Der Mann im Moor
„Ciao, bis Montag“ rief Michaela Rebecca hinterher, die gerade nach Hause aufbrechen wollte. „Ja klar, bis Montag. See you later!“ rief Becci über die Schulter zurück und rannte hinaus in die kalte Dunkelheit. Es war gerade Dezember geworden und daher war es schon sehr kalt. Es war an diesem Abend unter null Grad und man rüstete sich schon für den Schnee, der bald fallen sollte. Als Becci so lang lief, dachte sie an den Nachmittag mit Michaela. Die beiden haben heute wieder unzählige Leute verarscht. Becci lachte leise in ihren Schal. Die beiden wohnten ungefähr eine viertel Stunde auseinander. Doch diese viertel Stunde sollte länger dauern, als sie sich das vorstellen würde. Weil Becci entsetzlich kalt war, entschied sie sich, die Abkürzung durchs Moor zu nehmen. Der an der Straße würde nur länger dauern. Das Moor war nach Anbruch der Dunkelheit sehr düster und noch nicht einmal Erwachsene trauten sich durch das Moor zu gehen. Selbst Becci fand es unheimlich am hellichten Tag durch das Moor zu gehen. Nun dies war aber die Abkürzung, und um so schneller war sie zu Hause im warmen. Ihren Eltern würde sie nichts davon erzählen, das sie durchs Moor gegangen ist. Denn ihre Eltern würden ihr dann erstmal einen Vortrag halten und darauf hatte sie absolut keine Lust. Als sie so durchs Moor ging, fiel ihr ein, das sie auch ihren Vater hätte fragen können, ob er sie vielleicht mit Auto abholt, aber dafür war es jetzt zu spät. Heute war Vollmond, sehr günstig für Becci. Denn im Moor standen keinerlei Laternen, sowie an der Straße. Die kahlen Äste kratzten aneinander und machten dabei ein grauenvolles Geräusch. So langsam wurde ihr mulmig zumute. Doch sie ging tapfer weiter.
Es wurden viele Geschichten über das Moor erzählt. Im letzten Jahr sind dort drei Kinder, in ihrem Alter, verschwunden. Becci hatte diese drei Kinder gekannt, war aber nicht sehr eng mit denen befreundet gewesen. Just in diesem Moment, dachte sie an die verschwundenen Kindern. Wie sie wohl gestorben sind? Oder sind sie überhaupt tot? Diese Sachen fragte Becci sich. Wenn sie jetzt verschwinden würde, würde kaum jemand vermuten, das die vernünftige Rebecca Meyer, in dem dunklen Moor, nach Hause ging. Wenn ich nach Hause komme, dachte sie, dann mache ich mir erstmal einen heißen Tee, zum Aufwärmen. Sie beeilte sich, jedoch rennen wollte sie nicht, denn ihre Beine und Knöchel waren so kalt, das wenn die rennen würde, nur umknicken würde. Sie schaute hinauf in den klaren Sternenhimmel. Für Sterne hatte sie sich schon immer interessiert. Zu Hause hatte sie auch eine Menge Bücher über Sterne. Plötzlich fuhr sie zusammen. Ein Schrei durchbrach die Ruhe, die das Moor umgaben. Einen Augenblick lang blieb sie stehen und horchte. Nichts, es war nichts zu hören. Ach Becci, du dumme Kuh, geh weiter. Deine Phantasie geht mal wieder mit dir durch, schalt sie selbst. Also ging sie weiter. Plötzlich war wieder ein Ruf zu vernehmen. Sie blieb wieder stehen und hörte angestrengt um sich herum. Sie bewegte sich nicht vom Fleck, mindestens drei Minuten lang nicht. Sie neigte ihren Kopf zum Himmel. Just in diesem Moment sah sie einen Lichtschein über den Himmel huschen. Langsam wurde ihr mulmig zumute. Was sollt sie bloß tun? Wieder ein Ruf. Sie versuchte rauszuhören aus welcher Richtung der Ruf kam. Er kam geradewegs aus dem Moor. Wer immer auch im Moor sein mochte, würde nicht mehr lange leben. Denn in einigen Stellen im Moor, war unter dem Schlamm, Treibsand. Der verursacht einen schnellen Tod. Schon wieder Ruf. Becci hatte sich immer noch nicht vom Fleck bewegt. So langsam hörte siech der Ruf wie ein Hilfeschrei an. Doch sicher war sie sich auch nicht. Da, schon wieder ein Lichtschein. Er kam auch aus dem Moor. Gehe ich jetzt da hin und gucke nach den Rechten oder renne ich nach Hause? Dachte sie. Ich werde versuchen zu helfen, hoffentlich bereue ich es nicht! Also schritt sie mutig auf das dunkle Moor zu. Sie versuchte sich an den Lichtschein zu orientieren. Sie selbst musste aufpassen, nicht selbst ein Opfer des Moores zu werden. Das Moor hatte schon zu viele Opfer gefordert. Da, da war der Schein schon wieder. Jetzt wusste sie in welche Richtung sie fortschreiten musste. Der Schlamm war sehr kalt, doch Becci spürte die Kälte nicht mehr, denn sie wurde von einer Erregung ergriffen. Im dunklen Moor sah sie jetzt einen noch dunkleren Schatten. Dies konnte nur die Person sein, die eingesackt war. Ja, sie hatte die Person gefunden. Sie schlich so leise sie konnte dahin. „Ist Ihnen was schlimmes passiert? Fragte Becci besorgt. „Meine Güte, hast Du mich erschreckt, Kleine! Eigentlich habe ich nicht erwartet, das jemand mich hier findet“, sagte der Mann. „Wie heißt Du denn meine Kleine?“ „ich heiße Rebecca Meyer, aber mein Spitzname ist Becci. Ich wohne nicht sehr weit von hier.“ Becci wusste nicht, warum die den alten Mann soviel erzählte, doch irgendwie hatte sie Vertrauen zu ihm. „Es ist ein hübscher Name, Becci. Könntest Du mir helfen?“ „Ja klar, darum bin ich ja hier. Also, wie kann ich Ihnen helfen?“ „Versuch mal mich hier rauszuziehen.“ Sie nahm seine Hände in die Ihren. Sogleich durchströmte ein Gefühl der Wärme durch sie. Sie zog und zog, doch der Mann bewegte sich nicht mal einen Zentimeter. „Nein, meine Kleine, das wird wohl nichts. Hhm, mal überlegen. Wie lange brauchst Du um Hilfe zu holen?“ „Ich könnte es in etwa zehn bis fünfzehn Minuten schaffen. Reicht das?“ „Gut, dann geh schnell los und versuch Dich zu beeilen, denn es ist ziemlich kalt hier. Hier nimm meine Taschenlampe mit. Damit Du den Weg besser siehst.“ „Aber dann sehen Sie ja nichts mehr!“ „Wozu soll ich denn noch eine Taschenlampe gebrauchen. Ich habe ja jetzt einen gefunden, der mir hilft.“ Damit wandte sie sich ab und suchte den Weg zurück zum Weg. Sie wollte erst nach Hause rennen um ihren Eltern Bescheid zu sagen und dann wollte sie die Polizei anrufen. Sie rannte jetzt doch und hielt die Taschenlampe fest in ihrer Hand. Sie erreichte ihr Haus. Ihre Eltern kamen ihr schon entgegen, weil sie sich schreckliche Sorgen gemacht haben. Schnell erzählte sie ihren die Geschichte und danach wurde die Polizei verständigt. Sofort fuhren alle da hinaus ins Moor. Becci lief voraus, um den Beamten die Stelle zu zeigen, wo der alte Mann gelegen hatte. Ständig sah sie sein Gesicht vor ihren Augen. Sie kannte den Mann irgendwoher, aber woher wusste sie nicht. Sie kamen an der Stelle an wo der Mann lag. Doch nun lag da kein Mann mehr. Das konnte doch nicht wahr sein! dachte Becci. Die Beamte schauten sie an und sagten: „Bist Du sicher das es diese Stelle war?“ „Ja, ich bin mir vollkommen sicher!“ Becci schaute sich verzweifelt um. So schnell konnte er doch gar nicht eingesackt sein. Und weglaufen konnte er auch nicht, denn er hatte Seine Taschenlampe nicht, da Becci sie hatte. Verzweifelt drehte Becci sich zu ihren Eltern um, die gerade mit den anwesenden Beamten sprachen. Dann kam ihre Mutter. „Komm jetzt mein Schatz, wir wollen nach Hause.“ „Aber wohin ist der Mann? Er gab mir doch seien Taschenlampe schau.“ „Jaja, mein Schatz, nun komm!“ Widerwillig ging Becci mit. Zu Hause angekommen, riefen ihre Eltern sie in die Küche. „Was ist?“ „Mein Schatz, bist Du sicher das Du dort jemanden gesehen hast?“ „Aber ja, er gab mir doch seine Taschenlampe. Schaut her!“ Becci übergab ihren Eltern die Taschenlampe. Plötzlich fing die Mutter an zu weinen. „Aber Mama, warum weinst Du denn?“ „Diese Taschenlampe gehörte Deinem Großvater. Er starb als er im Moor nach einem außergewöhnlichen Vogel suchte. Und genau an der Stelle, wo Du heute jemanden gesehen hast. Also, woher hast Du diese Taschenlampe?“ fragte ihr Vater. „Ich habe es euch doch schon erzählt. Er sagte außerdem immer zu mir“Kleine“.“ Daraufhin fing die Mutter von neuem an zu weinen. „Genauso hat Dein Großvater Dich immer genannt.“ Becci dachte sie träume. Das konnte doch nicht sein. Sie konnte doch nicht ihren verstorbenen Großvater gesehen haben, oder doch?
Zwei Tage später kam ein Bericht in den Nachrichten. An dem Tag, als Becci angeblich ihren Großvater traf, waren im Moor zwei entlaufende Mörder. Wäre sie weitergegangen, wäre sie den Mördern genau in die Arme gelaufen. Hatte der Großvater sie irgendwie beschützt? Aber wie ist das möglich? Ich glaube, dies wird für immer ein Geheimnis bleiben!
Ende