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Der Name des Käfers

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01.06.2005
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Der Name des Käfers

Adam, der Vorvater aller Menschen, lebte mit seiner Frau Eva im Paradies. Dort gab es alle Tiere und Pflanzen der Welt, aber zuerst hatten sie noch keine Namen. Deshalb war es Adams Aufgabe, sich für all diese Wesen Namen auszudenken.
Er begann mit den Größten.
"Du sollst Wal heißen", sagte er zum Wal, "und du bist ein Elefant", zum Elefanten.
So gab er nacheinander den Giraffen, Nashörnern, Pferden, Hunden und Katzen und allen anderen ihre Namen. Schließlich kam er zu den Käfern.
Als erstes kam ein eindrucksvoller Käfer zu ihm, groß wie Adams Hand, mit einem prächtigen Geweih.
"Du siehst aus wie ein Hirsch", sagte Adam, "wäre es dir recht, wenn du Hirschkäfer heißt?"
Der Hirschkäfer freute sich sehr über seinen neuen Namen.
Danach trat ein kleinerer Käfer mit einem lustigen Rüssel vor.
"Oh", sagte Adam, "das kenne ich vom Elefanten! Was hältst du von Rüsselkäfer?"
Auf diese Weise kam auch jeder andere Käfer zu seinem Namen. Bis auf einen kleinen Krabbler, der verträumt auf einem Blatt saß.
"Nanu, was bist du denn für ein Käfer? Du hast eine schöne rote Farbe mit lustigen schwarzen Punkten auf deinem Rücken ... hmmm, so etwas wie dich habe ich noch nie gesehen. Am ehesten ähnelst du einem Pilz, der hier in der Nähe wächst. Möchtest du Pilzkäfer heißen?"
Der Kleine schüttelte den Kopf. Der Name gefiel ihm gar nicht.
"Was würde dir denn gefallen?", fragte Adam. "Was tust du gern?"
"Ich esse gern Blattläuse", antwortete der Käfer.
"Wie wäre es dann mit Lauskäfer?"
Aber der Name sagte dem Käfer auch nicht zu. "Ich weiß nicht", seufzte er, "am liebsten sitze ich ganz gemütlich auf einem Blatt, wärme mich an den Sonnenstrahlen und träume ..."
Da lachte Adam. "Na, ich denke, dann weiß ich einen schönen Namen für dich. Ich nenne dich Sonnenkäfer. Zufrieden?"
Da lachte auch der kleine Sonnenkäfer. Und sofort setzte er sich wieder auf sein Blatt in der Sonne und träumte weiter.

 

Hi Naut,

Adam, der Vorvater aller Menschen, lebte mit seiner Frau Eva im Paradies. Dort gab es alle Tiere und Pflanzen der Welt, aber zuerst hatten sie noch keine Namen. Deshalb war es Adams Aufgabe, sich für all diese Wesen Namen auszudenken.
Wieso darf Eva nicht mitmachen? Es wird im Dialog doch immer kreativer. So wird die alte Rollenverteilung Mann bestimmt, Frau kocht wieder emsig an die nächste Generation weitergegeben :hmm:

Er begann mit den Größten.
"Du sollst Wal heißen", sagte er zum Wal, "Und du bist ein Elefant", zum Elefanten.
und klein

Aber der Name sagte dem Käfer auch nicht zu. "Ich weiß nicht", seufzte er, "am liebsten sitze ich ganz gemütlich auf einem Blatt, wärme mich und träume ..."

hier fehlt irgendwie die Sonne...wärme mich an den Sonnenstrahlen oder so ähnlich

Die Beschreibung deines Sonnenkäfers läßt mich an den Marienkäfer denken. Das irritiert dann sicher nicht nur mich, sondern besonders die Kinder, denen gerade der Marienkäfer sehr nahe ist.

Ansonsten eine schöne Idee.

Lieber Gruß
bernadette

 

Plötzlich fiel Adam auf, dass er einen schwarzen Käfer gar nicht beachtet hatte.
"Wo kommst du denn her?", fragte er ihn müde.
"Ich bin so unscheinbar. Ich warte schon die ganz Zeit auf einen Namen, aber du musst mich irgendwie übersehen haben."
Adam dachte nach. Er fühlte sich so ausgelaugt und leer von den ganzen Namen, die er sich hatte einfallen lassen, dass ihm gar nichts mehr einfiel. Wieso hatte er den Käfer nur nicht vorher bemerkt?
"Mist!", entfuhr es ihm.
Seitdem hat der Mistkäfer seinen Namen.

:lol: Hallo Naut,
eine kleine Geschichte hast du dir da ausgedacht, die bestimmt einen Zusammenhang zu deiner Tochter hat.

Leider stört mich das althergebrachte Muster deiner Geschichte:

Es ist der Mensch, auch noch der Mann, der den Tieren den Namen gibt. Sie sind alle vorhanden und entwickelt, und warten darauf, benannt (= wissenschaftlich kategorisiert) zu werden. Es erinnert mich auch an die Bibelstelle: "macht euch die Erde untertan", deren Verinnerlichung wir gerade in den letzten Jahrzehnten durch die Nachhaltigkeitsdiskussion aufgebrochen haben, um ein besseres Verhältnis zur Umwelt (und damit den Tieren) zu erarbeiten. Ich fürchte, Bush hätte seine Freude an der Geschichte!
Natürlich, dein Adam lässte den Tieren Mitsprache bei der Namensfindung und scheint ein netter zu sein ... Trotzdem hat es mich gestört.

Der zweite Punkt meiner Kritik ist die, dass solche Geschichten Wissen transportieren können. Wenn ich mich nicht täusche, hast du den Marienkäfer in der Geschichte umbenannt. Sonnenkäfer ist zwar ein niedlicher Name (besonders für KiTas, Heime, ...), könnte aber Verwirrung stiften. Der Skarabäus wurde nämlich auch so genannt.

Du siehst, eine so symbolische Kindergeschichte beinhaltet viel mehr Ebenen, als man auf den ersten Blick merkt. Ich will dir aber nicht aufdrängen, sie mitzudenken; es soll nur mein Feedback sein.

Gruß, Elisha

 

Hallo Naut,

die kleine Geschichte um die Namensgebung der Tiere hat mir gut gefallen.
Wenn ich die obigen Kommentar lese, da kann man geteilter Meinung sein. Du hättest ja auch schreiben können, dass GOTT den Tieren ihre Namen zugeteilt hat. Da wäre es auch wieder ein Mann gewesen.
Nur der Namen "Sonnenkäfer" hat mich auch stutzig gemacht. Mir ist er nämlich auch nur als Marienkäfer bekannt. Aber wie sollte man diesen Namen ableiten?

Zusammenfassend eine nette Geschichte.

Viele Grüße
bambu

 

Hi bernadette, Elisha & bambu,

danke für Eure Kritik! Ich teile sie in allen Punkten und erkläre jetzt den Hintergrund der Geschichte (dann versteht ihr vielleicht, warum ich sie so geschrieben habe):
Eine Kindergärtnerin meiner Tochter hat demnächst Geburtstag, dazu sollen die Kleinen mit ihren Eltern je eine Doppelseite in einer Art Album gestalten. Deshalb eine sehr kurze Geschichte. Der Kindergarten ist kirchlich, daher der offensichtliche Bibelbezug (ich habe mich nicht getraut, allzu viel zu ändern: da steht ja schließlich, dass Adam den Viechern die Namen gegeben hat).

Die Kindergartengruppe heißt "Die Sonnenkäfer", gemeint sind damit aber Marienkäfer. Fragt mich nicht, warum das so ist, mit dem Posten dieser Geschichte wollte ich u.a. auch herausfinden, ob das ein irgendwo regional verbreiteter Begriff ist. Ich weiß, dass es von Detlef Jöcker (uäh!) ein passendes Lied gibt, befürchte also, dass diese "Umbenennung" auf seinem Mist gewachsen ist.

Na ja, insgesamt eine niedliche, etwas platte Auftragsarbeit.

Danke, dass Ihr meine Sicht der Dinge teilt, werde Euch demnächst mit einer "richtigen" Geschichte von mir entschädigen.

Viele Grüße,
Naut

 

Hey Naut!

mit dem Hintergrund finde ich die Geschichte schon geeignet, nett erzählt. :) Ansosnten wäre sie mir etwas zu wenig gewesen. Aber wie gesagt, für diesen Zweck einen niedliche, schön erzählte kleine Geschichte. :)

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Anne,

freut mich, dass sie wenigstens ihren Zweck erfüllt. (Ich finde, gute Kindergeschichten zu schreiben ist viel schwieriger als die anderen Dinger: Man muss auf viel mehr Details achten.)

Viele Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,

eine Kindergeschichte von dir, da muss ich doch gleich mal schauen…

Hat mir gut gefallen: Kurz und anschaulich, gerade richtig für kleine Kinder. Letztlich könnte der Text die Kleinen animieren, sich selbst Namen auszudenken.
Die biblische Vorlage hast du durch die Auswahl deiner Beispiele mit gut aufeinander abgestimmten Leben erfüllt.

„Möchtest du Pilzkäfer heißen?"
Der Kleine schüttelte den Kopf. Der Name gefiel ihm gar nicht.“

- Hier fehlt mir eine kleine Erklärung, warum der Name nicht gefällt, klingt etwas grundlos trotzig.

„Ich finde, gute Kindergeschichten zu schreiben ist viel schwieriger als die anderen Dinger: Man muss auf viel mehr Details achten“

- Was? Schwerer als Philo-Geschichten? :D Aber es stimmt schon: Diese Kindersachen werden in ihrer Schwierigkeit oft unterschätzt.

L G,

tschüß… Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Naut,

eine sehr niedliche Idee für eine Kindergeschichte. Käfer liebe ich sowieso :D.
Kennst Du zufällig das wunderbare Bilderbuch "Knaps der Knipser & die Käferparty" von Heidrun Boddin? An ihre entzückenden Käfer musste ich beim Lesen immer wieder denken.

Ich habe jetzt die anderen Kritiken nicht alle gelesen, deshalb kann es durchaus sein, dass ich irgend etwas wiederhole, was schon einer / eine meiner VorgängerInnen angemerkt hat. Dafür bitte ich um Entschuldigung.

Du versuchst eng an der Bibel zu bleiben und lässt vermutlich deshalb Adam alle Namen vergeben ... Mein Frauenherz sagt natürlich "Warum kann er das eigentlich nicht gemeinsam mit Eva erledigen?" - Aber sei's drum.

Ein wenig schwierig finde ich, dass die Kinder, die ganz sicher alle den Namen "Marienkäfer" kennen und auch wissen, dass so ein Käfer genauso aussieht, wie der von Dir beschriebene, vermutlich etwas irritiert sein werden von dem (wirklich sehr schönen) Namen Sonnenkäfer. Vielleicht kannst Du da etwas einfügen wie: "Adam hatte den kleinen Krabbler eigentlich Marienkäfer nennen wollen, aber als er nun hörte, wie sehr der Knirps die Sonne liebte, da musste er ihn natürlich unbedingt "Sonnenkäfer" nennen."

So, und nun gehe ich noch mal mit einem kritischen Blick über Deinen Text, wenn Du es erlaubst:

Schließlich kam er zu den Käfern.
Als erstes kam ein eindrucksvoller Käfer zu ihm, groß wie Adams Hand, mit einem prächtigen Geweih.

Wortwiederholung "kam"

Auf diese Weise kam auch jeder andere Käfer zu seinem Namen.
empfinde ich als umständlich, vielleicht eher "Auf diese Weise erhielten alle Käfer ihre Namen."?

Bis auf einen kleinen Krabbler, der verträumt auf einem Blatt saß.
sehr niedlich :)

Der Kleine schüttelte den Kopf. Der Name gefiel ihm gar nicht.
Hier könntest Du noch ein wenig erklären, was dem Käfer an Pilzen eigentlich nicht gefällt. Pilze können zum Beispiel nicht fliegen und nicht davon laufen. Vielleicht möchte der kleine Käfer, der flink und beweglich ist, nicht mit so regungslosen Gesellen verglichen werden?

Aber der Name sagte dem Käfer auch nicht zu.
s.o. auch hier würde ich den Kleinen erklären lassen, was ihm an Läusen nicht gefällt - vielleicht will er nicht gegessen werden oder er ist einfach so viel schöner mit seiner roten Farbe, als die langweilig grünen Blattläuse?

Lieben Gruß
al-dente

PS: Habe gerade die anderen Kritiken gelesen - der Vorschalg mit dem Mistkäfer ist Klasse. Kinder mögen solche kleinen Witze. An Deiner Stelle würde ich ihn unbedingt übernehmen. :D

 

Hi Wolto,

ja, der Vorschlag ist gut. Für die Glückwunschkarte lasse ich die Geschichte so, aber für Euch mache ich demnächst eine Überarbeitung.
Ich finde Kidergeschichten wirklich schwieriger, weil ich bei den "Erwachsenen"-Dingern immer alles auf den Leser schieben kann: Wenn er meine Andeutungen auf Goethe, Gödel und Galois nicht versteht, ist es schließlich seine Schuld ;), aber bei Kindergeschichten bin ich dafür zuständig (und darf die Kleinen nebenher auch nicht unterfordern).

Hi al-dente,

auch Deine Vorschläge sind gut. Eva bekommt in der neuen Version auf jeden Fall eine bessere Rolle. Und Elishas Mistkäfer ... das wäre ja fast ein Plagiat ... mal sehen.

Vielen Dank Euch beiden!

Grüße,
Naut

 

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