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Der Plan

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10.03.2017
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Der Plan

Ich sitze mit Alex im Wohn-Schlaf-Alles-Zimmer. Wir trinken Rotwein aus Kaffeebechern und Alex, dem das Leben wieder einmal erst zu bunt und dann zu viel geworden ist, erklärt mir mit bedeutungsschwangerer Miene, er hätte jetzt DEN Plan. Seit zwanzig Jahren gibt es diese Abende zwischen uns, damals mit Dosenbier auf dem Deich, optisch noch eher Kriss-Kross, im Kopf sowieso, immer einen Liebeskummer im Gepäck, mit DEM Plan unterm Arm. Heute die Ü-30 Fassung mit Rotwein, modisch stilsicher, beruflich erfolgreich, fit und dynamisch, mit Hipster Brille auf der Nase. Geblieben ist die Sache mit DEM Plan. „So kann es einfach nicht weitergehen. Nächste Woche starte ich das Sportprogramm und dann werde ich … .“
Mein Telefon unterbricht den Plan, ich schaue auf das Display und kippe fast rücklings vom Stuhl, Christoph ruft an, blinkt es mir diabolisch entgegen. In diesem Moment bin ich mir sicher, dem Wahnsinn verfallen zu sein. Es ist soweit, ich bin irre. Mit zittriger Hand, aber erstaunlich gefasster Stimme hebe ich ab. „Christoph hier, guten Abend Anna.“, begrüßt mich seine testosterongetränkte Stimme, und ich möchte am liebsten sofort durch das Telefon auf ihn rauf springen. Man, man, man Anna, du brauchst auch einen Plan, ganz dringend.
„Was verschafft mir die Ehre?“, versuche ich mit gespielter Lässigkeit, meinen hormonellen Lambada zu vertuschen. „Ich wollte einen Termin mit dir für unser Abschlussgespräch vereinbaren.“, antwortet er schlicht. Sieben Monate haben wir uns nicht gesehen, nicht gesprochen, über zweihundert Tage habe ich auf dieses Gespräch gewartet, habe es herbeigesehnt, verflucht, immer wieder eingefordert. Und jetzt ruft mich dieser Typ mir nichts dir nichts einfach so an und tut so, als wäre es das normalste auf der Welt, sich nach so langer Zeit mit seiner Ex zu einem Abschlussgespräch zu verabreden. Ich verschaffe mir Bedenkzeit und lege auf. Was ist denn das bitte für ein scheiß Telefon, das diesem Mistkerl gestattet, mich ohne Vorwarnung anzurufen, nach all der Zeit des Kampfes. Ich reiße mein Fenster auf und schmeiße dieses verräterische Drecksteil aus meinem Turmzimmer. Alex schaut mich mit einem Mix aus Entsetzen und Bewunderung an, wobei das Entsetzen eindeutig den größeren Teil einnimmt und hat vor lauter Aufregung seinen Plan ganz vergessen. Ich stehe triumphierend am Fenster und fühle mich wie die Präsidentin der Welt. Dieses Hochgefühl gepaart mit Wahnsinn hält genau einen Schluck Wein an, als Panik in mir aufsteigt, was habe ich bloß getan, mein geliebtes Telefon. Alex, der mich in manchen Situationen besser kennt als ich mich selbst, sprintet, ganz der Machertyp, nach unten und leitet sofort erste Hilfe Reanimationsmaßnahmen ein. Zu spät, Patient tot, meine Laune auch. Keinen Plan in Sicht, Liebeskummer im Gepäck, genau wie damals auf dem Deich vor zwanzig Jahren , nur dass langsam die Hoffnung stirbt, dass DER Plan irgendwo auf einen wie uns gewartet hat ….

 

Hej Marylou,

deine Geschichte ist flott und kurzweilig zu lesen, amüsant und humorvoll.
Das Thema ist bekannt: ü 30, Liebe, bester Freund, immernoch das Gefühl, gleich geht's Leben los, Wendung mit dem Ex.

In diesem Moment bin ich mir sicher, dem Wahnsinn verfallen zu sein. Es ist soweit, ich bin irre.

Diese Stelle ist etwas dick aufgetragen, ohne weitere Bilder des Wahnsinns. Da würde ich als Leser gerne dichter ran, mehr 'sehen'. Kenne ja auch die Vorgeschichte mit dem Ex nicht.

Christoph hier, guten Abend Anna.“, begrüßt mich seine testosterongetränkte Stimme, und ich möchte am liebsten sofort durch das Telefon auf ihn rauf springen. Man, man, man Anna, du brauchst auch einen Plan, ganz dringend.

Das ist witzig, aber ich bereite mich darauf vor, zu lesen, welchen Plan Anna im Auge hat nach diesem Wandel. Die spontane Aktion das Telefon aus dem Fenster zu werfen, einen guten Freund, der etabliert ist und den Schaden begrenzt, ist schön, aber vorhersehbar.

Am Ende ist alles wie es war. Es hat keine Entwicklung stattgefunden. Das ist im Leben meist so, aber in einer Geschichte darf meines Erachtens alles oder mehr möglich sein, damit ich, der Leser, ein Aha-Erlebnis habe, das mich weiter an die Story denken lässt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

danke für die konstruktive Kritik und besten Gruß,
Anna

 

Hallo Schreiberling,

ich habe mich wirklich sehr über deine Worte gefreut und nehme die Vorschläge gerne an. :-)

Viele Grüße,
Marylou

 

Hallo Marylou,
ich hab Deine Geschichte auch gern gelesen. Sie ist knackig geschrieben und witzig formuliert. Deine Prots waren mir sehr sympathisch. Allerdings war mir das mit dem Telefon auch zu wenig, eher wie eine weitere Stufe um zu DEM PLAN zu gelangen, den es nicht gibt. Da hätte m.M.n. noch was kommen müssen. Freu mich auf mehr.
Liebe Grüße, Cai

 

Hallo Chai,

ich danke dir für deine Zeit und deine netten Worte.
Dann werde ich mich mal an die Telefonsituation setzen.
Besten Gruß,
Marylou

 

Hallo
und auch von mir ein herzliches Willkommen.

ich wollte für die Mitagspause eine kleines humorvolles Geschichtchen lesen - da hat dein Text gut gepasst :)

Textlich fehlen ein paar Zeilenumbrüche. Es ist für den Leser immer einfacher, wenn bei einem Perspektiv-Wechsel ein Zeilenumbruch gemacht wird.
Konkret also:

„Was verschafft mir die Ehre?“, versuche ich mit gespielter Lässigkeit, meinen hormonellen Lambada zu vertuschen. [Zeilenumbruch]
„Ich wollte einen Termin mit dir für unser Abschlussgespräch vereinbaren.“, antwortet er schlicht.[Zeilenumbruch]
Sieben Monate haben wir uns nicht gesehen, ...
Insbesondere der zweite fehlende Zeilenwechsel hatte mich den Satz "Sieben Monate.." zuerst aus der Perspektive von Chrostoph lesen lassen, was einige verwirrung stiftete - dann musse ich zurück und aus der Protagonistin-Perspektive machte dann wieder alles Sinn.

Telefon weg - war für mich ok. Aber den Wiederbelebungsversuch fand ich auf Grundlage des Wortes "Turmzimmer" albern. Da hätte ich auch lieber eine "Wandlung" oder eben einen neuen Plan odersowas gelesen.

gern gelesen.

Viel Spaß hier!
pantoholli

 

Hi Marylou,

keinen Plan, was ich zu deiner Geschichte schreiben soll, vielleicht habe ich es auch vergessen, was genau ich sagen wollte, also sammle ich mich mal und überlege: äh, die Geschichte ist kurz, sehr kurz genauer gesagt und die Figuren werden notgedrungen bestenfalls angerissen, aber die Szene mit dem Smartphone, das aus dem Fenster fliegt, die hat es in sich, die ist lustig, jawohl. Hast du schon mal überlegt, was das für das Smartphone bedeutet, was seine letzten Gefühle sind, ob es noch in der Lage war Instagram oder Snapchat zu benutzen, um den letzten Moment festzuhalten? Vielleicht hast du ja Lust, bisschen mehr aus der Geschichte zu machen, so ist sie schnell gelesen und leider auch schnell vergessen, zu wenig Substrat sozusagen. Sprachlich fand ich es ziemlich sauber der Stil liest sich angenehm.

Textstellen:

optisch noch eher Kriss-Kross, im Kopf sowieso, immer einen Liebeskummer im Gepäck, mit DEM Plan unterm Arm.
was ist kriss-kross? und so ein paar Teile des Plans solltest du schon nennen.

begrüßt mich seine testosterongetränkte Stimme, und ich möchte am liebsten sofort durch das Telefon auf ihn rauf springen.
das ist gut, in einem Satz zeigst du das widersprüchliche Gefühl

langer Zeit mit seiner Ex zu einem Abschlussgespräch zu verabreden.
Abschlussgespräch :lol:

Zu spät, Patient tot, meine Laune auch. Keinen Plan in Sicht, Liebeskummer im Gepäck, genau wie damals auf dem Deich vor zwanzig Jahren , nur dass langsam die Hoffnung stirbt, dass DER Plan irgendwo auf einen wie uns gewartet hat ….
bisschen wehmütig, aber: was war damals auf dem Deich?

viele Grüße
Isegrims

 
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Hi @Marylou,

ich bin neu bei 'wortkrieger'. Das hier ist mein erster Beitrag.

Ich finde die Geschichte gut geschrieben. Vor allem ist sie sehr flüssig zum Lesen. Allerdings - und das tut eigentlich nichts zur Sache (oder doch?) - habe ich erst ab untenstehender Passage verstanden, dass es sich in der Geschichte um eine Frau handelt. Wie erwähnt, vielleicht ist das ja von Dir beabsichtigt!? Wie auch immer, bis dahin dachte ich, es sei die Rede von 2 Männern ;) Alex steht ja für eine Frau sowie für einen Mann. Das 'Bier' hat vermutlich seinen Teil dazu beigetragen, als ich es gelesen habe.

Zitat von Marylou
Christoph hier, guten Abend Anna.

Was mir persönlich fehlt, ist Spannung, respektive Neugierde. Naja, sofern das in einer solchen kurzen Geschichte überhaupt möglich ist. Die Geschichte hinterlässt bei mir keinen bleibenden Eindruck. Ausser, dass halt am Ende alles beim Alten bleibt... Ein etwas 'verrückteres' Ende wäre interessant zu lesen gewesen. Das sind nur gerade so Gedanken von mir, die ich raus lasse...

Liebe Grüsse
slei

 
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Hallo Pantoholli,

dank auch dir für deine Zeit und ja, es fehlen Zeilenumbrüche. Werde ich bei der nächsten Geschichte berücksichtigen.

Liebe Grüße,
Marylou

Hi Slei,

danke für deine Worte. Und wow, dein erster Beitrag und meine erste Geschichte. Fühle mich geehrt. :-)

LG und freue mich auf Geschichten von Dir,
Marylou

Hallo Isegrims,

danke für die ausführliche Kritik. Kriss Kross (vielleicht auch Kris Kross geschrieben) war eine Band in den 90ern, die alle Klamotten falsch herum getragen hat. :lol:
Schön, dass mein Stil dir gefallen hat. Am Rest wird gearbeitet.

Besten Gruß,
Marylou

 

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