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Der letzte Gang der Stadt

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31.12.2016
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Der letzte Gang der Stadt

„Das ist unser Platz“, freute sie sich, „den kann uns niemand nehmen.“
„Sag es nicht zu laut“, meinte er skeptisch, „in letzter Zeit haben sie so Vieles neu gebaut, wer weiß vielleicht steht hier bald schon ein Spielplatz und hier tummeln sich kreischende Kinder mit ihren viel zu besorgten Müttern.“
„Ach, das glaube ich nicht, sie werden diesen Platz so lassen wie er ist. Für immer“, entgegnete Nora und war sich dabei sicher, als wäre sie in den Entscheidungsprozess der Stadt über die Baumaßnahmen direkt involviert.

Vielleicht zweifelte sie aber selbst daran, ob dieser Platz doch nicht schon bald anders aussehen würde, und wollte ihre Zweifel so überspielen. Sie klammerte sich gerne an Wunschvorstellungen. Für sie hatten manche Dinge eine unglaublich starke Symbolkraft, so wie dieser Platz, an dem sie sich gemeinsam jedes Wochenende den Sonnenuntergang anschauten. Auch sonst kamen sie oft hierher, einfach nur um da zu sein.

„Fühlst du das?“, fragte sie mit sanfter Stimme und blickte zu Gerard.
„Ja, wie immer, es ist atemberaubend“, stimmt er ihr zu und nickte zufrieden.
Die Sonne war gerade noch so zu sehen, es waren die letzten Minuten bevor sie für heute vom Himmel verschwinden wird.
„Ist schon faszinierend, bei uns geht die Sonne gleich unter, und woanders geht sie auf“, staunte Nora, so als hätte ihr ein Astronom diesen Sachverhalt gerade erst beigebracht.
„Es ist schon ein Wunder“, stimmte Gerard in das Staunen von Nora mit ein.

Es war eine warme Sommernacht und um Gerard und Nora herum bewegten sich einige Leute durch das Nachtleben der Stadt. Die Beiden mochten es, wenn um sie herum etwas los war und dennoch waren sie in den Momenten des Sonnenuntergangs auch immer irgendwie nur ganz für sich allein. Das Treiben der Menschenmassen verschmolz mit dem Sonnenuntergang zu einer perfekten Kulisse, um das Leben für einige Zeit in vollendetem Glanz zu genießen.

„Wir Menschen sind wie die Sonne“, philosophierte Nora.
„Weil wir, wenn wir wollen, auch alle so schön strahlen können?“, wollte Gerard wissen, worauf sie hinauswollte.
„Nein, das meine ich eigentlich nicht“, erklärte Nora und überraschte ihn, „wir gehen doch irgendwie auch alle auf und unter, manchmal verstecken wir uns, aber manchmal wirken wir auch so auffällig und groß, dass uns eigentlich niemand übersehen kann. Nur wer unsere Schönheit wirklich wahrnimmt, dass wissen wir meistens nicht sicher.“
„Verdammt! Ist das tiefsinnig“, dachte Gerard, sagte aber nichts, weil er der Meinung war, dass ein kurzes Innehalten jetzt besser passte.

„Hättest du gedacht, dass es so kommt“, fragte er dann, „dass wir nach all den Jahren noch immer hier sitzen würden?“
„Scheiße nein“, schluchzte Nora, schüttelte den Kopf und musste dabei lächeln, „wir wollten doch unbedingt weg, einfach nur weg von hier. Ich weiß selbst nicht mehr, warum wir dann doch geblieben sind.“
„Oh man“, rief Gerard aus und begann jetzt auch vor sich hin zu lachen, „ich habe auch keine Ahnung mehr, was uns hier gehalten hat. Fuck! Eigentlich hätten wir ja gehen können jederzeit.“
Nora nahm seine Hand und blickte ihm tief in die Augen. Dann kurz bevor sie sich eigentlich folgerichtig hätten küssen müssen, legte sie, wie jedes Mal, stattdessen ihren Zeigefinger sanft auf seine Lippen. Genau in diesem Moment verschwand die Sonne endgültig vom Himmel.
„Wir haben es komplett verkackt oder?“, erkundigte sich Nora.
Ihre Stimme klang rein und friedvoll.
„Ja haben wir“, antwortete Gerard trocken und sprach genau das aus, was Beide in diesen Tagen so ängstlich machte, „mir wird schwindlig bei der Frage, wie es die nächsten Wochen weitergeht. Können wir bitte einfach hier sitzen bleiben, für immer? “

Nora strich Gerard sanft mit ihrer zarten Hand über die Wangen. Sie nahm ihn in den Arm und presste ihre Körper so fest sie nur konnte aneinander. Dann schauten sie beide Richtung Himmel in der Hoffnung auf irgendein außerirdisches Signal.
„Wir hatten doch so viel vor. Wir hatten so große Pläne“, haderte Gerard, obwohl es hier so schön für ihn und Nora war.
„Wir müssen weg von hier, auch wenn wir uns hier so geborgen fühlen“, erkannte Nora, „sonst wird sich nie etwas ändern.“
„Weißt du ich habe unglaublich Schiss davor, einfach alles hier aufzugeben. Wie können wir uns sicher sein, dass es klappt?“, fragte Gerard ängstlich, denn bei dem Gedanken daran alles, nicht nur das Schlechte, sondern vor allem auch das Gute, mit einem Mal loszulassen, wurde Gerard übel.
„Können wir nicht“, blieb Nora ehrlich, „aber Träume machen nun Mal Angst, wenn sie groß sind. Ich will nicht eines Tages aufwachen und registrieren, dass ich meinen nie wirklich gelebt habe.“
„Dann muss das hier also wohl alles enden, gerade jetzt wenn es am Schönsten ist“, schlussfolgerte Gerard und sah, wie das Wasser des Sees vor ihnen den Mondschein reflektierte und so die Umgebung in ein weiches, weißes Licht hüllte. Die Gesichter der Menschen um sie herum verblassten und auch den Rest der Stadt konnten die Beiden nicht mehr wahrnehmen. Alles was es jetzt noch gab, waren sie und ihre Hoffnungen im Scheinwerferlicht des Nachthimmels.

Ihre Blicke streiften über den Horizont und ihre Köpfe projizierten all ihre Träume und Wünsche für die Zukunft wie einen Film in das tiefe Schwarz des Universums. Ihre Seelen waren längst miteinander verschmolzen und so sahen sie genau dieselben wunderschönen Szenen, die sich vor ihrem geistlichen Auge abspielten. „Siehst du Gerard“, sagte Nora hoffnungsvoll und zeigte in den Himmel, „wir können sein, was immer wir sein wollen.“ „Ja“, nickte Gerard und beließ es dabei. Dem war nichts hinzuzufügen. Und obwohl beide wussten, dass es niemals genauso geschehen würde, wie sie es sich ausmalten, hatte die Zukunft in diesen Augenblicken ihren Schrecken verloren.

 

Hallo Niklas6 und ein herzliches Willkommen bei den Wortkriegern. (Dies ist der erste Post des neuen Jahres. Wuhu!)

Bevor ich mit deiner Geschichte anfange, möchte ich erstmal etwas Allgemeines sagen: Die brauch dringend Absätze. So als Block sieht das fürchterlich aus und es liest sich mehr als unangenehm. Dialoge solltest du untereinander setzen, weil es deinen Lesern hilft, die Akteure auseinanderzuhalten. Dann schauen wir mal, was du beigesteuert hast.

„Das ist unser Platz“, freute sie sich

Freuen ist keine Form des Sprechens, sondern eine Emotion. Emotionen zeigt man. Daher ist 'freute' an dieser Stelle unpassend.

„Sag es nicht zu laut“, meinte er skeptisch,

Das ist jetzt total subjektiv, aber ich bin der Meinung, dass 'meinte' hier nicht passt. Er drückt ja keine Meinung aus, sondern sagt etwas.

in letzter Zeit haben sie so Vieles neu gebaut, wer weißKOMMA vielleicht steht hier bald schon ein Spielplatz,

'In' groß.

. Für immer.“, Nora war sich sicher

Das Komma am Ende der wörtlichen Rede brauch es in diesem Fall nicht, weil es mit einer Aussage weitergeht. Das ist nicht mehr derselbe Satz.

Beispiel:

"Für immer", sagte Nora. <<< läuft noch im selben Satz
"Für immer." Nora war sich sicher[...] <<< geht mit einer völlig anderen Sache weiter.

Vielleicht zweifelte sie aber selbst daran,

Warum vielleicht? Ist sich deine Erzählstimme unschlüssig darüber, wie Nora zu dieser Sache steht? Sollte sie nicht sein. Der allwissende Erzähler ist - wie es der Name schon sagt - allwissend. Wenn sie auch nur den kleinsten Zweifel hat, dann ist sie sich nicht sicher. Da brauch es das Vielleicht nicht.

es ist atemberaubend“, nickte er zufrieden.

Nochmal. Nicken ist eine Handlung, keine Art zu sprechen. Er kann etwas sagen und zufrieden nicken, aber wenn er nur nickend da sitzt, weiß keine Sau, was er damit bezwecken möchte.

"Warum versteht mich keiner, obwohl ich im Morsecode nicke?", nickt Gerard. Die Leute um ihn herum sahen ihn überfragt an.
"Ich glaube er hat einen Schlaganfall", sagte eine Passantin.
"Nein! Mir geht es gut!", nickte Gerard.
"Holen wir ihm einen Arzt."

bevor sie für heute vom Himmel verschwinden sollte

Sie sollte nicht verschwinden. Sie verschwindet. Die Menschen haben da nichts mit zu schaffen und die Sonne beugt sich keinen sozialen Konventionen.

Vorschlag: "bevor sie für heute vom Himmel verschwand"

staunte Nora

Inzwischen solltest du dir denken können, was ich hier zu meckern habe. Staunen ist eine Emotion, yatatatata. Ich führ's der Vollständigkeit halber auf.

„Es ist schon ein Wunder“, stimmte Gerard in das Staunen von Nora mit ein.

Das klingt, als würden die einen Kanon des Staunens veranstalten - nicht richtig ist es trotzdem.

Sagt dir "Show, dont tell" etwas? Bis jetzt sagst du uns ziemlich akribisch auf, was die Leute empfinden, aber du zeigst es nicht. Erstaunen kann man beschreiben. Das kann eine Szene deutlich effektiver machen, als wenn einer hinter seinen Figuren steht, auf sie zeigt und sagt "Der staunt gerade. Jetzt ist er traurig. Jetzt ritzt er sich."

Es war eine warme Sommernacht, und um Gerard und Nora herum, bewegten sich einige Leute durch das Nachtleben der Stadt.

Die Kommas nach Sommernacht und herum können weg.

auch immer irgendwie nur ganz für sich allein.

Da ist er wieder, der unentschlossene Erzähler.

"Ja, also irgendwie waren sies ja, aber dann auch wieder nicht, weil is halt so. Vielleicht waren sie allein, vielleicht auch nicht, woher soll ich das wissen? Es ist ja nicht so, als hätte ich mir die Figuren ausgedacht, woher soll ich denn wissen, was bei denen im Kopf los ist? Jeez."

Das Treiben der Menschenmassen verschmolz mit dem Sonnenuntergang zu einer perfekten Kulisse, um das Leben für einige Zeit in vollendetem Glanz zu genießen

Warte. Ist die Sonne denn schon zum roten Riesen geworden, weil das Treiben mit ihr verschmilzt? Haben Nora und Gerard mehrere Augen überall am Kopf? Wo genau sitzen die eigentlich? Wenn die Leute um sie herum gehen, wie kann der Augenblick dann mit dem Sonnenuntergang verschmelzen? In meinem Kopf sehen die zwei einen Sonnenuntergang und hören die Geräusche der Passanten. Wenn sie die sehen, haben wir es mit einigen wirklich geltungssüchtigen Menschen zu tun, die sich ständig ins Blickfeld der zwei Figuren drängen.

„Wir Menschen sind wie die Sonne“

Riesige Feuerbälle, die irgendwann explodieren und unser ganzes Sternsystem auslöschen? Ja, das kommt ungefähr hin.

„wir gehen doch irgendwie auch alle auf und unter, manchmal verstecken wir uns, aber manchmal wirken wir auch so auffällig und groß, dass uns eigentlich niemand übersehen kann. Nur wer unsere Schönheit wirklich wahrnimmt, dass wissen wir meistens nicht sicher.“

Die Sonne geht nicht auf oder unter. Die Erde dreht sich um die Sonne, wodurch der Eindruck entsteht, dass sie auf und unter geht. Eigentlich ist unser kleiner Kreisel aus Dreck nichts anderes als die Bitch der Sonne. Außerdem ist die Sonne nicht schön. Die Sonne ist ein riesiger Haufen von chemischen Prozessen und wir sollten froh sein, dass die da ist, wo sie ist, sonst ginge es uns schlecht. Klar, man kann die Sonne romantisieren, aber das ist faktenfremde Hobbyphilosophie, die schön klingen soll.

„Verdammt! Ist das tiefsinnig“

Nein, ist es nicht. Das könnte ein Hippie bei einem Sit-in sagen, während alle high sind. Dann wäre es tiefsinnig. Aber das ist die Frage "Ist grün nass und wenn ja wohin?" in diesem Moment auch.

„Scheiße nein“

*g*
Die ganze Zeit bemüht sich der Text um einen poetischen Ton und plötzlich kommt "Scheiße, nein." Es passt an dieser Stelle überhaupt nicht.

Sie nahm ihn in den Arm, und presste ihre Körper, so fest sie nur konnte, aneinander

Das klingt nach einer unangemessenen Gewaltanwendung ...

*****

Das reicht an Detailkram. Da gäbe es noch so viel aufzuzeigen, aber damit würde ich dir einen ganzen Haufen Arbeit abnehmen. Ganz besonders aufgeregt hat mich die Dialogführung.

"Was machen wir heute?", machte Nora die Eier.
"Wir gehen zu unserem Platz und sitzen stundenlang dort herum", wusch Gerard die Wäsche.
"Und was genau tun wir an diesem Platz?", fütterte Nora die Katze.
"Wir beschmeißen uns mit pseudophilosophischen Ansätzen und loben uns dafür", räumte Gerard die Wäschespinne weg.
"Das klingt schrecklich langweilig und passt genau zu uns", zog Nora die Jacke an.

Da würde ich zuerst ansetzen. Das liest sich einfach nicht schön und du machst es dir als Erzähler dadurch etwas einfach, wenn es um die Übermittlung von Informationen geht. "Steht ja da, was die fühlen, den Rest denkt sich der Leser" ist eine recht faule Art. Du weißt doch, wie sich ein Gefühl anfühlt und mit welchen Gedanken du es verbindest, oder? Bring das mit ein.

Zweitens: Die Pseudophilosophie. Was Gerard als deep bezeichnet, finde ich albern und haltlos - und das sage ich als Mensch, der mit philosophischen Ansätzen überhaupt nicht umzugehen weiß. Das könnte man als romantisches Geschwafel, als heat of the moment, bezeichnen, wenn Gerard nicht der Meinung wäre, er müsste dem Leser implizieren, dass das, was sie da hustet, total tiefsinnig ist.

Drittens: Du musst diese Geschichte nochmal korrekturlesen. Sie steckt voller Zeichenfehler. Ein paar wenige hab ich dir aufgezeigt, aber da sind noch viel, viel mehr drin versteckt. Wenn ich jeden Fehler rausgesucht hätte, wäre mein Beitrag zehn Mal so lang geworden.

Insgesamt war das ein mittelmäßiger erster Versuch. Es war kein Mist, aber auch weit von einer guten Geschichte entfernt. Mein letztes Wort dazu ist ein indifferentes "Meh."

 

Hallo Niklas6,
mich interessiert, wie du auf den Titel zur Geschichte kamst.
Nur vom Titel geschlossen hatte ich etwas in Richtung Fantasy oder SciFi erwartet, so was in der Art "eine Stadt, die sich selbstständig macht". Vielleicht entgeht mir einfach der Zusammenhang zwischen Titel und Geschichte? Deshalb wüsste ich gerne, was du dir dabei gedacht hast. Dankeschön und Grüße vom Blaustrumpf.

 
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Hey Blaustrumpf,
genau diese Leserreaktion wollte ich mit dem Titel erreichen. Ich hätte das Ganze ja auch einfach "Der letzte Gang" oder so etwas in der Art nennen können, es ist ja eigentlich auch der letzte Gang der Protagonisten bevor sie die Stadt verlassen. Ich fand es aber interessanter im Titel dann die Stadt zu personalisieren und den Gang eben auf die Stadt zu beziehen, einerseits um die enge Verbindung der Protagonisten zur Stadt zu zeigen, und andererseits eben um Fragen beim Leser aufzuwerfen. Finde es sowieso auch gerade interessant Geschichten zu schreiben, die beim Leser Fragen aufwerfen. Bei denen er sich nach dem Lesen erst einmal denkt, Moment, wie war das noch und warum läuft das jetzt so? Denn genau dann hat man als Autor/ Künstler ja sein Ziel erreicht, wenn man den Leser dazu bringt über das Geschriebene nachzudenken und er sich nach dem Lesen eben nicht sagen kann, okay schöne Geschichte, mir ist alles klar, muss ich mich nicht weiter mit beschäftigen. :)

 

Danke Niklas6, für die Antwort. Damit ist mir deine Intention klar und solche Kunstgriffe können durchaus funktionieren. In diesem Fall aber, meiner Ansicht nach, geht der Schuss eher nach hinten los. Deine Geschichte hat ja nun leider, wie bereits von NWZed angeführt, einige erhebliche Mängel. Wenn dann auch der Titel zu Irritation führt, ist das nicht förderlich. Es passt einfach nicht. Die Stadt spielt nur für deine Prots eine Rolle, der Leser erfährt im Grunde nichts über sie und da deine Prots sich in Schwafelei ergehen, wird auch nicht recht klar, warum diese Stadt so was Besonderes für sie ist. Vielleicht hätte es funktioniert, wenn du deine Prots etwas mehr wie echte Menschen hättest reden lassen, wenn sie erzählt hätten, warum ihnen die Stadt so wichtig war und warum es nun so wichtig ist, dass sie weg möchten. Das kommt mit dieser Küchenphilosophie, in der sie sich ergehen, einfach nicht rüber. Tut mir leid, für mich ist das Ganze nicht rund. Aber das ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack. Gruß, Blaustrumpf

 

Hey Blaustrumpf,
wenn ich dich und NWZed zum Nachdenken angeregt habe und ihr euch als Leser an der Geschichte aufreibt, habe ich mein Ziel erreicht. ;)

 

Also war es natürlich deine Absicht, eine Geschichte in diesem Zustand abzuliefern? Na, herzlichen Glückwunsch.

 
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Niklas6 schrieb:
Finde es sowieso auch gerade interessant Geschichten zu schreiben, die beim Leser Fragen aufwerfen. Bei denen er sich nach dem Lesen erst einmal denkt, Moment, wie war das noch und warum läuft das jetzt so? Denn genau dann hat man als Autor/ Künstler ja sein Ziel erreicht, wenn man den Leser dazu bringt über das Geschriebene nachzudenken

Na ja, Niklas, also ich seh das schon ein bisschen differenzierter. Es gibt nämlich durchaus Fragen, die ich mir als Leser lieber nicht will stellen müssen. Nämlich diejenigen Fragen, die nicht einen eventuellen tieferen Sinn der Geschichte, sondern schlicht Unstimmigkeiten betreffen.

Um es kurz zu machen: Mir fehlt in deiner Geschichte die Dämmerung.

Die Sonne war gerade noch so zu sehen, es waren die letzten Minuten bevor sie für heute vom Himmel verschwinden sollte.

Es war eine warme Sommernacht,

Das Treiben der Menschenmassen verschmolz mit dem Sonnenuntergang zu einer perfekten Kulisse,

Genau in diesem Moment verschwand die Sonne endgültig vom Himmel.

… und sah, wie das Wasser des Sees vor ihnen den Mondschein reflektierte, und so die Umgebung in ein weiches, weißes Licht hüllte.

Also ich komm da einfach mit dem zeitlichen Ablauf nicht zurecht. Da geht eben erst die Sonne unter (seltsamerweise schreibst du trotzdem von „Nacht“) und unmittelbar nach dem Sonnenuntergang ist die Szene „in Mondlicht gehüllt.“ (Nchts in der beschriebenen Handlung lässt darauf schließen, dass da viel Zeit vergangen wäre.)
Ich ahne deine Absicht. Vermutlich willst du ein möglichst romantisches Setting entwerfen, und dazu brauchst du halt die all die sattsam bekannten Requisiten. Sonnenuntergang, Mondschein usw., nur ja nichts auslassen. Aber für mich geht das halt zu Lasten der Nachvollziehbarkeit, bzw. der Glaubwürdigkeit. Dir mögen diese Einwände jetzt kleinlich vorkommen, aber im besten Fall soll Lektüre doch auch Bilder im Kopf erzeugen, man will als Leser in die Szene hineingezogen werden, sie sich vorstellen können. Das funktioniert aber nur dann, wenn man nichts hinterfragen muss, wenn man sich nicht z.B. fragt: „Moment! Wieso ist es jetzt plötzlich Nacht? Sitzen die zwei da jetzt schon stundenlang herum? Oder spielt die Story gar irgendwo in Äquatornähe?“ Na ja, und ab dem Moment, wo man sich solche Fragen stellt, ist man nur noch halb in der Geschichte drin, im blödesten Fall liest man zurück, weil man fürchtet, was überlesen zu haben und sowas ist nie gut.
Versuch dir deine Geschichte mal als Film vorzustellen. Vermutlich wäre das so eine Folge von Schuss- und Gegenschussaufnahmen auf die Gesichter der beiden, während sie miteinander quatschen. Und ab und zu gibt’s vermutlich eine Totale von der Umgebung. Und der Himmel im Hintergrund? Äh, würde sich der jetzt quasi in Zeitraffer verfinstern? Tja, und ab da funktioniert‘s für mich leider nicht mehr, da achte ich dann nicht mehr drauf, was die beiden reden, sondern wundere mich nur noch über die Nichtplausibilität der Szene und damit geht natürlich jegliche Illusion den Bach runter. Und beim Lesen ist’s ja im Grunde genauso, da will man ja eigentlich auch in eine andere Realität eintauchen. Und da ist’s halt blöd, wenn solche im Grunde leicht vermeidbaren Unstimmigkeiten total von der Story an sich ablenken.

Tja, das waren so meine Gedanken zum Text.

Willkommen hier, Niklas.

offshore

 

Die Absicht war wie immer schreiben um des Schreibens willen, mehr nicht. Und wenn sich Leute dann noch darüber aufregen können, umso besser. ;)

 

Die Absicht war wie immer schreiben um des Schreibens willen, mehr nicht. Und wenn sich Leute dann noch darüber aufregen können, umso besser. ;)

Also Niklas6, auch von mir ein herzliches Willkommen.

Eigentlich wollte ich dich ja fragen, ob du das wirklich ernst meinst, und ob du es tatsächlich gut findest, wenn deine Leser sich über Zeugs aufregen, das gar nichts mit der Geschichte zu tun hat, sondern vielmehr in Logikbrüchen oder in formalen Mängeln besteht.
Aber ich fürchte gerade, dann kriegt man eh nur wieder so eine ähnliche Antwort.

Mich jedenfalls bringt die "raffinierte Provokanz" deines Textes tatsächlich zum Nachdenken. Und zwar, ob ich die Geschichte mit dem Daumen in unser Korrekturcenter verschiebe oder mit dem Zeigefinger.

Dort hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du verbesserst deine Geschichte so, dass sie lesbar ist. Also Kommafehler etc. aber auch die Formatierung solltest du lesbar machen.

Im Korrekturcenter gibt es diverse Rubriken, mit deren Hilfe du weiterkommst. Wenn du die Geschichte verbessert hast, schickst du Tserk eine PM, der schiebt deinen Text dann wieder zurück. Tserk ist der Moderator des Korrekturcenters.
Die zweite Möglichkeit ist, du lässt den Text liegen, dann wird er allerdings nach vier Wochen gelöscht, was ja auch nicht Sinn der Sache sein kann.

Ich wünsch dir viel Erfolg beim Überarbeiten.
Novak

 

Die formalen Mängel beseitige ich natürlich, die sind nicht Sinn der Sache, das ist klar. Aber die Logikbrüche sind durchaus gewollt. Für mich gibt es nichts, was Kunst nicht darf. Das ist ja das Schöne an ihr. Ihr müsst meine Meinung natürlich nicht teilen, aber ich denke einen freundlichen Umgangston sollte man sich immer bewahren.
LG Niklas

 

Ja, den freundlichen Umgangston hab ich wie alle Mitglieder hier auch recht gerne. Da sind wir uns dann ja einig. Bisher war ich mir da nicht ganz so sicher. Auch, dass du dich nun der formalen Mängel annehmen willst, freut mich natürlich sehr.
In diesem Sinne alles Gute beim Verbessern.

 

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