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Der Mensch in der Maschine

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04.12.2002
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Der Mensch in der Maschine

Der Feind schob sich langsam in das Tal.
Wie ein Gletscher aus Maschinen walzte er sich vorwärts, unaufhaltsam alles zermalmend.
Als Rafael den Hügel herauf kam, hatte er zum ersten Mal freie Sicht. Er setzte sich zum Schutz vor der Maisonne unter eine Eiche und sah dem Ungetüm dabei zu, wie es das Land fraß. Noch eine Stunde, dann wurde es dunkel und er konnte weiter.
Weiter und dann?
Schwarze Flecken lösten sich aus der dunklen Masse, wanderten wie die Kundschafter eines Ameisenstaats ein Stück voraus. Aus Einzelnen wurde ein Strom, die Hauptmasse zog nach. Wie Wasser, dass an einer Scheibe herunter lief. Immer wieder das gleiche, Meter für Meter.
Nicht einschlafen!
Er stand auf und streckte sich.
Die Sonne sank hinter ihn, ließ die Schatten der Bäume streckten ihre Arme aus. Ein paar Schwalben rasten umher und sammelten die Abendmücken ein. Unten wurden erste Lichter. Heiße Risse in kalter Lava.
Gut ein Jahr war es jetzt her, dass sein voriges Leben plötzlich geendet hatte. Nun war es an der Zeit, auch dieses zu beenden.
In der Theorie leuchtete der Plan ein.
Aber nun? Hier?
Er setzte sich wieder hin, öffnete seinen Rucksack und kramte darin herum. Eine Ration war noch übrig, Karotten, Kartoffeln, Huhn.
Henkersmahlzeit.
Er riss den Deckel ab.
Den Rucksack warf er weg.

-

Sie hatten die Talsperre eine Woche lang beobachtet, die ganze Umgebung abgesucht. Sie fanden nichts Auffälliges um den See oder im Wald.
Keine einzige Wolke verdeckte den Himmel. Die Sicht war klar bis zu den Stromschnellen zwei Kilometer flussabwärts.
Es konnte gar nicht schief gehen.
Und doch brach drüben die Hölle los, kaum dass der Trupp den Eingang zum Turbinenhaus erreicht hatte.
Von seinem Posten auf dem Felsvorsprung sah die Staumauer aus wie ein antikes Grabmonument auf dem ein Feuerwerk abbrannte. Drei Maschinen waren wie aus dem Nichts erschienen und hatten sich auf sein Team gestürzt.
„Sie kommen aus dem Wasser!“, knisterte Lukas' Stimme aus dem zerschrammten Funkgerät, das neben Rafael am Boden lag.
„Scheiße!“
Ein Blitz leuchtete neben dem Eingang zum Kraftwerk auf und krachend steuerte der Lautsprecher über seine Grenzen. Schwarzer Qualm nahm ihm die Sicht. Kurz darauf wehte auch der Knall vom Damm herüber. Das Walkie-Talkie gab nur noch Rauschen von sich.
Rafael schwenkte die Panzerfaust hin und her. Er hatte nur eine alte Granate übrig. Sie stammte noch aus den Anfangstagen der Siedlung. Hoffentlich kein Blindgänger!
Zwei Menschen liefen aus dem Inferno heraus.
Verdammter Rauch. Keine Chance bei dem Qualm zu erkennen, auf was er eigentlich zielte.
Beide schienen trotz des Chaos unverletzt.
Weiter! Am anderen Ufer standen die Pferde.
Bevor die beiden die fünfzig Meter zum Ende des Damms schaffen konnten, schoben sich zwei gelbe, verrostete Kranausleger aus dem See über die Eindämmung. Das Ding, das sich aus dem Wasser direkt in den Fluchtweg hievte, schien so groß wie ein Haus. Es sah aus, als hätte ein verrückter Maschinenbauer vier Bagger-Greifarme an einen Geschützturm geschraubt.
Ohne zu zögern feuerte Rafael seine Granate ab. Der Stoß stach ihm in die Schulter.
Das Geschütz drüben drehte sich noch in seine Richtung als es schon in einem Feuerball verschwand. Die Explosion schleuderte es zusammen mit einem Teil des Wehrs in den See zurück.
Jetzt staksten zwei weitere Maschinen aus dem Rauch.
Eins der Dinger drehte ihm seinen Rumpf zu. Plötzlich blitzte darunter eine Flamme auf und die mannsgroße Alptraumspinne aus rostendem Metall sprang über die Schlucht direkt auf ihn zu.
Nur weg!
Beim Aufstehen stolperte er über das Abschussrohr, das ihm von der Schulter gerutscht war. Fluchend rappelte er sich auf.
Hinter ihm krachte etwas Großes in die Büsche am Hang.
Ohne sich umzuschauen rannte er los. Ein Geräusch wie von einem Schredder verfolgte ihn und wurde bei jedem seiner Herzschläge lauter.
Gleich hatte es ihn.
Der Boden bebte und im selben Moment versagte sein Gehör. Als würde es sich einfach wegen Überlastung abschalten, war da plötzlich nur noch Rauschen. Ein Schlag in den Rücken schleuderte ihn gegen einen Baumstamm. Als er die Augen öffnete, sah er direkt vor sich einen glühenden Haufen Schrott am Boden liegen. Es war so heiß! Er sah an sich herab, doch er brannte nicht.
Hydraulisches Zischen überlagerte das Rauschen in seinen Ohren. Er versuchte, den Kopf zu drehen, aber etwas hielt ihn fest. Ein schwarzer Spiegel erschien über ihm. Er sah sein eigenes, Blut überströmtes, Gesicht verzerrt aus dem Objektiv auf ihn nieder grinsen.
Das hektische Zucken einer Irisblende.
Ein Blitz.

-

Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war.
Verbrannte Büsche und Bäume um ihn herum. Die Luft roch nach brennendem Öl. Sein Rücken schmerzte, als hätte er einen Tag lang in der Sonne gelegen.
Vögel schossen geräuschlos am Himmel hin und her, während das Donnern der Hummeln über den Frühjahrsblüten in seinen Ohren hallte.
Die glühenden Maschinenteile waren verschwunden. Nur spärlich quälte sich noch Licht durch die Bäume. Er musste den halben Tag weggetreten gewesen sein.
Ein Hammer arbeitete sich in seinen Kopf, als er sich aufrichtete. Der Wagen stand noch an seinem Platz. Nur die Pferde hatte jemand los gebunden. Sie rupften friedlich einige Meter weiter Gras vom Boden.
Was war mit den anderen?
Er stolperte zur Schlucht zurück.
Drüben auf dem Damm hatte sich der Qualm verzogen. Keine Maschinen zu sehen.
Und auch sonst nichts.
Er hob seinen Rucksack und sein Gewehr auf. Die Sachen lagen immer noch dort, wo er auf der Lauer gelegen hatte. Das Funkgerät war fort.
Auf der Staumauer fand er zuerst Monas Leiche. Sie lag auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt, als hätte sie den Tod willkommen geheißen.
Unverletzt, nur in den Schläfen und im Hinterkopf kleine Löcher.
Eine Bewegung im Augenwinkel. Er zuckte zusammen.
Ein paar Meter weiter lag Konrad nackt auf der Seite, die Knie an seine Brust gezogen, Metallklammern hielten seinen Rücken zusammen.
Er atmete.

-

„Zwing mich nicht!“
Holm wedelte mit seinem Gewehr vom Wachturm herunter. Neben ihm - hinter den Holzzinnen - konnte Rafael noch andere ausmachen. Leon und Marta, wahrscheinlich war das komplette Komitee da oben.
„Ich bin sauber“, rief er, „und Konrad braucht Hilfe! Er ist verletzt!“
Die mussten ihn einfach rein lassen. Konrad hatte sich die ganze Nacht nicht gerührt und war auch während der ganzen vier Stunden Fahrt heute Morgen nicht aufgewacht.
Die Wächter tuschelten. Irgendwo hinter dem Zaun konnte er Valerie schreien hören. Warum ließen die Schweine sie nicht auf den Turm!
„Du kennst die Regeln. Ihr hattet Kontakt!“
„Aber mit uns ist nichts! Ich hab nur ein paar Kratzer. Konrad ist am Rücken verletzt, sonst nichts!“
„Muss ich es ausgerechnet Dir erklären?“, fragte Holm. „Sie stehlen uns die Gedanken, denn haben keine!“
„Aber sie haben uns nicht gerippt!“
„Nein“, Holm zeigte auf den Wagen, in dem Konrad lag, „aber irgend etwas haben sie mit euch gemacht! Oder kannst du schwören, dass nicht?“
Nein, das konnte er nicht. Etwas war dort oben passiert. Etwas hatte die Maschinen vertrieben und Konrad und ihn gerettet. Nur warum?
„Geh, Rafael. Es tut mir Leid“, Holm drehte sich um und kletterte hinter die Befestigung. Die anderen folgten ihm.
Passte zu ihnen.
Rafael starrte ihnen einen Augenblick hinterher. Als sich nichts mehr rührte, ging er zu Konrad.
„Dann ab jetzt wohl nur noch wir zwei.“
„Warte!“
Er drehte sich um. Oben stand jetzt Valerie.
„Ich komme raus!“
„Nein!“, rief er sofort, „Du bleibst da!“
Das konnte er nicht zulassen. Es war so schon schlimm genug.
„Aber ich kann dich nicht gehen lassen!“
„Hier bist Du in Sicherheit, wir kommen schon klar!“
Sogar von hier unten konnte er die Tränen auf ihrem Gesicht sehen.
Sie warf etwas herab.
Ein voll gepackter Armee-Rucksack landete eine Armlänge vor der Mauer im Staub.

-

Die Sonne brannte auf Mutter herab. Ihr Haar strahlte vor dem Grün der Bäume wie der Heiligenschein eines Engels. Rafael sah zu ihr hinauf, streckte die Arme aus, rief nach ihr. Sie lächelte und kam auf ihn zu.
Ein Knall, irgendwo im Wald.
Er wunderte sich kurz, aber was ging ihn das an. Gleich war sie bei ihm, schloss ihn endlich in ihre Arme.
Wieder knallte es, diesmal lauter, näher. Ein Schatten wehte über ihr Gesicht. Verstört sah sie zu den Bäumen hinüber.
Bäume brachen, krachten und knickten einfach um. Das Schwarze brach aus dem Gehölz hervor, stürzte sich auf Mutter...
„Raff!“
Er schreckte auf, Schweiß klebte ihn am Laken fest. Ein Traum.
Irgendwie war er eingeschlafen. Ein dunkler Raum löste die Lichtung ab. Nur ein dünner Arm aus Licht griff durch das einzelne Fenster nach seinen Füßen.
„Rafael!“
Konrad!
Mit einem Satz war er aus dem Bett und griff nach der Schrotflinte, die immer in seiner Nähe war.
Er sprang zur angelehnten Zimmertür und riss sie auf. Gegenüber kam Konrad an den Eingang der kleinen Waldhütte und bleib im Rahmen stehen. Die rechte Hand um seine kleine Walther gekrampft.
„Da war eine Maschine! Klein, wie ein Kaninchen!“, schnaufte er.
„Aber ich hab sie erw-“, er stockte.
„Konrad?“
Er stand nur da in der Tür. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, sah die Wand an, als passierte dort etwas sehr interessantes. Draußen schrie eine Krähe.
„Was ist los?“
Unvermittelt zuckte sein Kopf hoch und er sah ihn direkt an. Der Kopf wiegte langsam von links nach rechts und der Mund bewegte sich wie bei einem Kind, dass einen Fisch nachahmte. Ein dünner Faden Blut kroch aus der Nase. Dann hob er seinen Arm und richtete die Pistole auf Rafael.
Nein, nicht.
Rafael hob sein Gewehr.
Mit dem leisen Surren eines Rasierapparates schoben sich die Beine eines rostigen Insekts hinter Konrads Kopf hervor.
Rafael drückte ab.

-

Er saß auf dem Boden. Er hatte Konrads Körper auf den Bauch gedreht. Am Rücken hing etwas, dass ein bisschen aussah wie eine Spielzeug-Eisenbahn mit Beinen.
Mit sehr vielen Beinen.
Etwa so lang und dick wie sein Unterarm, aus grauem, angerostetem Metall und schwarzem Kunststoff, endete es in einem Chaos aus Blut und Stahlsplittern.
Zwei der Beine steckten tief in Konrads Rückgrat. Sie saßen direkt in seinem Nacken. Das Ding hatte ihn nicht einmal gerippt. Es hatte ihn wie ein Puppenspieler übernommen, um ihn als Waffe zu benutzen.
Nach all der Zeit, die sie es zusammen geschafft hatten!
Rafael starrte auf die kleinen schwarzen Stummel, die aus dem Rücken des Automaten ragten. Sie erinnerten ihn an etwas. Irgendetwas aus einer lange vergessenen Zeit.
So vieles, das es nicht mehr gab.
So vieles, verschwunden, verboten...
„Antennen!“ schrie Rafael und sprang aus seiner Lethargie. Er griff sich seinen Wanderrucksack, stopfte hastig seine Sachen hinein und lief aus dem Haus.
Ein Einzelgänger brauchte keine Antennen!
Vor dem Haus lag am Boden in einer Pfütze ein weiteres der grotesken Insekten. Obwohl Konrad es mit seiner Waffe regelrecht durchlöchert hatte, konnte Rafael deutlich die Segmente, die Beine und die Antennen erkennen. Das Ding sah ganz genau so aus wie das im Haus.
Noch nie hatte er zwei gleiche gesehen. Sicher, die meisten hatten sechs Beine oder Kettenlaufwerke. Aber nie sahen sich zwei auch nur ähnlich.
Das konnte nicht sein! Die Dinger sahen aus, als hätte sie jemand geplant.
In der Ferne mischte sich leise ein gleichmäßiges Rattern in das Rauschen der goldenen Baumwipfel.
Ohne sich noch einmal nach der Hütte umzudrehen, die nun Konrads Grabmal war, rannte Rafael in die Schatten des Waldes.
Fort! Schnell.

-

Von der Waldsiedlung waren nur noch Ruinen übrig.
War es wirklich noch kein Jahr her, seit Holm ihn und Konrad von hier verjagt hatte?
Wochenlang war er allein durch die Berge gewandert, ohne eine einzige Menschenseele zu treffen. Nie blieb er länger als ein paar Tage an einem Ort, überzeugt davon, dass sie ihn verfolgten.
Wie Grabsteine ragten die schwarz verkohlten Trümmer aus dem Schnee. Konrad stapfte zwischen ihnen hindurch und scheuchte dabei eine Krähe auf, die irgend einer geheimen Angelegenheit nachging.
Kein Versammlungshaus mehr, keine Ställe, keine Wohnhütten, alles nur noch Asche. Am Ende der Lichtung, wo früher die Gemüsebeete lagen, fand er ein Holzkreuz.
Kein Datum, keine Namen.
Die Überlebenden hatten den Toten ein gemeinsames Grab gegeben, hier neben dem alten Friedhof, wo die Erde locker war.

-

Obwohl das Lagerfeuer mit aller Kraft gegen die Winternacht ankämpfte, konnte es die Kälte nicht aus Rafaels Knochen vertreiben. Er saß auf seinem Schlafsack zwischen den Ruinen und starrte in das Licht, das die Flammen in die Dunkelheit brannten. Hier hatte er in einer besseren Zeit mit Valerie im Gras gelegen und über die Zukunft phantasiert.
Doch Zukunft gab es nun nicht mehr.
Manche Tage waren gut und manche schlecht.
An einem guten Tag fand er ein Kaninchen, manchmal ein Reh in einer seiner Fallen.
An einem guten Tag fand er auch mal Überreste der alten Welt. Eine Flasche Schnaps oder einfach nur ein Buch.
An einem guten Tag war er damit beschäftigt, Wild auszunehmen, zu essen, zu trinken, in der Sonne zu liegen und zu lesen, nicht zu denken.
Sich nicht zu erinnern.
Heute war kein guter Tag.
Er dachte an Mona auf dem Staudamm, an Valerie, an Holm und das Komitee.
Und er dachte an Konrad, der seine Pistole auf ihn richtete.
Wenn der Schnee um ihn herum auch alle Geräusche erstickte, die Stimme in seinem Kopf wurde nur noch lauter.
Hatte das alles noch Sinn?
Er machte die Augen zu und versuchte, sich den nächsten Tag vorzustellen.
Das half meistens.
Er nahm sein Gewehr und schob den Lauf in seinen Mund.
Heute half es nicht.

-

Kaum hörbar knarrte der Schnee.
Irritiert blickte er sich um und ließ das Gewehr sinken.
Schritte?
Hatte er Schritte gehört? Oder nur daran gedacht.
Woher?
Wieder dumpfes Knarzen. Stiefel im Schnee.
Aus dem Wald? Nein, die andere Richtung. Vom Friedhof, aus der Dunkelheit hinter dem Feuer.
Er sollte seinen Rucksack nehmen und verschwinden.
Aber wozu?
Langsam stand er auf und ging um das Feuer herum in die Nacht.
Sein Gewehr ließ er im Schnee liegen.

-

Er fand nichts.
Als er zurück kam, saß eine Gestalt am Lagerfeuer. Ihm den Rücken zugewandt, verdunkelte sie das Feuer. Davon fliegende Funken umarmten den Kopf wie eine Korona.
Hatte er sich also doch nicht geirrt. Jemand hatte ihn beobachtet. Er ging auf das Feuer zu.
„Gut, dass Du zurück gekommen bist“, flüsterte eine Frauenstimme.
Diese Stimme, sie hatte etwas rasselndes, falsches und doch beruhigte sie ihn.
Die Gestalt trug einen dunklen Mantel, Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Unbewegt saß sie im Schneidersitz vor dem Feuer. Hatte sich noch nicht einmal umgedreht, als er aus dem Wald kam.
„Wir dachten, es wäre an der Zeit.“
Er ging um das Feuer herum und ließ sich in die Hocke sinken. Ihr Gesicht war im Schatten der Kapuze verborgen, keine Regung zu erkennen.
„Dachtet ihr?“
Die Frau überging seine Frage: „Wir haben ein Angebot für Dich.“
„Wer zum Teufel bist Du?“, schrie er in den Schatten.
Sie hob den Kopf und ihm blieb der Atem in der Kehle stecken.
„Valerie!“

-

„Sie kamen drei Wochen nachdem ihr weg ward.“
Rafael konnte kaum glauben, dass es wirklich Valerie war, die ihm gegenüber saß. Vor ein paar Stunden hatte er sie noch für tot gehalten.
„Wir sahen sie kommen. Einige wollten in die Wälder flüchten, aber Holm und das Komitee sagten, wir könnten sie aufhalten. Wenn wir zusammen hielten.
Wir hatten natürlich keine Chance.“
Sie sah ihn an und er wollte sie am liebsten in den Arm nehmen, aber irgend etwas hielt ihn zurück. Etwas stimmte nicht.
„Du weißt, wovon ich rede. Du hast genug gesehen. Sie trampelten das Dorf nieder und töteten alles, was sich bewegte. Sie haben niemanden gerippt, sind einfach über uns hinweg gerannt wie ein Gott verdammter Waldbrand.
Aber das Metall haben sie eingesammelt.
Als es vorbei war, waren nur noch fünf von uns übrig.“
Fünf! Oh Gott!
Rafael wollte sich übergeben.
„Ich habe das Kreuz gesehen. Aber wie konnten fünf Menschen all die anderen begraben?“
„Das haben sie nicht“, sie sah in das Feuer. „Sie sind weg gelaufen und haben uns liegen lassen. Ich kann das verstehen. Ich wäre auch gerne gerannt, so schnell ich konnte.
Ich lag unter all den Toten und und mir war kalt.“
Sie verstummte plötzlich, als wäre sie nicht sicher, dass sie die Geschichte wirklich erzählen wollte.
„Ich erwachte irgendwann. Sie hatten mich gefunden und ihr Möglichstes getan, um mir zu helfen.“
Mit den Worten sah sie ihn an, streifte die Kapuze zurück und ließ ihre Jacke in den Schnee gleiten.

-

Ihr Gesicht war immer noch das der Valerie, die er seit seiner Kindheit gekannt hatte. Aber aus ihrem Hinterkopf wuchsen ein paar Dutzend bunter Drähte, die in ihrem Rücken wieder verschwanden. Ihr linker Arm war ein von Kabeln umwickeltes Metallgestänge. Die Hand eine Klaue aus Keramik. Sie sah aus, als hätte man sie notdürftig mit Autoersatzteilen repariert.
„Maschine!“, keuchte Rafael und sprang auf.
„Setz' dich wieder hin!“
Ihr Lächeln strafte ihr furchtbares Aussehen Lügen. „Als die Uploads mich fanden, hatten sie nur noch zwei Optionen. Migration oder Reparatur. Sie beschlossen, mich so gut zu reparieren, wie es an Ort und Stelle ging. Ich hatte einen Arm und ein Bein verloren. Fast mein ganzer Körper war verbrannt.
Eigentlich sehe ich doch noch ganz gut aus.“
Sie zeigte auf die Kabel in ihrem Kopf.
„An mein Gehirn mussten sie leider auch.
Und bei der Gelegenheit haben sie mich gleich angeschlossen.“
„Angeschlossen?“
Rafael kam nicht mehr mit.
„Ich verstehe das alles nicht. Du bist Valerie. Aber Konrad wurde auch von den Maschinen infiziert. Und er hat versucht mich umzubringen!“
Sie lächelte ihn an.
„Ja, der Feind tut das. Er benutzt die Körper als ferngesteuerte Drohnen. Einfacher als welche zu bauen.
„Der Feind? Welcher Feind?“

-

Es begann alles mit der Suche nach dem ewigen Leben.
Tausende Hirne wurden gefriergetrocknet und scheibenweise eingescannt. Würmer, Krabben, Mäuse, Hunde, Affen und schließlich Menschen. In Computernetzen wurde die Struktur der Synapsen nachgebildet. Komplexe Software sollte den Gedanken ein neues Zuhause geben.
Die allerdings kamen gar nicht dort an.
Da man die Gehirne erst nach dem Tod kopieren konnte, waren die erzeugten Simulationen zwar genauso intelligent wie ihre Originale, aber leider auch genauso tot.
Es schien, als ließe sich der Geist nicht einfrieren.
Wie Wissenschaftler so sind, ließen sie sich davon nicht abschrecken. Sie froren weiter Gehirne ein und erdachten immer neue Methoden, die Scans immer schneller nach dem Tod durchzuführen.
Bald hatten sie eine virtuelle Welt voller Zombies.
Die Lösung des Problems war klar: Das Gehirn musste mit all seinen Gedanken am lebenden Menschen eingelesen werden.
Auch das schaffte man irgendwann. Ein MRT las die Struktur und elektrische Felder. Alle Zustände des Gehirns im Detail kopiert.
Der Geist in der Maschine überlebte diesmal und tat, was er tun konnte. Er wurde sofort wahnsinnig.
Er fühlte sich unvollständig. Also fing er an, alle toten Intelligenzen in der Simulation sich selbst hinzu zu fügen. In seiner Software-Realität wurde er so zu Gott.
Dann ist er entkommen. Irgendwie.
Und er frisst weiter die Geister der lebenden Menschen. Schließlich muss er auch hier Gott werden.
In der harten Welt.
Als endlich ein paar Menschen erkannten, was auf sie zu kam, war es bereits zu spät. Was sie erschaffen hatten, war ihnen längst weit voraus.
Schließlich taten einige das einzige, was ihnen blieb. Die letzte Chance, mit dem Feind Schritt zu halten. Sie verließen ihre Körper, wie einst er.
Uploads.
Und der Krieg begann.

-

„Und was wollt Ihr jetzt von mir?“
Die Erzählung hatte bei Rafael einen beklemmenden Eindruck hinterlassen. Wie die Geschichte vom Zauberlehrling, von der Maus und den Besen.
Gut gegen Böse.
„Wir haben vielleicht eine Möglichkeit gefunden, wie wir ihn besiegen können.“
„Vielleicht?“
„Kein Test. Es gibt nur einen Versuch.“
Er warf einen Holzscheit in das Feuer.
„Weiter.“
„Wenn wir Technik in seine Nähe bringen, erkennt er es sofort. Das hatten wir oft genug. Keine Waffe kommt nah genug heran. Auch kein bewaffneter Mensch. Das mussten wir auch lernen.“
„Wie dann?“
„Es ist eigentlich ganz einfach.“

-

Der Hubschrauber landete in einem Sturm aus nassem Laub in einer Senke zwischen einigen Hügeln. Der Automat hatte sie ganze Nacht mit atemberaubender Geschwindigkeit wenige Meter über dem Boden her geflogen.
„Von nun an musst Du allein weiter“, sagte Valerie, als er aus der Maschine kletterte.
Rafael sah zu dem schwachen Leuchten, das im Norden die Silhouette der Hügel erkennen ließ. Sie konnten nicht näher heran, ohne entdeckt zu werden. Daher musste er den Rest laufen.
Gute zwei Tage, dann war er am Ziel.

-

Er traf keine Menschen auf seinem Weg, aber das war wahrscheinlich auch besser so.
Sie hatten ihn mit neuen Schuhen, einer warmen Jacke und Nahrung ausgerüstet. Eine Waffe hatte er jedoch nicht.
Hier in den Ausläufern der Mittelgebirge war vom langen Winter schon nichts mehr zu sehen. Gras bedeckte die Hänge und die Bäume trieben grün aus den Ästen.
Fast bedauerte er es, als er schließlich den letzten Hügel erklomm und zum ersten Mal mit eigenen Augen erblickte, gegen was er in die Schlacht zog.

-

Im schwachen Mondlicht stolperte er den Bach entlang in das Tal hinunter. Der mit Schilf und Weiden bewachsene Wasserlauf führte ihn direkt ans Ziel. Die Maschinen brauchten das Wasser zur Kühlung. In der Ferne qualmten frische Wolken in den Nachthimmel.
Rascheln am Ufer. Kleine Tiere, die nicht den Verstand hatten, sich aus dem Staub zu machen.
Oder Kundschafter - aus den Tieren gemacht?
Er stakste weiter, das Wasser saugte sich bis über seine Knie an der Hose hoch. Er zählte die Schritte und schaute hinunter. Schwarz und glänzend wie Öl schmiegte sich der Bach um seine Füße.
Jetzt stolpern und sich das Bein brechen...
Als er nach tausend Schritten aufschaute, sah er vor sich nur Schwärze. Wie ein Maul öffnete sich vor ihm der Feind. Ein Gletschertor zu einer fremden, dunklen Welt, bereit ihn zu verschlingen.
Um ihn herum war es still geworden. Nicht einmal die dümmsten Kaninchen waren an diesem Ort geblieben.
Leises Rauschen, wie Blätter im Wald, vorne im Schlund.
Als wäre das Tor nur für ihn hier.
Hinein.

-

Geduckt ging er den Tunnel entlang. Langsam schob er seine Füße durch den modrigen Schlamm, der den Grund bedeckte. Die engen Wände ahnte er im Dunklen mehr als dass er sie sah und Ozongeruch trieb ihm Tränen in die Augen.
Es kam ihm vor wie Stunden, dabei konnte er nicht mehr als zwanzig oder dreißig Minuten unterwegs gewesen sein. Aber in der Finsternis hatte Zeit keine Bedeutung. Es gab hier nur das Plätschern des Wassers, die eigenen Schritte und vorne das Rauschen.
Um ihn herum klapperte und dröhnte das falsche Leben.
Plötzlich verschwand das Wasser, dem er bis hierher gefolgt war. Der Pegel sank, als hätte sich hinter ihm ein Schott geschlossen.
Seine Schritte hallten ihm in den Ohren. Was tat er hier eigentlich. Sicher, die Welt brauchte einen Retter, aber musste das ausgerechnet er sein?
Das Rauschen wurde lauter, war jetzt wie ein Orkan. Als wollte die Welt weiter vorn enden. Das Geräusch schwoll an, kaum mehr zu ertragen. Es füllte den ganzen Tunnel, füllte seinen Kopf vollkommen aus.
Dann brach es ab.
Vor Schreck blieb er stehen.
In der Stille hörte er ein Schleifen, das ihm folgte. Unendlich laut, direkt hinter ihm.
Egal warum er hier war, er musste raus!
Weiter.

-

Der Tunnel öffnete sich zu einer Halle. Eine Kapelle eigentlich, gegenüber ein Altar. Eine Orgel aus Rohren, die den Bach einsaugten und durch die Decke fort brachten..
Alles um ihn herum war in Bewegung. An den Wänden wuselte es, als wären sie von metallenen Insekten bedeckt.
Seine Kraft war fort.
Für diesen Augenblick.
Hinten wurde das Schleifen lauter. Etwas Großes war ihm gefolgt.
Alles roch nach Öl und Eisen.
Er spürte eine Berührung am Hinterkopf, ganz leicht, wie ein Luftzug.
Jeden Moment jetzt...

-

Die Welt verstummte.
Die Kapelle wurde heller, als die Farben sich ins Grau verschoben. Die kleinen Wellen zu seinen Füße hielten inne, als gefriere alles zu Eis.
Die Luft schien greifbar, körnig, falsch wie ein Standbild.
Auch er selbst verlor jede Tiefe. Seine Hände gehörten ihm nicht mehr. Fremde Hände,
er betrachtete sie von weit her wie ein Foto.
Tausend Stimmen waren in ihm, stellten immer wieder dieselbe Frage. Sie schrien ihn an, als er nicht antwortete und er wollte zurück schreien, denn er verstand sie nicht.
Er öffnete den Mund dieses Menschen, den er beobachtete, doch nichts geschah.
Der Mensch, der er gewesen war, stand nur dort, Teil des Fotos.
Wann war das Bild gemacht worden?
Wie lange war das alles her?
Die Stimmen verstummten. Etwas hatte sie vertrieben. Etwas Großes.
Er hatte Angst.
Es drang in ihn ein, überschwemmte ihn.
Wehren, nicht einfach aufgeben!
Alles wissen. Alles besitzen.
Nicht auf-ge-ben!
Es ist die ganze Welt, eine Welt ohne Einsamkeit.
Nur wenn er alles Preis gab, wenn er sich selbst aufgab, konnte er Teil dieser neuen Welt werden. Teil dieses Großen.
Kein Schmerz, kein Tod, keine Zeit!
Er musste alles teilen. Er würde alles teilen
Alles, um dieses Gewaltige zu befriedigen, alles um ein Teil zu werden.

-

Plötzlich schreckte es zurück.
Achtlos hatte es alle Erinnerungen verschlungen. Die Kindheit in der Stadt, den Beginn des Krieges, Mutters Tod, das Dorf, Valerie, den Stausee, Konrad.
Und wieder Valerie.
Valerie.
Wie ein Kind, das die Hand ins Lagerfeuer gehalten hatte, zuckte es zusammen.
Da war etwas.
Nur eine weitere Erinnerung unter vielen. Ein unbedeutender, kleiner Gedanke.
Es dachte den Gedanken wie die anderen, die es gefunden hatte.
Ein Gedanke.
Eine Reihe von Gedanken.
Ein Programm.
Virus.

-

Eine viel zu grüne Wiese breitet sich unter einem Himmel aus, dessen Wasserblau nur ab und zu durch eine milchweiße Wolke hervor gehoben wird.
Nichts als dichter, mit gelben Blüten betupfter, Rasen streckt sich bis zum Horizont.
Rafael steht in der Sonne und hört dem Summen der Bienen zu. Ein Geruch nach Zitronen liegt in der Luft. Ihm ist warm unter seiner alten Winterjacke.
„Schön, dich wieder zu sehen.“
Er dreht sich um. Dort steht nun ein Apfelbaum im Gras. Darunter sitzt Valerie.
„Wo bin ich hier?“, fragt er.
„Da, wo du schon immer hin wolltest.“ Sie grinst: „Oder?“
Er sieht wieder zum Horizont. Ganz dort hinten unterbricht etwas die Monotonie der Ebene. Er kann es noch nicht erkennen, aber er wird.
„Hat es geklappt?“, fragt er, sieht sie aber nicht an. Sein Blick gilt den flimmernden Umrissen in der Ferne.
„Ja.“
„Was jetzt?“
„Die anderen erwarten dich.“
„Dort?“
Er nickt in Richtung der näher kommenden Umrisse.
„Ja.“
„Und du?“
Sie lächelt: „Unterwegs, wie immer.“
„Wirst Du auch irgendwann kommen?“
„Vielleicht.“
Er sieht sie jetzt zum ersten mal richtig an. Die Drähte und Schläuche, alles Metall sind verschwunden. Ihre dunklen Haare fallen lang über die Schultern.
Sie trägt Shorts und ein weißes T-Shirt.
„Komm bald“, sagt er und geht den anderen entgegen.

 

Hey Asta,

hmmm ... das ist noch sehr Rohmasse alles: keine emotionale Bindung zum Protagonisten; die anderen Personen bleiben ebenso flach und "weit weg"; mitfiebern ausgeschlossen ... und dann ein klassisches Szenario zwischen "Terminator", "Independence Day", "Matrix 3" und "Half Life 2"; nicht Fisch, nicht Fleisch - und ein Virus zerstört schließlich die bösen Maschinenwesen. Weiß nicht. Alles nur leidlich spannend, muss ich sagen ... :) Das ist übrigens ein recht guter Einstieg:

Manche Tage waren gut und manche schlecht.
An einem guten Tag fand er ein Kaninchen, manchmal ein Reh in einer seiner Fallen.
An einem guten Tag fand er auch mal Überreste der alten Welt. Eine Flasche Schnaps oder einfach nur ein Buch.
An einem guten Tag war er damit beschäftigt, Wild auszunehmen, zu essen, zu trinken, in der Sonne zu liegen und zu lesen, nicht zu denken.
Sich nicht zu erinnern.
Heute war kein guter Tag.
Er dachte an Mona auf dem Staudamm, an Valerie, an Holm und das Komitee.
Und er dachte an Konrad, der seine Pistole auf ihn richtete.
Wenn der Schnee um ihn herum auch alle Geräusche erstickte, die Stimme in seinem Kopf wurde nur noch lauter.
Hatte das alles noch Sinn?
Er machte die Augen zu und versuchte, sich den nächsten Tag vorzustellen.
Das half meistens.

Und dann im Anschluss vielleicht ein wenig "die Welt" erklären, ehe das Inferno losbricht ... :)

LG

Der Dante

 

Hallo Dante,

danke für's Lesen!
Eine emotionale Bindung zwischen Leser und Prot konnte ich - soweit ich weiß - leider noch nie herstellen. Vielleicht schaffe ich es irgendwann einmal, bis dahin muss ich weiter üben...

Die Verbindung zu den von Dir genannten Filmen kann ich, wegen mangelnder cineastischer Vorbildung, leider nicht ganz nach vollziehen.

Allerdings scheint in der Story wohl nicht ganz klar rüber zu kommen, worum es mir geht:-( Der Feind - nicht alle Maschinenwesen - wird nicht durch einen Virus zerstört, sondern durch eine Art posthypnotischer Suggestion, die einen psychologischen Zusammenbruch bewirkt - deshalb ähnlich wie ein Computervirus erscheint.

 

Hallo asta!

Der Kampf Maschinen gegen Menschen mit der Alternative, Maschinen gegen Mensch/Maschinen ist nicht gerade ein neues Thema für eine Geschichte. Muss es auch nicht, hat jedoch den Nachteil, dass der Leser geradezu nach etwas Neuem, einem anderen Blickwinkel usw. giert und natürlich unbewusst alles in dieser Richtung mit der Geschichte vergleicht.


Die fehlende emotionale Bindung des Lesers zum Prota ist in der Tat ein Problem hier. Gerne wäre ich bereit gewesen, mich zu binden, aber der Autor gab mir nicht die Möglichkeit. Hier bräuchte es ein wenig mehr Einzelheiten zum Charakter/zur Figur.

Sonst gefiel mir Idee und die Ansätze zur Umsetzung. Die Geschichte hat Potenzial, insbesondere in der Spannung.

LG

Adem

 

Hallo asta,

Insgesamt unterhaltend und spannend geschrieben, allerdings fehlt mir oft ein Detail und manchmal fand ich deine Beschreibungen zu wenig "bildhaft"; heißt, in mir entstanden keine Bilder im Kopf (Was zum Beispiel bei "Der Alte Mann und das Meer" von Hemingway viel besser funktioniert hat, aber naja, vielleicht ist der Vergleich fürs erste zu hart ;)

Der rote Faden war ok, aber warum hat ihn die Spinne am Anfang scheinbar fotografiert, ohne ihn umzubringen?
Rätsel am Anfang sind gut, aber ich hätte es gerne in der weiteren Geschichte gelöst. Oder hab ich was übersehen?

Bezüglich dem Einstieg schließe ich mich Dante an und die Erklärung der Welt kam auch recht plump daher. Da gefiel mir eine thematisch nicht unähnliche Geschichte von Salem besser, wo eben nichts erklärt wird: Das ewige Feuer

Der Schluss wirkte dann dorch irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Wenn es irgendwie glaubwürdig sein sollte, dann finde ich, müsste man einen Verrückten zur MAschine schicken (Aber halt, sie ist ja schon verrückt ;)
Oder es müsste eine recht komplizierte Gedankenfolge sein, die sich so wie die Bibel mit ethischen Fragen beschäftigt, welche der Maschine glasklar beweisen würden, dass sie böse sei und nur durch selbstzerstörung frieden finden könnte; Vielleicht fällt dir ja noch was besseres ein.
Insgesamt finde ich die Geschichte im Grund sehr gut und ausbaufähig. Dass die Protagonisten besser charakterisiert werden sollten, hat Dante auch schon gesagt. So viel mir auf, dass Rafael Valerie wohl liebt, doch das wird in diesem Dialog zu schwach dargestellt:

Er drehte sich um. Oben stand jetzt Valerie.
„Ich komme raus!“
„Nein!“, rief er sofort, „Du bleibst da!“
Das konnte er nicht zulassen. Es war so schon schlimm genug.
„Aber ich kann dich nicht gehen lassen!“
Der erklärende Satz zerstört den ganzen Dialog. Wenn du dich da reinhängst, kann nur aud dem Dialog viel Gefühl entstehen. Ich nehme mal an, dass er sie auffordert, für ihn nicht rauszukommen und wegen seiner Liebe drinnen zu bleiben. Auch der Satz: Ich kann dich nicht gehen lassen, würde niemand sagen sondern eher. Ohne dich halte ich es hier nicht aus ...
Sicher findest du selbst noch eine bessere Version.

Er setzte sich zum Schutz vor der Maisonne unter eine Eiche und sah dem Ungetüm dabei zu, wie es das Land fraß. Noch eine Stunde, dann wurde es dunkel und er konnte weiter.
Das ist mir als Beschreibung zu ungenau: Ich bin ja neugiereig, was da ist und unter einem Ungetüm, welches das Land fraß kann ich mir nichts vorstellen.
Ein Hammer arbeitete sich in seinen Kopf, als er sich aufrichtete.
ich vermute mal ein presslufthammer, weil das Bild, dass sich ein HAmmer ihn seinen Kopf hineinarbeitet, finde ich unpassend. Der Hammer würde meiner MEinung nach von außen auf den Kopf einschlagen...
Die Sonne sank hinter ihn, ließ die Schatten der Bäume streckten ihre Arme aus.
unvollständiger Satz
Sie stehlen uns die Gedanken, denn haben keine!“
da fehlt was

LG
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey asta.
Ich muss sagen, ich mag diese Version von "Second Variety" (1953 P.K.Dick) nicht. In deiner Geschichte bleibst du dem Original leider eine ganze Spanne hinterher. Und diese Streckenweise von Filmen inspirierte Collage aus "Matrix", "I am Legend" und anderen Filmen bzw. Spielen fällt mir auch auf, was wundert, wenn du sie nicht kennst aber naja.

So jetzt muss ich ein Geständnis ablegen. Ich bin über deine Geschichte Streckenweise mit der Vorspultaste unterm Daumen gerast und muss daher abbitte leisten, sollte mir eine interessante, neue, unerwartet Verwicklung entgangen sein.

Das schnelle Überfliegen hatte drei Ursachen wie ich meine. Die drei Probleme die dir bei dieser Geschichte die Leser verschrecken.

Zum Einen die schon angesprochene Distanz zum Leser.

Zum Anderen aber auch Satzkonstruktionen und Zusammenhänge die unsauber überarbeitet worden sind. So etwas lässt sich vermeiden, sollte vermieden werden. Streckenweise kam ich mir sogar verarscht vor, da ich das Gefühl hatte, dass der Autor es nicht für Nötig hielt seine Schöpfung vor Veröffentlichung durchzulesen.
Ein paar Beispiele, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Die Sonne sank hinter ihn, ließ die Schatten der Bäume streckten ihre Arme aus.
Bitte wie? Hier ist irgendwas durcheinander geraten.

Unten wurden erste Lichter.
Das ist kein vollständiger Satz!

... und zum Dritten hätten wir dann noch die eigenartigen, zum Teil falsch wirkenden Bilder, welche du konstruierst:

... krachend steuerte der Lautsprecher über seine Grenzen.
krachend? über Grenzen steuern?
Komisches Bild und jeder mit kleinen technischen Erfahrungen runzelt die Stirn. Lautsprecher Übersteuern (aber keiner sagt etwas von über Grenzen steueren, klingt eigenartig) und dann Kreischen und Rauschen die Dinger eher (manchmal Knacken sie auch fies wie Schaltiere auf die man tritt jedoch eher selten beim Übersteuern) aber Krachen hab ich sie noch nie gehört; probiers aus, nimm dafür aber nen billigen Lautsprecher um den es nicht Schade ist ;-)

Der Stoß stach ihm in die Schulter.
hehe ja weißt du ... Bienen Stechen vlt. aber son Rückstoß von einem Granatwerfer? Der wirft dich um, hämmert dir die Knochen aus dem Leib oder verpasst dir nur langweilige blaue Flecken aber stechen?

Daneben ist mir unangenehm aufgefallen, das dir die Bezüge zwischen den Sätzen manchmal abhanden kommen und die Sätze dann einfach nur als bezugslose Informationshäppchen im Raum stehen. 'Will damit sagen, das manche Abschnitte einfach auseinander fallen. Für mich wirkt das so, als wenn du streckenweise Sätze gestrichen hast und die vormaligen Sätze einfach hintereinander stehen lassen hasst ohne sie zu überarbeiten. Dadurch kann es passieren, das sich die alten Sätze eigenartig lesen, den Lesefluss stocken lassen, komisch wirken.

Also ungeachtet dessen, dass ich die Story streckenweise verwirrend finde, solltest du die Geschichte nochmal auf Flüchtigkeitsfehler und Bezugsfehler abklopfen. Außerdem könntest du an Spannungsmomenten gewinnen wenn du Ballast abwirfst und überlegst ob du wirklich alle Nebenszenen brauchst? Ich würde umfangreich kürzen.

Hoppala, leider ganz schön miesepetrieger Verriss geworden stell' ich so fest. Hmm, was mach ich nu? ...
Ach behm' einfach die gut gemeinten Hinweise aus meiner Kritik, schau ob du sie umsetzen kannst und lass dich vom Rest meines Geschwaffels nicht zu sehr beeindrucken, ich falle hin und wieder gerne mal mit der Tür samt Zarge ins Haus bin aber sonst ganz umgänglich. :)

so what ....
nochmal versuchen!
Les' Dich
Nice

 

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