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Der Lottoschein

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12.01.2018
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Der Lottoschein

Wie zur Salzsäule erstarrt saß ich auf der Couch und hielt den Blick ungläubig auf den Fernsehbildschirm gerichtet. Die Lottoziehung war bereits seit einigen Minuten beendet und wurde abgelöst durch irgendeinen deutschen Fernsehkrimi, dem ich kaum Beachtung schenkte. Mein Gehirn weigerte sich, einen klaren Gedanken zu fassen, während ich die Augen herunter zu dem Lotterieschein in meinen Händen wandern ließ. „Reich!“, platzte es dann aus mir heraus. „Ich bin reich!“ Nur langsam sickerte diese Tatsache in mein Bewusstsein. Ich las die sechs Zahlen immer und immer wieder und mit jedem Mal nahm diese Feststellung in meinem Kopf greifbarere Formen an. „Ich bin reich.“, wiederholte ich und spürte, wie dicke, heiße Tränen meine Wangen herunterflossen. Ich drückte den Schein an meine Brust und brach dann in ein erleichtertes Schluchzen aus. All die Probleme nach der Scheidung, die Unfähigkeit als selbstständiger Künstler Unterhalt für meinen Sohn zu zahlen, die Rechnungen, die sich auf meinem Schreibtisch häuften, das alles gehörte nun endgültig der Vergangenheit an. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man realisiert, dass all die Probleme, die man hatte mit einem einzigen Schlag ausradiert wurden. Fast so, als würde man aus einem Alptraum erwachen.

Ich wollte am liebsten aufspringen und meinen Gewinn auf der Stelle abholen, aber es war schon spät und die Annahmestelle hatte bereits geschlossen. Also beschloss ich, zu feiern. Allein. Ich bestellte mir eine Familienpizza, zwei Flaschen billigen Rotwein und suchte mir einen Film auf Netflix heraus. Ich würde meinen Nebenjob kündigen, vielleicht endlich das Buch schreiben, das schon so lange in meinem Kopf herumschwirrte. Vielleicht würde ich auch ein Instrument spielen lernen. Cello oder Saxophon. Oder beides! Ein Auto! Ich würde mir ein Auto kaufen! Einen alten Plymouth Fury, wie in diesem Film mit dem Geisterauto, das Menschen umbrachte! Und ein Haus am Strand, irgendwo auf Teneriffa. Die Endorphine strömten durch meinen Körper und ich verspürte den unbändigen Drang, der Welt mein Glück mitzuteilen. Ich griff nach meinem Handy und fotografierte die sechs Richtigen, um das Bild dann auf allen mir verfügbaren Social-Media-Kanälen hochzuladen. Dazu formulierte ich natürlich eine eloquente Unterschrift:

„Auf Nimmerwiedersehen, Mittelschicht! Hallo Upper Class! #lotto #reich #sechsrichtige #kündigungistraus“

Es dauerte nicht lange, bis das Internet auf meine große Ankündigung reagierte. Innerhalb kürzester Zeit sammelten sich unter meinem Foto unzählige Kommentare. Die meisten davon waren Glückwünsche, aber auch einige nicht ganz ernst gemeinte Heiratsanträge waren dabei. Ich lachte. Zumindest solange, bis ein Freund von mir schrieb:

„Noch hast du das Ding ja nicht eingelöst. Vielleicht statte ich dir einfach einen Besuch ab, wenn du schläfst.“

Ich wusste, dass es ein Scherz war, aber die Nachricht brachte mich dennoch zum Nachdenken. Was, wenn irgendjemand, der das Foto sah, beschloss, mich meines Gewinns zu erleichtern? Als freier Fotograf hatte ich auf all meinen Social-Media-Kanälen auch meine Website verlinkt. Und auf meiner Website fand sich natürlich ein Impressum. Ein wenig bereute ich, dieses Foto online gestellt zu haben, aber ich stempelte meine negativen Gedanken als irrationale Paranoia ab. Doch die Scherze gingen weiter. Fremde Menschen, die nur über die Hashtags auf mein Foto gestoßen waren, kommentierten das Ganze.

„Ich teile 50/50 mit der ersten Person, die mir die Adresse gibt! Haha!“

„Mutig, sowas einfach online zu stellen.“

Eine der Nachrichten wirkte besonders ominös und bedrohlich.

„Schließ heute Nacht besser deine Tür ab.“

Ich nahm an, es war nur ein gut gemeinter Ratschlag, was allerdings nichts daran änderte, dass sich ein flaues Gefühl in meinem Bauch ausbreitete. Unweigerlich musste ich an diesen einen Alanis Morissette Song denken. He won the lottery and died the next day. Die ursprüngliche Euphorie wich nun langsam einer ängstlichen Unruhe. Wie sehr vertraute ich meinen Freundinnen und Freunden? Wäre irgendwer von ihnen in der Lage dazu, mich zu bestehlen oder mir eventuell gar etwas anzutun? Ich glaubte es nicht, aber ein paar Restzweifel bissen sich irgendwo im hintersten Teil meines Hirns fest und wollten einfach nicht verschwinden. Ich stand auf, schloss die Wohnungstür zweimal ab und schob die Kette vor, ehe ich schnurstracks zurück zur Couch ging, um mich zu setzen. „Das reicht nicht.“, murmelte ich zu mir selbst. Ich musste im Prinzip nur bis morgen durchhalten. Dann wäre das Geld auf meinem Konto sicher und niemand würde versuchen, mir meinen Gewinn streitig zu machen. Schlaf konnte ich für diese Nacht allerdings erst einmal vergessen, so dachte ich. Erneut erhob ich mich und sah mich im Wohnzimmer um. Ich lebte im Erdgeschoss. Es reichte wirklich nicht, die Tür abzuschließen. Die großen Fenster, die die Wohnung tagsüber so hell und einladend machten, boten einen bedrohlichen Ausblick rund um das Haus. Theoretisch konnte von überall jemand eindringen, wenn er oder sie es nur darauf anlegte. Ein Stein, ein Hammer, eine Brechstange. Ganz egal. Es war nur Glas. Eine unsichtbare Barriere, die einem die Illusion von Sicherheit vermittelte. Ich zog die Vorhänge zu, um die Welt draußen zumindest ausblenden zu können, doch danach fühlte ich mich nur noch verletzlicher, weil ich nicht kontrollieren konnte, wer sich dem Haus näherte. Also zog ich die Vorhänge wieder auf, musste jedoch feststellen, dass es mittlerweile so dunkel geworden war, dass ich im Fenster nicht viel mehr als meine eigene Reflektion sah. Also doch Vorhänge zu. Wieder taperte ich zurück zur Couch und ließ mich fallen. Verzweiflung wallte in mir auf. Es war still. Zu still, dachte ich. Sonst lief die Waschmaschine der Nachbarn über mir um diese Uhrzeit im Schleudergang. Für gewöhnlich regte ich mich darüber immer auf, aber nun wünschte ich mir nichts sehnlicher, als das altbekannte Wummern über mir zu hören, einfach nur um ein Stückchen Normalität zu fühlen. Diese Wohnung wirkte mit einem Mal irgendwie bizarr und fremd. Fast schon gefährlich. Ich blickte erneut aufs Handy. Dreißig neue Nachrichten. Die Menschen schrieben mir, wollten mit mir feiern gehen. Arschkriecher, dachte ich. In Wirklichkeit wollte doch keiner von ihnen wirklich mit mir zu tun haben. Sie wollten nur in meiner Gunst stehen. Sie wollten mein Geld! Mein Geld! Und wieder stand ich, als ich ein Geräusch hörte. War das ein Auto das vorfuhr? Ich eilte in die Küche und holte aus einer der Schubladen ein Messer hervor und blieb in einer Ecke des Raumes stehen. Von dort aus konnte ich die Fenster und die Tür sehen. Wenn jemand einbrach, würde dieser Dummkopf schon sehen, was er davon hatte!

Ding dong

Es klingelte an der Tür. Ich zögerte einen Augenblick. Einbrecher klingelten nicht. Vermutlich war es nur der Pizzabote. Ich schlich so leise wie möglich in Richtung Wohnungstür, hielt jedoch bereits nach zwei Schritten wieder inne. Oder wollte der Einbrecher nur, dass ich mich in Sicherheit wiegte? Es fiel mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen, ohne dass er mir direkt wieder entglitt. War ich paranoid? Oder war ich einfach nur gewieft genug, nicht auf diesen Trick hineinzufallen? Fest umklammerte ich den Griff meines Messers. Meine Hände schwitzten, mein Atem ging flach und ich zitterte. Ich hatte das Geld nicht verdient! Nicht wirklich! Daran lag es! Menschen wie Bill Gates und Elon Musk hatten hart für ihren Reichtum gearbeitet. Ich hingegen… nun, ich hatte nichts tun müssen, außer ein paar Kreuze auf ein kleines Stück Papier zu malen. Darum gönnten sie mir mein Glück nicht. Darum wollten sie mich bestehlen! Sie waren neidisch!

Ding dong ding dong

Erneut klingelte es, diesmal mit mehr Nachdruck. Dann klopfte es an der Tür und ich hörte, wie die Türklinke heruntergedrückt wurde. Gott sei Dank hatte ich abgeschlossen. Erneut Klopfen. Es wurde lauter. Immer lauter. Ich begann erneut zu weinen, diesmal jedoch nicht aus Freude. Geh weg, wollte ich schreien, aber stattdessen entrann mir nur ein heiseres Flüstern. Dann plötzlich: Stille. Erneut hörte ich das Auto von zuvor, das sich nun wieder entfernte. Panisch rannte ich zum Fenster und lugte durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen nach draußen. Es war tatsächlich nur der Pizzabote gewesen, der nun (vermutlich schlecht gelaunt) davonfuhr. Ich atmete durch, besah das Messer in meinen Händen und brach erneut in Tränen aus. Was war los mit mir? Das war doch verrückt! Ich verhielt mich verrückt! Jegliche Spannung von zuvor fiel von mir ab und von oben hörte ich nun doch das altbekannte Wummern der Waschmaschine. Ich ließ mich auf den Küchenboden fallen und schloss die Augen. Nur langsam entspannte ich mich, doch ehe ich mich versah, war ich eingeschlafen.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit schmerzenden Gliedern und steifem Nacken. Ein peinvolles Ächzen entrang mir, als ich mich aufsetzte. Dann erst realisierte ich, in welcher Situation ich mich befand. Sofort sprang ich auf und eilte ins Wohnzimmer. Die Vorhänge waren zu, der Fernseher lief noch immer und auf dem Tisch lag der Lottoschein, den ich bei all der Panik vergessen hatte, einzustecken. Auf meinem Handy hatte ich mittlerweile über zweihundert Nachrichten. Ich schaltete das Telefon aus. Ich kam mir albern vor. Leise lachte ich über mich selbst. Geld löste offenbar doch nicht alle Probleme. Es war an der Zeit den Albtraum der Nacht zuvor hinter mir zu lassen. Ich putzte mir die Zähne, duschte den Schweiß der letzten Nacht ab und machte mir Frühstück. Während die Eier vor sich hin brutzelten und nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, wurde ich nun doch neugierig. Ich schaltete das Handy wieder ein und scrollte durch die unzähligen Facebook- und Twitter-Benachrichtigungen. Im Tageslicht wirkten die dummen Scherze weniger bedrohlich. Doch eine Nachricht war dennoch seltsam. Sie kam von einer fremden Nummer. Vielleicht hatte wirklich jemand mein Impressum gefunden und sich einen Spaß mit mir erlaubt? Ich holte Besteck aus der Schublade und erstarrte plötzlich. Erst jetzt bemerkte ich, was ich übersehen hatte und ich verstand, was mir die Nachricht sagen sollte. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Hektisch suchte ich die Küche ab. Die Theke, den Fußboden, die Schubladen. Das Messer. Es war weg. Ungläubig las ich die Worte immer und immer wieder:

„Du solltest dankbar sein.“

 

Hallo liebe Wortkrieger,

ich bin ganz neu hier und diese kleine Geschichte ist sozusagen mein Erstlingswerk. Mein allererster "Exkurs" in die Belletristik. Für gewöhnlich schreibe ich Artikel über Videospiele, aber ich dachte, ich schaue mal, ob ich nicht auch kreativ schreiben kann. Ich kenne den Ruf des Forums (nicht abwertend gemeint!) und muss zugeben, dass ich ziemlich nervös bin, aus Angst, dass ich einstimmig für talentfrei erklärt werde. Trotzdem hoffe und freue ich mich auf euer Feedback. Die Tage werde ich mich auch mal hinsetzen und versuchen, konstruktive Kritik unter anderen Geschichten dazulassen.

Viele liebe Grüße

Chucky

 

Hallo Chucksterino,

erst einmal willkommen hier :)

Auch wenn du normalerweise nur Fachthemen schreibst, so finde ich, dass du durchaus dein Glück in der kreativen Welt versuchen solltest. Mir persönlich hat die Geschichte gefallen. Die Idee fand ich gut. Auch der Schreibstil und die Wortvielfalt gefallen mir. Was ich trotz guter Beschreibung der glücklichen Lottogewinners etwas vermisst habe, ist eine unterstützende, vielleicht düstere, Atmosphäre. Die Gedankengänge deiner Figur sind gut geschildert, aber es könnte vielleicht noch etwas mehr von "außerhalb" kommen.
Ich hoffe, du weißt, was ich meine und kannst damit was anfangen

Viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo Chucksterino

Willkommen hier im Forum!

Was mir an deinem Einstieg gefällt, ist, dass sich der Horror die ganze Zeit nur im Kopf deines Protagonisten abspielt. Ich finde den mittleren Teil am Stärksten, wenn sich die Paranoia ausbreitet. Da hast du einige schöne Details eingestreut, wie das Auf- und Zumachen der Vorhänge oder auch den Wunsch, die Waschmaschine von oben zu hören. Das macht deine Figur greifbar, und man kann sich gut in sie hineinversetzen.

Im Gegensatz dazu steht der Beginn:

All die Probleme nach der Scheidung, die Unfähigkeit als selbstständiger Künstler Unterhalt für meinen Sohn zu zahlen, die Rechnungen, die sich auf meinem Schreibtisch häuften, das alles gehörte nun endgültig der Vergangenheit an.

Ich denke, du willst hier ausdrücken, wie sehr er dieses Geld benötigt, warum der Lottogewinn gerade für ihn so ein grosses Glück darstellt, aber das ist mir zu schnell - und irgendwie auch zu klischeehaft - abgehandelt, und ich finde auch, für die Idee deiner Geschichte braucht es das gar nicht. Das würde ohne Scheidung und Geldsorgen genauso funktionieren.

Auch das Ende fand ich nicht so glücklich. Was soll mir das jetzt sagen, was ist da passiert und aus welchem Grund? Vielleicht wolltest du die Geschichte einfach mit einer kleinen Überraschung enden lassen, aber für mich geht das nicht so richtig auf. Auf mich wirkt das bemüht.

Nichtsdestotrotz, ich hab die Geschichte gern gelesen. Deinen Stil finde ich flüssig, und man merkt, dass du schon öfter geschrieben hast, auch wenn es Artikel und keine Geschichten waren. Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

während ich die Augen herunter zu dem Lotterieschein in meinen Händen wandern ließ.

hinunter

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man realisiert, dass all die Probleme, die man hatte mit einem einzigen Schlag ausradiert wurden.

Der Satz klingt holprig, ich würde auch versuchen, hier auf das "man" zu verzichten.

Ich griff nach meinem Handy und fotografierte die sechs Richtigen, um das Bild dann auf allen mir verfügbaren Social-Media-Kanälen hochzuladen.

"verfügbaren" klingt in dem Kontext seltsam - welche Plattformen sind denn für ihn nicht verfügbar? Du meinst vermutlich alle, bei denen er angemeldet ist.

„Das reicht nicht.“, murmelte ich zu mir selbst.

Punkt raus.

Grundsätzlich würden auch zusätzliche Absätze das Lesen erleichtern, vor allem im Mittelteil.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo Chucksterino,
mir persönlich hat deine Geschichte gut gefallen. Du hast schön Spannung aufgebaut, vor allem im Mittelteil.
Das Ende kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aus welchem Grund sollte irgendjemand ein Messer stehlen und woher wusste der Protagonist, dass die Nachricht "Du solltest dankbar sein." von ihm ist. Und wieso lässt der Einbrecher den Lottoschein links liegen? Das verstehe ich noch nicht ganz.
Ansonsten echt gut!
Gruß
Gorre

 

Hallo Chucksterino,

du hast ein ernstes Thema aufgegriffen und unterhaltsam in eine Geschichte um einen Lottoschein, der auch noch gewonnen hat, verpackt. Social Media, und wie gehe ich damit um, ist ein spannendes Thema. Ich bin selbst auch bei Facebook und muss immer wieder feststellen, wie leichtsinnig Leute mit sich, ihrer Familie und privaten Informationen umgehen.

Deine Geschichte ist ein Ein-Mann-Stück, bei dem es mehr um die Gedanken und Gefühle deines Protagonisten geht. Das hast du aber für meine Begriffe recht gut gemacht. Der Text lässt sich leicht lesen und ist schon recht gut "entrümpelt". Ich nehme an, deine Artikel zu Videospielen erscheinen in entsprechenden Blogs oder Zeitschriften.

Das Ende ist offen und es scheint nicht ungefährlich für den Gewinner zu sein, wenn das Messer weg ist ...

Kleinigkeiten:

Die Vorhänge waren zu, der Fernseher lief noch immer und auf dem Tisch lag der Lottoschein, den ich bei all der Panik vergessen hatte, einzustecken.

Warum nicht in der Panik ?

Ich schaltete das Telefon aus. Ich kam mir albern vor.

Ich nehme an, du wolltest die Spannung erst mal bisschen abflachen, um sie mit dem verschwundenen Messer wieder hochziehen zu können. Das würde aber auch so klappen. Das fett markierte kauf ich dir nicht ab. Das würde ich glauben, wenn er den Blödsinn mit dem veröffentlichten Foto nicht gemacht hätte und eine Paranoia entwickelte, nur weil er einen Lottogewinn auf dem Tisch liegen hätte. In deinem Fall muss er einfach Angst haben nach all den Nachrichten, die er bekommen hat.

Hat mir gut gefallen!

Schönen Gruß
khnebel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chucksterino,

die spannende Grundidee hat mir sehr gut gefallen. Dein Schreibstil ist klasse. Federkriegers Vorschlag, die Atmosphäre düsterer zu gestalten, teile ich nicht. Es handelt sich um eine sehr realistische Bedrohung, wozu eine sehr realistische Atmosphäre passt. Gerade diese unverfälschte Beschreibung gefällt mir.

In meinen Augen hätte die Präsens-Form besser gepasst. Man durch die von dir gewählte Vergangenheitsform, dass der Protagonist überlebt, denn sonst könnte er ja gar nicht von diesem Tag erzählen. Abgesehen davon wird der Horror durch die Gegenwartsbezogenheit unmittelbarer.

Den Schluss verstehe ich offen gesagt nicht. Warum wurde das Messer geklaut? Wäre es nicht eine erschreckendere Pointe, wenn der Lottoschein nicht geklaut, sondern ausgetauscht worden wäre, damit der Diebstahl nicht sofort auffällt? Ich spiele kein Lotto, von daher weiß ich nicht, ob so ein Austausch überhaupt möglich ist.

Ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt.

Weiter so!

Ephraim

„Ich bin reich.“

Punkt weg.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man realisiert, dass all die Probleme, die man hatte(,) mit einem einzigen Schlag ausradiert wurden.

Reflektion

Reflexion

Wieder taperte ich zurück zur Couch und ließ mich fallen.

Tapern. Sehr schön!

War das ein Auto(,) das vorfuhr?

Ding dong

Natürlich macht eine Tür Ding Dong. Es ist aber ein lautmalerischer Ausdruck, den ich für etwas infantil halte. Zumindest passt er nicht in diese Horror-Grundstimmung. Ich würde darauf verzichten, dafür kannst du ja gegebenenfalls das Klingeln näher beschreiben (z. B. "durchdringend").

Ich hingegen( )… nun

Es war an der Zeit den Albtraum der Nacht zuvor hinter mir zu lassen

Alptraum

Eine der Nachrichten wirkte besonders ominös und bedrohlich.

„Schließ heute Nacht besser deine Tür ab.“


Die 50/50-Nachricht finde ich bedrohlicher.

Ich stand auf, schloss die Wohnungstür zweimal ab und schob die Kette vor, ehe ich schnurstracks zurück zur Couch ging, um mich zu setzen.

Ich bin mir nicht sicher, ob "ehe ich schnurstracks" funktioniert. Wenn man etwas schnurstracks macht, dann kann man etwas anderes (Tür abschließen) nicht davor getan haben. Bin mir hier zumindest unsicher.

Es fiel mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen, ohne dass er mir direkt wieder entglitt.

Der Nebensatz ist überflüssig.

Es war tatsächlich nur der Pizzabote gewesen, der nun (vermutlich schlecht gelaunt) davonfuhr.

Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass die Pizza schon geliefert, wenn nicht sogar verzehrt wurde. Es heißt oben, dass er sich Pizza bestellt. Natürlich schließt das nicht zwangsläufig die Lieferung mit ein, im Alltagsgebrauch wird das aber oft so benutzt:
"Hast du noch Hunger?"
"Nein, wir haben Pizza bestellt" (... und diese natürlich gegessen)
Eventuell reicht es auch schon aus, kurz zu beschreiben, wie er die Pizza bestellt (z.B. telefonisch oder per App).

Doch eine Nachricht war dennoch seltsam.

Doch und dennoch drücken dasselbe aus.

 

Ufff. Das ist eine Menge Kritik und ich habe mir alles davon durchgelesen und zu Herzen genommen. Zunächst einmal vielen Dank für all das Feedback! Damit hatte ich nicht gerechnet, insbesondere nicht innerhalb so kurzer Zeit. Es freut mich, dass die Geschichte überwiegend doch gefällt. Auch damit hatte ich nicht gerechnet.

Ich hoffe, es ist nicht unhöflich, dass ich nicht auf jeden Kritikpunkt einzeln eingehe und dazuschreibe, dass ich es ändern werde. Bei Stilfragen werde ich abwägen, ob ich zustimme oder nicht und die Stellen dementsprechend abändern. Grammatik und Rechtschreibung sind natürlich keine Frage des Geschmacks. Da werde ich demnüchst mal ein paar Korrekturarbeiten vornehmen. ;) Danke auch dafür.

Der größte Kritikpunkt an der Geschichte war wohl das Ende und ich muss ehrlich zugeben, dass es mir da ähnlich ging, wie euch. Ich wusste einfach nicht, wie ich die Geschichte enden lassen sollte. Ich hatte mehrere Ideen und keine davon sagte mir wirklich zu. Ich habe versucht, eine "Sei dankbar, für das, was du hast und dass du noch lebst"-Message in die Geschichte hineinzuschustern, was natürlich zu einem massiven Stilbruch führt. Das abrupte Ende hat mehr von einer Schauergeschichte am Lagerfeuer als von einem starken Ende, das noch einmal den Horror der Nacht zurückbringt. Im Prinzip sollte dieses "Du solltest dankbar sein" einfach nur eine Warnung sein, dass ein schlechterer Mensch nicht einfach nur eingebrochen und wieder verschwunden wäre. Es sollte die Verletzlichkeit der Figur noch einmal in den Vordergrund rücken, um damit dann zu enden. Es war schön gedacht, aber die Umsetzung gefällt mir selbst nicht.

Ein alternatives Ende wäre gewesen, dass die Hauptfigur am nächsten Tag zur Lotto-Annahmestelle geht, die prompt überfallen wird. Er wird erschossen und der Täter nimmt das Portmonee der Hauptfigur mit, nicht jedoch den Lottoschein, der somit nie eingelöst wird.

Ich weiß nicht, ob das besser gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, dass man derartiges schon tausend mal gelesen oder gesehen hat.

--

Auf einen Kritikpunkt von Ephraim Escher muss ich nur kurz noch eingehen. Es stimmt, dass Alptraum geläufiger ist, aber Albtraum ist laut Duden tatsächlich auch korrekt. Und ich muss beim Schreiben des Wortes immer an einen Nachtalb denken. Deshalb schreibe ich persönlich es lieber mit einem "b". :) Ich hoffe, das wirkte jetzt nicht trotzig. Es war jedenfalls nicht so gemeint.

 
Zuletzt bearbeitet:

Albtraum ist sogar die vom Duden empfohlene Schreibung, stelle ich gerade fest. Faszinierend, wieder was gelernt.

Fast so, als würde man aus einem Alptraum erwachen.

Dann solltest du es aber konsequent mit "b" schreiben. :)

Was mir noch eingefallen ist: Vielleicht kannst du den Protagonisten ja schon irgendwas alkoholisches trinken lassen, damit das Versenden des Bildes noch nachvollziehbarer wird. Unglaubwürdig kam mir das aber nicht vor.

EDIT: Vielleicht wäre eine interessante Pointe, dass überhaupt nichts schlimmes passiert ist, der Protagonist aber diese Angst ständig durchlebt, da er ja jetzt reich ist.
So könnte man in einem neuen Absatz einen vergleichbares Horrorszenario schreiben "Es ist ein frischer Herbstabend. Wieder schaute ich besorgt aus dem Fenster, so wie ich es getan habe, als ich das Bild des Lottoscheins verschickt habe ...", und am Ende erfährt der Leser, dass dieser Abschnitt 10 Jahre in der Zukunft spielt.

 

Liebe alle,

ich schreibe auch Albtraum. Denn das Wort enthält tatsächlich den „Alb“. Die Alben sind in der germanischen Mythologie ein Zwergenvolk, das eher zur dunklen Seite der Macht gehört. Man glaubte früher, dass schlechte Träume von Alben verursacht werden. Mir gefällt daher die Variante mit „b“ besser.

LG
Mädy

 

Dann solltest du es aber konsequent mit "b" schreiben.

Mist. Touchè. :D

EDIT: Vielleicht wäre eine interessante Pointe, dass überhaupt nichts schlimmes passiert ist, der Protagonist aber diese Angst ständig durchlebt, da er ja jetzt reich ist.
So könnte man in einem neuen Absatz einen vergleichbares Horrorszenario schreiben "Es ist ein frischer Herbstabend. Wieder schaute ich besorgt aus dem Fenster, so wie ich es getan habe, als ich das Bild des Lottoscheins verschickt habe ...", und am Ende erfährt der Leser, dass dieser Abschnitt 10 Jahre in der Zukunft spielt.

DAS ist gut! Darf ich das verwenden? :)

 

Na klar!

Wenn du die Geschichte nach wie vor im Präteritum schreiben möchtest, könntest du überlegen, ob du zumindest den letzten Abschnitt im Präsens schreibst. Ich habe mich nämlich tatsächlich das ein oder andere mal gefragt, in welcher Verfassung der Erzähler "jetzt" ist, insbesondere, wenn er die Frage aufwirft, ob er paranoid war. Schließlich sollte er das ja im nachhinein beurteilen können. Wenn du den letzten Abschnitt im Präsens schreibst, wird diese Frage nach der Verfassung des Erzählers aufgeklärt. Natürlich, spoiler, spoiler: Der Leser weiß von Anfang an, dass er an diesem Abend nicht sterben wird. Wollte man das vermeiden, müsste man die gesamte Geschichte im Präsens schreiben.

Um es auf die Spitze zu treiben: Diese ganze Geschichte könnte sich auch als eine Art Abschiedsbrief herausstellen. So könnte der Schlussatz in etwa lauten: "Jetzt, 10 Jahre später, bin ich der ständigen Angst nicht mehr gewachsen. Deshalb ziehe ich es vor, meinem Leben ein Ende zu setzen". Bitte arbeite das bei Interesse psychologisch aus, die beiden Sätze sind, so wie sie jetzt sind, richtig schlecht und dienen nur dazu, dir meine Idee zu vermitteln.

 

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