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Der Panther in der U-Bahn
Es war der typische Rushhourverkehr um 8 Uhr morgens. Wie jeden Morgen um 8 Uhr in der Früh an einen ganz normalen Mittwoch stand ich eingequetscht in der U-Bahn die mich in 10 Minuten mit zig anderen Menschen am Goetheplatz ausspucken würde. Um 20 nach 8 würde ich dann vor dem Bürogebäude stehen und pünktlich um 8.30 meine Arbeit beginnen.
Wenn nichts dazwischen kam. Denn noch stand ich ja in der U-Bahn. Die Menschenmenge lichtete sich am Marienplatz ziemlich aus, so dass vielleicht noch acht Menschen im Eingangsbereich der Tür standen. Ich lehnte mich an die Trennwand und betrachtete desinteressiert meine anderen Fahrgäste. Mir gegenüber stand ein kesser Bankangestellte mit übereifrigen Blick im Gesicht, nicht weiter erwähnenswert. Daneben eine undefinierbare Frau, mitte 30ig. Weiter glitt der Blick über einen älteren Mann, rüstig, wahrscheinlich Rentner zu einer etwas interessanteren Erscheinung. Eine Frau, hochgewachsen mit einem feinen dunkelblauen Mantel, der zugeknöpft war. Ziemlich teueres Styling. Das jedoch wirkliche Interessante an Ihr war ihr Gesicht. Leicht schräggestellte, braune, ja schon beinahe schwarze Augen verliehen ihr etwas katzenhaftiges, wildes. Dies wurde betont durch ihre kleine Nase und dünne Lippen, die sich augenblicklich leicht spöttisch kräuselten. Die ganze Frau umhüllte eine tierisch ungestüme Haltung, selbst ihre Bewegungen erinnerten an einem Tier.
Was dann geschah, kann ich bis heute nicht mehr so genau rekonstruieren. Ich kann nur sicher sagen, dass mein Blick durch ein plötzliches Klappern hinter mir abgelenkt wurde. Ich blickte kurz, vielleicht 2 Sekunden in einer fließenden Bewegung nach hinten und richtete dann den Blick wieder auf die Frau. Doch die Frau war verschwunden. An ihrer Stelle stand ein ausgewachsener Panther! Fragen sie mich nicht wie oder warum, ich kann es nicht erklären. Fakt ist, dass plötzlich ein Panther vor mir stand. An den Reaktionen meiner Fahrgäste konnte ich feststellen, dass es sich nicht um einen Traum handelte. Mit einem Schlag herrschte auf einmal eine brütende Stille, die sich durch den ganzen Wagon durchpflanzte. Mein Instinkt suggerierte mir, mich ja nicht zu bewegen. Ganz dicht stand diese große Katze neben, ihr Schwanz strich in einer langsamen Bewegung an mein Hosenbein. Irgendwie nahm ich alles undeutlich war: Die Stille, die hinten im Abteil durch Geschrei abgelöst wurde, eine harte Männerstimme, die sich ziemlich schnell gefangen hatte und nun um Ruhe zischte. Und die verschreckten Gesichter der anderen Passagiere.
Der Panther selber stand teilnahmelos auf der Stelle und drehte sich einmal im Kreis. Dann gähnte er ausgiebig und schaute schläfrig zu den anderen Menschen.
In diesen Moment für die U-Bahn auch schon in die nächste Station ein. Die Leute rissen die Türe auf und liefen schreiend auf dem Bahnsteig. Ich selber lief auch verschreckt aus der U-Bahn, vorbei an den blöd glotzenden Fahrgäste am Bahnsteig, die verwundert die schreienden Leute angafften. Mittendrin jedoch unterdrückte ich den Impuls weiterzulaufen, blieb stehen und drehte mich langsam um. Aus dem Wagon stieg gerade die Frau mit dem teueren Mantel und diesen katzhaften Aussehen. Von den Panther war nichts zu sehen. Die anderen Leute stiegen ohne jegliche Gefühlsregung in den Wagon ein. Nichts ließ vermuten, dass dort jemals ein Panther war.
Ich tat die ganze Geschichte gerade als Traum ab, als die Frau mit dem Mantel an mir vorbei ging. Ich starrte sie perplex an. Sie musterte mich einen kurzen Augenblick lang und fauchte mir plötzlich täuschend echt ins Gesicht. Erschreckt zuckte ich zusammen und blickte dieser seltsamen Frau hinterher. Sie ging zügigen Schrittes auf die Rolltreppe zu, auf ihrer Miene spiegelte sich allerdings ein freches Grinsen.
04/02