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Der Mönch und der Vampir

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08.02.2003
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Der Mönch und der Vampir

Der Mönch und der Vampir

Savah M. Webber © 2002
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Marcellus sass in seiner kargen Mönchskammer und sah aus dem schmalen Fenster hinaus in den Garten, wo er mehrere seiner Ordensbrüder beobachten konnte, wie sie schnell noch die letzten Beete abernteten, bevor der Sturm und das Unwetter alles vernichten würde.
Blitz folgte auf Blitz, der Donner, ein permanentes Grollen, das sich mehrfach in dem schmalen Tal, umgeben von mehreren hohen Bergen, brach. Der Wind, mittlerweile zu einem Sturm geworden, zerrte an den braunen Kutten und schwarze Wolken jagten über einen schwefelgelben Himmel.
„Das sieht nach Hagel aus“, murmelte Marcellus, als er dieses eigenartige Gelb des Himmels sah.
Wieder wandte er sich seinen Dokumenten zu, die er vor sich liegen hatte. Er tunkte seine gespitzte Feder in ein kleines Tintenfass und setzte an, seine Erfahrungen niederzuschreiben, als ein krachender Donner den Mönch zusammenfahren liess und die tintenbedeckte Feder fiel auf das Dokument, wo ein schwarzer Tintenklecks zurückblieb.
Müde tupfte er die frische Tinte auf, versuchte den Schaden damit, so gering wie möglich zu halten. Seit Wochen schob er diesen, für seinen Vater, vernichtenden Report auf. Schliesslich liebte er seinen Vater...
Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen und die letzten seiner Glaubensbrüder flüchteten sich in das Innere des Klostergebäudes. Der Garten lag nun verwaist da, Dunkelheit senkte sich vorzeitig über das Land. Hin und wieder wurde die Szenerie erleuchtet durch einen Blitz, der alles in eine unnatürliche Helligkeit tauchte.
Geblendet schloss Marcellus die Augen und als er sie wieder öffnete, glaubte er, einen hochgewachsenen Schatten im Klostergarten gesehen zu haben - gleich neben dem kleinen Gebäude, wo die Gartengeräte aufbewahrt wurden.
Unwillig schüttelte er den Kopf, stand auf, hielt einen Holzsplint in die Flamme einer geweihten Kerze, die unter einem geschnitzten Marienbild hing und als dieser brannte, trug er ihn vorsichtig zurück zu dem schmalen Tisch, wo er eine weitere Kerze entzündete, damit sie genügend Licht spenden würde, dass er endlich diesen Bericht niederlegen konnte, den er seinem Abt zu übergeben hatte und an den Vatikan weitergereicht werden musste, der schon mit grosser Ungeduld auf diese Niederschriften von ihm wartete.
Wieder ein Blitz, gefolgt von einem Donner und der Mönch erstarrte in seiner Bewegung. Der Holzsplint brannte weiter, Glut und Asche fielen auf das Dokument, hinterliessen weitere Makel. Doch Marcellus nahm dies nicht wahr.
Sein Blick war starr in die dunkle Nacht gerichtet, in das Toben der Natur, vor seinem Fenster, wo er ihn gesehen hatte. Nun war er sich sicher. Nun konnte er ihn spüren, wie er in lockte. Nur der junge Glaubensbruder wusste, wie sehr er sich sehnte, nach einer Berührung, wieder dessen Stimme zu lauschen, wenn er erzählte, mit dunkler Stimme ihn lehrte.
Er spürte, wie sich eine eisige Hand aus Furcht um seinen Hals legte, als er eine leise Stimme an seinem Ohr hörte.
„Ich bin gekommen, weil ich dich nun wieder zu mir holen werde. Dein Wandern hat ein Ende, dein Herz will eine Heimat, eine Bleibe finden, in meiner Welt. In meine Welt, in die du gehörst.“
„Nein, du bist verdammt. Lasse mich in Ruhe. Du wanderst in Welten, in die ich nicht gehören will.“
Er stürzte sich auf die Kniebank unter dem kleinen Holzkreuz an der Wand und fing laut zu beten an, als er plötzlich dessen Hand auf seiner Schulter spürte. Angstvoll schüttelte er den Kopf, betete intensiver, lauter als zuvor.
„Komm’ Marcellus, es ist Zeit zu gehen.“
Doch der junge Mönch schüttelte nur den Kopf und schloss die Augen.
Nein, er wollte ihn nicht sehen, nicht in diese fesselnden Augen blicken, nicht diese lockende Stimme hören, die er seit Tagen, Wochen, Monaten nicht aus dem Kopf bekam und die ihn immer wieder rief.
„Marcellus, ich weiss doch, dass du unserer Welt verfallen bist. Gebe dich der Verlockung hin. Gebe dich mir hin. Du gehörst mir, mir alleine.“
Wieder schüttelte der Mönch krampfhaft seinen Kopf, doch er hörte zu beten auf. Wartete auf die lockende Stimme…, wartete auf das nächste Wort..., sehnte sich danach. Sein Körper zitterte, als er die Hand spürte, die sich langsam von seiner Schulter löste.
Nein, lasse mich nicht alleine, schrie er innerlich auf. Oder hatte er es vielleicht laut gesagt?
Marcellus drehte sich um. Angst wieder alleine zu sein, schnürte ihm die Kehle zu.
Erleichterung liess ihn lächeln, als er direkt vor ihm stand.
Nun wurde er herangezogen, in die schützenden Arme genommen, vor denen er wegrannte und aus dem Lächeln war ein Schluchzen geworden.
„Komme mit mir. Du weisst, wo du hingehörst.“
Starke Hände auf seinem Rücken streichelten ihn, das Schluchzen wurde mehr, die Tränen der Verzweiflung rannen. Nun sah er auf, in die Augen, die er so fürchtete und von denen der Mönch gleichzeitig so sehr fasziniert war. Die Augen, die bis in das Innerste seine Seele blicken konnte, denen nichts verborgen blieb. Die in ihm lesen konnten, wie in einem aufgeschlagenen Buch.
Oh, er wusste, was für eine Spielerei es für seinen Besucher war - ja eine Spielerei mit seinen Gefühlen, seinen Empfindungen, seiner Furcht. Sein Besucher wusste um seine Macht über ihn, wusste um seine Abhängigkeit. Das Locken, das wie eine Droge in ihm brannte, das Bestandteil seiner Existenz wurde. Er war so überzeugt, hier Frieden und Schutz zu finden. Doch nicht einmal die dicken Klostermauern, die langen Gebete, konnten seine Gedanken an ihn befreien, von dem Rufen, das er spürte, die Unruhe, das Verlangen, das wie Lava durch seine Adern floss.
Blitze erhellten das markante Gesicht, das er so lieben und fürchten gelernt hatte.
„Du willst uns doch nicht preisgeben? Dein Wissen…, mein Erbe, das in dir ruht. Ich habe dich geformt, lange Jahre behütet. Doch nicht, dass du als Mönch vor dich hin leidest. Du weisst um die Echtheit, du weisst um die Unwahrheiten. Es ist Zeit, Marcellus. Das weisst du.“
Und der Mönch nickte. Sein Widerstand schmolz mehr und mehr dahin. Er wusste, dass sein Besucher Recht hatte.
Wie hatte er ihn vermisst, die letzten Wochen, Monate, seit er hier war. Wie sehnte er sich nach seiner ruhigen Stimme, die nie angespannt klang, einerlei, wieviele Fragen er stellte.
Er spürte die Liebe, die ihn nun umgab, den inneren Frieden, der ihn erfüllte.
„Komm’, lass’ uns nun gehen.“
Und Marcellus nickte erneut. Noch einmal sah er auf, in die Augen, die er so sehr liebte. Starke Arme umfingen ihn und er legte seinen Kopf an diese starke Brust… schloss in Erwartung seine Augen.
Und der Vampir nahm seinen Sohn wieder mit nach Hause… so blieben die Geheimnisse weiterhin davor beschützt, offenbart zu werden.

 

Anm.: Bitte keine Kommentare in der Geschichte posten. Am besten direkt unter die Geschichte. Gruß, baddax
Das schrieb Savah:

Ich wünsche euch viel Spass beim Lesen meiner Kurzgeschichte.:)
Alles Gute
Savah

 

Hallo savah21,
eigentlich nicht schlecht, aber auch noch nicht ganz fertig oder?
Es ist eine lineare Handlung, ohne Wendungen, ohne Überraschungen. Der Hauptcharakter wehrt sich innerlich gegen den Besucher, obwohl er ihn, die Begegnung mit ihm und deren Folgen ersehnt. Wo liegt da eigentlich die Wandlung des Charakters? Auch ist mir nicht ganz klar ob die Begriffe Vater und Sohn symbolischen oder realen Bezug haben.
Aber ich denke aus diesem Text lässt sich schon noch was machen. ;)
Gruß Charly

 

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