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Der letzte Tag

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12.01.2015
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Der letzte Tag

Wie der Schreibtisch glänzt, denkt Hannah. All das bedruckte Papier, die Ordner, die Stifte und bunten Zettelchen, entsorgt, weggestellt und abgeheftet.
Das Telefon, das ihr Tag für Tag den Nerv geraubt hat, es schweigt, die Rufumleitung ist eingestellt.
Ein Kopf lugt durch die angelehnte Tür, erholsamen Urlaub, sagt die Sekretärin und verschwindet in den Feierabend. Wie fast jeden Tag musste Hannah sich noch am Vormittag ihre Wehklagen anhören, Cholesterin, Migräne und undankbare Kinder.
Von wegen Urlaub, denkt Hannah.
Im Fenster sieht sie ihr Gesicht, nicht mehr jung, noch nicht alt, dahinter ein Lichtermeer im dunklen, dunklen Januar, in der Ferne das beleuchtete Ziffernblatt des Roten Rathauses, das rote Blinken des Fernsehturms, rechts Leuchtreklame von Coca Cola.
Wenn noch mal alles neu machen, dann jetzt. Letzte Zugverbindung.
Ihr Abschiedstag, aber das weiß niemand, nicht ihr Vorgesetzter, nicht ihre Kollegen, nicht ihre Familie, nicht einmal die Freunde. Die Kündigungsfrist ist ihr egal, sollen sie sie verklagen, niemand wird ihre neue Adresse herausfinden, und ihr Konto ist bereits leergeräumt.
Zweiundzwanzig Jahre denselben missmutigen Vorgesetzten. Sicherheit, das war, was sie zu wollen glaubte, Voraussehbarkeit, regelmäßige Kontoeingänge, einen berechenbaren Chef. Von Vorteil war, dass es die wenigsten lange bei ihm aushielten, nur sie, weil sie sich abgefunden hatte. Noch ehe neue Kollegen zu ernsthaften Rivalen wurden, warfen sie das Handtuch, frustriert von den Launen des Messies im Orthopädie-Chefsessel.
Eingeschlossen ihre Wünsche nach dem Studium, niemand hat sie mehr gefragt, nichts hat sie gesagt von dem, was ihr Herz begehrte. Nur getan, was sie erwarteten, die anderen.
Wer waren diese anderen, von denen wir glauben, dass sie etwas Bestimmtes von uns erwarten? Wer erwartete denn von ihr, dass sie den ewig gleichen Job als Rechtsanwältin machen musste? Dass sie den ewig gleichen Alltag in demselben Berliner Vorort mit denselben missmutigen Menschen teilen musste? Mit einem glatzköpfigen Fettwanst, dessen einzige Interessen Hertha, Bratwurstgrillen und sein spießiger Schrebergarten in Spandau waren.
Drei Monate ist es her, es war der Tag vor ihrem Fünfzigsten, da änderte sich alles. Potsdam, ein Termin am Verwaltungsgericht, später Vormittag, sie hatte sich gerade auf den Weg zum Hauptbahnhof gemacht, da sah sie eine Frau auf der Straße sitzen. Auch sie hatte kurze, dunkle Haare und mochte wie sie Ende vierzig sein. Aus einem Kleinbus ein Stück weiter stiegen zwei Menschen aus, schlossen sanft die Türen und gingen langsam zu der sitzenden Frau. Hannah sah einen abgebrochenen Spiegel an einem geparkten anderen Auto direkt neben der Frau. Diese versuchte aufzustehen, legte sich stattdessen aber hin. Die zwei aus dem Kleinbus beugten sich zu ihr. Hannah fragte sich, ob sie etwas tun konnte, tun musste. Sie nahm ihr Handy und sah, dass schon einer telefonierte. Weitere Menschen stiegen auf ihren Autos, so dass sich bald eine Traube um die Frau auf der Straße bildete. Eine Weile blieb Hannah unschlüssig stehen, dann ging sie weiter. Ihre Knie schlotterten.
Einige Straßen weiter raste ihr ein Krankenwagen entgegen. Wie immer hielt sie sich die Ohren zu. Ihre Kehle wurde trocken, doch sie ging weiter, kaufte sich zur Zerstreuung eine Illustrierte am Bahnhof und vergaß nach einigen Artikeln den Vorfall.
Am nächsten Morgen hörte sie es im Radio, beim Frühstück. Auf dem Küchentisch lagen ein Geschenk und ein Strauß bunter Blumen, eingepackt, dazu eine Karte. Unfall in Potsdam. Frau Anfang fünfzig zwischen ihrem parkendem Auto und vorbeifahrenden Kleinbus eingequetscht. Tod im Krankenhaus.
Hannah starrte aus dem Fenster auf den herbstlichen, trostlosen Innenhof.
Das war der Moment, in dem sie erwachte.
Jederzeit konnte es vorbei sein. Unfall, Krankheit, ein herabfallender Baum im Sturm, es gab so unendlich viele Gefahren in ihrer scheinbar so vorhersehbaren Welt, jederzeit konnte es auch sie treffen, und da wurde es ihr bewusst: Sicherheit war ein Kartenhaus. Ein Trugschluss, eine Fata Morgana. Sicherheit gab es gar nicht. Hundert Versicherungen konnte sie abschließen, nichts würde es ihr nützen, wenn an irgendeinem beschissenen Montagvormittag ein verschlafender Autofahrer ein wenig zu weit am Straßenrand fahren würde. Routine und Alltag, eine einzige Lüge, denn das Leben war nicht vorhersehbar. Wenn aber schon alles unsicher war, warum dann jeden Tag wie den anderen gestalten? Warum dann nicht das Leben in vollen Zügen genießen? Warum nicht alle Kräfte darauf verwenden, um sie die Lebensträume zu erfüllen, zumindest einen einzigen? Das Geld für die Reise durch Lateinamerika und die Karibik hatte sie doch, und sie war fest entschlossen, sich an dem Ort niederzulassen, der sie am meisten berührte. Wo auch immer der sein mochte, sie war dazu bereit, nichts hielt sie mehr in ihrem alten Leben, das ihr staubig und faulig erschien. Eine Studienfreundin lebte in einem kleinen Dorf am Lago Atitlán in Guatemala, dort würde sie einen Spanischkurs machen, vielleicht einige Monate bleiben.
Dann warf sie die Geschenke ihres Mannes samt Blumen in die Mülltonne, was er nicht einmal bemerken würde, kaufte den teuersten Champagner, trank ihn noch in der S-Bahn aus der Flasche und buchte den Flug. Die Nacht tanzte sie durch und erwachte am Morgen mit dem schlimmsten Kater ihres Lebens, doch das war ihr egal, der Entschluss stand fest und war keineswegs eine der üblichen Träumereien unter Alkoholeinfluss, welche am Tag danach meist vergessen sind. Was sie in den folgenden Wochen erlebte, war die beste Zeit ihres Lebens, ein einziger Flow: Still und heimlich löste sie ihr altes Leben auf, und nachts lachte sie sich ins Fäustchen, wenn sie daran dachte, dass weder ihr schnarchender Mann noch sonst irgendwer auch nur einen blassen Schimmer hatten. Niemand traute ihr so etwas zu, immer war sie nur das zuverlässige Heimchen, das es allen recht machte.
In ihrem Herzen war sie schon immer eine Abenteurerin, in Studienzeiten war sie immerhin mal nach Nordafrika getrampt, und jetzt, da auch ihr Sohn erwachsen war, das Haus schon vor einigen Jahren verlassen hatte und eigene Wege ging, musste sie kein schlechtes Gewissen mehr haben. Er würde allein klarkommen. Ihr Mann war ihr mittlerweile egal.
Bevor auch sie an einem lausigen, kalten Montag im November still und leise von dieser Welt schied, würde sie nur noch das tun, was ihre Sehnsüchte verlangten.
Und vielleicht gab es auf der anderen Seite des Atlantiks irgendwo einen gutaussehenden, gebildeten Caballero, der mit ihr ins Alter tanzte, den Prinzen ihrer Kindheitsträume, der nie gekommen war. Eine Kröte mit Herthaschal hatte sie stattdessen erhalten.
Sie spürt ihr Herz pochen, und in ihrem Magen ist Unruhe.
Am Ventilator hängen noch Zettelchen, der nächste Termin zur Altersvorsorge, Telefonnummern, ein Passwort. Vorsichtig zieht sie sie ab, zerknüllt sie langsam und legt sie neben die Tastatur.
Sie hebt den Monitor an, unter den ein paar Büroklammern gerutscht sind, und klebt eine nach der anderen an den Magneten. Wer wird die Palmen gießen, fragt sie sich, doch was interessiert es sie noch?
Jemand klopft, Cedrik schaut herein. Was sie am Wochenende vorhabe.
Warum fragt er sie das, denkt Hannah, der fragt doch sonst nichts, sitzt immer still in seinem Büro, selbst zum Mittagessen konnte man ihn nicht gewinnen.
Sie lächelt ein künstliches Lächeln.
„Dies und das. Und selbst?“
Er wisse es noch nicht, erwidert Cedrik und verschwindet, ohne sich zu verabschieden.
Kurze Zeit später klopft er erneut.
„War noch was?“, fragt sie.
Der Hüne errötet. „Hab zufällig einen Zettel im Kopierer gefunden. Deiner?“
Nun ist es Hannah, die errötet. Scheiße, denkt sie. Genau das durfte nicht passieren. Wie konnte sie den Zettel im Kopierer vergessen? Sie hatte doch genauestens darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. War extra früh im Büro erschienen, damit sie den Papierkram erledigen konnte, bevor alle erschienen. Hatte sich vergewissert, dass nichts im Kopierer verblieb.
„Danke“, sagt sie und nimmt den Zettel an sich, mit dem Blick einer auf frischer Tat Ertappten.
„Schade“, sagt Cedrik.
„Behältst du es für dich?“, fragt sie.
„Wenn du mir schreibst.
„Was soll ich dir denn schreiben?“
„Wie es ist.“
„Ok.“
Er bedankt sich, lächelt, hebt die Hand zum Abschied und verschwindet.
Sie fährt den Computer herunter, erhebt sich im Drehstuhl, den sie noch eine Weile mustert. Dann nimmt sie ihren Mantel, steckt den Stapel Briefe mit all den Kündigungen in die Tasche, die sie noch zur Post bringen muss, und verschwindet aus ihrem alten Leben.

 

Hallo MD Herr Garcia,

musste zunächst an Udo Jürgens Lied denken: Ich war noch niemals in New York...
Eigentlich schöne Geschichte, die ich wegen des Themas so oder so ähnlich jedoch schon zu oft gelesen habe. Reisende soll man nicht aufhalten, kann ich da nur zu sagen oder der Rasen auf der anderen Seite des Zaunes wirkt immer grüner.

Muss sagen dass ich etwas schwer rein kam in die Geschichte.
Besonders anstrengend fand ich folgenden Satz, den ich drei mal Lesen musste:

Sicherheit, das war, was sie zu wollen glaubte, Voraussehbarkeit, regelmäßige Kontoeingänge, einen berechenbaren Chef, bei dem es die wenigsten lange aushielten, nur sie, weil sie sich abgefunden hatte.

...Puh

LG
Grobi

 

Hallo MD Herr Garcia!

Mit fünfzig Jahren spurlos aus seinem Leben zu verschwinden, ohne irgendjemandem eine Nachricht zu hinterlassen, daraus könnte eine gute Geschichte werden. Eine starke interessante Prota, ein auslösendes Ereignis, eine plausiblen Hintergrund seine Brücken spurlos und unangekündigt abzubrechen. Das könnte spannend werden. Hier ist das für mich nicht ganz gelungen.
Einmal könnte man hier einiges sprachlich verbessern, zum anderen hat die Geschichte selbst Schwachstellen.

Da ist die Protagonistin Hannah, aus deren Sicht ich die Geschichte erzählt bekomme. Sie ist für mich in ihrer Persönlichkeit nicht stimmig durchdacht.
Sie ist fünfzig und als Rechtsanwältin tätig. Passt da dieses Verhalten???

Hannah fragte sich, ob sie etwas tun konnte, tun musste. Sie nahm ihr Handy und sah, dass schon einer telefonierte. Weitere Menschen stiegen auf ihren Autos, so dass sich bald eine Traube um die Frau auf der Straße bildete. Eine Weile blieb Hannah unschlüssig stehen, dann ging sie weiter. Ihre Knie schlotterten.
Einige Straßen weiter raste ihr ein Krankenwagen entgegen. Wie immer hielt sie sich die Ohren zu. Ihre Kehle wurde trocken, doch sie ging weiter, kaufte sich zur Zerstreuung eine Illustrierte am Bahnhof und vergaß nach einigen Artikeln den Vorfall.

Sie wirkt hier eher wie ein ratloser Teenager, der hofft, dass andere agieren. Das Zuhalten der Ohren, dann die trockene Kehle und vier Schritte später kauft sie eine Illustrierte und vergisst den Vorfall. Das klingt für mich alles wenig glaubhaft.

Die Schilderung des Unfalls ist auch nicht ganz schlüssig, stimmt jedenfalls nicht mit dem Zeitungsbericht überein, indem die Frau „eingequetscht“ wird. Vorher sitzt sie auf der Straße.

Auch die Gedanken Hannahs, die dann ja zu ihrem Entschluss führen, sind sehr schlicht, um nicht zu sagen banal.

Jederzeit konnte es vorbei sein. Unfall, Krankheit, ein herabfallender Baum im Sturm, es gab so unendlich viele Gefahren in ihrer scheinbar so vorhersehbaren Welt, jederzeit konnte es auch sie treffen, und da wurde es ihr bewusst: Sicherheit war ein Kartenhaus. Ein Trugschluss, eine Fata Morgana. Sicherheit gab es gar nicht. Hundert Versicherungen konnte sie abschließen, nichts würde es ihr nützen, wenn an irgendeinem beschissenen Montagvormittag ein verschlafender Autofahrer ein wenig zu weit am Straßenrand fahren würde. Routine und Alltag, eine einzige Lüge, denn das Leben war nicht vorhersehbar. Wenn aber schon alles unsicher war, warum dann jeden Tag wie den anderen gestalten? Warum dann nicht das Leben in vollen Zügen genießen? Warum nicht alle Kräfte darauf verwenden, um sie die Lebensträume zu erfüllen, zumindest einen einzigen?

Die Figur schafft es nicht, mich als Leser zu faszinieren, oder mich für sich zu interessieren. Irgendwie kann ich sie nicht wirklich ernst nehmen, auch wie sie die Geschenke in den Papierkorb wirft, oder diese ihre Gedanken:

Still und heimlich löste sie ihr altes Leben auf, und nachts lachte sie sich ins Fäustchen, wenn sie daran dachte, dass weder ihr schnarchender Mann noch sonst irgendwer auch nur einen blassen Schimmer hatten. Niemand traute ihr so etwas zu, immer war sie nur das zuverlässige Heimchen, das es allen recht machte.
In ihrem Herzen war sie schon immer eine Abenteurerin, …

Ich kaufe dieser Figur weder die Abenteurerin ab, noch das Heimchen am Herd, noch die Rechtsanwältin. Das bleibt schablonenhaft. Und wenn ich mir dann noch vorstellen muss, dass eine Frau mit fünfzig, die einen solch entscheidenden Schritt minutiös plant und durchführt, sich nachts ins Fäustchen lacht, weil sie allen ein „Schnippchen“ schlägt, dann bin ich beim Zappen in der falschen Vorabendserie gelandet und drücke den Ausschalter.

Bevor auch sie an einem lausigen, kalten Montag im November still und leise von dieser Welt schied, würde sie nur noch das tun, was ihre Sehnsüchte verlangten.
Und vielleicht gab es auf der anderen Seite des Atlantiks irgendwo einen gutaussehenden, gebildeten Caballero, der mit ihr ins Alter tanzte, den Prinzen ihrer Kindheitsträume, der nie gekommen war. Eine Kröte mit Herthaschal hatte sie stattdessen erhalten.

Die Fünfzigjährige, die noch an den Prinzen auf der anderen Seite des Atlantiks glaubt, vielleicht mag es die geben?!
Ich hatte hier allerdings kurz den Gedanken: man sollte eine böse Satire draus machen. Die Figur Hannah wäre vielleicht sogar geeignet, sie in die Richtung zu überzeichnen. Aber ich denke nicht, dass dies deine Absicht war.

Ich denke, diese Geschichte krankt in ersten Linie an der Prota. Und das ist schade, da eine gute Idee hier verschenkt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Unfall, oder ein anderes entscheidendes Ereignis dazu führen kann, dass man inne hält und sein Leben umkrempelt, dass man die Ehe verlässt, dass man einen Neuanfang startet. Aber warum macht man dies ohne Mann und Sohn und Freunden etwas zu sagen. Auch das kann ich mir vorstellen, aber dann müssen da wirklich plausible Gründe aus der Geschichte hervorgehen. Hier hat das ganze etwas von einem konstruierten Plot.

Ich finde es jedoch lohnend, die Geschichtenidee neu und etwas anders anzugehen.

Liebe Grüße. Joenna

 

Hallo MDHerrGarcia,

also, mir hat die Geschichte ganz gut gefallen. Die Monotonie des Büroalltags, des Lebens überhaupt, kommt ganz gut rüber.
Als störend habe ich jedoch empfunden, dass bis auf den kleinen Dialog zum Schluß keine Dialoge stattfinden, dafür zuviel innere Monologe mit Fragen, Fragen, Fragen.

Tja, irgendetwas hätte vielleicht im Büro passieren müssen, irgendein Eklat als Schlußakt vorheriger Vorkommnisse. So ist die KG zwar recht gut zu lesen, -dein Schreibstil gefällt mir gut-, läßt mich als Leser aber dennoch recht unbeeindruckt zurück.

Gruß, Freegrazer

 
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Hallo Grobi,

danke für dein Feedback!

Ich musste schmunzeln, als du Udo Jürgens erwähntest...
Mit einem hast du recht, das Thema ist beliebt in der Literatur. Aber es ist für mich ein gutes Thema, denn je komplexer und stressiger die Welt wird, desto mehr Menschen wünschen sich eine Flucht aus dem Hamsterrad des Lebens. Natürlich ist der Rasen auf der anderen Seite auch nicht immer nur grün, neue Orte, neue Probleme, aber ich weiß aus Erfahrung, wie sehr man von einer Auswanderung profitieren kann, selbst wenn man nachher doch wieder zurückkommt.

Lieben Gruß
MD

Hallo Joenna,

danke für die Kommentierung!

Du bezweifelst, ob das Verhalten zu einer fünfzigjährigen Rechtsanwältin passt. Natürlich hätte ich die Motivation stärker darstellen können, aber es ist jedenfalls meiner Meinung nach nicht von vornherein unglaubhaft, wenn ein Mensch in der Mitte seines Lebens noch einmal ganz von vorn anfangen möchte. Gerade dann! Natürlich machen das die wenigsten, aber ich kenne Menschen, die irgendwann im Leben doch mal aufwachen und aus einem unglücklichen Leben ausbrechen. Ich habe mal einen Achtzigjährigen getroffen, der von Sizilien bis zum Nordkap wanderte. Es gibt Menschen, die den gängigen Klischees von ihnen eben nicht entsprechen. Endlich den Entschluss gefasst zu haben, die eigenen Träume zu erfüllen, kann enorme Kräfte freisetzen, und dann kann man auch wie die Prot. handeln, nämlich still und heimlich, bloß niemandem etwas verraten, damit keiner sie von ihrem Vorhaben abbringen kann, und man kann sich ins Fäustchen lachen, jedenfalls dann, wenn man unter jemandem gelitten hat, vielleicht hat ihr Mann sie betrogen. Ich gebe dir aber Recht damit, dass Letzteres gezeigt werden müsste.

Den geschilderten Unfall habe ich so selbst beobachtet, eingequetscht für Sekunden zwischen einem parkenden und einem fahrenden Auto, dann ist es kein Widerspruch, dass sie danach auf der Straße liegt (Zum Glück ging die Realität glimpflich aus).


Lieben Gruß

Michael

Hallo Freegrazer,

auch über deinen Kommentar habe ich mich gefreut. Dass der Schlussakt leise und ohne weitere Höhepunkt ist, war gewollt: Jemand verschwindet still und heimlich aus seinem alten Leben, und der schüchterne Kollege, der sich nie ein Wort zu sagen traute, ist ihr einziger heimlicher Mitwisser.

Aber natürlich hätte man die Geschichte auch konfliktreicher enden lassen können, das überlege ich mir noch mal für eine Fortsetzung.

Herzliche Grüße
MD

 

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