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Der Messias

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22.01.2003
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Der Messias

Ignorante Narren! Was wissen sie denn schon von Gerechtigkeit? Sehen sie denn nicht, dass ich sie erlösen wollte? Dass ihr sterbliches Leben nichts ist im Vergleich zu dem, was ich ihnen biete? Nun wollen diese Kleingeister mich hinrichten, einem langsamen Tod verantworten. Ach, ich hätte es wissen sollen. Hätte erkennen müssen, welch falsches, käufliches Wesen ich als einen meiner Jünger erwählt habe. Ist das der Dank für meine Fürsorge? Für die Mühe, ihn zu lehren meinen Weg?
Die Last ruht schwer auf meinen Schultern, und ich frage mich, was ich hätte anders tun sollen. Beinahe breche ich in die Knie, doch ich zwinge meinen geschundenen Körper mit einem leisen Ächzen, das Gewicht wieder hochzustemmen. Zu meiner Linken sehe ich aufgebrachte Männer mit kurzem Haupthaar und schwarzen, gelockten Haarsträhnen zu beiden Seiten des Gesichts. Sie stoßen Verwünschungen aus und werfen mit Steinen nach mir, bis einige Soldaten mit glänzenden Brustpanzern und breiten Kurzschwertern in den Fäusten sie zurückdrängen. Ihre Helme mit Wangenschützern verbergen ihr Gesicht vor mir, als sie mir die Seite zuwenden. Doch auch ohne sie zu erkennen weiß ich, dass ihr Blick mich nicht mit Wohlwollen treffen würde.
Die Sonne steht hoch am Himmel und brennt unbarmherzig, die Lehmhäuser zu beiden Seiten flimmern in der Hitze. Auf meiner Haut jedoch ist kein Tropfen Schweiß, denn ich bin nicht etwa irgendein einfacher Mensch. Ich bin der, den sie hassen und zugleich fürchten. Ich bin der Erlöser.
Ich war es, der so viele Menschen von ihrem körperlichen Leid geheilt hat. Der die Blinden sehend machte, die verkrüppelten Glieder der Lahmen kräftig werden und die Krankheit aus ihrem Leib vertrieb. Und der ihnen beibrachte, dass sie ihren Nächsten brauchen. Dass sie ihre ganze Kraft aus der Menschlichkeit beziehen. Aus der Essenz, die in jedem einzelnen steckt.
Ihr Toren! Wollt ihr eure Aussicht auf Unsterblichkeit aufgeben und nur eurem beschränktem sterblichen Dasein frönen?

Nun zwingen sie mich, das Kreuz von meinem Rücken niederzulassen, auf dass es mich trage, wie ich es zuvor getragen. Zwei stehen bereits auf dem Hügel. Wie können sie das tun? Wie können sie mich neben gemeinen Mördern kreuzigen wollen? Mit einem Seufzen erinnere ich mich an die letzte Zeit. Die Frau, welche sie „Sünderin“ nannte. Ich nahm mich ihrer an, wie sie ausgestoßen ward. Sie sollte mein Vermächtnis weiterführen. Doch sie war zu schwach, den Kelch meines Blutes zu nehmen. Eine andere hätte ich sicher finden können, denn Zeit war es nie, was mir mangelte. Doch dann hat der heuchlerische Judas mich verraten. Für ein paar blinkende Münzen verkaufte er, was ich ihm zu bieten hatte. Verspielte sich die Möglichkeit, mir ebenbürtig zu werden. Dabei sollte die Gabe ihm gehören; ich dachte er sei würdig, sie zu erhalten. Nein, dieser Irrtum war mein Untergang. Schon packen sie mich, um meine Glieder an das tote Holz zu nageln. Doch dies ist nicht wirklich das Ende. Ich werde zurückkehren und vollenden, was ich begann. Vielleicht werden sie mich im Laufe der Zeit in einem anderen Licht sehen...
Während der Hammer ausholt, verziehe ich die Lippen noch einmal zu einem Grinsen, als ich daran denke, wie ich mich mit der Frau vergnügt habe. Und an ihre Schreie.

"Seht", ruft einer der Männer, "dies also ist dieser Jesus, wie er in Qualen für seine Vergehen bezahlt. Seht ihn euch an! Jesus... der Vampir von Nazareth!"


Skallagrim

 

Moin Skallagrim :)

Eine durchaus interessante Story :) ein frustrierter, ein wenig wütender "Messias". Dafür das er frustriert und wütend über den Verlauf der Dinge ist, ist seine "Gedankensprache" noch viel zu nett, zu ruhig...

Die Idee mit dem Vampir ist genial :) Hätte ich nicht erwartet passt aber auf die "Auferstehung" :D

Versuch ihn noch etwas wütender, arroganter zu machen dann passt es :)

Das Vorwort nimmt mMn schon zuviel Vorweg, würde ich weglassen...

*wink*

Jaddi

 

Hi,

einerseits endet die Geschichte mit einer Überraschung (was unter anderem durch das Vorwort klar war, da der Rest lediglich das Geschehen wie in einem Bibelfilm wiedergibt), andererseits fehlt mir ehrlich gesagt der Zusammenhang. Du stellst Jesus zunächst so dar, wie die Allgemeinheit es sich vorstellt. Am Ende ist er ein Vampir. Das ist beliebig. Er hätte auch ein Zwerg, ein Elbe, ein Schwuler, ein Zeitreisender (ok, das wäre keine Überraschung) oder ein Kinderschänder sein können. Warum ausgerechnet ein Vampir? Was soll mir das sagen?

Davon abgesehen: Seit wann können Vampire einfach so durch das Sonnenlicht marschieren, hm? :cool:

Sprachlich finde ich die Geschichte brauchbar, wenngleich ein innerer Monolog einer Person, die gerade ziemlich zu leiden hat, durchauch noch... leidender ausfallen sollte.

Fazit: sprachlich okay, aber den Sinn musst Du mir bitte mal erklären ;)

Uwe

 

Sei gegrüßt, Uwe!

Hmm... man merkt, dass Übernatürlich bzw. Mystik nicht dein bevorzugtes Thema sind. Aber wie auch immer, dann werde ich mal versuchen, meinen Standpunkt zu erklären.

Du stellst Jesus zunächst so dar, wie die Allgemeinheit es sich vorstellt. Am Ende ist er ein Vampir. Das ist beliebig.

Will ich gar nicht abstreiten, allerdings ist es hier mal wieder ein ähnlicher Fall wie mit Glaubensangelegenheiten (wovon die Thematik ja nunmal ein Teil ist). Sicher, ich habe keinen berechtigten Grund zur These, dass Jesus ein Vampir war (das denke ich auch gar nicht, sondern ziehe es allenfalls in Betracht). Aber hast du einen berechtigen Grund oder gar Beweis, um diese Deutung zu widerlegen?
Es gibt einiges an Auslegungen zum Thema Jesus; einige vermuten aus verschiedenen Umständen, er sei gar nicht am Kreuz gestorben, andere sind überzeugt, er wäre ein Magier gewesen. Die "Wunderheilungen" ließen sich z.B. auch durch Vampirismus erklären, wenn der betreffende Mensch verwandelt wird und die Fähigkeit zur Blutheilung erhält.
Erlösung (von Krankheit und ähnlichem) und Unsterblichkeit bedeutet es allemal.

Davon abgesehen: Seit wann können Vampire einfach so durch das Sonnenlicht marschieren, hm?

:bonk: Argh! Warum denken alle immer gleich an den Cliché-Dracula, der vor Knoblauch schreiend davonrennt und von Wasser, über dem ein Pfarrer ein paar Sprüche abgelassen hat, verätzt wird?
Die Version finde ich einfach albern. Was hier gemeint war, ist auch der "realistischere", mythologisch belegte Vampir, der am Tage zwar schwächer ist, aber nicht stirbt.

So, noch zu den Emotionen, was ja auch von Jadzia erwähnt wurde: Ich habe ihn aus zwei Gründen nicht so wütend und unbeherrscht darstellen wollen. Zum einen soll er ebenso wie in der Bibel nach außen hin nicht sehr gefühlsbetont erscheinen. Diese Variante sollte eher dem kühlen Denken zugeneigt sein.
Zum anderen hat er die Aussicht auf seine Rückkehr. Es ist zwar ein Rückschlag für ihn, allerdings ist der Tod nicht so entgültig wie für einen normalen Menschen. Schmerzen empfindet er zudem auch deutlich weniger. Sein Ableben bedeutet ihm somit nicht so viel wie man von einem Menschen erwarten würde.

So, das reicht wohl erstmal als Erläuterung, denke ich. ;)

Skallagrim

 

Uwe hat mal wieder kein Gutes Haar an einer Story gelassen :D

Ich fande es grade gut das Skallagrim nicht so nen 0815 Vampir beschrieben hat, die sind doch eh öde. Passt doch alles zusammen: Der Kelch mit dem Blut Jesu am Abendmahl und die Wiederauferstehung...

Ich finde die Idee immer noch toll...

Schön das das Vorwort jetzt weg ist....

Noch was: Dachte halt eher daran das er ja nach aussen kühl wirkt weil er weis das er nicht sterben wird aber innerlich kocht weil ihn die einfachen Menschen einfach ans kreuz tackern...

Aber passt schon wie dus hast :)

*wink*

jaddi

 

Na also, nun kommt doch eine passende Reflektion der Geschichte. Das mit dem "Blut Jesu" habe ich tatsächlich etwas wörtlich genommen.

Übrigens gebe ich dir schon recht, Jadzia, etwas mehr Zorn über den Tod durch die Hand einfacher Menschen hätte durchaus gepaßt. Naja, er hat eben einfach eine(n) schlechte(n) Tag(eszeit) erwischt. :p

Gruß

Skallagrim

 

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