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Der letzte Panda

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20.12.2002
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Der letzte Panda

Heute Nachmittag wird der letzte Große Panda der Welt sterben. Er wird morgens aufstehen, eine spezielle Mischung aus Bambus und Heu essen, sich im hochmodernen Kunstteich waschen, ein paar Runden durch sein Gehege wandern, sich in die Sonne legen, die Augen schließen, gähnen, und dann werde ich ihm eine Kugel durch den Kopf jagen.
Es wird nicht einfach sein. Der gigantische Kopf, die rätselhafte Schwarz-weiß Färbung, die gemütliche Schwerfälligkeit, die geschminkten Augen… Pandas gehören zu den faszinierendsten und sanftmütigsten Geschöpfen der Erde, und Petey macht da keine Ausnahme.

Aber leider er hat die falschen Sponsoren. Petey wird seit Jahren von Politikern und Naturschutzorganisationen ausgenutzt und missrepräsentiert. Er ist eine Attraktion, er bringt Geld in die Kassen, er lässt die Menschen an eine tierfreundliche Welt glauben. Kurz, er vermittelt ein falsches Bild, und dem muss ich ein Ende setzten. Hinter der WWF mag zwar im Kern etwas Gutes stecken, aber Fakt bleibt, dass diese und ähnliche Organisationen überhaupt nichts bewirken – und die Politik sowieso nicht. Wie ist es sonst zu erklären, dass ausgerechnet das Symbol des Artenschutzes schlechthin in ein paar Stunden ausgestorben sein wird? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit dem Großen Panda werden heute mehr als hundert weitere Spezies für immer die Erde verlassen, gar nicht davon zu sprechen, wie die Natur auf sonstige Weise ausgebeutet, geplündert und vergewaltigt wird. Aber das brauche ich euch gar nicht erzählen, nicht wahr? Dass die Natur am Arsch ist, das wissen wir doch alle...

Es wird nach meinem Attentat auf Petey einen gigantischen Medienrummel geben. Die Politiker werden ausflippen und schärfere Antiterrorgesetze einfordern, in den Schulen werden Lehrer Schweigeminuten einlegen, und natürlich wird die Meute meinen Kopf verlangen. Und wisst ihr was? Den sollt ihr ruhig haben, ich werde ihn euch auf einem silbernen Tablett servieren.
Ein vom Narzissmus geleiteter Soziopath werden die Psychologen sagen, einfach nur böse, werden die Christen behaupten. Der Pandakiller, der Tierquäler, der Gottlose! Ach, wie ihr mich hassen werdet! Ich kann jetzt schon die Empörung in euren gepflegten bürgerlichen Gesichtern sehen. Ihr in euren Einfamilienhäusern, die vor den Fernsehern sitzen. Das tut euch leid, ja? Welch Tragödie, nicht wahr? Der allerletzte Panda, und jemand knallt ihn einfach ab. So was! Ist ja unmöglich!
Und heult ja ruhig, heult bis euch das Fett aus den Tränensäcken quillt. Es ist ja so einfach und schick eine Träne für Petey zu vergießen...
Nur eine kleine Frage, wisst ihr wie der vorletzte Panda hieß?

Die kalifornische Sonne scheint heute über den San Diego Zoo wie in einem Dokumentarfilm über The Summer of Love. Kinder kreischen und essen Eis, verliebte Paare schlendern Händchen haltend an den Tiergehegen vorbei, als gebe es nur sie und sonst nichts auf der Welt, Rentner kichern mit Kumpels und lassen alte Zeiten aufleben. Aus einer Sprechanlage singt Paul Simon: Someone told me it's all happening at the zoo. I do believe it, I do believe it's true. Mmmmm... Mmmmm...
Niemand ahnt, was hier gleich passieren wird. Niemand ahnt, dass Peteys letzte Stunde schlägt.
It’s all happening at the Zoo.
Ich trage einen langen schwarzen Mantel, schlichte blaue Jeans und eine Baseballkappe der Yankees. Es ist natürlich zu heiß für so eine Aufmachung, aber wie soll ich denn sonst zwei Pistolen verstecken?
Ich habe in den letzten Monaten bestimmt an die zwanzig Mal Petey besucht. Ich kenne seine Lieblingsplätze, ich weiß, welche Steine er bevorzugt, welche Bäume er zum Rückenkraulen benutzt. Ja, das machen Pandas. Genau wie Balou.
Ich bin hier auch schon mit Plastikpistolen aufgekreuzt, nur um zu sehen, wie leicht oder wie schwer die Sicherheitsmaßnahmen zu knacken sind. Mich wundert noch immer, wie leicht diese Mission ist.
Ich bin doch im Land der Terrorkrieger und Sicherheitfreaks, oder nicht? In Amerika gibt es mehr Gefängnisinsassen pro Einwohner als in jedem anderen Land der Welt. Das ist Fakt. Paranoia ist hier Volkssport. Orwell lässt grüßen.
Aber um Petey kümmert sich niemand.
Um in das Tiergehege zu gelangen, lasse ich die Pistolen sprechen. Die Tierpfleger in der orangefarbenen Kleidung heben instinktiv die Hände in die Höhe, denn auch sie sind Amerikaner. Sie wissen, dass um jede Ecke der Tod in Form eines degenerierten Psychopathen lauert. Ohne mir zu widersprechen, holen sie mit zittrigen Händen ihre Schlüssel hervor, und gewähren mir Einlass in Peteys Reich.
„Auf den Boden, Hände hinter den Kopf, bis 100 zählen“, sage ich mit schroffer Stimme, und sie gehorchen natürlich. Das dürfte mir genug Zeit verschaffen, aber ich beeile mich trotzdem.
Schon bin ich draußen, und, jawohl, da ist er, wie erwartet, an seinem Lieblingsplatz hinter dem Bambusdickicht. Ich lasse meinen Blick für einen Moment über die Menge schweifen, die in fünfzig Meter Entfernung hinter der Absperrung still geworden ist und mich beobachtet. Ein paar Kinder zeigen mit dem Finger auf mich, und blicken dann nach oben, Richtung Eltern. Aber Mama und Papa können ihnen nicht erklären, wer ich bin. Noch nicht.
Ich zücke meine Pistole, und marschiere zügig auf Petey zu. Der Menge entweicht ein erstickter Schrei. Ich stehe jetzt direkt neben dem letzten Panda der Welt. Ich kann ihn sogar schnarchen hören. Ein tiefes, feuchtes Räuspern ist das, ein Geräusch, wie es nur Bären hervorbringen können. Sein Atem riecht nach einer Mischung aus Kompost und Katzenfell.
Ich hätte schon längst abgedrückt, aber Petey liegt mit dem Rücken zu mir. Ich muss ihn in den Kopf treffen, sonst leidet er womöglich, und das will ich nicht.
„Hey!“, rufe ich und klatsche in die Hände, damit er sich bewegt.
Und schon ist Petey auf den Füßen und sieht mich an.
Einem Panda in die Augen schauen zu dürfen, ist eine Ehre, die nur den wenigsten Menschen zuteil wird. Seine dunklen Augen treffen direkt ins Herz, und zum ersten Mal hege ich Zweifel. Ich will nicht abdrücken. Ich will Petey nicht umbringen. Trotzdem weiß ich, dass ich ihn mit diesem Schuss unsterblich machen kann. Er wird in das Bewusstsein jedes Menschen auf der ganzen Welt treten, und genau das soll er auch. Genau das verdient er. Genau das verdienen auch alle anderen Pandas, die vor Petey gestorben sind, und auch die andren 99 Pflanzen- und Tierarten, die heute ausgestorben sind. Ich kann die Menschheit dazu zwingen, sich auf drastische Weise mit dem Tod des letzten Pandas auseinanderzusetzen, und diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen.
Petey und ich schauen uns in die Augen, und ich glaube, wir verstehen uns. Er weiß, was jetzt gleich passieren wird.
Und er wehrt sich.
Wie ein Mensch richtet er sich auf und schreit mich an. Dieses tiefe, aggressive Bellen hätte ich dem kuscheligen Wesen gar nicht zugetraut. Es ist ein letztes Aufbäumen gegen eine schizophrene Welt, die ihn zu Tode liebt. Ich muss jetzt abdrücken, bevor er mich zerquetscht. Ich muss es tun.
Die Menge schreit auf, die Kinder beginnen zu weinen, und dann fällt der letzte Panda zu Boden.

 

Wow,
und Hallo JuJu,

Eine gute Story, die zum Nachdenken anregt.
Ich finde sie sehr gut geschrieben und es ging mir echt ans Herz.

Ich persönlich denke,das Organisationen sich schon bemühen, Tiere zu schützen, zu retten und Menschen über Tiere aufzuklären.
Das Problem ist eben immer wieder das Geld.. Tiere werden getötet für Geld und wenn das letzte Tier gestorben ist (von Menschenhand) dann heulen alle.

Finde sehr gut, wie du das Thema aufgegriffen hast und wie du es beschrieben hast.
Die Aussage kommt jedenfall super rüber!!!

LG Joker

 

Hey Juju!

Ist mir egal, ob die Geschichte jetzt zu plakativ ist (sonst kriege ich Hautausschlag davon), aber die Geschichte hier hat mir verdammt gut gefallen, ich hab Petey fest ins Herz geschlossen, und die Szene, als die sich in die Augen schauen ... oh Mann, da werde ich gleich sentimental. Ich finde die Geschichte wirklich super. Erschreckend finde ich auch, wie sehr du es geschafft hast, den Leser (mich) in die Gedankenwelt von dem Typen zu entführen, also man kann ihn auch total verstehen, ein Soziopath ist er nicht, hab aber auch keinen Doktor in Psychologie. ;D
Gute Geschichte und auf eine perverse Art sogar unterhaltsam.

JoBlack

 

Hallo Juju,

mich hat die Geschichte seltsam kalt gelassen. Warum musste sie in den USA spielen? Und die Hauptfigur kam mir so runtergebrochen vor, so wie ein zwei Stunden-Film-Bösewicht in der Mini-Ausgabe. Die Idee fand ich schon gut, aber auch so ein bisschen nach bekanntem Muster.
In der Anlage der Figur fehlt mir die persönliche Ebene. Er ist nur in seiner Funktion da und repräsentiert mehr eine Form von radikalem Ökö-Terroristen als sich selbst, als ein Mensch aus Fleisch und Blut. Nur wenn er tatsächlich über den Panda spricht, kriegt er dann kurz diese Dimension.
Das hat mir an der Geschichte gefehlt.

Der Panda ist schön ja, und ordentlich geschrieben ist die Geschichte auch. Aber es ist mit solchen Geschichten auch ein wenig ein Van Banque-Spiel: Entweder man erwischt den Leser oder eben nicht. Bei mir war's halt das "Nicht", aber schlecht fand ich die Geschichte nun auch nicht.

Gruß
Quinn

 

Hallo Joker,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Du hast wahrscheinlich recht, dass sich diese Organisationen bemühen... aber diese Möglichkeit schließt mein Prot ja nicht aus. Er meint nur, dass sie trotz allem nichts bewirken.

Ich finde sie sehr gut geschrieben und es ging mir echt ans Herz.

Das freut mich sehr!

Hallo Jo,


mal wieder vielen Dank für dein Feedback. Hätte jetzt nicht so eine positive Antwort von dir erwartet, das freut mich natürlich umso mehr. Vielen Dank!

ein Soziopath ist er nicht,

hast eigentlich recht

Hallo Quinn,


Warum musste sie in den USA spielen?

Na wo hätte sie denn sonst spielen sollen? In Deutschland? Als ob sie jemals den letzten Panda bekommen würden... (Gibst hier überhaupt jetzt einen?) Der San Diego Zoo ist für seine Pandas bekannt.

so wie ein zwei Stunden-Film-Bösewicht

aber er ist doch gar kein Bösewicht! ;)


Die Idee fand ich schon gut, aber auch so ein bisschen nach bekanntem Muster.

Na, das kann man ja wohl über alles sagen... Welches denn?

Aber ich sehe ja, die Geschichte kam nicht bei dir an... freut mich, dass du sie trotzdem nicht schlecht fandest.

Vielen Dank für dein Kommentar!


mfg,

JuJu

 

Hallo JuJu,

scheußliche Vorstellung, dass es einmal so weit kommen könnte und irgendwo auf der Welt in einem Zoo der letzte Panda lebt.
Die Idee zu Deiner Geschichte finde ich super, auch wenn sie einem buchstäblich vor Entsetzen im Halse stecken bleibt. Sie hat mich jedenfalls zum Nachdenken angeregt, das ist schon sehr viel wert.

Tolle Geschichte, danke.

Schönen Abend
Giraffe :)

P.S. Ich glaube, im Berliner Zoo gibt es Pandabären.

 

Hallo Juju,

An der Geschichte gefällt mir gut, wie eindringlich die verquere, krude Gedankenwelt des Psychopathen, was er natürlich ist, dargestellt wird. Das funktioniert in manchen Abschnitten besser, besonders gegen Ende, und manchmal schlechter, vor allem in der ersten Hälfte, denn dort werden für meinen Geschmack einfach zu viele rhetorische Fragen und Ausrufezeichen verwendet.
Am Ende hat man dennoch das Gefühl, die Beweggründe des Attentats und seine Durchführung glaubwürdig geschildert bekommen zu haben. Das hat dann auch mitgerissen.
Du hast eine lockere Sprache gebraucht und deinem Helden griffige Einstiege in die Absätze und harte, flapsige Wendungen in den Mund gelegt. War angenehm zu lesen.

Detailkritik:

Er wird morgens aufstehen, eine spezielle Mischung aus Bambus und Heu essen ... ein paar Runden um sein Gehege wandern
Ersteres klingt nach einem Yuppie, der zur Arbeit geht und vorher sein Müsli ißt. Ich würde den Panda nicht "aufstehen" und "essen" lassen, sondern ihm irgendwelche tierischen Verben verpassen.
Wenn er um sein Gehege wanderte, wäre er frei. Vielleicht "im Gehege umherwandern" o.ä.

Die "geschminkten Augen" gefallen mir auch nicht so. Eine Metapher paßt in diese ansonsten nüchterne Aufzählung nicht rein.

Warum hast du "die Politik sowieso nicht" in Klammern gesetzt?

ausgerechnet das Symbol des Artenschutzes schlechthin
Hier würde ich entweder "ausgerechnet" oder "schlechthin" streichen.

"Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs"
"ja" streichen.

gar nicht davon zu sprechen
brauche ich euch gar nicht erzählen

Antiterrorgesetzte

Soziopath

Ihr in euren Einfamilienhäusern, die vor den Fernsehern sitzen
:D

Das tut euch leid, ja?
Und heult ja ruhig
Es ist ja so einfach
Zuviel "ja". Allgemein werden in diesem Absatz, wie anfangs erwähnt, zuviele plakative Fragen, Merkmale der umgangssprachlichen Rede und Ausrufezeichen verwendet. Die Haltung des Protagonisten ist bald klar und zuviel des Guten führt zu einem Überdruss seitens des Lesers.

Aus einer Sprechanlage
Klingt komisch... Lautsprecher?

ich weiß, welche Steine

Um in das Tiergehege zu gelangen, lasse ich

ihre Schlüssel hervor und
kein Komma

Schon bin ich draußen und
kein Komma und müßte das nicht "Schon bin ich drinnen" heißen?

zeigen mit dem Finger auf mich und blicken
kein Komma

Ich zucke meine Pistole und
kein Komma und zücke

feuchtes Räuspern
kK

riecht wie eine Mischung
Da würde ich "riecht nach" schreiben

rufe ich und klatsche
kK

auf den Füßen und sieht
kK

anderen

Dieses tiefe, aggressive Bellen

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Eine packende Erzählung, der meiner Ansicht nach nur etwas Geradlinigkeit fehlt.

Grüße,
Felix

 

Hallo fressor,


Habe die meisten Korrekturen übernommen, und bei einigen überlege ich noch wie ich es besser mchen kann. Freut mich, dass dir das Lesen angenehm fiel. Vielen Dank für deinen Kommentar! Hat mir geholfen.


mfg,


JuJu

 

Hallo! Die Idee gefällt mir, man muss Tierchen schützen, bevor es zu spät ist, und nicht das letzte Exemplar von jedem konservieren. Darauf wird es aber wahscheinlich hinauslaufen.
Mir tut nich der Panda leid, sondern der Protagonist, er wird ja ins Knast kommen- bestenfalls, so wie man die Amis kennt, wird er vielleicht sogar als ein Terrorist eingestuft und zur Todesstafe verteilt. Diejenigen, die alle anderen Pandas getötet haben, interessieren aber niemanden.
Der Park mit den Pärchen und den Kindern symbolisiert für mich unsere tolle westliche Konsumgesellschaft, es geht uns gut, wir wissen, dass irgendwo etwas nicht so gut läuft, aber egal, wir gehen bei schönem Wetter den letzten Panda anschauen, solange er noch lebt. Vielleicht ist Tierschutz eine Laune jener Schicht, die sonst keine Probleme hat, aber auch das können wir nicht gescheit. Den letzten Panda abknallen können wir aber, aus Protest, das ist einfach und beeindruckt. Gilt eigentlich für die meisten Protestaktionen.

 

Hallo Schenja,

Mir tut nich der Panda leid, sondern der Protagonist,

Das hast schon was Ähnliches in Tierschutz geschrieben, du würdest alle Tiger der Welt töten um ein Menschenleben zu retten. Aber Menschen haben halt vom Apfel der Erkenntnis gegessen, die haben die Wahl getroffen, eine Wahl zu haben und deswegen sind sie immerfort schuldig - und Pandas (und Tiger) sind halt für alle Ewigkeit unschuldig. Schon klar, dass du vermutlich nicht gläubig bist, und dass das die falsche Metapher ist, aber überleg doch mal, wie unschuldig und wehrlos mein Panda war … der chillt den ganzen Tag und gähnt und denkt sich: ach, die Sonne scheint so schön auf meinen Rücken, brumm brumm brumm, ich hab glaub Lust auf Bambus. Und dann kommt einer daher und knallt ihn einfach ab, das ist doch nicht schön.
Also wenn dich das schon beschäftigt, warum das so wirkt, als würden Menschen Tiere mehr schützen wollen als andere Menschen: Menschen sind schuldig, Tiere und Kinder sind unschuldig. Das wird doch der Grund dafür sein. Meinst du nicht? Jetzt kann man natürlich sagen: Tiere sind auch grausam und schuldig! Oder: Menschen sind nur kluge Tiere, die können auch nichts für ihr Verhalten und sind deswegen auch unschuldig! Folglich ist alles Strafe widersinnig! Und solche Gedanken immer weiter ad absurdum. Aber wo wären wir dann? Dann wären wir wie Iwan in Brüder Karamasov. ;)
Vielleicht ist es aber auch so, wie George Carlin mal gesagt hat: "Scratch a cynic and you find a disappointed idealist." :)
Also mir tut der Erzähler schon auch leid, ja. Aber der Panda halt auch.

Vielen Dank für den Kommentar! Freut mich, dass die Idee dir gefiel.

MfG,

JuJu

 

Hallo JuJu

Ich dachte erst, es sei eine Neue von dir, als ich den Titel vor ein paar Tagen aufleuchten sah. Panda, ich mag die drolligen Tiere, aber solche als Geschichte geben mir wenig Anreiz. In Erinnerung an dein Stück mit den karibischen Bildern habe ich meine tierische Hemmung doch überwunden und bin der Neugierde in das Stück gefolgt.

Merkwürdig, dieser erste Absatz, eine gefühlbesetzte Morddrohung, doch nicht Hass als Motiv. Eher mit Kalkül durchsetzt, ein Kontrast zu seiner liebevollen Betrachtung.

Der gigantische Kopf, die rätselhafte Schwarz-weiß Färbung, die gemütliche Schwerfälligkeit, die geschminkten Augen…

Leerschlag … (ff. ebenso in weiteren Textteilen) oder es gibt eine Regel, die ich nicht kenne. :confused:

Kurz, er vermittelt ein falsches Bild, und dem muss ich ein Ende setzten.

Eine erschreckende Erkenntnis! Auch wenn ich dem Prot. zustimme, dass so manches in Polit- und Umweltideologien obskure Entwicklungen nach sich zieht. Hierfür aber ein Tier zu opfern, klingt mir nach heidnischem Brauch, einem magischen Denken, welches er indirekt der Gegenseite anlastet.

Dass die Natur am Arsch ist, das wissen wir doch alle...

Natürlich, er ist ebenso praktizierender Ideologe, einfach jener Natur, die er zu verstehen und zu bewahren müssen meint. Doch unterschätzt und vermenschlicht er diese Kraft nicht bei Weitem? Das Naturgesetz an sich ist Mutation und Selektion, sich immer wieder neu entwickelnd, nicht hinterfragend, ob es einer bestimmten Spezies genehm ist. Sein Trieb ist die vermeintliche Selbsterhaltung, wenngleich er auch dagegen handelt.

Es ist ein letztes Aufbäumen gegen eine schizophrene Welt, die ihn zu Tode liebt.

Ein wahres Wort, die ein Naturverständnis in ihrer falschen Interpretation ausdrückt.

Sehr gut verfasst die Geschichte, dicht in der Handlung und geschickt mit den Ideologien gespielt. Auch wenn es erdachte Fantasie ist, wirkt der Stoff seinem geistigen Gehalt nach nicht allzu weit entfernt jener Wirklichkeit, in der die Einzelnen meinen, ihre Vorstellung entspreche dem Bewahren für ihre Spezies und der Natur, wie sie ihnen genehm ist.

Mit Vergnügen und Interesse gelesen. Der Neugierde zu folgen hat sich gelohnt, auch wenn es diesmal weit ab von karibischen Bildern war. :)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Dostoevsky ist mein Lieblingsautor, cool, dass du die Brüder Karamazov liest :) Mir gefällt Iwan, er ist eine etwas zynische, aber wahrscheinlich die intelligenteste Figur des Romans. Gegen Ende sagt er, dass er keinen Gott akzeptieren will, der auch nur eine einzige Träne eines gequälten Kindes zulässt. Das wörtliche Zitat kann ich leider nicht finden, offenbar schützt die GEMA Dostoevskys Urheberechte. Es wäre meiner Meinung nach schlimmer, wenn alle Menschen wie Mitja wären, das wäre echt ein Weltuntergang. Es wäre allgemein ungünstig, die Welt mit Dostoevskys Figuren zu bevölkern- niemand würde dann die Bürokratie am laufen erhalten, es gäbe eine Anarchie :)
Was Tiere angeht, so habe ich nicht gesagt, dass man sie umbringen darf, aber ich habe trotztdem mehr Empathie für Menschen. Schau mal, du setzt dich hier für Pandas ein, aber wenn du in deinem Zimmer eine Kakerlake siehst, wirst du sie natürlich mit einem Hausschuh erschlagen. Tierschützer promoten nur süße und/oder seltene Tiere xD Wahscheinlich, weil sie sich mit solchen Tieren mehr identifizieren können. Es ist unmoralisch, einen Hund zu misshandeln, es empört einen, wenn man darüber hört. Warum? Wer grausam zu einem Hund ist, wird auch zu einem Menschen grausam sein. Eigentlich schützen sie sich selber, glaube ich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,

Ich dachte erst, es sei eine Neue von dir, als ich den Titel vor ein paar Tagen aufleuchten sah. Panda, ich mag die drolligen Tiere, aber solche als Geschichte geben mir wenig Anreiz.

Ja, das ist interessant. Ich hab das nie drüber nachgedacht, aber ich glaube der Titel ist schon schlecht. Die Geschcihte wurde 311 Mal angeklickt … und das nach all der Zeit, und die ist eine Woche jetzt auch wieddr oben … also ich wette … das ich ne Art Minusrekord for mich. Ist interessant, weil die Geschcihte nie viele Beachtung bekommen hat, aber eigentlich nur positve Kommentare. Ich hab die auch mal beim Poetry Sklam vorgetragen und da kams auch ganz gut an. Ich glaub nur Quinn mochte sie nicht. Aber bestimmt hat der damals nur versucht Jo irgendwie kontra zu geben. Was ich auch verstehen könnt natürlich. :)

In Erinnerung an dein Stück mit den karibischen Bildern habe ich meine tierische Hemmung doch überwunden

Aii ... das man sich an solchen Details erinnert :) Das freut einem als Autor. Kann es sein, dass du meine alten Sachen mehr magst als die Neuen? Das ist auch interessant.

Sehr gut verfasst die Geschichte, dicht in der Handlung und geschickt mit den Ideologien gespielt. Auch wenn es erdachte Fantasie ist, wirkt der Stoff seinem geistigen Gehalt nach nicht allzu weit entfernt jener Wirklichkeit, in der die Einzelnen meinen, ihre Vorstellung entspreche dem Bewahren für ihre Spezies und der Natur, wie sie ihnen genehm ist.

Das freut mich, ja.

Mit Vergnügen und Interesse gelesen. Der Neugierde zu folgen hat sich gelohnt, auch wenn es diesmal weit ab von karibischen Bildern war.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Hallo Schenja,

Wer grausam zu einem Hund ist, wird auch zu einem Menschen grausam sein. Eigentlich schützen sie sich selber, glaube ich.

Ich hab jetzt lange überlegt wie ich deinem Zynismus noch einen drauf packen kann, aber das kam dann alles so sexistisch daher, und ich versuch mich grad zu benehmen in der Hinsicht, also hab ichs gelassen ... Aber es gibt glaub so ne Art Sexismus, ich glaub das ist mir jetzt erst klar geworden, eigentlich ist das Zynismus. Oder?
Ach … sind doch alles Schlampen.
Spricht da ein Zyniker oder ein Sexist? :)
Also ich glaube, wenn du ein Mann wärst, wärst du ein übler Sexist. :)
Ich glaube schon, dass es Leute gibt, die selbstlos sind. Kann es das nicht geben? Gibt auch Leute, die sagen, dass man sich aufgeben muss im Leben, dass man für etwas leben muss, das größer ist als einen selbst, und nur dann könne man wirklich glücklich sein. Okay, vielleicht ist das auch ein Haufen Bullshit, aber es gibt schon viele Leute, die das versuchen, und die sind bestimmt nicht so viel übler dran als andere. Ich meine … es gibt doch auch Leute, die sich dem Fußball widmen, oder einer Firma, oder Gott, oder einer Serie, oder dem Schreiben. Und wenn sich einer dann einer Gruppe Berggorillas widmet, die er mit aller Macht zu schützen versucht? Oder den letzten paar Tiger irgendwo in Siberien? Ist das alles nur Selbsterhaltungstrieb?
Also ich finde das mit den Berggorillas hat schon was.


MfG,

JuJu

 

Guter Gedanke, ich glaube, das gilt vlt. für dich, aber nicht allgemein für allen Sexismus. Zynismus assoziiere ich mit Oscar Wilde, und Sexismus eher mit irgendwelchen Kanacken aus Neuköln. Also ab einem bestimmten IQ-Wert ist Sexismus mit Zynismus gleichzusetzen, und drunter ist es einfach nur niveaulos. :D
Aber das führt alles zu weit von Pandas ab.

 

Lieber JuJu,

hoffe, du bist jetzt nicht darüber ungehalten, dass ich diese Geschichte ausgegraben habe. Aber dein Text in der Satire bietet mir grad keinen Zugang, dafür dieses Genre um so mehr.

Ich denke, dass du fast alle Leser schon mit dem Thema der Geschichte als sichere Bank hast.
Wer sich irgendwie von ein bisschen bis heftig für die Umwelt interessiert, ist auch bereit, deine Geschichte zu lesen, weil sie den Nerv trifft.

Was mir gut gefallen hat, ist diese fast schon geraffte Art, wie du an das Thema heranführst. Keine Belehrungen, die ja eh ein Nogo wären, keine längeren Ergüsse über das alles, was man schützen muss, sondern gleich rein und ran an die Sache.

Gut gemacht auch dieser irritierend realistische Detailblick in den Vorgang des Tötens. Man hat den Eindruck, dass es exakt so grad passieren könnte.
Super gefallen hat mir die Szene, in welcher dein Protagonist dem Panda in die Augen sieht.

Es wirkt auf mich so als hättest du genau recherchiert in San Diego und wenn man wollte, könnte man es genau so durchziehen. Dadurch schaffst du beängstigende Stimmung, man sorgt sich um dieses Wissen und diejenigen, die es nutzen könnten und man steht da und überlegt gleichzeitig, ob die Folgen, die der Protagonist prophezeit stimmig sind.
Spannungsaufbau ist ebenfalls gelungen, weil der Leser natürlich nicht möchte, dass der Panda umgebracht wird.

Mir hat deine Geschichte in ihrer Kürze und Prägnanz gut gefallen. Fast wie ein kleiner Happen in Sachen Umweltschutz sozusagen.

Lieben Gruß und fröhliches Wochenende

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lakita,


hoffe, du bist jetzt nicht darüber ungehalten, dass ich diese Geschichte ausgegraben habe. Aber dein Text in der Satire bietet mir grad keinen Zugang, dafür dieses Genre um so mehr.

nein, gar nicht. Der Text hier ist etwas älter, aber bestimmt zugänglicher als der in der Satire ... du meinst ja das Interview, gehe ich von aus.


Gut gemacht auch dieser irritierend realistische Detailblick in den Vorgang des Tötens. Man hat den Eindruck, dass es exakt so grad passieren könnte.
Super gefallen hat mir die Szene, in welcher dein Protagonist dem Panda in die Augen sieht.

Cool, das freut mich. Ich mag das auch, wo er dem Panda in die Augen sieht.

Mir hat deine Geschichte in ihrer Kürze und Prägnanz gut gefallen. Fast wie ein kleiner Happen in Sachen Umweltschutz sozusagen.

Freut mich, ist wie gesagt ein etwas älterer Text, aber ist schön zu sehen, dass er noch gerne gelesen wird und auch die Botschaft dahinter. Ich mag auch das Kürze darin, und wie das Ganze trotzdem auf einen klaren Höhepunkt zusteuert ... meine Sachen werden tendenziell länger jetzt, ist komisch, ich weiß gar nicht, ob ich das so noch schreiben könnte ... oder vielleicht schon, aber ist schwer mich da in die Zeit zurückzuversetzen, wie ich das genau gedacht hab und so ... ist interessant auf jeden Fall, wenn man wieder die Sachen liest, die etwas älter sind.

Vielen Dank für den Kommentar, Lakita! Hat mir eine Freude gemacht.

MfG,

JuJu

 

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