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Der Optimist
Der Optimist
(v. Daigoro)
...es war kein Traum wie jeder andere. Es war erschreckend...doch auch schön zugleich. Ich wache auf und bin nur damit beschäftigt, darüber nachzudenken, ob es real war oder nicht. Warum können aber Träume so realistisch wirken? So daß man sich danach immer fragt: “Ist es denn wirklich passiert?”. Ich brauche wirklich eine ganze Weile, um zu begreifen, daß alles im Traum nie wirklich geschehen war. Ich suche mir selbst eine logische Erklärung dafür, um diese Theorie zu bestätigen,
... es ist alles nicht real gewesen.
Da kommt sie zur Tür herein. Sie sieht richtig verträumt, verschlafen und verkuschelt aus. Die langen etwas zerwühlten Haare, die einzelnen Strähnchen, die ihr ins Gesicht fallen, der Schlafzimmerblick. Sie lehnt sich kurz an die Tür, grinst mich verspielt an und zupft an den Knöpfen ihres Hemdes. Es war mein Herrenhemd, und ich muß zugeben, es ist verdammt erotisch, wenn eine Frau sich halb nackig in ein Herrenhemd schlüpft und nach Schlaf und Träumerei aussieht. Sie schleicht sich langsam wie ein Katze zu mir ins Bett, schaut mich mit diesem bestimmten Blick an, der sagt... gleich fress‘ ich dich.
Plötzlich klingelt das Telefon...und ich wache wieder auf. Das weiche Seidenhemd, was sie trug, habe ich gerade an,...eben war sie noch da, und doch war alles wieder nur ein Traum. Müde greife ich zum Hörer und frage was los ist. Die Oma am anderen Ende hatte sich verwählt, entschuldigt sich fünfzehn mal ehe sie endgültig wieder auflegt. So ein Mist! Es ist auch noch Freitag... und es regnet in Strömen. Die Uhr piept, es ist 6 Uhr morgens. Seit wann telefonieren Omas so früh am Morgen? Naja, die haben ja auch Zeit. Es ist heute sowieso alles so komisch und nebelig. Ich will nicht raus. Ich will lieber im Bett bleiben und noch eine Weile heraus finden, was real und was unreal ist. Eins ist klar, das da draußen bedeutet mir gar nichts, für mich ist es unreal...dieser Traum eben, diese Frau, die bedeutet mir mehr als alles andere, zumindest in diesem Zeitpunkt, weil sie mir nicht aus dem Kopf geht. Das alles beschäftigt mich. Die Müdigkeit kommt zurück,....oh ja..., bitte, wie gern würde ich meine Augen jetzt einfach wieder zu machen und nach ihr greifen. Mein Handy bimmelt eine Alarmmelodie. Shit, mein Kumpel hat heute Geburtstag. Ist ja schon gut, ich hab’s ja verstanden, ich steh‘ ja schon auf. Ihr braucht euch echt keine Mühe mehr machen.
Es ist grausam, wenn die Welt dich unbedingt für den Tag braucht und dich mit aller Macht aus dem Bett zerrt. Ich hab‘s einmal hartnäckig versucht über eine Stunde länger als gewollt zu schlafen, Ständig bimmelte das Telefon, oder die Nachbarn waren zu laut, oder die Haustiere winseln, oder man hört plötzlich eine tickende Uhr am anderen Ende des Zimmers, die man vorher erfolgreich ignoriert hatte, oder alles passierte zur gleichen Zeit...
Scheiße! Oh nein,... für einen Moment mal an was anderes gedacht...und schon...habe ich... ihr Gesicht vergessen. Ich hab verdammt noch mal das Gesicht vergessen,....Scheiße!
Ich hasse die Welt und die Welt haßt mich.
Immer positiv denken, sagte mein Psychologe. OK, ich renne jetzt daraus und hoffe sie in diesem strömenden Regen zu treffen, natürlich hat sie kein Schirm dabei und ich bin ihr Held, weil ich “so ganz zufällig” einen dabei hab. Kann sie trocken ins nächste Cafe bringen und fange mit dem an, was dann genauso endet wie in meinem Traum.
Na dann mal los.