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Der Pinguin im Eisschrank
Der Pinguin im Eisschrank
Es war einmal ein kleiner Pinguin, der lebte in einem Kühlschrank. Sein Name war Paul.
Paul war dort für die Warenverfallssortierung zuständig. Immer alt nach vorn und neu nach hinten.
Sehr zu seinem Verdruss wohnte er ganz alleine und hatte niemand zum spielen. Ihm war also oft sehr langweilig. Die einzigen spannenden Minuten waren, wenn jemand aus der Familie den Kühlschrank aufmachte und etwas herausholte oder hinein gab.
Kinder konnten ihn sehen, aber für Erwachsene blieb er unsichtbar. Von dem Moment an, als die kleine Michelle ihn kennen lernte, waren sie dick befreundet und sie kam ihn oft besuchen und verbrachte viel Zeit miteinander.
Als Michelle eines Tages wieder einmal im Kühlschrank kramte und so tat, als suche sie etwas Bestimmtes, sagte Paul ganz niedergeschlagen, dass er nicht mehr alleine sein wollte.
„Ich vermisse andere Pinguine, ich möchte wieder mit ihnen zusammen sein und finde es hier im Kühlschrank gar nicht mehr schön. Ich bin so alleine“, sagte Paul, mit ganz traurigem Blick. Michelle sah ihn eine Weile schweigend an und meinte dann „Ich habe eine Idee“ und verschwand. Kurz drauf war sie wieder da mit einem dicken Buch. „Pinguine am Südpol“ stand vorne drauf.
Gemeinsam blätterten die beiden in dem Wälzer und Paul hüpfte ganz aufgeregt von einem Bild zum Nächsten und auf Seite, wenn Michelle umblätterte.
Dann schlug sie eine Doppelseite in der Mitte auf, wo eine große Gruppe von Pinguinen fröhlich, schnatternd zusammen stand. Einige rutschten auf dem Bauch einen Hügel hinunter bis hinein ins blaue Meer. Andere spielten im Wasser zusammen und warfen sich Fische zu. Wieder andere kuschelten miteinander oder saßen auf ihren Eiern, um sie auszubrüten. Zwischendrin Pinguinkinder in allen Größen, vom Baby bis hin zum Teeny.
Michelle schob das Buch zu Paul hin und meinte „Schau mal mein kleiner Freund“.
Paul trippelte auf die Seite und blickte wehmütig ins Buch. Er konnte das Meer, das Salz, die Fische und die anderen Pinguine förmlich riechen. „Ach“ seufzte er, „Ach wenn ich doch nur bei ihnen sein könnte“. Traurig blickte er zu der kleinen Michelle hoch und blieb an ihrem fröhlichen Grinsen im Gesicht hängen. Warum war sie nur so fröhlich? Frechheit, dachte er.
„Weißt du Paul, da kann ich dir wirklich helfen“ flüsterte sie verschwörerisch und blinzelte ihm mit, dem rechten Auge zu.
Sie nahm den Pinguin am schwarzen Flügel und rief „Was du dir wünschst, das wird geschehen, wenn du vertraust wirst du es sehen!“ Mit einem mächtigen Satz sprangen sie gemeinsam ins Buch hinein.
Mensch, was freute sich da Paul, als er inmitten der ganzen Pinguinschar stand und ihn alle bestürmten, wer er sei, wo er her käme, wie lange er bleiben würde und ob er mitspielen möchte und wer überhaupt der Mensch daneben ihm sei.
Es war schon einige Zeit vergangen, als Michelle nun langsam blau gefroren meinte, sie müssen jetzt zurück. Aber Paul schüttelte mit dem Kopf und sagte “ich komme nicht mit, ich gehe auch nicht wieder zurück in den Kühlschrank, ich möchte hier bleiben.“
Da nickte Michelle, umarmte Paul und wünschte ihm viel Glück, denn ein Zurück gäbe es dann für ihn nicht mehr.
Michelle hüpfte alleine wieder aus dem Buch heraus, nachdem sie gerufen hatte, „Der Spaß ist jetzt aus, ich geh nun nach Haus“.
Wieder in der Küche angekommen klappte sie seufzend das Buch zu und brachte es in ihr Zimmer zurück. Schade fand sie es schon, dass der kleine Freund nun nicht mehr in ihrem Kühlschrank wohnte, aber sie konnte ihn auch verstehen.
Noch oft in ihrem Leben aber, ging Sie Paul, in dem großen Buch, „Pinguine auf dem Südpol“, besuchen. Und lernte dabei auch Pauls spätere Frau Paula und seine Kinder, seine Enkelkinder und wiederum deren Kinder kennen.
Und sie wusste es war richtig gewesen ihrem Freund seinen größten Wunsch zu erfüllen und ihm so zu seinem Glück zu verhelfen.