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Der Pianist

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14.11.2015
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Der Pianist

Es war 6:00 Uhr, vielleicht auch schon später, so genau konnte M. die Zeit nicht einschätzen und doch war sie für ihn das, was ihm noch geblieben war. Also stand er auf und zog sein nicht all zu leichtes Piano erneut durch jene düstere und befremdete Gasse, in der er seine letzte Nacht verbracht hatte. Und auch wenn er hungrig und durstig war und entkräftet die letzten Meter meisterte, gelang es ihm doch, die Mauer des Alltages zu durchbrechen. Und im selben Moment, in dem er noch damit beschäftigt war, diese Mauer zum Sturz zu bringen, fand er sich an einem Ort wieder, welcher für ihn Unantastbarkeit bereitstellte. Und so stellte er seinen Becher auf und am Ende, es musste Zeit dazwischen liegen, auch sein Piano. Und er spielte. Es war für ihn ein Moment der Stille, der von lauten Tönen umgeben war. Es kamen Menschen vorbei, die ihm Geld einwarfen, aber sofort wieder verschwanden, Menschen denen er zwar unsagbar dankbar war, welche er aber nicht beachtete. Es waren die Menschen, die ihn berührten, die für ihn stehenblieben und zuhörten, und seine Welt voller Zufriedenheit teilten, bevor sie sich wieder dem Alltag widmeten. So ging auch dieser Tag zu Ende, und es wurde langsam dunkel. Für M. jedoch war es hell. Dieser Tag lief gut für ihn. Zwar war sein Becher fast leer, aber seine Welt konnten heute viele betreten. Und so machte er sich auf, sein Geld auf direktem Wege zur Bäckerei einzuteilen. Ein Brötchen und ein Wasser, für mehr reichte es heute nicht. Und dennoch hatte er seine Hand noch voller Geld. Er zog sein Piano weiter durch jene düstere Straße vom Morgen. Es sammelten sich viele Menschen hier, die keine Bleibe hatten. Für M. waren es arme Menschen, und so gab er ihnen sein Geld. Als er die Straße verlassen hatte, legte er sich in einen Park, der gegenüber dieser Straße war, zum Schlafen. Und am nächsten Tag begann er wieder zu spielen.

 

Hallo Eddoward,

und auf ein Neues, wenn mir Zeit wichtig ist, dann weiß ich auch, wie spät es ist. Dann hat er kein Geld , dann hat er Geld zum Verschenken. Etwas verwirrend. Wie man ein Piano überall hinschleppen kann, ist mir auch etwas dubios.
Ich glaube wir haben verschiedene Vorstellungen vom Schreiben einer Kurzgeschichte.
Zahlen bis 12 schreibt man aus.

Gruß
Karin

 

Das Paradoxon, welches du bemerkt hast, habe ich durchaus absichtlich eingebaut. Beziehe dies doch einfach mal auf den Alltag, und dann denke ich kommst du dem Inhalt näher. ;)
Vielen Dank für den Hinweis!
LG

 

Hallo Eddoward,

für mich ist klar, dass Du versuchst, Kafka zu kopieren. Nicht nur, weil man ja sieht, dass Du ihn gerade liest oder wegen der abgekürzten Namen Deiner Protagonisten. Oder der Rätselhaftigkeit Deiner beiden Texte.

Und obwohl ich ein Fan des Kopierens von Autoren bin, um sich im Schreiben zu verbessern, halte ich Deine Wahl für ungünstig und Deine beiden Texte für misslungen.

Kafkas Stil basiert auf einer außerordentlich guten Kenntnis der Sprache. Nur jemand der die deutsche Sprache im "Normalformat" perfekt beherrscht, kann sie dann so verwenden, wie Kafka es tat. Diese Kenntnis hast Du nicht:

- jene düstere und befremdete Gasse
- diese Mauer zum Sturz zu bringen
- fand er sich an einem Ort wieder, welcher für ihn Unantastbarkeit bereitstellte

Das sind drei Beispiele dafür. Das hat auch nichts mit Kreativität zu tun, eine Gasse kann nicht befremdet sein und ein Ort kann nicht Unantastbarkeit bereitstellen. Das ist aufgeblasener Quark.

Wenn Du schreiben lernen möchtest, musst Du bei den Basics anfangen. Das ist in jedem Handwerk so. Also beginne beim Einfachen und lerne in einer neutralen, klaren Sprache zu sprechen. Für das Kopieren eignen sich deshalb Autoren, die keine so ausgefallene Stilistik haben/ hatten, wie Kafka sie entwickelte.

Noch etwas: Ich habe Deinen Disput mit Ernst und Raimond zum Thema Interpretation und verschlüsselte Botschaft gelesen. Vergiss das am besten. Du hast dem Leser keine Fragen mitzugeben, "die er bearbeiten kann". Wenn Du Glück hast, kannst Du den Leser dazu motivieren, an einer Reflexion teilzuhaben, die Du zu einem Konflikt, zum Leben und dem ganzen Rest anstellst. Aber dazu gehört deutlich mehr, als Du in den beiden Texten gezeigt hast.

Das Problem, das sich in diesen Texten meiner Ansicht nach zeigt, haben sehr viele Leute, die ihre ersten Geschichten zu Papier bringen. Sie orientieren sich mehr an Inhalten, Idealen, Ambitionen, als am Handwerk. Und das muss dann scheitern. Das ist dann so, als würde jemand der gerade einmal die Tonleiter klimpern kann (um bei Deinem Pianisten zu bleiben) ein Stück komponieren wollen, das klingt, als wäre es von Franz Liszt.

Schreibe schlicht, klar, präzise, konkret, möglichst wenig "literarisch". Vermeide Füllwörter, Phrasen, Wortdopplungen und umständliche Formulierungen oder ausufernde Beschreibungen. Das ist der richtige Weg. Auf die Art kommt der eigene Stil von ganz allein. Dieser gründet dann auf einer soliden handwerklichen Basis. Überspringst Du diesen Schritt kommt nur alberner Schwulst dabei heraus, wie die befremdete Gasse.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,
Erst einmal vielen Dank für deinen ausführlichen Text! Mein Ziel war es nicht Kafka zu kopieren, sondern ich wollte versuchen den Stil von Kafka zu verwenden. Aber da hast du wahrscheinlich recht, dass dies eine sehr ungünstig gewählte Technik für den Anfang ist. Ich bedanke mich, dass du mir die Tipps gegeben hast zum Schreiben besserer Texte, ich werde sie beim Schreiben meiner nächsten Texte auf jeden Fall berücksichtigen! Vielen Dank!
LG

 

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