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Der Mann im Zug und das Mädchen

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23.01.2007
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Der Mann im Zug und das Mädchen

Eigentlich möchte ich schreiben, aber mir gegenüber sitzt Jasmin. Oder Nicole. Vielleicht heißt sie auch Marie oder Annabel, ich kann es nicht so genau sagen, sie hat noch nicht mit mir gesprochen.
Sie drückt ihre schwarzen Locken ans kalte Fenster, ihre Unterlippe schiebt sich vor, es sieht aus, als würde sie schmollen, dabei schläft sie schon seit zwanzig Minuten. Die Arme vor der Brust verschränkt sitzt sie da, den Mantel hat sie nicht ausgezogen, vielleicht ist ihr kalt. Ich bin sicher, sie kuschelt gerne, drückt sich vor dem Fernseher gemütlich in die weichen Kissen, streichelt ihre Katze und zündet Kerzen an, wenn sie badet.
Ich habe mein Notebook aufgestellt. Bilde mir ein, ich könnte die Zeit nutzen, diese drei Stunden von Stuttgart nach Frankfurt, aber so weit kommt es selten. Man kann nur schreiben, habe ich gehört, wenn man nicht abgelenkt ist. Wenn man sich auf das konzentrieren kann, was man erzählen möchte.
Aber vielleicht möchte ich von Jasmin erzählen. Von ihrer zu großen Nase, vom Kondenswasser, das sich auf der Scheibe niederschlägt, wenn sie atmet und von den zwei, drei Pickeln im Gesicht, die sie zu überschminken versucht hat.
Ob ihr Schal nach Jasmin duftet? Locker wickelt er sich um ihren Hals, dunkelrote Wollfäden vermischen sich mit dunkelblauen. Vielleicht hat sie ihn selbst gestrickt und aus der gleichen Wolle auch noch Socken gefertigt, einen blau, den anderen rot. Mama würde sie abfällig betrachten, diese Farbkombination. Das würde zu ihrem Schmollmund passen, dieser kleine Protest für zu Hause, der Trotz, wenn niemand es sieht – außer Eingeweihte.
Sie kräuselt die Nase, blinzelt, und betrachtet müde die Schneelandschaft vor dem Fenster. Im Abteil klingelt ein Telefon, jemand murmelt leise, ich kann nicht verstehen, um was es geht. Kurz streift mich Jasmins Blick und ich versuche, darin zu lesen, aber da beugt sie sich schon zu ihrer Tasche und holt ein Buch hervor, legt es auf den kleinen Tisch, der sich zwischen uns befindet, schlägt es an einer Stelle auf, die mit einem gelben Post-It markiert ist und liest mit Hilfe ihres Zeigefingers Zeile um Zeile. Blättert um, kramt mit der anderen Hand einen Bleistift aus der Manteltasche, beginnt, Textstellen zu unterstreichen und legt ab und an die Stirn in Falten.
Ich zwinge mich, nach draußen zu sehen. Dörfer ziehen an uns vorbei, eine verschneite, viel zu malerische Winterlandschaft, sanfte Hügel durchfurcht von Hecken und Gestrüpp.
Meine Tasche liegt am Boden, ich bücke mich und brauche eine Weile, bis ich mein Buch hervorgeholt habe, weil ich die Zeit nutze, um ihre Schuhe zu betrachten. Graubraune Lederstiefel, an den Spitzen abgewetzt – nichts Besonderes, Alltagsschuhe. Darin stecken ihre Schenkel in dunklen Jeans und ich frage mich, ob das nicht unbequem ist in den Stiefeln, wenn die Hose Falten wirft.
Jasmin nimmt keine Notiz von mir und ich lehne mich zurück, schiebe meinen Schuh vor, nur ein paar Zentimeter, bis er ihren Stiefel berührt. Das ist wagemutig, ich weiß, aber auch nur eine zufällige Geste. Nichts, was man mir falsch auslegen könnte.
Sie wippt mit dem Fuß, das sanfte Auf und Ab überträgt sich auf mich, wandert meine Schenkel hoch in meinen Bauch. Ich bilde mir ein, die Wärme ihrer Zehen spüren zu können, durch die zwei Lagen Leder hindurch. Es ist, als hätte ich eine verbotene Verbindung hergestellt zu diesem fremden, weiblichen Wesen.
Die Zeit vergeht schneller, wenn ich lese. Draußen verändert sich die Landschaft, wir fahren durch die Vororte von Frankfurt und ich stelle fest, dass ich nicht bekommen habe, was ich wollte. Vielleicht habe ich auf eine Regung von Jasmin gewartet, auf ein Zeichen, einen Blick von ihr, der mir gesagt hätte: Sprich mich an.
In meiner Erinnerung spule ich die Zugfahrt noch einmal ab, prüfe jedes Detail, aber da war nichts. Hier ist nichts zu holen, sage ich mir und weiß gleichzeitig, dass ich nichts holen wollte, sondern auf ein Geschenk gewartet habe: Einen Blick vielleicht, ein Lächeln, eine Bestätigung - dann hätte ich sie gefragt, ob sie Lust auf Plaudern hätte, in einer gemütlichen Bar vielleicht, bei einem Glas Rotwein, der doch farblich so gut zu ihrem Schal passen würde. Sie hätte gelächelt und mir ihre Nummer gegeben und ich hätte den Abend damit verbracht, darüber nachzudenken, ob ich anrufen sollte – oder nicht.
Wir fahren in den Bahnhof ein, sie steckt ihr Buch zurück in die Tasche, zieht den Reißverschluss zu und steht auf. Mit den anderen Fahrgästen in einer Reihe geht sie den schmalen Gang entlang in Richtung Ausgang. Ich zögere, stelle fest, dass der Moment vorbei ist, in dem ich sie hätte ansprechen können.
Als Letzter stehe ich auf und sehe, dass Jasmin draußen auf dem Bahnsteig stehenbleibt. Plötzlich hab ich es eilig, zum Ausgang zu kommen, drängle mich an den anderen Fahrgästen vorbei, remple mit meiner großen Tasche an, entschuldige mich, gelange ins Freie und blicke mich um.
Aber sie ist weg. Das Mädchen mit der süßen Nase ist unauffindbar und ich stehe inmitten hektischer Menschen und finde sie nicht.
So sind sie, die Frauen, denke ich mir, und atme tief ein und aus, als müsste ich mich vergewissern, dass ich noch lebe, spüre die kühle Luft in meine Lungen dringen und wieder hinaus, sehe zu, wie sie zu klammem Dampf kondensiert und den Bahnsteig entlang davontreibt, bis nichts mehr von ihr übrig ist.

 
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Moikka yours,

hm, war das für eine Übung, sowas wie "Beschreiben Sie eine Figur in X Zeilen, daß der Leser sie lebendig vor sich sieht"? Das soll jetzt wirklich nicht fies klingen, aber mir fehlt in dieser langen Beobachtung eine Geschichte. Daß das Mädchen am Ende nicht mehr aufzufinden ist, kein Kontakt zustande kam und sich alles wie in Luft auflöst, ist realistisch und auch hübsch unaufgeregt aufgelöst. Aber das macht die Sache für mich leider auch nicht interessanter.

Die Situation ist ja nicht nur hundertfach selbst erlebt, sondern auch ebenso oft hier beschrieben worden. Was hebt diesen Text ab? Ich sehe nix, leider. Nicht von der Perspektive des Erzählers, der Haltung zur Figur, zu sich selbst her. Keine erfrischende Handlung/Wende.

Die schwarzen Haare sind gelockt, doch sie drückt sie am kalten Fenster platt. Ihre Unterlippe schiebt sich weiter vor als die Oberlippe, es sieht aus, als würde sie schmollen, dabei schläft sie schon seit zwanzig Minuten. (...) Von ihrer zu großen Nase, vom Kondenswasser, das sich auf der Scheibe niederschlägt, wenn sie atmet und von den zwei, drei Pickeln im Gesicht, die sie zu überschminken versucht hat. Ihre Haare sind im Ansatz strähnig, fast fettig und ich bin sicher, wenn sie den Kopf dreht, bleibt ein Abdruck am Fenster zurück.
Das klingt für mich zu angestrengt und gekünstelt. Es ist nichtmal, daß die Formulierungen allesamt unschön wären - es ist zu sehr der Autor zu erkennen, der sagt "schaut her, all diese kleinen Details, wie hübsch es doch das Mädel charakterisiert". Hier fehlt die Leichtigkeit, die beim Lesen ein Bild entstehen läßt - stattdessen begucke ich mir kalt und analytisch Deine Wortwahl. Schade drum, aber weniger ist manchmal mehr.

Sie kräuselt die Nase, blinzelt, und betrachtet müde die Schneelandschaft vor dem Fenster. Im Abteil klingelt ein Telefon, jemand murmelt leise, ich kann nicht verstehen, um was es geht. Kurz streift mich Jasmins Blick und ich versuche, darin zu lesen, versuche, etwas zu erkennen in dem kühlen Blaugrau ihrer Augen, aber da beugt sie sich schon zu ihrer Tasche und holt ein Buch hervor, legt es auf den kleinen Tisch, der sich zwischen uns befindet, schlägt es an einer Stelle auf, die mit einem gelben Post-It markiert ist und liest mit Hilfe ihres Zeigefingers Zeile um Zeile. Blättert um, kramt mit der anderen Hand einen Bleistift aus der Manteltasche, beginnt, Textstellen zu unterstreichen und legt ab und an die Stirn in Falten.
Irrelevant. Schlimmer als ein Dogmafilm in Zeitlupe.

Ob in den Häusern, die ab und an vorbeiziehen, wirklich Menschen wohnen? Oder bestehen sie nur aus Pappe, sind lediglich Bilder von Häusern, abgedruckt und aufgestellt, damit wir die Illusion haben, die Welt wäre groß und unergründlich?
Och yours, das ist doch pseudo-philosophisch, das kannst Du viel viel besser! Ginge nur, wenn der Text Satire sein sollte (hab ich was übersehen?).
Ich zwinge mich, nach draußen zu sehen.
Das ist ein toller Satz. Man wird richtig wach. Sagt was über den Erzähler, ist kurz, klar, dringlich. Davon mehr bitte.

So sind sie, die Frauen, denke ich mir, und atme tief ein und aus, als müsste ich mich vergewissern, dass ich noch lebe, spüre die kühle Luft in meine Lungen dringen und wieder hinaus, sehe zu, wie sie zu klammem Dampf kondensiert und den Bahnsteig entlang davontreibt, bis nichts mehr von ihr übrig ist.
Fettes sind verquaste Platitüden, dann wird es spannend. Mach klammem noch wech, das sind zu viele Ms mit Dampf. Ist zwar ein etwas kitschiges Bild, aber das stört überhaupt nicht. Außerdem ein netter Zirkelschluß zu der Scheibe - ja, sehr auffällig, aber funktioniert trotzdem. Auch wäre hier wie gesagt weniger mehr, das erste kannst Du getrost streichen. Zumal Du - wie im gesamten Text - vieles doppelt und dreifach sagst. Hier: atmen/Luft in und aus Lungen - verflüchtigter Dampf/nix mehr übrig. Das wirkt unentschlossen und vage, als ob Du Deinen Worten keine Aussage zutraust. So entstehen bei mir keine Bilder im Kopf, der Text lebt nicht.

Es wäre gut, wenn Du die Bilder in einen lockeren Fluß bringen würdest, mehr tupfen, nicht alles so reinwürgen und aufpfropfen (aua, das Wort sieht fies aus). Einen unvorhersehbaren, schlauen Dreh in einem plot reinbringen würdest.
Und setz doch Punkte zwischen getrennten Sätzen, keine Kommata. Das sieht schlimm aus. Und wirkt faselig.

Als Figurenskizze (die man dann später radikal kürzen würde) sehr gut, mir als Kurzgeschichte nicht genug.

Und der Titel irritiert mich: An sich schön klassisch, wie Der Dieb und die Tänzerin. Aber ich bekomme im Text selbst den Eindruck, Erzähler und Mädchen seien gleichaltrig. Also was zwischen 17 und 20 Jahren. Ich hab nach der Thematik "älterer Kerl verguckt sich in jungels Mädel" gesucht (und zum Glück nicht gefunden), jedenfalls ist Mann/Mädchen eine unpassende Vorgabe. Außerdem sitzt sie doch mit im Zug.

Liebe Grüße,
Katla

P.S.
Jaja, wir sind hier in Alltag, dies ist eine alltägliche Situation. Schon klar, und es muß auch nicht immer irgendein Riesendrama passieren, Amokläufer, Zugunglücke ... Aber trotzdem erwartet man ja eine Erzählung - etwas, das sich unvorhergesehen entwickelt und auf spannende Weise behandelt wird. So meinte ich das mit der Handlung - die könnte auch lediglich innere sein, wenn sie nur etwas Spezielleres, Aussagekräftigeres, hätte (das über reine Formulierungsübungen hinausgeht).

 

Hey yours,

passend zum Jahresabschluss eine Geschichte über verpasste Gelegenheiten. Kann ja dann mit zu den Vorsätzen fürs neue Jahr "trau dich", die man Mitte Januar wieder vergessen hat :).

Ich bin sehr gerne mit Dir Zug gefahren. Nur das mit den Papphäusern habe ich nicht begriffen, aber wahrscheinlich habe ich einfach noch nicht genügend Kaffee getrunken.

Sehr schöne Beobachtungen sind in dem Text, ganz normale alltäglich und Deine Figuren sind auch so normal, und eigentlich mag ich solche Dinge ja ... nein, nicht eigentlich, ich mag das ... und deshalb befriedigt mich dieser Text nur ungenügend, weil, er ist zu kurz! Er könnte ein feiner Auftakt für mehr und länger sein. Wie er sie noch zwei drei Mal in der Stadt träfe und sich wieder nicht traut, wie das Schicksal sie ihm jedes Mal über den Weg schickt, wenn die Erinnerung sie eigentlich schon vergessen hat. So irgendwie hätte ich es hübsch gefunden.
Bei Dir endet die Geschichte konsequent mit der Beendigung der Zugfahrt. Wer erinnert sich schon lange an solche Begegnungen und prägt sich Gesichter ein. Man trifft halt so Menschen, sortiert sie in die dazugehörige Schublade und dann wird die zugemacht und andere dafür geöffnet. Ganz normal das alles.
Ich bin gern mit Dir im Zug gefahren, aber so, wie die beiden sich auf dem Bahnhof trennen, so trenne ich mich als Leser auch von ihnen. Da hängt nix nach ...

Einen guten Rutsch und ein wunderbares 2011!

Lieben Gruß Fliege

 
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Hey Katla!

hm, war das für eine Übung, sowas wie "Beschreiben Sie eine Figur in X Zeilen, daß der Leser sie lebendig vor sich sieht"?

Naja, ich übe ja immer, und sicher hab ich das auch hier getan. HAST du sie denn vor dir gesehen? Die Frau da?

Trotzdem sollte das aber nicht der Grund für den Text hier sein, also das war nicht, was ich vorhatte. Er wollte geschrieben werden, das triffts eher. Ich hab die Idee schon ne ganze Weile rumgetragen und hin und her gedreht, hab mich mit ihr unterhalten, und sie wollte einfach aufgeschrieben werden.

Das soll jetzt wirklich nicht fies klingen, aber mir fehlt in dieser langen Beobachtung eine Geschichte. Daß das Mädchen am Ende nicht mehr aufzufinden ist, kein Kontakt zustande kam und sich alles wie in Luft auflöst, ist realistisch und auch hübsch unaufgeregt aufgelöst. Aber das macht die Sache für mich leider auch nicht interessanter.

Das hab ich so ein klein wenig befürchtet, dass es zu flach ist. Man liest so etwas ja auch recht selten, eine Geschichte, in der nicht wirklich viel passiert. Trotzdem finde ich, dass ne Geschichte da ist. Der Held versucht etwas und scheitert, ebenso könnte er versuchen, ne Dose zu öffnen, sich die Finger wund schneiden, weil er keinen Öffner hat, und sie wütend in die Ecke pfeffern. Oder versuchen, 600 Seiten lang eine Insel zu erobern und am Ende einsam sterben.
Naja, aber dass es dich nicht interessiert hat, das muss ich natürlich hinnehmen, da gibts nichts zu beschönigen. :)

Was hebt diesen Text ab? Ich sehe nix, leider. Nicht von der Perspektive des Erzählers, der Haltung zur Figur, zu sich selbst her. Keine erfrischende Handlung/Wende.

Man kann nicht immer neue Sachen schreiben. Würde ich mir das als Ziel setzen, ich würde verzweifeln. Mir geht es um die einfachen Sachen, ums Alltägliche. Das darzustellen, was an jeder Straßenecke passiert. Mir gehts um die Menschen. Aber ich seh natürlich ein, dass ich das auch auf eine Weise machen muss, die interessant genug ist, damit man sie auch liest.

Das klingt für mich zu angestrengt und gekünstelt. Es ist nichtmal, daß die Formulierungen allesamt unschön wären - es ist zu sehr der Autor zu erkennen, der sagt "schaut her, all diese kleinen Details, wie hübsch es doch das Mädel charakterisiert". Hier fehlt die Leichtigkeit, die beim Lesen ein Bild entstehen läßt - stattdessen begucke ich mir kalt und analytisch Deine Wortwahl. Schade drum, aber weniger ist manchmal mehr.

Ja, da ist schon ne Menge Eitelkeit drin. :) Ich werde die mal bisschen rausrupfen und hoffen, dass Leichtigkeit übrig bleibt, wenn der Ballast weg ist. Dabei hab ich eh schon so gekürzt!

Och yours, das ist doch pseudo-philosophisch, das kannst Du viel viel besser! Ginge nur, wenn der Text Satire sein sollte (hab ich was übersehen?).

Pseudo-philosophisch? Warum denkst du, dass das nur bei Satire so ginge? Es klingt halt ein bisschen selbstverliebt traurig, finde ich. Wie jemand, der sagt: Ach, es ist doch alles so leer und einsam, mir geht es ja so schlecht. Zumindest wars das, was ich sagen wollte. Denn damit kann er ja rechtfertigen, dass er nicht handelt, wenn es eigentlich nötig wäre.

Das ist ein toller Satz. Man wird richtig wach. Sagt was über den Erzähler, ist kurz, klar, dringlich. Davon mehr bitte.

Ja, mir gefällt er auch.

Auch wäre hier wie gesagt weniger mehr, das erste kannst Du getrost streichen. Zumal Du - wie im gesamten Text - vieles doppelt und dreifach sagst. Hier: atmen/Luft in und aus Lungen - verflüchtigter Dampf/nix mehr übrig. Das wirkt unentschlossen und vage, als ob Du Deinen Worten keine Aussage zutraust. So entstehen bei mir keine Bilder im Kopf, der Text lebt nicht.

Ja, ich breite meine Gedanken immer gerne aus wie einen Teppich oder ein Tischtuch. Vielleicht sollte ich mich auf Servietten beschränken oder Bettvorleger. :)

Versteh schon, es ist dir zuviel Text für den Inhalt. Mal schauen, ob, wie und wo ich kürzen kann.

Und setz doch Punkte zwischen getrennten Sätzen, keine Kommata. Das sieht schlimm aus. Und wirkt faselig.

Oh. Okay, aber dann sind die Sätze so kurz. Aber ein paar Punkte werde ich einfügen.

Und der Titel irritiert mich: An sich schön klassisch, wie Der Dieb und die Tänzerin. Aber ich bekomme im Text selbst den Eindruck, Erzähler und Mädchen seien gleichaltrig. Also was zwischen 17 und 20 Jahren. Ich hab nach der Thematik "älterer Kerl verguckt sich in jungels Mädel" gesucht (und zum Glück nicht gefunden), jedenfalls ist Mann/Mädchen eine unpassende Vorgabe. Außerdem sitzt sie doch mit im Zug.

Ja, auf den Gedanken bin ich auch gekommen, dass man gleich an Missbrauch denkt, in unserer heutigen Zeit, wenn ein Mann und ein Mädchen gemeinsam, das geht doch nicht, da muss man doch. Und dann erwartet man es (oder befürchtet es) und es kommt nicht im Text vor und man ist enttäuscht.

Ich bin aber ganz mies im Finden von Titeln. Eigentlich gings mir ja um Grenzen und Einsamkeit in dem Text. Um selbstgesetzte Grenzen, damit man aus der Einsamkeit nicht rauskommt, oder nicht rauskommen muss. Und dann, wenn man es doch versucht, hat mans verpasst.

Jedenfalls danke dir sehr, dass du dich mit dem Text auseinandergesetzt hast.


Hey Fliege!

Jetzt hat sich das mit meiner Antwort auf Katla überschnitten, darum editiere ich meine Antwort für dich mal hier mit rein. :)

passend zum Jahresabschluss eine Geschichte über verpasste Gelegenheiten. Kann ja dann mit zu den Vorsätzen fürs neue Jahr "trau dich", die man Mitte Januar wieder vergessen hat

Hehe, kennst du das, ja? Aber du hast Recht, man muss sich trauen, sonst bekommt man auch nichts. Und übrigens, wenn ich Zug fahre, ich quatsch die alle an ... manchmal sind Nieten dabei, die sind fad und wollen nicht reden, aber ich hab schon die spannendsten Leute kennengelernt. Das sag ich nur so, damit du nicht meinst, ich wäre so wie der Kerl da in der Geschichte. Ich trau mich, jawohl! :)

Ich bin sehr gerne mit Dir Zug gefahren. Nur das mit den Papphäusern habe ich nicht begriffen, aber wahrscheinlich habe ich einfach noch nicht genügend Kaffee getrunken.

Naja, er bildet sich eben ein, dass die Welt nicht "real" ist. So hab ich mir das vorgestellt. Bisschen eitel ist das natürlich schon, weil es ja bedeuten würde, jemand hätte sich die Mühe gemacht und FÜR IHN all diese Häuser aufgestellt, aus Pappe, nur damit ER denkt, die Welt wäre echt.
Ich wollte ihn damit isoliert darstellen ... wie die Maus im Käfig. Oder wie der Kerl bei der Truman-Show. Alles nur inszeniert. Naja.

Er könnte ein feiner Auftakt für mehr und länger sein. Wie er sie noch zwei drei Mal in der Stadt träfe und sich wieder nicht traut, wie das Schicksal sie ihm jedes Mal über den Weg schickt, wenn die Erinnerung sie eigentlich schon vergessen hat. So irgendwie hätte ich es hübsch gefunden.

Naaah ... du sagst mir jedes Mal, ich soll was Längeres schreiben. Aber ich bin doch so verdammt faul. Gib mir nen Tritt, oder so, damit ich das endlich mache. Ich will ja auch! Aber die Arbeit ... der Plot ... all das. Und dann Stunden, Tage, Wochen! an einer Geschichte schreiben.

Vielleicht ist das einfach nichts für mich. :) Ich sollte weinen und verzweifeln und am Bahnsteig stehen und sehen, wie mein Atem entlangtreibt und sich auflöst. So.

Ich bin gern mit Dir im Zug gefahren, aber so, wie die beiden sich auf dem Bahnhof trennen, so trenne ich mich als Leser auch von ihnen. Da hängt nix nach ...

Okay. Weißt du? Ich werde eine Geschichte schreiben. Endlich mal. Irgendwann. Ich hab sogar schon alles hier ... Plot ... Figuren ... alles für einen Roman. Eine gute Idee. Wirklich. Aber ich bin zu faul, was draus zu machen. Mir fehlt Disziplin. Ich glaub, ich geh zur Fremdenlegion, und danach schreibe ich. Wenn ich gelernt habe, stillzusitzen und nur eine Sache gleichzeitig zu machen.

So. :)

Bis bald und ein schönes Jahresende!

yours

 

Ob in den Häusern, die ab und an vorbeiziehen, wirklich Menschen wohnen? Oder bestehen sie nur aus Pappe, sind lediglich Bilder von Häusern, abgedruckt und aufgestellt, damit wir die Illusion haben, die Welt wäre groß und unergründlich? Ich frage mich, ob die Welt vor dem Fenster auch dort wäre, falls der Zug einen Defekt hätte und stehenbleiben müsste, und ob es darin Menschen gäbe, Mädchen mit abgewetzten Stiefeln und rot-blauen Socken, die schmollen, wenn sie schlafen.

Hallo Yours,
solche Schlenker ins Irreale mag ich, aber, wie Du oben im Kommentar siehst, als Schlenker wird es nicht genommen, es müßte etwas konsequenter bearbeitet werden, daß alles dies an der Grenze der Realität stattfindet und vielleicht auch jenseits dieser Grenze. Eine Frau, die einen Blick nicht erwidert - ist die überhaupt da?

So sind sie, die Frauen, denke ich mir, und atme tief ein und aus, als müsste ich mich vergewissern, dass ich noch lebe,

genau, hätte sie Dich angeblickt, dann wüßtest Du jetzt ganz sicher, daß Du lebst. So ist es mir vor ein paar Tagen gegangen, ein Blick, der das alles vermittelt, dann wollte sie noch unbedingt meine Nummer haben, hat dann aber nicht angerufen. So sind sie, die Frauen...

Gruß Set

 

Hey Set!

solche Schlenker ins Irreale mag ich, aber, wie Du oben im Kommentar siehst, als Schlenker wird es nicht genommen, es müßte etwas konsequenter bearbeitet werden, daß alles dies an der Grenze der Realität stattfindet und vielleicht auch jenseits dieser Grenze.

Okay, das ist ein guter Hinweis, wie ich das noch weiter ausbauen könnte. Die Gedanken gehen wohl zu weit weg in dem Fall.

Eine Frau, die einen Blick nicht erwidert - ist die überhaupt da?

Hehe, genau. Ist sie da, wenn sie einen nicht ansieht? Oder auch: Ist man überhaupt selber da? Schön, dass das bei dir angekommen ist. :)

genau, hätte sie Dich angeblickt, dann wüßtest Du jetzt ganz sicher, daß Du lebst. So ist es mir vor ein paar Tagen gegangen, ein Blick, der das alles vermittelt, dann wollte sie noch unbedingt meine Nummer haben, hat dann aber nicht angerufen. So sind sie, die Frauen...

Ja, aber die Männer auch. Ich rufe auch selten zurück, wenn ich die Nummer bekomme. Ganz oft reicht mir dass dann nämlich schon ... die Nummer, die Adresse, das Gefühl, ich könnte, wenn ich wollte.

Die eigene Nummer hergeben, das ist mir zu unsicher. Dann hat SIE ja mich in der Hand, und ich warte und warte und das hasse ich. Darum will ich immer ihre. :)

Bis bald! Und dir auch einen guten Rutsch!

yours

 

Hallo yours!

Seltsam, in deiner Geschichte passiert fast nix, aber langweilig war mir nicht, sonst hätt ich abgebrochen.

Ich bin sicher, sie kuschelt gerne, drückt sich vor dem Fernseher gemütlich in die weichen Kissen, streichelt ihre Katze und zündet Kerzen an, wenn sie badet.
Ab da greift für mich die Geschichte. Überhaupt: Immer wenn er sich von äußerlichen Betrachtungen löst und ins Fantasieren gerät, steigert sich beim Lesen die Wahrnehmungslust:
Ob ihr Schal nach Jasmin duftet?
Vielleicht hat sie ihn selbst gestrickt und aus der gleichen Wolle auch noch Socken gefertigt, einen blau, den anderen rot.

Auch das hier hat mir sehr gefallen. Ein spannender Moment, in der Textmitte, der die Geschichte für alles öffnet:
… schiebe meinen Fuß vor, nur ein paar Zentimeter, bis er ihren Stiefel berührt. Das ist wagemutig, ich weiß, aber auch nur eine zufällige Geste. Nichts, was man mir falsch auslegen könnte.
Sie wippt mit dem Fuß, das sanfte Auf und Ab überträgt sich auf mich, wandert meine Schenkel hoch in meinen Bauch. Ich bilde mir ein, die Wärme ihrer Zehen spüren zu können, durch die zwei Lagen Leder hindurch. Es ist, als hätte ich eine verbotene Verbindung hergestellt zu diesem fremden, weiblichen Wesen.

Leider geht’s dann mit den Papphäusern weiter. Aber, immerhin sind sie eine Abweichung vom erwarteten oder erhofften Fortgang der Geschichte. Also so gesehen wieder interessant, wiederum Leselust.
Sehr schön auch, wie aus der anfänglich zu lang empfundenen Nase am Ende ein süßes Näschen geworden ist.

Insgesamt kann ich sagen, eine recht ansehnliche Geschichte. Ich hätte mir im Text noch mehr Gedankenspiele (aber keine deftigen! Ruhig so auf der „Sockenlinie“ bleiben) des Mannes gewünscht, weniger Kommentar zum Aussehen des Mädchens.

Alles Gute fürs neue Jahr!

Asterix

 

Moi yours nochmal,

also, keine Sorge, an etwas wie Mißbrauch hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ganz ohne Drama einfach einen Mittfünfziger und eine 25-Jährige erwartet. Das an sich muß ja keine Problematik sein.

Ob ich sie gesehen habe :D? Ja, lustigerweise aber nur ganz am Anfang - schwarze Locken, den Atem an der Scheibe, das Plattdrücken. Da hatte ich auch eine Kleidung zu im Kopf, ähnlich, wie Du sie später beschreibst. Dann - nenn mich spinnert - bin ich über das "doch" bei dem Lockendrücken gestolpert. Denn Locken kann man ja quasi im Halbrund plattdrücken, ohne daß sie strichgerade werden. Da fing sie an, widersprüchlich zu werden, denn danach werden die Haare ja so Art strähnig-fettig; und all die anderen, minutiösen Details. Ulkigerweise habe ich sie damit immer mehr aus den Augen verloren - das geht mir dann so, daß die Worte des Autors das Bild zerreden, und ich damit wieder in der Schrift hänge.

Ich muß aber zugeben, daß ich eine ausgesprochene Aversion dagegen habe, wenn mir Figuren zu detailliert ohne für einen plot wichtige Handlungen beschrieben werden. Das hasse ich z.B. auch bei Bestsellerautor Stieg Larsson, und liegt nicht daran, daß ich hier ne reine Übung vermutet habe.

Daß es das Mädel nicht gibt, ist mir auch kurz durch den Kopf gegangen, dann hatte ich aber den Eindruck, das wäre sonst als Motiv öfter mal angerissen worden; und habs verworfen. Spannende Idee wäre es. Mußt ja nicht zu platt werden, aber vllt ein bißchen irrealer?

Ah ja, die Papphäuser der Erzähler - ja, verstehe. Da er nicht handelt, in Aktion (nicht action!) gezeigt wird, kann ich nicht abgleichen, ob das zu platt ist (Autor hat's versemmelt), oder ob es ein bissl die Figur entlarven soll. Letzteres mag ich sehr gerne, ging für mich nicht klar hervor.

Ab davon finde ich immer spannend, daß Du Neues probierst, auch wenn mir einzelnes nicht gefällt. Man weiß nie, was man bei Dir findet, das wird also nicht langweilig. ;) Bin mal gespannt, was draus wird nach etwas Aussieben ...

Herzlichst, und Dir ein ganz schönes neues Jahr!
Katla

 

Hallo Yours nochmal,

Ist sie da, wenn sie einen nicht ansieht? Oder auch: Ist man überhaupt selber da?

Mit den Dörfern, die man vom Zug aus sieht, ist das so eine Sache: wenn ein Zugunglück passiert, kann es sein, daß sie sehr irreal werden, Du läufst durch die Häuser hindurch und die Menschern reagieren nicht auf Deine Rufe...das liegt dann aber nicht daran, daß diese Dörfer und ihre Menschen nicht von dieser Welt wären.-

Es ist mir erst durch Deine Antwort aufgefallen, daß wir heute in unserer anonymen Gesellschaft immer ein bißchen so leben, als wäre es vorbei: tausende Menschen um uns herum, die uns weder sehen noch hören...
Das führt jetzt von Deiner Geschichte weg, aber ein bißchen schwingt es im Hintergrund, denke ich.

Viele lebendige Bahnfahrten im Neuen Jahr,

Set

 

Hallo Yours!!

Ich mochte den Text,
schon, weil er so gut geschrieben ist, dass man nie stockt, sondern völlig in den fremden Gedanken versinkt.
Und weil man das natürlich kennt, dieses Beobachten der anderen, woraus nie etwas wird. Ich bin nicht allein, ha.

Was mir auch gefiel, war, dass die beobachtete Person erst so abwertend beschrieben wurde, dass sich innerer Widerstand in mir regte. Der dann überraschend weggewischt wurde. Schön!

(

Meine Tasche liegt am Boden, ich bücke mich und brauche eine Weile, bis mein Buch hervorgeholt habe, weil ich die Zeit nutze, um ihre Schuhe zu betrachten

,bis ich )

 

Hallo Asterix!

Seltsam, in deiner Geschichte passiert fast nix, aber langweilig war mir nicht, sonst hätt ich abgebrochen.

Danke dir. Das ist, was ich schon öfter in den Kommentaren hierzu gelesen habe. Zwar nichts Besonderes, aber auch nicht langweilig. Das hab ich also richtig gemacht.

Insgesamt kann ich sagen, eine recht ansehnliche Geschichte. Ich hätte mir im Text noch mehr Gedankenspiele (aber keine deftigen! Ruhig so auf der „Sockenlinie“ bleiben) des Mannes gewünscht, weniger Kommentar zum Aussehen des Mädchens.

Okay, das werde ich mir merken. Oder hier noch einarbeiten, mal sehen.

Alles Gute fürs neue Jahr!

Dir ebenfalls!


Hey nochmal Katla!

Ulkigerweise habe ich sie damit immer mehr aus den Augen verloren - das geht mir dann so, daß die Worte des Autors das Bild zerreden, und ich damit wieder in der Schrift hänge.

Joa, ich kenn so etwas. Aber ich kann die Vorstellung des Lesers nie genau treffen. Ich kann nur vermeiden, ihr Äußeres zu beschreiben, sondern am Anfang nur anzudeuten und dann nur noch erzählen, was sie tut - und er denkt. Vielleicht ist das ja eine sehr gute Idee. Mal sehen.

Ich muß aber zugeben, daß ich eine ausgesprochene Aversion dagegen habe, wenn mir Figuren zu detailliert ohne für einen plot wichtige Handlungen beschrieben werden. Das hasse ich z.B. auch bei Bestsellerautor Stieg Larsson, und liegt nicht daran, daß ich hier ne reine Übung vermutet habe.

Hehe ... ja, das stört mich an ihm auch jedes Mal. :) Ich überfliege die Passagen dann einfach und behalte mein Bild von der Figur.

Es gibt aber Leute, die genau das mögen. Joy Fielding beschreibt ja auch sehr genau. Meine Freundin liest die so gern und ich auch ab und an - und ich hab sie gefragt, ob sie das nicht stört, diese genaue Beschreibung. Und sie sagt: Nee, sie mag das, weil sie neugierig ist, was die Leute so tragen in den Büchern, welche Schuhe, welchen Pullover, wie sie die Haare haben. So Kram eben. Was hat ein Mörder an, wenn er sein Opfer erwürgt?

Da er nicht handelt, in Aktion (nicht action!) gezeigt wird, kann ich nicht abgleichen, ob das zu platt ist (Autor hat's versemmelt), oder ob es ein bissl die Figur entlarven soll. Letzteres mag ich sehr gerne, ging für mich nicht klar hervor.

Die Papphäuser wurden ja von vielen schon bemängelt. Mal sehen, was ich draus mache.


Hallo Set!

Es ist mir erst durch Deine Antwort aufgefallen, daß wir heute in unserer anonymen Gesellschaft immer ein bißchen so leben, als wäre es vorbei: tausende Menschen um uns herum, die uns weder sehen noch hören...

Joa. Früher sind die Menschen in den Wald gegangen, wenn sie einsam sein wollten, heute ziehen sie in die Stadt.

Viele lebendige Bahnfahrten im Neuen Jahr,

Danke dir. :)


Hallo Maria!

ich hab die Arschkarte gezogen und muss zu Sylvester arbeiten :'(
Aber das gibt ja einem die Gelegenheit Geschichten zu lesen
Ja, ja, ich mache so gern blablablabla. Liegt wohl daran, dass ich keine Freunde habe =D

Freunde sind eh zu nichts gut, die sind da, wenn man sie nicht braucht und nicht da, wenn man sie braucht, und wenn man kein Geld hat, erinnern sie sich daran, dass man ihnen mal was geliehen hat. :)

Die Geschichte liest sich Rund. Obwohl da im Grunde nichts passiert, also keine Explosionen wie vor dem Gebäude, indem ich gerade arbeite, wurde mir beim Lesen echt nicht fad. Mir hat das kleine Abenteuer deines Protagonisten sehr gut gefallen. Das heimliche Beschnüffeln, mit dem Fuß tippen und so tun, als wäre es nur zufällig passiert, also das hat mir echt gut gefallen.

Hey, danke dir. :) Dass ich mal was so Positives von dir höre, hätte ich nicht gedacht. Und ich hab dir nicht mal was dafür versprochen.

Wie schaffst du es bloß, so eine KG zu schreiben, die im Grunde ein langweiliges Szenario beschreibt, aber trotzdem den Leser nicht langweilt? Was ist dein Geheimnis =D

Hehe, das verrat ich nicht. :) Nee ... ich finde das auch faszinierend, wenn jemand so schreiben kann, und darum übe ichs eben. Und mich freuts, dass ich schon was gelernt habe dabei.
Tja ... aber wie das geht, weiß ich auch nicht so genau. Ich versuche, einen Satz so zu schreiben, dass man Lust auf den nächsten bekommt. Vielleicht ... hm, versuche ich auch, die Lücke zu füllen, die ein Satz erzeugt. Versuche, einen Sog zu erzeugen. Oder so. Ganz ehrlich ... ich hab keine Ahnung. :)

Es ist wirklich eine Alltagsgeschichte, die keinen Geschmack hinterlässt. Tut mir leid, aber obwohl es spaß gemacht hat, die KG zu lesen, ich würde sie trotzdem kein zweites Mal lesen. Ja, ja, Maria ist fies.

Genau, du bist fies, grausam und gemein. Aber mir machts nichts aus. :)

Also, schon schöne Geschichte, doch ich hätte mir ein BoooM! gewünscht.

Nächstes Mal gibts wieder mehr BooooM!

Danke, dass du die hier gelesen hast und danke auf für den Kommentar!


Hallo T Anin!

Ich mochte den Text,
schon, weil er so gut geschrieben ist, dass man nie stockt, sondern völlig in den fremden Gedanken versinkt.

Das freut mich sehr, wenn er bei dir so angekommen ist.

Und weil man das natürlich kennt, dieses Beobachten der anderen, woraus nie etwas wird. Ich bin nicht allein, ha.

Hehe. :)

Was mir auch gefiel, war, dass die beobachtete Person erst so abwertend beschrieben wurde, dass sich innerer Widerstand in mir regte. Der dann überraschend weggewischt wurde. Schön!

Ja, das ist die Basis zum Träumen, wenn die Realität an einem vorbeigegangen ist, dann verklärt man das Gesehene. Mit ein Grund dafür, dass man solche Leute besser nie wieder trifft, man erspart sich Enttäuschungen und so.

Deine Korrektur hab ich eingepflegt.

Danke dir!


Euch allen einen schönen Dienstag,

yours

 

Hallo yours

Leicht und angenehm las ich die Geschichte (kenne nur jetzige Version). Sie wirkt auf mich unangestrengt direkt, das harmlos-voyeuristische ohne heischende Worte sympathisch dargelegt. Etwas das einen Moment von Leichtigkeit aufleben lässt, ohne dass man zwanghaft Sinn darin suchen muss. Das Potemkin’sche Dorf als Gedankenspiel, fand ich eine hintergründig-amüsante Idee, auch wenn ich die Lösung dafür noch nicht durchschaue.

Sehr gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon!

Danke dir. Freut mich, dass es dir gefallen hat.

Ich habe das Dorf jetzt rausgenommen, das ist wohl nicht angekommen. Wenn mir was Besseres einfällt, kommts wieder rein, aber momentan gefällts mir so auch ganz gut.

Außerdem hab ich ein paar Stellen gestrichen, in denen ihr Äußeres beschrieben wurde. Jetzt ists runder.

Bis bald! Und einen schönen Mittwoch,

yours

 

Hallo Yours,

ich fand die kleine Reise sehr angenehm. Musste schmunzeln, habe mich selbst als Teenager wiedererkannt in deiner Figur. (Herrjeh) Locker und leicht daherkommend, ohne das Stück Alltag in tragische Tiefe zu senken, habe ich mich für den Augenblick gern in den Gedanken und Betrachtungen des Prots versetzt. Mehr als der kurze Moment ist hier natürlich nicht dran, aber wenn der gut geschrieben ist, kann das -für den MOment- vollkommen ausreichen. Zumindest für mich :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours truly,

so sind sie, die Mädchen in den Bahnen, denen wir immer wieder begegnen, und die uns ja auch immer wieder begegnen müssen!

Aber eine weitere Erkenntnis wiegt noch viel schwerer: So sind sie, die Kerle mit schriftstellerischen Ambitionen, die ständig in irgendwelchen Zügen herumhängen. Kaum haben sie eine einigermaßen interessante Begegnung, müssen sie diese auch gleich literarisch verklären, in Oberflächlichkeit und Alltäglichkeit nach poetischer Tiefe herumstochern, die eigene feine, sensible Beobachtungsgabe feiernd, mit der sie versuchen, eine Allerwelts-"Begegnung" und eine unerzählte Geschichte ansprechend und wortgewandt auch nicht wirklich zu erzählen, wobei sie den nahezu unmöglichen Spagat zwischen Gedankenschwere und Leichtigkeit wagen.

Deine Beschreibung erzeugt auf jeden Fall eine authentische Grundstimmung, weil ich kurz davor war, mich selbst in der Bahn sitzend zu fühlen. Ich fühlte mich wie ein Mädchen, das erwacht, den ihr gegenüber sitzenden Typen mit Notebook fixiert und denkt: "Was glotzt der denn so blöde?" :-)

Ich habe Probleme mit solchen Texten, weil sie eigentlich nur eine Nabelschau des Autoren sind, der Versuch, Alltäglichkeit mit den eigenen Gedanken und Beobachtungen schriftstellerisch zu veredeln. Der Einblick in die Technik des Autoren. Als würde der eine selbst gestellte Aufgabe abarbeiten, um die eigenen Fähigkeiten zu testen.

Das wäre ungefähr so, als würde ein Maler sich selbst dabei malen, wie er ein Bild malt, auf dem ein Mädchen zu sehen ist, das in einem Zug sitzt.

Aber ich bekenne mich schuldig: Ich neige beim Schreiben auch gelegentlich dazu, das Geschehen meinem Blickwinkel unterzuordnen, bis das Geschehen im Schatten meines Blickwinkels zweitrangig wird. Wenn man das optimal hinbekommt, heimst man Lob von allen Seiten ein, für Stil, Technik und ungewöhnliche Sichtweise, und niemand fällt auf, das der Plott eher platt und banal ist.

Bei Filmen sind das die oft aufdringlichen Kameraeinstellungen, die einen aus der Handlung reißen, weil man plötzlich nur noch darauf achtet, und nicht mehr aufs Geschehen.

Das Manko steckt auch in deinem Text. Du übst gewissermaßen Kameraeinstellungen, während deine Hauptdarstellerin pennt. Und die einzige Action besteht darin, dass sie dir am Ende aus dem Bild läuft.

Rick

 

Hallo Rick!

Das Manko steckt auch in deinem Text. Du übst gewissermaßen Kameraeinstellungen, während deine Hauptdarstellerin pennt. Und die einzige Action besteht darin, dass sie dir am Ende aus dem Bild läuft.

*prust* Darüber musste ich gerade so herzhaft lachen, dass ich dir das jetzt gleich mal schreibe. :)

Ja, irgendwie hast du damit natürlich völlig Recht.

Später mehr und ausführlicher ...

yours

 

Hallo weltenläufer!

Mehr als der kurze Moment ist hier natürlich nicht dran, aber wenn der gut geschrieben ist, kann das -für den MOment- vollkommen ausreichen. Zumindest für mich

Danke dir! :) Freut mich, dass es dich unterhalten hat.


Und jetzt mal zu dir, Rick! :)

So sind sie, die Kerle mit schriftstellerischen Ambitionen, die ständig in irgendwelchen Zügen herumhängen. Kaum haben sie eine einigermaßen interessante Begegnung, müssen sie diese auch gleich literarisch verklären, in Oberflächlichkeit und Alltäglichkeit nach poetischer Tiefe herumstochern, die eigene feine, sensible Beobachtungsgabe feiernd, mit der sie versuchen, eine Allerwelts-"Begegnung" und eine unerzählte Geschichte ansprechend und wortgewandt auch nicht wirklich zu erzählen, wobei sie den nahezu unmöglichen Spagat zwischen Gedankenschwere und Leichtigkeit wagen.

Ich fühle mich genötigt, mich zu verteidigen. Und zwar: Das ist keine von mir erlebte Situation. Das ist ja das Problem, wenn ich eine "ICH"-Erzählung schreibe, dass man dann glaubt, ich hätte das erlebt. Einerseits freuts mich ja, dass ich so authentisch wirken kann, dass man glaubt, ich hätte das wirklich erlebt, andererseits stellts mich aber auch vor Probleme. Denn: Das bin nicht ich.
Ich fahre gern Zug, richtig, und ich treffe da Leute. Und die Idee hierzu ist mir auch wirklich im Zug gekommen. Trotzdem wollte zu zuerst etwas erzählen und habe dann nach dem Gerüst (=nach der Geschichte) gesucht. Ich habe also nicht im Alltag nach Tiefe gestochert, sondern eine (von mir so vorgesehene) Tiefe mit Alltag bekleistert.
Darum waren ja auch diese Dörfer im Text, die du wohl nicht mehr mitbekommen hast. :)

Deine Beschreibung erzeugt auf jeden Fall eine authentische Grundstimmung, weil ich kurz davor war, mich selbst in der Bahn sitzend zu fühlen. Ich fühlte mich wie ein Mädchen, das erwacht, den ihr gegenüber sitzenden Typen mit Notebook fixiert und denkt: "Was glotzt der denn so blöde?" :-)

Hehe, und ich bin mir sicher, GENAU DAS hat dieses Mädchen die ganze Zeit über gedacht. Die sind ja nicht blöd, die verstehen schon, dass man sie anstarrt oder beobachtet. Die Chancen dafür sind besonders hoch, wenn sie dem eigenen suchenden Blick vehement ausweichen. Worauf Mann natürlich annimmt, sie hätte das Signal nicht gesehen und die Bemühungen verstärkt.

Ich habe Probleme mit solchen Texten, weil sie eigentlich nur eine Nabelschau des Autoren sind, der Versuch, Alltäglichkeit mit den eigenen Gedanken und Beobachtungen schriftstellerisch zu veredeln. Der Einblick in die Technik des Autoren. Als würde der eine selbst gestellte Aufgabe abarbeiten, um die eigenen Fähigkeiten zu testen.

Natürlich übe ich mit meinen Texten. Und es steckt auch was von mir darin, klar, ich kann nichts schreiben, was NICHT von mir kommt oder im Keim auch in mir steckt.

So, wie du es schreibst, klingt es jedoch so, als würdest du meinem Text Eitelkeit vorwerfen. Oder mir. Das wäre natürlich fatal, weil ich Eitelkeit hasse. Und ich versuche immer, die Balance zu halten zwischen Eitelkeit und Hingabe. Hingabe, weil ich immer etwas von mir in meine Texte lege. Ich glaube, das muss so sein. Ich kann nichts produzieren, was mir selbst fremd ist. Nichts, in dem ich mich nicht auch wiederfinden kann. Ich schreibe aber nicht zu dem Zweck, dass ich mir selbst damit gefalle. DAS wäre Eitelkeit. Ich schreibe, um zu erzählen, um zu unterhalten. Und natürlich: Weil ich Schreiben geil finde. Weil es ist wie Sex. Manchmal. Wenn es gut ist. Und da ich keine homoerotischen Phantasien hege, behaupte ich ganz einfach mal: Ich bin nicht eitel. :)

Das wäre ungefähr so, als würde ein Maler sich selbst dabei malen, wie er ein Bild malt, auf dem ein Mädchen zu sehen ist, das in einem Zug sitzt.

Dazu habe ich ja weiter oben schon was geschrieben. Vielleicht hab ich auch den Fehler gemacht, dem Kerl in der Geschichte ein Notebook in die Hand zu drücken. Da denkt man natürlich an Schreiberling. Ich glaub, jetzt fällt gerade ein Groschen. Aaah! Okay, aber schau, das Problem ist gleich behoben. Das Notebook streiche ich raus und überhaupt der ganze Hintergrund mit "ich schreibe im Zug".

Aber ich bekenne mich schuldig: Ich neige beim Schreiben auch gelegentlich dazu, das Geschehen meinem Blickwinkel unterzuordnen, bis das Geschehen im Schatten meines Blickwinkels zweitrangig wird. Wenn man das optimal hinbekommt, heimst man Lob von allen Seiten ein, für Stil, Technik und ungewöhnliche Sichtweise, und niemand fällt auf, das der Plott eher platt und banal ist.

Ganz ehrlich? Ich finde die meisten Plots platt und banal. Armer (aber schlauer) Junge rettet das Mädchen. Sind sicher 20% aller Plots überhaupt. Und warum? Weil Schriftsteller arm sind? Nein! Weil viele Leute arm sind und gerne Geschichten drüber lesen, wie arme Leute trotzdem am Ende das Mädchen kriegen.
Die "Kunst" ists ja jetzt, den total banalen Plot in etwas zu verwandeln, das der Mensch auch lesen will. Dafür brauchts vor allem Figuren. Und natürlich Handlung. Aber die ergibt sich, wenn die Figuren okay sind. Oder?

Dass das HIER nicht der Fall ist - tja. Ja, es gibt wirklich keinen großartigen Plot. Die Geschichte ist auch nicht wirklich großartig lang. Und ich hab auch schon Geschichten geschrieben, die MEHR Plot hatten. :) Die hier ist eben so.

Weißt du ... es gibt ja diesen Ausdruck: Architektenhäuser. Ich habe mal in einem gewohnt und kann sagen, nein, das sind Häuser, die sind NICHT dafür gemacht, um darin zu wohnen. Die können aber sicher Preise gewinnen. Wie dieses Essenskreationen, Erbse an Erdbeere mit Fischlaichsoße. Und hinterher geht man doch zum BurgerKing.

Vielleicht schreibe ich ja Autorengeschichten. Das wäre schrecklich. Und falls das so wäre (oh mein Gott!), dann müsste ich tatsächlich was ganz krass ändern.

So. Ich geh dann mal in mich und ins Bett. :)

Bis bald! Und danke dir für deinen Kommentar, der mich mal wieder zum Nachdenken gebracht hat.

yours

 

Hallo yours,

diese Geschichte gefällt mir sehr gut!

Die Situation kennt man ja; da sitzt einem im Zug oder Bus jemand Interessantes gegenüber und man beobachtet und macht sich so seine Gedanken...
Das einzufangen und wiederzugeben ist dir hier sehr schön gelungen, am Ende fand ich's auch schade, dass sie auf einmal weg war. ;)

Klitzekleine Anmerkung:

Sie kräuselt die Nase, blinzelt, und betrachtet müde die Schneelandschaft vor dem Fenster.
Müsste es aus dieser Perspektive nicht hinter dem Fenster heißen?

Gern gelesen.

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo yours,

habe nur den ersten Kommentar gelesen und muss wiedersprechen, denn gerade das Fehlen der Geschichte ist doch hier die Geschichte. Sind wir da D'acord?

Es passiert nichts, klar. Ich finde diese Rubrik Alltag so klasse, weil man hier diese Geschichten posten kann, die im Grunde nichts erzählen, aber doch geschrieben stehen. Ich meine, man kann dann die Moral daraus ziehen: trau dich. Aber ich glaube nicht, dass du das hier gewollt hast. Es ist ein Stück fiktives Gedankengut aus einer Welt, die die unsere sein könnte. Der propositionale Gehalt hier ist gut. Ich meine, kein Wort dieser Geschichte deutet darauf hin, dass es nicht unsere Welt sein könnte, aus der diese Geschichte gerissen ist.

Hab lange nicht mehr einen so einfallslosen Kommentar geschrieben.

Gute Nacht.

Aris

 

Hallo Maeuser!

Danke dir fürs Mögen. :) Mit dem Fenster hast du wohl Recht. Da überleg ich mir was.


Hallo Aris!

Danke auch dir, du hast mich zum Lachen gebracht.

Der propositionale Gehalt hier ist gut.

Das ist mal eine geile Aussage. :) Ich hab keine Ahnung, was du meinst, echt. Aber ich hab so irgendwie das Gefühl, dass du zumindest etwas schreiben wolltest, ich meine, etwas unter meine Geschichte schreiben wolltest. Dafür mal danke!

Und wegen der Geschichte und ob sie fehlt oder nicht: Du führst jetzt eine Metaebene ein. Die fehlende Geschichte ist die Geschichte. Ja und nein - klar gibts eine Geschichte, und die Geschichte ist, dass es eben keine Geschichte gibt. Joa. So seh ich das auch. Hätte er sie angesprochen, dann hätte es eine Geschichte gegeben.

Aber dann hätte es diese Geschichte hier nicht gegeben.

So, und jetzt geh ich auch mal schlafen. Gute Nacht!

yours

 

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