Was ist neu

DER MORGENSPAZIERGANG

Mitglied
Beitritt
05.05.2002
Beiträge
17

DER MORGENSPAZIERGANG

ihr wißt ja, dass ich eine noch schulgehende tochter hab. und als verantwortungsvoller vater hab ich sozusagen die pflicht, darauf zu achten, dass sie das signal ihres weckers nicht gefliesentlich überhört und sich vor dem letztmöglichen zeitpunkt - sozusagen dem point of no rise up - um ihr warmes bett zu verlassen um im zeitlich üblichen rahmen in der schule zu erscheinen, nicht nochmals in dieses kuschelt und signal signal sein läßt. (meine hochachtung an alle, die sich jetzt noch auskennen und verstanden haben, was ich gemeint hab - ich kenn mich nicht mehr aus - also ganz kurz - ich muß meine tochter aufwecken, damit sie rechtzeitig in der schule erscheint)

und da ist es mir doch tatsächlich passiert, dass ich diese, meine väterliche pflicht, nicht wahrnehmen konnte, weil ich verschlafen habe. da hat doch glatt mein wecker nicht geläutet!

aber ich hab ja hund. zwei.
aber die haben sich erst zu einem zeitpunkt bemerkbar gemacht, an dem der o.a. point bereits überschritten war, es also ohne weiteres möglich gewesen wäre ohne zusätzlichen schaden noch ein wenig das bett zu hüten. (das ist doch ein ziemlich bescheuerter ausdruck - wozu muß ich mein bett hüten? da kommt weder ein wolf der es reissen will, noch wird es davonlaufen. also wozu hüt ich das dann? egal - weiter im text)
aber wenn die zwei einmal munter sind, dann sind die auch so lästig, dass es keine andere chance mehr gibt, als ihnen nachzugeben und auch munter zu werden.
der weitere ablauf ist dann vorbestimmt. eine hose anziehen. einen sweater überstreifen. wenn es gar nicht anders geht noch vor den hunden die notdurft verrichten. in irgendwelche schuhe schlüpfen (vorzugsweise in welche wo das ganz leicht und ohne bücken geht, weil um diese uhrzeit bückt man sich in meinem alter noch nicht). der jahreszeit entsprechend eine jacke anziehen. ein mütze auf den kopf drücken. und raus mit uns in die graue unfreundliche welt eines wochentagmorgens. dabei gehts mir ja noch halbwegs gut, weil ich nicht jetzt gleich in irgendein büro zur bösen lohnarbeit muß. womöglich noch in öffentlichen verkehrsmitteln.
und jetzt stellt´s euch vor, es ist nicht nur grau, kalt und unfreundlich. nein, es regnet auch noch! und weil ich das fenster in der wohnung nicht wahrgenommen habe und dementsprechend auch nicht rausgeschaut hab, bin ich überrascht und hab KEINEN regenschirm!
hilft aber nix. jetzt müssen die hund und drum muß ich auch.
bis zur trafik sind´s so ca. 300 m. normalerweise eine wegstrecke die selbst in meinem morgendlichen zustand in ein paar minuten zurückgelegt sind. aber nicht mit meinen hunden. bis ich also das rettende trocken in der trafik erreicht hab, bin ich einigermaßen naß.
war das überhören des weckers unglück nummer eins, die hunde nummer zwei und der regen nummer drei, kommt jetzt nummer vier:
ich steh in der trafik, meine zeitungen schon vor mir (ich brauch zum glück gar nix mehr sagen, wenn mich die trafikantin sieht legt sie automatisch den standard und den kurier auf die pudel. wobei, mich sieht sie ja gar nicht. die erkennt mich nur an meiner immer gleichen jacke und der dazugehörigen mütze. sollt ich einmal meine bekleidung wechseln muß ich wieder von vorn anfangen mit routine aufbauen). aber weiter. also zeitungen schon vor mir, greif ich in die tasche und - nix. die andere tasche. wieder nix. nochmal die erste tasche, dann wieder die zweite und so weiter. auch die taschen der jacke werden durchsucht, obwohl es äußerst unwahrscheinlich ist, dass da was anderes zum vorschein kommt als benutzte taschentücher. die ahnung wird zur gewissheit. ich habe kein geld einstecken! ich kann meine zeitungen nicht bezahlen. ein morgen ohne zeitungen ist der absolute horror! und dann fällt mir auch gleich ein, ich hab ja dann auch beim anker kein geld, wenn ich jetzt keines habe. und wenn ich beim anker kein geld hab, dann hab ich nicht nur keine zeitung, sondern dann kann ich auch kein croissant kaufen! was schlimmeres kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. meine kleine welt bricht zusammen. wär ich jetzt der mächtigste mann der welt, tät ich den nationalen notstand ausrufen.
aber glück im unglück (ich verkneif mir jetzt das berühmte zitat der tante jolesch)! die trafikantin muß die über mich hereinbrechende katastrophe erahnen. mein glaube an das gute im menschen erhält neue nahrung. sie bietet mir an, dass ich die zeitungen am nächsten tag erst bezahlen muß. ich darf sozusagen anschreiben!

mit den zeitungen unter der jacke verstaut (damit wenigstens etwas trocken bleibt) mach ich mich auf den weg zum anker um auch dort die möglichkeiten auszuloten die jemanden wie mir ohne geld zur verfügung stehen.

ein ungünstiger zeitpunkt.
es ist knapp vor acht. der anker ist voll mit schulkindern (vorzugsweise volksschülern mit und ohne mütter) denen der zeitpunkt und dementsprechend der nahe schulbeginn bewußt ist. eine gewisse unruhe ist also ganz leicht spürbar. aber das ist noch nicht alles. da steht so ein älterer herr. noch älter als ich und herr deswegen, weil er so bemüht korrekt bekleidet ist. er schaut so aus wie eine von den dünnen deix-figuren (schauen die dicken, die von mir bevorzugt werden, nur dumm aus, sind die dünnen vom deix die hinterhältigkeit in person). und der, der da steht, bestätigt auch augenblicklich alle in mir schlummernden vorurteile. da steht so ein kleines mädchen mit großen dunklen glubschaugen, die dicken schwarzen haare zu einem pferdeschwanz gebunden, glänzend und nass vom regen, schätzungsweise sieben, offensichtlich der muttersprache ihres derzeitigen aufenthaltsortes nicht voll mächtig und hat die hand voll mit kleingeld. das schiebt sie jetzt rüber und deutet auf einen topfengolatschen. die verkäuferin zählt die schillinge und groschen und stellt fest, dass sich das nicht ausgeht und fragt, ob sie nicht was anderes will. einen krapfen vielleicht. soweit so gut. und weil ich kinder mag, solche ganz besonders, ertrage ich die verzögerung meines morgendlichen ablaufes mit geduld.
derweilen der herr sichtlich unruhig wird. für das kind stellt sich jetzt eine der schwierigen entscheidungen des lebens. dementsprechend verzögert sich eine antwort. der herr immer unruhiger wird und irgendwas zu matschkern beginnt. zuerst leise in seinen nicht vorhandenen imaginären bart und dann immer lauter und unverholener. bangert, gfrasta, gsindel, balkan, schleichen sind die vokabel derer ich hörbar werde.
"des tschuschenbangert was eh net wos wü - gems ma zwa semmeln und a müch daweu"
eigentlich sollt ich ja jetzt meiner einstellung zufolge meine zivilcourage aus den noch nicht aktiven teilen meines gehirnes abrufen und dem jetzt so gar nicht mehr herrn die mindestregeln der notwendigen gastfreundschaft und menschlichkeit verdeutlichen. noch dazu sollte das in anbetracht der verschüchtert blickenden augen ganz leicht fallen. weil ich mag ja - wie schon erwähnt - kinder.
aber weil heut offensichtlich nicht doch nur lauter unglücke passieren, wandelt sich die person in der ankeruniform, die ich bis jetzt nur als "schoko-croissant-ausfolgerin" wahrgenommen habe zu einem leuchtenden racheengel.
"tschuldigung, sie sind leider noch nicht dran. bei uns geht es immer der reihe nach. und alle werden mit der gleichen aufmerksamkeit bedient - und sie, wenn sie dran sind" und weil der ton die musik macht ist dieser freundlich vorgetragene satz die blanke kriegserklärung!
abgang! die zum würschtel mutierte deixfigur verläßt ohne semmeln und milch, dafür unter weiterer murmlerei, aber wahrscheinlich mit zusätzlichem grant auf die ganze welt, speziell auf die ausländische, das lokal!
die kleine mit krapfen und alle anderen folgen dem ehemaligen herrn nach und nach.
und weil jetzt ich an der reihe bin erkär ich der retterin des goldenen wienerherzens meine miesliche geldlose lage und hoffe auf ihr verständnis, welches ich auch bekomme.
was ich allerdings nicht bekomme, ist ein schoko-croissant. ausverkauft! und das ist unglück nummer fünf!
aus solidarität mit dem kind entscheide ich mich auch für einen krapfen, den ich ebenfalls nächstens bezahlen werde.

und weil fünf unglücke (ist unglücke wirklich die mehrzahl von unglück? gibts überhaupt eine mehrzahl von unglück? und ist das jetzt eine reine problematik der rechtschreibung oder eine phiosophische frage?) nicht genug sind, folgt nummer sechs auf dem fuß.
von meinen zwei hunden sitzt nur mehr die naomi da. der josi hat das alles zu lang gedauert und da ist ihr offensichtlich fad geworden und da hat sie sich aus dem staub gemacht! suchts einmal um acht in der früh in meinem zustand im regen einen hund wie die josi einer ist. noch dazu mit der naomi im schlepptau. mit lautem "josi"-geschrei zieh ich also frühmorgens und nicht im frühtau sondern im regen nicht gegen die berge sondern in der stuwerstraße herum und such meinen hund. eine mission impossible! nassen fusses entdeck ich sie dann seelenruhig in einer trockenen hauseinfahrt sitzen und der dinge die da kommen auf mich warten. wieder kommt mir die tante jolesch in den sinn.

aber jetzt ab nach hause, trockene socken anziehen und endlich frühstücken und zeitunglesen!
doch murphys law ist unerbiitterlich.
endlich vor dem haustor angekommen, kommt wieder der obligate griff in die tasche um den schlüssel zu suchen. ein bereits bekanntes spiel vollzieht sich erneut. links - rechts - links - rechts - jackentasche oben und unten und innen und wieder hosentasche und wieder jackentasche - und - NIX!
kein schlüssel und ein versperrtes haustor!
die mutter aller unglücke!

das ich es dann doch noch irgendwie geschafft habe ist euch wahrscheinlich aufgrund dieser geschichte ohnehin bewußt. weil wenn das haustor verschlossen geblieben wäre, könnt ich ja jetzt nicht am pc sitzen und aufschreiben.

 

Hallo hagerhard,

bitte füge Großbuchstaben in Deinen Text ein. So mag ich ihn einfach nicht lesen. Ist es eigentlich reine Faulheit, die einen Autor dazu veranlaßt, seine Geschichten durchgehend in Kleinbuchstaben zu schreiben?

Übrigens heißt es geflissentlich.

Gruß, Sav

 

hallo erstmals! also ich muß raven gleich mal recht geben; wenn eine geschichte nur klein geschrieben wird, hat das auf mich einen schlampigen eindruck.. generell zu deiner kg (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das eine ist): eigentlich eine ganz süße idee, den (wahrscheinblich für jeden) schrecklichen morgen eines wochentages und die dazugehörigen patzer in ner geschichte zu verpacken. du solltest dir aber nochmal überlegen, ob du das nicht ein wenig anders schreiben kannst; die sprachlichen Mittel die du benutzt hast, geben dem ganzen einen (entschuldige bitte) lächerlichen touch. naja, und deine meist in klammer gesetzten meinungen (die in keine kg gehören) entfernen deinen text noch umsomehr von einer ernst zu nehmenden geschichte. nur mal ein bsp.:

(meine hochachtung an alle, die sich jetzt noch auskennen und verstanden haben, was ich gemeint hab - ich kenn mich nicht mehr aus - also ganz kurz - ich muß meine tochter aufwecken, damit sie rechtzeitig in der schule erscheint)
dein text scheint mir außerdem eher eine nacherzählung zu sein (was hier aus einem komischen grund immer öfter geschieht)... aber wie schon gesagt, wenn du das ganze noch mal bearbeitest, könnte es eine ganz nette story für zwischendurch sein. (bitte nicht gekränkt sein -> ich weiß wie das ist ;) , aber wir werden ja sicher wieder was von dir lesen, das du dir dann besser anschaust..) bäum

 

Also da möchte ich hagerhard aber schon verteidigen: Konsequente Kleinschreibung ist ein legitimes Stilmittel. Besonders bei den österreichischen Autoren gibt es einige, die klein schreiben.

 

hi an alle,

also zuerst einmal an häferl: recht herzlichen dank für deine verteidigung. ich bin österreicher. genauer gesagt wiener.

zweitens: habe ich bereits an anderer stelle eine lanze für die konsequente kleinschreibung gebrochen. ich halte das im internet für eine durchaus logische konsequenz des mediums.

drittens: warum ist das keine kurzgeschichte? was sind denn die merkmale einer solchen?

viertens: ich muss da wohl etwas falsch gemacht haben, wenn dass, was ich selbstironisierend gemeint habe, als lächerlicher touch empfunden wird. sorry! (ich machs schon wieder: ich mach mich manchmal ganz gern selber lächerlich)

fünftens: eigentlich wollt ich nicht mehr und nicht weniger als ein kleines schmunzeln in den alltag bringen.

sechstens: glaub ich, dass in dieser geschichte durchaus noch andere themen ausser pannen ansgesprochen sind. die ausländerfeindlichkeit meines "herrn", die sich in solch kleinigkeiten täglich offenbart. eine mögliche und notwendige antwort mit zivilcourage dagegen (die verkäuferin), die auch in einer grossstadt vorhandene nachbarschaftshilfe (die trafikantin). und wenn ich´s übertreib auch noch die philosophische frage wieviel unglück ein mensch erträgt. :-)

lg
hagerhard

 

saevus hagerhard! dass du österreicher bist hat man dir sofort angemerkt (jedenfalls ich, komm ja selbst aus salzburg ;) ) PEACE BRUDA! *lol* und da ich das mit der kleinschreibung nicht gewusst hab, möchte ich mich da für meine kritik entschuldigen! sorreeeeee... nochwas: dass ich deine story nicht amüsant gefunden hab, hab ich ja nicht gesagt (das hab ich nämlich bei manchen stellen besonders), aber die punkte, die ich dir eh schon beschrieben hab, haben mich davon abgelenkt. dass ich mir nicht sicher bin, ob ich das als kg sehe, liegt an den persönlichen einlagen von dir, (bsp. oben) ich finde einfach, dass man bei einer kurzgeschichte nichts persönliches vom autor reinschreibn sollte; is ja ein thema, dass man darauf achten sollte, den autor und den protagonisten auseineander zu halten.. tja, und die sache mit der ausländerfeindlichkeit ect. ist natürlich sehr gut rübergekommen, und mit einem augenzwinkern lass ich mich sogar zu der philosophischen frage, wieviel unglück ein mensch erträgt, überreden! :)
oiso donn wünsch i da nu an scheen dog, goi? bäum

 

servas bäum,

na wenn du beim lesen gelacht, oder zumindest ein bisserl geschmunzelt hast ist eh alles in ordnung. war schliesslich sinn der geschichte.

übrigens, wie ist das jetzt philosophisch gesehen mit unglück? oder heißt das unglücke?

da bin ich aber neugierig.

bis dann
hagerhard

 

Grammatikalisch heißt die Mehrzahl von Unglück Unglücke.

Philosophisch kann man natürlich mehrere aneinandergereihte Unglücke auch als ein einziges großes Unglück betrachten... ;)

Interessant dabei ist, daß es von Glück nur Einzahl gibt, also immer nur ein Glück....

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom