Der letzte Vorhang
Der letzte Vorhang
Er war schon ein Sonderling. Tagsüber ein normaler und anständiger Geschäftsmann. Attraktiv und gebildet, ein wenig schüchtern und zum Teil auch etwas tollpatschig. Aber vielleicht war das auch nur eine Maske, eine Maske die jeder mal aufsetzt um sich nicht in seine Karten blicken zu lassen und die anderen Menschen allzu weit an sich ran zu lassen. Er war aber auch insofern ein Sonderling da er eine Neigung zur Gewalttätigkeit hatte und seine Wutausbrüche lies er nicht selten an den Frauen aus, denn dort fühlte er sich stark. Dort konnte er seine Macht spielen lassen und seine "Überlegenheit" voll ausspielen. Sie gingen ihm scharenweise in die Falle welche er wie eine listige Spinne für seine Opfer auslegte. Abends, als er auf Beutefang ging, suchte er sich immer Frauen aus die alleine waren. Die in keinerlei Begleitung erschienen und dann betrat er die Bühne. Es war Zeit für seinen Auftritt und er wusste, wenn der Vorhang fällt gibt es nur einen der den Applaus erntet. Geschickt legte er seine Falle aus, umgarnte sie, machte ihnen Komplimente, bestellte Getränke und wusste auf jedes Argument welches sie ihm entgegen brachten immer mit einem noch besseren Gegenargument zu kontern. Das beeindruckte sie und so ließen sie die Schutzmauer herunter und ihn gewähren, ohne dabei zu wissen, auf was, auf welches Monster sie sich eingelassen hatten. Ohne zu wissen, dass es aus dieser Falle kein Entkommen gab, dass er bereits sein tödliches cocon um sie webte.
So auch an diesem Abend. Als er das Lokal betrat sah er sie schon vom weiten. Eine atemberaubend schöne Frau, deren Anblick so überwältigend auf ihn wirkte, dass er nicht anders konnte, als nur noch den Gedanken, den Wunsch zu hegen, sie zu besitzen - für immer in seiner Nähe zu haben, egal was kommen mag. Also legte er wieder seine Maske und begab sich zur ihrem Tisch. Ganz überraschend lächelte sie ihn an und bot ihm den Platz neben ihr an. Er war etwas verwirrt, denn so etwas hat er noch nicht erlebt. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit seine Falle "scharf" zu machen. Doch er willigte an und setzte sich neben ihr. Die beiden unterhielten sich und zum ersten Mal war er nicht mehr so sicher ob es das richtige gewesen ist. Er verspürte ein klein wenig Unbehagen und kurzzeitig war er sich nicht mehr sicher wer hier für wen die Falle auslegt. Schüttelte jedoch diesen Gedanken wieder fort und als er sich noch einmal anblickte war er wie berauscht von ihrer Schönheit, ihrer Intelligenz und Schlagfertigkeit, mit der sie ihm überlegen schien. Das gefiel ihm, er fühlte, dass es diesmal etwas großes sein wird - und in allen Dingen alle anderen Taten in den Schatten stellend.
Doch wer führte hier wen an der Nase herum? War es wirklich er? Hatte er wirklich noch die Kontrolle über alles? Oder hat er in ihr seinen Meister gefunden?
Über diese Fragen machte er sich keine Gedanken, nicht nachdem sie eingewilligt hat die Nacht bei ihm zu verbringen. Er sah sich schon dabei wie er es mit ihr ganz und gar heftig treibt und hinterher - und hinterher sie bei ihm bleibt, für immer und ewig.
So machten sich beide auf und in seinem Haus angekommen führte er sie in sein Schlafzimmer. Sie bat ihn das Licht zu dimmen und so folgte er ihrem Wunsch. Ganz komisch, denn normalerweise bestimmte er wo es lang geht aber er konnte es sich auch nicht erklären, warum er das gemacht hat. Es war ihm auch egal, alles war ihm egal, solange er sie besitzen konnte. So schloss er die Tür und noch als er den Schlüssel in der Hand hielt kam sie auf ihn zu. Ihre Augen - ihre Augen waren auf einmal anders - sie schimmerten rötlich und ihre Haut fühlte sich so komisch kalt an. Sie umarmte ihn - er ließ er vor schreck den Schlüssel fallen - da biss sie auch schon zu. Ganz unverhofft in seinen Hals. Er spürte nichts mehr, keinen Finger konnte er bewegen und weder schreien noch sonst was. So steif viel er zur Boden und zum aller ersten mal begriff er, dass er ihr in die Falle getappt ist. Eine Falle aus Schönheit und Intelligenz mit der sie ihn gefangen hat. So lag er da wie ein Lamm das zur Schlachtung bereit ist.
Sie lies sich ihr Festmahl nicht entgehen und packte ihr Messer aus mit dem sie ihn nach allen Regeln der Kunst langsam, stück für stück zerlegte. Er wollte schreien, um Hilfe rufen, auf sich aufmerksam machen, dass ihm doch jemand zur Hilfe kommt, aber es war zu Spät, das Gift hat seine Aufgabe erfüllt.
Es war die Vorstellung seines Lebens gewesen und als der Vorhang viel blieb der Applaus aus.
Sie verweilte noch über Nacht und am nächsten Morgen machte sie sich wieder auf die Suche nach einem weiteren Opfer welches unvorsichtig in ihre Falle stolpern würde. Eine Falle aus der es kein Entkommen mehr gab.