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Der Ostereier-Malwettbewerb
Nur noch drei Wochen bis Ostern. Ganz Mümmelhausen ist in heller Aufregung. Auch dieses Jahr wollen die Hasen das Bemalen der Ostereier durch einen Wettbewerb wieder etwas spannender gestalten. Jede Familie soll die Eier bemalen, so gut und so schön sie kann. Am Ende erhält die Familie einen Preis, die die Buntesten gestaltet hat. Es darf nur ein Karton am Wettbewerb teilnehmen.
Alle Dorfbewohner können kaum den Tag erwarten, als die Eier endlich geliefert werden. Jeder Haushalt bekommt drei große Körbe voll. Der Inhalt muss erst gekocht und dann künstlerisch gestaltet werden.
Endlich ist es so weit. Schon von weitem sieht man den großen Lastwagen von Meister Lampe um die Ecke biegen, der die Waren verteilt. Um drei Uhr am Nachmittag soll das Wettmalen beginnen.
Auch Familie Hoppel erhält drei dieser riesigen Korbgeflechte. Vater und Großvater schleppen schwer, als sie die Behälter in die Küche tragen.
„Oh Gott, das schaffen wir ja nie!“, ruft die Mutter aus.
In der Küche herrscht ein großes Chaos. Aber doch hat alles irgendwie seinen Platz. Opa Hoppel, bekleidet mit einer riesigen Schürze, übersät mit lauter Farbspritzern, hat bereits einen riesigen Kessel mit Wasser auf dem Herd platziert. Rund herum verstreut liegen eine Menge Holzscheite, die für ein großes kräftiges Feuer sorgen sollen.
Auf dem Tisch stehen fein aneinandergereiht die Dosen mit den Farben. Oma Hoppel setzt ihre Nickelbrille auf und schaut noch einmal alles gründlich durch.
„Rot, Grün, Blau, Gelb und Lila. Alles da.“
Plötzlich schreit Mutter Hoppel auf: „Du meine Güte! Wir haben die Pinsel vergessen!“
Alle sehen den Vater vorwurfsvoll an, denn er ist für die Besorgung zuständig gewesen.
„Aber ich habe doch Pinsel gekauft!“, verteidigt er sich. „Sie müssen noch in der Kiste sein.“ Aufgeregt hopsen die Hasen zu dem großen Karton, der in der Ecke steht und die Vorräte zum Ostereiermalen enthält. Doch außer ein paar eingetrockneter Farbkleckse und drei hart gewordenen Pinseln vom Vorjahr können sie nichts darin entdecken.
„Da sind die Pinsel bestimmt aus dem Einkaufswagen gefallen“, schluchzt Klein-Hoppel, der den Wettbewerb schon als verloren sieht. „Was machen wir nun?“ Vor lauter Aufregung hat er ganz rote Ohren bekommen.
Die Frage steht lange Zeit unbeantwortet im Raum.
„Ich fahre noch mal los und versuche irgendwo welche aufzutreiben“, entscheidet Vater Hoppel schließlich, holt sein Fahrrad aus dem Schuppen und weg ist er.
„Ob Papa noch Pinsel bekommen wird?“ Klein-Hoppel schielt nach der großen Küchenuhr, deren Zeiger sich verdächtig nahe auf drei Uhr zu bewegt.
„Man soll die Hoffnung nie aufgeben“, knurrt der Großvater, schlurft in seinen Hausschuhen zum Ofen und beginnt einzuheizen.
Fünfzehn Minuten später erscheint Meister Lampe.
Der Wettbewerb kann beginnen. Alle Hasen, die mitmachen wollen, haben sich um ihn herum versammel. „Die Regeln kennt ihr. Dann los!“
„Aber Papa fehlt noch!“, ruft Klein-Hoppel ihm zu.
„Tut mir Leid, kleiner Hase. Darauf können wir keine Rücksicht nehmen“, antwortet Meister Lampe.
Blitzschnell verschwinden die Familien in ihren Häusern und beginnen mit der Arbeit. Nur die Hoppels bleiben ratlos auf dem Platz stehen.
„Mit was sollen wir jetzt die Eier anmalen?“, fragt Mutter und blickt suchend die Landstraße entlang, ob ihr Mann nicht endlich vom Einkaufen zurückkommen würde. Aber nichts ist zu sehen. Nervös streicht sie ihre rote Schürze glatt.
Betrübt hoppeln alle in die Küche zurück, wo Oma inzwischen die erste Portion in das kochende Wasser gelegt hat. „Kochen wir wenigstens die Eier“, brummt sie.
Die anderen Familienmitglieder setzen sich seufzend an den Tisch. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, als sich die Tür öffnet und der Vater eintritt. An seinen hängenden Ohren ist bereits zu erkennen, dass er kein Glück gehabt hat.
„Ich bin noch einmal im Malergeschäft gewesen. Doch die haben dieses Jahr zu wenig Pinsel bestellt, so dass nur jeder Hase einen bekommen hat. Deshalb konnten mir die Nachbarn auch keinen leihen. Und ich muss unsere Pinsel auch noch verschusseln.“
„Armer Hoppel-Papa“, sagt Mutter und krault ihn liebevoll tröstend hinter den Ohren.
„Die Ersten sind fertig“, reißt Omas Stimme die Familie aus ihrer Traurigkeit. Die Großmutter nimmt einen Löffel, fischt die gekochten Eier aus dem heißen Wasser und legt sie auf die Spüle. „Soll ich weiter machen?“
„Natürlich“, entscheidet Opa. „Die Kinder brauchen doch ihre Eier an Ostern, selbst wenn sie nur weiß sind.“
Mutter Hoppel kommt eine Idee. „Wisst ihr was? Farbe haben wir doch. Warum füllen wir die nicht in kleine Schalen und baden die Eier darin. Dann haben wir wenigsten Einfarbige, aber immerhin farbige.“
Begeistert wird der Vorschlag ausgeführt. Die Eier werden in der Farbe gewälzt.
Zwischendurch verschwindet Klein-Hoppel nach draußen, um nachzusehen, wie weit die Nachbarn sind. Was er sieht, das beunruhigt ihn. Schnell macht er kehrt und hoppelt zurück.
„Wir müssen uns beeilen!“, ruft er schon von der Tür aus. „Die Mümmels haben schon einen Korb Eier bemalt. Und herrlich bunt sind sie geworden.“
Großmutter angelt gerade wieder ein grün gefärbtes Ei aus der Farbschale heraus. Als sie es in den Karton zum Trocknen legen will, zittert sie so sehr von all der Aufregung.
„Warte, Oma, ich helfe dir.“
Schnell schnappt Klein-Mümmel das noch feuchte Grüne mit seinen Pfoten und setzt es in den Kasten ab. Danach nimmt er ein Weißes von der Spüle, stutzt plötzlich und legt es vorsichtig wieder zurück.
„Schaut mal, das Ei kann ich nicht mehr nehmen. Da ist jetzt grüne Farbe dran von meinen Pfoten.“
„Das ist die Lösung!“, ruft Mutter Hoppel begeistert aus. „Wir tauchen statt der Pinsel unsere Pfoten in die Farbe und verewigen unsere Abdrücke auf den Eiern. Das gibt bestimmt tolle interessante Muster.“
Gesagt, getan. Jedes Familienmitglied setzt sich vor eine Schale, taucht die Vorderpfoten hinein, greift das Ei und reicht es an den anderen weiter, der es mit einer anderen Farbe genauso macht.
Eifrig arbeiten die Hoppels die ganze Nacht hindurch, um den Vorsprung der anderen Hasen im Dorf aufzuholen. Auch die bereits einfarbig gefärbten Eier werden noch bunt bepfotet.
Am nächsten Morgen findet die Preisverteilung statt. Stolz tragen die einzelnen Familien ihren Eierkarton, in den sie die schönsten Stücke gelegt haben, zum Tisch des Preisrichters.
Siegessicher bringen die Mümmels, die schon jedes Jahr das Rennen gemacht haben, ihren Kasten mit den kunstvoll verzierten Eiern heran. Aus den Zuschauerreihen erschallen schon begeisterte Rufe. Auch Meister Lampe entscheidet sich bereits insgeheim für die Bemalung der Mümmels, als Klein-Hoppel eilig herbeistürmt: „Halt, wir wollen auch mitmachen!“
Stolz trägt er seinen Eierkarton zwischen seinen Pfoten. Hastig hüpft er über die Blumenbeete im Vorgarten, um noch rechtzeitig beim Schiedsrichters anzukommen.
Doch leider übersieht er in der Eile ein kleines Päckchen, das zwischen den Pflanzen liegt, stolpert darüber und landet zusammen mit den Eiern im Dreck.
„Oh, nein!“, schreit Mutter Hoppel auf und kommt ihrem Söhnchen zu Hilfe. „Sieh mal, was du angereichtet hast?“
Der kleine Hase rappelt sich auf und sieht vor sich auf den Pflastersteinen einen Haufen Eierbrei. Sämtliche liebevoll bepfoteten Eier sind durch den Sturz zerbrochen.
„Das war’s wohl“, sagt sein Vater niedergeschlagen. Langsam geht er zu seinem Sohn, um ihn zu trösten.
Doch war ist das? Beinahe wäre er an der gleichen Stelle gestolpert wie Klein-Hoppel.
„Da ist der Übeltäter!“, murmelt er und hebt ein Bündel mit Pinseln auf. „Hier habe ich sie also verloren.
„Nur nützen sie uns jetzt nichts mehr“, bemerkt die Mutter. „Die Eier sind kaputt und der Wettbewerb zu Ende.“
In diesem Moment gesellt sich Meister Lampe zu der Familie. „Den Pokal für die schönsten Eier kann ich euch leider nicht mehr verleihen. Doch als Preis für das bunteste Hasenfell bekommt Klein-Hoppel den goldenen Eierbecher von mir.“
Erstaunt betrachten die Eltern ihr kleines Häschen, das schniefend auf dem Gartenweg steht, und müssen herzhaft lachen. Das Fell ihres Söhnchens ist über und über mit bunten Farbtupfen übersät. „Das kommt nur davon, wenn man zu stolz ist, um eine Schürze zu tragen“, ermahnt ihn seine Mutter lachend.