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Der Mann im Fenster

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03.04.2003
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Der Mann im Fenster

Der Mann im Fenster

Die Kneipen entlang der Straße nehmen die Tische und Stühle herein. Wer will es ihnen verübeln, es ist bereits anderthalb Stunden her, dass die Kirchturmuhr Mitternacht geschlagen hat. Das Café an der Ecke hat noch geöffnet. Zwei Männer sitzen an einem Tisch und diskutieren lautstark die Fußballergebnisse aus der Zeitung. Neben Ihnen ist ein Eingang zu einem halbzerfallenen alt-italienischen Wohnhaus. Die Leuchtschrift an der Fassade gibt zu erkennen, dass es sich um ein Hotel handelt. Die Fensterläden darüber sind alle verschlossen, verschlossen vor den Blicken der vorbeikommenden Römerinnen und Römer. Der Straßenlärm hat in den letzten sechs Stunden nur unwesentlich abgenommen. Die ganz Stadt schein auf den Beinen zu sein, und die Fensterläden sind zu. Nur hinter manchen brennt das Licht durch die Schlitze und zeugen von Leben dahinter. Ein Fenster im 5. Stock ist geöffnet, gleich neben der Regenrinne. Ein Mann steht darin. Er sieht wie die Nachtschwärmer in Pärchen die Straße entlang laufen. Im Zimmer hinter ihm brennt Licht. Man kann seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Ihm fällt auf, dass die Pärchen meist unterschiedlichen Geschlechts sind. Das einzig gleichgeschlechtliche Pärchen zeugt lauthals davon, -Worte wie „drugs“ schallen dem Mann entgegen- dass die Carabinieri den Drogenkonsum in diesem Falle nicht im Griff hatte. Die anderen Pärchen bilden glückliche, langsame Inseln der Zweisamkeit, in dieser hektischen, einsam-machenden Stadt. Eine Stadt pulsierenden Lebens am Tage... Lebens? Wenn Krach gleich Leben ist, dann ja, denkt der Mann. Er blickt nach oben. Die weißen Wolken schweben über den Sternenhimmel hinweg. Ein Flugzeug, Symbol der Zivilisation, des „Lebens“, in der Einflugsschneise durchbricht die „Ruhe“, die Ruhe die entsteht, wenn einem der normale Straßenlärm egal wird... beginnender städte-typischer Egalismus. Ist dem Mann das auch egal? Wieso ist er nicht bei seiner Geliebten? Hat er keine? Bei seiner erkennbar guten Statur schwer vorstellbar. Wartet sie im Zimmer hinter ihm? Dann scheint sie wohl nicht seine Geliebte zu sein, denn sonst würde er sie nicht so lange warten lassen und über den Promillegehalt des Mannes sinnieren, der die Straße gerade mit seinem Gegröle erfreut. Ist sie nicht in der Stadt? Gut möglich, nicht wenigen geht es so, dass sie durch scheinbar übermenschliche Kräfte voneinander getrennt werden. Geht es dem Mann im Café ebenso? Er sitzt jetzt allein mit seiner Zeitung am Tisch, ohne Geliebte, beobachtet von dem Mann im Fenster, direkt neben der Dachrinne. Schade, dass man sein Gesicht nicht sehen kann.
Es blitzt. Ein Mann im Nadelstreifenanzug kommt heran, in seiner hand ein Aktenkoffer und ein Regenschirm... doch ohne großen Charme und Melone. Nur der Charme des Außenseiters, des Außenseiters in diesem Volk der Nachtschwärmer. Er stoppt vor dem Rundbogen des Hotelportals, dreht sich um 180° auf seinen Lackschuhen, die sich durch ein kurzes Aufblitzen, der Reflektion der Straßenlampen, von dem asphaltierten Fußweg abheben, und verschwindet wieder aus diesem Abschnitt der Straße, den der Mann überblicken kann und somit aus seinem Leben.
„Wake me up, before you go go“ – junge Menschen scharen sich wie Bienen um ein Auto, um die Straße dann mit laut aufheulendem Motor und einer Flasche Bier in der Hand zu verlassen.
Es blitzt weiter. Ein Donnern würde man hören, wenn man den Straßenlärm ignoriert. Den herannahenden Gewitterschauer kann man nicht ignorieren. Er entwickelt sich zu einem mäßigen Platzregen mit ein paar Hagelkörnern und spült die Straße frei, frei von den Nachtschwärmern; frei von den unfreiwilligen Alleinunterhaltern; frei von den einsamen Seelen, die das Nachtleben der Stadt ausmachen...
...nur der Mann im Fenster bleibt stehen, direkt neben der Dachrinne.

 

Hi goethe0815

Erstmal Willkommen auf kg.de!
Deine Geschichte fand ich nicht schlecht, allerdings ein wenig merkwürdig. Ich musste sie 2 Mal lesen um sie ein wenig zu verstehen:-)
Gut gefallen hat mir die Stelle:Die anderen Pärchen bilden glückliche, langsame Inseln der Zweisamkeit...
schön ausgedrückt.
Allerdings solltest du nochmal die Rechtschreibung durchgehen, da sind noch ein paar Fehler, schau mal nach.

liebe Grüße

Imke

 

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