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Der Mantel

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11.12.2015
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Der Mantel

Lena hört die Tür ins Schloss fallen. Er ist weg. Durch ihre zugeschwollenen Augen beginnt sie, sich im Raum zu orientieren. Benommen nimmt sie die Möbelstücke wahr, das Fenster, die Tür. Vergeblich versucht sie, sich am Tischbein hochzuziehen. Ihr gesamter Körper scheint am kalten Küchenfußboden festzukleben. Erst jetzt bemerkt sie das Blut, das zwischen ihren Beinen hinabläuft. Dann umfängt sie gnädige Finsternis.

Sie kam gerade aus dem Eingang der Praxis, als sie mit Merle zusammenstieß. Seit der Schulzeit hatten sie sich nicht mehr gesehen.
„Hey Lena! Wie geht's?“
Sie umarmten sich, wie alte Freunde das tun, nahmen kurz Abstand, um sich gegenseitig genauer zu betrachten. „Na? Was seh' ich denn da?“, neckte Merle sie.
„Ja, bei uns ist es endlich so weit“ antwortete Lena und strich sich sanft über ihren Bauch. Stolz wedelte sie mit dem neuen Ultraschallbild.
„Kinder sind was Wunderbares!“, sagte Merle. „Ihr werdet eure Freude haben.“

Merles Augen blitzten noch immer so spitzbübisch wie vor vielen Jahren, als sie in den Ferien gemeinsam in Oma Friedas Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten. Oder als sie dem doofen Timmy aus der 5b die Badehose geklaut hatten und er nackig nach Hause laufen musste.
Lena erinnerte sich auch sofort wieder an den Abend, als sie sich am Türsteher vorbei in den Klub geschlichen hatten. Mit zu viel Make-up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.

Im Klub war es sehr voll. Es roch nach Schweiß und Zigarettenrauch. Der wummernde Bass der Musik fuhr ihr in die Eingeweide und ließ sie ihre Hüften bewegen. Aus den dunklen Ecken kamen unbekannte Geräusche, die ihr ein wenig Angst machten. Sie hatte ihre Freundin Merle aus den Augen verloren. Lena zwängte sich durch die Leiber der Tanzenden, die ihre Körper in gleichförmigen Rhythmus der Musik aneinander rieben. Wo war Merle bloß?
Da sah sie ihn plötzlich! Er stand in einer Gruppe junger Männer. Groß und schön. Ihr Traumprinz! Sie sah ihn einfach nur an. Und dann erblickte er sie. Die farbigen Lichter zuckten auf ihren Gesichtern. Die Musik war plötzlich nicht mehr ohrenbetäubend. War da überhaupt noch Musik? Er zwinkerte ihr zu und ihre Angst war verschwunden. So begann damals ihre Liebe.

Merle schnappte sich das Ultraschallbild und hüpfte vor Lena her. „Lass uns einen Cappuccino zusammen trinken!“, lachte sie und zeigte auf ein Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Freudig und aufgeregt schwatzend steuerten beide Arm in Arm darauf zu.
Als Lena ihre Mütze und ihren Schal abgenommen hatte, strich sie sich ihre Haare tief in die Stirn.
„Hey, wie geht's dir, Lena?“, fragte Merle. „Ich habe gehört, du hast dir den Traumprinzen geschnappt, für den du damals schon so geschwärmt hast?“
„Ja. Das stimmt“, antwortete Lena etwas verhalten und begann ungeduldig, nach dem Kellner zu schnippen. Sie waren die einzigen Gäste.
„Aber sag! Was ist bei dir so alles passiert?“, wollte Lena wissen und begann Merle Löcher in den Bauch zu fragen. Dabei zog sie die Ärmel ihres Mantels über ihre Hände und schlug den Kragen hoch, doch Merle hatte die blauen Flecken an den Handgelenken und am Hals längst bemerkt. Sie hörte auf, von sich zu erzählen, und betrachtete Lena aufmerksam. Bedrückendes Schweigen waberte durch den Raum. Die Uhr über der Kuchenvitrine tickte laut und feindlich. Die eingetretene Stille war beiden unangenehm.
Lena stellte erschrocken fest, wie spät es inzwischen geworden war. Er war bestimmt schon daheim. Rasch bezahlte sie ihr Getränk und wollte nach Hause eilen. Da packte Merle ihr Handgelenk, schaute Lena tief in die Augen und sagte: „Er tut dir weh! Das darf er nicht!“
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Lena riss sich los.
Merle sprang Lena hinterher und hielt einen kleinen gefalteten Zettel zwischen den Fingern. „Hier ist meine Nummer draufgeschrieben. Ruf' mich an, wenn du Hilfe willst!“ Sie schob den Zettel in Lenas Manteltasche, als diese sich umdrehte und aus dem Café stürmte.

Lena hetzte die riesige geschwungene Treppe zur Wohnung hinauf. Er saß im Sessel und erwartete sie bereits. Schön und groß. Und kalt. In entschuldigendem Ton erzählte Lena von Merle, die sie zufällig auf der Straße getroffen hatte, und von ihrem Nachmittag im Café. Er saß weiterhin wie versteinert in seinem Sessel.
„Warum bist du so still?“, fragte sie.
Keine Reaktion. Er schaute sie nur mit kaltem Blick an.
Sehr langsam, wie in Zeitlupe, erhob er sich aus seinem Sessel. In seinen Augen begann etwas zu glimmen. Lena wich zurück.
Was dann geschah, hätte Lena ahnen müssen, hatte sie es doch schon einige Male zuvor erlebt. Es passierte alles sehr schnell. Ohne Vorwarnung schlug er ihr ins Gesicht. Lena fühlte sich benommen von dem Schlag an die Schläfe und taumelte rückwärts. Er packte sie bei den Haaren und zerrte sie ins Bad. Völlig überrumpelt schrie Lena, er solle sie loslassen, ihr erklären, was denn eigentlich los sei. Er stieß sie auf den Fliesenboden und Lena prallte dabei mit der Schulter gegen den Rand der Wanne. „Wo warst du den ganzen Tag?“, brüllte er sie an. Seine Augen waren blutrot.
„Das habe ich dir doch gerade erzählt“, antwortete Lena, sich vorsichtig am Badewannenrand hochziehend. Doch er schrie wie wild. „Ich komme hier nach Hause, und meine Frau treibt sich irgendwo rum! Ich lass mich nicht von dir an der Nase herumführen!“, brüllte er.
„Aber ich hab' dir doch gerade erzählt, wo ich war. Ich war mit Merle einen Cappuccino trinken.“ Sie rappelte sich hoch, wollte sich an ihm vorbeizwängen, raus aus diesem Badezimmer.
„Erzähl mir keine Lügen. Bei einem Mann warst du! Ich weiß alles.“
„Nein, das stimmt nicht!“, versuchte Lena gegen seine Lautstärke anzukommen.
Da packte er sie erneut, zerrte sie in die Küche und rammte sein Knie in ihren Bauch. Lena versagte der Atem und sie klappte zusammen. Er ließ sie zurück und warf die Tür hinter sich zu.

Sie erwacht mit einem pelzigen Geschmack im Mund. Langsam beginnt sich der Nebel in ihrem Kopf zu lichten und sie nimmt ihre Umgebung schemenhaft wahr. Das Krankenzimmer ist riesig, genau wie der Blumenstrauß auf dem Beistelltisch. Sie ist allein. Durch die geöffnete Zimmertür kann sie Menschen auf dem Krankenhausgang vorbeieilen sehen.
In diesem Augenblick betritt eine ältere Schwester den Raum. „Das ist aber schön, dass Sie endlich aufgewacht sind. Wir waren sehr in Sorge um Sie.“ Rasch richtet Sie mit geübten Handgriffen das Kopfteil von Lenas Bett auf.
„Kann ich etwas für Sie tun? Haben Sie einen Wunsch?“, fragt sie.
„Durst“, haucht Lena. Ihre rissigen Lippen schmerzen.
„Na, das haben wir gleich“, antwortet die Schwester und gießt flink etwas Wasser in ein Glas. „Ihr Mann ist sich nur kurz einen Kaffee holen“, spricht sie weiter, während sie Lena das Glas reicht. „Er wird bestimmt gleich wieder zurück sein. Er hat sich die ganze Zeit rührend um Sie gesorgt.“ Sie wirft einen beeindruckten Blick auf die prachtvollen Blumen.
„Schlimm aber auch, was Ihnen passiert ist! Die Treppe hinuntergestürzt. Gestolpert. Ach Kindchen, wie kann Ihnen denn sowas passieren? Ich kann es nicht glauben. Gut, dass Ihr Mann Sie so schnell gefunden hat“, plaudert sie weiter.
Lena bemüht sich, aus dem Wasserglas zu trinken, ohne dass die Flüssigkeit ihr sofort wieder aus den Mundwinkeln rinnt.
Die Schwester huscht aus dem Raum.

Schlagartig überfällt sie die Erinnerung. Ihre Finger krampfen sich ums Wasserglas.
Sie reißt die Augen auf. „Mein Baby!“ Das Glas rutscht ihr aus der Hand und zerschellt auf dem Boden. Die Splitter stieben auseinander.
Fahrig gleiten ihre Finger suchend über die Bettdecke, tasten ihren Körper ab. Aber da ist nichts. Lena kann ihren Babybauch nicht ertasten. Er ist verschwunden. Es ist verschwunden!

Fernab der Welt sammelt sich ein brennender Druck hinter ihrer Stirn. Ihr Kopf scheint platzen zu wollen. Ihre Augen werden warm, dann heiß. Eine einzelne Träne läuft langsam ihre Wange hinunter und brennt sich tief in die Haut ein.

Seit einiger Zeit stehen Personen um Lenas Bett herum und sprechen auf sie ein. Aber Lena hört nichts. Taubheit hat sie in ihre sanftmütigen Arme geschlossen. Taubheit aller Sinne. Sie sieht, hört und vor allem fühlt sie nichts. Keine Stimmen um sie herum, auch plötzlich keine Schmerzen mehr. Nur diese vage Erinnerung einer kleinen heißen Träne auf ihrer Haut.

Die Personen sind jetzt fort.
Sie muss weg hier!

Langsam quält sie sich aus ihrem Bett. Sie wankt zum Schrank, zieht sich ihren Mantel über und taumelt immer wieder Halt suchend aus dem Zimmer. Draußen im Gang wird ihr schwindelig und sie muss sich setzen. Sie kuschelt sich in ihren Mantel, als könne sie sich in ihm verstecken. Sie friert jetzt. Sie gräbt ihre Hände tief in die Manteltaschen. Da ertasten ihre Finger etwas. Sie zieht einen gefalteten Zettel aus der Tasche, darauf eine Telefonnummer.

Als nach mehrmaligem Klingeln abgenommen wird, weiß Lena nicht, was sie sagen soll. Sie kann nur atmen.
„Lena, bist du es?“, fragt Merles Stimme.
„Ja“, krächzt sie.
„Lena, ich komme! Wo bist du?“

Als Merle sie in die Arme nimmt, hält sie immer noch den kleinen Zettel fest zwischen ihren Fingern. Entfaltet.

 
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Hej Lind,

Gewalt ist ja nicht so meine Sache (naja, wessen schon :shy:) und dann noch an Frauen ... Ich bin schwer genervt, aber ich schätze dich als Autoren (Geschichten von dir, die mir schnell wieder einfallen, das ist schon was) und so quäle ich mich durch deine Thematik und denke an gute Bilder und gekonnte Wortwahl.

Desweiteren kommen mir die Dialoge, die Charaktere und die zufälligen Gegebenheiten so bekannt vor, dass ich mich wundere. Keine Information, warum sich eine "moderne" Frau von einem Prinzen "blenden" lässt, keine Andeutung, wieso der Prinz psychopathisch wirkt, dann die Retterin, die als einzige sofort handelt, die ahnungslose, unbedarfte Krankenschwester (ich würde ihr kündigen:thdown:) und dann die Wendung, die mir noch am gelegensten kommt.

Ich wünschte, die Geschichte hätte mir besser gefallen. Dein Tonfall allemal, soviel ist sicher und ich freue mich schon auf weitere Geschichten von dir außerhalb der challenge.

Freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo Kanji,

Vielen Dank für deinen Kommentar und dass du dich bis zum Ende der Geschichte durchgequält hast.

Dir hat die Geschichte nicht gefallen. Gut, das akzeptiere ich. Obwohl ich es ein wenig der Thematik zuschulde.

Es ist eine unangenehme Thematik, der man sich generell ungern stellt. Eine die nervt und quält. Gerade, wenn man mit dieser in der Weihnachtszeit konfrontiert wird.

Lieber Gruß,
Lind

 
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Hallo Lind,

da gibt es ein paar Kritikpünktchen, die mich schlussfolgern lassen, der Text ist unter Dampf entstanden. Macht nix, kenn ich noch andere :cry: Schließlich zählt zunächst der olympische Gedanke.

Nimm es mir nicht übel, wenn ich gleich mit Nörgeleien beginne.

Die Sätze deines ersten Abschnittes haben fast alle die gleiche Satzmelodie. Obwohl doch gerade der Beginn spektakulär sein sollte, das Thema es ja (leider) auch ist, empfängt mich Monotonie, keine Spannung. (Vielleicht sind meine Ansprüche nach dem Lesen vieler guter Geschichten ins Uferlose gewachsen.)

Hier sehe ich ein Logikproblem

Erst jetzt bemerkt sie das Blut, das zwischen ihren Beinen hinabläuft. Die Schmerzen in ihrem Bauch sind unerträglich. Übelkeit steigt in ihr hoch.
Wenn eine schwangere Frau in den Bauch getreten wir, denkt sie wahrscheinlich zuerst an das Leben in ihrem Leib. Da bemerkt sie nicht mal so nebenbei Blut zwischen ihren Beinen.
Wieso eigentlich hinabläuft? Liegt sie nicht am Boden?

Der Übergang zum nächsten Abschnitt ist nicht so gut gelöst. Sie wird ohnmächtig und dann setzt die Erinnerung an das Treffen mit ihrer Schulfreundin ein.

Sie umarmten sich, wie alte Freunde das tun, nahmen kurz Abstand um sich gegenseitig zu betrachten. „Na? Was seh´ ich denn da?“, neckte Merle sie.
Komma vor um
Merles Augen blitzten noch immer so spitzbübisch wie vor vielen Jahren, als sie in den Ferien gemeinsam in Oma Friedas Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten.
Was hätten sie sonst naschen können im Kirschbaum? Ich vermisse kreative Wortschöpfungen. Ich weiß ganz sicher, du kannst das besser.

Oder als sie dem doofen Timmy aus der 5b die Badehose geklaut hatten und er nackig nach Hause laufen musste.
Lena erinnerte sich auch sofort wieder an den Abend, als sie sich am Türsteher vorbei in den Klub geschlichen hatten. Mit zuviel Make-Up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.
Der Rückblick ist konkret, schöne Bilder, kann ich gut leiden

Leider hier gleich wieder zu klischeehafte Beschreibungen und Wortwiederholungen, ungeschickte Formulierungen, da ist nichts, was mich verblüfft.

Im Klub war es sehr voll. Es roch nach Schweiß und Zigarettenrauch. Der wummernde Bass der Musik fuhr ihr in die Eingeweide und ließ sie ihre Hüften unweigerlich bewegen. Alle bewegten sich im Rhythmus des Beats. Sie hatte ihre Freundin Merle aus den Augen verloren. Lena zwängte sich durch die Leiber von Menschen. Alle tanzten, feierten und ihre Körper rieben sich aneinander.
Da sah sie ihn plötzlich und sie war wie vom Blitz getroffen. Er stand in einer Gruppe junger Männer. Groß und schön. Ihr Traumprinz. Sie sah ihn einfach nur an. Und dann erblickte er sie. Die farbigen Lichter spielten auf ihren Gesichtern. Beide standen da in diesem überfüllten Klub und sahen einander in die Augen. Die Musik war plötzlich nicht mehr ohrenbetäubend. War da überhaupt noch Musik? Lena weiß es nicht. Sie beide waren eins. Aus der Welt, aus diesem Klub herausgerissen.
Ihre märchenhafte Liebe hatte begonnen.
Eine süße Mischung aus Märchen und Liebesroman, mit ein bisschen gutem Willen könnte ich Satire erkennen.

Weißt du Lind,
ich fühle mich gerade so richtig unwohl. Ich weiß ja, wie viel Arbeit in so ’ner Geschichte drin steckt. Du hast dich redlich bemüht, ein brisantes Thema gewählt, versucht, das Beste rauszuholen und da komme ich und kritisiere Formulierungen, Ungereimtheiten, Allgemeinplätze und wenn ich wollte, könnte ich immer so weiter machen. Aber ich will jetzt nicht.

Sag mal was, ob du schon bereit bist für mehr Pfeffer und ob du die Story auch nachwürzen willst.
Außerdem ist das ja nur meine Meinung und wir finden jemanden, der aus anderer Perspektive die KG liest.

Liebe Grüße, bis später dann,
peregrina

 

Hallo peregrina,

Ja, da hast du mich wohl voll erwischt. "Unter Dampf geschrieben" triffts! Tatsächlich hatte ich nur wenige Stunden Zeit, da die Frist ablief und ich unbedingt an der Challenge teilnehmen wollte. Zeit zum Überarbeiten war da nicht mehr.

Das Komma habe ich gesetzt. Alles andere muss sich selbst noch bei mir setzen, bin noch zu dicht dran und sehe grad nur noch "Buchstabensalat" (wie ein wunderschöner Titel hier in der Challenge auch ist).

Jetzt will ich erst einmal alle anderen Geschichten lesen. Da freu ich mich schon drauf!


Vielen Dank für deine Mühe!
Wenn ich soweit bin, darf ich dich beim Wort nehmen und nach mehr Pfeffer fragen??
(Vielleicht auch eher abgekoppelt von der Challenge, weil das ist nunmal jetzt der Text, den ich hier eingestellt habe. Der sollte dann auch bewertet werden, so wie er da steht)

Liebe Grüße
Lind

 
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Hallo Lind,

das finde ich eine kluge Entscheidung, den Text erstmal in die Kochkiste zu legen. Da kann sie garen, ohne dass ständig nachgefeuert werden muss.

Vor allem die Discoszene braucht den Blick aus etwas Abstand. So wirkt sie doch sehr naiv. Deine Prota darf ja naiv sein, der Autor aber nicht, der (bzw. die) muss hinter den Spiegel schauen.
Und es ist ja noch Zeit.

Und ich verrate dir auch noch was. Ich habe knapp vierzig Challenge-Geschichten bisher kommentiert und muss dringend eine Pause machen.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Lind,

der erste Absatz ist gut. Nicht, was den Inhalt betrifft, denn der ist natürlich grausam, aber du schreibst das sehr eindringlich, das tut weh beim Lesen und das soll es auch. Vor allem dieser Satz hat mir echt Bauchschmerzen gemacht:

Ihr gesamter Körper scheint am kalten Küchenfußboden festzukleben.
Da entstehen ganz schlimme Bilder bei mir im Kopf. Was ich sagen will: Der Anfang einer Geschichte ist sehr wichtig und du hast es mit deinem geschafft, mich da gleich voll reinzuziehen.

Dann, der nächste Absatz, der den ersten noch grausamer macht, denn man kapiert, was das Blut zwischen ihren Beinen bedeuten muss.

Der wummernde Bass der Musik fuhr ihr in die Eingeweide und ließ sie ihre Hüften unweigerlich bewegen.
"Unweigerlich" würde ich streichen.
Das Zusammentreffen zwischen Lena und ihrem "Märchenprinzen" ist mir ein wenig zu kitschig, zu schnell erzählt. Ich glaube, ich weiß, was du sagen willst und ich spüre ihre Naivität zwischen den Zeilen, die hier durchscheint (auch durchscheinen soll?). Aber es hätte mich an dieser Stelle nicht gestört, zu erfahren, was genau ihn ausmacht. Was ist da in seinem Blick, seiner Statur, seinem Gang, seiner Stimme? Wie spricht er sie an? Wie lernen sie sich kennen? Das kann ja durchaus in einer vernebelten Art erzählt werden, in der man sich befindet, wenn man verknallt ist, aber ein paar Mal drohende Vorzeichen durchblitzen lassen, hätte hier auch seinen Reiz. Du kannst da auf jeden Fall noch ausführlicher werden. Dann ist es umso schmerzvoller, wenn diese für sie vermeintlich perfekte Liebe sich als so grausam entpuppt.

Als die beiden Frauen im Café sitzen, würde ich nur einmal beschreiben, wie sie ihre Ärmel runterzieht und den Kragen hochklappt. Das wirkt noch viel besser, wenn du das subtiler machst. Merles Augen könnten zum Beispiel über ihre Handgelenke wandern und sie sagt aber erst einmal nichts dazu. Erst als Lena gehen will, sagt sie ihr einfach nur, dass sie für sie da ist, wenn sie Hilfe braucht. Dieses "Das darf er nicht" kommt mir hier zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger, wenn du das weglässt, wird die Szene noch bedrückender, glaube ich.

Er saß im Sessel und erwartete sie bereits. Schön und groß. Und kalt.
Das finde ich gut!

„Ihr Mann ist sich nur kurz einen Kaffee holen“, flötet sie, während sie Lena das Glas reicht. „Er wird bestimmt gleich wieder zurück sein. Er hat sich die ganze Zeit rührend um Sie gesorgt.“ Sie wirft einen beeindruckten Blick auf die prachtvollen Blumen.
Hier hätte ich am liebsten gekotzt. Aber eine gute Szene. Sie sagt viel darüber aus, wie wenig man in manchen Beziehungen hinter die Fassade blickt oder aber auch, wie andere Menschen vielleicht auch absichtlich die Augen verschließen, so nach dem Motto, das geht mich ja nichts an.

Sie sitzt da. Allein, völlig verstört, nur froh, dass da jemand kommen wird. Jemand, der sich die Mühe macht, sie jetzt hier abzuholen.
Als Merle sie in die Arme nimmt, hält sie immer noch den kleinen Zettel fest zwischen ihren Fingern. Entfaltet.
Den fetten Satz würde ich streichen. Das ist mir zu erklärend. Wie beschissen es Lena gehen muss, kann man sich lebhaft vorstellen, würdest du nur mit dem letzten dieser Sätze enden, wäre das eine stärkere Szene.

Was ich auch noch spannend gefunden hätte, wäre ein Auftritt ihres Mannes im Krankenhaus gewesen. Wie er den liebevollen Ehemann markiert und Lena innerlich fast daran erstickt, wie sehr sie ihn verabscheut. Dann würde dieses "Sie muss weg hier!" auch noch mal mehr Druck bekommen.

Das ist jetzt alles nur mein Leseeindruck, nimm dir, was du brauchen kannst. Ein düsteres Thema hast du dir da ausgesucht, das bei mir vieles in Gang gesetzt hat. Ich habe oben gelesen, dass du der Geschichte erstmal eine Pause gönnst, das kann ich verstehen. Ich bin dennoch gespannt, was daraus noch wird.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

Vielen Dank für deine Worte. Tut gut!
Ja, die Klub-Szene muss ich dringend nochmal überarbeiten. Danke für deinen Tipp, die Figur des "Traumprinzen" deutlicher herauszuarbeiten. Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, diese Figur komplett unbetrachtet zu lassen, damit klar wird, dass jeder Mann so sein könnte (oder so werden könnte). Egal ob blond, dick, dumm oder gebildet.
Ich werde deine Änderungsvorschläge sehr zeitnah in die Geschichte einarbeiten. Ich hätte solche "Korrekturen" echt gerne vor Fristablauf gemacht (so, wie es sich ja eigentlich gehört), aber ich habe den Text erst kurz vor Ultimo geschrieben.

Aber ich werde da heute oder morgen nochmal rangehen, um einige Sachen zu kürzen. das sollte man wohl noch machen dürfen...


Vielen dank für dein Feedback!
Lind

 

Kleine Änderungen gemacht und Abschnitte gekürzt.

Lind

 

Hallo Lind,

alles schon gesagt, aber vielleicht kann oder sollte man versuchen, solche Geschichten über individuelle Gewaltverhältnisse – ob sie sich in Kleinstgruppen oder Volksgruppen äußern - ein wenig zu überhöhen als Symbol für die getretene und missbrauchte Welt, die nicht nur der Stärkere, sondern auch der Gewaltbereitere gemäß göttlichem Auftrag untertan (ahd. untartan/mhd. undertan = unterjocht, verpflichtet, Partizip des ahd untartuon/mhd. undertuon = unterwerfen, auch reflexiv im „sich unterwerfen“, dass den Eindruck der Freiwilligkeit vermitteln kann). Und wer hätte nicht schon das blaue Auge bei einem gestandenen Kerl gesehen, der vor die Türklinke wahrscheinlich gelaufen ist …

Triviales

Komma vor Infinitivgruppe, hier wegen Abhängigkeit von Substantiv

Durch ihre zugeschwollenen Augen beginnt sie[,] sich im Raum zu orientieren.

Vergeblich versucht sie[,] sich am Tischbein hochzuziehen. Ihr gesamter Körper scheint[,] am kalten Küchenfußboden festzukleben.

Wie schön[,] dich zu sehen!“

In der Regel so weit und zu viel als unbestimmte räum-/zeitliche bzw.Mengenangabe immer auseinander (ausgenommen, soweit ich weiß, als Konjunktion oder als "ein Zuviel")

„Ja, bei uns ist es endlich so[...]weit.“

Mit zu[...]viel Make-p im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.

In dieser Rückblende hatte ich erst eine Geschlechtsumwandlung der Merle befürchtet

Sie hatte ihre Freundin Merle aus den Augen verloren. Lena zwängte sich durch die Leiber der Tanzenden, die ihre Körper in gleichförmigen Rhythmus der Musik aneinander rieben. Wo war Merle bloß?
Da sah sie ihn plötzlich! Er stand in einer Gruppe junger Männer. Groß und schön.
Naja, der „Traumprinz“ war dann doch schnell geklärt ...

... und begann ungeduldig[,] nach dem Kellner zu schnippen.
Sie hörte auf, von sich zu erzählen[,] und betrachtete Lena aufmerksam.

Seit einiger Zeit stehen Personen um Lena´s Bett herum
Im Deutschen wird übrigens das Gebitiv-s direkt am Wort angefügt, dem angloamerikanischen Raum dient der Apostroph zur Unterscheidung vom Plural-s

Kleine Flüchtigkeit gegen Ende

„Lena, ich komme! Wo bist du?[“]

Und ein angenehmer Schluss/-satz

Als Merle sie in die Arme nimmt, hält sie immer noch den kleinen Zettel fest zwischen ihren Fingern. Entfaltet.

Schön, dass Freundschaft frei von Besitzansprüchen und Machtverhältnissen sich „entfaltet“ gegenüber dem titelgebenden Mantel, der sich übers Schweigen des Tuns und Lassens hinter den Wänden wohlamntändiger Bürger sich neigt.

Gruß

Friedel,
der reale wie fiktive Gewaltausbrüche halt nicht gerne haben mag.

 

Hallo Friedrichard,


Danke, dass du meine Geschichte kommentiert hast. Das hat mich wirklich gefreut.
Die Kommas sind nun drin, auch der Schusselfehler gegen Ende bereinigt.

Dein Schlusssatz im Kommentar hat mir sehr gefallen. Das kann man nicht besser formulieren!

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind,

zwei Minuten, die ich nutze, um mein Challenge-Geschichten-Kommentierungs-Versprechen einzuhalten. Deine Geschichte las ich schon vor längere Zeit, deswegen kann meine Kritik auch schon überholt sein.

Ich verabscheue Gewalt und ganz besonders gegen hilflose Personen, weswegen Deine Geschichte einen schweren Stand hat bei mir, als Leser.

Und bei dem Thema Hilflosigkeit möchte ich einhaken, denn mir kommt ein Aspekt zu kurz (wenn man den Traumprinzen schon mehr oder weniger ausblendet). Warum bleibt Lena so lange bei diesem Gewaltmenschen, bis die Katastrophe passiert ist? Ihr innerer Konflikt würde mich interessieren. Ist es pervertierte Liebe? Abhängigkeit? Was treibt sie dazu? Warum ist sie so schwach? Oder ist sie gar nicht schwach, sondern etwas Morbides hält sie bei ihm? Warum kann sie ihre Persönlichkeit nicht entfalten?

Und dann der Treppensturz. Ich glaube, ein Arzt kann die Verletzungen, die ein Treppensturz verursacht, von den Schlagverletzungen unterscheiden. An dem Punkt ist die Geschichte für mich unglaubwürdig.

Das reine Lesen ging übrigens recht flüssig.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Lind,

eine dramatische Geschichte mit einem ernsten Thema. Der Ton trifft sehr gut, weckt Emotionen in mir, besonders am Ende. Da machst du ganz viel richtig. Es wurde moniert, dass du zu wenig erklärst, warum Lena überhaupt bei ihrem Mann geblieben ist; aber ich habe einfach mal unterstellt, dass du das nicht als Kernpunkt deiner Geschichte nehmen wolltest. Damit kann ich prinzipiell gut leben, allerdings verpasst du damit eine Gelegenheit, deine Prota und ihre Situation individueller zu zeichnen und sie von der stereotypen Konstellation "brutaler Ehemann schlägt wehrlose Ehefrau" abzuheben.

Ein paar Stellen schienen mir nicht ganz schlüssig:

Stolz wedelte sie mit dem neuen Ultraschallbild.
Das wirkt ein bisschen zu ausgelassen. Ich an ihrer Stelle (okay, sehr großer Gedankensprung ...) würde das Kind gedanklich mit dem prügelnden Erzeuger verbinden und mir schon mal eine Menge Sorgen machen, was meine Stimmung deutlich dämpfen würde. Kann aber sein, dass sie sich diese gedankliche Flucht auch mal erlaubt oder dass sie vor der Freundin auch ein bisschen heile Welt schauspielert.

„Warum bist du so still?“, fragte sie. (...) „Sag schon! Ist was passiert?“
Das wirkt unerwartet naiv, denn:
Was dann geschah, hätte Lena ahnen müssen, hatte sie es doch schon einige Male zuvor erlebt.
Ich hätte es logischer gefunden, wenn Lena schon beim ersten Anzeichen von Verärgerung des Mannes beginnt, sich zu entschuldigen, eben weil sie aus langer leidvoller Erfahrung weiß, was ihn aufregt.

In diesem Augenblick betritt eine ältere Schwester den Raum und kommt mit vor Freude strahlenden Augen auf Lena zu.
Auch das etwas zu fröhlich: Die Patientin hat immerhin ihr Baby verloren.

„Schlimm aber auch, was Ihnen passiert ist! Die Treppe hinuntergestürzt. Gestolpert. Ach Kindchen, wie kann Ihnen denn so was passieren? Ich kann es nicht glauben. Gut, dass ihr Mann sie so schnell gefunden hat“, plaudert sie unbeschwert weiter.

Geschichtenwerker hat es schon moniert: Wenn Merle die Zeichen erkennt, dann tut es das medizinische Personal im Krankenhaus allemal. Die sind auch für so etwas geschult (nicht nur bei Frauen, auch bei Kindern).

Wenn du diese Passagen plausibler hinkriegst, dann ist das m.E. eine sehr starke Geschichte!

Und dann habe ich noch ein paar kleine Textstellen gefunden:

Mit zu viell Make-up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.
viel

„Lass uns einen Capuccino zusammen trinken!“, lachte sie und zeigte auf ein Cafe´ auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Cappuccino und Café (beides kommt mehrmals vor)

Es gab ja soviel zu erzählen.
so viel

Er war bestimmt schon zu Hause. Rasch bezahlte sie ihr Getränk und wollte nach Hause eilen.
unschöne Wiederholung

In entschuldigendem Ton erzählte Lena von Merle, die sie zufällig auf der Straße getroffen hatteKomma und von ihrem Nachmittag im Cafe´.

Völlig überrumpelt schrie Lena, er solle sie los lassen, ihr erklären, was denn eigentlich los sei.
loslassen

„Aber ich hab´ dir doch gerade erzähltKomma wo ich war.
Hier sieht man übrigens, dass du durchgängig einen Akzent ´ anstelle eines Apostrophs ' verwendest. Den Letzteren findest du auf der Tastatur rechts vom Ä (also Shift-#).

„NaKomma das haben wir gleich“, antwortet die Schwester

Gut, dass ihr Mann sie so schnell gefunden hat“, plaudert sie unbeschwert weiter.
Ihr und Sie

Fern ab der Welt sammelt sich ein brennender Druck hinter ihrer Stirn.
Fernab

Draußen im Gang wird ihr schwindelig und sie muss sich setzten.
setzen

Ein Text mit viel Potential!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Lind,

die Geschichte hat auf jeden Fall gute Ansätze, aber sie überzeugt mich noch nicht durchweg. Du erzählst Dinge, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, in einem ziemlich kurzen Text. Stellenweise funktioniert das ganz gut, weil du schlaglichtartig besonders bedeutsame oder dramatische Momente beleuchtest. Aber an manchen Stellen kommt mir das Innenleben der Figuren ein wenig zu kurz, da wirken sie ein bisschen holzschnittartig.

Also zum Beispiel die Entwicklung von einer Beziehung von „Das ist mein Traumprinz“ zu so massiver körperlicher Gewalt durch den Partner, das passiert ja normalerweise nicht von heute auf morgen. Da gibt es viele kleine Eskalationsschritte dazwischen. Ich denke, deshalb ist es für Opfer häuslicher Gewalt auch oft schwierig, aus der Situation herauszukommen. Wenn einer heute nett zu dir ist und dir morgen eine reinhaut, dann siehst du sofort: da stimmt was nicht, und kannst den schleunigst abservieren. Aber wenn sich das langsam entwickelt, so dass das morgen nie drastisch schlimmer ist als das heute, sondern nur ein kleines bisschen, dann fällt es schwerer zu erkennen, dass das, was da passiert, nicht normal und nicht in Ordnung ist – selbst wenn es jemanden gibt wie Merle, der Hilfe anbietet.

Es wäre vielleicht gut, wenn du dir mehr Zeit lässt, um die Geschichte zu erzählen. Andererseits hat es auch was für sich, quasi nur die Wendepunkte zu zeigen und den Rest zwischen den Zeilen zu lassen. Das macht es aber schwieriger, die Figuren lebendig und nicht klischeehaft wirken zu lassen.

Na ja, das ist halt so eine Frage, wo man ein bisschen abwägen muss und überlegen, was einem am Wichtigsten ist. Eigentlich finde ich es gut, dass du das so kurz und schlaglichtartig gemacht hast – aber ich glaube, der Schwierigkeitsgrad ist da höher, als bei einer „auserzählten“ Geschichte.

Du kannst ja überlegen, ob du manches noch ausführlicher schreiben willst, auf jeden Fall gibt es ein paar sprachliche Kleinigkeiten, die du dir noch mal anschauen solltest:

Dann umfängt sie wohlige Finsternis.
Ich finde, „wohlig“ passt da gar nicht. Die Finsternis ist ihr in dem Moment willkommen, weil es schmerzhafter wäre, bei Bewusstsein zu bleiben, aber ein Wohlfühlmoment ist das sicher nicht. In so einem Zusammenhang wird oft „gnädige Finsternis“ geschrieben – das ist zwar ein bisschen ausgelutscht, trifft es aber meiner Meinung nach deutlich besser.

„Na? Was seh´ ich denn da?“, neckte Merle sie.
Vorsicht, bei dir geraten der Accent und das Apostroph durcheinander. Der Accent ist das, was bei Wörtern wie „Café“ als Betonungszeichen auftaucht. Auf der Tastatur ist der neben dem ß. Das Apostroph ist das, was man bei ausgelassenen Buchstaben benutzt, wie in diesem Fall bei „seh’“ statt „sehe“. Das findest du auf der Tastatur neben dem ä, über der Raute (#). Das ist das, was hier zum Einsatz kommen muss. :)

Mit zu viell Make-up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.
Da ist auch noch ein l zu viel

„Lass uns einen Capuccino zusammen trinken!“, lachte sie und zeigte auf ein Cafe´ auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Das ist jetzt der Accent. Und der muss über das é von Café statt hinten dran. Der Trick ist, zuerst die Accent-Taste und dann das e zu drücken. :)

„Aber sag´! Was ist bei dir so alles passiert?“, wollte Lena wissen
Das müsste wieder ein Apostroph sein: sag’ – also das Ding über der Raute (#).

Ruf´ mich an, wenn du Hilfe willst!“ Sie schob den Zettel in Lenas Manteltasche, als diese sich umdrehte und aus dem Cafe´ stürmte.
Ruf’ (Apostroph) und Café

„Schlimm aber auch, was Ihnen passiert ist! Die Treppe hinuntergestürzt. Gestolpert. Ach Kindchen, wie kann Ihnen denn so was passieren? Ich kann es nicht glauben. Gut, dass ihr Mann sie so schnell gefunden hat“,
Ich hoffe, dass heutzutage in Krankenhäusern das Bewusstsein dafür schon ein bisschen stärker ausgeprägt ist, dass man bei Männern, deren Frau „die Treppe hinuntergestürzt“ ist, ein bisschen genauer hin schauen und vielleicht mal vorsichtig nachfragen sollte, ob das tatsächlich so war. Trotzdem denke ich, völlig unrealistisch ist die Szene nicht. Wenn sie bei den früheren Angriffen nicht auch schon im Krankenhaus gelandet ist und der Typ sich überzeugend als besorgter Ehemann inszeniert hat, kann ich mir schon vorstellen, dass die Krankenschwester drauf reingefallen ist.

Sie wankt zum Schrank, zieht sich ihren Mantel über und taumelt immer wieder Halt suchend aus dem Zimmer.
Das klingt, als würde sie immer wieder aus dem Zimmer taumeln. Du könntest schreiben: „taumelt aus dem Zimmer, immer wieder Halt suchend.“ Dann wäre es eindeutig.

Draußen im Gang wird ihr schwindelig und sie muss sich setzten.
setzen

Grüße von Perdita

 
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Hallo Lind,

häusliche Gewalt, das ist immer ein heftiges Thema, das mitnimmt. Und du setzt noch einen drauf, indem deine Protagonistin nach der Attacke ihres Mannes ihr ungeborenes Kind verliert. Das ist ein starkes Stück, das muss man erstmal verdauen. Aber es muss immer erst was passieren, bevor sich was ändert. Deine Protagonist reißt sich von der passiven Opferrolle los und beginnt, sich endlich von dem Schwein zu lösen.

Dein Text wirkt auf mich sehr authentisch, so könnte sich tatsächlich irgendwo zugetragen haben und das ist natürlich sehr traurig. Und deine Protagonistin verhält sich auch sehr realistisch in dieser Opferrolle mit dem Schläger zuhause. Das hat mir gut gefallen.

Meiner Meinung nach könnte der Text aber noch ein bisschen Feinschliff vertragen.

Lena hört die Tür ins Schloss fallen. Er ist weg. Durch ihre zugeschwollenen Augen beginnt sie, sich im Raum zu orientieren. Benommen nimmt sie die Möbelstücke um sich herum wahr. Vergeblich versucht sie, sich am Tischbein hochzuziehen. Ihr gesamter Körper scheint am kalten Küchenfußboden festzukleben. Erst jetzt bemerkt sie das Blut, das zwischen ihren Beinen hinabläuft. Dann umfängt sie wohlige Finsternis

Dieses orientierungslos Zusichkommen, das ist so ein Anfang, den hat man schon tausendmal gelesen, da ist nichts mehr zu holen, der reißt die Leser nicht mit. Den ersten Absatz würde ich eiskalt raushauen, Wichtiges später verbauen und direkt mit Merle einsteigen.

Mit zu viell Make-up im Gesicht und zu wenig Stoff am Leib.

viel

Aus den dunklen Ecken kamen unbekannte Geräusche, die ihr ein wenig Angst machten.

Was sind das für Geräusche? Warum machen die Lena Angst? Hier könntest du den Leser noch tiefer in die Szene führen.

Da sah sie ihn plötzlich! Er stand in einer Gruppe junger Männer. Groß und schön. Ihr Traumprinz! Sie sah ihn einfach nur an. Und dann erblickte er sie. Die farbigen Lichter zuckten auf ihren Gesichtern. Die Musik war plötzlich nicht mehr ohrenbetäubend.

Das kommt mir etwas zu plötzlich. Was ist so anziehend an ihm? Groß und schön, das reicht mir nicht. Sie sehen sich an; was bewegt Lena in diesem Moment? Du bleibst hier etwas zu oberflächlich. Und auch später erfolgt die Wendung vom netten Typen zum Schläger viel zu plötzlich. Ich meine, der Leser kennt den Kerl ja kaum, er bleibt als Charakter viel zu blass. Er ist einfach nur ein Schläger, fertig. Warum, und wie es sich dazu entwickelt hat, das bleibt leider außen vor.

„Lass uns einen Capuccino zusammen trinken!“, lachte sie und zeigte auf ein Cafe´ auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Cappuccino; Café

Es gab ja soviel zu erzählen.

so viel
Aber ich finde, den Satz brauchst du nicht. Der wirkt ein bisschen ulkig, und es geht ja auch ohne diesen Satz hervor, dass sich die beiden seit Langem mal wiedersehen und es viel zu bequatschen gibt.

Aber sag´!

Den Apostroph braucht es beim Imperativ nicht. Generell benutzt du hier zudem das falsche Satzzeichen. Besser wäre: '. Mit Strg+F kannst du alle falschen Apostrophe schnell ersetzen, wenn du sie in dem kleinen Suchfenster, das dann erscheint, eingibst.

„Aber sag´! Was ist bei dir so alles passiert?“, wollte Lena wissen und begann Merle Löcher in den Bauch zu fragen.

Kann weg, das reimt sich der Leser selbst zusammen.

In entschuldigendem Ton erzählte Lena von Merle, die sie zufällig auf der Straße getroffen hatte Komma und von ihrem Nachmittag im Cafe´.

Völlig überrumpelt schrie Lena, er solle sie los lassen, ihr erklären, was denn eigentlich los sei. Er stieß sie auf den Fliesenboden und Lena prallte dabei böse mit der Schulter gegen den Rand der Wanne.

loslassen
Das Markierte könntest du streichen, also mit Lena schrie anfangen und so weiter.

Seine Augen waren blutrot und voller Zorn.

Das hört sich ungesund an. :D

Doch er schrie wie wild. „Ich komme hier nach Hause, und meine Frau treibt sich irgendwo rum! Ich lass mich nicht von dir an der Nase herumführen!“, brüllte er.

Eines reicht aus.

Aber ich hab´ dir doch gerade erzählt Komma wo ich war.

Rasch richtet Sie mit geübten Handgriffen das Kopfteil von Lenas Bett auf.

sie

„Ihr Mann ist sich nur kurz einen Kaffee holen“, flötet sie, während sie Lena das Glas reicht.

Solche ungewöhnlichen Verben wirken meist unfreiwillig komisch, und sie nehmen dem Leser ab, sich die Szene selbst vorzustellen. Du gibst alles vor, und das verhindert, dass der Leser tiefer in der Szene versinkt. Ich persönlich benutze zu 98% nur fragte und sagte. Das musst du natürlich nicht, Gott bewahre, aber es schadet nicht, als Autor hin und wieder in den Hintergrund zu treten, dem Leser solche Details selbst zu überlassen.

„Kann ich etwas für Sie tun? Haben Sie einen Wunsch?“, fragt sie nett.
„Durst“, haucht Lena leise. Ihre rissigen Lippen schmerzen.

Solche Adverbien braucht es fast nie. Das geht alles aus dem Kontext schon hervor. Man haucht z.B. immer leise. Das ist immer so die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, den Text zu verknappen. Achte demnächst mal darauf, wenn du deine Texte durchgehst, du wirst sehen, sie fließen ohne Adverbien besser. ;)

„Na Komma das haben wir gleich“, antwortet die Schwester und gießt flink etwas Wasser in ein Glas.

Ach Kindchen, wie kann Ihnen denn so was passieren? Ich kann es nicht glauben. Gut, dass ihr Mann sie so schnell gefunden hat“, plaudert sie unbeschwert weiter.

sowas; Ihr; kann man denn beschwert plaudern?

Die Schwester huscht lautlos aus dem Raum.

Man huscht immer lautlos. Siehst du, was ich meine? Das könnte alles raus und der Text gewänne an Fahrt, wäre viel flüssiger.

Schlagartig überfällt sie die Erinnerung.

Die Erinnerung überfällt sie. Fertig. Da sind sehr viele solcher Stellen, die das Lesevergnügen ein bisschen hemmen.

Wenn du an diesen Dinge etwas feilst, hast du hier eine intensive Geschichte über häusliche Gewalt und ihre schrecklichen Folgen. Aber auch so habe ich deine Story gerne gelesen. ;)

Liebe Grüße
gibberish

 

Hallo Geschichtenwerker, The Incredible Holg, Perdita und gibberish,

Ich hoffe, es geht in Ordnung, wenn ich euch allen gemeinsam eine kleine Vorabmeldung gebe. Ausführlicher mache ich es Anfang nächster Woche. Da werde ich mir alles genauer anschauen und eure Vorschläge und Tipps einarbeiten. Nach der Lesenacht gestern, brauch ich jetzt mal ein, zwei Tage Abstand. Langsam beginnt die Challenge mich zu schlauchen.

Ich möchte mich hiermit einfach schonmal ganz, ganz doll für eure Kommentare bedanken. Ihr habt meiner Geschichte viel Zeit geopfert (das sieht man ja schon an der Länge eurer Kommentare).

Nächste Woche also mehr Feedback von mir. Da werde ich dann auch die Schreibfehler ändern.


Ich wünsche einen schönen 3.Advent!
Lind

 

Hallo Geschichtenwerker,

sorry, dass meine Rückmeldung erst so spät erfolgt. Aber ich war nach der Lesenacht und den Tagen davor einfach übersättig von Kurzgeschichten. Da konnt' ich keinen Buchstaben mehr sehen...
Jetzt also: Danke für deinen Kommentar und das du die Geschichte gelesen hast.

Du hast zwei Punkte angesprochen, die dir zu kurz kommen oder unplausibel erscheinen:

Warum bleibt Lena so lange bei diesem Gewaltmenschen, bis die Katastrophe passiert ist? Ihr innerer Konflikt würde mich interessieren. Ist es pervertierte Liebe? Abhängigkeit? Was treibt sie dazu? Warum ist sie so schwach? Oder ist sie gar nicht schwach, sondern etwas Morbides hält sie bei ihm? Warum kann sie ihre Persönlichkeit nicht entfalten?

Ja, warum bleiben so viele Frauen so lange bei ihren Männern, die sie immer wieder schlagen? Ich habe die Geschichte dahingehend vereinfacht, nur die Entscheidung zum Ausbruch aus dieser Beziehung zu zeigen, die ohne Merles Zettel vielleicht nicht vollendet worden wäre, weil Lena vielleicht wieder zu ihm zurückgegangen wäre. Tiefer in ihren inneren Konflikt einzutauchen, ist eine Idee.

Ich glaube, ein Arzt kann die Verletzungen, die ein Treppensturz verursacht, von den Schlagverletzungen unterscheiden. An dem Punkt ist die Geschichte für mich unglaubwürdig.

Ja, ja. Damit haben einige Wortkrieger ein Problem (siehe andere Kommentare). Mal sehen, was sich da noch machen lässt...

Das reine Lesen ging übrigens recht flüssig.

Großen Dank dafür!!

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind,

keine Sorge. Ich erwarte keine und schon gar keine schnelle Reaktion auf meinen Kommentar. Wir haben schließlich alle ein Leben außerhalb des Forums.

Ich habe die Geschichte dahingehend vereinfacht, nur die Entscheidung zum Ausbruch aus dieser Beziehung zu zeigen, die ohne Merles Zettel vielleicht nicht vollendet worden wäre, weil Lena vielleicht wieder zu ihm zurückgegangen wäre. Tiefer in ihren inneren Konflikt einzutauchen, ist eine Idee.

Ich verstehe die Motivation zur Vereinfachung sehr gut. Aber ich denke, dass der Grund, warum sie bei ihm blieb, eine starke Rolle in ihrem Verhalten spielt. Vielleicht musst Du den Konflikt gar nicht darstellen, sondern es mag auch reichen, die Auswirkungen des inneren Konflikts in ihrem Handeln anzudeuten.

Zum Beispiel, wird eine Frau, die denkt, dass sie ohne einen solchen "starken" Mann nicht leben kann, sehr unsicher sein ohne ihn. Diese Unsicherheit spiegelt sich dann in ihrem täglichen Handeln (sitzen die Haare? Passt das Kleid? Passen die Schuhe zum Kleid? Usw.)

Gruß
Geschichtenwerker

P.S. Gern geschehen. Ich lerne durch das Kommentieren selbst sehr viel.

 

Hallo The Incredible Holg,

erst einmal einen lieben Dank für deinen umfangreichen Kommentar. Das war bestimmt zeitaufwendig und ich weiß das zu schätzen.

Die Rechtschreibfehler habe ich soweit korrigiert.

...dass du durchgängig einen Akzent ´ anstelle eines Apostrophs ' verwendest. Den Letzteren findest du auf der Tastatur rechts vom Ä (also Shift-#).
Das hat mich tatsächlich richtig weitergebracht! Da hatte ich bisher nie drauf geachtet. Echt was gelernt! (Auch wenn's mir ein wenig peinlich ist...)

Ein paar Stellen schienen mir nicht ganz schlüssig:

Stolz wedelte sie mit dem neuen Ultraschallbild.

Das wirkt ein bisschen zu ausgelassen. Ich an ihrer Stelle (okay, sehr großer Gedankensprung ...) würde das Kind gedanklich mit dem prügelnden Erzeuger verbinden und mir schon mal eine Menge Sorgen machen, was meine Stimmung deutlich dämpfen würde. Kann aber sein, dass sie sich diese gedankliche Flucht auch mal erlaubt oder dass sie vor der Freundin auch ein bisschen heile Welt schauspielert.


Lena hatte doch einen Kinderwunsch. Und überspielen will sie dann auch noch. Deshalb das ein wenig aufgedrehte. Aber vielleicht habe ich das nicht klar genug rübergebracht.

Wenn Merle die Zeichen erkennt, dann tut es das medizinische Personal im Krankenhaus allemal. Die sind auch für so etwas geschult (nicht nur bei Frauen, auch bei Kindern).
Einige finden das unglaubwürdig. Einzelne halten dies allerdings nicht für unrealistisch.
Ich sehe, dass da ein Knackpunkt ist, den ich vielleicht überarbeiten sollte. Noch habe ich keine passende Idee dafür.

An die anderen von dir angemerkten Textstellen bin ich nochmal rangegangen.

Nochmals vielen Dank!
Lind

 

Hallo Lind,

ich habe die bisherigen Kommentare noch nicht gelesen, vielleicht kommt da jetzt was Doppeltes.

Zunächst fällt mir auf, dass du öfter Wortwiederholungen hast, die man sicher ausbauen könnte:

Durch ihre zugeschwollenen Augen beginnt sie, sich im Raum zu orientieren. Benommen nimmt sie die Möbelstücke um sich herum wahr. Vergeblich versucht sie, sich am Tischbein hochzuziehen.
3 x sich

sich nicht mehr gesehen.
„Hey Lena! Wie schön, dich zu sehen!“
gesehen / sehen

als sie in den Ferien gemeinsam in Oma Friedas Kirschbaum saßen und die Kirschen naschten.
Vorschlag:
und die Früchte naschten.

Der wummernde Bass der Musik
in gleichförmigen Rhythmus der Musik
Das letzte „der Musik“ kann ganz raus. Es ist ja klar, dass die Musik den Rhythmus macht.

Wieso hat sie eigentlich Angst in der Disco?

Stolz wedelte sie mit dem neuen Ultraschallbild.
„Kinder sind was Wunderbares!“, sagte Merle. „Ihr werdet eure Freude haben.“
Ein wenig mager, die Aussage. Normalerweise fragt man doch, was es wird, in welcher Woche man ist etc.

„Hey, wie geht's dir, Lena?“, fragte Merle.
So etwas fragt man doch als erstes und nicht erst, wenn man sich hingesetzt hat.
So hättest du auch die Wiederholung am Anfang raus („Wie schön, dich zu sehen!“)

„Wo warst du den ganzen Tag?“, brüllte er sie an. Seine Augen waren blutrot.
„Das habe ich dir doch gerade erzählt“, antwortete Lena,
Wann hat sie das denn geantwortet?

Doch er schrie wie wild. „Ich komme hier nach Hause, und meine Frau treibt sich irgendwo rum! Ich lass mich nicht von dir an der Nase herumführen!“, brüllte er.
„brüllte er“ kann weg. Davor steht ja schon „schrie wie wild“.

Die Treppe hinuntergestürzt. Gestolpert.
Aber da hat man doch ganz andere Wunden. Das sehen die Ärzte doch. :confused:

Lena kann ihren Babybauch nicht ertasten
Hm. Selbst nach der Geburt eines Kindes ist der Babybauch nicht "sofort" weg, dass man ihn nicht mehr erfühlen kann. Das kann je nach Frau und Körper doch Wochen dauern.

Mich hätte interessiert, warum der Kerl denn so brutal ist und warum sie so lange bei ihm geblieben ist. Da fehlt mir ein wenig Hintergrund.

Die beiden Logikfehler – Treppensturz/Gewalt bzw. Schläge und der verschwundene Babybauch – mindern meinen Lesespaß.
Ich finde aber, es lohnt sich, die Geschichte auszubauen. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

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