inhaltliche Ding, das ich habe, ist vielleicht auch eher stilistischer Natur und doch weniger inhaltlich ... Aber keine Zeichensetzung mehr, versprochen. ;) Also, Dein Prot kann die Gefühle von Figuren lesen. Das ist cool! Ich finde es auch cooler, als Gedanken zu lesen, denn eigentlich können wir alle das ja zu einem gewissen Grad, ich sollte mich also mit seinen Fähigkeiten identifizieren können.

In den Augen spiegelte sich Hass.

Kann ich aber nicht so richtig. Woran liegt das? Deine Beschreibungen von Emotionen erscheinen mir leider total unplastisch, nicht spürbar, nicht sichtbar, sondern komplett durchrationalisiert. Ich hätte ja auch angenommen, dass jemand, der Emotionen liest, diese irgendwie fühlt. Stattdessen scheint er die meiste Zeit Mimik zu lesen, diese dann zu interpretieren und nur diese Interpretation mir als Leserin darzubieten.

So wie das mit dem Hass in den Augen. Weder fühlt der Prot mit (denn der Hass wird sich für die Frau wahrscheinlich anders anfühlen, denn eine Reflektion in den Augen ist einfach kein Gefühl), noch zeigst Du mir, was er konkret sieht. Was könnte er konkret sehen? "Ihre Augen funkelten hell unter zusammengezogenen Augenbrauen ..." Das wäre zum Beispiel etwas, das er sieht. Dass sich in den Augen der Hass spiegelt, ist eine Interpretation von etwas, das leider vor meinen Augen unsichtbar bleibt, weil Du es nicht sichtbar machst.

Die hübsche Frau sah nun leicht verärgert aus.

Dasselbe hier. Wie sieht sie aus, wenn sie "leicht verärgert" ist? Was ist der Unterschied zu "verärgert" oder "stark verärgert"? Du teilst mir lediglich Interpretationen mit, zeigst aber keine Mimik.

Übrigens fände ich es cooler, der Prot würde nicht bloß Mimik lesen, sondern wirklich mitfühlen. So ist er halt wie jemand, der Mimik gut interpretiert und die Hintergrundgeschichte seiner Mitmenschen kennt. Letzteres ist cool, Ersteres ist so ... mja. Wenn ich Psychologin in einer Alltagsgeschichte wäre (und keine schnöde Psychologin im Real-Life), könnte ich das auch. Es ist einfach nicht übernatürlich oder wirkt zumindest nicht so.

Weitere Stellen, wo Dein Prot etwas sieht, worauf Du mir als Leserin leider den Blick verstellst, indem Du lediglich die Interpretation lieferst:

Selbst in dem schummrigen Licht der Kneipe konnte er in den grünen Augen seiner Kundin all ihre Emotionen sehen.
Besonders stach die Abscheu heraus, die sie ihm gegenüber verspürte.

Furcht war leicht zu erkennen.

Ah ja? Woran denn? Du zeigst es mir nicht, Du lässt mich nicht unmittelbar an die Situation ran, Du präsentierst lediglich Interpretationen, und ich muss das glauben. Ich hoffe, Du verstehst, worauf ich hinauswill. Im Prinzip lässt sich das alles gut zusammenfassen unter dem häufig wiederholten Satz: "Show, don't tell!"

Der Rotwein hier ist überraschend gut.“

Eine weitere inhaltliche Sache, diesmal eine Kleinigkeit, die mich gestört hat, war das mit dem Rotwein. Du möchtest Deinen Prot als Weinkenner darstellen (vermute ich). Aber dann spricht er von "Rotwein"? Come on, kein/e Weinkenner/in würde das tun. Das ist doch komplett unkonkret, das kann alles Mögliche sein. Hier würde er mehr wie ein Kenner wirken, wenn es um eine bestimmte Sorte ginge, wenn da noch Details dazukommen. Die Geschichte mit Leben füllen!

Ein größeres inhaltliches Problem habe ich mit der Reaktion der Frau. Ich weiß nicht, ich habe den Eindruck, Du bist entweder sehr jung oder ein Mann, denn bei diesem Satz hier:

Herr Müller beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte in ihr Ohr.
„Loyalität. Ich will, dass du loyal zu mir stehst.“

... wäre ich so was von weg gewesen! Gucken wir mal: Gruseliger Typ, der dubiose Bezahlung in dunkler Ecke einer Bar von einer Frau will. Ratespiele mit Geld, Liebe und dann ... Loyalität. Urrks. Also, ich warte eigentlich die ganze Zeit darauf, dass er sagt: "Blas mir einen." So klingt diese Anbahnung für mich. Und das ist ja auch viel naheliegender, als dass ein Fantasiegeschöpf meine Seele kaufen will. Also, ich an ihrer Stelle wäre abgehauen. Oder, wenn ich super taff wäre, hätte ich gesagt: "Wollen Sie Sex? Kriegen Sie nicht! Entweder das Geld oder nix."

Ich weiß nicht, ob das von Dir beabsichtigt ist, dass diese Anbahnung so sehr nach sexueller Nötigung klingt. Zumindest finde ich die Reaktion der Frau, sitzenzubleiben, bis sie zum Gehen aufgefordert wird, überhaupt nicht plausibel. Das würde passen, wenn Du sie vorher als verhuschtes Weibchen gezeichnet hättest, aber das hast Du nicht.

Helena saß schluchzend auf der Bank das Gesicht in den Händen vergraben

Für mich gibt es eine riesige Diskrepanz zwischen der Darstellung der Frau als wütend, zu allem entschlossen, zielstrebig und dieser Frau, die sitzenbleibt, dieses Spiel mit sich spielen lässt, weint und erst abhaut (weiterhin weinend), als sie dazu aufgefordert wird. Das passt für mich überhaupt nicht. Ich kriege diese beiden Bilder nicht zusammen.

Also, ich glaube, die Geschichte braucht noch etwas Politur. Das betrifft die schnöde Zeichensetzung aber auch die Figurenzeichnung, die Darstellung von Emotionen und das Einbringen von Details, die Dein Setting lebendig machen. So liest sich das für mich momentan alles ziemlich stereotyp: irgendeine Bar, über die ich nicht mehr erfahre, als dass es "gemütliche Nischen" gibt, irgendein Rotwein, irgendein Machowesen und irgendeine inkonsistente Frau. Da geht mehr! Und ich bin sicher, Du kannst da viel mehr herausholen.

Edit: Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass Du "Horror" und "Seltsam", aber nicht "Fantasy" getaggt hast. Also, auf mich wirkt das sehr typisch für Fantasy. Für Horror bräuchtest Du viel mehr Emotionen, vielleicht einen anderen Erzähler (jemanden, der sehr nah bei Helena bleibt zum Beispiel, sodass echtes Grauen entstehen kann). Aber das nur am Rande.

Bin gespannt, was Du daraus machst. Es ist an Dir. Make it work!

Cheers,
Maria

 
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God kveld @Blutmond01,

Hier meine Gedanken .. rauspicken was du für sinnvoll hältst und den Rest einfach verbrennen!

Der schwarz gekleidete Mann trank einen Schluck von dem blutroten Wein
Schwarz gekleideter Mann trinkt roten Wein. Ein guter Anfang :wein: !

In den Augen spiegelte sich Hass.
Nun, "Hass" kann sich nicht in Augen spiegeln!

Nur Hass trieb die Menschen dazu sich bei ihm Hilfe zu suchen.
Oha .. vielleicht ist er ein Auftragsmörder!

Er wusste wie man einen Raum gemütlich einrichtete.
Sehr dünnes Eis. Das mag vielleicht stimmen aber für mich als Leser nicht nachvollziehbar. Ein "gemütlicher" Raum kann so vieles sein. Was der eine gemütlich findet, mag ein anderer vielleicht überhaupt nicht als gemütlich beschreiben. Was ist ein "gemütlicher Raum" für deinen Protagonisten?

„Ich glaube du hast mich falsch verstanden. Ich mache es, aber nur wenn du meinen Preis errätst“
Ehm .. warum?

Die hübsche Frau sah nun leicht verärgert aus.
Hier das Gleiche wie eben! Was ist eine "hübsche" Frau? Beschreibe mir die Helene doch einfach und dann kann ich als Leser selbst entscheiden ob wie "hübsch" die ist.

„Ich habe keine Zeit für so einen Schwachsinn“, zischte Helena, „Und wer zur Hölle hat Ihnen überhaupt erlaubt mich zu duzen?“
Oh mein Gott .. eine Frau die auf unnötige Höflichkeitsfloskeln besteht! Warum?

Der Mann, den seine Kundin als Herr Müller kannte, lächelte.
Oha ..

Er las Helenas Gedanken, wie eine Werbereklame am Straßenrand.
Nein, tat er nicht! Nichts für ungut!

Selbst in dem schummrigen Licht der Kneipe konnte er in den grünen Augen seiner Kundin all ihre Emotionen sehen.
Welche Emotionen? Wie sehen Emotionen in grünen Augen aus? Sind das besondere Pupillenzuckungen? Und das ganze auch noch in einem "schummrigen Licht".
Mann .. der Typ muss echte Katzenaugen haben!

Besonders stach der Abscheu heraus den sie ihm gegenüber verspürte.
Wie kann "Abscheu" aus grünen Augen heraus stechen?

Auf die Frau wirkte es wie eine schrecklich verzerrte Parodie von Freundlichkeit.
Nein. Auf die Frau wirkt es so, als wäre er ein primitiver Idiot. Ein Idiot, der sich einen Spass aus ihrer Lage macht. Was war noch gleich der Grund warum die Frau ihn aufgesucht hatte? Achja .. Hass!

„Das warst du, Helena. Zu dem Zeitpunkt, an dem du mich um Hilfe gebeten hast.“
Hat Helena denn um Hilfe gebeten? Für mich als Leser ist bisher kein Auftrag von Hilfe ersichtlich. Hilfe für was?

Man musste kein Genie sein, um zu wissen was die Frau als nächstes sagen würde.
Sie ist eine Frau, also doch .. man(n) muss ein Genie sein.
Es sei denn man(n) hat böses Metawissen ...
:dagegen:

Wenn man die Gefühle von Menschen kannte, war alles so durchschaubar.
Oh nein! Wenn man die Gefühle von Menschen kennt, dann wird es erst recht kompliziert, weil die meistens nicht mit den eigenen Gefühlen bzw. Gefühlen von Anderen korrespondieren.

Bingo. Furcht war leicht zu erkennen.
Wie sieht Furcht denn aus wenn es so leicht zu erkennen ist?
Inhaltlich sehr schwach! Nur weil jemand den Namen der Frau kennt, muss das nicht automatisch in Furcht enden.

Ohne ihre Antwort abzuwarten gab der Mann dem Barkeeper ein Handzeichen.
„Noch einen Rotwein, bitte.“
Das war vorhersehbar :dozey: !

„Keine Angst, der geht auf mich“, sagte er, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen.
Natürlich ..
Ich bin sicher das wird noch irgendwo in Rechnung gestellt!

Die Frau lehnte sich zurück, ein verächtliches Schnauben entfuhr ihr.
Was? Ich muss noch viel über Frauen lernen wie es scheint :eek: !

Solch einen guten Wein in so einer Spelunke. Wie war so etwas nur möglich?
Ist meistens so. Da wo der Stuhl am unbequemsten und schäbigsten ist, dort gibt es nicht nur den besten Wein, sondern auch das beste Essen. Da gibt es meistens auch noch so einen alten Holztisch, wo alles mögliche eingeritzt wurde über die Jahre. Ist schon immer so gewesen und wird vermutlich auch noch lange so bleiben. Willkommen in Europa :anstoss: !

„Und das obwohl man immer sagt, dass Schwaben so geizig seien.“
Helenas Miene verfinsterte sich augenblicklich.
Warum ist das denn ein Grund dafür, dass sich die Miene der Frau verfinstert? Der Typ war schon die ganze Zeit nicht gerade die Stimmungskanone ..

Der Junge machte ein verwundertes Gesicht und bedankte sich für das Kompliment, während er sich zweifellos darüber Gedanken machte woher ein Mensch, den er noch nie zuvor getroffen hatte, seinen Namen kannte.
Ist bei Stammgästen (ich spekuliere natürlich) nichts außergewöhnliches.
Darüber hinaus wissen wir bereits, dass Metawissen im Spiel ist.

Helena trank ein Schluck aus ihrem Glas.
Nur einen Schluck :confused:
Wär ich Helena, hätte ich das ganze Glas leer gemacht.

„Könnten wir jetzt zum eigentlichen Thema zurückkehren?“
Könnten wir jetzt endlich mal mit dem eigentlichen Thema anfangen?

Das dicke Geldbündel, welches Helena, möglichst unauffällig auf den Tisch legte, beeindruckte Herr Müller nicht im Mindesten.
Natürlich nicht ..

„Zehntausend vorher und doppelt soviel nachdem die Bande erledigt ist.“
Endlich! Aber zum Teufel .. welche Bande?

„Dreißigtausend Euro. Eine hohe Summe.“ Er stieß einen Pfiff aus.
„Sie sehen es ist mir ernst damit. Lassen sie den ganzen Clan verschwinden und es gehört Ihnen.“
„Mit dem Geld kann man sich bestimmt so einiges kaufen, nicht wahr?“
Aus der Bande wurde ein Clan. Das ging aber schnell!
Und ja, mit dem Geld könnte man zum Beispiel den Wein der Frau problemlos decken.

Die Dame grinste über beide Ohren. Es war ein scheußliches Grinsen, ganz ohne Wärme.
Eine "hübsche" Frau mit "scheußlichem Grinsen" ... nein .. das geht irgendwie nicht. Ich kann es einfach nicht. Eine "hübsche" Frau muss ein süßes Lächeln haben!
Aber mal im Ernst .. was ist denn überhaupt ein "scheußliches Grinsen"? Wie sieht das aus? Fehlen da Zähne in ihrem Mund? Hat sie eine Narbe am Mundbereich?

„Denk nach, Helena. Was ist wertvoller als Geld?“
Oha .. 30k und er will sie nicht.

Seine Kundin nahm einen großen Schluck Wein, an welchem sie sich verschluckte. Die rote Flüssigkeit lief ihr langsam über das Kinn und tropfte auf den Tisch.
Zwei Sätze, die ich mal so richtig gut fand. Es entstand ein gutes Bild für mich als Leser. Wenn du jetzt noch das Husten einbaust ... perfekt!

„Ist es Liebe?“
„Richtig.“
Oh mein Gott! Liebe kann man kaufen, für weniger als 30k.

„Loyalität. Ich will das du loyal zu mir stehst.“
Aha .. ein Auftragskiller verlangt nicht mehr, als dass seine Klienten ihn nicht verraten?
Da muss noch ein anderes Motiv sein.

„Und wie soll ich Ihnen das geben?“
Uhm .. was?

„Ganz einfach, du musst es mir nur versprechen. Dann bekommst du die Rache für deinen Mann.
Das ist irgendwie unfreiwillig Witzig :lol: ! Der Typ ist durchgeknallter als ich erst annahm ..
Aber wir lernen neue Details zum Plot. Es geht also um Helenas Mann?


Der Schock saß tief.
Schock? Welcher Schock? Sind in Schwaben immer alle so schnell geschockt?

Sie hatte dem Mann nicht erzählt, dass der Kiosk ihres Mannes von Gangstern überfallen wurde, ebenso wenig von seinem Tod während des Überfalls.
Aus Clan wurden Gängster.
Es geht also um einen Überfall auf Helenas Mann. Mensch, das gehört an den Anfang!

Und schon gar nicht von ihrer Freundin bei der Polizei, die ihr erzählt hatte, dass der Räuber der Sohn einer angesehenen Mafia-Familie war.
Ok. Nochmal zum mitschreiben. Aus Bande wurde Clan und aus Clan wurden Gängster. Aus Gängster wurde Mafia-Familie. Zufällig aus Itialien?

„Ich habe in dein Herz geblickt. Ich weiß alles über dich.“
Gruselig ..

„Wer glaubst du bin ich?“
Eine Qual für jeden Leser ...

„Ein Dämon.“
Oha .. was :eek: ????
Das nenne ich mal Wendung! Man habe ich gut gelacht.

Der Mann blickte zum Barkeeper und zeigte auf seine Kundin.
„Sie hält mich für einen Dämon.“
Das war wieder so eine Stelle, die ich nicht schlecht fand. Und so ein Schwein von Mensch muss sich Loyalität mit Auftragsmorden erarbeiten. Ein wichtiger Charakterzug.

Die Augen des Barmannes verrieten, dass er ähnliches dachte.
Nein, sicherlich nicht. Der hält den Typ vermutlich für einen betrunkenen Spinner.

„Ich bin Schlimmer, es gibt mich aus keinem Sinn. Ich war da als der erste Mensch entstand und ich werde da sein bis der Letzte von euch sein Leben aushaucht. Ich bin die Verkörperung eurer Schatten, der dunklen Seite in euch allen. Nennt mich die Finsternis, nennt mich die Geißel der Menschheit, denn das bin ich.“
Doctor Who! Ich hätte es früher erkennen müssen .. :bonk:

„Lauf jetzt“, sagte er zu Helena, „Ich weiß, dass du wiederkommen wirst. Niemand entkommt seinem Schatten.“
Helena stand auf und lief davon, immer noch schluchzend.
Helena .. ich hoffe du findest Frieden!

// --- //

Helenas Mann wurde von der Mafia getötet. Jetzt will sie einen Auftragskiller Beauftragen. In der Bar entpuppt sich während der (nennen wir sie) Auftragsvergabe der Auftragskiller als Dämon mit Metawissen. Eine Wendung gibt es nicht. Helena ist das Elend selbst, damit der Typ glänzen kann mit seinen schlechten und idiotischen Kommentaren.

Es hat mich nicht berührt. Das lag vor allem daran, dass die Hauptpersonen deutlich unter dem Niveau eines normalen Lesers agieren. Erschwerend kommt dazu, dass der schwarz gekleidete Mann über deutliches Metawissen verfügt, was für mich als Leser überhaupt nicht ersichtlich ist. Der Erzähler ist ebenfalls wackelig. Er erzählt mir ständig wie Personen sein sollen und überlässt mir dann den Job mir irgendetwas vorzustellen.

Spontan erinnerte mich die Geschichte ein wenig an meine erste Geschichte, die ich hier online gestellt habe. Und ich möchte dir die gleiche Kritik weiter geben! Gebe den Hauptpersonen mehr Würde und Glaubwürdigkeit. Verschleier nicht den Plot so unnötig. Viele Infos vom Ende gehören eigentlich an den Anfang. Denn ich als Leser möchte gleich am Anfang orientiert sein .. mit Fakten und Konflikt.

Grüsse,
Tio

 

Hi @ltilo und @TeddyMaria ,
Danke für die Verbesserungsvorschläge, es hat mich ehrlich gesagt eine Weile beschäftigt, ob ich diese Geschichte überhaupt veröffentlichen soll, weil sie mir selbst nicht ganz so toll (um gnädig mit mir zu sein). Ich wollte Kritik und die habe ich bekommen. Dafür möchte ich mich bedanken.
Die nächsten Geschichten werden sicher besser, aber um zu lernen muss man erst einmal wissen, was man falsch gemacht hat.
Und ja ich werde ganz sicher mehr auf meine Fehler achten (Die Kommasetzung und ich sind alte Erzfeinde:lol:).
Die Geschichte hier werde ich auch noch verbessern und vielleicht noch einige Dinge abändern.
LG Blutmond

 

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