Was ist neu

Der Mann, der uns Hoffnung gibt

Mitglied
Beitritt
20.04.2012
Beiträge
44
Zuletzt bearbeitet:

Der Mann, der uns Hoffnung gibt

Auf Tau Ceti b herrscht immer Smog. Er hängt in der Atmosphäre und sorgt dafür, dass die Lunge schmerzt. Jeder hier hat wegen ihm irgendwelche Hautkrankheiten oder Allergien oder beides zusammen. Die giftigen Schwaden wabern aus den Schornsteinen der Fabriken und zwingen uns dazu, mit Gasmasken im Freien herumzulaufen. Dazu kommt der Gestank. Wohin man auch geht, es riecht nach Kalars, denn aus Kalars gewinnen wir unsere Energie. Der Geruch hängt überall: In den Häuserschluchten, in der Kleidung – sogar über dem Essen schwebt stets ein leichter Hauch. Man sollte meinen, dass sich die Nase mit der Zeit an Kalars gewöhnt, so, wie man sich auch mit dem penetranten Schweißgeruch in der Arbeitsmontur in jeder Schicht aufs Neue arrangiert. Aber Kalars ist schlimmer als jeder andere denkbare Geruch: Faulig wie Schwefel, scharf wie Ammoniak, schwer wie Moschus, süßlich wie Kompost, penetrant wie Gasparfüm. Wie sehr man auch immer wieder versucht, den Gestank zu verdrängen, er schleicht sich doch wieder zurück in die Nase. Nein, Tau Ceti b ist kein Ort zum Glücklich werden. Nur wegen Giya habe ich mich nicht schon vor Jahren umgebracht.

Giya ist alles, was ich mir je von einer Frau erträumt habe: Klug, schön, sinnlich. Und sie ist emotionaler als ich.
„Das sind doch alles Lügen!“ Giya schnaubt vor Entrüstung.
„Was sind alles Lügen?“, frage ich.
Sie zeigt auf den Bildschirm. „Na, dieser ganze Schwachsinn, den sie uns jeden Tag in den Nachrichten als Fortschritt verkaufen wollen!“
Ich schüttele den Kopf. „Ach was, das bildest du dir doch nur ein. Warum sollten sie uns anlügen? Haben sie dafür irgendeinen Grund? Als ob es wichtig wäre, was ich von der Regierung denke! Ich verstehe ja noch nicht einmal immer, worum es eigentlich geht.“
Giya fixiert mich mit einem wütenden Blick. „Das ist es doch gerade, was sie wollen – dass du gar nicht weißt, was sie in Wirklichkeit entscheiden. Nur immer diese schönen bunten Bilder, damit du glaubst, dass schon alles in Ordnung ist.“
Ich winke ab. „Es ist ja auch alles in Ordnung.“
Giya lacht auf und guckt nach draußen, wo der Smog vor unserem Fenster hängt. „Irgendwann wirst selbst du merken, was für einen Quatsch du da gerade gesagt hast!“

Unser Tagesablauf ist immer der gleiche. Früh am Morgen stehen wir auf, trinken zusammen eine Tasse Kaffee und schleppen uns anschließend zu unserer jeweiligen Arbeit. Erst spät Abends kehren wir nach Hause zurück, denn wir machen wann immer möglich Überstunden. Es gibt schließlich keine Kinder in unserem Leben, auf die wir Rücksicht nehmen müssten. Von dem zusätzlichen Geld werden wir uns in einigen Jahren einen Urlaub auf Belinus gönnen. Belinus soll ein Paradies sein, mit reiner Luft und Stränden an einem azurblauen Meer. Davon können wir auf Tau Ceti b nur träumen.

Als ich von der Arbeit komme, ist Giya nicht da. Das wundert mich, denn Giya ist meistens vor mir zu Hause. Ich warte mehrere Stunden und beginne, mir Sorgen zu machen. Als ich gerade die Polizei anrufen will, höre ich, wie Giya ihren Schlüssel ins Schloss steckt. Ich laufe ihr entgegen.
„Wo warst du denn?“
Giya lächelt mich an.
„Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Warum sagst du mir denn nicht vorher Bescheid, wenn...“
Giya schaut mir in die Augen und sagt: „Keine Angst, alles wird gut!“
Ich gucke sie verständnislos an. Giya ignoriert meinen Blick und geht in Richtung Badezimmer.
Über die Schulter ruft sie mir zu: „Keine Sorge, morgen wirst du verstehen, was ich meine. Aber jetzt muss ich ins Bett! Heute war ein langer Tag und morgen wird es auch nicht besser.“
Ich gucke ihr fragend nach, als sie die Badezimmertür hinter sich schließt.

Am nächsten Tag treffen wir uns nach der Arbeit im Festsaal einer Bierhalle. Im hinteren Teil des Raumes steht ein kleines Rednerpult, vor dem sich die Menschen drängen. Es ist so voll, dass die Leute bis auf den Gang heraus stehen müssen. Giya nickt zufrieden.
„Gestern war der Saal nur zu zwei Dritteln gefüllt und heute sind es schon so viel mehr Zuhörer. Tau Ceti wird bald nicht mehr der Planet sein, den wir heute kennen!“
Ich nicke nur unsicher. Noch immer weiß ich nicht, was mich erwarten wird. Plötzlich geht das Licht aus und ein kleiner untersetzter Mann tritt auf die Bühne. Sichtlich nervös stammelt er ein paar Sätze ins Mikrofon: Wie sehr er sich freue, dass wir alle gekommen sind; wie außerordentlich wichtig die nächste Wahl doch sei; Tau Ceti brauche Veränderung – es ist eine dieser typischen Wahlkampfreden, die man heute hört und morgen schon vergessen hat. Er tupft sich schließlich den Schweiß von der Stirn, bevor er überraschend laut ins Mikrofon brüllt: „Und nun, liebe Freunde, der Mann, auf den ihr alle gewartet habt: Setubal Tâlen!“

Tosender Beifall brandet auf. Giya scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen, so ekstatisch wie sie in ihre Hände klatscht. In diesen Sturm der Begeisterung tritt ein großgewachsener Mann, Anfang vierzig, mit klaren, freundlichen Augen und gepflegten Haaren, die von seiner schon sehr hohen Stirn ablenkten. Einige beginnen damit, „Setubal, Setubal!“ zu skandieren. Setubal hebt beschwichtigend die Hände, doch es bringt nichts. Der Applaus will einfach nicht abbrechen. Schließlich tritt er ans Mikrofon und beginnt gegen den Beifall anzureden, der kurz darauf verebbt und gespanntem Zuhören Platz macht.

Setubal Tâlen ist ein guter Redner. Man hört ihm nicht nur gerne zu – er kann auch gut erklären.
„Freunde,“ beginnt er, „Freunde, lasst doch den ganzen Beifall. Ich habe in meinem Leben schon zu viel Applaus hören müssen, aber leider nicht immer nur für die gerechte Sache! Wie oft habe ich im Parlament gesehen, wie die anderen Abgeordneten sich erhoben haben, um Lügen mit Beifall zu belohnen. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich habe es nicht mehr länger ertragen, mich verstellen zu müssen und darum, meine Freunde, bin ich zurückgetreten.“ Erneute Beifallsbekundigungen.
„Und darum kann ich nun auch frei zu euch sprechen. Denn das, was euch jeden Tag in den Abendnachrichten aufgetischt wird, ist nicht die Wahrheit, es ist nur billige Propaganda,“ Giya stößt mir den Ellenbogen in die Seite, „nur billige Propaganda, die dazu dienen soll, dass ihr nicht merkt, was wirklich passiert.“
„Was passiert denn wirklich?“, ruft einer dazwischen.
„Was passiert? Tau Ceti steht vor dem Kollaps, das passiert! Guckt euch den Smog an, der draußen in den Straßen hängt! Glaubt ihr, der war schon immer da? Glaubt ihr wirklich, ein Siedler hätte freiwillig seinen Fuß auf einen Planeten gesetzt, auf dem man nur mit Gasmaske herumlaufen kann? Nein, meine Freunde, Tau Ceti war ein Paradies wie Belinus noch immer eines ist. Erst als die Kalars-Produktion von allen besiedelten Planeten in der Galaxis gerade unsere Heimat als ihren Standort ausgesucht hat, wurde Tau Ceti zu der vergifteten Welt, als die wir sie heute kennen. Wir stellen Kalars für nahezu alle Sternensysteme her, damit diese billige Energie haben. Aber wo bleibt der Dreck? Wo bleibt das ganze Gift, das bei der Herstellung entsteht? Hier auf Tau Ceti, meine Freunde! Doch spricht jemand darüber? Habt ihr schon einmal einen Politiker in den Nachrichten gesehen, der seine Besorgnis über unsere verdreckte Umwelt, unsere schwindelerregenden Krebsstatistiken geäußert hat? Nein! Denn ihr sollt weiterhin brav mitspielen, damit die Kalars-Produktion auch in Zukunft in Ruhe unsere Atmosphäre verdrecken kann. Denn Geld ist auf unserem Planeten scheinbar wichtiger als Menschenleben!“
Der Saal brodelt vor Empörung.
„In zehn Jahren wird unser Planet unbewohnbar sein, wenn wir nicht endlich aufhören, Kalars zu produzieren! Das habe ich mir nicht etwa ausgedacht, das steht in den offiziellen Berichten der Regierung zur Umweltproblematik. Aber tut sich was? Nein, nicht im Geringsten! Da werden Kommissionen eingesetzt, die über jedes Komma in ihren Zwischenberichten streiten, aber immer noch keine Idee haben, welche alternativen Energiequellen wir denn fördern sollen. Und wenn doch einmal so ein Forschergremium eine Idee präsentiert, dann kommt sofort das Wirtschaftsministerium und schießt dazwischen, denn niemand darf die heiligen Exporte der Kalars-Produktion in die anderen Teile der Galaxis gefährden. Das, meine Freunde, ist es was die Regierung gegen dieses größte, dieses wichtigste aller unserer Probleme unternimmt, nämlich: Nichts! Nicht das Geringste!“
Das Pfeifen und Johlen gegen die Regierung wird immer lauter. Setubal trinkt einen Schluck Wasser und wischt sich die Stirn ab.
„Aber Freunde, habt keine Angst! Es gibt eine Lösung für unser Dilemma – und ich werde sie euch Schritt für Schritt erklären!“

Wir verlassen die Bierhalle spätnachts. Ich weiß jetzt, warum Giya letzte Nacht so selig gelächelt hat. Es ist so einfach. Es ist so logisch. Und trotzdem verweigert sich unsere Regierung Setubals Plan. Der Status Quo ist für sie bequemer. Hauptsache,ein Teil des Geldes der Kalars-Produktion kommt auch in ihren Taschen an. An dem Tag, an dem Tau Ceti endgültig kollabieren wird, sitzen unsere Minister doch längst auf Belinus und lachen über unsere Leichtgläubigkeit. Und ich Narr würde es nicht einmal bemerken, wenn Setubal mir nicht die Augen geöffnet hätte!

Jeden Tag kommen mehr Leute zu Setubals Veranstaltungen. Mehr als einmal müssen wir umziehen, da der bisherige Saal zu klein wird. Zuerst nimmt die Regierung Setubal nicht ernst und die Medien ignorieren ihn. Doch als er zum ersten Mal vor einer Viertelmillion Menschen auf dem Zentralen Platz eine Rede hält, werden sie nervös. Plötzlich ist Setubal in den Nachrichten – allerdings wird nicht positiv über ihn berichtet. Sie nennen ihn einen Irren, der unsere Wirtschaft zerstören und Tau Ceti nebenbei außenpolitisch isolieren möchte. Einmal heißt es sogar, dass Setubal sich von den Vereinigten Raumwerften bestechen lässt. Aber Giya und ich lachen nur. „Als ob es jetzt plötzlich wahr wäre, was sie uns erzählen!“

Die Regierung ist auch nicht besser. Jeden Tag betont sie, dass wir gar nicht beurteilen könnten, was für außenpolitische Konsequenzen Setubals Plan hat. Wir würden auch nicht verstehen, was er für die Wirtschaft unseres Planeten bedeuten würde. Aber warum die Regierung zugelassen hatte, dass sich Tau Ceti in eine einzige Giftwolke verwandelt hat, das erklärt sie uns nicht. Was auch immer sie erreichen will – am Ende macht sie Setubal mit ihren Ausflüchten nur noch stärker. Setubal gewinnt die Präsidentschaftswahl haushoch. Noch nie hat ein Kandidat so viele Stimmen bekommen. Ein ganzer Planet hat beschlossen, Setubal zu folgen.

Am Tag der Inauguration stapfen Giya und ich schweigend am Ufer des Flusses entlang in Richtung des Regierungspalastes. Wir wollen mit eigenen Augen sehen, dass es wirklich stimmt: Setubal Tâlen ist neuer Präsident von Tau Ceti b. Der Geruch nach Kalars, der wie immer über der Stadt hängt, ist uns egal – bald werden wir ihn nicht mehr riechen müssen. Am Regierungspalast wartet eine unüberschaubare Menge auf die Feierlichkeiten. Nach den Ansprachen durch die verschiedenen Würdenträger und dem zeremoniellen Brimborium tritt endlich Setubal ans Mikrofon, um seine Antrittsrede zu halten. Einen Moment schaut auf die Menge herab, die vor ihm steht und seinen Namen ruft. Dann beugt er sich vor und beginnt mit seiner Rede.
„Liebe Freunde, heute ist ohne Frage ein großer Tag für unseren Planeten, denn wir haben unser Ziel, die Präsidentschaft, erreicht. Und dennoch, die kommenden Tage werden noch bedeutender sein. Denn schon morgen werde ich die Kalars-Produktion wie versprochen verstaatlichen und somit unter unsere Aufsicht stellen. Doch dies ist nur der erste Schritt auf dem Weg in eine bessere Zukunft! Sobald die neuen Kriegsschiffe fertig gestellt sind, werden wir uns nach Belinus begeben und diesen schwächlichen Planeten besetzen. Tau-Cetianer, ihr wisst was dies bedeutet! Schon bald werden wir das von uns benötigte Kalars mit Hilfe von Kriegsgefangenen auf Belinus herstellen können. Und ihr, meine Freunde, werdet dann zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder tief durchatmen können!“

Der Jubel, der nun aufbrandet, ist unbeschreiblich. Ich schaue zu Giya, die mich anlächelt. Dort steht Setubal Tâlen, unser neuer Präsident. Der Mann, der uns die Augen geöffnet hat. Der, der uns Hoffnung gibt.

 

Kleiner Hinweis in eigener Sache

Ich werde das Wochenende über nicht im Internet sein. Also nicht wundern, wenn keine Reaktion auf eure Kommentare kommt, die gibt es dann selbstverständlich nächste Woche!

Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank im Voraus für eure Kommentare,
MuGo

 

Hi MuGo,

Ich hatte beim Lesen schon die ganze Zeit so eine Erwartungshaltung, dass es am Schluss eine unangenehme Enthüllung über den Hoffnungsträger geben wird. Ich dachte aber eher in die Richtung "Der lügt die armen Leute auch bloß an", von daher war das Ende für mich dann doch ein bisschen überraschend. :)

Die Geschichte liest sich gut und flüssig, aber richtig mitreißend fand ich sie nicht. Das liegt glaube ich unter anderem daran, dass die Rede von Setubal, die ist ja so ein bisschen das Herzstück der Geschichte, nur indirekt wiedergegeben wird. Da wiederholt sich einiges vom Anfang der Geschichte, über das Kalars und seine Begleiterscheinungen, was der Leser schon weiß. Ich vermute, du hast das so gemacht, damit die Pointe am Schluss funktioniert - deshalb kannst du Setubals "Lösung" an der Stelle noch nicht präsentieren. Aber trotzdem denke ich, du könntest da ein wenig wörtliche Rede reinbringen. Und ich glaube auch an anderen Stellen würden ein paar Dialoge das Ganze auflockern. Du hast relativ viel Infodump drin, vieles davon könnte auch über einen Dialog transportiert werden und dabei könntest du nebenbei die Figuren besser charakterisieren, die hier noch relativ blass bleiben.

Dialoge sind schwierig - gerade eine wirklich mitreißende Politikerrede (oder auch nur ein paar überzeugende Sätze daraus) zu schreiben ist eine echt schwere Aufgabe. Deine Lösung ist sicher einfacher und hilft auch, die Geschichte schön kurz zu halten, aber ich glaube trotzdem der Text wäre einfach lebendiger, wenn die Figuren mal miteinander reden würden. :)

Aber auch in dieser Form habe ich die Geschichte schon gerne gelesen.

Ein paar kleine Korrekturen und Anmerkungen habe ich noch:

Ich schaue zu Giya, die an meiner Seite trottet und offensichtlich in Gedanken versunken ist.
Bei dem Wort "trotten" denke ich zuerst an ein Tier, da würde ich was anderes nehmen.

Wir sind auf dem Weg zur feierlichen Inauguration von Setubal Tâlen, unseres neuen Präsidenten.
entweder: "Setubal Tâlens, unseres neuen Präsidenten" oder "von Setubal Talen, unserem neuen Präsidenten".

Es ist der selbe Mann, der uns die Augen geöffnet hat. Und der selbe Mann, der uns Hoffnung gibt.
Das "selbe" könntest du eigentlich weglassen.

Wohin man auch geht, es nach Kalars, denn ohne Kalars gibt es keine Energie.
Da fehlt ein Verb (riecht oder stinkt)

Auch wenn Reisen nach Belinus teuer sind, so wussten wir doch, dass wir mit vielen Überstunden in einigen Jahren genug Geld gespart haben würden.
"gespart haben würden" ist so furchtbar sperrig ... Vorschlag: dass wir uns mit den vielen Überstunden in einigen Jahren so einen Urlaub leisten könnten.
Das mit dem Urlaub wäre übrigens ein prima Kandidat um einen Dialog draus zu machen ... :)

Giya und ich mussten mehr als einmal Lachen, wenn diese verlogene Brut in den Nachrichten ihre Märchen erzählte.
lachen klein

Am Wahlabend stand ich mit Giya in einem großen Zelt, dass Setubal für die Wahlparty angemietet hatte.
das

Grüße von Perdita

 

Hii,

Ohne sie würde ich wahrscheinlich immer noch glauben, dass dieser ganze Dreck um uns herum, der uns langsam tötet, gottgegeben und unabänderlich sei.
Unabänderlich „ist“ – ich weiß nicht, wieso, aber das hat mich gestört. Da könnte ich jetzt eine halbe Seite drüber reden, warum für mich da Indikativ hingehört, aber es würde auch keinem helfen. Es wirkt auf mich auf jeden Fall viel stärker und natürlicher mit Indikativ.
Stilistisch: Eher ausdünnen. „Wahrscheinlich“ – braucht es nicht. „immer noch“ – ja, okay, „noch“ reicht vielleicht auch. Dann „langsam“ – hm, schleichend vielleicht? Bisschen nach stärkeren Worten suchen. Und diese Relativierungen ein bisschen raus.
Auch der erste Satz – da hast du 5 Substantive drin, das ist nicht schlimm, aber bei so einem Stil hast du permanent Defcon 2 – also ständig kann da was schief gehen.

Wir sind auf dem Weg zur feierlichen Inauguration von Setubal Tâlen, unseres neuen Präsidenten.
Ja, komplexe grammatikalische Probleme: Genus und Kasus von Appositionen. Unserem neuen Präsidenten fände ich natürlicher.
Oder andersrum: Wir sind auf dem Weg zur Inauguration unseres neuen Präsidenten, Setubal Talen. (feierlich steckt in Inauguration schon drin).

Es ist der selbe Mann, der uns die Augen geöffnet hat. Und der selbe Mann, der uns Hoffnung gibt.
Ja, diese Pointen sollte man sprachlich vielleicht eher verdichten, das ist Geschmackssache, aber es bietet sich hier eine andere Stimmlage an.
Es ist derselbe Mann, der uns die Augen geöffnet hat. Der, der uns Hoffnung gibt.

Wohin man auch geht, es nach Kalars,
Da fehlt was.

In den Häuserschluchten, in der Kleidung – sogar das Essen riecht immer leicht danach.
Ich würde dir raten, bei solchen Stellen zu überlen, was mit diesen relativierenden Worten ist. „leicht nach etwas riechen“ – gibt es dafür ein anderes Wort? Ein präziseres? Braucht es das „leicht“? Braucht es das „sogar“? Kann ich für das allgemeine „Essen“ etwas anderes sagen? Brauche ich das „immer“?
Das sind Fragen, die man nicht im Sinne eines bestimmten Lesers beantworten muss. Aber literarisches Schreiben besteht – auch (nicht nur, und nicht immer, um Gottes willen=, daraus, sich so Fragen zu stellen, damit man aus dem Alltagsdeutsch rauskommt in eine stärker gestaltete Sprachebene rein (auch gestaltetes Alltagsdeutsch ist noch viel alltäglicher, natürlicher und besser als ungestaltetes) :).

sowie man sich auch an andere schlechte Gerüche gewöhnt.
Präziser. Es ist fast immer besser, ins Spezielle zu gehen. So wie man sich auch an … den Mundgeruch seines Chefs gewöhnt, an volle Babywindeln oder eben irgendein Detail, das – so nebenbei – hilft, die Welt deiner Geschichte zu zeichnen. Das sind so Tricks beim Schreiben, die helfen, dass sich eine Geschichte „rund“ anfühlt, ohne dass man als Autor da wirklich Kraft reinstecken muss.

Wir machten Überstunden wo es nur ging, denn wir haben keine Kinder zu versorgen.
Das ist nicht logisch verknüpft mit dem „denn“. Deine Idee: Wir machten Überstunden. Das machte uns nichts aus, wir hatten keine Kinder, auf die wir Rücksicht nehmen mussten.
Hier steht aber eher: Wir machten Überstunden, obwohl wir das Geld nicht brauchten, um Kinder zu versorgen.

in dem man ohne Bedenken baden könne. Sogar Fische soll man beobachten können.
Hier diese gleichförmigen Satzbauarten direkt hintereinander vermeiden. Baden könne – beobachten können. Und halt diese Konstruktionen … „ohne Bedenken“ – „sogar“, dazu 2mal das „man“. Es ist stilistisch schwierig.

Ja, grundsätzlich hat die Geschichte Bestandteile, die ich unheimlich mag. Es ist eine Art Gesellschafts-Satire angelegt in einer Dystopie, da kann der Leser viele Parallelen zu ziehen (Bierhalle->Hitler; Ressourcenraubbau; Kolonialisierung; Kurzfristiges Denken usw.).
Probleme hat die Geschichte in der Darstellung, weil sie langsam und szenisch anfängt, dann aber nur in Schlagzeilen aufs Ende zu geht. Und die Pointe war mir, persönllich, fast ein bisschen zu platt. Es ist dann ja „nur“ eine Pointengeschichte, die haben es immer besonders schwer, weil man dann denkt: Warum hab ich mir dann die Mühe gemacht, mir eine Atmosphäre vorzustellen, wenn es eh nur um die pointe ging?
Also Geschichten, die wirklich auf eine Pointe zulaufen und von ihr „leben“, sollten ihr alles unterordnen und wirklich darauf zujagen, und allen Ballast über Bord werfen.
Also ich denke die Struktur hier, da gibt es schon Probleme, weil du viele Schritte auf dem Weg vom Anfang bis zum Ende hast, aber wenig Zeit für jeden einzelnen. Deshalb geht es dann in den schnellen Vorlauf. Ich glaube, in so Fällen ist es besser, vorher die Zahl der Szenen radikal zu beschränken, zu sagen: Intro, Rede, Wahlkampf, Abschluss. Vier Szenen – jede auserzählen und basta. So hast du 10 oder 12 Absätze und klein und Erzählperspektive ändert sich, Erzähltempo, der Fokus, mal ist es persönlich, dann unpersönlich – das ist schon schwierig.
Aber generell fände ich es gut, wenn du dich genauer mit jedem einzelnen Satz erstmal beschäftigen würdest. Und danach kannst du dich vielleicht mit Erzählstrukturen auseinander setzen.

Die Geschichte ist aber recht sauber gearbeitet, ich find die Zutaten sind gut gewählt, und allgemein, das muss man ja loben, finde ich es wirklich vorbildlich, wie du dich hier im Forum engagierst und einbringst. Wenn du das beibehältst, wird man sicher rasch Fortschritte sehen.
Also das ist hier kein schlechter Text, aber es gibt beim Schreiben eben viele unterschiedliche Felder und Sparten, an denen man ewig arbeiten kann, und bei dem es immer noch besser geht. Vielleicht konnte ich dir da Anregungen geben.

Gruß
Quinn

 

Wer zu spät kommt, den bestraft das Forum ... ich hab den Text schon vor zwei Tagen gelesen und mir Notizen gemacht, und jetzt wurde ich gleich zweimal überholt ... naja :D

MuGo, ich wollte dir eigentlich gar fürchterbar vor den Koffer kacken, weil ich beim ersten Lesen so große Probleme mit der Zeitebene hatte. ;) Jetzt seh ich, bei Quinn und Perdita war das kein Ding ... also, ich weiß nicht, vielleicht war ich beim Lesen unterzuckert? Trotzdem, ich versuch mal zu erklären, wo ich gestolpert bin:

Du fängst in der Gegenwart an, zwei Personen laufen da lang, aber die Szene wird verwässert durch sehr viel Hintergrunderklärungen, deswegen bin ich in dieser Szene nie wirklich dabei, der Erzähler lässt mich überhaupt nicht an die Figuren ran, weil er dem Leser gleich Kalare und Lebensgeschichten reinwürgt. Dann wird eine Rückblende sehr beiläufig eingeleitet:

Giya hakt sich bei mir ein, während wir am Fluss entlang zum Regierungspalast gehen. Ich kann mich noch wie gestern an den Tag erinnern
Irgendwann innerhalb der Rückblende, von einem Absatz zum nächsten, hast du mich verloren und ich war vorübergehend verwirrt, wo auf der Zeitachse ich mich gerade befinde. Lag vielleicht daran, dass mir die eher schwache Eingangsszene, wo die beiden da so gehen, überhaupt nicht als Bezugspunkt im Gedächtnis geblieben ist.

Zusätzlich kam innerhalb der Rückblende sowas:

Jetzt wusste ich, warum Giya gestern Nacht so gestrahlt hatte.
Und im nächsten Absatz:
Von Tag zu Tag kamen mehr Leute zu Setubals Veranstaltungen.
"Gestern Nacht" - das ist die Nacht vor dem "jetzt" des Textes, normalerweise. Hier aber nicht, da ist es ein Gestern vor einem bereits vergangenen Heute, und danach kamen noch ganz viele Tage, bevor der Text wieder in der erzählerischen Gegenwart ankommt.
Also, die chronologische Reihenfolge der Ereignisse, die finde ich undeutlich erzählt.

In den Text:

Der Wind treibt den Gestank der Kalars-Produktion vom anderen Ufer des Flusses in mein Gesicht. Selbst die Gasmaske kann nicht viel dagegen ausrichten. Ich schaue zu Giya, die an meiner Seite trottet und offensichtlich in Gedanken versunken ist. Meine Giya. Ohne sie würde ich wahrscheinlich immer noch glauben, dass dieser ganze Dreck um uns herum, der uns langsam tötet, gottgegeben und unabänderlich sei. Doch jetzt nicht mehr. Wir sind auf dem Weg zur feierlichen Inauguration von Setubal Tâlen, unseres neuen Präsidenten.
Eine Genre-spezifische Geißel. Viele seltsame Namen in den ersten Zeilen. So mancher SF/Fantasy-Leser wird das gut finden, ich persönlich verdrehe da immer die Augen. Und dadurch, dass Giya neben ihm hertrottet, bin ich erstmal nicht sicher, dass Giya ein Mensch ist. Genre-typisch hatte ich gedacht, vermutlich irgendein mit Intelligenz getuntes Vieh, Roboterhund oder so ;)
Dann hatte ich wegen der Namen einen zweiten Stolperer:
Denn seitdem ich mich erinnern kann, herrscht auf Remûr Smog.
Das hielt ich prompt für einen unvollständigen Satz über einen gewissen Remûr Smog (Setubal Tâlen, Remûr Smog, ich dachte, die heißen da jetzt alle so). :D Ja, is Kleinkram, ich wollte bloß mal darauf hingewiesen haben, dass man mit diesen extravaganten Namen auch einige Leser verprellen kann.

Faulig wie Schwefel, scharf wie Ammoniak, schwer wie Moschus, süßlich wie Kompost, penetrant wie Gas.
Kommt mir komisch vor. Alles, was man riecht, sind doch Moleküle in der Gasphase, oder? Dachtest du an Erdgas? Das ist dann erst recht ein ungünstiger Vergleich, weil Erdgas (oder besser: Methan, der Hauptbestandteil) eigentlich geruchlos ist und künstlich zum Stinken gebracht wird aus Sicherheitsgründen.

Der Mann, offensichtlich der angekündigte Setubal Tâlen, hob beschwichtigend die Hände, doch es brachte nichts.
Trau dem Leser mal zu, dass der selbst errät, dass da jetzt Setubal kommt und nicht Mickey Mouse. :) Eine solche über-Erklärung kann raus.

Wir glaubten den verlogenen Medien, die mit dem Lügenpack aus den etablierten Parteien unter einer Decke steckten, kein Wort mehr. Die Politiker selbst waren auch nicht besser. Jeden Tag betonten sie, dass wir nicht beurteilen könnten, was für außenpolitische Konsequenzen Setubals Plan hätte.
...
Wir waren nicht mehr länger die Spielfiguren der Politiker – im Gegenteil, wir hatten die Politiker in ihrem eigenen Spiel Schachmatt gesetzt. Jetzt konnten wir selbst die Zukunft unseres Planeten in die Hand nehmen. Setubal hatte es allen gezeigt, die ihn bis zu Letzt für einen Spinner hielten.
Sowas ist sprachlich ungenau. Setubal ist auch ein Politiker, den kannst du nicht gegen "Politiker" so abgrenzen. Da müsste dann stehen "die Politiker der etablierten Parteien" oder sowas. Ja, auch das ist Kleinkram. ;)
Und vielleicht wolltest du es so darstellen, dass der Erzähler Setubal nicht als Politiker empfindet sondern als einen aus dem Volk, aber das müsstest du dann anders machen.

Der Text hier funktioniert um Längen besser als dein anderer.
Ich würde mir noch mehr direktes Erzählen und Dialoge wünschen.
Aber ich prophezeie: du machst das schon. ;)

 

Hallo mugo,

Ich habe deinen Text vor zwei Tagen gelesen und er geistert mit immer noch durch den Kopf. Das erstaunt mich umso mehr, da ich hier auf jeden fall noch einige Baustellen sehe. Will da keine anderen Kommentatoren wiederholen und so gut wie Quinn könnte ich es eh nicht ausdrücken, aber ich stoße hiermit ins gleiche Horn, was die szenische Darbietung betrifft. Hier muss mehr aktives rein, mehr lebendiges, Live miterlebbares.
Das mit der Pointe hingegen sehe ich Anders als Quinn, das geht für mich sehr in Ordnung so, habe das auch nicht kommen sehn und fühlte mich da keineswegs betrogen. Das hat, zumindest bei mir, gesessen, auf fiese Art. Betrug finde ich eher das betonen der lieben Augen. Unnötige falschfährte, die um der Pointe Willen vorhanden, aber nicht stimmig ist. Kleines Ärgernis, das ich rausnehmen würde. Wirkt Doch auch ohne.

In diesem Sinne gern gelesen, ich hoffe, du feilst hier dran noch. Verdient hätte es der Text.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo zusammen (d.i. Perdita, Quinn, Möchtegern und weltenläufer),

vielen Dank für die ausführlichen Kommentare. Da es viel zu sagen gibt, schenken wir uns eine lange Einleitung und gehen gleich in die Vollen:

Perdita

Deine Hinweise auf Grammatikfehler werde ich natürlich übernehmen und auch einige andere kleine Anmerkungen. Alles, was meiner Meinung nach einer Erläuterung meinerseits bedarf, folgt nun im Einzelnen.

Ich hatte beim Lesen schon die ganze Zeit so eine Erwartungshaltung, dass es am Schluss eine unangenehme Enthüllung über den Hoffnungsträger geben wird. Ich dachte aber eher in die Richtung "Der lügt die armen Leute auch bloß an", von daher war das Ende für mich dann doch ein bisschen überraschend.

Schön, dass die Pointe scheinbar funktioniert hat!

Aber trotzdem denke ich, du könntest da ein wenig wörtliche Rede reinbringen. Und ich glaube auch an anderen Stellen würden ein paar Dialoge das Ganze auflockern. Du hast relativ viel Infodump drin, vieles davon könnte auch über einen Dialog transportiert werden und dabei könntest du nebenbei die Figuren besser charakterisieren, die hier noch relativ blass bleiben.

Ach, da habe ich mich so schön um die Dialoge herum gedrückt und dann musst du gleich als allererstes mit dem Finger drauf zeigen...

Deine Lösung ist sicher einfacher und hilft auch, die Geschichte schön kurz zu halten, aber ich glaube trotzdem der Text wäre einfach lebendiger, wenn die Figuren mal miteinander reden würden.

Okay, mehr Dialog, ist in Ordnung.

Bei dem Wort "trotten" denke ich zuerst an ein Tier, da würde ich was anderes nehmen.

Hm, meine Überlegung war, dass Remûr eben keine Umgebung ist, in der man fröhlich voran schreitet, sondern in der man sich jeden Tag aufs Neue davon überzeugen muss, dass es irgendwie doch Sinn macht, aufzustehen. Das Wort "trotten" schien mir dafür geeignet, aber scheinbar bist du ja nicht die Einzige, die das Wort anders assoziiert. Ich werde also nach einem anderen Wort suchen, das Giya vielleicht ein wenig menschlicher macht.

Wohin man auch geht, es nach Kalars, denn ohne Kalars gibt es keine Energie.

Da fehlt ein Verb (riecht oder stinkt)

Wo du Recht hast, hast du natürlich Recht...

Das mit dem Urlaub wäre übrigens ein prima Kandidat um einen Dialog draus zu machen ...

Danke, so einen Hinweis nehme ich gerne an!

Vielen Dank für das Lesen und vor allem für deine Anmerkungen bezüglich des Dialogs sowie des Aufspürens der ganzen grammatikalischen Kleinigkeiten!

Quinn

Auch an dich vielen Dank, Quinn, denn dein Kommentar gibt einige wertvolle Tipps, die nicht nur für diese Geschichte im Allgemeinen, sondern auch für zukünftige Kurzgeschichten nützlich sind. Da kann ich wirklich viel mitnehmen und es auch verkraften, dass du die Pointe zu flach findest.

Ohne sie würde ich wahrscheinlich immer noch glauben, dass dieser ganze Dreck um uns herum, der uns langsam tötet, gottgegeben und unabänderlich sei.

Unabänderlich „ist“ – ich weiß nicht, wieso, aber das hat mich gestört. Da könnte ich jetzt eine halbe Seite drüber reden, warum für mich da Indikativ hingehört, aber es würde auch keinem helfen. Es wirkt auf mich auf jeden Fall viel stärker und natürlicher mit Indikativ.
Stilistisch: Eher ausdünnen. „Wahrscheinlich“ – braucht es nicht. „immer noch“ – ja, okay, „noch“ reicht vielleicht auch. Dann „langsam“ – hm, schleichend vielleicht? Bisschen nach stärkeren Worten suchen. Und diese Relativierungen ein bisschen raus.

Mit dem Indikativ kann ich leben und ohne die Relativierung wird der Satz in der Tat stärker, aber "langsam" durch "schleichend" zu ersetzen, dass mag ich leider nicht. Was hältst du stattdessen von "jeden Tag ein bisschen mehr"?

Es ist derselbe Mann, der uns die Augen geöffnet hat. Der, der uns Hoffnung gibt.

Das finde ich ganz stark und werde es in dieser Form übernehmen.

Wohin man auch geht, es nach Kalars,

Da fehlt was.

Siehe Perdita.

In den Häuserschluchten, in der Kleidung – sogar das Essen riecht immer leicht danach.

Ich würde dir raten, bei solchen Stellen zu überlen, was mit diesen relativierenden Worten ist. „leicht nach etwas riechen“ – gibt es dafür ein anderes Wort? Ein präziseres? Braucht es das „leicht“? Braucht es das „sogar“? Kann ich für das allgemeine „Essen“ etwas anderes sagen? Brauche ich das „immer“? Das sind Fragen, die man nicht im Sinne eines bestimmten Lesers beantworten muss. Aber literarisches Schreiben besteht – auch (nicht nur, und nicht immer, um Gottes willen=, daraus, sich so Fragen zu stellen, damit man aus dem Alltagsdeutsch rauskommt in eine stärker gestaltete Sprachebene rein (auch gestaltetes Alltagsdeutsch ist noch viel alltäglicher, natürlicher und besser als ungestaltetes).

Haha, hier werde ich nicht nur gefordert, sondern ich kann sogar zu meiner Erleichterung feststellen, dass ich auf die meisten Fragen eine Antwort habe, weil der Satz kein Unfall war, sondern bewusst komponiert und eingefügt wurde.

Der Satz geht vom großen, öffentlichen, unpersönlichen Raum (Häuserschluchten) in den kleinen, privaten, persönlichen Raum (Essen). Außerdem holt er mit der Kleidung den Leser ab, denn dass die Klamotten nach etwas stinken, hat sicherlich jeder schon einmal erlebt. Ein Wort wie "immer", das einen ständigen Zustand beschreibt, braucht es auch, denn schließlich gibt es kein Entrinnen, niemals. "Essen" habe ich gewählt, weil es stark mit Geruch verbunden ist und viele Menschen sich z.B. vor einem Pudding, der den Geruch von Fisch angenommen hat, ekeln, obwohl sie den Fisch ohne Bedenken essen würden und der Pudding sich in seiner Zusammensetzung nicht verändert hat. Natürlich hätte ich satt "Essen" auch ein konkretes Nahrungsmittel nehmen können, aber dann kommen wir in das Dilemma, dass der Leser dieses Essen mit "Hauptnahrungsmittel" gleichsetzen würde. Was passiert aber automatisch, wenn wir etwas über einfache Arbeiter in einer Dystopie lesen, die tagein, tagaus immerzu das Gleiche essen? Richtig, wir gehen davon aus, dass es sich um arme Schlucker handelt, denen es richtig dreckig geht. Das ist aber gar nicht meiner Absicht, denn der Erzähler und Giya sind nicht unbedingt arm, sie sind schlicht nicht reich. Zumindest nicht reich genug, um sich einen interstellaren Raumflug leisten zu können. Aber davon abgesehen leiden sie "nur" unter der kaputten Umwelt. Prinzipiell sind sie nicht schlechter gestellt als ein deutsches Facharbeiter-Ehepaar ohne Kinder.

So, nachdem ich nun die halbe Seite geschrieben habe, die du nicht schreiben wolltest, ziehe ich mir aber trotzdem den Schuh an, dass ich vielleicht ein paar Sprachebenen zu tief hängen geblieben bin. Mein Vorschlag für den neuen zweiten Teil des Satzes wäre daher "sogar über dem Essen hängt stets ein leichter Hauch."

sowie man sich auch an andere schlechte Gerüche gewöhnt.

Präziser. Es ist fast immer besser, ins Spezielle zu gehen. So wie man sich auch an … den Mundgeruch seines Chefs gewöhnt, an volle Babywindeln oder eben irgendein Detail, das – so nebenbei – hilft, die Welt deiner Geschichte zu zeichnen. Das sind so Tricks beim Schreiben, die helfen, dass sich eine Geschichte „rund“ anfühlt, ohne dass man als Autor da wirklich Kraft reinstecken muss.

Vielen Dank, das ist ein super Tipp!

Wir machten Überstunden wo es nur ging, denn wir haben keine Kinder zu versorgen.

Das ist nicht logisch verknüpft mit dem „denn“. Deine Idee: Wir machten Überstunden. Das machte uns nichts aus, wir hatten keine Kinder, auf die wir Rücksicht nehmen mussten.
Hier steht aber eher: Wir machten Überstunden, obwohl wir das Geld nicht brauchten, um Kinder zu versorgen.

Ja, das war einmal deutlicher, aber umständlicher beschrieben, weswegen es irgendwann zu dem von dir zitierten Satz wurde. Ich werde die Stelle entsprechend überarbeiten. Deine "Übersetzung" meiner ursprünglichen Idee ist dabei eine gute Anregung.

Probleme hat die Geschichte in der Darstellung, weil sie langsam und szenisch anfängt, dann aber nur in Schlagzeilen aufs Ende zu geht.

Hm, aber ohne langsame Einführung in die Umweltproblematik wird ja nicht wirklich deutlich, dass Remûr ein ziemlich übler Ort ist. Und die ganze Problematik der Kalars-Produktion müsste raus, um die Handlung zu straffen. Das alles ist mir aber wichtig, denn ohne diese szenische Einführung wird MIR die Pointe zu flach - Krieg funktioniert immer als Ablenkung von anderen politischen Problemen, das ist nicht unbedingt was neues. Mir geht es aber darum, dass Krieg auch als die vermeintliche Lösung von Problemen funktionieren kann, wenn er - und seine Folgen - nur bequem weit weg sind. Das ist für mich ein feiner, aber dennoch entscheidender Unterschied: Wir erleben hier nicht den Falkland-Krieg oder andere für die Propaganda geführte Auseinandersetzungen, wir erleben hier einen Krieg, der als einzig gangbare politische Lösung für Umweltprobleme verstanden wird.

Also ich denke die Struktur hier, da gibt es schon Probleme, weil du viele Schritte auf dem Weg vom Anfang bis zum Ende hast, aber wenig Zeit für jeden einzelnen. Deshalb geht es dann in den schnellen Vorlauf. Ich glaube, in so Fällen ist es besser, vorher die Zahl der Szenen radikal zu beschränken, zu sagen: Intro, Rede, Wahlkampf, Abschluss. Vier Szenen – jede auserzählen und basta. So hast du 10 oder 12 Absätze und klein und Erzählperspektive ändert sich, Erzähltempo, der Fokus, mal ist es persönlich, dann unpersönlich – das ist schon schwierig.

Hm, okay - für diese Geschichte ist dies vielleicht nicht mehr so einfach möglich, die Zahl der Szenen radikal zu kürzen, aber als Tipp für Kommendes ist er gern gesehen.

Aber generell fände ich es gut, wenn du dich genauer mit jedem einzelnen Satz erstmal beschäftigen würdest.

Mit anderen Worten: Da sind noch ein paar sprachliche Ungenauigkeiten versteckt, die ich als Erstes beheben sollte...

Nochmals vielen Dank für die vielen Hinweise und natürlich auch für die lobenden Worte am Schluss. Man freut sich ja doch, wenn nicht alles schlecht ist...

Möchtegern

Auch dir vielen Dank für das kritische Lesen, insbesondere zum Thema zeitliche Ebene, SciFi-Namen und Politiker vs. Politiker.

MuGo, ich wollte dir eigentlich gar fürchterbar vor den Koffer kacken, weil ich beim ersten Lesen so große Probleme mit der Zeitebene hatte.

Ach, das ist schon okay, denn mir war selber beim Schreiben nicht ganz wohl dabei. Ich hatte zuerst Anfang und Ende und habe darum den Mittelteil gebaut. Und irgendwann zwischendrin fällt einem auf "Hui, es gibt da ja so einen Rahmen, den sollte der Leser nach Möglichkeit nicht vergessen" und man baut solche Sätze wie den von dir kritisierten "Giya hakt sich bei mir ein, während wir am Fluss entlang zum Regierungspalast gehen" ein. Naja, es heißt ja nicht umsonst Notlösung und nicht Durchdachtundwasserfestlösung...

Lag vielleicht daran, dass mir die eher schwache Eingangsszene, wo die beiden da so gehen, überhaupt nicht als Bezugspunkt im Gedächtnis geblieben ist.

Autsch, das sollte natürlich nicht so sein, da muss also mehr emotionale Bindung zur Eröffnungsszene her.

Also, die chronologische Reihenfolge der Ereignisse, die finde ich undeutlich erzählt.

Okay, dann muss ich das Präzisieren.

Eine Genre-spezifische Geißel. Viele seltsame Namen in den ersten Zeilen.

Haha, ich erzähle dir besser nicht, dass Giya kurzfristig Gi·ÿa hieß. Aber da bin sogar ich selbst beim Lesen ins Stocken gekommen...

Hm, ja, ich sehe den Punkt, dass es in einigen Passagen nur so von SciFi-Namen wimmelt. Aber andererseits wollte ich den Präsidenten auch nicht einfach Jens Müller oder Sam Greene oder so nennen, da damit der universelle Anspruch sofort verloren geht, denn JM ist ein "Deutscher", während SG ein "Ami" ist. Und die Planeten sollten nicht einfach Regulus IV und Phi Persei III heißen. Tja, und dann steckt man da einfach irgendwie drin...

Aber ich nehme deinen Einwand ernst und werde zusehen, dass ich da auf etwas bessere und weniger exotische Namen für die Planeten komme. Und das sollte dann auch dem fiesen Tyrannen Remûr Smog seinen Platz in den Geschichtsbüchern nehmen...

Zum Trotten siehe Perdita.

Faulig wie Schwefel, scharf wie Ammoniak, schwer wie Moschus, süßlich wie Kompost, penetrant wie Gas.

Kommt mir komisch vor. Alles, was man riecht, sind doch Moleküle in der Gasphase, oder? Dachtest du an Erdgas? Das ist dann erst recht ein ungünstiger Vergleich, weil Erdgas (oder besser: Methan, der Hauptbestandteil) eigentlich geruchlos ist und künstlich zum Stinken gebracht wird aus Sicherheitsgründen.

Man sollte nie die Intelligenz seiner Leser unterschätzen, die einen natürlich sofort durchschauen...

Ja, ich dachte an Gasparfüm, aber ich fand das Wort nicht gerade sexy. Also war mein zweiter Gedanke: "Ach komm, wer weiß schon, dass Gas parfümiert wird?" Offensichtlich doch mehr Leute, als mir lieb sein kann! Mein Dilemma war hier eigentlich, dass mir nichts anderes eingefallen ist, dessen Geruch a) einer breiten Masse bekannt und b) darauf ausgelegt ist, dass man sich nicht an den Geruch gewöhnt. Ich bin hier daher gerne offen für Alternativen!

Der Mann, offensichtlich der angekündigte Setubal Tâlen, hob beschwichtigend die Hände, doch es brachte nichts.

Trau dem Leser mal zu, dass der selbst errät, dass da jetzt Setubal kommt und nicht Mickey Mouse.

Na gut, dann fliegt es eben wieder raus. Aber wehe, jemand fragt mich, warum ich denn Mickey Mouse eine Rede halten lasse, wenn es doch eigentlich viel interessanter zu wissen wäre, was es mit diesem Setubal Tâlen auf sich hat...

Setubal ist auch ein Politiker, den kannst du nicht gegen "Politiker" so abgrenzen. Da müsste dann stehen "die Politiker der etablierten Parteien" oder sowas.

Okay, ich werde mich da nochmal dran setzen.

Nochmals Danke und hoffen wir, dass du mit deiner Prophezeiung Recht behalten magst...

weltenläufer

Auch an dich ein Danke schön. Es freut mich natürlich besonders, dass der Text scheinbar in dir arbeitet!

Hier muss mehr aktives rein, mehr lebendiges, Live miterlebbares.

Okay, ich werde mich da an Quinn halten und die Geschichte noch einmal Satz für Satz durchgehen, um daran zu feilen.

Betrug finde ich eher das betonen der lieben Augen. Unnötige falschfährte, die um der Pointe Willen vorhanden, aber nicht stimmig ist. Kleines Ärgernis, das ich rausnehmen würde. Wirkt Doch auch ohne.

Gut, der Satz fliegt raus.

Also nochmals danke und ja, ich werde den Text überarbeiten!

 

So ich habe den Text noch einmal umgearbeitet und dabei weitestgehend versucht, eure Anmerkungen einzuarbeiten. Vielleicht liest es sich jetzt ja ein bisschen besser...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo MuGo,

Aber Kalars ist schlimmer als jeder andere denkbare Geruch: Faulig wie Schwefel, scharf wie Ammoniak, schwer wie Moschus, süßlich wie Kompost, penetrant wie Gasparfüm.

Ich könnte diese Aufzählung kritisieren, weil es nach meinem Empfinden etwas zu viel des Guten ist, was die Anzahl und ›Heftigkeit‹ an Vergleichen angeht. Aber ich bin mir da unschlüssig, geht also ...

Den Einstieg finde ich gelungen und für SF ›typisch‹: Du führst in das Szenario rein und bringst mit dem letzten Satz den Erzähler ins Spiel. Aber während dieser letzte Satz Spannung erzeugt – über dem Erzähler schwebt scheinbar der Tod, und der Grund für sein Überleben wird direkt genannt –, ist das Szenario an sich (Umweltverschmutzung, das Leiden an Giften und Gestank) nicht wirklich neu, nicht wirklich interessant, wie ich finde. Aber sehen wir weiter ...


Giya ist alles, was ich mir je von einer Frau erträumt habe: Klug, schön, sinnlich. Und sie ist emotionaler als ich.
„Das sind doch alles Lügen!“ Giya schnaubt vor Entrüstung.
„Was sind alles Lügen?“, frage ich.
...
Giya lacht auf und guckt nach draußen, wo der Smog vor unserem Fenster hängt. „Irgendwann wirst selbst du merken, was für einen Quatsch du da gerade gesagt hast!“

Und wieder: diese Einsicht (oder doch: Paranoia?) in die Undurchschaubarkeit des Wahrheitsgehalts der Wirklichkeit, wie sie in den Medien präsentiert wird, kommt in dieser Passage gut rüber, ist aber – angestaubt.


Als ich von der Arbeit komme, ist Giya nicht da. Das wundert mich, denn Giya ist meistens vor mir zu Hause. Ich warte mehrere Stunden und beginne, mir Sorgen zu machen.
...
Ich gucke ihr fragend nach, als sie die Badezimmertür hinter sich schließt.

Fazit bis hierhin: Nüchterner Stil, dem Genre angemessen, wenn auch nach meinem Geschmack viel zu mittelbar (da fehlen mir zumindest die sinnlichen Details, die mich in die Erzählwelt hineinziehen, es fällt mir schwer, mir Handlung und Figuren plastisch vorzustellen). Du zeigst sehr wenig, das meine ich.

Und in dieser Passage erzeugst du mit einer offenen Frage zum Handlungsverlauf Spannung. Ich frage mich, ob die Spannung am Ende mit einem Oha!-Effekt aufgelöst wird ...

Anfang Vierzig
vierzig klein

„Aber Freunde, habt keine Angst! Es gibt eine Lösung für unser Dilemma – und ich werde sie euch Schritt für Schritt erklären!“
An dieser Stelle bin ich von der Grundidee der Geschichte enttäuscht: eine von der Regierung gedeckte Ausbeutung der Umwelt ist meiner Ansicht nach zu wenig für eine SF-Story 2012 ...

Das ist schon alles richtig und gut beobachtet: wie die Regierung mit kritischen Stimmen verfährt und versucht, ihnen mit mehr oder weniger leicht durchschaubaren Manövern den Wind aus den Segeln zu nehmen …

Aber wie gesagt, mir fehlt da etwas über diese konventionelle Gesellschafts- und Medienkritik Hinausgehendes. Inhaltlich. Was Form und Stil angeht, wünsche ich mir von dir viel mehr Figuren und Erzählwelt betreffende Details, weniger Tell, mehr Show. Und Reden, z.B. von Politikern einzubauen, finde ich problematisch, weil das nach meinem Empfinden öde werden kann, falls die Rede nur dazu dient, die Handlung vorwärts zu treiben oder als Exposition, also zur Wiedergabe von Hintergrund und Handlung betreffenden Informationen, zu funktionieren.

Aber jeder schreibt anders, und die Interessen gehen auseinander, und manche Ideen sind sozusagen zeitlos, weil sie nach wie vor aktuell sind. Ich würde dir auf jeden Fall raten, in deinen Entwürfen irgendein Novum einzubauen. Das muss ja gar nicht das Thema oder die Prämisse sein, es könnte schon viel bringen, wenn du mit Figuren arbeitest, die der Geschichte etwas 'Schräglage' geben und einen Kontrast zum von mir kritisierten Konventionellen der Handlung bilden.

Bevor ich es vergesse: Ich bin über keine Formulierung gestolpert, der Text lässt sich flüssig lesen.

Bis später!:)
Sam

 

Hallo Sam,

danke fürs Lesen und Kommentieren!

An dieser Stelle bin ich von der Grundidee der Geschichte enttäuscht: eine von der Regierung gedeckte Ausbeutung der Umwelt ist meiner Ansicht nach zu wenig für eine SF-Story 2012 ...

Hm, sag mal ganz ehrlich - hast du die Geschichte zu Ende gelesen? Ist nicht schlimm, wenn nicht - das zeigt mir ja, dass ich dich nicht bei der Stange halten konnte. Aber da du ja eine völlig andere Stoßrichtung siehst als die Pointe eigentlich macht, drängt sich mir dieser Verdacht gerade auf...

Was Form und Stil angeht, wünsche ich mir von dir viel mehr Figuren und Erzählwelt betreffende Details, weniger Tell, mehr Show.

Hm, okay, ich werde weiter daran arbeiten! Ob das bei dieser Geschichte noch einmal der Fall sein wird oder erst bei den Nächsten, würde ich jetzt ein bisschen davon abhängig machen, was andere sagen - insbesondere diejenigen, die die ursprüngliche Version gelesen haben...

Und Reden, z.B. von Politikern einzubauen, finde ich problematisch, weil das nach meinem Empfinden öde werden kann, falls die Rede nur dazu dient, die Handlung vorwärts zu treiben oder als Exposition, also zur Wiedergabe von Hintergrund und Handlung betreffenden Informationen, zu funktionieren.

Haha, Perdita hat gerade darum gebeten, dass ich die Rede einbaue (vorher war sie nur nacherzählt). Man kann es dem Publikum eben nicht Recht machen...

Mal gucken, wie es bei anderen ankommt, sonst wird das halt wieder etwas indirektes.

Das muss ja gar nicht das Thema oder die Prämisse sein, es könnte schon viel bringen, wenn du mit Figuren arbeitest, die der Geschichte etwas 'Schräglage' geben und einen Kontrast zum von mir kritisierten Konventionellen der Handlung bilden.

Lies die Pointe! Wenn es dich dann immer noch stört, dass die Charaktere und der Erzählstil so konventionell sind, dann sehe ich mich in der Pflicht...

Bevor ich es vergesse: Ich bin über keine Formulierung gestolpert, der Text lässt sich flüssig lesen.

Das ist doch schon mal was!

Also, noch einmal vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Die "vierzig" habe ich korrigiert, ob es noch zu anderen großen Änderungen kommen wird - schaun mer mal!

 

Hallo!

Hm, sag mal ganz ehrlich - hast du die Geschichte zu Ende gelesen?
Na logo habe ich das!;) Der Hoffnungsträger entpuppt sich als (dem Begriff der Verstaatlichung nach sozialistischer oder nationalsozialistischer) Warlord. Das hat mich aber nicht überrascht, um ehrlich zu sein. Ist das denn eine unkonventionelle Pointe? Die die Geschichte rückblickend in einem anderen Licht erscheinen lässt?^^

Hm, okay, ich werde weiter daran arbeiten! Ob das bei dieser Geschichte noch einmal der Fall sein wird oder erst bei den Nächsten, würde ich jetzt ein bisschen davon abhängig machen, was andere sagen - insbesondere diejenigen, die die ursprüngliche Version gelesen haben..
Natürlich, mach das so! Ist doch immer so, du musst dir als Autor deine Meinung über die Meinungen deiner Leser bilden ...

Lies die Pointe! Wenn es dich dann immer noch stört, dass die Charaktere und der Erzählstil so konventionell sind, dann sehe ich mich in der Pflicht...
Du musst dich doch gar nicht in der Pflicht fühlen. Das sind alles nur Meinungen. Mach das Beste daraus!;)

Besten Gruß!
Sam:)

 

Hallo MuGo,

ich habe mir die neue Version durchgelesen, und finde, sie hat durch die Dialoge gewonnen.

Was mich wundert, sind die neuen Namen für die Planeten - das waren doch vorher Tau Ceti und Belinus. Die neuen Namen zeigen so ein einheitliches System der Namensgebung, griechischer Buchstabe Irgendwasi lateinischer Buchstabe, aber die sind auch viel sperriger. Die alten lesen sich besser. Belinus klingt gleich nach einem schönen Planeten - Epsilon Eridani d klingt nach Bürokratie. Ich würde sehr dafür plädieren, die Namen wieder in den "Urzustand" zurückzuversetzen :).

 

Sam Slothorp:

Ist das denn eine unkonventionelle Pointe? Die die Geschichte rückblickend in einem anderen Licht erscheinen lässt?

Nicht unbedingt - aber sie sollte zumindest deutlich machen, dass mir die ganze Umweltproblematik herzlich egal ist, die du hier ja als den Hauptpunkt dargestellt hast. Der Punkt ist, dass die Leute Krieg geil finden, weil er kurzfristig eine Lösung verspricht, und ihre bisherigen Führer nicht dagegen ankommen, weil sie davor immer nur Scheiße gelabert haben und ihnen jetzt keiner mehr glaubt. Und das will ich auch so dargestellt wissen *hochmütigdenkopfindennackenwerf*

Du musst dich doch gar nicht in der Pflicht fühlen. Das sind alles nur Meinungen.

Nützt aber auch nichts, vehement an der Leserschaft vorbei zu schreiben und sich dann als missverstandenes Genie zu gerieren...

Perdita:

ich habe mir die neue Version durchgelesen, und finde, sie hat durch die Dialoge gewonnen.

Juhu!

Was mich wundert, sind die neuen Namen für die Planeten [...] Die alten lesen sich besser. Belinus klingt gleich nach einem schönen Planeten - Epsilon Eridani d klingt nach Bürokratie. Ich würde sehr dafür plädieren, die Namen wieder in den "Urzustand" zurückzuversetzen

Hm, eine Folge meiner Überlegungen dazu, wie Menschen wohl ihren Heimatplaneten bezeichnen würden, wenn dieser nicht mehr die Erde ist. Auch wenn es blöde klingt: Technische Bezeichnungen scheinen das Naheliegendste zu sein.

Aber ich werde deinen Rat aus Gründen der Lesbarkeit befolgen und wieder zurück gehen auf Belinus. Tau Ceti b kann ja bleiben, ist schließlich auch ein hässlicher Planet...

 

Hi MuGo,

ich bin ja einer der Vergleichsleser. Ich sehe, was du geändert hast, und es gefällt mir besser jetzt ... ich bin mittlerweile aber voreingenommen, was den Text angeht. ;)

Worunter der Text meiner Meinung nach sehr leidet (immer noch, das liegt am plot): die beschriebene Handlung ist äußerst unspektakulär. Ist verdammt schwer, das fesselnd rüberzubringen. So richtig packt mich dein Text immer noch nicht.
Ich wäre gespannt auf einen Text von dir mit echter Action, also Wortgefechte, Faustkämpfe, Sex, Banküberfall, Verfolgungsjagd ... da könntest du endlich mal richtig blutig erzählen, sowas eignet sich zum Üben viel besser. :)

 

Hallo möchtegern,

Ich sehe, was du geändert hast, und es gefällt mir besser jetzt ...

Puh!

Worunter der Text meiner Meinung nach sehr leidet (immer noch, das liegt am plot): die beschriebene Handlung ist äußerst unspektakulär. Ist verdammt schwer, das fesselnd rüberzubringen. So richtig packt mich dein Text immer noch nicht.

Meh...

Ich wäre gespannt auf einen Text von dir mit echter Action, also Wortgefechte, Faustkämpfe, Sex, Banküberfall, Verfolgungsjagd ... da könntest du endlich mal richtig blutig erzählen, sowas eignet sich zum Üben viel besser.

Hm, ist erstens nicht so wirklich mein Stil und zum zweiten bin ich da auch etwas phantasielos, was solche Plots angeht (ich mag sie gerne, aber ich komme nie auf dolle Twists und dann klingt es meistens, als ob es ein Grundschüler geschrieben hätte...) Aber ich habe immerhin gerade eine Idee für eine Geiselnahme, das geht noch am ehesten in die Richtung. Dauert aber noch, die ist noch ganz am Anfang.

 

Das waren doch nur Beispiele, es müssen nicht wörtlich Faustkämpfe, Sex und Banküberfalle sein ;) (wobei Geiselnahme doch schon echt toll klingt).

Es geht nur darum, dass es einfacher ist, Leser mit echter direkt erzählter Handlung bei der Stange zu halten. (Vermutlich gibt es kluge Germanistenbegriffe für das, was ich sagen will, aber ich kenne sie nicht!)
Also, wenn deine Hauptfiguren da sitzen und einer Politikerrede lauschen, und das, was für die story wichtig ist, das ist in dem Gerede des Politikers versteckt - das ist dann schnell langweilig. Aber wenn deine Hauptfiguren da sitzen und Kaffee trinken und sich unterhalten, und das, was für die story wichtig ist, das ist in dem Dialog und den Beschreibungen ihrer Gedanken/Körperhaltungen etc. versteckt - das ist viel leichter aufregend zu machen für den Leser.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom