Der Parkplatz
Der Parkplatz
Sophie wachte auf. Ihr Kopf dröhnte. Sie saß auf dem Beifahrersitz des Autos ihrer Freundin Karen. Sie waren zu dritt losgezogen und machten einen sogenannten „Frauenabend“. Sie besuchten ein großes Stadtfest und ließen dort so richtig die Sau raus. Sophie am meisten, deshalb hatte sie jetzt so höllische Kopfschmerzen. Karen und Susan schleppten sie zum Auto und gingen zurück ans Fest. Was für ein Abgang. Zum Glück war das Fest viele Meilen von ihrem Zuhause entfernt, so dass sie keine Angst haben brauchte dass irgend ein Bekannter sie gesehen hatte. Es regnete und es war kalt. Die Scheiben waren beschlagen. Man hatte Mühe draußen etwas zu erkennen und trotzdem sah Sophie zu ihrer linken, etwa fünf Meter entfernt, ein Auto stehen, in dem sich zwei Personen befanden. Ja super, ein Liebespaar, dachte sie und beschämt blickte sie wieder nach vorne. Nach vorne in die gähnende Leere. „Wie uninteressant“, flüsterte sie vor sich hin und schaute ganz vorsichtig noch mal nach links. Sie rutschte ein bisschen nach vorne, den Sitz hinunter. Ich will die Zwei ja nicht stören.
Ed hielt der Fremden den Mund zu und versuchte ihren Rock hochzuschieben. Er hatte schon den ganzen Abend auf dem Parkplatz herumgelungert. Als es dann dämmerte kam ihm diese kleine, süße Maus entgegen, allein. Er folgte ihr und als sie in ihr Auto steigen wollte hielt er ihr von hinten den Mund zu und warf sie in das Fahrzeug. Sie zappelte und versuchte ihn zu kratzen doch ein paar Schläge ins Gesicht zähmten dieses wilde Fohlen. Jetzt musste es nur noch eingeritten werden. Sehen konnte ihn niemand. Es war einigermaßen dunkel, es regnete und die Scheiben waren beschlagen.
Wow, der legt sich ja mächtig ins Zeug, dachte Sophie und gleichzeitig überlegte sie, wie tief sie eigentlich gesunken war. Nicht nur, dass ihre besten Freundinnen sie betrunken ins Auto schleppen mussten, nein, als Krönung des ganzen versteckte sie sich auf dem Fahrersitz und schaute unbekannten Leuten beim Liebesspiel zu. Es fing an, ihr zu gefallen. Der Kerl hatte aber auch ein Stehvermögen. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal Sex mit Tom? Das war, glaubte sie, noch zu der Zeit als die Menschen Angst vor dem Feuer hatten und in Höhlen lebten. Viel zu lange war es her. Kein Wunder machte es ihr Spaß, anderen Leuten dabei zuzusehen. Sie bemerkte, wie ihr ganzer Körper angespannt war. Morgen würde sie bestimmt Muskelkater haben. Schade, dass sie nichts hören konnte. Ich könnte ja das Fenster ein Stück weit aufmachen, dachte sie, doch plötzlich zuckte sie zusammen. Er schaute ihr direkt ins Gesicht.
Ed hielt einen Moment inne. Hatte er nicht gerade jemanden gesehen im Auto nebenan? Gut, es war dunkel und die Scheiben waren beschlagen, aber er könnte schwören, dass ihn gerade jemand angeblickt hatte. Egal, wenn er erst mal hier fertig war würde er rübergehen und nachschauen.
Sophie drückte sich regelecht in ihren Sitz. Obwohl es dunkel war merkte sie, wie rot sie wurde. Vielleicht hatte
sie sich getäuscht und er hat sie gar nicht gesehen. Wie ihr das alles peinlich war, am besten, sie stellte sich schlafend. Dafür war sie aber viel zu neugierig. Ach, und wenn schon, die Zwei würden sicher nicht rüberkommen um sie zu lynchen. Sie machte das Fenster ein bisschen auf. Frische Luft würde ihr gut tun.
Ed war soweit. Die Reitstunde war zu Ende. Das Fohlen war gezähmt. Sie lag nur noch da und schluchzte. Ed’s Hände umschlossen ihren Hals und drückten gnadenlos zu. Sie hatte keine Kraft mehr um sich zu wehren. Ein kurzes Röcheln war noch zu hören, dann war sie tot. So, jetzt mal sehen, wer da im Auto neben an ist, dachte Ed und stieg aus.
Sophie hörte ein Geräusch von nebenan. Mist, die Tür geht auf. Sie warf sich mit dem Oberkörper auf den Beifahrersitz und horchte.
Ed ging auf das Fahrzeug zu. Als er vor der Türe stand, blickte er kurz um sich. Gut, niemand zu sehen. Er holte aus und schlug mit dem Ellbogen auf die Scheibe. Dann ein zweites und drittes Mal. Er griff in das Auto und öffnete die Tür. Niemand war darin, er hatte sich getäuscht.
Sophie hörte Stimmen, sie setzte sich wieder auf und blickte aus dem Fenster. Das Pärchen, das sie beobachtet hatte, machte sich wohl wieder auf den Weg zum Fest. Scheißspanner, hatte sie den Typ noch schimpfen hören. Sie musste grinsen. War doch ´ne klasse Show. „So, jetzt schaue ich mal, ob ich Karen und Susan finde.“ Sie stieg aus und lief los. Nach ungefähr dreißig Metern sah sie eine Straßenlaterne. Dort sah sie eine Person stehen. Gut, den frage ich, ob er mir Feuer hat, beschloss sie und ging auf ihn zu. „Äh, hallo, hast du mir zufällig Feuer?“ fragte sie.
Ed sah sie an und grinste. „Ja klar, hier bitte!“ Er freute sich schon auf seine nächsten Reitstunden.