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Der Narr

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18.06.2001
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Der Narr

Liebe. Es ist fast so also wüsste ich nicht mehr was Liebe ist. Nein, das ist falsch, ich habe mal irgendwo gelesen, was Liebe ist und bei Bedarf kann ich es wieder nachlesen. Kann ich wirklich? Was wenn das Buch mit der Liebe darin schon verschenkt wurde? Punkt.

*****

Ich habe eine Geschichte zu erzählen. Ein Sturm zog durch mein Leben. Ein Sturm der alle Farben nimmt oder alle Farben gibt, ganz wie es ihm beliebt. Und plötzlich, noch inmitten des Sturms - im Auge des Sturms - ist es still geworden, wie bisher alle Winde um mich her verstummt sind (oder mich taub gemacht haben). Ich betrachte die Masken, die kalt und grau wie trockene Blätter um mich her verstreut liegen und ich stelle mit plötzlichem Schmerz fest, dass ich keine Rolle mehr spiele. Nicht für den Sturm. Nicht für sie.
Soweit das Vorwort. Das Jetzt-Wort. Der Prolog der Gegenwart.

******

Sagen wir, ich habe eine Frau kennengelernt und nennen wir sie einfach Josephine. Josephine ist ein guter Name. Ein Name der an Kafka erinnert. Behaltet ihn im Hinterkopf. Kafka und den Namen.
Sie rief mich eines Abends an.
„Mir ist langweilig."
Und ich begann eine Rolle zu spielen. Die Rolle, die ich mir selbst ausgebeten hatte: Die Rolle des Hofnarren. Des Clowns mit Marotte, der seiner Herrin den Spiegel vorhält.
„Na ja, egal."
Und war ich nicht ein guter Narr? Folgt der Spur des Goldpuders und sagt selbst: Habe ich mich nicht würdig erwiesen als weiterer Protagonist neben ihr auf der Bühne zu stehen?
„Du kannst doch nicht einfach dein Tagebuch verschenken!"
Ich bin nur ein Narr, der mit den geilen Hunden um einen Knochen kämpft, der vom Tisch fällt und meine Maske ist der Wahnsinn. Selbst die Hunde fürchten ihn. Vielleicht auch meine Herrin, ihre Majestät Josephine. Vielleicht habe ich diese Maske des Wahnsinns zu sorglos getragen, in der Annahme sie würde hinter die Maske blicken.
„Vielleicht…"
Auf der Bühne gibt es keine Liebe und der Vorhang ist noch lange nicht gefallen

*****

Aber das allein reicht nicht. Seit Wochen warte ich nun auf einen Knochen, auf einen Brief, auf einen Anruf, auf eine Mail. Ich bin es satt mit dem was ich zwischen den Zeilen von
„Ich werde dich anrufen."
lesen kann meinen Hunger zu stillen, jede Woche auf’s Neue. Nur der Narr braucht Spott und Gelächter. Der Narr flieht das Schweigen. Er flieht die Windstille, die keine seiner Masken rührt.
Aber wenn er dennoch seine Königin nicht verlassen will, nicht einmal in Gedanken? Wenn er auf ihre Worte wartet. Ihre sanften Worte? Wenn er die Maske des Poeten im Spiegel für seine Königin bereit hält und nur darauf wartet sie ihr und sich selbst aufzusetzen? Was wenn ich das Schweigen einfach nicht begreifen will? Wenn es keinen Grund für ihr Schweigen gibt?
„Lass uns zusammen ein Buch schreiben."
Der Narr zuckt die Schultern, scheißt in den Schlossgraben und wartet was passieren wird.

 

Hallo Sebastian,

nunja, sie will nicht mehr, er begreift es nicht und hofft noch. Das dürfte wohl das Thema deines Textes sein, ich sage bewußt Text, denn so recht eine Geschichte mit Handlung, Spannungsbogen und so ist es eigentlich nicht.
Dennoch hab ich mit höchstem Interesse deine Umsetzung des alten Themas gelesen. Ich fand es spannend.

Am beeindruckendsten fand ich die Stelle, wo du eine Liebe oder besser eine Beziehung mit dem Sturm vergleichst.

Diese Passage halte ich für gelungen:

"Ich betrachte die Masken, die kalt und grau wie trockene Blätter um mich her verstreut liegen und ich stelle mit plötzlichem Schmerz fest, dass ich keine Rolle mehr spiele. Nicht für den Sturm. Nicht für sie."

Aber mir wäre lieb, wenn andere auch noch ihre Meinung dazu sagten, damit sich meine für dich relativieren kann.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Sebastian

dein Text ist stark und manche Passagen einfach gut, sehr gut. Nur - eine Geschichte ist es für mich! Hier fehlt mir einfach Handlung. Der Pro. erzählt, denkt, fühlt, aber er handelt nicht! Wenn es eine Geschichte werden soll, dann lass ihn für den Leser lieben, handeln, fühlen!!

Ansonsten schließe ich mich der Vorgängerin an.

Liebe Grüße

Ev

 

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