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Thema des Monats Der letzte Lauf

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24.11.2015
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Der letzte Lauf

Sonntag – erst mal noch ein wenig Gartenarbeit, dann: Laufen oder nicht Laufen? Vielleicht doch besser morgen? – Stimmt ja, morgen ist Silvester, dann ist das Jahr schon wieder zu Ende. Und erneut bestätigt sich, was mir alle Jahre wieder auffällt: je älter ich werde, desto früher überrascht mich das Jahresende. Es muss ein Geheimnis dahinter stecken. Eines, das ich nur allzu gerne lüften würde. Also doch laufen? Dann am besten ein langer Lauf! Ein langer Lauf ist wie ein Tauchgang zum Grunde eines Sees. Ich habe schon so mache Erkenntnis dort gefunden und mit zurück gebracht an die Oberfläche des Alltags. Blick aus dem Fenster: blauer Himmel, ein paar Wölkchen. Blick auf die Uhr: oh, schon bald halb vier und um fünf wird’s dunkel. Dann aber los! Und die Stirnlampe nicht vergessen! Klamotten: besser die Laufjacke. Nur Sweatshirt wird wahrscheinlich zu kalt. Lange Sommerlaufhose müsste noch ausreichen. Und los geht’s.

Am See erst mal einen Parkplatz finden! Puh, da ist noch einer, hätte nicht gedacht, dass trotz der Kälte noch so viele spazieren gehen. Aber dann wird mir klar: es ist der letzte Sonntag in diesem Jahr! Ob die auch alle noch schnell ein Geheimnis ergründen wollen? ... Die ersten Kilometer – ziemlich flach – aber wie im Slalom – so viele Menschen. Dann biege ich ab, zum Höhenrundweg in den Wald. Jetzt geht’s erst mal 5 km nur bergauf. Da ist man alleine! – Ok, fast alleine. Vor mir: ein Mountainbiker. Der ist nicht gerade schnell. Aber es geht ja auch bergauf! Ich komme immer näher. Krieg ich den? Unwillkürlich packt mich der Ehrgeiz. Ich werde schneller. Schon lustig, dass man sich davon nicht frei machen kann und einfach nur ‚sein Ding‘ läuft. Gleich muss ich links abbiegen. Der fährt bestimmt geradeaus. Vorher muss ich ihn noch kriegen, sonst hab ich die Gelegenheit verpasst. Also noch ein bisschen Tempo zulegen. Und dann endlich: ich überhole. Da muss ich doch mal schauen, wer da so drauf sitzt. Von hinten konnte ich nur sehen, dass er eine Kapuze überm Kopf hat – natürlich keine Freizeitjacke sondern Outdoor-Funktionsklamotten, also keiner, der einfach nur nach Hause fährt, sondern ein Sportler. Ein Blick ins Gesicht – ein kurzes „Hallo“, natürlich den Triumpf nicht anmerken lassen, und noch ein kleines Stück dann geht’s links ab. Ein Blick zurück: tatsächlich, er fährt gerade aus. Da bin ich beruhigt, kann wieder etwas Tempo heraus nehmen - bin ja wieder alleine. Und auf dem Weg nach oben merke ich, wie ich den Triumpf noch genieße: der war mindestens zwanzig Jahre jünger als ich! Und ich mache ihn nass, zu Fuß! Tschaka! – Ich gebe zu, das ist infantil, aber das leiste ich mir, es macht irgendwie Spaß.

Auf halber Höhe: Blick zum Horizont über dem See, die Sonne steht schon tief, in der Ferne ein paar Wolkenfetzen, der Himmel wird langsam gelblich. Weiter bergauf - ich fühle mich gut - kommt mir so vor, als könnte ich immer weiter so den Berg hochlaufen. Fast oben, da sind doch tatsächlich zwei Gestalten vor mir, Spaziergänger. Ich nähere mich ihnen von hinten – hoffentlich erschrecken die nicht. Hab schon Frauen schreien gehört vor Schreck, nur weil ich sie von hinten überrascht hatte - ich meine überholt. Also ein hrrrrr Spuck, so zehn Meter vorher, sie drehen sich um. Eine alte Dame, im Wintermantel, schlohweißes Haar, gelockt, etwas blass im Gesicht, bestimmt über achtzig. Ein ‚Hallo‘ im Vorbeilaufen, ein kurzer Blickkontakt und aus ihren Augen sprüht so ein Leuchten, wie von Stolz und Freude, hier noch wandern zu können in ihrem Alter, und von Begeisterung über den herrlichen Blick auf die untergehende Sonne über dem anderen Seeufer. Und ein wesentlich jüngerer Mann, um die vierzig - wohl ihr Sohn. Wintermantel und Kapuze über dem Kopf mit schwarzem Vollbart, braunen Augen. Der Blick fast düster, gedankenversunken, als musste er mitwandern. Anscheinend ein Mensch mit wenig Begeisterungsfähigkeit für Bewegung und Natur. – Wie unterschiedlich Menschen doch sein können, denke ich. Und was man auch tut, wie sehr man sich auch bemüht - oder wie lange - manchmal gelingt es einfach nicht, einen anderen für das zu begeistern, was einem selbst so viel bedeutet!

Die Sonne ist bald weg. Der Himmel wird immer dunkler. Das Gelb verwandelt sich in ein Gelb-Orange. Das muss ich fotografieren! Nur ist’s hier schlecht. Oben auf dem Gipfel muss es optimal sein! Aber das ist noch ein Stück. Schaffe ich es noch bis ganz oben, bevor das schönste Leuchten schon wieder verblasst? Ich werde schneller. Diesmal fällt mir gar nicht auf, dass ich aus einem ganz anderen Grund schneller werde. Dieser Grund kommt von innen. Es ist nicht Ehrgeiz. Es ist der Wunsch, den schönsten Moment des Abends, diesen Anblick von unbeschreiblicher Schönheit einzufangen. Ein – wie ich finde – ehrenvolleres Motiv zum Schneller-Werden-Wollen, aber genauso albern: ich komme oben an, fixiere mein Smartphone an einem Baum, damit das Bild nicht verwackelt – Klick, und nochmal Klick. Ein Blick auf’s Display: albern! Es gelingt mir einfach nicht, es einzufangen. Was ich sehe, ist nur ein Abklatsch, eine schlechte Kopie. Ich bin halt kein Fotograf. Es wird mir wohl nie gelingen, DAS auf ein Foto zu bannen. Egal – versuchen werd‘ ich’s trotzdem immer wieder. Die Chance ist zwar nur ungefähr 1:1 Millionen, aber wenn man’s nie versucht, kann’s auch nie gelingen…

Ab jetzt geht’s erst mal ein gutes Stück bergab. Ich liebe bergablaufen. Und heute klappt’s besonders gut. Der Boden ist zwar uneben, voller Blätter, man weiß nie, wo man mit dem nächsten Schritt landet, aber die Schritte werden immer größer, die Geschwindigkeit immer schneller, der Wind bläst ins Gesicht, das Laufen nähert sich dem Schweben. Der Wald zieht an mir vorüber. Dann fangen die Augen etwas an zu tränen. Der Boden wird unscharf. Wenn jetzt ein Ast daliegt oder ein Stein, dann könnte ich es nicht erkennen. Einen Moment denke ich, ich muss abbremsen, weil ich sonst stolpern könnte und dann: nein, das wäre viel zu schade. Diesen Flow unterbrechen, wo’s gerade so schön ist? Ich hab das sichere Gefühl, dass nichts passieren kann. Und wenn ein Stein dort läge – ich würde ihn ja kaum berühren, vor lauter Schweben. Das Vergnügen dauert eh nie lange, da kommt schon wieder die nächste Steigung.

Der Weg geht wieder ein paar Kilometer bergauf – zurück dorthin wo ich herkomme. Jetzt heißt es: Kräfte sparen. Normalerweise laufe ich so zehn Kilometer. Das hier ist jetzt fast das Doppelte bei rund 600 Höhenmetern und erfahrungsgemäß wird’s dann gegen Ende immer schwerer. Also schön gemütlich den langen Weg bergauf – schau da! Das Pärchen von eben, die Mutter mit Sohn kommen mir entgegen. Ein freundliches Hallo im Vorbeilaufen, aber der Blick der alten Frau ist ganz anders. Das Strahlen ist weg. Der Blick ist diesmal verwundert, verstört, beunruhigt? Irgend so was. Ein ganz klein wenig davon lag schon eben in ihrem Strahlen. Ob die Strecke wohl doch zu lange ist für sie? Hat sie Sorge es noch zu schaffen bis zurück? Und es wird ja langsam dunkel! Oh, das gilt natürlich auch für mich. Aber ich habe ja noch meine Stirnlampe in der Tasche, für den Notfall.

An dieser Stelle hätte ich auf die Uhr schauen können. Von hier aus führt ein Weg zurück zum Wagen, ich wäre in zehn Minuten dort gewesen. Aber ich hab nicht auf die Uhr geschaut. Mir hätte klar sein müssen, dass der jetzt eingeschlagene Rückweg unweigerlich in die totale Dunkelheit führen musste. Aber ich war gar nicht mehr fähig, darüber auch nur nachzudenken. Ich war auf die lange Strecke fixiert. Ist das schon der beginnende Altersstarrsinn? Dass man vom einmal gefassten Plan nicht mehr abweichen kann? Oder fällt einem nur im Rückblick auf, welche Alternativen man gehabt hätte? Es lief so gut bisher, also laufe ich einfach weiter, bergauf – einatmen – ausatmen…

Als ich oben ankomme, ist es schon ziemlich dunkel. Jetzt geht es ein paar Kilometer nur bergab. Das ist meine Chance: jetzt kann ich nochmal richtig Tempo machen, ohne große Anstrengung. Aber man erkennt am Boden kaum noch etwas. Ich sehe den Weg, aber Steine oder Äste nicht mehr. Egal – eben ging‘s ja auch: also im Blindflug bergab. Es zieht sich und zieht sich und dann, endlich sehe ich schon das Ende des Waldes. Der erste Blick auf die dahinter liegende freie Fläche tut sich gegen den schwarzblauen Nachthimmel auf.

Wind kommt auf, kalt und scharf. Und er wird immer schärfer, bis ich merke, dass das Scharfe gar nicht der Wind ist, sondern ganz feine Regentropfen, die mit hoher Geschwindigkeit ins Gesicht gepeitscht werden. Oh nein! Bitte jetzt keinen Regen! Es sind noch fünf Kilometer bis zum Auto, das muss doch jetzt nicht sein! Je mehr sich die Bäume lichten, desto stärker und schärfer wird der Wind; der Regen immer mehr, die Tropfen immer größer. Sind das überhaupt Tropfen? Nein, das ist Schnee, aber harter Schnee, - so eine Art Eisschnee. Ich komme ins Freie, über mir der immer noch schwarzblaue Himmel. Vor mir liegt eine gute Strecke freies Feld. Und mitten darin mein Weg.

Aber was ist das? Es ist ein Anblick, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe. Vor mir in 100 Metern Entfernung eine schwarze Wand oder eine gigantische Walze. So etwas kenne ich bisher nur aus Filmen über Sandstürme in der Wüste. Und sie kommt genau auf mich zu – gruselig! Der Wind wird immer stärker und der Schnee immer mehr. Mein Gesicht beginnt einzufrieren. Meine Beine werden kalt. Ich hätte doch die Winterhose nehmen sollen! Egal – da muss ich jetzt durch! Im Handumdrehen bin ich mittendrin. Von jetzt auf gleich wird es fast komplett dunkel. Aber ich hab ja Gott sei Dank noch meine Stirnlampe. Ich nehme sie aus der Tasche und ziehe sie über den Kopf, mache sie an – nichts passiert. Das gibt’s nicht, ausgerechnet jetzt gibt sie den Geist auf! Wahrscheinlich hat sie eingeschaltet in der Schublade gelegen: wenn ich die Hand davor halte, leuchtet noch ein schwacher Schein, das war‘s. Also mach ich sie wieder aus.

Aber das Band um die Stirn schützt ein wenig vor der beißenden Kälte, ich lasse es an. Ich sehe fast nichts mehr, nur noch verschwommene Schattierungen von Hell und Dunkel. Meine Brille! Ich fühle ans Glas. Der Schnee, der jetzt waagerecht ins Gesicht bläst, hat eine Eiskruste auf den Gläsern gebildet! –Kein Wunder, dass ich nichts mehr sehe. Aber ohne Brille sehe ich fast ebenso wenig. Ich versuche die Gläser mit den Fingern abzuwischen und setze die Brille wieder auf. Das ist etwas besser – für einen Moment – bis das Glas im nächsten Moment wieder vereist ist. Also gebe ich auf, ich lasse sie in der Hand. Jetzt stechen die Eisflocken wie hunderte Nadeln in die Augen. Es ist nicht zu fassen: ich hab‘ die Augen fast ganz zugekniffen und trotzdem treffen diese Eisteilchen in die Augen, dass es schmerzt, es ist nicht vermeidbar, ich muss ja noch etwas sehen. Ich bin froh, dass ich den Weg noch erkenne.

Der Schnee hat auch etwas Gutes: wieder im Wald sind die Bäume dunkel und der Weg schneehell. Ok, ich kenne den Weg ja. Ich muss dem Weg jetzt nur noch folgen, dann komme ich zum Parkplatz. Meine Beine werden immer kälter. Ich merke, dass die Bewegungen immer schwerer werden, ich weiß nur nicht warum: ist es die Erschöpfung oder die Kälte? Mein Gesicht spüre ich fast nicht mehr. Ich frage mich, wie lange es dauert, bis man Erfrierungen bekommt. Als erstes werden wohl die Ohren abfrieren. Aber ich bin ja in Bewegung, also bloß nicht aufhören zu Laufen. Ich laufe und laufe durch den tosenden Schnee. Gleich muss es bergab gehen. Ich kenne die Strecke genau. Aber es geht nicht bergab. Es geht nur geradeaus. Da müssten Kurven sein. Langsam fängt der Schnee unter den Schuhen zu knirschen an. Ab und zu dunkle Flecken auf dem weißen Boden – Pfützen oder freigewehte Flächen? Egal- ich versuche dran vorbei zu laufen.

Ganz langsam wird es heller - mitten im Wald! Oder kommt es mir nur so vor? Es kann nicht heller werden, der Schnee ist viel zu dicht. Ich schaue kurz nach oben. Kein Mond in Sicht – nur Dunkel. Und doch wird es irgendwie silbrig hell – überall und gleichmäßig, geradezu gespenstig. Man kann höchstens zehn Meter weit sehen und doch wird es hell. Es muss bald bergab gehen! Tut es aber nicht. Wo bin ich? Ich hab die Orientierung verloren, auf dem einzigen Weg am See entlang! Ging es schon bergab und ich hab’s bloß nicht bemerkt? Ich weiß es nicht. Ich komme mir vor, wie im Nirgendwo. Vom See her höre ich ein Plätschern. Was kann das sein? Unmöglich, dass jetzt ein Tier dort planscht! Nein, das ist der Sturm! Er peitscht das Wasser gegen das Ufer. Das Licht wird heller, obwohl es nicht weniger schneit. Jetzt erkennt man ganz deutlich die Schatten der Bäume. Wann geht es endlich bergab? Ich müsste schon längst dort sein! Das Licht wird noch heller, als wären tausend LED’s unsichtbar überall verteilt. Das ist unmöglich! Es ist, als leuchtet mir der Teufel den Weg in die Hölle! Wenn ich jetzt stolpere, mich verletze, den Fuß verknackse, dann bin ich rettungslos verloren. Das Smartphone ist hier nutzlos – im Funkschatten des Vulkankraters. Ich könnte stundenlang schreien – niemand würde es hören. Dann war es das! Ich würde hier in kürzester Zeit erfrieren.

Meine Knie schmerzen mittlerweile, die Beine sind steif. Irgendwann werde ich nicht mehr laufen können. Dann rechts schemenhaft ein Schild. – Ein Schild? Hier kann kein Schild sein! Ich bin nicht mehr in der Lage, zu überlegen, wo ich denn sein könnte. Es gibt auf dieser Strecke nur zwei Schilder – diese Hinweise auf die Vögel des Waldes oder die Geologie des Maares. Ich merke, dass ich nicht mehr denken kann – egal: ich muss nur dem Weg folgen, bis ich an den Parkplatz komme. Der Parkplatz muss irgendwann kommen! Jetzt geht es bergauf! - Bergauf? Der Weg wird breiter. Ich laufe und es ist total verrückt: es ändert sich nichts. Das Bild des weißen Weges und der dunklen Schatten ändert sich nicht. Ich laufe, dass es richtig quälend ist, aber ich komme nicht mehr vorwärts. Dabei ist es total still. Der Wind hat scheinbar aufgehört. Das trockene Knirschen meiner Schritte im Schnee, das klingt wie in einem engen Raum, ist das Einzige, was beweist, dass ich wirklich laufe. Ich muss irgendwann ankommen - wenn ich es noch schaffe – egal was mir meine Sinne vorgaukeln – irgendwann muss der Parkplatz kommen!

Jetzt wird mir klar, dass ich es nicht merken würde, wenn ich zusammenbräche. Es wäre ein fließender Übergang. Es würde mir noch eine Zeit lang so vorkommen, als würde ich laufen, und dann wäre ich plötzlich am Tor - von Frau Holle – oder so…

Doch da taucht es auf: Licht am Ende des Weges, der Parkplatz. Ich hab’s geschafft, und ohne Erfrierungen! Mittlerweile liegen zehn Zentimeter Schnee – auch auf der Straße. Ich komme den Berg nur deshalb rauf, weil ich Winterreifen drauf habe. Am Berg fahre ich an fünf Autos vorbei, die stecken geblieben sind. Und vier Kilometer weiter, zu Hause, ist nichts! Fast kein Schnee, die Straße ist vollkommen schneefrei! Ich komme ins Haus und werde begrüßt: „Und? War’s schön?“ Welche Frage nach solch einem Lauf. – War’s schön! – Aber: ja, ich habe wieder etwas mitgebracht, vom Grunde des Sees. Nur das, was ich eigentlich wollte, war diesmal nicht dabei. - Macht nichts, vielleicht beim nächsten Mal.

 
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Hey Krummbein,

Erstmal danke, dass du das mit uns teilst. Ich habe beim drüber lesen, keine Fehler gefunden, allerdings hab ich das auch nicht so gut drauf. Das überlasse ich dann lieber meinen Nachpostern.

Ich fang erstmal mit der Geschichte im allgemeinen an, zu Anfang hat es mich etwas gebremst, was aber wohl eher an dem Thema lag, laufen ist nicht so meins. Doch da ich durch das Genre dachte, dass das nicht alles sein kann, was sich ja bestätigte, hab ich weiter gelesen. Und spätestens als dein Protagonist den Mountainbiker überholt hat, hattest du mich.
Um den Rest zu erklären, muss ich erstmal meine Interpretation erläutern. Ich verstehe das so, dass dein Protagonist ums plump zu sagen lebt, er läuft, auf ein vorgenommenes Ziel zu, doch auf dem Weg dahin, blickt er immer mal wieder herum, denkt zu viel darüber nach, was die Anderen machen, wodurch er von seinem Ziel abgelenkt wird. So kommt es, wie es kommen muss und er verläuft sich, (läuft vielleicht sogar zurück? Als er an der Omi das zweite Mal vorbei kommt).

Ist ja des öfteren im Leben so, wenn man jemand ist, der Rücksicht auf Andere nimmt. Indirekt der Apell, für mich, mehr auf sich selbst und seinen Weg zu achten. Bis hier hin klasse, ich muss etwas in mich hinein schmunzeln, weil ich mich etwas wieder erkenne.
Dein Protagonist läuft weiter und der Weg scheint immer unbekannter, dann auch noch der Regen, Schnee, bei mir kommt ein sehr beklemmendes Gefühl auf (großes Kino).
Doch er nimmt sich zusammen und läuft weiter, irgendwann muss er ankommen, er besinnt sich auf die Realität und klammert sich daran fest, um nicht in Panik auszubrechen, bis er es schafft.
Das Leben hat ihm eine gehörige Lektion erteilt, dieses Gefühl scheint sich ihm (und mir! Sehr schön beschrieben) aufzudrängen. Er hat das Gefühl gerade noch davon gekommen zu sein und will mit seiner Frau drüber reden. Doch die schickt ihn erstmal zum duschen, er ist gezwungen darüber nachzudenken, was das wohl sollte.
Das hätte mich noch interessiert, wie er das Erlebte jetzt einordnet, ist aber gleichzeitig sehr schön, dass du es mir überlässt, als Leser.

Klasse fand ich in diesem Zusammenhang, dass du es schaffst, diese Szenerie, das Gefühl schleichend entstehen zu lassen, wie es im Leben nun mal auch ist. (Bleibt man im Rahmen meiner Interpretationen) man denkt sich nichts groß dabei, die Gedanken schweifen kurz ab, sanft, fast unbemerkt und auf leisen Sohlen immer weiter, bis man feststellt, dass man irgendwo ist, wo man gar nicht hin wollte. Und dann das besinnen auf das Ziel, das durchhalten.
Du erreichst eine unglaubliche Gefühlsspanne und das ganz ohne sonderlich gefühlsbetonte Sprache, Respekt, die Bilder dazu auch ein Genuss.

Ich danke dir, für das Teilen dieses grandiosen Stückes Arbeit :) und hoffe, meine Gedanken dazu bringen dir etwas. Ist ja nicht direkt Kritik, hab nämlich schlicht nichts auszusetzen. Ich hätte höchstens bemängeln können, dass du nicht direkt auf die Gefühle deines Protagonisten eingehst, aber das ist eine Stilfrage und bei dir ja auch gar nicht nötig, hat bei mir nämlich auch so wunderbar funktioniert.

Liebe Grüße
Lexi :)


Nachtrag: Zum Thema des Monats, find ich ganz passend, in zweierlei Hinsicht. Einmal, um vor dem Ende des Jahres (Toller Einstieg, hab ich ebenfalls vergessen zu erwähnen. Besonders das mit der Unendlichkeit), die letzte Möglichkeit noch zu ergreifen die Kilometer voll zu bekommen. Dann, die letzte Möglichkeit das selbstgesteckte Ziel noch zu erreichen, durch die Rückbesinnung auf eben dieses.

 

Wow, was für eine Rückmeldung. Vielen Dank dafür. Diese Interpretation ist ja fast poetischer, als der Text selbst. Was die Interpretationen angeht: wunderbar interpretiert. Wenn ich nun meine Intentionen zu ausführlich erläutern würde, wären andere Kommentatoren vielleicht beim Lesen bereits voreingenommen. Das würde ich gerne vermeiden und bitte um Nachsicht, dass ich mich deshalb erst mal zurückhalte. Dazu, wie der Protagonist das Erlebte einordnet nur so viel: Er landet am Ende unter der Dusche und die Geschichte fängt genau in dieser Situation an. Das warme Wasser soll quasi als Gleichnis dazu anregen, das Beschriebene zu interpretieren. Es soll den Leser zu der Frage anregen, was damit gemeint ist, wenn er sagt: "Und erst jetzt begreife ich diesen Lauf"....Das tut er ja nicht beim ersten Mal, also in dem Moment, als er es erlebt (was sich damit deckt, wenn der Leser es das erste Mal liest), sondern erst beim zweiten mal, nämlich als er unter der Dusche steht und das Ganze nochmal durchgeht.

Liebe Grüße

 
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Lieber Krummbein,

ich begrüße dich bei den Wortkriegern und beglückwünsche dich zu deinem Mut, gleich in medias res zu gehen und dich an diesem Wettbewerb zu beteiligen. Und die Idee deiner Kurzgeschichte passt ja auch gut zum Thema.

Zu deinem Text:
Mir gefällt deine Art zu schreiben. Ich kann mir die Situation, die du beschreibst, sehr gut vorstellen. Aber es geht mir um etwas anderes. Ich möchte dir hier meine Meinung zu deinem Textganzen sagen. Lass sie dir durch den Kopf gehen, verwirf sie oder nimm sie als Anregung.

Dein Text hat Passagen, in denen es richtig spannend wird und in denen du die Situation des Ich-Erzählers wirklich gut beschreibst. Aber bis ich dorthin kam, war meine Geduld fast an ihrem Ende. Das merke ich immer daran, wenn ich beginne, quer zu lesen. Mein Vorschlag: Überlege mal genau, was im ersten Teil für die Haupthandlung (die befindet sich mMn im zweiten Teil) unbedingt wichtig und erwähnenswert ist. Und dann kürze. Ich weiß, du wirst dich fühlen, als wenn man dir ein Bein amputiert. Aber du möchtest doch, dass deine Geschichte zu Ende gelesen wird, dass der Leser erfährt, in welch beinahe aussichtlose Situation dein Prot geraten bist. Ist es denn wirklich so wichtig, an wem er im ersten Teil vorbeirennt, oder wen er überholt und wie ganz genau er das macht – zumindest in dieser Ausführlichkeit? Das will ich als Leser doch gar nicht wissen. Ich möchte sein Abenteuer miterleben: Wie er sich in der Nähe eines Eifel-Maares verirrt und beinahe erfriert. Lass deine Geschichte ganz normal beginnen, kürze in der Vorgeschichte, steigere dann die Spannung allmählich (wie du es ja auch schon tust) und komme dann möglichst schnell dorthin, wo es für den Leser prickelnd wird, wo er mit ihm zittern, sich mit ihm verloren und bedroht fühlen kann. Das steht ja alles schon in deiner Geschichte, ist aber manchmal umgeben von überflüssigen und wiederholenden Anmerkungen. Streiche alles, was nicht wichtig für deine Kerngeschichte ist und was den Leser von der spannenden Situation ablenkt.

Um dir zu zeigen, was ich meine, hier ein Beispiel:

Der Weg geht wieder ein paar Kilometer bergauf – zurück dorthin wo ich herkomme. Jetzt heißt es: Kräfte sparen. Normalerweise laufe ich so zehn km. Das hier ist jetzt fast das Doppelte bei rund 600 Höhenmetern und erfahrungsgemäß wird’s dann gegen Ende immer schwerer. Also schön gemütlich den langen Weg bergauf – schau da! Das Pärchen von eben, die Mutter mit Sohn kommen mir entgegen. Ein freundliches Hallo im Vorbeilaufen, aber der Blick der alten Frau ist ganz anders. Das Strahlen ist weg. Der Blick ist diesmal verwundert, verstört, beunruhigt?

Überlege doch einmal, was an all dem, was du hier schreibst, für das, was du dem Leser vermitteln willst, wirklich wichtig ist. Für mich könnte sich das auf folgende Aussagen reduzieren:

Langsam laufe ich bergan. Ich muss meine Kräfte sparen, der Weg wird gegen Ende sehr steil. Wieder begegnet mir diese alte Frau. Ihr Strahlen ist verschwunden, irgendetwas scheint sie zu beunruhigen.

Und so gibt es besonders im ersten Teil deiner Geschichte sehr viele Stellen, an denen sich mir die Frage stellt: Warum nimmt er das in die Geschichte auf? Welchen Wert hat das für die Geschichte?

Fazit: Der zweite Teil deiner Geschichte gefällt mir, weil er sehr viele gute Beschreibungen enthält und auch die Spannung des Geschehens transportiert. Den ersten Teil würde ich kürzen, damit du den Leser nicht auf halber Strecke verlierst. Das wäre doch sehr schade. Ich weiß, wir lieben jeden einzelnen unserer Sätze und ich muss auch nicht unbedingt Recht haben. Aber lass dir meine Meinung noch einmal durch den Kopf gehen. Der Wettbewerb dauert noch einen Monat. Das ist viel Zeit, um an einer Geschichte zu basteln. Ich wünsche dir viel Erfolg.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Lieber barnhelm,
vielen Dank für deine Hinweise. Es ist gar nicht so wie bei einer Amputation. Du sprichst genau die Stellen an, mit denen ich selbst schon leichte Bauchschmerzen hatte. Ursprünglich war diese Geschichte für ein anderes Publikum geschrieben und hatte eine andere Überschrift. Das Thema des Wettbewerbes war aber schon ähnlich und hat mich dazu inspiriert, die Geschichte noch etwas um zu konstruieren. Es ist aber beim Schreiben wohl so ähnlich, wie beim Komponieren: ein Stück muss nicht nur melodisch und rhytmisch zusammenpassen, es muss auch in sich stimmig sein. Und wenn man nur ein paar Noten vorne weg nimmt und hinten in variierter Form wieder anfügt, ist es plötzlich ein ganz anderes Stück. Dann kann es leicht passieren, dass es am Ende die Stimmigkeit dabei verloren geht. Dafür hast du offensichtlich ein sehr gutes Gespür. Ich werde es so machen, wie du gesagt hast: ich lasse es mir durch den Kopf gehen.
Liebe Grüße

 

Hey Krummbein,

und Herzlich Willkommen! Was auch immer Dich ins Forum gezogen hat, es freut mich, dass Du da bist. Weil ...

Großartiger Text. Ich bin echt angetan. Weiß nicht, ob Du alle Leser so begeistern kannst wie mich, ich glaube da schwingt eine ordentliche Portion subjektiven Empfindens mit rein, aber mich hast Du.
Vorab, ich freue mich über deinen Mut zur Langsamkeit. Zu diesem pöh a pöh erzählen und eigentlich passiert da gar nichts erst Mal und das kann doch in der heutigen Zeit eigentlich gar nicht sein, man will doch Aktion und man bezahlt teuer (Yoga- etc.) Kurse oder Wellnesshotels, um entschleunigt zu werden. Manche gehen auch laufen oder schaffen sich einen Hund an. Und wie schwer es einem heutzutage fällt, sich wirklich auf die Ruhe, auf das "Nichts" (was kein Nichts ist) einzulassen, dass ist schon beängstigend manchmal. Du sagst aber, so Leser, jetzt mal bitte einen Kaffee holen, guck bisschen aus dem Fenster und lese mal ein paar Zeilen, lauf mit meinem Protagonisten bisschen in der Natur rum und lass das mal auf dich wirken. Komm runter, komm in den Text. So war jedenfalls mein Leseempfinden. Ich würde da auch nichts Kürzen, es ist schwer sich darauf einzulassen, aber wenn es gelingt, dann hat man fast ein bisschen Urlaub vom Alltag. Und Du machst das handwerklich auch wirklich sehr gut, ist nicht dein erster Text, Du schreibst nicht erst seit gestern.
Ja, uns klar, irgendwann muss jetzt auch mal Drama rein, sonst ist das ja mehr Tagebuch als Kurzgeschichte und die soll es ja sein. Und ich musste die ganze Zeit an einen Bericht denken, drei Schweizer in Schweden im Winter und 80 Meter vor der Schutzhütte erfroren, trotz GPS und voller Ausrüstung, die Rucksäcke fand man schon weit davor. 80 Meter ... so tragisch. Und ja, im Sommerhöschen kann man auch in Deutschland erfrieren :). Das mit der Brille fand ich gut. Sommerhose, Brille, Batterie alle, mehr braucht es auch in Deutschland nicht und ein 'eben mal schnell Laufen' wird zum Letzten, was man tut. Die Gefahr ist echt. Und ich sag es noch einmal, ich glaube, die Geschichte braucht, um wirklich die ganze Wirkung zu entfalten, diesen langen Weg bergauf vorab. Bergab gehts dann ja im wahrsten Sinne auch.

Ich habe die Geschichten total gern gelesen. Bin aber sicher auch voll die Zielgruppe.

Kritik - tja - am Anfang dachte ich, man diese Füllwörter!, aber sind ja alles Gedanke, dürfen wohl auch sein und ab irgendwann habe ich die gar nicht mehr registriert, da war ich wohl schon entspannter :D

Sehr, sehr gern gelesen!
Beste Grüße, Fliege

 

Liebe(r) Krummbein,

als ich Deinen Text zum ersten Mal gelesen hatte, wollte ich schon antworten, dass mich dieser philosophisch angehauchte Einstieg ärgere, wenn es doch nur ums Laufen geht. Nun ja, da ich im Rollstuhl sitze, kann ich dem Laufen nicht viel abgewinnen.

aber die Schritte werden immer größer, die Geschwindigkeit immer schneller
schon an dieser Stelle ist mir deutlich, dass das geschilderte Erlebnis und die Erzählung entgegengesetzt verlaufen. Die Geschichte nimmt nicht an Fahrt zu, eher entsteht der Eindruck, dass sie immer langsamer wird bis zu dem

Es wäre ein fließender Übergang.
Mir scheint, der Prot läuft gar nicht bewusst und aktiv, sondern sein Körper läuft mit ihm. Das hat schon etwas Meditatives an sich (um einen Bereich zu nehmen, den ich besser kenne).

Und dann das Ende:

dem unbändigen Drang, das Erlebte zu erzählen
Oh ja, das kann ich nachvollziehen. Sich an einem Erlebnis nicht nur zu erfreuen, sondern unbedingt die Mitmenschen teilhaben lassen. Das ist wichtig, aber manchmal denke ich schon: Koste das Erlebnis erst einmal aus. Erzählen kannst Du es immer noch, denn es ist ja abgeschlossen.

Gerne gelesen

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Jobär,

ja, mit dem Anfang hatten auch andere und nicht zuletzt ich selbst Probleme. Deshalb hab ich ihn nun geändert. Und ich denke, das ist auch die letzte Änderung. Nun hab ich nicht nur mit dem Erlebnis, sondern auch mit der Geschichte abgeschlossen. Und dieses Forum hat mir dabei geholfen. -Ich hab sonst niemanden, der mir unvoreingenommen seine Einschätzung dazu geben könnte.

Danke dafür und
liebe Grüße,
Krummbein.

 

Liebe Fliege,

(irgendwie habe ich mich mit dem Beantworten vertan, meine erste Antwort scheint dabei verlorengegangen zu sein, also nochmal:)

was mich ins Forum gezogen hat: ein Artikel in der Süddeutschen. Ich bin von der Idee eines solchen Forums begeistert.
Und wenn es nur einer ist, dem die Geschichte gefällt, dann hat sich die Arbeit gelohnt, sie aufzuschreiben. Selbst wenn die Geschichte von allen Kritikern zerrissen wird, ist das immer noch besser, als wenn sie nur mit dem Papier verschimmelt (heute: auf dem Datenträger formatiert wird), auf dem sie geschrieben wurde, wenn man sich shon einmal die Arbeit gemacht hat. Schließlich kann man am besten aus den eigen Fehlern lernen. Das Problem besteht nur häufig darin, sie zu erkennen.
Deshalb danke, deine Rückmeldung hat mich sehr gefreut.
Liebe Grüße,
Krummbein (kommt vom vielen Laufen, haha)

 
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Laufen oder nicht [l]aufen?
Das ist hier die Frage!,

lieber Krummbein,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Ja, die Entdeckung der Langsamkeit (darum langweilen sich Kinder so schnell), wenn's im Leben bergauf geht (oder doch so scheinen will) und dann im Herbst des Lebens rattapeng abwärts sich zunehmend zu beschleunigen scheint, was biologische u. a. Gründe hat (eine Art sehr spezieller Relativitätstheorie, wenn die Wundheilung mit dem Alter immer länger dauert, oder sozialpsycholgisch, wenn die Erwartungen nicht mehr in kürzer werdender Zeit erfüllt werden können, nur so als Beispiele. Als Mündel will man halt Vormund werden und nachher wieder jünger ... Zwanzig, behauptet ein Schlager. Ich würd heute 18 vorziehn, wenn's denn ginge.), da bedarfs keines Tauchvorgangs.

Ein langer Lauf ist wie ein Tauchgang zum Grunde eines Sees.

Und dieser erste, ich nenn's mal „schwimmende“ Vergleich, endet mit der ersten Flüchtigkeit, wenn scheinbar „machen“ mit „manch/e“ verwechselt wird,
Ich habe schon so mache Erkenntnis dort gefunden
und
Triumph
wie ein Strumpf endet und „geradeaus“ eben zusammengehört
tatsächlich, er fährt gerade aus.
(Da fährt einer eben gerade aus etwas heraus, wie's bei Dir steht)

Jetzt geht’s erst mal 5 km nur bergauf.
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben
Ok, fast alleine.
Oklahoma? Nee, ne: O. K., o. k. Ist die übliche Abkürzung für das keineswegs längere (vier Zeichen hier wie da, wobei in den standardmäßigen Abkürzungen die Leertaste nicht mitgezählt worden ist) "okay".

Zeichensetzung

natürlich keine Freizeitjacke[,] sondern Outdoor-Funktionsklamotten,
..., und noch ein kleines Stück[,] dann geht’s links ab.
zurück dorthin[,] wo ich herkomme.
(hier könntestu statt des Kommas auch einen Gedankenstrich anbringen)

Hat sie Sorge[,] es noch zu schaffen bis zurück?
– einatmen – ausatmen…
sollte man eh nie vergessen, aber auch nicht, dass die Auslassungspunkte, wie sie dastehen, behaupten, es fehle mindestens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort. Besser Leertaste nach dem „ausatmen“

In- und Transitives nebst Fäll-Falle

Ich nähere mich ihnen von hinten – hoffentlich erschrecken die nicht.
Wen wollen die erschrecken?

Aber Du fürchtst doch um sie … Also: Besser das Reflexivpronomen verwenden, „hoffentlich erschrecken die sich nicht“ oder "sind die nicht erschrocken".

Auf halber Höhe: Blick zum Horizont über dem See, die Sonne steht schon tief,
… über den See blickstu, im Dativ ertränke der Blick im See, der durch den Horizont begrenzt ist (nicht der See, der gar nix vom Horizont und dem Blick weiß). Bestenfalls küssen sich am Horizont Himmel und Gewässer (oder Erde i. S. von Land)

Ach, die Eifel , die

Geologie des Maares
verrät's, kann so schön sein bei einer Schnitzelpfanne native Pilsken und nach diesem Lauf bin ich erschöpft … Oder waren's schon 20 km, dass mein Knie streikt?

Was natürlich so nicht stimmt. Aber sieh's als kleine Übung an und schau in die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens …

rät der

Friedel,
der's nicht ungern gelesen hat (sonst hätt er kein Wort darüber verloren, was die noch nicht besuchten Wettbewerber nicht erschrecken muss. In einer Stunde maximaler Zeit im Internet kommt eben einer nach dem andern dran ...)

 

Hallo Krummbein

jetzt ist laufen nun mal in Form von laufen, also Leistungskram, nicht mein Ding. So ein bisschen joggen geht schon... aber niemals mehr wie ein paar Kilometer... oder besser noch: Tennis spielen, da bin ich nicht alleine... von daher ist diese Geschichte etwas speziell...
und irgendwie liest sich die Geschichte wie ein Erfahrungsbericht und teilweise gruselig, sodass ich bestimmt meine Einstellung zum Laufen nicht überdenken werde :)

Ein paar Anmerkungen:

je älter ich werde, desto früher überrascht mich das Jahresende.
kapier ich nicht: was ist das für eine Weisheit?

Ich habe schon so mache Erkenntnis dort gefunden und mit zurück gebracht an die Oberfläche des Alltags.
besser wäre es über die Erkenntnis selbst zu sprechen...

Ob die auch alle noch schnell ein Geheimnis ergründen wollen? ...
auch hier: von welchem Geheimnis sprichst du?

natürlich den Triumpf nicht anmerken lassen,
Triumph

der war mindestens zwanzig Jahre jünger als ich! Und ich mache ihn nass, zu Fuß! Tschaka! – Ich gebe zu, das ist infantil, aber das leiste ich mir, es macht irgendwie Spaß.
klingt auch infantil :)

us ihren Augen sprüht so ein Leuchten, wie von Stolz und Freude, hier noch wandern zu können in ihrem Alter, und von Begeisterung über den herrlichen Blick auf die untergehende Sonne über dem anderen Seeufer.
das Bild gefällt mir; nur "herrlicher" Blick, was ist das? eine Beschreibung wäre besser...

Anscheinend ein Mensch mit wenig Begeisterungsfähigkeit für Bewegung und Natur. –
klar: wer nicht Berge hochrennt, hat keine Begeisterung für die Natur :)

schönsten Moment des Abends, diesen Anblick von unbeschreiblicher Schönheit einzufangen. Ein – wie ich finde – ehrenvolleres Motiv zum Schneller-Werden-Wollen,
schön hast du schon ein paar Sätze zuvor und überhaupt: schön ist ein nichtssagendes Wort...

Ich liebe bergablaufen.
auch bergab fahren, mit Auto oder Rad ist klasse:)

ch würde ihn ja kaum berühren, vor lauter Schweben. Das Vergnügen dauert eh nie lange, da kommt schon wieder die nächste Steigung.
das mit dem Schweben ist eine Vorstellung, die mir gefällt...

Aber ich war gar nicht mehr fähig, darüber auch nur nachzudenken. Ich war auf die lange Strecke fixiert. Ist das schon der beginnende Altersstarrsinn? Dass man vom einmal gefassten Plan nicht mehr abweichen kann?
wäre vielleicht lyrischer auf das Schweben zu verweisen, statt auf Altersstarrsinn...

Der erste Blick auf die dahinter liegende freie Fläche tut sich gegen den schwarzblauen Nachthimmel auf.
klingt nicht elegant mit dem "tun"

Wind kommt auf, kalt und scharf. Und er wird immer schärfer, bis ich merke, dass das Scharfe gar nicht der Wind ist, sondern ganz feine Regentropfen, die mit hoher Geschwindigkeit ins Gesicht gepeitscht werden.
bisschen viel Schärfe...

Ich müsste schon längst dort sein! Das Licht wird noch heller, als wären tausend LED’s unsichtbar überall verteilt. Das ist unmöglich! Es ist, als leuchtet mir der Teufel den Weg in die Hölle! Wenn ich jetzt stolpere, mich verletze,
der Irrlauf insgesamt gefällt mir, aber warum gleich der Teufel ...

Welche Frage nach solch einem Lauf. – War’s schön! – Aber: ja, ich habe wieder etwas mitgebracht, vom Grunde des Sees. Nur das, was ich eigentlich wollte, war diesmal nicht dabei. - Macht nichts, vielleicht beim nächsten Mal.
das Ende gefällt mir. Ich habe die erste Version gelesen und das ist viel besser...

Ach: und herzliche willkommen hier :)
liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Krummbein,

ich habe mir gerade vorgenommen, mir noch mal diejenigen TdM-Geschichten näher anzusehen, zu denen ich mich noch nicht geäußert habe; Deine gehört dazu. Ich musste aber feststellen, dass es noch Fehler darin gibt, die schon vor längerem angemerkt wurden (z.B. "Triumpf", das hatte Friedel bereits vor einer Woche moniert).

Gehst Du da noch mal drüber, oder bleibt das so? Nur damit ich auf einer stabilen Version aufsetzen kann.

Grüße vom Holg ...

 

Hi Krummbein,

ich hoffe, du bist hier noch unterwegs, weil Holgs Frage nicht beantwortet wurde? Dein Lauf jedenfalls war für mich eine gute Lektüre, kann ich doch wegen einer Knieverletzung seit Oktober nicht laufen und du hast mich quasi ersatzweise mitgenommen :-). Gut, die Beklemmung am Schluss braucht es wohl wegen der Spannung, mir hätten aber auch das Dahintraben, der Sonnenuntergang und die Begegnungen gereicht, das war schön zu lesen und gut innerlich mitzulaufen. Hoffentlich hören wir noch von dir,

Grüße,

Eva

 

Hallo Krummbein,

tja, wie sag ich's? Ich glaube, bei mir hat deine Geschichte nicht funktioniert und zwar aus folgenden Gründen:

Du beschreibst die einzelnen Phasen des Laufs mit akribischer Gründlichkeit. Das hat mir grundsätzlich gefallen, und weil ich auch dachte, dass du diesen Raum benötigst, um dann auf den eigentlichen Punkt zu kommen.
Am Ende der Geschichte hast du aber genau diesen Punkt nicht intensiv genug beschrieben, so dass ich mich etwas übertölpelt fühle.

Es geht ja um die Erkenntnisse, die dein Protagonist aus seinem Lauf mitnimmt, dieses schöne Beispiel, auf den Grund des Sees zu tauchen und mit Neuem wieder hochzukommen.

Genau diese Phase des Laufs durchläufst du in zu schneller Geschwindigkeit.

Innerhalb des Textes gelingt es dir durchaus Spannung aufzubauen, aber genau an der Stelle, bei der die Spannung noch einen Dreh mehr bekommen müsste, läufst du drüber weg und zwar meine ich diese Stelle:

Aber was ist das? Es ist ein Anblick, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe. Vor mir in 100 Metern Entfernung eine schwarze Wand oder eine gigantische Walze. So etwas kenne ich bisher nur aus Filmen über Sandstürme in der Wüste. Und sie kommt genau auf mich zu – gruselig!

Und nun erwarte ich Details dieser gruseligen Situation und erfahre:

Der Wind wird immer stärker und der Schnee immer mehr. Mein Gesicht beginnt einzufrieren. Meine Beine werden kalt.

Das ist viel zu allgemein gehalten. Der Wind wird auch wenn ich schneller mit dem Rad fahre, stärker und dabei gibt es nichts Gruseliges, und immer mehr Schnee, ist solange langweilig, wie er nicht konkret mir etwas antut. Und kalte Beine bekomme ich auch, wenn ich im Sommer lange genug in der Nordsee stehe. Verstehst du, was ich vermisse?
Allenfalls das einfrierende Gesicht ist eine leicht konkretere Schilderung, aber leider nicht konkret genug.
Was genau friert da ein? Meist ist es die Nase, die zuerst auf Kälte reagiert. Was spürt der Prota jetzt?
Was tut ihm weh? Sticht die Kälte, schneidet sie, wie ein Messerritz in den Finger, oder wie ein fieses Abrutschen mit der Rasierklinge beim Rasieren, reißt die Haut?
Du kündigst Grusel an und berichtest dann von Kälte und zugeeisten Brillengläsern.

Du willst mir eine Flasche Wasser spendieren und ich bekomm aber nur einen Schluck. So fühl ich mich.
;)

Den Absatz davor, in dem du den "Regen" beschreibst, der hat mir gefallen, weil ich zusammen mit deinem Prota spüren konnte, was passiert. Der passt.

Was mich auch noch gestört hat, ist dass es zu schlagartig dunkel wird, du also kein Hineingleiten in die Dunkelheit beschreibst. Das kommt zu unvermittelt.

Du schreibst zudem auch hier ungenau:

Als ich oben ankomme, ist es schon ziemlich dunkel.
Ziemlich? Das ist so ein Unwort wie "vermutlich", "wahrscheinlich" etc. Das Wort ist ohne Aussagekraft und wenn du es benutzt, verminderst du damit die Gesamtaussage des Satzes.

Später als die schwarze Wand auf deinen Prota zurast, erklärst du:

Von jetzt auf gleich wird es fast komplett dunkel.
fast komplett ist leider auch so ein Ausdruck, der zur Verschleierung der wirklichen Aussage beiträgt." Es ist dunkel" ist schon ein Begriff, der für sich genommen auch nicht so arg was hergibt. Was ist in deiner Geschichte genau "dunkel"?
Dein Prota meint die Stirnlampe zu benötigen und gibt dann aber auf, als diese nur funzeliges Licht gibt. Heißt das, dass es dann doch nicht so dunkel war, dass er also ohne die Lampe noch laufen konnte?

Da fehlen mir genauere Beschreibungen. Du kennst doch sicherlich das Gefühl, wenn man aus gleißendem Sonnenlicht in z.B. eine dunkle Kirche tritt. Man hat für ein paar Sekunden das Gefühl, man müsste sich wo festhalten, weil man blind ist. Oder du bei hellem Tageslicht in einen unbeleuchteten langen Tunnel. Was passiert da? Welche körperlichen und gefühlsmäßigen Abläufe geschehen da?

Daher meine Frage, was dein Prota gemacht hat. Ist er jedes Mal weiter gelaufen oder stehen geblieben? Hat er die dunkle Wand gesehen, ist in sie reingelaufen und hat dabei noch versucht, seine Stirnlampe zu aktivieren?
Wenn er das geschafft haben sollte, dann solltest du es erklären, wieso es so ist. Vielleicht weil er auch, wenn er die Augen schließt noch vernünftig geradeaus laufen kann oder sonst welche aussergewöhnliche Begabung besitzt.

Das ist ja das Grandiose an der Schreiberei. Du darfst alles, wirklich alles möglich machen. Du musst es nur so gut in Worte kleiden, dass dir der Leser das abkaufst.

Du merkst an meinem Gemecker, dass ich dir Ungenauigkeiten vorhalte und das liegt einerseits daran, dass auf dem Höhepunkt der Spannung du dich rausmogelst, indem du wichtige Details weglässt, aber auch daran, dass von vorneherein deine Geschichte detailverliebt angelegt wurde.

Die im Leser erweckten Erwartungen müssen dann auch bis zum Ende der Geschichte erfüllt werden, sonst ist man enttäuscht. :D

Ich habe die Vorkritiken aus Zeitgründen nicht gelesen, daher kann es eventuell zu Dopplungen kommen. Hier noch ein wenig Textkram, der mir auffiel:

natürlich keine Freizeitjacke sondern Outdoor-Funktionsklamotten
vor sondern bitte ein Komma

es macht irgendwie Spaß.
irgendwie ist auch wieder so ein Füllwort, ohne Aussagekraft. Würde ich streichen.
Noch besser wäre es, da auch das Wort Spaß nicht sehr konkret etwas aussagt, weil Spaß wirklich für jeden etwas anderes darstellt, wenn du genau beschreibst, welches Gefühl dein Prota beim Laufen erlebt. Was ist das, was er als Spaß bezeichnet genau?

was einem selbst so viel bedeutet!
Dieser Satz steht stellvertretend für etliche andere, die mit einem Ausrufungszeichen enden. Bitte schau dir im Duden an, wann das normalerweise gesetzt wird. Ich empfinde es als störend, wie häufig du Sätze damit enden lässt und habe mich gefragt, was genau du bezweckst.

Es gelingt mir einfach nicht, es einzufangen. Was ich sehe, ist nur ein Abklatsch, eine schlechte Kopie.
Hier habe ich zu bemängeln, dass du Inhalt wiederholst. Das kenn ich selbst von mir gut und ich versuche es zu vermeiden.
Je mehr du an Beispielen bringst, wie ein Abklatsch, eine schlechte Kopie,und ich füge zur Veranschaulichung noch eine verschwommene Blaupause, ein schwacher Abdruck, ein hohler Wiederhall an, desto schwächer wird deine Aussage. Such dir den stärksten Begriff aus und dann eliminiere den Rest.

OK? Verstanden? Ich meine, ist das bei dir angekommen? Sagst du mir, ob du es erkannt hast? Bekomm ich ein Feedback, ob du begriffen hast, was ich meine? :D

Ich hab jetzt total übertrieben, dein Schreibstil ist keineswegs so schlimm, aber das ist ja leider der große Nachteil einer Kommunikation via Internet. Man kann nie sehen und hören, ob das Gegenüber mit dem, was man mitgeteilt hat, was anfangen konnte.

Bei deiner Überschrift habe ich eine ganze Zeit lang darüber nachgedacht, ob sie mir gefällt. Sie ist arg bieder. Aber alle meine Verbesserungsideen wären viel zu aufgesetzt gewesen, die Geschichte handelt von einem Lauf und insoweit ist der Titel grundehrlich.

Auch wenn es dir vielleicht jetzt so vorkommen mag, dass ich mit nichts zufrieden war, möchte ich dennoch erwähnen, dass deine Geschichte flüssig zu lesen war und das kann man wirklich nicht von jeder Geschichte hier auf wortkrieger.de behaupten.

Lieben Gruß

lakita

 

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