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Der One-Night-Stand
Als Lisa aufwachte, drehte sich alles um sie herum. Langsam setzte sie sich hin und versuchte sich an die letzte Nacht zu erinnern. Auf jeden Fall erkannte sie wo sie war. Anscheinend hatte sie auf dem Sofa in Max Wohnzimmer geschlafen. Sie konnte sich auch noch daran erinnern, dass ihr bester Freund Max eine Hausparty gegeben hatte, weil seine Eltern im Urlaub waren. Dann war da noch der mega süße Nils, mit dem sie ordentlich geflirtet hatte. Aber der Rest... der versank im Schwarzen und bereitete ihr Kopfschmerzen. Das nennt man dann wohl totales Black-out Gerade als sie aufstehen wollte, sah sie, dass neben ihr noch jemand lag. Geschockt hab sie die Decke an und sah, dass neben ihr Nils lag. Verdammt, was ist letzte Nacht nur passiert.Vorsichtig tickte sie Nils an, aber zur Antwort bekam sie nur ein knurren. Also rüttelte sie fester an seiner Schulter. Diesmal öffnete er seine Augen und schaute sie an: „Was ist denn los? Ist dir schon wieder kalt? Es ist echt schön neben dir aufzuwachen, weißt du das?“
Unfähig zu antworten schüttelte sie einfach nur ihren Kopf, weil alles darin so wirr war. „Warum sagst du nichts? Achja Guten Morgen erstmal.“ Mit diesen Worten küsste er Lisa und zog sie in seinen Bann. Wieso konnte sie sich nicht erinnern? Das es so war, war ihr wirklich peinlich. Deswegen sagte sie nichts und verbrachte den ganzen Morgen in Nils Armen. Sie sahen fern, unterhielten sich und alberten rum. Als Lisa dann die anderen endlich wecken wollte, nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände, küsste sie. Ganz beiläufig bemerkte er: „Ich liebe deine Augen.“ In diesem Moment verliebte sich Lisa. Aber es war anders als sonst. Lisa wusste, dass Nils wichtig war, für ihr weiteres Leben. Dieses Gefühl hatte sie zum ersten Mal, deswegen verwirrte es sie. Dennoch machte es sie auch überglücklich. Und mit diesem Gefühl weckte sie die anderen. Auch während alle das Frühstück vorbereiteten, verschwand es nicht. Nils küsste sie immer wieder, aber nur dann, wenn niemand in der Nähe war. Das kam Lisa schon etwas komisch vor. Aber erst während des Frühstücks, erfuhr sie den Grund.Ganz nebenbei, als er sich gerade das Brötchen mit Honig schmierte, sagte er ganz unschuldig: „Meine Freundin holt mich bald ab, dann muss ich gehen.“ In diesem Moment brach eine Welt für Lisa zusammen. Unfähig zu denken, geschweige denn zu sprechen, saß sie einfach nur da und spielte den ganzen Morgen immer und immer wieder vor sich ab. Kurze Zeit später ging auch sie nach Hause. So schnell sie konnte rief sie bei ihrer besten Freundin Jana an. Sie erzählte ihr alles, jedenfalls alles woran sie sich noch erinnerte. „Okay du weißt was ich davon halte oder?“ Ängstlich antwortete Lisa: „Ja, aber ich brauche dich. Du weißt, dass ich so etwas nie machen würde.“ „Aber du hast es gemacht.“ Jetzt fing sie an zu weinen. „Ja ich weiß...“ „Ganz ruhig. Also. Woran erinnerst du dich noch? Ganz langsam und von Anfang an.Ich bin immer für dich da, das weißt du doch meine Süße?!?“ Lisa atmete einmal tief ein und aus und fing nochmal an zu erzählen: „ Okay. Max hatte mich auf seine Hausparty eingeladen. Darauf hab ich mich schon seit Tagen gefreut. Als ich dann da war, lernte ich diesen Nils kennen. Den kennst du auch. Er geht bei uns auf die Schule. Naja jedenfalls tranken wir viel. Sehr viel. Wir grillten, tanzten und spielten dann Flaschendrehen. Eigentlich musste ich ständig nur Nils küssen. Es war so schön. Danach haben wir angefangen Filme zu schauen. Erst um fast halb fünf am Morgen, als wir gerade dabei waren Titanic zu gucken, verschwanden die anderen hoch in ihr Bett. Zu dem Zeitpunkt war ich komplett besoffen.
Alles hat sich gedreht, ich habe es nicht geschafft die Treppen hoch zu gehen. Also wollte ich unten auf dem Sofa schlafen, damit ich nicht so alleine war, bot Nils an bei mir zu bleiben. Wir machten das Licht aus, die Rollos herunter. Dann legte ich mich längs auf das Sofa und meinte, dass er mich unterhalten solle, weil ich nicht so gerne reden würde. Auf einmal fing er an mich zu küssen. Danach ist alles schwarz. Das nächste woran ich mich erinnere, ist, dass ich neben ihm aufgewacht bin. Mehr nicht.“ „Immerhin ist das etwas.“ Den ganzen Tag berieten sich die Freundinnen. Jana riet ihr, Nils Freundin alles zu beichten und ihn am Besten zu vergessen. Doch wusste sie genauso gut, wie Lisa selbst, dass sie das nicht konnte. Weder das eine noch das andere. Den ganzen nächsten Tag verbrachte Lisa damit, traurige Gedichte zu schreiben und zu verzweifel. So drückte sie sich aus, mit Gedichten. Sie schrieb Gedichte und war sogar relativ gut darin. Das sagten jedenfalls die anderen. Am Montagmorgen war sie so aufgeregt, dass sie es kaum aushielt.In der Schule erlebte sie dann schon wieder etwas, dass sich anfühlte wie ein Schlag in den Magen. Er ignorierte sie! Voll und ganz. Sie hatte sogar das Gefühl, als würde er extra mit seiner Freundin vor ihrer Nase rummachen. Mitten auf dem Schulhof kamen ihr die Tränen. Noch dazu hatte sie das Gefühl von den anderen gemieden zu werden. Also ging sie direkt auf Max zu und fragte: „Was ist los? Hab ich euch was getan?“ Verächtlich schaute er sie an: „Du weißt genau was du getan hast. Gott du bist so eine Schlampe!“ „Was? Wovon redest du? Nenn mich nicht Schlampe!“ Laut lachte er auf und sagte dann: „Wovon ich rede? Komm schon es wissen alle. Du hattest was mit Nils. Jemand, ich darf nicht sagen wer, hat euch gesehen. Außerdem nenne ich dich wie ich will.“ Damit ließ er sie stehen. Sie hatte nicht einmal die Chance alles abzustreiten. Es hätte eh keinen Sinn gehabt. Wenn Max von etwas überzeugt ist, hat er Recht egal ob es so ist oder nicht. Auf einmal schaute sie jeder von der Seite an. Hinter ihrem Rücken redete jeder über sie. Nur Jana war noch bei ihr, sonst niemanden. Vor diesem Wochenende hatte sie so viele Freunde gehabt, dass sie nicht gewusst hat, wie viele es waren. Jetzt ist das einfach,dachte sie spöttisch, ich habe genau eine. Jana. Wobei ich froh sein kann wenigstens noch sie zu haben.Kaum zu glauben, dass ich mich heute morgen gefreut hab in die Schule zu kommen. Die Tage danach wurden für Lisa die Hölle.
Den einzigen Trost spendeten ihr die abendlichen Anrufe von Nils. Als er das erste Mal anrief, hatte sie das sehr verwirrt. Er erklärte ihr, dass sie nicht die Schuld trage und seine Freundin diesem ´Gerücht´eh nicht glauben würde. Obwohl er Lisa während der Schulzeit komplett ignorierte, war er am Telefon immer lieb. Trotzdem war es für sie fast unerträglich in der Schule. Sogar die Lehrer guckten sie schief an, obwohl die normalerweise überhaupt nichts mitbekamen. Was für eine Ironie, dachte sie bei sich,früher hab ich die Mädchen insgeheim beneidet, die wir Schlampen genannt haben Die sahen immer so selbstbewusst aus und man hatte den Eindruck sie würden diesen Ruf genießen. Aber jetzt wo sie es selber war, wurde ihr klar, dass es nicht so war. Denn nicht jeder der so genannt wird, ist es auch. Man verlässt sich einfach darauf was die anderen sagen und übernimmt dann auch deren Meinung. Wenn sie jemals wieder aus diesem Ruf heraus kommen würde, dass nahm sie sich fest vor, würde sie sich mit all diesen ´Schlampen´ auseinandersetzen und sich ihre eigene Meinung bilden. Wenn, immer diese wenn,dachte Lisa böse. Nach einer Woche erreichte alles seinen Höhepunkt. Genau über dem Eingang der Schule hing ein riesiges Plakat: Lisa machts jedem. Umsonst! Und dahinter ihre Handynummer. Sie konnte es nicht glauben. Lange stand sie davor und starrte es nur an. Bis Jana kam. In ihren Armen brach sie zusammen. Ihre Tränen wollten gar nicht mehr aufhören zu laufen. Am gleichen Abend wartete sie stundenlang auf den Anruf von Nils. Er kam nicht. Schon wieder drehte sich alles, aber dieses Mal nicht vom Alkohol, sondern weil sie das Gefühl hatte an allem Schuld zu sein. Da dachte sie an den Spiegel, der ihr gestern zerbrochen war und den sie noch nicht weggeräumt hatte. Ohne es mitbekommen zu haben stand sie schon davor und hatte eine der Scherben in der Hand.
Den Schmerz des Schnittes spürte sie kaum, nur das Blut, das an ihrem Arm herunter lief. Wieder weinte sie. Vor nicht einmal zwei Wochen, hab ich über so etwas nur mit Verachtung gesprochen.Komisch wie schnell sich so etwas ändern kann. Erst danach fühlte sie den Schmerz. Es tat weh. Sehr. Aber da war auch eine seltsame Erleichterung. Der Schmerz lenkte sie irgendwie von den anderen Schmerzen ab. Dieses Gefühl hielt aber nur einige Minuten, es war aber so schön. Noch ein Schnitt. „Verdammt Lisa, was tust du da?“ Erschrocken ließ sie die Scherbe fallen und wurde leichenblass als sie die Angst in Janas Gesicht sah. „Nur das was ich sowieso verdient habe.“ Plötzlich wurde ihr schlecht. So schlecht, dass sie es kaum mehr bis zur Toilette schaffte. Immer wieder musste sie sich übergeben. Jana hielt ihr die Haare aus dem Gesicht und fragte: „Was ist denn los mit dir? Erst schlitzt du dich auf und dann kotzt du rum? Was soll das?“ „Keine Ahnung, aber seit ein paar Tagen muss ich ständig brechen. Wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung, oder so etwas. Hatte einfach noch keine Zeit zum Arzt zu gehen.“ „Du? Sag mal, wann hattest du eigentlich das letzte Mal deine Tage?“ „Jana? Ist das dein Ernst? Du glaubst nicht echt, dass ich …, oder?“ Lisa fand diese Idee so albern, dass sie anfangen musste zu lachen. „Oh man jetzt konzentriere dich mal. Wann?“ „Du meinst das echt ernst, oder? Wenn du unbedingt willst. Mal überlegen. Eigentlich müsste ich sie längst bekommen haben. Aber komm schon, bei dir verschieben die sich auch manchmal. Das heißt überhaupt nichts.“ Jana sagte ganz ernst einfach nur: „Nein.“ Das machte Lisa Angst. Kurze Zeit später saßen sie zusammen mit dem Test in ihrem Badezimmer. Lisa brummte genervt vor sich hin: „ Zum Glück sind meine Eltern heute nicht da. Was für ein Unsinn. Ich hab schon genug Sorgen, da brauch ich nicht auch noch einen unnötigen Test.“ „Scheiße! Ich wusste es. Du bist...“ Aber Lisa wusste schon was Jana sagen wollte. „Schwanger!“