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Der Liebe wegen nach Breslau
Frederike Pohl stand muede und frierend auf Gleis 11 des Hamburger Hauptbahnhofes. Sie wartete auf den IC nach Westerland. Diesen wollte sie bis Niebuell benutzen und dann umsteigen, da sie auf die Insel Foehr wollte. Eine anstrengende fuenfzehnstuendige Fahrt hatte sie bereits hinter sich.
"Einfahrt hat nun der IC nach Westerland. Die 1. Klasse befindet sich ... " Erleichtert atmete Frederike auf und lief den Bahnsteig entlang. Der IC hielt. Reisende stiegen aus und ein. Sie betrat ein 1. Klasse-Abteil, in dem bereits ein junger Mann sass. Dieser half ihr beim Verstauen des Gepaecks.
Leonhard von Fuerstenstein fragte interessiert "Sie sehen so muede aus?" Sie nickte muede. "Das kommt von der langen Reise hinter mir." Erstaunt sah er sie an. "Ich komme aus Breslau. Die Weiterfahrt sollte heute Morgen sein und nicht heute Mittag." "Wie das?" "Heute Nacht, wurde unsere Zug zwischen Grenze und Berlin wegen Drogen durchsucht und dann kurz hinter Berlin, hatte unserer Zug, das heisst die Lok einen Schaden am Stromabnehmer. So dauerte die Reise statt zehn, fuenfzehn Stunden." "Oh je."
"Der Zug war komplett ausgebucht. Ich hatte Glueck, das ich noch einen Sitzplatz reservieren konnte. Die Liege- und Schlafwagenplaetze waren alle ausgebucht."
Wenige Minuten spaeter stellten sie sich vor. Als sie dann in Niebuell ausstiegen, waren sie sich etwas naeher gekommen. In Dagebuell wurden die Koffer dem Gepaeckservice uebergeben. Dabei kam heraus, das sie die selbe Urlaubsadresse hatten.
Leonhard fuhr regelmaessig auf die Insel Foehr, so konnte er ihr in den drei Wochen vieles zeigen.
Waehrend der Ueberfahrt standen beide am Bug und genossen die Fahrt. Es wurden Fotos geschossen. Kurz vor Wyk fuehrte er sie zum Heck. "Wir steigen hinten aus. Daher die kleine Hafenrundfahrt." erklaerte er es ihr. "Ich ueberlegte mir, wie die Autos rückwärts von der Faehre fahren." sagte Frederike.
Gemeinsam beobachteten sie das Anlegemanoever.
Die Hubbruecke wurde heruntergelassen und kaum lag diese auf der Faehre, schon fuhren die ersten Fahrzeuge ueber die Hubbruecke an Land. Kurz darauf durften die Fussgaenger und Radfahrer die Faehre verlassen.
Weil Frederike muede war, fuhren sie mit dem Taxi zur Ferienwohnung. Diese erreichten Sie 20 Minuten nach Ankunft der Faehre in Wyk. Der Vermieter wartete dort bereits auf sie. "Frau Pohl, weil sie heute Mittag nicht kamen, wurde die Wohnung durch meine Nichte anderweitig vergeben." "Herr Hansen. Ich hatte ihnen per Fax mitgeteilt, das ich aus Breslau komme und die genaue Ankunftszeit nicht mitteilen koenne. sondern nur die etwaige Ankunftszeit."
"Das ist korrekt. " stimmte Frau Hansen, die gerade dazu kam, ihr zu. Kerstin Hansen, die Tochter kam aufgeregt dazu "Moin Papa, Mama, wenn Herr von Fuerstenstein kommt, der muss sich eine andere Ferienwohnung suchen. Kusine Susanne hat diese, wie auch die von Frau Pohl, anderweitig vermietet." "Woher weisst Du das?" "Hab es gerade herausgefunden. Was machen wir nun?"
Papa Hansen sah seine Gaeste verschmitzt an "Es bleibt uns nichts anderes uebrig, sie als private Pensionsgaeste in unser Wohnhaus aufzunehmen. Denn die beiden haben ja bereits gezahlt."
Waehrend des Gespraechs kam das Taxi und brachte die Koffer. Es dauerte nicht lange und Frederike und Leonhard betraten nun ihre Zimmer im Hause Hansen.
Frederike teilte das Zimmer mit der gastfreundlichen Oma Hansen. Die Oma kam des oefteren mit und erzaehlte ihnen einige nette Geschichten. In der Kueche, beim Vorbereiten des Abendessens "Sie gleichen meiner geliebten Oma." "So?" Oma Hansen hatte die Augenbraun hochgezogen und ihren Gast neugierig an. "Ja, So. Die ist auch so lieb und gastfreundlich." sprach Frederike und erhielt von der Oma Hansen einen Kuss. Frederike und Oma Hansen tauschten Rezepte aus und amuesierten sich koestlich. Wenn Kerstin Hansen dazu kam, steppte der Baer. Wie Papa Hansen dann feststellte.
Dann kam der Abreisetag. Bei der Trennung in Hamburg, bat Leonhard Frederike "Bitte rufe mich an, wenn Du daheim angekommen bist." "Mache ich. Do widsenia Leo." Sie winkte aus dem geoeffneten Fenster ihm noch zu und setzte sich.
Am naechsten Tag, gegen Abend, rief sie Leonhard an, teilte ihm mit das sie gut angekommen sei und erzaehlte von der Fahrt. Diesmal hatte sie einen Schlafwagenplatz, so war sie ausgeruht in Breslau ankommen.
In den folgenden Wochen wurden E-Mail ausgetauscht und viel telefoniert. Und dann, Mitte Oktober, stand Leonhard von Fuerstenberg vor Frederike Wohnungstuer. Von der Nachbarin erfuhr er, das sie so gegen 18.00 Uhr nach Hause kaeme. Er nickte und bedankte sich. Nun sah er auf die Uhr und stellte fest, das er nur etwa dreissig Minuten zu warten habe. Kaum hatte er sich auf die Treppe gesetzt, da hoerte er wie die Haustuer geoeffnet wurde und leichte Schritte die Treppe heraufkommen. Es war seine Gastgeberin.
Erfreut begruesste sie ihn. "Dzien Dobry Leonhard." Und liess ihn in ihre Wohnung. Im Gaestezimmer war bereits alles fuer den Gast vorbereitet.
Waehrend der naechsten gemeinsamen Arbeitswochen lernten sie sich noch besser kennen und die Liebe zwischen ihnen wuchs. An den Wochenenden zeigte Frederike ihrem Gast, ihre geliebte Heimat.
Eine Kollegin versuchte, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. "Ich bleibe bei meiner Ricke." sagte Leonhard bestimmend zu dieser Kollegin.
Anfang Dezember verlobten sie sich. Nach mehreren Gespraechen mit den Vorgesetzten stimmte Leonhard seiner Versetzung von Stuttgart nach Breslau zu. Er hatte diese Stadt und die Landschaft ins Herz geschlossen. Am 2. Mai fing Leonhard an in Breslau zu arbeiten.
Drei Wochen spaeter wurde im engsten Familienkreis geheiratet.