Der nachgestellte Unfall
Der Wagen raste ungebremst in den Tanklaster, der sofort
explodierte. Alle 4 Insassen waren auf der Stelle tot.
Das Auto war auf dem Weg ins Krankenhaus, hinten lag ein Mann
mit einem Beinbruch. War das der Grund weshalb der Wagen mit
übersetzter Geschwindikeit fuhr, oder war es Absicht?
Oder liegt die Wahrheit ganz woanders?
Manfred hatte schon lange ein Alkoholproblem. Die Beziehung mit seiner Frau ist
kläglich gescheitert. Sie nahm ihn nicht mehr ernst und lachte über sein
sensibles Gemüht. Sie sehnte sich nach einem richtigen Mann, einen starken
selbstbewussten Kerl. Einer, der sie auch mal richtig nimmt. Manfred war nicht der
richtige, deshalb trank er, auch im Büro. Sein Boss hatte in schlafend am Schreibtisch
überrascht. Die halb leer getrunkene Flasche Korn stand neben ihm. 1 Stunde später
fuhr er im Taxi nach Hause. Als er die Wohnung betrat,
hörte er seine Frau und ein Mann im Schlafzimmer. Er nahm seine Kravatte ab, krempelte
seine Ärmel hoch, zerzauste sein Haar und suchte in der Küche nach dem längsten Messer. Jetzt
stand er vor dem Spiegel und versuchte das Gesicht von Jack, aus dem Film Shinning, zu imitieren.
Manfred liebte Filme, besonders Dramen. Was seine Frau im Schlafzimmer trieb,
war ihm egal. Jetzt war sein Auftritt! Er stand vor der Tür und wägte ab, wie stark
er treten musste damit die Türe auch beim ersten mal aufsprang , dass war
entscheident, der Rest ergab sich von selbst. Er war bereit und zählte leise. "1,2,3" und
dann trat er zu. WUMM und die Tür war offen.
Er stand einfach nur da, leicht verdreht, mit dem Messer in der Hand. Seine Frau und der
Kerl mit Bierbauch schauten mit aufgerissenen, grossen Augen, Im Akt erstarrt, zu ihm.
Er schaute beide zufrieden an. Auch die zwei Turteltauben hatten ihre Rolle
hervorragend gespielt. Er war sogar ein bisschen stolz auf seine Frau.
Man hätte das Bett mit den beiden, genau so ins Museum tragen können, auf ein Podest stellen
und ein Messingschild unten rechts plazieren mit der Aufschrift:
IM AKT ÜBERRASCHT, VERSTEINERUNG AUS DER NEUZEIT.
Als die Zwei das Messer sahen, floss das entwichene Blut schlagartig in
die Stimmbänder und ein langes , hohes iiiiiiiiiiiiiii, kam von ihr und ein langes tiefes aaaaaaaaa von ihm.
Jetzt war er wieder an der Reihe. Er sagte mit ruhiger, etwas erhöhten Stimme : "So meine Lieben,
jetzt geht es euch an den Kragen, der Schlachter ist da, heheheheh."
Gleichzeitig schielte er und liess Speichel aus dem Mund fliessen. Er war richtig gut,
schade das keine Kamera lief. Der Mann flüchtete aus dem Bett und sprang aus dem
Schlafzimmerfenster und fiel zusammen mit dem Glas in die Tiefe. Manfred legte das Messer
zur Seite und schaute nach. Da unten lag er, mit einem Armbruch und vielen
Schnittverletzungen, er blutete stark.
Mein Freund Werner, der diese Geschichte schreibt, ist in
die Küche geschlichen und macht Abendbrot, Ich finde seine Geschichte banal,
aber ich mag ihn und deshalb sage ich es ihm nicht. Ich habe die letzte
Zeile seines Textes verändert. Aus einem Beinbruch habe ich einen Armbruch gemacht,
um zu sehen, wie die erfundenen Figuren darauf reagieren, denn ich weiss,
das in der Welt der Geschichten eigene Gesetze gelten.
Manfred stand am Fenster und konnte es nicht fassen, er kannte die
Geschichte von A-Z, er kannte seinen Akt, sein unsichtbarer Erschaffer hat es
ihm erzählt. Eigentlich müsste er den Mann mit dem Beinbruch nachher in sein
Auto tragen, seine Frau und der Nachbar mitnehmen und so schnell wie nur
möglich ins Krankenhaus fahren und dann auf den Tanklaster zielen und BUMM.
Fertig war er und die Geschichte. Manfred war sehr pflichtbewusst, wie jede erfundene Figur
in einer Geschichte. Er übernahm Verantwortung und überlegte kurz. Dann schrie er
den unten liegenden Mann an. "Hör auf zu bluten, du darfst jetzt noch nicht sterben, dass
passt sonst nicht zu der Geschichte."Der Mann entschuldigte sich und hörte auf zu bluten.
"Darf ich vielleicht später verbluten oder gar nicht mehr, dass möchte ich noch wissen."
"Jetzt erst mal nicht."sagte Manfred verärgert. Das Problem war der Armbruch.
Er rief:"He du, hör mir zu, möchtest du, das der Bruch deines Arms jetzt auf der Stelle heilt?"
"Klar doch." Sagte der Mann von unten und der Arm war sofort geheilt.
"Willst du das dein Bein gebrochen ist, als Entschädigung für den Arm?" Fragte Manfred.
"Nein!" Rufte der Mann und nichts geschah. Manfred hatte es geahnt, er überlegte kurz
und fragte den Mann erneut: "Hattest du Spass mit meiner Frau?" "Ja". schallte es von unten
und plötzlich war Manfred erneut mit dem Messer in der Hand im Schlafzimmer. Aber
diesmal sprang er flink vor das Schlafzimmerfenster und trieb beide aus dem Raum.
Der Mann sprang aus dem Küchenfenster. Gut gemacht, dachte Manfred, er schlich
langsam zum Fenster und schaute hoffnungsvoll nach unten. Der Mann lag auf einer
Matratze und lachte. Keine Glasscherben waren zu sehen und auch kein Beinbruch.
"Ich heisse übrigens Peter."Sagte Peter. Die beiden hatten schnell begriffen, sie
waren nicht mehr unter der Führung ihres Schöpfers, irgend etwas stimmte
hier nicht. Sie waren auf sich selbst gestellt und mussten einen Weg finden um
aus dieser Geschichte zu kommen. Sie besprachen sich untereinander was zu tun war.
Manfred spührte, dass noch jemand anders an der Geschichte
schreibt. Er versuchte Kontakt aufzunehmen. "He du da draussen, Urheber des
Armbruchs, du musst uns weiterhelfen, wir sind hier irgendwie gefangen und wissen
nicht wie weiter.
Ich Antwortete:
"Ich bin der Urheber des Armbruchs und ich gebe dir Macht
über alle geschriebenen Geschichten und ausgedachten Figuren.
Aber du musst selber einen Weg finden um da rauszukommen.
Bedenke dein tun und wähle weise."
Ich warte gespannt wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Werner pfeifft ein Lied in
der Küche. Er weiss nicht, dass sich im Moment etwas einmaliges Abspielt.
Ich schaue gespannt auf den Bildschirm. Werner kommt zurück und glotzt, mit offenem Mund.
Ich beruhige ihn und erkläre was sich im Moment abspielt. Zum Glück hat Werner
einen schlichten Geist und versteht deshalb, was mit seiner Geschichte passiert.
"Unglaublich."sagt er immer wieder
"Peter, mir gefällt das Ende der Geschichte nicht, ich will nicht sterben." sagte Manfred.
Aber er wusste auch, das die Geschichte so enden musste wie sie am Anfang erdacht wurde.
Nach einigen Ausflügen im Märchenland, lagen Manfred und Peter am Honigbach.
Sie waren im Schlaraffenland und beide waren voll bis obenhin. Plötzlich hatte Manfred
eine Erleuchtung und sagte zu Peter: "Überlass es mir, ich stelle mir das Ende einfach vor."
Er setzte sich auf einen Kuchen und überlegte........Nach kurzer Zeit kam ein Feuerteufel
um die Ecke, der freudigst zusagte den Wagen zu steuern. Lassie und Flipper waren bereit
im Wagen mitzufahren, weil Manfred ihnen gesagt hatte, dass sie auf dem Weg ins
Cartoonstudio sind und er könnte ihnen helfen, ihre Karriere neu anzukurbeln. Alles war
bereit für den Unfall, aber der Mann mit dem Beinbruch erschien nicht.
Da kam Manfred die Idee. Er sagte schmunzelnd zu Peter:" Wenn du in diesem Auto
mitfährst, darfst du mit meiner Frau und 99 Jungfrauen ewig im Schlaraffenland leben.
Peter willigte ein und dann kam Dumbo von der anderen Ecke und setzte sich auf das Bein
von Peter. Alles war bestens organisiert, der Wagen war beladen, alles hatte seine Richtigkeit.
Manfred gab dem Feuerteufel das Zeichen und das Auto
beschleunigte. Er schaute dem Wagen nach und hörte nach kurzer Zeit einen
Knall und sah eine Rauchsäule die in die Höhe wuchs.
Manfred war erschöpft aber zufrieden, er hatte es geschafft.
Aber einige Tage später wuchsen ihm zwei kleine Hörner aus der Stirn und er hatte
nicht mehr zugriff zu allen Geschichten. Er lebte, er hatte es geschafft, als erster überhaupt in
der Welt der Geschichten, aber er zahlte einen hohen Preis. Aber das ist eine andere
Geschichte.